Besuch in Farnelia

Van hatte vollkommen Recht. Frieden war etwas kostbares und ich wusste, dass man den Frieden erhalten konnte, wenn man sich nicht von Wut und Hass besiegen ließ. Ich hatte den Zwillingen immer Liebe und Vertrauen entgegengebracht. Sie wussten, dass sie niemals mit ihren Problemen allein waren. Ich hatte sie nie allein gelassen, wenn sie Hilfe brauchten und dann standen wir uns gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite. Zum Beispiel gab Van uns immer einen Rat, wenn es um einen Kampf ging. Takuya wusste mehr über die Gegend in den Bergen Bescheid und ich war eigentlich immer diejenige, die sich einfach nur gut um beide kümmerte. Ich meinte: „Ich glaube, ich weiß, wie du dich fühlst, wenn du daran denkst. Du hegst verschiedene Gedanken. Du bist wütend, traurig, verbittert und enttäuscht. Du weißt nicht, warum deine Mutter euch getrennt hat und warum du es erst mehr als neunzehn Jahre später erfährst. Ist doch so, oder?" Van sah mir in die Augen und erwiderte: „Ja, ich bin wirklich traurig, verbittert, wütend und sehr enttäuscht. Kannst du mich ein wenig aufmuntern? Ich bin so mutlos und möchte nicht allein sein. Wir sollten uns zu Takuya ans Bett setzen. Dann können wir uns noch weiter unterhalten. Ich denke, das ist die beste Möglichkeit." Wir beide waren aufgestanden und zu Takuya ins Zimmer gegangen. Dort fühlte sich Van sehr wohl und wollte hier bleiben. Ich wusste nicht mehr, wie alles weitergehen sollte. Er sah nach seinem kleinen Bruder und meinte dann erleichtert: „Das Fieber ist nicht mehr so stark wie gestern. Das Medikament, das mir dein Onkel gegeben hat, wirkt anscheinend schon sehr gut. In einigen Tagen wird es ganz abgeklungen sein und dann können seine Wunden vielleicht schneller heilen. Ich schwöre eines. Takuya, wenn ich die finde, die dir das angetan haben, werde ich nicht eher ruhen, bis sie ihre gerechte Strafe gefunden haben." Van stand auf und ging zum Schrank. Dort hing Takuyas Rüstung. Er wollte sie anziehen. Ich hielt ihn von hinten fest und sagte: „Nein, Van. Du solltest nicht versuchen, dich zu rächen. Wir sollten versuchen, Takuya zu beschützen. Das ist nun wichtiger. Was wäre, wenn du verletzt werden würdest? Hitomi würde mir den Kopf abreißen, weil ich nicht gut auf dich geachtet habe. Du kennst Hitomi inzwischen besser als ich." Van versuchte sich loszureißen, doch dann legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und bewegte mich kein Stück. Er drehte sich zu mir um und fragte: „Was soll das denn?" Ich erwiderte: „Ich will dich doch nur beschützen. Du sollst nicht kämpfen, wenn du es nicht musst. Niemand zwingt dich zu kämpfen. Bitte bleib hier." Wir kuschelten uns aneinander, weil uns kalt war und dann konnte ich für einen Moment fühlen, wie sein Herz schlug. Doch dann löste ich mich kurz von ihm und ging ans Bett. Ich tauchte das Tuch im Wasser und legte es erneut auf Takuyas Stirn. Er war wach und hatte großen Durst. Eilig ging ich in die Küche und holte drei Gläser mit Wasser. Eines stellte ich auf den Tisch, eines gab ich Van und eines behielt ich in der Hand. Langsam führte ich das Glas an Takuyas Lippen und er trank einige kräftige Schlucke, bevor er sich wieder hinlegte. Van sah besorgt zu seinem Bruder. Er machte sich Sorgen. Ich nahm ihn in den Arm und munterte ihn wieder auf. Ich wusste nur, dass er sich sicherlich Sorgen machte. Am Nachmittag ließ ich die Jungs kurz allein und flog nach Farnelia runter. Ich ging mit Merle auf den Markt und dann sagte sie zu mir: „Habt ihr eigentlich eine Küche in der Hütte? Wenn nicht beauftrage ich den Koch im Schloss das Essen zuzubereiten und dann kannst du es mitnehmen." Ich erwiderte: „Wir haben eine Küche in der Hütte. Ich habe den Jungs schon jeden Tag Essen gemacht. Ich glaube Van mag das Essen von der Erde sehr gerne. Ich koche immer wie meine Mutter." Merle grinste mich an und dann gingen wir wieder Richtung Schloss. Dort holte ich einen Teil meiner Kleidung und brachte frische Kleidung für Van und Takuya mit. Ich zog mich im Schloss um und ließ Merle die Sachen zum Waschen da.