Part 6

„Waffen suchen oder Schmiere stehen?" Faith betrachtete kritisch das verlassene, mehrstöckige Haus, vor dem sie standen. Es war wohl einige Jahrhunderte alt oder war zumindest in solchem Stil gebaut und es war in den letzten paar Monaten keine Menschenseele hier gewesen, das war offensichtlich. Sie fragte sich, wie viele Spinnen und Ratten sie dort drin wohl antreffen würde und in dem Moment stand ihre Antwort fest.

„Schmiere stehen," sagte sie zu ihrer Schwester. Diese nickte. „Gut, dann werden wir uns mal diese Bude ansehen.", meinte Buffy. „Wenn du was siehst oder," Sie tippte sich an die Stirn. „Auch nur das kleinste Zucken da drin spürst, sagst du Bescheid, klar?" Faith nickte gehorsam. „Okay, gehen wir." Angel und Buffy verschwanden in dem Gebäude. „Ach, Faith," rief Buffy, ohne sich umzudrehen. „Ja?" Nun blieb sie stehen und wandte sie zu ihr um. Ein undefinierbarer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. „Du bist alles, was mir noch von der großen, glücklichen Familie geblieben ist. Ich liebe dich und will nur das Beste für dich. Ich hoffe, das weißt du zu schätzen." Ohne Faiths Reaktion abzuwarten ging sie weiter. „Du unten ich oben?" Angel nickte.

Während Buffy die Treppe hinauf sprintete, musste sie wieder darüber lächeln, wie einfach und flott die Absprache mit ihrem 215 Jahre älterem Freund verlief. Sie waren geübt darin, sich mit wenigen Worten zu verständigen, wenn es darauf ankam, schließlich kämpften sie seit etwa vier Jahren Seite an Seite. Buffy konnte sich kaum erinnern, jemals etwas anderes getan zu haben.

Sie war nun oben angelangt und betrat eines der Zimmer. Ein paar Ratten versteckten sich schnell unter Schränken oder Betten uns sie verzog angeekelt das Gesicht. Dann begann sie, Schränke, Schubladen und sonstige Fächer aufzureißen und zu durchwühlen. Als sie nicht fand, wonach sie suchte, ging sie in den nächsten Raum und immer weiter.

Dann ging sie weiter, ins obere Stockwerk, wo sich sämtliche Schlafzimmer befanden. Wieder machte sie sich daran, die Zimmer zu durchsuchen, als sie Schritte hinter sich vernahm. „Buffy, wie wär's hiermit?" Angel stand an der Tür, er hielt ein altes Schwert in der Hand. „Wow, gib mal her!" Fasziniert nahm sie es entgegen und betrachtete die Verziehrungen am Griff. „Das muss einige Jahrhunderte alt sein," vermutete Buffy. „Älter als ich," bekräftigte Angel. „Faith wird begeistert sein, aber das allein wird wohl kaum reichen. Wir müssen weitersuchen," sagte sie. Er gab ihr recht und so durchforschten sie gründlich das Zimmer in dem sie sich befanden.

Angel räusperte sich. „Buffy, ich..." Er verstummte. Sie blickte zu ihm auf und hob die Augenbrauen. „Ja?", fragte sie und er überquerte den Raum, so dass er direkt vor ihr stand. „Ich... ähm... bin der Meinung, dass wir Schluss machen sollten.", brachte er schließlich leise hervor, worauf sie ihn verwirrt anschaute. „Angel, was redest du denn da?"

„Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es besser für dich wäre, wenn du nicht mehr mit mir zusammen bist.", erklärte er. „Was? Du... du willst dich von mir trennen, weil du glaubst, dass ich ohne dich... besser dran bin?", fragte sie fassungslos. „Also, hör mal, wenn du mich nicht mehr liebst, dann sag mir das und versuch mich nicht zu ´verschonen´, von wegen du wärst nicht gut für mich." Sie war verärgert und das versetzte seinem toten Herzen einen weiteren Stich.

Er wich ihrem Blick aus. „Das ist es nicht. Ich liebe dich, mehr als alles andere, aber das ist nicht das, was du brauchst. Ich bin nicht das, was du brauchst. Verstehst du nicht, auf Dauer ist es einfach unmöglich..." „Angel, wir sind jetzt seit fast 4 Jahren zusammen und es ist alles gut gegangen. Das Böse wird mich immer verfolgen, ob wir zusammen sind oder nicht, Kinder kommen für mich als Jägerin nicht in Frage, wenn ich in der Sonne bin, ist alles was ich bekomme, ein Sonnenbrand und Glück ist es etwas Relatives. Ich kann es nicht mehr zählen, wie oft wir das jetzt schon besprochen haben. Angel, ich bin 20 Jahre alt, während die meisten Vampirjägerinnen nicht einmal ihren 17. Geburtstag erleben! Sag du mir nicht, was möglich ist und was nicht."

Sie wünschte, ihre Stimme würde selbstbewusst und fest klingen, doch in Wirklichkeit hörte es sich so an, als wollte sie sich selbst überzeugen. Nervös wartete sie auf seine Antwort. „Was, wenn mir vorhin an den Schienen wirklich etwas zugestoßen wäre? Was hättest du getan, wäre ich tot gewesen? Buffy, Liebe macht dich verwundbar. Sobald mir etwas passiert, schmeißt du alles hin und dir ist es egal, wenn du dabei das Leben von Menschen aufs Spiel setzt. Und genau das darf nicht passieren! Das Böse wartet doch nur darauf, einen Schwachpunkt von dir zu erwischen!"

Nun konnte sie ihm nicht in die Augen blicken. Sie verschränkte die Arme und machte einen Schmollmund. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. ,Habe ich denn kein Recht auf die Liebe?' Dieser Satz hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt und sie hätte ihn aussprechen wollen, hätte sie wirklich gedacht, dass es ihrem Freund ernst war. Da dies aber nicht der Fall war, ließ sie die Worte ungesagt. So standen sie einige Minuten da. Er seufzte. „Sag doch was," bat er. „Was soll ich denn sagen,Okay, du hast recht, machen wir lieber Schluss.' Ist es das was du willst? Angel, da lastet ein Wahnsinnsdruck auf mir! Die Jagd, die Arbeit, das College... ich schaff das nicht ohne dich..." Ihre anfangs kräftige Stimme wurde immer leiser Angel wollte etwas darauf erwidern, als er Faith durch die Tür treten sah.

„Leute, wir bekommen Besuch," sagte sie.

TBC