Trautes Heim Glück allein…

Verschlafen wickelte sie sich in ihren pinken Morgenmantel und öffnete das Fenster um ihr Zimmer zu durchlüften. Würde sie es nicht machen, würde es ihre Mutter tun und sie wollte nicht dass ihre Mutter in ihr Zimmer ging. Ginny dachte aus dem Alter wäre sie raus, dass ihre Mutter ihr hinterher räumen müsste und sie das selber machen konnte.

Sie öffnete die Tür und vernahm den Duft von gebratenem Speck mit Eiern, etwas was sie zum Frühstück am liebsten ass. Sie ging die alte Holztreppe runter in die Küche und blieb im Türrahmen stehen um müde ihre Familie mit einem „Guten Morgen" zu begrüßen. Sie schaute sich etwas um, um sicher zu gehen dass alles beim Alten war. Ihr Dad las auf der Eckbank Zeitung und ihre Mutter stand am Herd und rührte die Eier um, damit sie nicht anbrannten. Seid ihre ältesten Brüder nicht mehr da waren musste sie sich aus einem Zwang den sie nicht bezwingen konnte immer wieder vergewissern das alles stimmte und sie nicht noch jemanden verlieren würde. Alle dachten immer sie wäre so erwachsen geworden, aber keiner wusste wie verletzlich sie doch noch war. Wenn Ginny daran dachte das ihre älteren Brüder nicht mehr da waren, meinte sie jene die älter waren als die Zwillinge… obwohl die Zwillinge nicht gerade alt wirkten, so wie sich benahmen. Es gehörte zu ihren morgendlichen Übungen eine Kissenschlacht zu vollführen um sich fit zu halten, obwohl Ginny das noch nie verstanden hatte. Sie lächelte leicht und schaute sich nach Ron um der nicht da war. Ihr Lächeln erstarb. Fast schon panisch fragte sie ihre Mutter wo Ron sei, die nur meinte er wäre noch nicht unten gewesen und würde wahrscheinlich noch in seinem Bett liegen.

Ginny rannte die Treppe hoch, sie konnte einfach nicht anders. Langsam öffnete sie die Tür, die zum Zimmer ihres Bruders führte und blickte durch den Türspalt. Erleichtert stellte sie fest dass er noch da war und zu ihr aufschaute, als er das Licht aus dem Gang vernahm.

„Was machst du denn hier Gin?" raunte er leise. Da es das erste war was er an dem Morgen sprach hörte es sich leicht brüchig an. Sie ging ins Zimmer und setzte sich zu ihm aufs Bett.

„Ich dachte du wärst weg gegangen!" flüsterte sie kaum hörbar um den Scham zu überspielen.

„Ach Gin, du solltest langsam aufhören zu denken alle würden dich alleine lassen! Außerdem… werde ich dich nie verlassen, das kann ich gar nicht!" Ginny schaute auf, in die Augen die ihren so ähnlich waren. Als er das gesagt hatte, hatte er so… verletzt geklungen, aber in letzter Zeit benahm er sich sowieso sehr seltsam und zog sich immer weiter in eine Welt zurück die sie wohl nie zu sehen bekommen würde. Sie nickte, weil sie wusste dass es Ron beruhigen würde, legte sich neben ihn und kuschelte ihren Kopf auf seinen Brustkorb. Ron zögerte bevor er ihr über ihr Haar strich.

„Weißt du noch wie ich früher immer bei dir im Bett geschlafen habe, weil ich Angst hatte das sich Monster unter meinem Bett versteckt hatten?" Sie spürte wie er nickte.

„Weißt du Ron, ich glaube das sollten wir mal wieder tun. Lass es uns gleich heute Abend tun!" Sie sprang auf und schaute ihn begeistert an, spürte den verwirrten Blick und glaubte sich rechtfertigen zu müssen.

„Also.. ich meine, abends einen Film bei dir im Zimmer schauen und dann schlafe ich bei dir… Ich fand das immer so beruhigend… Also, wenn es dir nichts ausmachen würde?"

„Ähm… okay, wenn du das so gerne hättest" Ron hatte es gesprochen während er aufstand und stand nun vor ihr. Er war viel größer als sie und seine früher lockigen Haare waren geglättet, aber durchs liegen leicht verzaust. Er hatte nichts an außer Shorts, aber das hatte sie noch nie gestört, immerhin war es ja nur ihr Bruder. Ginnys Augen funkelten vor Freude, sie nickte noch einmal eifrig und ging dann wieder nach unten um zu frühstücken und um Ron alleine zu lassen, damit er sich umziehen konnte.

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Er stand immer noch an derselben Stelle, an der er eben gestanden hatte. Ron musste immer wieder daran denken was eben geschehen war, das er sie berührt hatte, auch wenn es für sie nur eine brüderliche Geste war… war es für ihn mehr gewesen und heute Abend… heute Abend müsste er ertragen das sie so nahe neben ihm liegen würde, ohne das er sie anfassen konnte, ohne das er sie küssen konnte, ohne ihr sagen zu können, das er sie so sehr liebte. Er seufzte und ging zu seinem Schrank um sich eine Jeans und ein weißes Shirt heraus zu holen. Er zog es an und ging dann gemächlich den Weg, den Ginny gerade gegangen war. Er stellte sich vor seine Füße würde die Stellen berühren die sie betreten hatte und das gefiel ihm sehr. Er dachte daran wie klein ihre Füße im Gegensatz zu den seinen waren und das er sie früher immer gekitzelt hatte. So etwas sollte er nie wieder tun, das wusste er, es würde ihn nur in Versuchung bringen. In der Küche angelangt setzte er sich neben seinen Vater und nahm den mit Speck und Eiern behäuften Teller von seiner Mutter entgegen.

„Fred, George kommt endlich zum essen… Fred pass auf wohin du das Kissen wirfst, bevor die alte Vase von… FRED!" mit der Absicht seine Brüder zu rufen überschlug sich ihre Stimme nun fast vor Zorn. Anscheinend hatten die Zwillinge die alte Mingvase zerstört, die sein Dad einmal vom einem Einsatz mitgebracht hatte… Die Vase hatte damals mit Äpfel um sich geworfen. Er musste sich ein Lachen verkneifen als seine Mutter ins Wohnzimmer rannte um seine Brüder besser anschreien zu können. Das war etwas was sie wirklich gut konnte. Ginny saß vor ihm und kicherte leise vor sich hin, bevor sie ihren bereits leeren Teller in die Spülmaschine stellte, um wieder in ihr Zimmer zu verschwinden. Heute war der letzte Tag bevor die Schule wieder beginnen würde, etwas was ihn beruhigte, da er sich durch die Schule von Ginny ablenken konnte. Er bat seinen Dad um die Sportseiten, um zu erfahren was es aktuelles aus dem Bereich Quidditch gab. Er träumte davon eines Tages bei den großen Turnieren dabei sein zu können, um als Reporter für die Zeitungen einen Bericht zu schreiben und die großen berühmten Spieler interviewen zu können. Der Traum platzte als er davon erfuhr was für eine Angst Ginny davor hatte ihn als Bruder zu verlieren. Er nahm sich vor erst wieder für sich zu leben wenn sie jemanden gefunden hatte den sie so lieben konnte wie er sie… Erst dann wusste er konnte sie glücklich sein und er war es auch wenn sie es war, auch wenn ihn der Gedanke innerlich zerriss, dass sie jemanden anderen berührte…

Er las noch eine Weile weiter als Ginny wieder die Treppe runter gerannt kam, die Haare elegant mit Stäbchen hochgesteckt. Sie trug eine Jeans, Stiefel und darüber eine weiße eng anliegende Bluse, durch die man ihren schwarzen Bikini sehen konnte. Magisch wurde er davon angezogen, konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie sah so wunderschön aus.

„Ich gehe in den Park und treffe mich mit Harry!" Sie klang so glücklich…konnte es sein…

„Harry ist da?" fragte Ron zurückhaltend.

„Ja, er wird von Hagrid von diesem riesigen fliegenden Motorrad hergebracht und er bleib bis morgen hier und ja… dann gehen wir zusammen zur Schule!" Sie klang wirklich so freudig… Das war doch etwas gutes… wenn er es in einem Blickwinkel betrachten würde der aus rein brüderlicher Liebe bestand. Ginny stand immer noch da und schaute ihn an, aber hatte nun einen etwas unbehaglichen Ausdruck in ihren Augen liegen, als ob sie spüren würde das es Ron nicht gefiel, das sie sich mit Harry traf.

„Och Ron, du bist doch nicht immer noch in der Phase in der du versuchst mir alle Männer vom Leib zu halten oder?" fragte sie genervt.

Ron schluckte und antwortete dann:" Nein, nein natürlich nicht. Also Ginny, du bist jetzt 16 und kannst doch selber entscheiden was du tust!" Sie lächelte und rannte dann aus der Tür, weg von ihm, weg in andere starke Arme, Arme die seinem besten Freund gehörten. Ron sollte aufhören daran zu denken Harry töten zu wollen und sich für Ginny freuen.

„Dad… haben Ginny und Harry was miteinander?" fragte er zögernd, um nicht den Anschein zu erwecken er wäre wegen sich daran interessiert.

„Ich rede nicht wirklich viel mit Ginny über ihr Liebesleben, Ron, aber ich habe mitbekommen, das sie zu Molly meinte das Harry sie neulich geküsst hat. Als ich dann in die Küche kam haben sie aufgehört zu reden. Ich denke schon, das sich zwischen ihnen etwas entwickeln könnte, denn du weißt ja wie sehr sie schon damals für Harry geschwärmt hatte!

Anstatt etwas zu erwidern nickte Ron nur zustimmend, lies die Zeitung aus der Hand gleiten und verschwand auf sein Zimmer.

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„Harry!" Ginny stürzte glücklich in seine Arme. Er drückte sie an sich und gab ihr einen leichten Kuss auf ihre erröteten Wangen. Ihre Augen glänzten als er sie von sich drückte um sie zu betrachten. Er lächelte sie liebevoll an und sagte ihr wie hübsch sie doch sei. Verlegen schaute sie zu Boden, bevor ihr Blick sich härtete.

„Och nein Harry, das hatte ich ganz vergessen, das du ja so einen großen Koffer dabei hast. Wir sollten ihn noch nach Hause bringen!" Sie klang sehr besorgt.

„Nein Ginny, das ist wirklich nicht nötig. Egal was du vorhattest zu tun, ich nehme ihn mit. Schau mal…", Harry demonstrierte ihr wie er den Kaffe hin und her schieben konnte," er hat Rollen, also halb so wild. Was hast du denn geplant?"

Ginny hatte sich etwas beruhigt und klatschte in die Hände:" Wir gehen am See hinten bei den Weiden baden! Das ist echt wunderschön dort, wie die Bäume ihre Blätter ins Wasser hängen lassen, du kannst sogar unter dem Blättervorhang hindurch schwimmen und auf den Baumstamm sitzen. Unterm Baum sind meistens ganz viele Glühwürmchen!" Es wirkte als ob sich Ginny viele Gedanken gemacht hatte was sie tun sollten und was angebracht wäre.

„Das hört sich sehr romantisch an und… ich freue mich darauf dich im Bikini zu sehen!" Sie schmunzelte und wurde noch röter als zuvor, danach griff sie nach dem Kaffe und Harry und sie schoben ihn gemeinsam.

Bis sie am See angekommen waren hatten sie schon alles Mögliche von Quidditch bis zum alltäglichen Schulalltag durchdiskutiert und es wurde etwas leiser um sie herum. Ginny zeigte Harry wo er sich umziehen konnte und zog dann selbst ihre Kleider aus, unter denen sie einen schwarzen Bikini trug. Sie hatte keine Lust weiter auf Harry zu warten und schritt schon einmal zum See um sich etwas mit dem kalten Wasser einzureiben, damit sie sich an es gewöhnen konnte. Plötzlich spürte sie wie sie jemand nach oben zog und von hinten in den Arm nahm. Er war so warm und sie sog den Geruch von Kaffee in sich auf. Das hatte sie schon immer an ihm geliebt, das er nach Kaffee roch, obwohl er nie einen trank. Sie drehte sich um und blickte ihm in seine grünen Augen. Sie wollte in ihnen versinken und fühlte sich sehr wohl in ihrer Haut. Harry strich mit seinen Fingerkuppen über ihr Gesicht, um es anschließend zu sich zu ziehen und sie zärtlich zu küssen. Als sie sich wieder entfernten flüsterte sie ihm ins Ohr:" Wer… als erstens… im Wasser… IST!", wobei sie das letzte nur noch beim Wegrennen über ihre Schulter schrie und hörte wie sich Harry darüber beklagte das es nicht fair sei nicht mal zu warten.

„Du bist wirklich fies" beschloss Harry und strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht.

„Ich weiß… verzeihst du mir?" Harry grinste, wie konnte er anders. Sie war so erwachsen geworden und blieb dennoch so lieblich wie ein kleines Kind.

„Ich bin glücklich bei dir zu sein" flüsterte er schon fast und drückte sie erneut an sich, nur viel fester.

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Als Harry und Ginny nach Hause kamen blieb er in seinem Zimmer. Er hatte nicht die Kraft ihm jetzt gegenüber zu treten. Es dunkelte bereits… Sie waren lange unterwegs. Er schluckte den Klos in seinem Hals herunter der beim Weinen entstanden war, aber nun hatte er sich wieder beruhigt und ein Buch gelesen, das ihm Hermine einmal zu Weihnachten geschenkt hatte und von Haustieren aus der Muggelwelt handelte. Er lauschte was unten vor sich ging und hörte wie seine Mom Harry laut weinend begrüßte… Er gehörte ja jetzt schon fast zur Familie… Nach einer Weile hörte er nur noch wie jemand die Treppe hinauf ging. Seine Tür öffnete sich und Harry sagte ihm kurz hallo, bevor Ginny in sein Zimmer kam und die Tür hinter sich schloss.

„Was machst du hier?" fragte Ron verdutzt. Ginny schüttelte den Kopf und erinnerte ihn daran was sie heute Morgen vorgeschlagen hatte.

„Aber Gin, wenn doch Harry jetzt da ist dann…" Ginny brach ihn ab:" Nein Ron, ich hatte das zu dem Zeitpunkt vergessen und jetzt halte ich auch was ich sage! Also, welchen Film wollen wir uns ansehen?" Ron wirkte sehr entspannt und ausgelassen. Er bückte sich um unter seinem Bett etwas herauszuziehen und offenbarte ihm die Hülle einer DVD: Sin City.

„Ein Film ab 18?" fragte Ginny verdutzt, früher hätte er sie so etwas nie anschauen lassen. Sie wusste vom hören das der Film sehr makaber sein sollte, aber es war ihr egal:" Falls ich Angst bekomme bist du ja da!" strahlte sie ihren Bruder an. Er legte den Film ein, während Ginny die Decke so an die Wand drückte, das sie eine gute Lehne bildete.

Während des Filmes schaute Ron immer mal wieder nach Ginny, die neben ihm saß. Sie hatte die Angewohnheit bei Filmen einzuschlafen und das hatte sie auch jetzt wieder geschafft. Er lächelte und schaltete auf Pause, bevor er sich ihr zuwandte. Ginny war während dem einschlafen auf das Bett gerutscht, so das ihr Kopf nun auf der weichen Matratze ruhte. Ihre Haare lagen ausgebreitet auf ihrem Bett… sie wirkten wie Blut, so rot waren sie. Ginny sah aus wie ein Engel, ihre vollen Lippen waren einen Spalt weit geöffnet und ihre langen Wimpern waren dunkel gefärbt. Ron rutschte näher an sie heran um besser den Duft ihrer Haut einzuatmen, er spürte sie schon fast und dann kam ihm ein Gedanke… Gin schlief, neben ihm, sie würde es nicht bemerken. Er gab seinem Verlangen nach und näherte sich mit seinem Gesicht immer mehr dem ihren, spürte ihr Atem auf seinem Gesicht, ihre Nähe, bis seine Lippen die ihren berührten. Sie waren so weich und es war so ein wunderbares Gefühl ihr so nahe zu sein, wie er es noch nie konnte, es noch nie durfte. Er küsste sie fester und genoss es. Als er sich wieder entfernte erschrak er, denn Ginny hatte ihre Augen geöffneten und blickte ihn entsetzt an. Sie richtete sich auf und nuschelte:" Weißt du was Ron… ich sollte mich wohl doch besser um Harry kümmern!" „Ja, ja das solltest du, wäre besser…" kam er ihr entgegen. Sie schaute ihn noch einmal an, es war nicht derselbe entsetzte Gesichtsausdruck wie gerade eben, er war eher… verwirrt und sie ging nach draußen. Bevor sie die Tür ganz zuzog flüsterte er noch einmal leise „Ginny…" „Ja?" Er erschrak und hatte nicht gedacht dass sie ihn noch hören würde… „Es… es tut mir leid!" Sie schwieg, schwieg und ging, was ihn mehr verletzte als wenn sie ihm gesagt hätte, dass sie ihn hasste.