Kapitel 2
Ein unangenehmes Schweigen folgte während Ryan seine Tochter auf den Boden setzte, unausgesprochenen Gedanken rasten in seinem Kopf.
"Was machst du hier?" fragte er dann, während er zu seiner Frau ging und ihr einen Kuss auf die Wange gab, während seine Hand zärtlich über ihren Bauch fuhr.
"Also... eigentlich hat mich Bernadette eingeladen..." antwortete Marissa mit leicht zitternder Stimme.
Ryan betrachtete Marissa eingehend, nahm ihre Schönheit in sich auf. Sie war immer noch so hübsch wie er sie in Erinnerung hatte. Natürlich hatte sie sich verändert, aber er konnte immer noch die Marissa von damals in ihr sehen, das Mädchen dass er so sehr geliebt hatte. Hatte?
Marissa betrachtete Ryan ebenfalls neugierig, als er sich neben seine Frau setzte und sofort seine Hand über ihre Hand legte. Er hatte das Jacket abgenommen und seine Muskeln waren durch das Hemd sehr gut zu sehen. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie jeweils mit ihrer Hand durch seine Haare gefahren war, sich gegen seinen muskulösen Körper gekuschelt hatte.
Alyssa beobachtete die Erwachsenen neugierig und studierte die Ausdrücke auf ihren Gesichtern. Sie entschied, das etwas sehr seltsames gerade im Gange war. Sie war erleichtert als die Haustüre aufging und eine Stimme fragte:
"Alyssa, bist du zu Hause?"
Sie gab ihren Eltern einen letzten Blick bevor sie zum Eingang rannte und ihre beste Freundin mit einer Umarmung begrüsste.
"Mum und Dad werden bald hier sein, Benjamin hat sich wieder nass gemacht als wir gehen wollten " erklärte Cassandra während sie sich bei dem Gedanken an ihren Bruder die Nase rümpfte.
"Meine Eltern sind in der Küche und rate mal wer noch da ist? Marissa Cooper! Das berühmte Model!" flüsterte Alyssa aufgeregt, die Hände gegen die Küche gestreckt.
"Wirklich?" antwortete das schwarzhaarige Mädchen verwundert. "Meine Mum redet viel über sie, ich glaube sie waren früher Freundinnen und sind sogar zusammen aufgewachsen!"
"Das ist komisch, dann muss Dad sie doch auch kennen, aber er hat noch nie über sie gesprochen... Egal, lass uns hoch gehen, ich will sie nicht stören."
Die zwei Mädchen machten sich auf den Weg in Alyssa's Zimmer, während sie lachend über den süssen Jungen plauderten, den sie gestern in "the valley" gesehen hatten.
In der Kuche währenddessen wusste Bernadette nicht was sie tun sollte. Sie war verwirrt und müde und ausserdem musst sie sich unbedingt noch umziehen vor dem Essen.
"Ok, ich werde mich kurz hinlegen, ihr habt sicher viel zu bereden..." begann sie und stand auf, bereit die Küche zu verlassen, als Ryan sie am sanft am Arm zurückhielt.
"Warte, du kannst uns hier nicht einfach so alleine lassen, ich will wissen was hier vor sich geht" erklärte er in ruhiger Stimme, sein Gesicht zeigte keinerlei Emotionen.
"Vielleicht sollte ich später nochmals wieder kommen..." begann Marissa aber stoppte sofort als sie den bittenden Blick in Bernadette's Augen sah.
"Schatz, tut mir leid, ich wollte nicht, dass du dich aufregst" Bernadette entschuldigte sich bei Ryan, ihre Stimme nicht ganz so ruhig wie seine.
"Mein Leben ist ein riesen Durcheinander und das Timing ist schrecklich... Ich weiss, dass ihr zwei seit eurem Streit vor 12 Jahren nicht mehr miteinander gesprochen habt..."
Sie drehte sich zu Marissa um und fuhr fort: "Ich weiss nicht wie es bei dir ist, aber Ryan hat immer noch Gefühle für dich -"
"Hey! Worüber zum Teufel sprichst du?" unterbrach sie Ryan wütend.
"Es stimmt doch, nicht? Ich weiss dass du mich von ganzem Herzen liebst Ryan, da bin ich mir sicher. Aber ich weiss auch, dass Marissa immer einen Teil deines Herzens besitzen wird, genau wie es bis jetzt immer gewesen ist. Deshalb wollte ich sie heute hier haben, zu deiner Unterstützung."
"Unterstützung? Sag mir jetzt endlich was hier los ist!" forderte er mit heiserer Stimme, seinem Ärger freien lauf lassend.
Bernadette setzte sich wieder auf den Stuhl und holte tief Luft. Während sie ihre Hände anstarrte, begann sie die ganze Geschichte zu erzählen.
"Ich hatte diesem Termin mit meinem Doktor. Du warst sehr beschäftig bei der Newport Group, weshalb ich Summer mitgenommen habe. Einer meiner Blutteste war offenbar nicht in Ordnung. Um herauszufinden woran das lag, haben die Ärzte einen Check-up empfohlen. Nach ein paar Tagen bekam ich einen Anruf von Dr. Hanson, der mich bat, vorbei zu kommen. Ich wusste sofort das etwas nicht stimmt. Aber ich wollte dich nicht beunruhigen, weshalb ich wieder Summer bat, mich zu begleiten. Lange Rede kurzer Sinn, ich habe Krebs..."
Bernadette konnte fühlen wie Ryan neben ihr zusammenzuckte, bevor er nickte und seine Fäuste ballte.
"Was können wir tun?" fragte er seine Frau als er endlich aufschaute, direkt in Bernadette's Augen.
"Es gibt nicht viel das wir tun können... Sie sagten mir, dass ich noch ca. 1 Jahr habe... ohne die Schwangerschaft allerdings. Da ich aber unseren Sohn behalten will, habe ich mich gegen eine Abtreibung entschieden. Das heisst, dass die Ärzte im Moment gar nichts tun können und nach der Geburt wird es zu spät sein..."
Jetzt konnte sich Ryan nicht mehr zurückhalten. Er sprang auf und begann, durch die Küche zu wandern, sein Blick immer auf den Boden geheftet, seine Gedanken in seinem Hirn rasten. Wie konnte sie ihm das antun? Wie konnte sie über Leben und Tod entscheiden ohne mit ihm darüber zu sprechen? Was war mit seinen Gefühlen?
Marissa trat nervös von einem Fuss auf den anderen und wusste nicht was tun. Was hatte Bernadette geplant, als sie sie eingeladen hatte? Sie versuchte Augenkontakt mit Ryan herzustellen und erkannte sofort den verletzten Ausdruck in seinem Gesicht. Ihrer Intuition folgend streckte sie ihre Arme aus und zog Ryan in eine Umarmung, tröstend seinen Rücken streichelnd.
"Es ist ok Ryan..."
Sie war überrascht als er sie nicht sofort wegstiess, sondern sie ebenfalls umarmte und seinen Kopf in ihrer Schulter vergrub. "Warum passiert mir das? Warum lügen mich immer alle an und wenden sich von mir ab?" murmelte er leise.
Bernadette betrachtete das Paar stumm. Der Anblick versetzte ihr einen Stich im Herzen. Während den 11 Jahren ihrer Ehe hatte sie immer gewusst, dass es eine andere Frau im Herzen ihres Ehemannes gab. Natürlich hatte Ryan nie über sie gesprochen, aber von dem was Seth und Summer erzählt hatten und nach den Geschichten von Sandy und Kirsten zu urteilen, wusste sie bald, dass er sie vermisste, jedes mal wenn er ein Bild von ihr in einem Magazin sah oder einen Blick von ihr im TV erhaschte.
Zuerst war sie ausser sich, bereit für die Liebe ihres Lebens zu kämpfen. Aber sie konnte nicht darüber mit Ryan reden. Jedesmal wenn das Wort auf Marissa zu sprechen kam wurde er still. Er konnte nicht mit seiner Frau über seine verlorene Liebe reden.
Bernadette wusste, dass Ryan sie liebte. Die Art wie er sie ansah, wenn sie Alyssa fütterte, ihr leidenschaftlicher Sex und die Art, wie sie sich beide komplett vertrauten. Über die Jahre hinweg vergass Bernadette Marissa, im Versuch, sich auf ihr Leben und ihre Ehe zu konzentrieren.
Aber in dem Augenblick, als ihr klar wurde, dass sie sterben würde, erinnerte sie sich.
All ihre Gedanken waren in diesem Augenblick auf Ryan fixiert. Sie liebte ihn mehr als man mit Worten beschreiben kann und sie wusste, sie sterben zu sehen, die Mutter seiner Kinder zu verlieren, seine Ehefrau, würde alle seine Ängste wieder zum Vorschein bringen. Und da wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie musst mit dem Model Kontakt aufnehmen.
Bernadette sprach mit Summer über alles und bat sie um Hilfe. Summer war am Anfang ausser sich, verstand nicht was Bernadette plante. Sie sprachen viele Stunden darüber ohne auf den gleichen Nenner zu kommen. Natürlich erzählte Summer alles an Seth und Bernadette brauchte einige Zeit um ihn davon abzuhalten, alles Ryan zu erzählen. Aber nach vielen Stunden der Diskussionen waren sie endlich einverstanden, ihr zu helfen und Marissa den Brief zu übermitteln, ohne ihren Namen preiszugeben.
Nach ein paar Sekunden befreite sich Ryan von Marissa's Umarmung, trat zurück und steckte seine Hände in seine Hosentaschen.
"Marissa, könntest du uns bitte eine Minute geben?" fragte er dann mit ruhiger Stimme, alle Emotionen in seinem Gesicht wie weggewischt.
"Sicher" antwortete das Model, bevor sie sich auf den Weg zum Kinderzimmer machte.
"Wie lange weisst du es?" fragte Ryan dann seine Frau, während er direkt in ihre Augen starrte.
"Erst sein ein paar Wochen..." antwortete sie, seinem durchdringenden Blick ausweichend.
"Wochen! Du hättest es mir innerhalb von Stunden sagen sollen!" fauchte er, bevor er realisierte wie sehr er sie verletzte.
"Tut mir leid Schatz... Es ist nur so... Ich weiss nicht was ich sagen soll!" entschuldigte er sich sofort.
"Dann sag auch nichts, aber bitte halt mich fest..." antwortete Bernadette und schaute ihn bittend an, während sie sich endlich eingestand, wie verängstigt sie eigentlich war.
"Ich.. Ich weiss nicht... ob ich das jetzt kann... Ich brauche Raum... Zeit darüber nachzudenken..."
Er schaute sie ein letztes Mal an bevor er die Verandatüre öffnete, ins Freie trat und sich am anderen Ende des Gartens im Gras niederliess.
A/N: wie gesagt, bei Interesse gibts mehr...
