Van´s Traum

Ich konnte Van nicht länger in die Augen sehen. Seine Augen waren trüb und traurig. Es schien, als wäre der Funke, der sie so erstrahlen ließ, für immer erloschen. Plötzlich rannen Tränen seine Wangen hinab und ich wusste keinen Rat mehr. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und schluchzte leise. Auf einmal merkte ich, dass Takuya sich regte und auch schluchzte. Was bewirkte das zwischen den Zwillingen? Das war mir immer ein Rätsel. Ich nahm Van in den Arm und meinte: „Komm, wir sehen mal nach Takuya. Er ist wach. Er weint auch. Warum nur?" Wir beide gingen zu Takuya und dann sagte ich: „Hey, mein Engel. Geht es dir besser?" Takuya nickte. Dann erwiderte er leise: „Was ist mit Van? Warum weint er? Wenn er sich ausruhen will, leg ihn ein wenig hier aufs Bett. Ich teile gerne mit meinem großen Bruder." Van sah mich flehend an und deutete an, dass er zu seinem kleinen Bruder will. Ich ließ ihn los und dann legte er sich zu Takuya aufs Bett. Er sah seinen kleinen Bruder an und meinte: „Ich bin so traurig, Takuya. Ich konnte dir nicht helfen, kleiner Bruder. Du bist mein einziger Bruder, der noch lebt. Unser älterer Bruder Folken starb vor einigen Jahren und ich habe ihn niemals vergessen. Doch, als ich dich fand, war ich sehr glücklich, dich zu haben. Du gibst meinem Leben einen Sinn, genau wie Tamara und Hitomi. Tamara hat damals mein Leben gerettet, sonst wäre ich erfroren. Und nun ist sie immer für mich da, wenn ich ihre Hilfe brauche. Du bist mir so ans Herz gewachsen, Takuya. Ich will dich nie mehr verlieren." Takuya sah seinen großen Bruder an und flüsterte: „Ich auch nicht, Van, ich auch nicht. Sei nicht traurig, großer Bruder. Ich weiß, wie du das meinst. Lass uns, uns ein wenig ausruhen. Du musst dich erholen. Schließlich musst du zu Hitomi zurück irgendwann. Oder du bleibst bei uns und sie kommt her." Beide überlegten eifrig, was sie nun machen sollten. Auf einmal sah mich Van an und meinte: „Holst du Hitomi? Ich möchte noch einige Tage hier bleiben. Ich denke, es hilft Takuya wieder gesund zu werden, wenn seine Familie hier ist. Deine Eltern haben gesagt, dass wir uns gut um ihn kümmern sollen. Ich habe ihnen davon erzählt, nachdem du mir das gesagt hast." Doch in dem Moment, als er das Wort Familie aussprach, merkte ich, dass er irgendwie traurig wirkte. Ich sah in seine mandelbraunen Augen und fragte: „Bist du traurig?" Van schaute mich an, nickte und antwortete: „Ja, ich musste gerade an meine Eltern denken. Besser gesagt an unsere Eltern. Mutter musste wegen dieser blöden Prophezeiung Takuya von mir trennen. Ich habe also fast zwanzig Jahre nicht gewusst, dass es einen Menschen gibt, der wie ich aussieht und, der mein Zwillingsbruder ist. Also was glaubst du, fühle ich, wenn ich daran denke? Manchmal bin ich sogar so zornig deswegen und könnte vor Zorn bitterlich weinen." Sein Blick wirkte so kalt und ich erschrak, als ich ihn anschaute. Doch dann wandelte er sich zu einem warmen und fast verträumten Blick. Ich küsste meinen Freund auf die Wange und sagte: „Ich hab dich noch immer sehr lieb und das wird sich nicht ändern. Meine Mutter hat dich doch adoptiert und somit ist sie nun deine Mutter. Takuya ist bald auch ein Familienmitglied, wobei meine Mutter ihn jetzt schon als ein solches ansieht. Ich möchte etwas wissen. Wieso hast du dich so dagegen gewehrt, wieder in das Cockpit Escaflownes zu steigen?" Van antwortete: „Ich hatte einen Traum, als ich Escaflowne deaktivierte. Ich wollte in einer friedlichen Welt ohne Krieg und ohne Hass leben. Doch genau Krieg und Hass trennten mich davon. Ich weiß nun, was der Fehler aller Menschen auf Gaia war. Sie haben sich von ihrem Hass und ihrer Wut besiegen lassen. Doch ich wusste, dass ich das nicht zulassen darf. Heute, nachdem Takuya sein Leben geopfert hat, weiß ich, wie kostbar Frieden ist." Van hatte mir von seinem Traum und seinem Herzenswunsch erzählt.