Oh, Rubinonyx, danke für deine lieben Reviews! Hat mich sehr gefreut :-)-Der Grund warum ich schnell im Updaten bin, ist, dass ich diese Geschichte schon komplett im HP - Forum veröffentlicht habe, sie ist also schon längst fertig...deswegen könnte ich ein Kapitel nach dem anderen jetzt hochladen, aber alles auf einmal wäre zuviel des Guten :-)
Nun ja, auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen und Liebe Grüße

Nutmeg

Kapitel 14:
Es war nicht leicht gewesen, seiner Großmutter nicht zu sagen, wohin er ging. Er hatte ihr ein Lügenmärchen aufgetischt, in dem er ihr erzählt hatte, dass er, nun da er volljährig war, Spinner's End einen Besuch abstatten wollte. Spinners End gehörte, obwohl das Haus schon seit sechs Jahren leer stand, immernoch seinem Vater. Er erzählte seiner Großmutter, dass er Zeit für sich alleine zum Nachdenken brauchen würde. Sie verstand. Seine Großmutter verstand immer.

Als er wieder in dem dunklen Raum stand, in dem er vor einem Jahr den falschen Todesser gefoltert hatte, kam es ihm so vor, als wäre dies gestern gewesen. Doch er hatte sich damit abgefunden, dass er nun auf der dunklen Seite stand, und obwohl es ihn schmerzte, immernoch schmerzte trotz der vergangenen Zeit, hasste er sich nicht mehr dafür. Es muss eben Opfer geben, dachte er und er war einfach heilfroh, dass er bis jetzt nicht eines dieser Opfer war.

Falsch gedacht, du Narr dachte Snape und seufzte. Er hatte damals schon längst angefangen, ein Opfer zu sein. Er war genauso zum Opfer geworden wie der falsche Todesser, die Potters, die Longbottoms und wie die anderen unzähligen Unbekannten es wurden. Der einzige Unterschied war, dass die Potters und der falsche Todesser körperlich und geistig tot waren, doch ER war seelisch. Voldemort hatte seine Seele ermordet - Voldemort, sein Großvater, sein Vater...er selbst hatte seine Seele ermordet. Indem er ein Anhänger des Dunklen Lords wurde.

Er verbrachte den ganzen August bei Voldemort, wo er wieder Zaubertränke für alle möglichen Anlässe brauen durfte. Er erledigte seine Aufgabe mit Sorgfalt und ohne Fragen zu stellen. Dies schien der Dunkle Lord sehr zu schätzen. Sein Großvater freute sich, ihn zu sehen. Severus war seinen Großvater jedoch bald leid. Er hatte schnell erfasst, dass sein Großvater sich nicht freute, ihn zu sehen, sondern dass er sich freute, dass sein Enkel da war, damit er überall mit ihm angeben und ihn anpreisen konnte. Severus bemerkte, wie er sich innerlich veränderte. Er freute sich über Lob vom Dunklen Lord, und es machte ihn stolz.
Er nahm eines Tages daran teil, als ein Trupp Todesser eine Gruppe Muggel quälte,die sich zu nahe am Hauptquartier im Wald verirrt hatten. Und er bemerkte, dass es ihm langsam nicht mehr die Tränen in die Augen trieb, dass es ihm in gewisser Weise sogar gefiel. Er hatte nun die Macht. Sein ganzes Leben lang hatten andere die Macht über ihn gehabt. Sein Vater, dann Potter und Black, dann Baucis. Er hatte immer nach der Willkür anderer leben müssen. Jetzt nicht mehr. Er war nur noch von einem abhängig, und das war der Dunkle Lord. Die anderen konnten ihm nichts mehr tun.
Severus erinnerte sich immernoch an die Gesichter der gequälten Muggel. Bellatrix hatte zwei von ihnen getötet, die anderen wurden mit Vergessenszaubern belegt worden. Voldemort wollte nicht zu viele Morde in der Nähe des Hauptquartiers; er war der Meinung, dass dies den Orden des Phoenix sicher irgendwann auf seine Spur gebracht hätte.

Er kehrte im Sommer danach wieder ins Hauptquartier zurück. Schon am ersten Tag kam sein Großvater in sein Zimmer. Severus hatte auf dem Bett gesessen und gelesen. "Severus?" Sein Großvater zitterte am ganzen Leib. "Was ist mit deiner Großmutter?" Severus sah auf und rückte ein Stück ab, damit sein Großvater sich neben ihn auf die Bettkante setzen konnte. Sein Großvater hatte sich nicht verändert, nur eines war offensichtlicher geworden - sein Blick war kalt. Severus hatte dies schon letztes Jahr bemerkt, doch dieses Jahr fiel es ihm viel mehr auf. "Was soll mit ihr sein?" Severus war verwirrt. "Na, wieso schließt sie sich nicht dem Herrn an?" Sein Großvater schien verärgert über seine Frau zu sein. "Sie ist schrecklich dumm.", meinte er dann und musterte Severus, der das Buch weggelegt hatte. "Der dunkle Lord wünscht, dass wir sie auf unsere Seite ziehen . Er findet es höchst kurios, dass jemand wie deine Großmutter, aus einem so alten, reinblütigen Geschlecht, keine Ambitionen verspürt, den Urzustand in der Zaubererwelt wieder herzustellen. Und ich muss ihm Recht geben." Severus wusste nun, wieso sein Großvater zitterte, immernoch zitterte, besser gesagt. Anscheinend hatte er eben eine private Unterredung mit Voldemort gehabt, der ihm wegen seiner rebellischen, desinteressierten Frau ordentlich die Leviten gelesen hatte. "Weißt du, Severus, ich lebe nun schon mehr als ein Jahr hier im Hauptquartier, um den Dunklen Lord im Kampf gegen die Muggel direkt vor Ort unterstützen zu können...und deine Großmutter hat sich noch nicht einmal darum bemüht, herauszufinden, wo ich bin.", echauffierte er sich. Severus sagte nichts. Seine Großmutter als Todesserin wäre ebenso unvorstellbar wie Lord Voldemort, der einen Muggel als Rekruten zuließe. Severus sah auf seine Bettdecke und blickte dann direkt in das wütende Gesicht seines Großvaters. "Ich WILL dass Anna sich uns anschließt.", meinte sein Großvater. "Versuche Sie zu überreden, Severus. Auf dich wird sie hören." Severus seufzte und wägte seine Worte genau ab. "Ich werde es versuchen, Großvater.", sagte er dann, während er im Stillen dachte 'Nie im Leben werde ich meine Großmutter in die Situation bringen, in der ich jetzt bin'

Severus war froh, fast nur zum Tränkebrauen eingesetzt zu werden. Ein paar Mal hatte er mit einigen anderen Todessern den Wald um das Hauptquartier durchkämmt und Muggel dabei aufgegriffen. Er hatte einige dieser Muggel mit dem Cruciatus belegt, aber nie mit dem Avada Kedavra. Er fragte sich, wann diese Schranke fallen würde und er genauso manisch wäre wie Bellatrix. Anders als Bellatrix, die sich, wenn sie einmal ein Opfer gefunden hatte, nur schlecht kontrollieren ließ, hatte Severus bis jetzt noch Schranken.

Er war beim Dunklen Lord hochangesehen, weil seine Zaubertränke Meisterarbeit waren, egal, welchen er zu brauen hatte. Er leistete gute Arbeit, doch er war nicht mit dem Herzen dabei. Es gab zu vieles, was gegen Voldemort sprach. Nur eines sprach deutlich für ihn:
Severus wusste, dass es kein Zurück mehr gab. Zu wem hätte er auch gehen können? Für die andere Seite war er ein Verräter, ein Kandidat fürs Gefängnis. Er konnte sich nun nicht mehr von Voldemort abwenden. Er hatte niemanden außer Voldemort. Doch es gab so vieles, worin Voldemort Unrecht gehabt hatte. Er war seit zwei Jahren von ihr getrennt, doch er vermisste Baucis immernoch. Die Wut, die er so deutlich gespürt hatte, war verflogen. Er sehnte sich nach ihr, nach ihrem Lachen, ihrem Verständnis für ihn, ihre Fürsorge für alle Schwächeren, ihr gutes Herz.
Er musste bei dem Gedanken lächeln, wie zart und unschuldig die Beziehung zu Baucis gewesen war- sie hatten sich geküsst, hatten viel Zeit miteinander verbracht, zusammengelernt und waren sich gegenseitig eine Stütze gewesen. Doch diese Liebe hatte die erste Krise nicht überstanden, was er immer noch sehr bedauerte.

Er verbrachte viel Zeit in Spinner's End. Jetzt, da er volljährig war, gehörte es ja ihm. Als er zum ersten Mal nach sechs Jahren wieder hergekommen war, hatte er erst einmal allen Unrat entfernen müssen, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte. Zum Glück hatte ihm seine Großmutter in weiser Vorraussicht ein Buch mit Haushaltszaubersprüchen mitgegeben, so dass das Entstauben des Hauses und das Reparieren einiger Mängel kein Problem für ihn gewesen war. Ende November war er wieder einmal in seinem Elternhaus, nachdem er vier ganze Monate in Voldemorts Diensten gestanden hatte, um in dieser Zeit Zaubertränke gebraut und Muggel aufgespürt hatte. Seine Großmutter stellte nie Fragen, wohin er ging. sie akzeptierte es, wenn er lange wegblieb. Sie wusste, dass sie einen achtzehnjährigen jungen Mann nicht halten konnte, und solange Severus zu ihr zurückkam, war es ihr recht, wenn er ging.

An einem Tag Mitte November klingelte es an der Tür in Spinner's End. Severus fragte sich zuerst, ob es seine Großmutter sein könnte, aber seine Großmutter wäre appariert. Es war später Abend, und er hatte sich schon zum Schlafen hingelegt. Er hatte die Spielsachen aus seinem Kinderzimmer entfernt und es sich dort mit Büchern gemütlich gemacht. Langsam ging er die Treppe hinunter, seinen Zauberstab bereit, falls es Leute des Phönix-Orden waren. Er war sich sicher, dass keiner der anderen Seite wusste, dass er für Voldemort arbeitete, doch er war vorsichtig geworden. Wahrscheinlich war es sein Gewissen, das ihm einredete, dass es doch jeder wissen könnte; dass man es Menschen vielleicht ansah, wenn sie Todesser waren. Zu welcher Seite sie gehörten. Er umklammerte mit einer Hand seinen Zauberstab und machte mit der anderen die Tür einen Spalt breit auf. Er starrte in blaue Augen, die ihn besorgt und ängstlich musterten. Blaue Augen unter der himmelblauen seidenen Kapuze eines himmelblauen seidenen Umhangs. "Severus?" Er öffnete die Tür nun ganz und konnte den verblüfften Ausdruck in seinem Gesicht nicht kaschieren. "Bau...Baucis?", fragte er mit fast zittriger Stimme. "Ist irgendetwas passiert?", fragte er. Baucis nahm die Kapuze ab und schüttelte den Kopf. Sie hatte sich verändert. Ihr Gesicht war erwachsener geworden, doch es war immernoch genauso schön. Sie lächelte ihn an. "Deine Großmutter hat mir gesagt, wo ich dich finden könnte." "Du warst bei meiner Großmutter?", fragte er. Baucis nickte. "Es geht ihr gut.", sagte sie dann und beantwortete seine Frage, bevor er sie ausgesprochen hatte. Verlegen standen Baucis und er eine Weile vor der Haustüre. "Magst du mich nicht in dein Haus lassen?", fragte sie dann. Severus wurde rot und trat zur Seite, damit Baucis eintreten konnte. "Oh...es ist etwas karg hier.", meinte Baucis. Severus erwiderte darauf nichts. "Gib mir deinen Mantel, ich werde ihn aufhängen."

Er ging in die Küche und hing den Mantel an dem Kleiderhacken hinter der Tür auf. Baucis folgte ihm. "Du hast mir gefehlt...ich wollte wissen wie es dir geht, Severus.", sagte sie, als die beiden sich gegenüberstanden. Sanft strich sie ihm eine Strähne seiner Haare aus den Augen. "Du hast dich verändert.", sagte sie dann. "Du auch." Baucis seufzte und nickte. "Du siehst krank aus.", sagte sie dann. Severus nickte still. Er sah immer krank aus. Er sah seit zwei Jahren krank aus. "Severus...ich..." Baucis setzte zum Sprechen an und schwieg dann wieder. "Was ist mit dem Hufflepuff? Seid ihr noch...ich meine, seid ihr...?", fragte Severus leise. Er hätte sich am liebsten an Baucis' Mantel gekrallt, um, wenigstens einen Halt zu haben. Baucis lachte. "Tony meinst du?" Sie lachte. "Er ist ein Idiot. Wir waren nie richtig zusammen." Severus schaute auf den Boden. Baucis, die mehr als einen Kopf kleiner war als er, hob sein Kinn mit einer Hand hoch. "Sieh mich an - denkst du wirklich, ich will jemand anderen als dich?", meinte sie dann. "Du hast nicht zu mir gestanden, und ich war wirklich wütend auf dich. Für einen Moment habe ich dich sogar ein klein wenig gehasst. Doch in den letzten Monaten...ist mir aufgefallen, wie sehr ich dich vermisse. Oh, schau doch nicht so ernst, Severus." Sie lachte. "Wieso schaust du immer so miesepetrig, Severus?" Severus zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht." Baucis schwieg eine Weile, und er schwieg zurück. Dann wandte sich Baucis ab und Severus konnte Tränen in ihren Augen sehen. "Du musst mich doch für total bescheuert halten.", schluchzte sie leise. "Du willst mich sicher nicht mehr, aber ich will dich, und deswegen...deswegen bin ich hier. Ich wollte dich fragen, ob du...ob du mich noch willst. Ob du mir verzeihen kannst, dass ich damals so übertrieben reagiert habe...aber, aber...du warst mir so wichtig und ich..." "Ssch." Severus schüttelte den Kopf. "Es war auch meine Schuld." Baucis nickte und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und von der Wange. Beide standen unbeholfen gegenüber. "Baucis...ich...ich weiß nicht was ich sagen soll, aber...aber ich liebe dich doch." Baucis lächelte und sprang förmlich auf ihn. Sie umarmte ihn so fest wie er noch nie umarmt worden war und übersäte sein blasses Gesicht mit vielen tränennassen Küssen.