Hier
kommt auch schon das nächste Kapitel, es hat keine richtige
Handlung in dem Sinne, sondern ist eine Art Zusammenfassung, wie es
Severus im ersten Jahr in Hogwarts ergeht.
Nach dem
Schuljahr kommt ein richtiger Seelenschocker auf Severus zu, der
einen weiteren Grundstein für sein böses Dasein
legt.
Gerade der letzte Abschnitt hat viel
Herzschmerz, aber so was mag ich
Danke für die lieben Reviews bisher, hab mich sehr darüber gefreut!
LG,
Nutmeg
Kapitel
6:
Er erinnerte sich noch gut an seine Unterredung mit dem
Sprechenden Hut. Er saß da, mindestens eine Minute, und der Hut
redete auf ihn ein. "Ravenclaw...ja,
Ravenclaw. Du bist klug, du hast Köpfchen. Du hast großes
Potential, kleiner Snape.", hörte er die piepsige Stimme in
seinem Kopf. "Nein, ich will meine ganze Familie stolz
machen...Slytherin, bitte bitte.", dachte er krampfhaft, obwohl
er nicht wusste, dass der Sprechende Hut seine Gedanken lesen konnte
und in sein Herz hineinsehen konnte. "Slytherin...oh ja, du hast
Recht, Slytherin wäre ebenso gut für dich wie Ravenclaw.
Hmm... In deinem Herzen...sehe ich, dass du nur in Slytherin
aufblühen wirst.", piepste die Stimme damals, ehe der Hut
mit tieferer Stimme lauthals "Slytherin" rief und Severus
sich zu Lucius und Narcissa setzen konnte, die beide ebenfalls
Slytherins geworden waren. Lucius klatschte laut, bei Severus wie
auch bei allen anderen neuen Slytherins, Bellatrix neben ihm schien
unbändig vor Freude, dass ihre geliebte Schwester Narcissa die
Familientradition fortführte. Etwas enttäuscht war sie,
dass ihr Cousin Sirius nach Gryffindor gekommen war, ein Grund mehr
für sie, ihn nicht zu mögen.
In den kommenden Monaten lebte sich Severus gut ein, doch er blieb ein Einzelgänger. Lucius und Narcissa hingen meist mit Bellatrix und deren Freunden zusammen, und Severus, der noch nie gut auf Leute zugehen gekonnt hatte, bleib meist alleine. Er lernte viel, und fand bald eine Leidenschaft für Zaubertränke, die er gerne auslebte. Zutaten zerschneiden, abwiegen und alles zusammenrühren, dabei jedoch auf die kleinsten Details achten zu müssen, machte ihm Spaß. Verteidigung gegen die dunklen Künste interessierte ihn brennend, doch er verabscheute den Flugunterricht. Er hatte es beim ersten Mal nicht geschafft, sich auf dem Besen zu halten, der Besen hatte gebockt und ihn abgeworfen, womit sein Interesse am Fliegen sprichwörtlich verflogen war. Doch Quidditch interessierte ihn brennend. Er hatte nicht den Ehrgeiz, selbst einmal Spieler für die Slytherin - Mannschaft zu werden, aber er verfolgte jedes Spiel mit Freuden und lernte eifrig die Regeln, um auch keinen Fehler, kein Foul der Mannschaften zu verpassen.
Gleich in der ersten Woche, nachdem James Potter bei McGonagall Nachsitzen gehabt hatte, kam die Rache der beiden Gryffindors. Sirius und James lauerten ihm eines Tages in einem Korridor auf und verfluchten ihn. Der erste Fluch der beiden schmiss ihn zu Boden, doch bald darauf war ein hitziges Duell daraus erwachsen, so dass alle drei Gegner irgendwann keuchend am Boden lagen und sich wutentbrannt voneinander trennten.
Und so war es immer gewesen. Sirius und Potter gegen Severus - der alleine war. Snape spürte wieder den Hass aufglühen und trank einen Schluck Wasser, so als ob er das Gefühl wegspülen wollen würde.
Sein
erstes Jahr in Hogwarts war turbulent, alleine schon durch Severus'
immerwährenden Kampf gegen die "Rumtreiber", wie sich
Potter, Sirius und zwei andere Jungs aus Gryffindor bald spaßeshalber
nannten. Was als Rauferei begonnen hatte, war bald schon zu einem
Krieg geworden. Severus hätte seiner Mutter gerne davon
geschrieben, wie sehr er sich hier manchmal einsam fühlte, und
anfangs weinte er sich in den Schlaf, weil er alleine war. Doch er
wollte seine Mutter nicht mit seinen lächerlichen Problemen
belästigen, sie schrieb sowieso selten genug, und immer
wortkarg.
Irgendwann schrieb sie nicht mehr, Severus fragte nicht
nach wieso, so dass er die letzten beiden Monate in Hogwarts Heimweh
bekam und sich noch mehr in sein Schneckenhaus zurückzog.
Am Tag, als seine Großeltern ihn am Bahnhof abholten, freute er sich unbändig auf zu Hause. Doch seine Mutter war nicht mitgekommen zum Bahnhof. Er umarmte seine Großmutter, schüttelte seinem Großvater die dargebotene Hand und schaute sich sehnsüchtig nach seiner Mutter um. "Severus, mein Schatz..." Seine Großmutter strich ihm liebevoll eine Strähne seines Haares aus dem blassen Gesicht. "Ich muss dir etwas trauriges sagen -" Severus wurde schlecht und er fühlte sich, als müsste er jeden Moment umkippen. Seine Mutter war tot, sicher war sie tot, sonst wären seine Großeltern ihn nicht alleine hier am Bahnhof abholen gekommen. Er wurde noch blasser. "Severus...dein Vater ist tot." Sämtliche Muskel, die sich angespannt hatten in seinem hageren Körper, entspannten sich wieder. Er fühlte sich wieder glücklich. Seine Mutter lebte. Sein Vater war tot. Er hasste seinen Vater. "Wie ist es passiert?", fragte er. "Er ist die Böschung hinuntergestürzt und hat sich dabei anscheinend das Genick gebrochen...vor einem Jahr schon." "Vor einem Jahr? Wieso...wieso erfahre ich es erst jetzt? Wieso-" Sein Großvater fuhr ihm ins Wort: "Severus, alles weitere können wir zuhause besprechen. Lasst uns gehen."
Als Severus mit seinen Großeltern in deren Anwesen ankam, beorderte ihn seine Großmutter in die Küche, wo sie ihm Milch gab und ein Stück Kuchen vor ihn hinstellte. "Hier, iss, mein Schatz. Bei Niedergeschlagenheit wirkt Milch Wunder." Severus schob den Kuchenteller von sich weg. "Ich will wissen, was passiert ist." "Nun, Schatz...dein Vater ist vor einem Jahr gestorben...deine Mutter hat dies erst vor ein paar Monaten erfahren. Weißt du, sie hatte einen Brief in euerem Haus in Spinner's End auf dem Teppich gefunden, als sie vor drei oder vier Monaten zu euch nach Hause kam. Irgendjemand hat sie darin über den Tod informiert...dein Vater war natürlich längst begraben, immerhin war dies ja schon mehr als ein halbes Jahr her." "Wieso...wieso habt ihr mir dies nicht geschrieben?" Severus schob den Kuchen weiter weg. Er hatte überhaupt keinen Hunger mehr. "Deine Mutter wollte es so...Severus, deine Mutter ist schwer krank." Severus horchte auf. Vergessen war das Hochgefühl, dass es seiner Mutter gut ging, er begann wieder sich miserabel zu fühlen. "Krank?" Sein Großvater, der die ganze Zeit neben dem Küchentisch gestanden hatte, schnaubte. "Ja, krank. Verzehrt sich wegen diesem toten Muggel...spricht nicht mehr. Isst nicht viel. Liegt den ganzen Tag lang nur noch in ihrem Zimmer und starrt die Wände an." Seine Großmutter drückte seine Hand. "Severus, Schatz, es scheint als ob sie sich wegen dem Tod deines Vaters so sehr grämt." Severus starrte seine Großmutter an, und schüttelte fast panisch den Kopf. "Nein...das kann nicht sein." Das konnte einfach nicht sein. Er hatte sie geschlagen. Er hatte sie gedemütigt. Er hatte sie gehasst. Und sie verging wegen seinem Tod? Severus verstand die Welt nicht mehr und wurde verzweifelt. Er hatte einen dicken Kloß im Hals und einen Knoten im Herzen. "Wo ist sie nun?", fragte er nach einer Weile tonlos und starrte seine Großeltern fragend an.
Leise klopfte er an die Zimmertür seiner Mutter an. Dann streckte er seinen Kopf in das abgedunkelte Zimmer. "Mama?", fragte er mit piepsiger Stimme. Eileen lag auf dem Bett und atmete schwer. Sie hob ein wenig den Kopf. "Tobias?" Severus zuckte fast zusammen, als er diesen Namen aus dem Mund seiner Mutter hörte. "Nein, Mama, ich bin es...Severus." Eileen erhob sich und stand aus dem Bett auf. Sie zog die schweren Samtvorhänge zurück, mit einiger Mühe und unter einem lauten Husten. Severus stand immernoch im Türrahmen und starrte seine Mutter ungläubig und ängstlich an. Nachdem Eileen die Vorhänge zurückgezogen hatte, kam sie auf ihn zu und umarmte ihn. "Oh, Severus... dein Vater..." Sie fing an zu schluchzen und dann begann sie lauthals zu weinen. Severus drückte sich an sie. Eileen ging auf die Knie und begann, manisch über sein Gesicht zu fahren. "Oh...du siehst so sehr aus wie dein Vater, Severus." Sie betastete weiter sein Gesicht und schluchzte dabei. "Tobias...oh, Tobias..." Severus konnte nicht verstehen, wie seine Mutter für seinen Vater fühlte. Wie konnte sie ihn nur lieben? Dieses Scheusal lieben! Severus ging ebenfalls auf die Knie, und umarmte seine Mutter, bis ihm ebenfalls die Tränen die Wangen hinunterliefen. Er weinte um seine Mutter, die offensichtlich den Verstand verloren hatte nach dem Tod seines ungeliebten Vaters, und er weinte um sich, um einen Jungen, der, obwohl sie noch lebte, gerade seine Mutter an etwas anderes, stärkeres verloren hatte. An Trauer und Schwermut, an Verzweiflung, die zum Tod führen konnte.
