Zurück auf der Erde musste ich mich im Studentenwohnheim um Takuyas Wunden kümmern. Die Wunde an seiner Brust war genauso ernst wie die beiden im Gesicht. Hitomi meinte tadelnd: „Du willst ihm doch nicht etwa das Hemd ausziehen!" Ich erwiderte: „Ich muss es tun. Das Hemd verdeckt den einen Verband und an den muss ich ran, um ihn zu wechseln. Außerdem muss ich die Wunden sorgfältig säubern. Überlass das mir, ich bin die Medizinstudentin." Hitomi gab sich geschlagen. Takuya hätte mir das sicher erlaubt, doch er schlief schon seit der Ankunft in Heidelberg tief und fest. Auf einmal kam Kai zu mir und meinte: „Wir haben Semesterferien für zwei Monate. Im Flügel des Gebäudes, in dem unsere Klassensäle sind, brach gestern ein Feuer aus. Bis zum Wiederaufbau werden alle Klassen beurlaubt und können nach Hause fahren." Hitomi meinte: „Tamara, wo sollen wir denn hin?" Ich sagte: „Ihr wohnt bei mir. Van wohnt schon lange bei mir und unter dem Dach ist ja auch Platz. Ich ziehe mich mit Takuya unters Dach zurück und du kannst bei Van schlafen." Ich rief meine Eltern an und meinte: „Mama, wir kommen nach Hause. Die Semesterferien haben begonnen und dann müssen die Klassen A1-A5 warten, bis ihre Säle wieder aufgebaut sind. Dort ist gestern ein Brand ausgebrochen. Ich habe Van´s Bruder und seine Partnerin Hitomi dabei. Sie wohnen bei uns. Das geht doch okay!" Meine Mutter antwortete: „Ja, das ist okay. Kommt ihr dann bald nach Hause?" Ich entgegnete: „Ja, das werden wir." Wir packten alle Sachen zusammen und dann fuhren wir vier mit meinem Auto nach Hause zu meinen Eltern. Takuya meinte: „Was ist das?" Ich fragte: „Was meinst du?" Er entgegnete: „Dieses Ding, in dem wir hier sitzen." Ich antwortete: „Ach das meinst du. Das ist ein Auto. Wir fahren alle damit. Damit bist du schneller an einem Ort. Es sind 50 Kilometer von Heidelberg bis in meine Heimatstadt." Als wir zuhause ankamen, warteten meine Eltern ungeduldig auf uns. Meine Mutter nahm uns alle in den Arm und meinte dann zu mir: „Also stellst du mir die beiden jetzt vor?" Ich sagte: „Der junge Mann dort ist Takuya, Van´s jüngerer Zwillingsbruder und die junge Frau neben ihm ist Van´s Partnerin Hitomi. Die beiden wohnen bei uns. Da Hitomi die Partnerin von Van ist, ist Takuya von nun an mein Partner." Mein Vater sprach: „Aber wenn sich Van an der Uni Takuya nennt, wie nennt sich dann Takuya? Das solltest du uns mal sagen. Wenn jemand fragt, dann werden wir diesen Namen verwenden müssen." Ich meinte: „An der Uni trägt Takuya den Namen Chris Saito. Ich habe dem Leiter der Uni den Namen meines Bruders gesagt. Ich sagte, dass er Takuya Van Saito heißt. Ich kann ihn also auch Van nennen. Aber das würde auffallen. Hier sind die beiden aber sie selbst, wenn wir allein sind. Takuya und ich schlafen unter dem Dach. Hitomi schläft bei Van im Zimmer. Takuya, kommst du? Wir bringen unsere Sachen nach oben." Takuya und ich gingen nach oben. Er warf sich müde auf mein Bett und sah mich an. Ich meinte: „Ist mit dir auch wirklich alles in Ordnung? Du siehst erschöpft aus. Takuya, du solltest schlafen." Er nickte und antwortete: „Ich bin okay. Mach dir keine Sorgen. Du musst keine Angst um mich haben. Wärmst du mich ein wenig, wie in Farnelia?" Als Takuya eingeschlafen war, ging ich zur alten Eiche, an der ein Ort der Erinnerung war. Dort waren die Steine. An diesem Ort hatten wir meinen besten Freund damals nach seinem Tod die letzte Ehre erwiesen und ihn dort begraben. Ich wollte das damals so. Doch, nachdem er wiedergeboren wurde, verschwand die Schrift auf den Steinen und es blieb ein Ort der Erinnerung. Auf einmal erschien Van und begann mit mir zu streiten. Ich ging nach Hause und dann sagte ich im Zorn: „Geh mir aus den Augen! Ich will dich nie mehr wieder sehen." Van sah zu Boden und dann ging er mit gesenktem Blick fort und rannte weg. Ich fühlte mich schlecht. Mein Zorn hatte mich besiegt und ich hatte Van verletzt. Er war so traurig. Takuya kam zu mir und meinte: „Van ist zur alten Eiche, die dort auf dem Hügel steht, gerannt. Bitte folge ihm. Du bist schuld an allem. Er braucht dich." Van setzte sich unter die alte Eiche und lehnte sich weinend gegen deren massiven Stamm. Ich hatte den größten Fehler meines Lebens gemacht.
