Naja, viel gibts nicht zu sagen, hier ist einfach das nächste Kapitel...Vorwort gibts heute keins, aber ein Nachwort - ich bin ja öfter mal für was neues ;)
Kommis und Kritik sind erwünscht, bin für alles offen!

Kapitel 7:
Seine Sommerferien waren alles andere als schön. Eileen wurde immer schwächer, und Severus war klar, dass sie sich selbst aufgegeben hatte. Er saß ständig an ihrem Bett, wo sie an die Zimmerdecke starrte, seine Hand hielt und immer schwächer wurde. Manchmal hustete sie. Doch nie sagte sie etwas.
Severus' Großmutter begann bald, sich fast mehr Sorgen um ihren Enkel als um ihre Tochter zu machen. Severus wurde immer hagerer, immer blasser und seine Augen wurden immer stumpfer. Er redete fast nichts, antwortete nur noch auf Fragen, und wenn er nicht am Bett seiner Mutter saß, las er Bücher über Heilmagie, die er in der Bibliothek gefunden hatte. Severus' Herz bekam mehr und mehr einen Riss, den man nicht würde kitten können, soviel war seiner Großmutter klar. Sie redete viel mit ihm, ohne eine Antwort zu erwarten, umarmte ihn, auch wenn er sich widerstrebend dagegen wehrte.

Eines Abends war Severus in der Bibliothek eingeschlafen, ein dickes Buch über Kräuter und deren Wirkung in der Hand. Unruhig drehte er sich hin und her und redete leise im Schlaf. Plötzlich erwachte er von einem Geräusch - jemand hatte die Tür zur Bibliothek geöffnet. Er öffnete seine Augen leicht. Als er sah, dass es seine Großmutter war, schloss er sie wieder. Er wollte jetzt nicht reden.
Seine Großmutter kam auf ihn zugeschlurft, im Morgenmantel, und nahm ihm leise das Buch aus der Hand. "Armer Junge", sagte sie, als sie das Buch zurück ins Regal gestellt und ihren Enkelsohn eine Weile betrachtet hatte. "Armer Junge." Er spürte, wie sich seine Großmutter neben ihm auf das große rote Sofa setzte und ihm zärtlich eine Haarsträhne aus dem verschwitzten Gesicht strich. Er schlug die Augen auf. Seine Großmutter sagte nichts, sie lächelte ihn nur hilflos an und meinte dann leise: "Du hast so viel abgenommen, Junge." Sie strich ihm über die Wangen und meinte: " Du warst einst so ein hübscher Junge, aber seit einiger Zeit gefällst du mir gar nicht. Viel zu mager und blass bist du geworden." "Ach Oma." Mehr sagte er nicht. Er legte seinen Kopf auf ihre schmalen Schultern und starrte zum großen Fenster hinaus in die Sterne.

Severus stand am offenen Grab und starrte hinunter auf den hölzernen Sarg. Er konnte sich nicht vorstellen dass sich seine Mutter in dem Sarg befand. Der tote Körper seiner geliebten Mutter. Ein Monat war vergangen seit er von Hogwarts nach Hause gekommen war; eine Woche, seit seine Mutter gestorben war. Seine Großmutter stand neben ihm, ihre Hand auf seine Schulter gelegt. Severus starrte geradeaus, und tat so, als wäre er gefasst. Sein Herz tat weh, es schmerzte so sehr, dass er sich sicher war, dass sein Herz in seinem Leib zersprungen war. Zersprungen in dem Moment, in dem seine Mutter den letzten Atemzug getan und das letzte Mal seine Hand gehalten hatte.

Nach der Beerdigung seiner Mutter auf dem Anwesen der Princes ging die gesamte Trauergesellschaft ins Herrenhaus, nur Severus setzte sich so wie er war - mit dunklem Anzug, weißem Hemd und schwarzer Krawatte- unter den Baum, der neben der Bibliothek sein Lieblingsplatz geworden war. Er zog seine Krawatte aus und schmiss sie auf den sandigen Boden. Dann brach er in Tränen aus und weinte einfach nur noch. Er weinte den ganzen Tag, bis er abends schließlich mit angezogenen Knien unter dem Baum eingeschlafen war, der bereits anfing, seine Blätter abzuwerfen.
Eine Eule weckte ihn unsanft aus seinem unruhigen Schlaf. Er wusste im ersten Moment nicht, wo er war, bis er aufstand und sich den Dreck von der Hose wischte. Ihm war kalt, doch er wollte nicht ins Warme. Er wollte alleine sein, für immer. Er wollte sterben. Langsam ging er zu dem frischem Erdhügel, unter dem seine Mutter begraben war und setzte sich daneben ins Gras. Er nahm ein wenig der frischaufgeschütteten Erde in die Hand und ließ sie durch seine Finger rinnen.

Eine Stunde später saß er immernoch dort, fühlte sich verlassen und starrte den Mond an, der ihm Licht spendete.
Dann entschloss er sich, in sein Bett zu gehen. Als er im Haus die Treppe hinaufstolperte, von Schlaf und Schmerz gleichermaßen betäubt, hörte er die harsche Stimme seines Großvaters aus dem großelterlichen Schlafzimmer dringen.
"Aufgegeben für einen Muggel!" Severus wusste, dass es sich hierbei nur um ein Gespräch handeln konnte, dass sich um seine Mutter drehte. "Edward, sei nicht unfair gegenüber Eileen." "Ach!" Sein Großvater klang abschätzig. "Es tut mir ja auch leid, dass sie tot ist, Anna, immerhin ist sie ebenso meine Tochter wie deine...aber dennoch...sie ist wegen eines Muggels gestorben! Eines Muggels!" "Ist gut, ich höre dich ja, ich weiß es selbst, sei nicht so laut, Edward!", hörte er die etwas ungnädige Stimme seiner Großmutter, die sich verärgert anhörte. "Anna, ich habe es Eileen vor der Hochzeit gesagt, Muggel sind es nicht wert, habe ich damals gesagt, und Schande über dich. Aber sie wollte nicht hören. Und dann hat sie auch noch ein Kind mit dem Muggel!" Severus setzte sich vor die Tür, das Ohr am Holz. Er konnte hören, wie Bettwäsche knisterte und danach die wütende Stimme seiner Großmutter, die sagte: "Lass Severus außen vor - der Junge hat gewaltiges Potential, wen kümmert es, dass er ein Halbblut ist? Ich liebe den Jungen so wie er ist, er ist ein wunderbarer Junge. Ich finde es einfach furchtbar von dir, dass du ein Problem mit der Herkunft deines einzigen Enkels hast - noch dazu eines so wunderbaren Enkels wie deinem." Seufzen . Dann sein Großvater: "Anna, das ist es ja gar nicht...ich habe auch Gefühle für den Jungen, soviel ist sicher." Eine bedeutungsschwangere Pause. "Aber Halbblut ist eben einfach Halbblut...nun, immerhin gut, dass er trotz allem ein Zauberer geworden ist, und nicht so wie sein Vater, dem Magisches anscheinend gänzlich abging. Du weißt, was ich immer sage, Halbblüter können schon von vorneherein keine so guten Zauberer werden wie wahre Reinblüter, das weiß jedes Kind - wie sollten die auch, ohne magische Verwandtschaft! Ich werde dem Jungen jedenfalls unter die Arme greifen wenn er in den Ferien hier ist, damit er wenigstens ein halbwegs anständiger Zauberer ist...ich möchte nicht, dass die Malfoys oder Lestranges über meinen Enkel reden." "Hier geht es doch nur um dich, Edward." Sein Großvater antwortete erst nichts darauf. Dann meinte er: "Anna...Muggelgeborene...du weißt wie ich zu ihnen stehe."
Severus blieb sitzen und fühlte etwas in sich aufkeimen. Er wusste nicht, was es war.

Aber nun wusste Snape es. Ein Minderwertigkeitsgefühl war es gewesen damals. Das Gefühl, ein Nichts zu sein, schlimmer noch, ein Nichts mit unreinem Blut. Damals wurde er von dem Ehrgeiz ergriffen, besser zu sein als alle anderen. Besser zumindest als alle anderen Schlammblüter und Halbblüter. Er wollte es seinem Großvater beweisen, dass nur die Zaubererseite in ihm zählte, dass die Muggelseite ein Teil von ihm war, der nicht existent war. Der von ihm schon vor langer Zeit überwunden worden war.

Er wusste am nächsten Tag nicht mehr, wie er ins Bett gekommen war. Doch er konnte sich ganz genau an die Unterredung seines Großvaters mit seiner Großmutter erinnern. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und blieb eine Weile in seinem Bett sitzen. War er vielleicht im ersten Jahr nicht gut genug gewesen? Er hatte keine schlechten Noten mit nach Hause gebracht, in Zaubertränke war er ausgesprochen gut gewesen, nur dieses Schlammblut Lily Evans war besser gewesen. Zumindest in Slughorns Augen. Natürlich wusste Severus, dass er besser war als diese Lily...Lucius war übrigens derselben Ansicht. Severus hatte nicht viel mit Lucius zu tun, aber sie saßen in jedem Fach nebeneinander. Meist mit Narcissa und einer ihrer Freundinnen zusammen, die ebenfalls Slytherin besuchte.
Severus fragte sich, wie er besser werden könnte...er wollte den Rest der Ferien nutzen, um zu lernen, damit sein Großvater stolz auf ihn sein konnte, trotz seines unreinen Blutes.

Von diesem Tag an, seit der Stunde seines Entschlusses, nahm er meist mehrere Bücher aus der Bibliothek mit nach draußen und setzte sich an das Grab seiner Mutter, auf dem seine Großmutter einige Rosen hatte wachsen lassen. Dort verbrachte er die meiste Zeit des Tages, las, lernte und unterhielt sich im Geiste manchmal mit seiner toten Mutter. Jeden Tag spürte er aufs neue den eisigen Griff um sein Herz, der immer dann besonders drückte, wenn er an seine Mutter dachte. Er wurde immer stolzer darauf, dass er eine Hexe zur Mutter gehabt hatte, und seinen Vater vergaß er fast völlig.
Das einzige, was er bis heute nicht vergessen hatte waren Schläge und Demütigungen, die er aushalten hatte müssen, und es gruselte ihn jedes Mal aufs neue, wenn er in den Spiegel schaute (was selten genug vorkam) und dabei in das Gesicht seines Vaters blickte, dass ihn grimmig anstarrte.


So, das wars für diesmal. Eigentlich schreibe ich kein Nachwort für einzelne Kappis, aber diesmal muss ich einfach anmerken, dass es mir leid getan hat, Eileen im Zuge meiner Storyline zu opfern. Sie hat leider für die weitere Entwicklung nichts mehr beizutragen gehabt, und ich musste einfach Ballast abwerfen. Ich hoffe, dass ihr es nicht zu unrealistisch findet, dass sie vor Gram über Toby vergeht, aber Eileen ist für mich der Typ Frau, die ihren Mann immernoch liebt, auch wenn er sie wie Dreck behandelt. Deswegen war es meiner Meinung nach die beste Art, sie sterben zu lassen.

Liebe Grüße und wir sehen uns im nächsten Kappi,
Nutmeg