Juchu, da bin ich mal wieder. Meine Story neigt sich immer mehr dem Ende zu, will sagen, viel passiert nicht mehr vor dem großen und vielleicht auch schockierenden (?) Finale. Dumbledore und Severus' Omma werden im weiteren Verlauf noch sehr wichtige Rollen spielen, aber mehr verrate ich jetzt noch nicht, soll ja spannend bleiben ;). In diesem Kapitel geschieht nicht viel, es verdeutlicht einfach nochmals, wie sehr Baucis an Severus hängt, und umgekehrt.
Liebe Grüße
Kapitel
15:
Am nächsten Morgen wurde Severus von der Herbstsonne
geweckt, die ihm unverfroren ins Gesicht schien. Er lag im Bett
seiner Eltern, neben ihm schlief Baucis mit tiefen Atemzügen und
einem seligen Lächeln im schönen Gesicht. Er zog vorsichtig
die Bettdecke über ihre nackten Schultern, damit sie nicht fror.
Baucis seufzte im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite. Er
setzte sich im Bett auf und gähnte. Er warf einen Blick auf sein
dunkles Mal und erschrak. Er hoffte, dass Baucis in dieser Nacht
nicht das dunkle Mal auf seinem Arm bemerkt hatte. Er tröstete
sich mit dem Gedanken, dass Baucis sicher blind vor Liebe und es
außerdem dunkel im Zimmer gewesen war. Daher standen seiner
Meinung nach die Chancen nicht schlecht, dass es Baucis nicht
aufgefallen war. Wäre sie nicht auch erschrocken von ihm
gewichen, wenn sie es gesehen hätte? Sicher wäre sie das.
Er gähnte nochmals und legte sich wieder hin. Er hatte gar keine
Lust, aufzustehen. Er fühlte sich irgendwie glücklich und
traurig zur selben Zeit - er hatte Baucis verraten, und heute Nacht
hatte er Voldemort verraten, indem er sich mit einem Schlammblut
eingelassen hatte. Er wusste nicht, was schlimmer war. Aber er wollte
auch gar nicht entscheiden müssen. Baucis schlug die Augen auf
und strahlte ihn an. "Gut geschlafen?", fragte sie. Severus
nickte und versuchte, seinen linken Arm unter der Decke zu
verstecken. Baucis schmiegte sich an ihn und spürte, wie er sich
verkrampfte. Eine Zeit lang lagen sie so im Bett, sprachen nichts. Er
konnte Baucis' Parfüm riechen, und spürte ihre warme Haut
auf seiner.
"Severus?" "Hm?" Baucis richtete
sich ein wenig auf. "Sag, was bedeutet eigentlich die
Tätowierung auf deinem Arm?" Er zuckte zusammen. Er hätte
mit allem gerechnet, aber nicht mit einer solchen Frage. Baucis
wusste anscheinend gar nichts vom Dunklen Lord und den Todessern.
"Och, das...ist nichts wichtiges." "Du willst mir doch
nicht sagen, dass du dir das einfach so auf deine Haut gemacht hast?"
Sie zog eine Augenbraue nach oben. Severus schwieg und überlegte,
was er sagen könnte. Am Ende entschied er sich, gar nichts zu
sagen. Und Baucis wollte nicht auf ihn einreden, da sie Angst hatte,
ihn wieder zu verlieren.
Baucis blieb in Spinner's End. Da sie volljährig war, konnte sie tun und lassen was sie wollte, deswegen konnten ihre Eltern nichts dagegen sagen. Sie machte den Haushalt, kochte und umsorgte Severus als wären sie schon dreißig Jahre und mehr verheiratet. Doch irgendwann würde Severus ins Hauptquartier der Todesser zurückkehren müssen, und es machte ihm Sorgen, wie er es erklären könnte. Baucis würde sich nicht so leicht wie seine Großmutter abspeisen lassen. Als an einem Morgen sein Dunkles Mal glühte und schmerzte, ein Zeichen dafür, dass der Dunkle Lord ihn sehen wollte, zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er es ihr sagen sollte. Irgendwann entschied er sich, die Wahrheit zu sagen und hoffte, dass Baucis ihn nicht dafür verachten würde. Er war es einfach leid, die einzigen beiden Menschen die er glaubte zu liebten und mochte, anzulügen. Und es würde gut tun, sich jemandem anzuvertrauen, der einen liebte. "Wieso musst du weg?", fragte Baucis und starrte ihn mit ihren schönen blauen Augen an. Severus schluckte. "Ich bin vom Dunklen Lord gerufen worden?" "Dunkler Lord?" Baucis setzte sich an den Küchentisch und nahm sich einen ihrer selbstgebackenen Kekse, an dem sie anfing zu knabbern. Das machte sie immer, wenn sie nachdachte oder etwas verarbeiten musste. "Voldemort." Baucis verschluckte sich und fing an zu husten. "Voldemort? Voldemort..." Sie schien angestrengt nachzudenken. Anscheinend kannte sie diesen Namen, wusste aber nicht, mit was sie ihn verbinden sollte.
Irgendwann machte es bei ihr Klick. Wie von der Tarantel gestochen sprang sie vom Suhl auf und wich von ihm leicht geschockt zurück. "Voldemort? Du- weißt- schon- wer? Wieso...wieso?" Sie war sprachlos. Er wunderte sich, dass jemand ihn Du- weißt- schon - wer nannte und nicht Dunkler Lord. Er hatte schon lange mit keinem von der guten Seite mehr geredet, außer seiner Großmutter, und die hielt sich aus allem raus, was mit Voldemort zu tun hatte und zeigte nur absolutes Desinteresse. Die Dinge hätten anders gestanden, wenn sie gewusst hätte, dass ihr geliebter Enkel einer von ihnen war, doch das wusste sie nicht. "Voldemort ist dir also ein Begriff?", fragte Severus ruhig, aber innerlich war er aufgewühlt. Baucis nickte. Leise, fast quietschend, fragte sie: "Und...und zu ihm musst du? Wieso...arbeitest du für ihn?" Severus nickte. Baucis wurde blass. "Keine Sorge, Baucis... ich...ich habe niemanden umgebracht." Severus wusste, dass dies Baucis größte Sorge wäre. Baucis musterte ihn hektisch und etwas panisch und meinte dann: "Aber Du- weißt - schon -wer...hat doch Menschen getötet. Wie kannst du da für ihn arbeiten, Severus? Du...du hast doch gar nichts gegen Muggel." Severus' Herz wurde kalt bei der Erwähnung des Wortes Muggel. Sein Vater war ein Muggel gewesen. "Wer sagt dir das?" Baucis wich zurück, als sie seine Augen sah, die Hass ausstrahlten. "Weil...weil du mich liebst, und ich bin doch...ein Schlammblut." Severus' Hass verflog. "Ja, ich weiß.", sagte er sanft. "Ich liebe dich...aber es wäre besser für dich, wenn du mich nicht lieben würdest." Baucis, die die ganze Zeit verschreckt ausgesehen hatte, richtete sie zu ihren vollen 1 Meter 65 auf und meinte dann stolz: "Ach, und wieso das?" "Weil es am besten für dich wäre, wenn...wenn du dich versteckst. Voldemort will die Zaubererwelt von den Muggelgeborenen säubern. Von Leuten wie-" "Leuten wie mich, meinst du." Severus nickte langsam. "Baucis, ich wünschte ich könnte dich davor bewahren, aber die Todesser machen keinen Halt. Vor nichts und niemandem." "Und wieso hast du dich ihnen angeschlossen?" Baucis setzte sich wieder. Severus meinte aufgeregt: "Weil Voldemort, trotz all seiner Fehler, in mich vertraut. Ich bin einer seiner Lieblinge. Und das, Baucis, ist ein wunderbares Gefühl...zu wissen, dass es jemanden gibt, der einem vertraut...zu wissen, dass dieser jemand mächtig ist. Und was ist wichtiger als Macht heutzutage?"
Baucis zog eine Augenbraue hoch. "Ich werde mich auf jeden Fall nicht von diesen Todessern einschüchtern lassen. Es ist mir egal, was sie mit mir tun werden - nach zwei Jahren habe ich dich gefunden, ich werde dich nicht mehr gehen lassen. Egal was diese Witzfiguren sagen, ich lasse mich nicht aus meiner Welt und von meinem Mann vertreiben." Severus spürte einen gewissen Stolz in sich, als Baucis von ihm über ihren Mann sprach. "Na, vielleicht wäre es einfach das beste, wenn du hier bliebest. Oder wenn du zu meiner Großmutter gehst. Meine Großmutter wird dich gern haben, Baucis. Ihr werden sie nichts tun, sie ist eine Reinblüterin. Und wo wärst du sicherer als bei einer Reinblüterin?" "Wieso sprichst du nicht mit Dumbledore und schwörst Voldemort ab?" Severus schnaubte. "Nein. Dumbledore bin ich egal, es wird ihn nicht kümmern. Voldemort hingegen bin ich alles andere als egal. Er braucht mich." Baucis konnte das Glänzen in Severus' Augen sehen. Sie hatte keine Angst, doch es beunruhigte sie ein wenig, dass Severus, ihr geliebter Severus, einer von ihnen war, wo sie selbst doch eine von denen, den Schlammblütern, war.
Severus arbeitete wieder für den Dunklen Lord. Als er ins Hauptquartier gekommen war, hatte er sofort die Aufgabe erhalten, Gift zu brauen. Viel Gift. Er hinterfragte nichts und braute einfach. Voldemort war davon begeistert. Voldemort sah immer unmenschlicher aus, immer mehr weckte er den Eindruck, dass er von einem anderen Stern käme.
Severus
lebte ein merkwürdiges und für einen Todesser recht
einzigartiges Doppelleben: er arbeitete für den Dunklen Lord mit
aller Begeisterung und Präzision, die er aufbringen konnte,
verachtete aber die Foltermethoden und die Gewalt, die der Dunkle
Lord anwandte. Und noch dazu schrieb er fast jeden Tag einen Brief an
Baucis, die er erfolgreich bei seiner Großmutter einquartiert
hatte. Seine Großmutter war begeistert gewesen, das Mädchen
endlich kennen zu lernen, das sie schon vor vier Jahren hatte kennen
lernen wollen. Baucis und seine Großmutter verstanden sich gut,
vielleicht, weil sie ein gemeinsames Interesse namens Severus hatten.
Seine Großmutter wusste immernoch nichts von Severus'
Todesserleben, und Baucis hatte ihr Wort gehalten und ihr nichts
davon erzählt.
Die Briefe, die er an Baucis schrieb, waren
übersät mit liebevollen Redewendungen, doch er war sich
nicht sicher, ob er es wirklich so meinte - sein Herz war immernoch
angeschlagen, seine Seele taub von allem was er erlebt und gesehen
hatte. Doch er wollte Baucis lieben, so wie er seine Mutter
wahrscheinlich geliebt hatte, und wie er seine Großmutter
wahrscheinlich liebte. Dass Baucis ein Schlammblut war, scherte ihn
wenig. Er war davon überzeugt, dass er es sich, solange er
Voldemort treu diente, erlauben konnte, diesem in dieser Beziehung
ein wenig untreu zu werden. Severus wusste natürlich nicht,
worauf dies alles hinauslaufen würde.
Im Nachhinein betrachtet wäre es für Baucis das Beste gewesen, wenn sie ihn aufgegeben hätte. Als es wirklich darauf angekommen war, hatte er sie nicht beschützen können. Er war ein Narr gewesen, als er geglaubt hatte, dass Voldemort ihm alles verzeihen konnte, solange er dessen Befehle treu ausführte. Als er geglaubt hatte, dass sie bei seiner Großmutter sicher wäre.
