Part 14

Ein kaum merkbarer Windhauch berührte das Dorf. Gelassen strich er durch die einsame Gasse und verschwand gleich darauf wieder, so als wäre er nie da gewesen.

Eine friedliche Stille bewohnte kleine Dorf, doch hörte man genauer hin, so merkte man, dass beides, der Frieden und die Stille, nur eine Täuschung war.

Eine kleine Gestalt huschte im Schatten der majestätischen Villen und prächtig belaubten Bäumen durch das Dorf. Ihr kurzes, blondes Haar, das vor kurzer Zeit noch eine beträchtliche Länge gemessen hatte, leuchtete im Mondschein. Hinter einem kleinen, heruntergekommenen Holzschuppen hielt sie das erste Mal an, um zu atmen. Hatte sie ihren Verfolger abgehängt? Bei diesem absurden Gedanken verzogen sich ihre Lippen zu einem bitteren Lächeln. Ihr Feind würde nicht lang brauchen, um sie zu finden, solange sie sich im Umkreis von einigen Meilen befand. Sie konnte sich noch so gut verstecken, früher oder später würde die Schnauze des widerwärtigen Biestes sie aufspüren und das würde ihren Tod bedeuten.

Gierig sog sie die angenehme, kühle Luft ein. Ja, noch war ihr dieses Privileg gewährt, doch wie lange noch? Ironisch lauschte sie der friedvollen Stille. War dies nun die Ruhe vor oder nach dem Sturm? Sie konnte es nicht sagen. Die Ironie dieser Situation bog ihre Mundwinkel erneut nach oben.

Da hörte sie Geräusche. Es waren dumpfe Schritte, die immer näher kamen. Hilflos blickte sie zum Himmel hinauf.

,Angel, wo bist du?', fragte sie im Stillen und schloss dann für einen Moment verzweifelt die Augen. Sie war am Ende ihrer Kräfte und weit davon entfernt, eine Ahnung zu haben, was sie nun tun sollte. Sofern sie überhaupt noch etwas tun konnte.

Sie konnte das Ungetüm bereits um die Ecke biegen sehen und so griff sie erschöpft nach ihrem Schwert.

Knurrend kam das Monster vor ihr zum Stehen. Es hatte ebenfalls ein Schwert in der Hand, dessen Klinge rot befleckt war- rot befleckt, vom Blut ihrer Schwester...

Ein kleiner Kampf entfachte, bei dem das Tier deutlich die Oberhand hatte. Entkräftet versuchte sie, seine Schwerthiebe abzuwehren, was ihr nicht immer gelang. Schon nach wenigen Minuten war es der Kreatur gelungen, sie zu Boden zu bringen. Ihr Schwert lag einige Meter von ihr entfernt im dichten Gras. Entsetzt schaute sie dem Ungetüm entgegen, das noch näher trat, um das Begonnene entgültig zu vollenden.

Angel, mein Leben, wo bist du? Warum lässt du das zu?

Auf ihre inneren Schreie bekam sie natürlich keine Antwort. Sie wollte weinen, doch keine einzige Träne lag in ihren Augen. Sie wollte schreien, doch kein Ton entwich ihrer Kehle. Sie wollte sich rühren, doch ihr Körper versagte ihr den Dienst. Sie wollte atmen, doch die Luft drang nicht in ihre Lungen. Sie wollte denken, doch ihr Verstand ließ sie im Stich.

Sie wollte leben, doch dies schien ihr nicht gewährt zu sein.

Zitternd blickte sie nach oben und sah dabei zu, wie das Schwert mit rasend schneller Geschwindigkeit auf sie zu geschleudert wurde.

TBC