Part 4
„Hey sister-dear, was gibt's?" Faith klang fröhlich und unbeschwert, was auf Buffy eine beruhigende Wirkung hatte. Der Ansicht nach war ihre Schwester nicht angegriffen worden. In knappen Sätzen tauschten sich die beiden Schwestern über das Wohlbefinden der jeweils anderen und die physische Lage aus.
„Wie komm ich da hin?", fragte Faith schließlich. „Zwei Meilen südlich des Dorfes befinden sich Eisenbahnschienen," lautete die Antwort. „Du fährst dann 10-12 Meilen in westliche Richtung." „Okay. Wie erkenne ich, wo ich absteigen muss?" „Den Abstieg kannst du nicht verfehlen. Mitten in der verwilderten Graslandschaft steht ein verlassenes kleines Dorf." Sie verabschiedeten sich und Buffy legte auf.
„Wenn wir Glück haben, erwischt sie den Zweiuhrzug und ist da, bevor diese Viecher hier aufkreuzen," meinte Buffy seufzend und sah Angel an, dessen Arme sich, wie von selbst, um ihre Hüfte schlossen. Besorgt sah sie in den sternenklaren Himmel hinauf, in der Hoffnung, dass sie Sache bald geklärt sein würde. Ihr Freund, der ihre Angst zu spüren schien, strich ihr sanft über den Rücken und drückte sie noch enger an sich, sodass sie fast keine Luft mehr bekam. Doch das machte ihr nichts aus, denn zu wissen, dass er bei ihr war, gab ihr das Gefühl von absoluter Sicherheit. Und das brauchte sie jetzt mehr als alles Andere.
Die Luft war recht kühl und sie fror etwas, als sie die Kneipe verließ. Geschwind zog sie einen dünnen schwarzen Kapuzenpulli, ein Geburtstagsgeschenk von Buffy, an und rieb sich die Hände. Dann ging sie durch das Dorf, in Richtung Süden.
Sie hasste
es, wenn der Sommer zu Ende ging und es kühler wurde. In der Tat
verabscheute sie die Herbst-, Winter- und Frühlingsmonate. Es
war kein Wunder, dass sie Summers hieß. Schmerzvoll dachte sie
daran, dass sie gerade die letzte Ferienwoche verbrachte und der
schöne Teil des Jahres fast vorüber war. Einen freudigen
Gedanken hatte sie jedoch, wenn sie an ihre Zukunft dachte: Sie würde
dieses Jahr mit ihrem Studium an der Sunnydale University beginnen,
die Schulzeit lag hinter ihr! Und heute war ihr 2. Jahrestag, seit
sie, genau zwei Jahre später, als ihre Schwester, zur Jägerin
bestimmt worden war. Es war seltsam, einerseits kam es ihr vor, als
hätte sie gestern erst das Haus ihrer Mutter verlassen, um ihr
Schicksal zu erfüllen. Das waren die dunkelsten und
schrecklichsten Nächte gewesen, die sie bisher erlebt hatte und
Faith konnte wohl behaupten, dass sie wusste, wovon sie sprach,
schließlich hatte sie schon
eine Menge durchgemacht.
Andererseits war schon so viel passiert, dass es kaum zu glauben war,
dass einige Ereignisse erst zwei Jahre zurück lagen.
Leider musste ihre Schwester vergessen haben, was für ein großer Tag heute war. Aber Faith konnte es ihr nicht verübeln, schließlich hatten sie schon seit zwei Tagen diese Monster am Hals, die zu töten ihnen bisher misslungen war.
Faith erreichte die Eisenbahnschienen und warf einen Blick auf ihr Handy, um sich über die Uhrzeit zu informieren. Müde lehnte sie sich an einen Baum. In etwa zehn Minuten würde der Zweiuhrzug kommen.
TBC
