discl. wie immer

Kapitel 5

Als Ryan die Küche betrat, fand er die Mädchen am Plaudern und Kirsten und Bernadette schweigend am Arbeiten. Bernadette warf ihm einen unsicheren Blick zu, worauf er zu ihr rüber ging und sie zärtlich umarmte, beruhigend ihren Rücken streichelnd und ihr damit zeigte, dass sie mit seiner vollen Unterstützung und Kraft rechnen konnte.

Bernadette schlang ihre Arme um die Taille ihres Ehemanns und vergrub ihren Kopf in seiner Schulter, während sie ihr ganzes Gewicht gegen ihn lehnte und tief seufzte. Ryan strich ihr sanft durch ihre Haare und flüsterte.

"Ich bin hier Schatz, ich bin jetzt hier..."

Kirsten warf dem Paar einen neugierigen Blick zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf Sandy und Seth richtete, welche gerade die Küche betraten.

"Ok, Ich bin offiziell verhungert! Lasst uns essen!" kündigte Sandy an und setzte sich an den Tisch.

"Mum, bitte setz dich hin, ich will dich nicht in der Nähe der Mikrowelle sehen, da ist doch Essen drin!" neckte Seth seine Mutter während er zum Tisch hinüberging, ein Grinsen aufsetzte und sich danach neben Summer setzte. Sofort nahm er ihre Hand in seine und küsste sie kurz auf die Stirn, seine Augen voller Dankbarkeit für seine schöne, gesunde Frau. Summer drückte seine Hand kurz und lächelte ihn an, ihre Augen voller Liebe für den Mann neben ihr.

Marissa hatten diesen privaten Moment zwischen den beiden bemerkt. Sie fühlte einen kleinen Stich im Herzen, wie so oft wenn sie einem glücklichen Paar begegnete. Aufmerksam die Szenen in der Küche beobachtend, seufzte sie tief und versuchte verzweifelt, ihren Neid zu verbergen.

Klar, sie hatte schon immer gewusst, dass Summer und Seth für einander bestimmt waren. Trotz ihrer kleinen Streits und dem Gezänk, liebten sie sich vom Grunde ihrer Herzen. Genau so, wie sie einst Ryan geliebt hatte….

Während all dieser Jahre, hatte sie versucht, ihr Leben so weit als möglich von Newport zu verbringen, aber es war trotzdem kein Tag vergangen, an dem sie nicht an ihn gedacht hatte. Als sie ihn, das College und ihre Familie und Freunde hinter sich liess, war sie überzeugt, dass sie das Richtige tat. Marissa wollte ihre eigenes Leben haben, ihre eigenen Entscheidungen treffen... Jetzt begriff sie aber, wie einsam sie war. Ja, sie war ein unabhängiges, erfolgreiches Model... Aber es gab keine Freunde, keine Liebe.. Manchmal rief sie ihren Vater an, nur um seine Stimme zu hören, zu wissen, dass sie nicht ganz alleine auf der Welt war. Als sie vor 12 Jahren Newport verliess war er am Boden zerstört. Nachdem seine Tochter gegangen war, hielt ihn nichts mehr zurück und er verliess Amerika Richtung Japan, wo er zu Hailey zog. Von ihrer Mutter hatte sie seit Jahren nichts mehr gehört.

Die einzigen Freunde die sie noch von damals hatte, waren Summer und Seth. Obwohl sie einander nicht oft sahen, sprachen sie doch ab und zu am Telefon miteinander.

Ein Jahr nach ihrer Flucht rief Summer sie an und gestand ihr, dass Ryan wieder eine Freundin hatte.

Marissa überlegte eine ganze Woche lang, ob sie ihn anrufen sollte. Aber schlussendlich entschied sie sich dagegen, er war offenbar über sie hinweg und genau das musste sie auch tun, sie konnte nicht einfach wieder in sein Leben zurückkehren und alles erneut zerstören.

Also war sie weg geblieben. Summer hatte sie über die Hochzeit auf dem Laufenden gehalten, über die Tochter und Ryan's Erfolge als Architekt, eigentlich über alles, was sie wissen wollte. Marissa wusste, dass Summer eine Zeit lang gehofft hatte, dass sie oder Ryan den ersten Schritt machen würden, versuchen würden, sich wieder zu vertragen und somit wieder alles wie früher werden würde, dass sie wieder die "fabfour" sein könnten, wie sie in der High School genannt wurden. Aber nach Ryan's Hochzeit gestand Summer Marissa, dass sie Bernadette mochte und dass Ryan wirklich glücklich war. Das Model war überzeugt, dass sie richtig entschieden hatte und blieb weg, um zu vermeiden, dass sie die Menschen, die sie liebte, verletzte.

Jetzt war sie wieder da, sass in der Küche ihres Ex-Freundes und fühlte sich verloren zwischen all den glücklichen Paaren und wusste nicht genau, warum sie eigentlich hier war.

"Du musst mit ihm darüber reden" unterbrach Seth's Stimme ihren Gedankenfluss.

"Sorry... was?" fragte Marissa und schüttelte leicht ihren Kopf, um mit ihren Gedanken wieder in die Gegenwart zurückzukehren.

"Du musst mit Ryan reden" flüsterte Seth mit leiser Stimme, als er Bernadette und Ryan zu sich rüber kommen sah, das Essen auf dem Tisch platzierend.

Marissa nickte und tauschte einen Blick mit Summer aus, welche ihr aufmunternd zulächelte.


Während des Abendessens, versuchten die Erwachsenen alles, um die Kinder von der Tatsache abzubringen, dass etwas nicht stimmte. Sie plauderten über die Schule, Freunde und die Babies. Natürlich war Alyssa glücklich darüber, bald einen kleinen Bruder zu erhalten, auch wenn ihr Cassandra immer wieder versicherte, dass ein Baby nur schlaflose Nächte und das endlose Wechseln von Windeln bedeutete. Aber trotzdem konnte Cassandra ihr Lächeln nicht verbergen, wenn sie von Benjamin sprach, eindeutig glücklich und stolz auf ihren kleinen Bruder.

Als alle fertig gegessen hatten, begannen Summer und Marissa mit dem Abwasch, während Seth die Mädchen ins Wohnzimmer nahm um eines ihrer legendären Playstation Turniere zu starten. Bernadette entschuldigte sich, um sich kurz hinzulegen. Ryan folgte ihr sofort, während Sandy Kirsten nach draussen führte, um sie über Bernadette's Zustand zu informieren.

"Kann ich dir was bringen?" fragte Ryan zärtlich, nach dem er leise ins Schlafzimmer getreten war. Bernadette zuckte im Bett kurz zusammen, da sie seine Anwesenheit gar nicht bemerkt hatte.

"Nein Dank, mir geht's gut" entgegnete sie, unsicher, wie sie sich ihrem Ehemann gegenüber verhalten sollte.

"Es tut mir leid… wegen heute... dass ich Marissa eingeladen habe..." begann sie mit zitternder Stimme.

"Stop..." unterbrach Ryan sie, "Das ist nicht, worüber wir jetzt reden müssen..."

Bernadette nickte schweigend und schaute Ryan direkt in die Augen, darauf wartend, dass er zu ihr rüber kam und sich neben ihr im Bett niederliess. Sie nahm seine Hand schüchtern in die ihre und war erleichtert, als er seine Hand nicht wegzog. Ryan drehte sich auf die Seite, so dass er seine wunderschöne Frau genau betrachten konnte. Ihr dunkles, langes Haar war zu einem Rossschwanz gebunden, ihre blauen Augen leuchteten, aber ihr Gesicht drückte Traurigkeit und Müdigkeit aus. Obwohl ihr Bauch von der Grösse des Babys aufgebläht war, hatte sie immer noch eine relativ schlanke Taille. Er hatte sie schon immer dafür bewundert, dass sie innert weniger Wochen nach der Geburt von Alyssa ihre Schwangerschaftspfunde verloren und sich wieder die schlanke, wohlproportionierte Frau zurückverwandelte, in die er sich damals verliebt hatte.

"Ich liebe dich..." begann Ryan zärtlich.

Tränen füllten Bernadette's Augen, während sie der kräftigen Stimme ihres Ehemannes zuhörte.

"Ich habe und werde dich immer lieben, verstehst du mich?"

Als sie wortlos nickte, fuhr er fort.

"Ich...Ich verstehe... noch nicht ganz, warum du es mir nicht erzählt hast, aber daran können wir sowieso nichts mehr ändern... Aber du musst wissen, dass ich niemals von dir erwartet hätte, dass Baby in jedem Fall zu behalten… Weil ich dich nämlich nicht verlieren will… Aber ganz egal wie du entschieden hast, ich werde für dich da sein, dich in allem unterstützen…. Ich werde mit den besten Ärzten Kontakt aufnehmen, wir werden nicht aufgeben, es muss etwas geben, das wir tun können!"

Bernadette hob ihre Hand und platzierte ihren Zeigefinger über seinen Lippen, ihre Augen bittend, nicht weiter zu sprechen. Mit zitternder Stimme sagte sie:

"Liebling, ich will keine Ärzte... alles was ich will, bist du…."

Ryan zog seine Frau näher an sich heran, hielt sie fest, spürte die Wärme ihrer Haut an seiner, wortlos dem Rhythmus ihres Herzschlags lauschend.

Bernadette lehnte ihren Kopf an Ryan's Brust, dankbar für die Sicherheit und die Unterstützung die seine Anwesenheit ihr gab. Sie lagen schweigend einige Minuten zusammen bis die Türe aufgerissen wurde und ein dunkelblonder Haarschopf erschien, der die Erwachsenen neugierig beobachtete.

"Daddy! Wir brauchen deine Hilfe! Onkel Seth schlägt uns mit der Playstation!" rief Alyssa aufgeregt, während sie zu ihren Eltern rannte.

Ryan liess Bernadette los und schloss seine kleine Tochter in die Arme, als sie auf das Bett gesprungen kam.

"Ist alles ok?" fragte Alyssa misstrauisch, als sie die Anspannung zwischen Ryan und Bernadette fühlte.

"Natürlich Schatz, mach dir keine Sorgen" versicherte Bernadette sofort und fuhr ihr mit der Hand zärtlich über Wange, während sie Ryan einen warnenden Blick zuwarf.

Alyssa kuschlte sich für ein paar Sekunden an die Brust ihres Vaters, bevor sie sich wegstiess, vom Bett sprang, nach Ryan's Hand griff und fragte: "Daddy, kommst du?"

Ryan lächelte ob der Energie seines kleinen Engels und gab seiner Frau einen kurzen Kuss, bevor er dem Willen seiner Tochter folgte.


Bernadette stand langsam auf und zog sich etwas anderes an, bevor sie zurück zu ihren Gästen ging. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit allem fertigen werden sollte, aber sie wusste, dass sie das Beste aus der ihr verbleibenden Zeit machen musste.

Als sie das Wohnzimmer betrat, musste sie beim Anblick von Seth und Summer, die an der Playstation verbissen gegen Marissa und Ryan kämpften, ein Lachen unterdrücken. Cassandra und Alyssa sassen in der Zwischenzeit auf dem Boden und spielten Jenga.

"Seth, was hast du getan!" rief Bernadette ausser sich und unterbrach die Erwachsenen beim Spiel, alle verblüfft über ihren plötzlichen Wutausbruch. .

"Was?" fragte Seth, drehte sich zu Bernadette um und warf ihr einen erschrockenen Blick zu..

"Jenga! In meinem Haus! Das ist wahrscheinlich das langweiligste Spiel auf Erden! Ist es nicht genug, dass ich Alyssa nicht daran hindern kann, deine Comics zu lesen?" fragte Bernadette lachend, während sie fühlte, wie alle Sorgen und der Druck von ihren Schultern fiel.

"Graphic novels, meine Liebe, ich schreibe keine Comics!" grinste Seth, der Bernadette's Absicht sofort begriffen hatte.

"Aber ich liebe Jenga Mami" liess sich Alyssa hören, lief beleidigt zu Seth und setzte sich auf seinen Schoss.

"Onkel Seth sagt, das sei das einzige, das Jungs mit Mädchen spielen möchten und deshalb will ich sehr gut sein!"

"Seth!" rief Ryan sofort und warf Seth einen strengen Blick zu.

"Was! Stimmt doch, oder nicht?" lachte sein Bruder und zwinkerte Summer zu. Seine Frau lief sofort rot an und alle Erwachsenen brachen in Gelächter aus.

Bernadette setzte sich neben Ryan auf die Couch und lehnte ihren Kopf an seine Schulter bevor sie sagte

"Ok, jetzt da ihr alle wieder zusammen seid, will ich Klatsch hören! Erzählt uns eure peinlichsten Stories aus der High School!"

"Ich kenne da eine Gute, ich warte schon lange darauf, dass jemand mir die ganze Geschichte erzählt" sagte Sandy, während er zusammen mit Kirsten das Wohnzimmer betrat. Sie liessen sich auf der Couch nieder und wurden sofort von Cassandra und Alyssa in Beschlag genommen, welche sich auf je einen Schoss der Grosseltern setzten.

"Welche Geschichte meinst du?" fragte Summer neugierig.

"Ich erinnere mich vage an ein Ei, ein Verkauf ab Hof allerdings ohne Hof und einige andere komische Vorkommnisse…." konstatierte Sandy, während er alle der Reihe nach ansah, bevor sein Blick an Marissa haften blieb.

"Da ich weiss, dass mein Sohn es nicht unbedingt mit den Worten hat, dachte ich, du könntest uns erzählen, was genau damals los war?" Seth und Summer begannen zu kichern, während Ryan's Gesicht Verlegenheit zeigte.

Marissa's Kopf wurde rot, als sie sich an diesen ereignisreichen Tag erinnerte.

"Also, Alyssa, hast du jemals von deinem Onkel Trey gehört?" begann sie, mit einem amüsierten Unterton in der Stimme, die Gesichte einem sehr interessierten Publikum zu erzählen. Die Minuten verging wie im Flug und bald war es an der Zeit, die Kinder ins Bett zu bringen. Seth und Summer packten ihre Sachen, verabschiedeten sich von Ryan und Bernadette und gingen nach Hause, mit Sandy und Kirsten im Schlepptau.

"Ich sollte ebenfalls nach Hause gehen..." begann Marissa, während sie Ryan einen unsicheren Blick zuwarf.

"Ja, es ist bereits spät..." antwortete Ryan, ihren Blick vermeidend. Bernadette spürte die Anspannung zwischen den beiden und entschied, dass sie die beiden zwingen musste, sich endlich auszusprechen.

"Ich denke nicht, dass du schon gehen solltest... Ich gehe ins Bett, ich bin wirklich müde, aber ihr sollte euch unterhalten, ihr habt euch sicher sehr viel zu sagen…."

Sie verabschiedete sich von Marissa mit einer Umarmung bevor sie Ryan einen Kuss gab und Richtung Schlafzimmer davon ging, während sie hoffte, dass es den zwei möglich sein würde, ihre Probleme in Ordnung zu bringen.