Hallo!
„Erstveröffentlicht" habe ich diese FF im HP-Buch-Forum, aber ich denke sie passt auch gut hierher.
Im großen und ganzen geht es um Stücke aus Snapes Erinnerung, von seiner Kindheit bis hin zu seiner Schulzeit, seiner Todesservergangenheit und dem Grund, wieso er sich von Voldemort abwandte.
Wer keine Spoiler haben will, sollte nicht unbedingt diese FF lesen (bzw. das erste Kapitel), denn hier wird in Anlehnung an Buch 6 Snapes Herkunft verraten – und ich möchte ja keinen spoilern, der den sechsten Band noch nicht gelesen hat.
Allen anderen wünsche ich viel Spaß, diese FF ist allen Snapefans gewidmet, die wie ich finden, dass Snape ein tragischer Held ist seufz
Der Regen tröpfelte
die schmutzige Fensterscheibe hinunter. Obwohl es schon weit nach
Mitternacht war stand ein großer, hakennasiger Mann am Fenster
und fuhr gedankenverloren das Muster nach, das die Regentropfen auf
der Scheibe zeichneten.
Snape seufzte und wand sich vom Fenster
ab. Im Zimmer war es dunkel, er hatte keine Kerze angezündet.
Nochmals seufzen, dann setzte er sich auf sein Bett und rieb sich den
Schlaf aus den Augen.
Er konnte nicht schlafen. Nicht mehr.
„Verdammte Alpträume", knurrte er und legte sich wieder ins
Bett, die Augen nach einer Stunde immernoch offen und das Herz
schwer.
Es waren diese Alpträume. Alpträume aus der
Vergangenheit. Sie umklammerten sein Herz und machten es schwer.
Viel zu schwer. Er streckte sich in seinem Bett aus und drehte
sich auf die Seite.
Es war so wie in fast jeder Nacht, manchmal
wünschte er sich, dass er alle Erinnerungen, die ihn so
schmerzten, vergessen könnte. Einfach vergessen, wie als würde
er unter Amnesie leiden. Das wäre wunderbar. So wunderbar.
Meistens strömten die Erinnerungen auf ihn ein, wie unter
Zwang, und meistens nachts, wenn er schlafen wollte. Damit er sich
auch ja seines verkorksten Lebens auch im Schlaf erinnerte, schien es
ihm.
Er hatte sich schon oft einen Schlaftrunk gemacht, doch
diese waren nie stark genug. Oder vielleicht waren die Zutaten, die
Madam Sprout ihm manchmal aus dem Schulgarten gab, einfach zu
schlecht. Er grinste sarkastisch bei dem Gedanken.
Er schloss die
Augen, doch die Erinnerungen kamen alle wieder, ungefragt und
ungewünscht. Er schlief langsam wieder ein, und träumte von
einem Streit, den seine Eltern einmal vor langer Zeit gehabt
hatten...
„Na, mein Schatz?" Eileen Snape küsste ihren Sohn auf die Stirn und lächelte ihn an. Ihre dunklen Augen leuchteten, als sie ihren kleinen Sohn auf den Arm nahm. „Oh, du bist ganz schön schwer, Severus." Der kleine Junge schmiegte sich an sie und wollte nie wieder loslassen. Es kam selten genug vor, dass seine Mutter ihn hochnahm und ihn liebkoste. Eileen Snape war eine hübsche Frau, doch ihre Gesichtszüge waren hart. Über allem thronte ein blaues Auge, dass sie sich vergangene Nacht zugezogen hatte. Ihrer Nachbarin hatte sie erzählt sie sein die Treppe heruntergefallen, doch diese alte neugierige Vettel von nebenan wusste es eh schon besser. Der junge Snape war gewalttätig, schon seit Jahren. Manchmal konnte man ihn fluchen hören bis ins Nachbarhaus. Severus schaute auf das blaue Auge und sagte dann mit piepsiger Stimme: „Mama? Was ist das?" Eileen wurde rot und setzte ihren Jungen so schnell ab, wie sie ihn hochgenommen hatte. „Nichts, Severus, nichts. Geh mit Thomas spielen." Severus stand da und starrte seine Mutter an, ungläubig und auch ein wenig traurig. „Aber...Mama...Thomas ist weggezogen...schon vor drei Monaten." Eileen starrte ihren Sohn lange an. Wie er dasteht, dachte sie. Sechs Jahre alt und schon so...so erwachsen. „Dann geh bitte in dein Zimmer spielen. Ich werde Abendessen machen. Dein Vater wird sicher bald kommen." Sie strich sich hektisch eine Strähne aus dem blassen Gesicht und ging in die Küche. Severus seufzte und ging nach oben in sein Zimmer. Es war karg eingerichtet, ein Bücherregal an einer Wand, ein Bett an der anderen, auf dem Teppichboden eine elektrische Eisenbahn. Tobias Snape hatte nie viel Geld übrig für seine Familie, meist vertrank er es im örtlichen Pub. Irgendetwas nagte an seinem Vater, er wusste nur nicht was. Severus setzte sich auf den Boden und ließ ein paar Runden lang seine Eisenbahn fahren. Dann setzte er sich auf sein Bett und starrte an die Decke. Einige Fliegen hingen dort. Eine Stunde lag er auf seinem Bett und dachte nach. Er vermisste Thomas. Thomas war der einzige, der ihn nie für komisch oder anders gehalten hatte. Thomas war der einzige gewesen, der sehr gerne mit ihm gespielt hatte. Irgendwann hörte er, wie die Gartentür zuschlug, Sein Vater war da. Severus hatte Angst vor seinem Vater.
Langsam ging er die Treppe hinab, um zu sehen, ob das Essen schon fertig war. Tobias Snape kam ins Haus, starrte seinen Sohn an, der auf der obersten Treppenstufe stand und grunzte. „Hast du deine Hausaufgaben gemacht, Junge?" „Ja." Severus nickte. „Gut." Dann verschwand sein Vater in der Küche. Severus folgte ihm. „Tobias...du kommst früh." Seine Mutter klang erschrocken. „Ich komme, wann es mir passt." , schnarrte sein Vater und schaute in den Kochtopf. „Eintopf? Schon wieder?" Eileen nickte und rührte im Eintopf. „Ja...aber er dauert noch ein wenig." „Wieso dauert er noch ein wenig? Ich habe Hunger, ich will sofort essen!" „Tobias, es dauert noch." Tobias Snapes Gesicht wurde rot vor Zorn. „Widersprichst du mir etwa?" Eileen starrte ihn an, fast panisch, und schüttelte den Kopf. „Nein.", sagte sie leise. „Und wieso ist das Essen dann nicht fertig?" „Ich bin nicht eher-" „Dazugekommen? Machst du Witze!" Er packte ihren Arm und krallte sich an ihr fest. „Jetzt habe ich eine solche Missgeburt mit ‚magischen Kräften' zur Frau und sie schafft es nicht, mir ein anständiges Essen auf den Tisch zu zaubern!" „Tobias, bitte...du tust mir weh." Er ließ sie los und schubste sie dabei von sich. Eileen knallte mit dem Rücken gegen den Gewürzschrank und fiel zu Boden. „Mama!" Severus wollte zu ihr, aber Tobias packte ihn an der Schulter. „Hier geblieben, Freundchen." Er packte Severus an der Schulter. „Lass mich los!" Severus wurde wütend, und auf einmal ließ sein Vater ihn los, wie vom Blitz getroffen. Tobias Snapes Hand war rot, als hätte er etwas sehr heißes angefasst. Er holte aus und gab seinem Sohn eine Ohrfeige. „Los, geh zurück auf dein Zimmer." Severus fing an zu weinen, weinte vor Wut, Schmerz und Schock. Auf seiner Wange waren die roten Abdrücke der Hand seines Vaters zu sehen. Eileen hielt sich den Rücken, lag aber immernoch auf dem Boden wie ein nasser Sack. „Lass Severus in Ruhe, Tobias, bitte." Snape drehte sich zu ihr und schrie: „Was mischst du dich da ein, Weib! Irgendjemand muss dem Jungen doch Manieren beibringen, dass er nicht so wird wie du...nicht eine solche Missgeburt wird wie du!" Eileen standen die Tränen in den Augen. „Aber...du hast es doch gewusst...ich habe es dir doch gesagt." „Ach, hör auf!" Tobias packte seine Frau und stellte sie auf die Beine. Er gab ihr eine Ohrfeige und ließ dann von ihr ab. „Koch das nächste Mal etwas früher, ja? HAST DU MICH VERSTANDEN!" Eileen schluchzte, nickte dann und wischte sich die Tränen mit einem weißen Taschentuch ab. Severus weinte immernoch. Tobias packte seinen Sohn und zerrte ihn zur Treppe. „Geh nach oben." Er gab seinem Sohn einen Schubs, so dass dieser auf die Treppenstufen fiel. „Heute abend wirst du dich nicht mehr blicken lassen... irgendjemand wird euch magischen Missgeburten schon noch Manieren beibringen." Severus rannte die Stufe hinauf, in sein Zimmer hinein und schmiss sich heulend auf sein Bett.
