Kapitel 16

Noch bevor Boromir Denethor erreicht hatte, stieß der alte Mann Aylana das Messer in die Seite. Ihr Schmerzensschrei mischte sich mit dem des Königs, als Boromir ihm mit dem Schwert die Kehle durchschnitt. Denethor ließ Aylana los und Boromir fing sie auf, bevor sie zu Boden fiel.

Er nahm sie auf de Arme und pfiff nach seinem Pferd. Unter den jammernden Lauten des sterbenden Königs setzte er Aylanas schwachen Körper auf das Pferd und ritt davon, ohne jemals zurückzublicken.

Während er sich mit der einen Hand an der Mähne des Pferdes festhielt presste er seine andere Hand auf Aylanas Wunde. Doch das Blut stoppte nicht und Boromir begann verzweifeln. Er drückte sein Gesicht eng an Aylanas und flüsterte.

„Wage es nicht hier auf dem Pferd zu sterben, hörst du? Wir suchen Hilfe, irgendjemand wird in der Nähe sein, der dir helfen kann. Also, ich bitte dich Aylana, stirb nicht!"

Bereits am Rande der Ohnmacht nickte Aylana schwach und krallte sich fester an das Pferd. Boromir hoffte inständig, dass er sich nicht geirrt hatte und sie auf die kleine Siedlung zuritten, in der Boromir bereits einmal Zuflucht gefunden hatte.

Er hatte nicht vorgehabt noch hier in Gondor ein Dorf aufzusuchen, doch diesmal hatte er keine andere Wahl. Er hatte Aylanas Leben riskiert, nun musste er es auch retten.

Und tatsächlich erschien nach einigen Minuten Rauch vor ihnen. Einige einsame Häuser standen auf den Hügeln und Boromir steuerte auf das erstbeste zu.

Er rief laut um Hilfe und sofort kamen Menschen aus den Häusern gelaufen um zu sehen, was passiert war. Vor einer kleinen Menschenmenge stoppte Boromir sein Tier und steig mit Aylana auf den Armen ab.

„Sie braucht Hilfe!"

Mehr brauchte er nicht zu sagen und eine ältere Frau winkte ihn in ihr Haus. Drinnen führte sie ihn in einen kleinen Wohnraum und deutete Boromir, Aylana auf das Sofa zu legen.

„Was ist passiert?"

Die alte Frau kniete sich neben Aylana nieder und begutachtete ihre Wunden.

Boromir zögerte. Er hatte nicht vor der Frau die ganze Wahrheit über die Geschehnisse zu erzählen. Sie hatte auch nicht erkennen lassen, dass sie wusste, wen sie vor sich hatte, also beschloss er, ihre Geschichte vorerst für sich zu behalten.

„Ein Überfall im Wald. Bitte ihr müsst ihr helfen!"

Die Frau blickte ihn mit einem kleinen Lächeln an und nickte.

„Ich tue mein Bestes."

Während sie kurz das Zimmer verließ warf Boromir einen Blick auf Aylana. Ihr Gesicht war blass und ihre Lippen zitterten. Ihre Augen waren halb geschlossen und als er nach ihrer Hans griff, drehte sie ihren Kopf leicht in Boromirs Richtung. Als er ihre Absicht erkannte, etwas zu sagen, legte er seinen Finger auf ihre Lippen und schüttelte den Kopf.

„Nicht sprechen, spar dir deine Kräfte."

Aylana schloss die Augen. Boromir zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an ihre Seite. Während sie alte Frau sich um ihre Wunden kümmerte ließ Boromir seinen Kopf zurückfallen und spürte wie ihn der Schlaf übermannte. Nicht lange und er war mit Aylanas Hand in seiner eingeschlafen.