Da ich im Moment ne Menge Zeit und wenig zu tun habe, habe ich gestern das dritte Kapitel vollendet ("Es lebt!"), in dem Severus eine relativ glückliche Erinnerung durchlebt - den Moment, in dem er zum ersten Mal seine Großeltern trifft. Aber auch diese Erinnerung ist gespickt mit Enttäuschungen und Brutalitäten seitens seines Vaters (komisch, ich hab irgendwie die totale Abscheu gegenüber Snape senior)

Naja, euch nun viel Spaß beim Lesen! Kommis und Kritik sind erwünscht! ;)

LG, NutmegOfConsolation

Kapitel 3:

Snape saß in seinem Sessel, zählte die Blitze und fühlte sich unwohl. Er wollte sich eigentlich gar nicht an all das erinnern.
Obwohl es auch schöne Erinnerungen in seiner Kindheit gegeben hatte...nur nicht so viele, das stand fest.

Zum Beispiel war es ein gutes Gefühl gewesen, als Dumbledore schließlich aus der Küche herausgestapft kam, immernoch dieses leicht bübische Grinsen auf den Lippen. Severus schälte sich aus der Umarmung seiner Mutter und rannte die Treppe hinunter, um zu sehen, ob sein Vater noch lebte. Er wusste nicht, was er tun würde, wenn dem nicht so sei. Dumbledore strich dem Jungen im Vorbeigehen über das dichte schwarze Haar und ging dann die Treppe hinauf zu Eileen. Severus streckte seinen Kopf in die Küche hinein. Sein Vater saß mit dem Rücken zur Tür am Küchentisch. "Verschwinde, du Missgeburt.", knurrte er. Severus erschrak, als er den Hass in der Stimme seines Vaters wahrnahm und sprang wieder die Stufen hinauf, wo Dumbledore neben seiner Mutter auf der obersten Stufe saß und einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte.

"Keine Sorge, Eileen, es wird alles gut.", murmelte Dumbledore, als er Severus erblickte und ihn freundlich anlächelte. "Du hast noch zwei Monate Zeit, bis du in die Schule musst. Ich dachte es wird vielleicht einmal Zeit für dich, deine Großeltern kennen zulernen." Severus wusste nicht, was er dazu sagen sollte...irgendwie war alles zuviel: er hatte heute erfahren, dass er ein Zauberer war, dass seine Mutter eine Hexe gewesen war und das er immernoch Großeltern irgendwo hatte. Eine Menge zum Verdauen. Und er wusste nicht, was Dumbledore mit seinem Vater angestellt hatte, dass dieser so entkräftet am Küchentisch gesessen hatte. "Ich werde deinen Großeltern eine Eule schicken, damit sie erfahren, wann sie dich abholen können. Morgen wäre dir recht?" Severus nickte perplex. Eine Eule? "Eileen, habt ihr einen Kamin?" Sie schüttelte den Kopf. "Naja, dann müssen deine Eltern apparieren...wird ihnen sowieso viel lieber sein." Dumbledore kicherte. "Deine Großeltern werden sich unbändig freuen."

Severus lächelte leicht. Irgendwie freute er sich darauf, die Menschen kennen zulernen, von denen er seit elf Jahren dachte, dass sie tot wären. Auch Eileen lächelte leicht. "Ich werde einen Zitronenkuchen backen...den hat Vater immer so sehr geliebt." Bei der Erwähnung von Zitronenkuchen seufzte Dumbledore.

Am nächsten Tag roch es in Spinner's End nach Zitronenkuchen. Tobias Snape hatte bisher kein Wort gesagt sondern nur hasserfüllt in die Gegend gestarrt. Severus saß seinem Vater gegenüber am Küchentisch und versuchte, wenigstens einen Blick in dessen rotumränderte Augen zu erhaschen. Snape sah auf, Hass auf seinen Sohn in seinen Augen und seinem ganzen Gesicht. Eileen stand am Backofen und beobachtete, wie der Kuchen schön braun wurde. "Was glotzt du so, du Missgeburt?", zischte Snape irgendwann. Severus starrte ihn erschrocken an. "Aber, Papa..." Snape holte aus und gab Severus solch eine schallende Ohrfeige, dass dieser nach rechts hin vom Stuhl fiel. Die Haut im Gesicht brannte und er schlug sich beim Sturz die Knie an. Snape stand auf und zerrte Severus an den Haaren nach oben. "Geh auf dein Zimmer bis meine Schwiegereltern kommen." Er stieß Severus weit von sich, dieser knallte nochmals auf den harten Boden. Severus blieb einfach liegen. Er wunderte sich nur. Wieso war sein Vater immernoch so brutal, trotz der Unterredung mit Dumbledore? Severus seufzte und rappelte sich dann auf. Seine Mutter stand am Herd, mit großen Augen, erschrockenen Augen, aber sie sagte nichts. "Jetzt verschwinde. Aber ich sage dir eines: nur weil ich dir wider Willens erlaube, dass du auf diese Schule' gehst"- dabei spuckte er verächtlich auf den Boden-"heißt das noch lange nicht, dass ich dich liebe. Im Gegenteil - ich wünschte du wärest nie geboren worden. Ich wünschte, ich hätte nie geheiratet. Ihr habt mein Leben verpfuscht." Eileen standen die Tränen in den Augen. "Aber...aber du hast doch-" "Ach, halt's Maul."

Snape stand auf und starrte sie hasserfüllt an. Dann drehte er sich um und stapfte zur Tür hinaus. Im Vorbeigehen gab er seinem ungeliebten Sohn eine solchen Stoß, dass dieser mit dem Kopf gegen den Türrahmen knallte. Für einige Zeit wurde alles um Severus herum dunkel.

Als Severus wieder die Augen aufschlug, wusste er instinktiv, dass sein Vater ihn und seine Mutter für immer verlassen hatte. Er würde erst in einem Jahr erfahren, dass sein Vater an diesem Tag betrunken das Ufer hinabgefallen war und sich dabei das Genick gebrochen hatte. Das erste, was er sah, nachdem die Sterne vor seinen Augen aufgehört hatten zu tanzen, waren zwei paar dunkle Augen in einem runzligen Gesicht. "Wie geht es dir, mein Junge?" Eine fremde, alte Männerstimme von hoch oben hatte das Wort direkt an ihn gerichtet. "Eileen, der Junge ist in Ordnung." Seine Mutter stand immer noch am Herd, immernoch mit demselben starren Blick und Tränen in den Augen. Sie knüllte geschockt ein Taschentuch in ihrer rechten Hand zusammen. Severus rieb sich den Kopf. Etwas Blut war auf seiner Hand, als er sie wieder wegzog. "Wie geht es dir?", fragte sein Großvater nochmals. "Gut...gut, denke ich." Er starrte auf seine Hand, dann wieder auf das runzlige Gesicht. Er sah in das Gesicht seiner Großmutter. Es war ein freundliches Gesicht, eben so, wie die Gesichter von Großmüttern sind.
Severus rappelte sich hoch und starrte seine Großeltern an. Seine Großmutter war klein, mit grauem, zu einem Dutt gebundenem Haar, dunklen Augen und schmalen Lippen in einem runzligen, breiten Gesicht. Sein Großvater war groß, hatte weißes Haar und einen irgendwie gefährlichen Blick. Seine grauen Augen musterten Severus von oben bis unten. Severus starrte schüchtern zurück. Edward Prince nickte irgendwann zufrieden und streckte seinem Enkel die Hand entgegen. "Severus, ich bin dein Großvater. Schön, dich endlich einmal zu treffen."