Und das Leben geht weiter!

Es war ein grauenvoller Morgen, nicht nur für ihn, wohl noch mehr für sie. Er saß Ginny gegenüber, traute sich nicht einmal sie anzusehen. Harry half seiner Mutter in dem er Puderzucker über die Waffeln streute die sie machte. So war sie eben, ihre Mutter, Molly, immer wenn es darum ging in die Schule aufzubrechen musste sie unter Beweis stellen das es zu Hause doch noch das beste Essen gab.

„Ron, Schatz was ist denn heute morgen mit dir los? Du wirkst so zerschlagen!" fragte seine Mutter besorgt, als er sah wie er den Becher mit Zucker vom Tisch fischen wollte ohne aufzusehen. Da spürte er ihn plötzlich und eine warme Hand. Er schaute auf und sah in die Augen seiner Schwester, die ihm peinlich berührt den Becher in die Hand drückte. Ron merkte das ihr Körper zurück zucken wollte als er ihre Hand berührte, es jedoch nicht konnte, weil sonst der Zucker über dem Tisch verteilt werden würde.

„Ich denke der Film gestern hat ihm nicht ganz bekommen, Mom!" sagte Ginny um sie zu beruhigen. Ihre Mutter wollte gerade anfangen eine Predigt über Filme ab 18 zu halten, als sie ihren Mann im Augenwinkel den Kopf schütteln sah.

„Wo hast du eigentlich heute Nacht geschlafen, Liebchen?" Die Frage war an Ginny gerichtet.

„Ron hat so laut geschnarcht und dann bin ich in mein Zimmer gegangen!"

„Zu Harry ins Zimmer…?" Ihre Mutter schluckte. Ginny schaute genervt in ihre Richtung. Ginny war für sie das kleine zerbrechliche Mädchen, im zarten Alter von 11. Sie wollte einfach nicht begreifen dass sie bereits 16 war und bereits Sex haben könnte… wenn sie es wollte. Dabei hatte Ginny noch nie Sex gehabt, auch wenn sie oft daran gedacht hatte. Sie hatte einfach noch nicht den richtigen gefunden und ob Harry der Richtige war wusste sie noch nicht, dafür war es einfach noch zu früh.

Die Zwillinge grinsten von einem Ohr zum Nächsten als sie den entsetzten Gesichtsaudruck ihrer Mutter bemerkten. Sie konnten nicht davon sprechen je das Gefühl gehabt zu haben ihre Mutter hätte ihnen in dem Bereich je Vorschriften gemacht, das hatte sie schon aufgegeben bevor die Zwillinge überhaupt 12 waren.

„Aber Liebchen, denk daran das du nur mit Verhütung…" setzte ihre Mutter an, aber Ginny unterbrach sie mit einem lauten und hysterischen „MOM!"

Das war zuviel für Fred und George, die nun laut hicksend die Treppe hinauf eilten um die Koffer hinunter zu tragen.

„Das ist eine gute Idee Leute, ihr könntet schon mal alle die Koffer herunter bringen", stellte ihr Vater fest und blickte auf seine alte Armbanduhr, " sonst kommen wir noch zu spät!"

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Als der Zug am Gleis anfuhr stellten sich schon einmal alle bereit um schnellst möglichst eine Kabine zu finden, die leer war. Sie trafen am Bahnhof auf Hermine, die ihre Ferien in Italien verbracht hatte und sehr an Bräune zugenommen hatte. Im Zug hatten sie dann auch eine Kabine für sich ergattert und platzierten alle Koffer über ihren Köpfen um möglichst viel Beinfreiheit genießen zu können. Hermine erzählte vom Meer, dem Essen und den netten Leuten die es in Italien gab, erzählte von großen Wochenmärkten, auf denen man sehr billig Waren kaufen konnte. Man sah ihr an, dass sie es genossen hatte. Ginny sprach währenddessen kein Sterbenswörtchen, starrte nur aus dem Fenster und zählte die Bäume an denen sie vorbei zogen. Keiner sagte etwas, keiner wollte sie bemerken, jeder war zu glücklich die anderen wieder zu sehen und damit beschäftigt sich ihre Urlaubserlebnisse zu erzählen. Nur Ron sah sie an, teilte ihre Gefühle. Ginny seufzte und wandte sich vom Fenster ab, als sie den Blick von Ron traf. Entsetzt darüber stand sie auf, mit der Entschuldigung kurz auf die Toilette zu müssen. Ihr wahr aus irgendeinem Grund schlecht, nicht das ihr Bruder sie jetzt anwiderte… aber sie hatte so ein Kribbeln im Bauch von Aufregung und dem Gefühl ihn nie wieder sehen zu wollen, so sehr sie ihn als ihren Bruder auch liebte. Sie öffnete die Tür der Toilette und stockte in ihrer Bewegung, als sie ein leises Wimmern vernahm. Es kam von der Kabine direkt neben ihr. Sie überlegte eine Weile, bevor sie anklopfte und die Tür öffnete und ihr Atem erstarb. Sie hatte ein kleines Mädchen erwartet das Angst hatte in die erste Klasse zu kommen, oder nicht wusste was vor ihr lag… aber nicht den, den sie nun sah, zusammengekauert und gegen das Fenster gelehnt. Sie räusperte sich und fragte ob sie reinkommen könnte, doch er antwortet nicht. „Hey!" sagte sie fast schon im Flüsterton und setzte sich neben ihn auf den Sitz. „Ähm… darf ich fragen warum du weinst?" Sie hätte nicht erwartet das er antworten würde:" Das erste Mal das ich verliebt war… und es ging schief. Jahrelang habe ich Menschen ausgenutzt… jetzt weiß ich wenigstens selber wie es ist!" Er drehte sich um. Sein Blick war verschwommen, doch seine silberblauen Augen waren nicht so kalt wie sie sonst immer waren… sie waren gebrochen und man sah deutlich die Spuren seiner Tränen. Ginny überlegte was sie zu ihm sagen sollte, wie sie ihn trösten konnte, aber ihr fiel einfach nichts Passendes ein. Sie war zu geschockt solche Gefühle an einem Draco Malfoy beobachten zu können. „Du brauchst nichts sagen! Ich weiß sowieso nicht was du hier tust!" antwortete er auf ihre Gedanken. Verdutzt versuchte sie leicht zu lächeln:" Ich weiß es leider auch nicht!" Und das einzig passende was ihr in dem Moment einfiel war ihn in den Arm zu nehmen. Sie spürte dass er nicht verstand was sie tat, doch nach einer Weile entsteifte sich sein Körper und er legte seine Arme ebenfalls um sie.

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Hogwarts war jedes Mal aufs Neue etwas über das man nichts mehr als staunen konnte. In der Dämmerung das hohe Schloss begutachten, umringt von Sternen und die Fenster durchflutet von Licht. Es war atemberaubend. Jedes kleine Mädchen musste sich fühlen wie in einem Märchen, doch sie hatte damit schon lange abgeschlossen. Ihre Gedanken schweiften immer noch um das was im Zug geschehen war. Sie hatte Malfoy in den Arm genommen, sich seinen Schmerz angehört und ihm versucht mit Geschichten zu helfen die ihr in der Art passiert waren. Sie hatte ein wirklich intensives Gespräch mit ihm gehabt, Gefühle geteilt. Auf eine amüsante Art war sie geschockt. Er hatte sie jahrelang nur beschimpft, ein hässliches Gesicht gezeigt, sie oft genug zum weinen gebracht und dort hatte er gesessen, geweint und sich am Schluss dafür bedankt das sie ihm zugehört hatte. Sie hasste Malfoy, aber sie kam nicht darum hinweg zuzugeben, dass er sehr gut aussah. Er wirkte wie eine Porzellanfigur. Helle Haut, Silberblondes Haar, schmale perfekte Lippen, wunderschöne silberblaue Augen und einen durchtrainierten Körper, auch wenn sie nur von über der Kleidung sprechen konnte. Wäre er nicht wie er nun einmal war, würde sie sich in ihn verlieben, aber heute war er… ein Mensch gewesen, kein Drache! Harry versuchte mit Worten zu ihr durchzudringen, bevor sie Hermine leicht anstieß und fragte was in ihrem Kopf umher spuckte. Ginny versuchte einer Antwort mit einem verdutzten Grinsen zu umgehen, doch Hermine gab nicht auf. Irgendwann hatte sie etwas von Menstruationsschmerzen gesagt und Hermine verstand, die männliche Seite hielt sich heraus. Bevor sie in ihre Zimmer verschwanden um ihre Koffer auszupacken gab Harry ihr einen Kuss auf die Wange und verabredeten sich zum Abendessen. Sie liebte es Koffer ein- und auszupacken. Sie machte sich Listen und schrieb auf was sie brauchte, hackte ab was sie bereits verstaut hatte. Es störte sie nur, dass nach dem Auspacken nie wieder alles in einen Koffer passte. Seid der 5ten Klasse hatten die Schüler Einzelzimmer bekommen um Privatsphäre genießen zu können. Cho Chang hatte es durchgesetzt als sie Schülersprecherin war und ihren ersten Freund bekam. Ginny dachte heute zum ersten Mal das sie ihr dafür noch danken müsste. Sie wollte einfach ihre Ruhe, war einfach zu sehr aufgewühlt. Sie hatte Harry als Freund, musste jedoch die ganze Zeit an Rons Kuss und den aufgelösten Malfoy im Zug denken. Am liebsten würde sie sich jetzt zum Schlafen hinlegen, um nicht mehr denken zu müssen. Vor lauter Verzweiflung ihre Gefühle nicht mehr richtig deuten zu können fing sie an ihren Schrank zu ordnen, in Röcke und Hosen, Tops und in Pullover. Anschließend sortierte sie alles nach Farbe und zauberte ein extra Fach für ihre Schuhe. Bevor sie jedoch ein Bügeleisen hervor zaubern konnte um ihre Kleider zu bügeln klopfte es an die Tür und sie öffnete dankbar.

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Sie war wunderschön in ihrer schwarzen kurzärmligen Bluse und dem kurzen weißen Jeansrock. Sie hatte ihre Haare wie am Tag zuvor mit ihren Stäbchen nach oben gesteckt und wich seinem Blick. Sie bat ihn herein zu kommen und sich zu setzen, selber stand sie jedoch am Fenster und blickte in die Ferne. Ron wusste nicht genau was er sagen sollte, er hatte nur gefühlt er müsse etwas tun, weil er Angst hatte sie würde ihn nun hassen:" Ginny… ich weiß nicht was ich sagen soll, außer das es mir leid tut was passiert ist!" Ginny drehte sich um und schaute ihm fragend entgegen. „Ich weiß es nicht Ginny, warum ich es getan habe, aber es tut mir wirklich leid, ich möchte dich jetzt nicht als Schwester verlieren, verstehst du. Ich kenne dich schon zu lange als das ich jetzt möchte das du mich hasst." Ginny seufzte, weil sie wusste das er Recht hatte:" Was hast du dabei gefühlt Ron… Ich meine auch davor… das du auf die Idee gekommen bist mich zu… küssen?" Das letzte Wort sprach sie als hätte sie es noch nie zuvor gesprochen. „Du lagst da und… Ginny, bitte zwing mich nicht!" Sie trat näher und blickte ihm fest in die Augen, als Zeichen das sie dieses Mal nicht gnädig war, aber er konnte es nicht, er konnte ihr nicht sagen das er sie liebte, es ging einfach nicht. Sie war jetzt schon zu nahe. Wie leicht hätte er sie an sich reißen und küssen können. Er setzte an etwas zu sagen, sprach aber dann nur davon das es bald Essen gab und Harry unten auf sie warte. Dann machte er Kehrt und verlies den Raum, lies Ginny einfach alleine zurück. „Nein Ron, du kannst jetzt nicht einfach so davon rennen! Das war mehr als das du das jetzt kannst!" brüllte sie mit Zorn in der Stimme hinter ihm her. Er drehte sich um, spürte die Blicke von Hermine, Harry und weiteren Schülern in seinem Rücken. „Könntest du bitte damit aufhören hier so herumzuschreien? Willst du das es nun jeder weiß?" flüsterte er ihr voller Groll entgegen. Ginny hatte Tränen in den Augen und war stark errötet. „Ich will wissen was dir dabei einfiel! Das geht auch mich etwas an, du kannst mich nicht einfach stehen lassen und mich alleine damit zu Recht kommen lassen. Ron, um Himmels Willen du bist mein Bruder!" Es war schon viel leiser gesagt als zuvor, aber die anderen müssten immer noch jedes Wort mitbekommen. „Ich werde dir nicht sagen warum ich es getan hab, weißt du was Ginny, lieber rede ich nicht mehr mit dir, nein, lieber sterbe ich!" Ron war nun ebenfalls zornig geworden. Er hätte nie gedacht seine Schwester so voller Hass anzusprechen, aber er konnte nicht anders, er wollte das sie aufhörte nachzuhacken. „Es kann nicht dein Ernst sein, das es so schlimm ist. Sag es doch einfach Ron! Du hörst dich ja gerade so an als ob du in mich verliebt wärst!" Ron schluckte und Ginny wich zurück als er es nicht beneinte. Ihr wurde langsam klar, dass dieser Gedanke von Liebe gar nicht so abwegig war. Ron hatte Schweißperlen an der Stirn, die er sich nun wegwischte. Er wollte nicht dass sie es dachte, nicht das sie es wusste und somit ihr Leben zerstörte. Lieber zerstörte er ihre Beziehung mit sich, als das sie wusste was er für sie empfand. Er fing laut an zu lachen, es war ein dreckiges Lachen:" Ach kleine Ginny, du denkst doch nicht etwa das überhaupt jemand jemals etwas für dich empfinden könnte, geschweige denn ich. Hast du so dreckige Gedanken das du denkst dein Bruder will dir an die Wäsche oder was? Ja, hört alle her, ich habe Ginny geküsst, es war eine lächerliche kleine Wette, die ich mit den Zwillingen gespielt hatte und weißt du was, es ging gerade mal um ein Quidditchposter! Und du bist so eitel und malst dir gleich wieder mal was aus! Ich, liebe Ginny Weasley habe nur ein Spiel gespielt. Ja, ich habe dich geküsst und weißt du was, ich habe die Wette gewonnen!" Damit drehte er sich mit geballten Fäusten um und lies die in Tränen versunkene Ginny alleine in dem für sie viel zu großen Gang zurück.

Am Abend kam sie nicht zum essen.