Angst

Nach einer Nacht, in der Takuya gut schlafen konnte und auch Van sich erholte, merkte ich besonders bei Van, dass sich etwas bei den Zwillingen verändert hatte. Takuya musste es wieder besser gehen. Sein Bruder war nicht mehr so blass, wie am Vortag. Ich lächelte meinen Freund an und meinte: „Van! Wie geht es dir? Es scheint dir besser zu gehen!" Van sagte: „Ja, mir geht es besser. Mir ist zwar noch ein wenig übel, aber es hat sich gebessert. Doch ich glaube, ich bleibe noch hier und erhole mich, bevor ich wieder zur Erde aufbreche." Auf einmal glühte mein Amulett und ich hörte Hitomis Stimme. Sie sprach: „Ist Van noch bei dir, Tamara?" Ich antwortete: „Ja, durch Takuyas Zustand geht es ihm ein wenig schlecht. Aber wenn er sich gut erholt hat, schicke ich ihn sofort zu dir. Einverstanden!" Hitomi bejahte dies. Ich holte Früchte in Farnelia und dann machte ich erst einmal Frühstück für meine Jungs und mich. Da Takuya noch sehr schwach war, musste ich ihm helfen. Aber Van schien sehr großen Hunger zu haben. Er verputzte munter die doppelte Ration des Frühstücks. Dann fühlte er sich ein wenig besser. Ich wusste, er konnte viel vertragen. Er war schon immer irgendwie seltsam und doch sehr liebenswert. Die Zwillinge waren mir so sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte mich einfach in beide verliebt. Doch Takuya war noch immer meine einzig wahre Liebe. Plötzlich hörte ich, wie Takuya sagte: „Nein, nicht. Tamara. Bitte hilf mir. Ich will hier weg. Bitte hilf mir doch. Ich habe Angst." Er sprach im Schlaf und schien einen Alptraum zu haben. Ich rannte zu ihm, nahm ihn in meine Arme und meinte: „Takuya, wach auf. Mein armer Engel. Was ist nur mit dir?" Takuya öffnete erschöpft seine Augen und sah mich an. Dann sagte er: „Ich habe Angst. Ich habe schon wieder schlecht geträumt. Ich träume, dass ich in der Festung bin und sie mich foltern. Lass mich nicht los. Hörst du? Lass mich nicht los..." Dann sank er in meine Arme und schlief wieder ein. Van meinte: „Ich bleibe bei Takuya. Kümmere dich um deine Arbeit, die du noch zu erledigen hast. Ich pflege meinen kleinen Bruder gesund. Glaub mir. Du kannst dich auf mich verlassen, das weißt du, Tamara." Ich nickte, küsste ihn sanft auf die Wange und antwortete: „Danke, Van! Ich muss mich entschuldigen wegen der Ohrfeige. Ich reagiere in letzter Zeit immer so komisch. Du bist ein wirklich sehr guter großer Bruder. Auch wenn wir nur Adoptivgeschwister sind, liebe ich dich, als wärest du mein leiblicher Bruder. Ohne deine Hilfe wäre Takuya vielleicht jetzt nicht hier oder vielleicht schwerer verwundet. Ich will nicht der ganzen Welt allein gegenübertreten müssen ohne Takuya und dich an meiner Seite." Die Anwesenheit der beiden gab mir Kraft, sodass ich es mit vielen Gegnern allein aufnehmen könnte. Doch ich wusste, sie würden mich nie im Stich lassen. Das war nicht ihre Art. Aber ich könnte Takuya nicht um Hilfe bitten in seinem Zustand. Er würde den Kampf wohl nicht überleben. Ihm fehlte die Kraft, Angel zu steuern. Und ich würde das niemals riskieren. Ich wollte nie mehr einen Fehler machen, der einen Freund oder sogar meinen zukünftigen Bräutigam das Leben kosten würde. Niemals mehr! Das hatte ich mir geschworen und ich konnte dieses Versprechen nicht brechen. Ich hätte mich sonst selbst belogen. Also musste ich die beiden beschützen. Aber auch Angst breitete sich in mir aus. Mein Herz schlug schneller als sonst und ich sah Van ängstlich an. Er sah in meine Augen und meinte traurig: „Du hast Angst um uns. Ich kann dich verstehen. Ich bin wie ein Bruder für dich und Takuya ist dein zukünftiger Bräutigam. Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich habe auch Angst. Hitomi und ich sind zusammen und doch kann ich sie nicht beschützen. Tamara, ich wünschte du hättest manchmal einen Rat für mich!" Ich tröstete ihn liebevoll und streichelte über seine Wange. Dann strich ich durch sein schwarzes Haar und lächelte ihn an. Wir verstanden uns blind und ich wusste, dass Van mir vertraute. Doch eines war mir nicht bewusst. Wie sollte alles weitergehen? Das war eine wichtige Frage. Doch die Angst überwog alles.