Und
hier bin ich zum großen Finale tröt tröt. Es hätte
alles so schön werden können, aber da ich gemein bin, wird
es das natürlich nun nicht. Severus soll ja auch ein tragischerHeld sein und keine Nebenfigur, die fröhlich mit Frau und
2,5 Kindern durch die Gegend rollt ;)
Ich war schon
immer (naja, nicht immer, aber schon ziemlich lange) der Ansicht,
dass Snape sich gegen Voldemort gestellt hat wegen einem Motiv:
Rache. Und wann will man Rache? Wenn einem etwas genommen wird, das
man liebt. Dieses Kapitel hier ist sehr dramatisch, aber es gefällt
mir ganz gut.
Naja, viel gibt es nicht zu sagen jetzt, hier ist einfach der von mir erfundene Grund, wieso Severus letzendlich die Seiten gewechselt hat, ich habe sogar sehr darauf geachtet, dass es zeitlich gut in die HP Chronik passt ;)
Viel
Spaß beim Lesen
Nutmeg
Kapitel
17:
Richtig freuen tat er sich über Baucis' Schwangerschaft
nicht. Es waren in seinem Leben einfach zu viele Dinge unklar. Er
konnte sie nicht heiraten, weil dann jeder gewusst hätte, dass
sich Severus Snape, der Diener der Dunklen Lords, mit einem
Schlammblut verheiratet hatte. Er hatte Angst, dass er seinem Kind
ein schlechter Vater wäre. Er hatte tausend Bedenken, tausend
ungeklärte Probleme in seinem Leben. In der Geschwindigkeit, in
der Baucis' Bauch dicker wurde, wurde für ihn sein Leben
unübersichtlicher. Seine Großmutter und Baucis waren
natürlich begeistert. Seine Großmutter begann schon, als
Baucis im vierten Monat schwanger war, blaue Strampler zu stricken.
"Ihr werdet sehen, es wird ein Junge...deswegen stricke ich
alles blau, seht ihr? Blauer Schal, blaues Mützchen..."
Severus nickte beiläufig. Baucis lächelte. "Und was
ist, wenn es doch ein Mädchen wird?" Die Großmutter
lachte auf. "Deswegen mache ich ja alles blau...wenn es ein
Mädchen wird kann sie trotz allem auch blau tragen."
Severus klinkte sich aus diesen Unterhaltungen meist aus. Er war
immernoch unsicher, was er davon halten sollte.
Einen Monat
später war er wieder im Hauptquartier des Dunklen Lords. An
einem verregneten Samstag hörte er energisches Klopfen an seiner
Zimmertüre und öffnete sie. Davor stand sein Großvater.
Er war noch hagerer geworden, seine Augen lagen tief in den roten
Höhlen, und er hatte einen grausamen Zug in seinem Gesicht
angenommen. "Severus?" Schnell schloss er die Tür
hinter sich und setzte sich auf Severus' Bett. "Ja, Großvater?"
Severus runzelte fragend die Stirn. Sein Großvater hatte schon
lange nicht mehr privat mit ihm gesprochen. "Was ist nun also
mit deiner Großmutter?" Severus erschrak. "Ich...ich
hatte in letzter Zeit zuviel um die Ohren, Großvater. Ich habe
sie noch nicht überzeugen können." Sein Großvater
schnaubte. "Der Dunkle Lord liegt mir in den Ohren, Severus. Ich
will, dass sie eine von uns wird. Ich möchte nicht das Gespött
aller Reinblüter werden, weil ich meine Frau nicht auf unsere
Seite ziehen konnte. Ich werde selbst mit ihr reden. Auf mich wird
sie zu hören haben." Severus nickte erschlagen.
"Soll...soll ich dich begleiten, Großvater?" Sein
Großvater schüttelte energisch das blasse Haupt. "Nein,
ich kann sehr gut alleine mit meiner Frau fertig werden, danke,
Severus." Severus nickte und überlegte krampfhaft, wie er
seinen Großvater, der aufgewühlt und wütend zu
sein schien, wieder hinunter auf eine erträgliche
Gemütsverfassung bringen konnte. Doch er hatte keinen Erfolg.
Am Abend ging Severus die Stufen zum Haupteingang hinunter. Er
wollte frische Luft schnappen, da der muffige Geruch dieses Hauses
mit seinen vielen Menschen ihn benebelt machte und er nachdenken
wollte. Über Baucis, sich und sein Leben. Als er gerade die
Türklinke herunterdrücken wollte, hörte er neben sich
im Zimmer lautes Gelächter und fing einige Wortfetzen auf. "
Der ... Prince...verrückt." Severus legte sein Ohr an
das Holz. "Total verrückt, der Alte. Ist mit Bellatrix und
Abraxas zu sich nach Hause...will seine Frau überzeugen, dass
sie auf unsere Seite kommt." Severus blieb das Herz stehen.
Bellatrix? Abraxas? "Naja, wir werden ja sehen, ob es dem
Alten gelingt, seine Frau zu überzeugen...will nicht wissen was
passiert wenn nicht." Severus wandte sich geschockt von
der Holzwand ab und stand eine Weile bedröppelt im Gang. Er
musste nach Hause. Schnell.
Er lief eine Weile in den Wald
hinein, bis er an eine Stelle kam, von der aus er apparieren konnte.
Gerade als er sich konzentrieren wollte, machte es einen kleinen
Knall und wenige Meter von ihm entfernt apparierten drei Menschen.
Leise versteckte er sich hinter einem großen Busch. Es waren
Bellatrix, Abraxas und sein Großvater. Er sah müde aus.
Bellatrix lachte und schien aufgekratzt. Abraxas sagte nichts.
Severus schloss die Augen und apparierte. Er konnte sich vorstellen,
was ihn erwarten würde. Und es tat weh.
Er apparierte im Regen und fand sich bald im Garten seiner Großmutter wieder. Einige Meter von ihm entfernt stand das Grab seiner Mutter. Es gab ihm einen Stich ins Herz. Er sah auf...über dem Herrenhaus stand das Dunkle Mal. Das Herrenhaus, oder besser was von ihm übrig geblieben war, stieß große Rauchsäulen in den regnerischen Himmel hinein. Severus beschleunigte seine Schritte und rannte die letzten Meter. Er umrundete das Herrenhaus und schrak zurück, als er die abgebrannte Vorderfront sah. Das Haus selbst war nur noch ein einziges Gerippe. Panisch sah er sich um. Wo waren Baucis und seine Großmutter? "Baucis?", rief er in den Wind hinein, doch es kam keine Antwort. Er lief langsam weiter, fast wie in Trance. Je näher er dem Haus kam, desto deutlicher konnte er eine schwarze Gestalt vor dem Haus liegen sehen. Er rannte darauf zu und glitt aus. Langsam rappelte er sich wieder hoch und stolperte die letzten paar Meter darauf zu. Mit Tränen in den Augen ging er auf die Knie. Es war seine Großmutter, die da im Regen lag. Und sie war tot.
"NEIIIN!" Severus wurde unkontrolliert von Heulkrämpfen geschüttelt, als er die Leiche seiner Großmutter betrachtete. Sein Herz war ein einziges schmerzendes Ärgernis in seinem Körper. Seine Großmutter hatte schreckgeweitete Augen, sah aber ansonsten völlig unversehrt aus. "Avada Kedavra...oh nein". murmelte er und weinte noch mehr. "Großmutter, bitte..." Es war sinnlos, aber er schüttelte sie trotzdem. Wider dem Verstand schüttelte er sie wie eine leblose Puppe. Als er erschöpft aufgab, drückte er ihre Leiche an sich und schluchzte. "Großmutter...es tut mir so leid. Bitte..." Wieder ein Heulkrampf. Wieso? Wieso hatte sein Großvater die Großmutter getötet? Er war völlig vom Regen durchweicht, aber es kümmerte ihn nicht. Er zitterte, doch er schenkte dem keine Beachtung. Wie lange er die Leiche seiner geliebten Großmutter umarmt gehalten hatte, wusste er später nicht. Doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Irgendwann erwachte er aus seiner Trance und riss sich von seiner Großmutter los. Der Schmerz brachte ihn um, explodierte wie tausend Sonnen in seinem Herzen. Langsam schloss er die Augen seiner Großmutter und ließ sie fürs erste liegen. Er musste nach Baucis suchen.
Er stolperte betäubt weiter. Irgendwann hatte er sie gefunden. Sie lag auf dem Boden, genau wie seine Großmutter. Ein kleines schwarzes Bündel. Langsam ging er auf sie zu. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie gestorben war für ihn; dass sie gestorben war, weil sie für immer mit ihm zusammensein wollte. Er kniete neben ihr nieder, wie er es bei seiner Großmutter getan hatte. Baucis hatte die Augen geschlossen. Das verwunderte ihn, kein Avada Kedavra - Opfer hatte jemals die Augen geschlossen. Er betrachtete ihr hübsches Gesicht. "Baucis?", sagte er sanft. Er strich ihr die wirren Locken aus dem regennassen Gesicht und fühlte ihren Puls. Sie lebte. Severus schluchzte wieder, diesmal fast vor Freude. "Baucis?", sagte er lauter. Dann legte er seinen Kopf auf ihre Brust, um die Herzschläge zu hören. Das Herz schlug langsam, aber es schlug. Er schüttelte sie, wie seine Großmutter, doch er hörte nicht auf, auch nicht, als er erschöpft zusammensackte. Irgendwann schlug Baucis die Augen auf und Severus schluchzte. "Baucis? Wie geht es dir?" Baucis' Augen waren stumpf, ihr Gesichtsausdruck ohne jegliche Mimik. "Baucis?" Sie starrte ihn an, doch es war kein Erkennen in ihren schönen blauen Augen. "Baucis...bitte!" Der Schmerz wurde wieder größer, fraß ihn auf. Schmerz und Wut. Er wusste was geschehen war. Sie hatten sie gefoltert. Gefoltert, bis sie den Verstand verloren hatte. Bis sie schwachsinnig geworden war. Alles vergessen hatte. "Baucis...bitte...bitte sag mir, dass du mich erkennst. BITTE BAUCIS!" Er weinte wieder, zitterte und übergab sich sogar. Er war völlig am Ende. So sehr am Ende, dass er seinen Zauberstab nahm und ihn mit zittriger Hand gegen sich selbst richtete. "Avada Kedavra!", krächzte er. Aber es geschah nichts. "Avada Kedavra!" Noch einmal, lauter, herrischer. Aber es passierte nichts. Baucis starrte ihn immernoch an. Sie schien zum Sprechen anzuheben, doch es kam nur ein Rinnsal Speichel aus ihrem Mund, und ein Krächzen. Severus heult auf, als er dies sah und zerbrach mit einem Ruck seinen Zauberstab. Er wollte nicht mehr zaubern, nie mehr. Severus umarmte sie, drückte sie fest an sich wie eine Stoffpuppe. Irgendwann war er anscheinend vor Erschöpfung mit Baucis in den Armen eingeschlafen. Er wachte erst wieder auf als er eine bekannte und gleichzeitig doch unbekannte Stimme hörte, die leise sagte: "Bringt die beiden ins St. Mungo's. Ich werde mich um Anna kümmern." Dann spürte er, wie sanfte Arme ihn nach oben zogen, bevor alles wieder dunkel wurde.
