Nun ja, hier zum nächsten Kapitel, in dem Severus zum ersten Mal geküsst wird (hihi ) und in den Sommerferien sehr wichtigen Besuch bekommt, der sein ganzes Leben verändert.

Vielen Dank auch für eure lieben Reviews, Leute, hab mich sehr gefreut :)

Kapitel 9:

Von da an hatte Severus wenigstens abends ein wenig Gesellschaft. Nach den Hausaufgaben saßen sie meistens noch zusammen, und Baucis erzählte von ihrer Familie. Sie erzählte von ihrer Katze, ihrem Haus, ihren Muggeleltern, und bemerkte nicht, dass sich Severus' Gesicht bei der Erwähnung von Muggeln stets verhärtete. Er wünschte sich so sehr, dass Baucis Reinblüterin wäre, oder wenigstens ein Halbblut wie er. Doch manche Wünsche konnten eben einfach nicht in Erfüllung gehen, und er verachtete sich selbst dafür, in eine Schlammblüterin verliebt zu sein. Aber was sollte er dagegen denn tun? Jedes Mal, wenn er ihre Stimme hörte, ihr freundliches Gesicht sah, wurden seine Knie weich und sein Herz setzte aus. Viel mehr als das Gefühl, verliebt zu sein, mochte Severus das Gefühl überhaupt etwas zu fühlen. Sein Herz war taub gewesen, seit dem Tod seiner Mutter. Und nun taute es ein wenig auf. Er und Baucis saßen oft bis spät nachts allein im Gemeinschaftsraum, wobei er stets ihren Erzählungen lauschte, die meiste Zeit selbst aber schwieg. Er war kein Unterhalter, er redete nie viel, aber Baucis schien damit gut klarzukommen.

Baucis...Snape vergrub das Gesicht bei der Erinnerung an sie in den Händen. Er musste sich beherrschen, nicht vor innerer Seelenqual zu wimmern. Er wusste nicht, ob er sie immernoch lieben konnte, jetzt, da der Hass in seiner Seele so viel stärker und heftiger war als damals, als er sich in sie verliebt hatte. Konnte er noch lieben? Er bezweifelte es. Er hatte keine Gefühle mehr, außer Hass und den Gedanken an Rache. So schien es ihm zumindest.15 Jahre war es her. 15 lange Jahre, in denen er sie nur ein einziges Mal besucht hatte. Sie hatte mit ihm leben wollen, bis ans Ende ihrer Tage, und sie hatte den fürchterlichsten Preis dafür gezahlt. Und es war seine Schuld. Und die Schuld seines Großvaters. Er war dafür verantwortlich...aber Snape wusste nichts über ihren derzeitigen Zustand. Er hatte schon lange keinen Brief mehr geschrieben, in dem er sich nach ihrem Befinden erkundigte...sie schon lange nicht mehr besucht. Beim letzten Besuch war sie so hübsch gewesen wie immer, doch das war schon Jahre her. Es interessierte ihn nicht, wie es ihr ging; es durfte ihn nicht interessieren. Würde er es wissen, würde er vor Schuldgefühlen zergehen. Das wollte er verhindern. Er wollte seinen Kopf klar behalten, sein Kopf sollte nicht angefüllt sein mit Erinnerungen an Baucis...oder an seine Großmutter.
Aber er konnte nicht anders...wie konnte er Baucis vergessen, die sich als einzige jemals so komplett für ihn aufgeopfert hatte, für ihn fast gestorben wäre...

Baucis schien sich ehrlich für ihn zu interessieren. Nach einiger Zeit suchte sie oftmals auch außerhalb der Abende, in denen sie zusammen Hausaufgaben machten, seine Nähe. Doch fast ein Jahr lang passierte nichts. Severus war zu schüchtern, und auch Baucis, das wusste er nun, war zu schüchtern gewesen. Am letzten Tag vor den Sommerferien saß Baucis zusammen mit ihm im Gemeinschaftsraum. "Ich werde dich vermissen, Severus," sagte sie und lächelte ihn an. Dann beugte sie sich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich wünschte, ich könnte dich besuchen.", murmelte sie mit hochrotem Kopf und wollte in den Mädchenschlafsaal gehen. Severus hielt ihre Hand fest und meinte dann, ebenfalls rot im Gesicht, oder zumindest so rot wie es seine Blässe zuließ: "Ich...ich würde mich auch freuen, wenn du mich besuchen kommen würdest." Baucis lächelte ihn an und dann küsste sie ihn.
Dies kam völlig unvorbereitet, er wurde noch nie von einem Mädchen geküsst, und im ersten Moment wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Sanft legte er seine Arme um sie, und hatte Angst, sich zum Trottel zu machen. Ihre Lippen waren weich und trocken, und trotzdem wurde ihm fast schlecht vor Aufregung, als er zögernd ihren Kuss erwiderte. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, lächelte Baucis ihn liebevoll an. "Ich werde dich auf jeden Fall besuchen kommen, Severus." Mit diesen Worten gab sie ihm nochmals einen sanften Kuss. Und dann noch einen, und er fühlte sich, als würde er bei lebendigem Leibe schmelzen; schmelzen vor Freude daran, etwas zu fühlen in seinem tauben Herzen.

"Das Mädchen wird dich nicht besuchen kommen, und das ist mein letztes Wort." Sein Großvater starrte seinen Enkelsohn wütend und entrüstet an. "Severus, ich glaube es einfach nicht! Du lässt dich mit Muggelgeborenen ein!" Als Severus gefragt hatte, ob Baucis ihn in den Ferien besuchen kommen könne, war seine Großmutter sofort strikt dagegen gewesen. "Du bist noch viel zu jung für Damenbesuch, Severus," hatte sie anfangs gesagt, doch Severus wusste, wie schnell seine Großmutter ihre Meinung ändern konnte, was sie auch bald darauf tat. Sein Großvater hingegen war ein anderer Fall: als er von der "zweifelhaften Herkunft der jungen Dame" erfahren hatte, hatte er sich strikt dagegen gesträubt, dass sie Severus besuchen kam."Ich möchte keine Schlammblüter in meinem Haus sehen...und erst recht möchte ich nicht, dass mein halbblütiger Enkelsohn noch mehr absinkt und sich mit einer Schlammblüterin einlässt!"

Severus sah seinen Großvater nur an, er wusste nicht, ob er wütend oder traurig sein sollte. Er ließ den Ärger über sich ergehen und ging dann nach oben in sein Zimmer, wo er anfing, einen Brief an Baucis zu schreiben, indem er sich entschuldigte, dass sie nicht kommen könne. Er wusste nicht, wie er es ihr schreiben sollte, und saß eine Woche lang an dem Brief, ehe er eine einigermaßen anständige, gefaßte Fassung abschickte.

Einige Wochen danach klopfte seine Großmutter mittags an die Tür der Bibliothek, wohin Severus sich zurückgezogen hatte. "Severus, mein Schatz?" Sie streckte den Kopf herein.
Severus sah von seinem Buch auf. "Ja, Oma?" "Besuch für dich...im Salon." Seine Großmutter sah nicht sehr erfreut aus und hatte verkniffene Lippen, bei ihr ein Zeichen höchsten Unwillens. Severus sprang auf und hatte nur einen Gedanken, nämlich Baucis. Vielleicht hatte sie sich einfach dem Brief widersetzt...er rannte fast zum Salon, nur um wenig später enttäuscht vor den Türen des Salons stehen zu bleiben. Er hörte Malfoys schnarrende Stimme schon draußen und wollte enttäuscht wieder umdrehen, doch seine Großmutter, die gerade in die Küche ging, nickte ihm aufmunternd zu.

Severus öffnete die Tür zum Salon und erblickte Lucius, der neben einem blonden, großen Mann saß. Gegenüber den beiden saß sein Großvater, der gutgelaunt schien, was vielleicht eine Nachwirkung von Severus' erst kürzlich eingetroffenen OWL - Ergebnissen war. Als Severus in den Salon trat, standen Lucius und der große Blonde auf. "Hallo, Severus.", sagte Lucius. Er und Lucius hatten das letzte Jahr wie auch das Jahr davor nicht viel miteinander getan, und fast keine Zeit miteinander verbracht. Lucius hatte es irritiert, dass Severus mit Baucis jeden Abend lernte, dass Severus "mit einem wertlosen Schlammblut" lernte, wie Lucius einmal zu Narcissa gesagt hatte. Lucius hätte sich sicher angeekelt abgewandt, hätte er gewusst, dass Severus sie geküsst hatte. Severus nickte ihm zum Gruße zu. Lucius brachte sogar ein Lächeln zustande. "Guten Tag, Severus...ich bin Abraxas Malfoy..." Der große Blonde reichte Severus die behandschuhte Hand und musterte ihn verstohlen von oben bis unten. "Lucius' Vater...", erklärte er dann lässig. "Setz dich, Severus.", meinte sein Großvater freundlich zu ihm. Severus setzte sich neben seinen Großvater und wartete gespannt darauf, was das alles wohl sollte. Lucius und sein Vater tranken Tee und unterhielten sich angeregt mit Severus' Großvater, den eine Art Freundschaft mit Abraxas' Vater verband. Nachdem sie den Tee getrunken hatten räusperte sich Abraxas und meinte zu Severus: "Lucius...hat mir erzählt, dass du ein sehr guter Zaubertrankbrauer bist. Ein ausgesprochen guter sogar." Severus nickte.

Ihm entging der lauernde Blick in den Augen des alten Malfoys nicht und er wunderte sich, was dieser wohl bezweckte. "Nun ja...ich kenne da jemanden, der deine Hilfe bräuchte...jemand mit deinen Fähigkeiten, mit deinem Potential...Lucius hat mir viel von dir erzählt. Von deinem... Talent." Abraxas Malfoy redete leise und betonte jeder Wort überdeutlich. Severus' Großvater war sichtlich stolz darauf, dass sein Enkel so großen Ruhm erntete, und meinte: "Ja, der Junge ist wirklich ein Genie im Tränke brauen...wir haben gerade vorgestern die OWL Ergebnisse bekommen, und der Junge hatte sogar drei O's, stellen Sie sich das mal vor, Mr. Malfoy. Haha." Severus betrachtete die Miene des älteren Malfoys, der unmerklich die Lippen kräuselte und seinem Sohn einen finsteren Blick zuwarf. Ja, es stimmte, Severus hatte wirklich drei Os. Aber er wollte nicht, dass sein Großvater damit prahlte. "In Zaubertränke natürlich, in Verteidigung gegen die Dunklen Künste und in...in was noch mal, Severus?", fragte sein Großvater eifrig. "In Geschichte der Zauberei, Großvater.", murmelte Severus und starrte auf den Boden. Er wünschte sich, Baucis wäre hier und würde ihre Arme um ihn legen und sie würden gemeinsam nachts die Sterne betrachten, und...

Severus?" Lucius starrte ihn etwas entrüstet an, da er bemerkt hatte, dass Severus nicht mehr richtig zuhörte. Severus sah erschrocken und ertappt auf und fragte dann leise: "Entschuldigt bitte, den letzten Teil habe ich nicht verstanden." Abraxas Malfoy räusperte sich und wiederholte nochmals: "Ich kenne einen Mann -einen brillianten Mann - der genau solche Leute wie dich sucht." "Leute wie mich?" "Leute mit Talent, Severus!" Lucius schaltete sich ein in die Unterhaltung und schien begeistert. "Ah.", sagte Severus nur begriffsstutzig. "Ja, Leute mit Fähigkeiten, die über das Einfache hinausgehen, Leute mit einer Gabe...einer Gabe wie die deine, Severus.", lächelte Abraxas Severus lauernd zu. Severus blickte ihn nur an, da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. "Und deswegen bin ich hier...ich würde dich gerne dem Mann vorstellen, Severus, wenn du dich dafür erwärmen kannst, seinem Vorschlag zu lauschen. Vielleicht findest du ja Gefallen daran, junger Snape."