Ein sehr kurzes Kapitel, sorry. Die nächsten werden wieder etwas länger, versprochen :)

Grüßlein, Neldoreth

Kapitel 10

Drei Tage war es mittlerweile her, seit sie in dieses Gefängnis gesperrt worden war. Aylana wusste, dass es drei Tage waren, da man ihr seitdem drei Mal einige Stück Brot und etwas zu trinken gebracht hatte. Der Vorfall mit dem König raubte ihr immer noch den Schlaf, doch die körperlichen Schmerzen spürte sie kaum noch.

Er war seitdem nicht wieder gekommen und niemand hatte ihr über Boromir oder Atanir Auskunft gegeben. Wieso auch. Sie war nur ein weiteres Mädchen aus Rohan, welches so lange Gefangene war, bis Rohan den Krieg gewann. Oder bis man sich entschloss sich ihrer zu entledigen.

Aylana lag auf dem kalten Stein und war gerade dabei in einen seichten, unangenehmen Schlaf zu fallen, der einen weiteren Alpraum verhieß, als ihre Ohren ein Geräusch vernahmen. Aylana ließ ihre Augen geschlossen und reagierte nicht, da sie glaubte, es wäre die Wache, die ihr das Essen brachte.

Doch nachdem die Tür wieder geschlossen wurde, bemerkte sie, dass sich immer noch jemand in dem Zimmer aufhielt. Die Person ließ sich neben ihr nieder und strich ihr durch die Haare. Jetzt riss sie die Augen auf und wollte zurückweichen, als sie eine beruhigende Stimme hörte.

„Shh, leise, ich bin es."

„Boromir..."

Ungläubig betrachtete sie seine dunkle Gestalt und warf sich in seine Arme. Boromir drückte ihre zierliche Figur fest an sich, bis Aylana durch die Zähne zischte. Er ließ sie sofort los und betrachtete sie im Halbdunkel.

„Habe ich dir wehgetan?"

Aylana schüttelte den Kopf, rieb sich aber unbewusst die Rippen.

„Du nicht."

Bevor Boromir weitere Fragen stellen konnte, sprach Aylana weiter.

„Wie geht es dir? Was tust du hier?"

Boromir nickte und legte seine Hand auf ihre Wange.

„Mir geht es gut und ich bin hier um dich herauszuholen. Ich habe von Faramir erfahren, was passiert ist."

„Aber du warst so schwer verletzt."

„Es ist nicht so schlimm. Ich war nur erschöpft. Das ist alles."

Aylana spürte wie er versuchte seine Schwäche zu überspielen, doch sie bohrte nicht weiter.

„Du kannst mich hier herausholen?"

„Ich brauche nur noch etwas Zeit. Mein Vater beobachtet mich auf Schritt und Tritt, wir müssen vorsichtig sein. Ich werde dich noch einmal besuchen und dir genaueres sagen."
Aylana nickte nur. Sie würde doch nicht ewig hier bleiben und Angst vor ihrem weiteren Leben haben müssen. Sie legte ihren Kopf an Boromirs Schulter und flüsterte.

„Ich hatte Angst um dich!"

Boromir streichelte ihren Hinterkopf mit einer Hand.

„Warte ab. Es wird alles gut."

Damit stand er auf und küsste Aylana auf die Stirn. Er verabschiedete sich flüsternd und schlich aus der Zelle. Das Geräusch des Schlüssels hallte in ihren Ohren. Bald würde es vorbei sein.