Wie gesagt, ich habe viel Zeit, viele Ideen und außer schreiben, lesen und schlafen nicht viel zu tun im Moment (wie das eben so ist wenn man grade aus der Schule kommt und noch kein Semesteranfang ist )
Da ich anscheinend gerade eine schöpferisch kreative Phase habe, habe ich schon das nächste Kapitel "vollendet".

Hier erfährt man, wie es kommt, dass Severus trotz halber Muggelherkunft bei Schulanfang mehr Flüche beherrschte als so mancher Siebtklässler, auch wird hier der Grundstein gelegt für Severus' Todesserdasein

4 Kapitel:
Snape seufzte. Sein Großvater...den Mann, den er nun am meisten hasste, gleich neben seinem Vater.
Damals wäre ihm nie im Traum eingefallen, dass er irgendwann für seinen Großvater keine Liebe mehr spüren würde. Genauso wenig wie für seinen Vater. Anders als seine Mutter war er nicht betrübt gewesen, als er erfuhr, dass sein Vater tot war.

Das einzige, an das er sich erinnerte, wenn die Sprache auf seinen Vater kam, waren Schläge, Tritte, Beschimpfungen und Misshandlungen. An seinem Vater hatte etwas genagt, unaufhörlich, seit seinem Tag der Hochzeit, als Eileen ihm verraten hatte, dass sie eine Hexe war. Das Gefühl der Minderwertigkeit. Sein Vater hatte sich seiner Mutter unterlegen gefühlt und dies mit Erniedrigung derselbigen kompensiert. Und Schlägen. Snape wollte schon als zehnjähriger nie werden wie sein Vater... letzten Endes war es aber die Schuld des Großvaters, dass er in gewisser Weise doch so wurde. Aber daran wollte er sich nicht erinnern, lieber wollte er sich an die Zeit nach dem ersten Treffen mit seinen Großeltern erinnern, der schönsten Zeit seines Lebens...

Die nachfolgenden Wochen waren sehr schön gewesen. Seine Großeltern, wahnsinnig vor Freude, ihre verlorene Tochter plus deren Sohn wiedergefunden zu haben, war unbändig. Noch am selben Tag musste seine Mutter auf Anweisung ihrer Eltern die Koffer packen. Severus freute sich darauf, mal etwas anderes zu sehen als das kahle Haus, in dem er die ganzen elf Jahre seines Lebens verbracht hatte. "Fahren wir mit dem Auto? Oder mit dem Zug?", fragte er seine Großmutter aufgekratzt. Seine Großmutter, eine liebevolle Dame Mitte 60, schluckte ein Stück Zitronenkuchen hinunter und strich ihm über das rabenschwarze Haar. "Keine Sorge, Severus, wir Zauberer haben andere Mittel und Wege." Sie lächelte ihn an.

Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich rundum glücklich. Er fühlte sich stark, und wusste, das er nichts von seinem Vater zu befürchten hatte wenn seine Großeltern hier waren. Nach dem Essen standen seine Großeltern auf, zogen ihre Reiseumhänge an und Eileens Vater meinte zu seiner Tochter: "Eileen, du hast doch sicher nicht vergessen, wie man appariert?" Eileen schüttelte den Kopf. "Ich hoffe nicht, Vater.", meinte sie. Edward Prince lächelte Severus an: "Du wirst dich ganz fest an deiner Mutter festhalten. Sie wird dich beim Apparieren mitnehmen." "Apparieren?", fragte Severus neugierig. Er hatte das Gefühl, dass er viel würde lernen müssen wenn er mit den anderen Zaubererkindern mithalten wollte.
Eileen umklammerte ihren Sohn und das Gepäck...und dann war die Küche in Spinner's End plötzlich leer und verlassen.

Severus lebte sich im Haus seiner Großeltern gut ein, und auch seine Mutter blühte auf, nahm wieder zu und bekam rosige Backen. Dennoch lauerte ein Schatten unter ihren dunklen Augen, der Severus nicht verborgen blieb.
Er freute sich auf die Schule, er war gespannt, wie es in Hogwarts aussehen würde. Eines Tages, nach einem Besuch in der bunten, aufregenden Winkelgasse, wo seine Großeltern ihm einen neuen Zauberstab gekauft hatten (die Schulbücher bekam er alle gebraucht von seiner Mutter), stöberte Severus in der Bibliothek seines Großvaters herum, einem dunklen Raum in den kein Sonnenlicht fiel und der nur durch ein paar durchschnittlich helle Kerzen erhellt wurde. Sein Großvater besaß eine riesige Auswahl an Zauberbüchern, die meisten mit Anleitungen zum Zaubertränke brauen oder einfachen Zaubern. Ein Buch jedoch hatte Severus' ganze Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, ein roteingebundenes, ledernes Buch, auf dessen Rücken in schwarzen Lettern stand "Dunkle Flüche und deren Anwendung".

Severus nahm die Leiter, die an einem Regal angelehnt stand und stellte die Leiter so auf, dass er bequem an das Buch kommen konnte. Er nestelte es aus dem Regal heraus und ging nach draußen in den Garten, wo die Sonne schien. Er setzte sich unter einen großen Baum und schlug das Buch auf. Er las eine Stunde darin, dann noch eine. Er fand das Buch wahnsinnig interessant und suchte nach einem Zauberspruch, mit dem man Menschen verfluchen konnte, alles im Gedenken an seinen Vater, von dem er nicht wusste, das dieser bereits tot war. Er fand zwar nicht das Gewünschte, doch er entdeckte eine Menge anderer Flüche, die er sofort mit seinem Zauberstab (den er zu dieser Zeit immer bei sich trug) an Käfern, die im Gras spazierten, ausprobierte. Einige dieser Flüche, von denen Severus keine Ahnung hatte, was sie eigentlich bewirkten, ließen die Käfer zerplatzen, andere richteten gar nichts aus. Vielleicht sind Käfer einfach zu klein für solche Flüche, dachte Severus nachdenklich. Er erspähte ein Eichhörnchen in Gras, das nach Nüssen suchte. Ohne groß nachzudenken richtete Severus seinen Zauberstab auf das Eichhörnchen und sagte: "Verte statum!" Das Eichhörnchen wurde von unsichtbaren Kräften nach hinten gerissen, wirbelte in der Luft und kam einige Meter weiter wieder auf dem Boden auf. Es war unversehrt, aber verwirrt und rannte sofort weg. Severus war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Begierig las er weiter, probierte weiter an Käfern einige interessant klingende Flüche und war zufrieden mit sich. Er hatte nur ein Ziel vor Augen: sich bei seinem Vater rächen für all das, was dieser seiner Mutter und ihm angetan hatte. Bei dem Gedanken funkelten die Augen des elfjährigen Jungen fast bösartig.

Beim Abendessen an diesem Abend erzählte Severus seiner Familie, was er in der Bibliothek gefunden hatte. Er hatte erwartet, dass seine Großeltern ihm verbieten würden, das Buch weiter zu benutzen, aber lediglich seine Großmutter tadelte ihn dafür, einfach alle Bücher aus des Großvaters Bibliothek herauszunehmen ohne zu wissen, wie gefährlich manche waren. Sein Großvater jedoch schmunzelte unmerklich. "Junge, du beweist großes Interesse am Lernen...", sagte er nur und seine Augen blitzen. Severus nickte: "Ja...ich habe schon alle meine Schulbücher durchgelesen." "Wieso das denn, mein Schatz?", fragte seine Großmutter. Eileen, die sich die meiste Zeit aus der Unterhaltung ausklinkte, sah ihn ebenso fragend an wie ihre Mutter. "Na...natürlich, damit ich nicht hinter den anderen herhinke, die aus Zaubererfamilien kommen." "DU kommst auch aus einer Zaubererfamilie.", meinte sein Großvater. Severus nickte. "Ich weiß...aber das weiß ich erst seit einer Woche." Seine Großmutter lächelte ihn an. "Keine Sorge, mein Junge. Es gibt noch eine Menge anderer Muggelgeborener, die in Hogwarts zur Schule gehen...du wirst sicher nicht hinterherhinken." "Severus ist kein Muggelgeborener.", meinte sein Großvater knapp. Eileen wollte etwas sagen, klappte aber wieder den Mund zu. Sie entschied sich, zu schweigen. Sie wusste, dass dies seit langem die bequemste Lösung war.

Am nächsten Tag saß Severus wieder unter dem großen, schattenspendenden Baum und lernte einige Flüche auswendig, die gut und interessant klangen. Wie aus dem Nichts bäumte sich jemand vor ihm auf. Er sah hoch und blickte in die grauen Augen seines Großvaters. "Guten Tag, Severus." "Hallo.", meinte Severus und legte das Buch beiseite. Seufzend und ächzend setzte sich sein Großvater neben ihn ins Gras und nahm das lederne Buch in die Hand. "Interessant, dieses Buch, nicht wahr?", fragte er mit gespieltem Desinteresse. Severus nickte eifrig. "Ja...ich habe schon einige Fluchnamen auswendig gelernt." Sein Großvater seufzte und strich sich über das lichte Haar. "Wirklich...?" Severus nickte wieder. "Ja." "Weißt du, da du ein solches Interesse hegst...möchtest du, dass ich dich an Hand dieses wirklich guten Buches-", Edward tippte auf das rote, lederne Buch- "ein wenig im Zaubern unterrichte?" Severus' Augen fingen an begeistert zu glänzen. "Ja, das fände ich wunderbar!" Sein Großvater lächelte zufrieden. "Gut...aber sag nichts davon deiner Großmutter oder deiner Mutter...das wird ein Geheimnis zwischen uns beiden bleiben, mein Junge." Er zwinkerte Severus zu. Severus lächelte zurück. Er war erst eine Woche hier und fühlte sich so, als ob er schon ewig in der Zaubererwelt gelebt hatte.