Takuyas Leichtsinn
In der Hütte angekommen, legte ich Van auf sein Bett und deckte ihn zu, nachdem Hitomi mir half, ihm das Shirt auszuziehen. Das musste sein. Ich legte ein kühles Tuch auf seine verschwitzte Stirn und setzte mich auf die Bettkante. Ich sagte zu Hitomi: „Wir beide wechseln uns ab. Dann kann Takuya auch mal übernehmen. Du bist für die Küche zuständig. Koch uns bitte was anständiges zu essen." Hitomi nickte und ging dann in die Küche. Sie kochte ihr Lieblingsessen aus meiner Heimat. Dann auf einmal kam sie mit den Tellern ins Zimmer. Sie aß unten in der Küche. Ich setzte mich aufs Bett und versuchte Van zu wecken. Er wachte auf und dann setzte er sich auf und nahm den Teller in die Hand. Ich blieb bei ihm sitzen und aß auch gemütlich mein Essen. Dann auf einmal dachte ich daran, einen Tee zu trinken und bot den Jungs auch einen Tee an. Einige Zeit später ließ sich Van müde und erschöpft ins Kissen fallen. Sein Kopf kippte zur Seite und er schlief wieder ein. Es war gut so. Takuya kam herein und meinte: „Hitomi hat gesagt, der Tee ist fertig, den sie gekocht hat. Willst du eine Tasse Tee?" Ich nickte und erwiderte: „Ja, danke. Keine schlechte Idee, Takuya. Bring bitte auch Tee für deinen Bruder mit." Takuya kam einige Zeit später mit zwei Tassen wieder und meinte lächelnd: „Hier, trink mal was. Du siehst müde aus." Dann nahm ich die andere Tasse und führte sie sanft an Van´s Lippen und gab ihm davon zu trinken. Als ich merkte, dass er wach war und den Tee schluckte, sagte ich mit sanfter Stimme: „Van! Wie fühlst du dich, mein Großer?" Van sah mir in die Augen und meinte: „Ich fühl mich irgendwie so schlapp. Als hätte ich gar keine Kraft mehr. Und durstig bin ich auch." Er seufzte leise. Er wollte aufstehen, als ich sagte: „Nein, bleib liegen. Du bist ziemlich erschöpft. Ich weiß, wie es ist, wenn man Fieber hat. Du solltest dich ausruhen." Van nahm die Tasse in die Hand und trank ein paar Schluck Tee. Ich nahm das Tuch, tauchte es ins Wasser, wrang es ein wenig aus und legte es dann wieder auf seine Stirn. Ich erinnerte mich daran, dass ich auch mal hohes Fieber hatte und meine Mutter und mein Onkel mich gesund pflegten. Ich strich sanft einige Strähnen von seinem verschwitzten Gesicht und streichelte über seine Wange. Er murmelte was. Ich meinte: „Hm? Was ist denn?" Van schaute mich an und erwiderte: „Ich bin müde. Aber ich kann nicht schlafen. Ich fühle mich so allein. So einsam und allein." Ich nahm ihn in meine Arme und drückte ihn an mich. Er kuschelte sich in meine Arme und schlief ein. Seltsam... Was geschah in letzter Zeit nur? Ich hatte keine Antwort mehr auf diese Frage. Ich verstand das Leben nicht mehr. Warum war das Leben so ungerecht zu Van? Und warum mussten wir immer alles erleiden? Ich küsste ihn auf die Wange und legte ihn vorsichtig aufs Bett, bevor ich ihn zudeckte. Ich machte mir solche Sorgen um meinen Freund und mittlerweile auch Schwager. Wir waren verwandt nun und ich musste auch auf Hitomi und Van achten. Sie waren mir genauso wichtig, wie Takuya. Hitomi meinte, als sie hochkam: „Ich übernehme Tamara. Du solltest dich um Takuya kümmern. Er ist ziemlich niedergeschlagen." „Okay, ist gut.", erwiderte ich. Ich ging zu Takuya und setzte mich neben ihn ans Fenster. Auf einmal legte er seinen Kopf auf meine Schulter und sagte: „Ich war einsam. In der Sorge um meinen Bruder vergaß ich meine Schmerzen. Ich habe mich bei einem Ausritt mit Silver verletzt. Ach, Tamara. Und nun tut alles wieder weh." Er zitterte. Ich musste meinen Partner beruhigen. Die vier Monate waren fast vorbei. Wir hatten nur noch drei Wochen. Takuya zog sein Hemd aus und legte sich hin. Er hatte zahlreiche blaue Flecken am Oberkörper und auch einige blutige Schrammen. Ich meinte ernst: „Sag mal, hattest du dein Hemd nicht an? Woher stammen diese blutigen Striemen?" Takuya antwortete: „Es war warm. Ich war doch den Tag in Farnelia und ausgeritten. Und wegen des Wetters hatte ich mein Hemd ausgezogen und in der Satteltasche verstaut. Tja, dann bin ich gestürzt und mitten in einen Dornenbusch. Autsch! Das tut noch immer so weh."
