Discl. wie immer, "waves to Josh"

Chapter 15

Es wurde langsam dunkler um ihn und er genoss den Frieden und die Freiheit hier draussen auf den Klippen. Niemand konnte hier über ihn richten, ihn beschuldigen, seine Familie enttäuscht zu haben. Bereits das sechste Mal hörte er sein Handy klingeln, in seinem Hosensack vibrierend, ihn rufend, endlich abzunehmen. Er griff danach und kontrollierte die Nummer, wobei er erkannte, dass Seth und Alyssa versucht hatten, ihn zu erreichen. Er war versucht, seine Tochter zurückzurufen, ihr zu erzählen, warum er das tun musste, sie dazu zu bringen, zu verstehen, warum er das tun musste und ihr zu erklären, dass sie mit den Cohen's ein besseres Leben haben würde, nicht verflucht vom Pech der Atwoods.

Das Handy vibrierte schon wieder, dieses Mal erkannte er allerdings die Nummer nicht. Da er wusste, dass die Mailbox rangehen würde, wollte er gerade sein Handy wieder wegstecken, als die Neugier ihn packte. Niemand in der Firma kannte seine Handy Nummer, wer würde ihn also anrufen? Er schaute sich nochmals die Nummer an, konnte aber immer noch nicht herausfinden, wem sie gehörte. Schulterzuckend klappte er das Handy auf, wählte die Nummer seiner Mailbox und hörte sich die Nachrichten an. Seth und Alyssa fragten beide, wo er war und erklärten, dass sie sich Sorgen machten und er sie zurückrufen sollte. Die Stimme der letzten Anruferin kannte er nicht:

"Mr. Atwood, hier ist das Newport County Hospital. Es geht um ihren Sohn, bitte kommen sie schnellstmöglich vorbei."

Sein Herz setzte für eine Sekunde aus, während sein Gehirn versuchte, die Meldung, die er gerade gehört hatte, zu verarbeiten. Sprach sie von David? Hatte Dr. Hanson die Maschinen nicht abgestellt? Bestand die Chance, dass sein Sohn noch am Leben war?

Er dachte nicht mehr länger darüber nach, sondern stand auf, rannte zu seinem Wagen, startete den Motor und lenkte seinen Wagen Richtung Innenstadt.

Als er das Krankenhaus erreichte, waren seine Hände schweissnass, sein Herz raste, seine Gedanken durcheinander. Er rannte durch den Eingangsbereich auf die Empfangsdame zu und fragte:

"Mein Sohn? Sie haben angerufen…"

"Wie ist ihr Name bitte, Sir?"

"Atwood, mein Name ist Atwood" antwortete Ryan ausser Atem.

"Oh ja, Mr. Atwood, ihr Sohn wurde heute Nachmittag mit einer Schnittwunde in der Hand, betrunken hier eingeliefert."

Ryan schaute die Schwester nur fassungslos an und hatte keine Ahnung, worüber die Frau sprach.

"Tut mir leid, aber sie müssen etwas verwechseln. Mein Sohn wurde heute Nacht geboren…" sagte der Erwachsene der Empfangsdame irritiert.

Plötzlich erschien ein Arzt und fragte:

"Sind sie Mr. Ryan Atwood?"

"Ja, verdammt noch mal!"

"Ok, folgen sie mir…" entgegnete der Arzt und führte den verwirrten Architekten zu einem Untersuchungsraum. Sie traten zusammen ein, während der Arzt erklärte:

"Der Junge wurde vor einer Stunde eingelieferte, er war betrunken und hatte einen ziemlich tiefen Schnitt in der rechten Hand. Er war bewusstlos, weshalb wir ihn nicht nach seinem Namen fragen konnten. In seiner Brieftasche befand sich kein Ausweis oder eine andere Identifikation, sondern nur ihre Karte. Also, kennen sie ihn?"

Der Arzt zog den Vorhang zurück und zeigte Ryan das Bett mit dem schlafenden Jungen. Der Erwachsene seufzte tief, als er Colin erkannte. Er ging zum Bett hinüber und nahm sanft die Hand des Jungen in seine Hand, während sein Herzschlag sich beruhigte und er merkte, wie das Gefühl der Leere von vorhin wieder in sein Herz zurückkehrte.

"Der Name des Jungen ist Colin, tut mir leid, den Nachnamen kenne ich leider nicht, aber er ist ziemlich sicher nicht mein Sohn…" erklärte Ryan dem Arzt, zu Müde, zu erzählen, wie Colin zu seiner Visitenkarte kam.

Plötzlich begann Colin sich zu regen und seine Hand bewegte sich leicht.

"Colin?"

"Ryan?" fragte der Junge überrascht, als er den Erwachsenen an seinem Bett erkannte, seine Stimme heiser und schwach.

"Was ist passiert, Colin?"

Colin berührte seinen schmerzenden Kopf und versuchte herauszufinden, wo er war und woher dieser grauenhafte Gestank in seiner Nase kam.

"Wo bin ich?"

"Du bist im Krankenhaus Colin… Du hast dir in die Hand geschnitten… und du warst betrunken…" erklärte Ryan sanft.

"Oh… genau…jetzt erinnere ich mich… ich hatte einen Streit… mit meiner Mum… ich habe ihren Champagner gestohlen und getrunken… sie hat mir die Flasche aus der Hand geschlagen, daran habe ich mich geschnitten… dann bin ich weggerannt..."

"Du solltest sie anrufen Colin, sie macht sich sicher riesige Sorgen…

"Ok…" antwortete Colin, der seine Taten von heute Nachmittag bereits bereute und froh war, dass ein Erwachsener hier war, dem er vertrauen konnte und der sein Gefühl von Einsamkeit verschwinden liess. Er setzte sich im Bett auf und schaute sich Ryan genauer an, wobei er bemerkte, dass der Erwachsene grauenhaft aussah. Seine Augen waren rot und ungewöhnlich dunkel, seine Haare zerzaust, seine Kleider zerknittert und sein Blick abwesend.

"Geht es dir gut Ryan?"

"Klar…. Mir geht's gut…." Antwortete Ryan, während er versuchte, einen Grund zu finden, hier schnellstmöglich abzuhauen. Zu viele schlechte Erinnerungen waren jetzt mit diesem Ort verbunden und er konnte den Gedanken nicht mehr ertragen, noch eine Minute länger als nötig hier zu verweilen.

"Tut mir leid Colin, aber ich muss gehen, es gibt Dinge, um die ich mich kümmern muss…. "

"Wie geht es deiner Frau?" fragte der Junge höflich, der das Gefühl nicht loswurde, dass etwas passiert war, was Ryan den Rest gegeben hatte.

Plötzlich füllten sich Ryan's Augen mit Tränen und der Schmerz kam wieder zurück in sein Herz, sein Blick ängstigte Colin zu Tode.

"Sie…. Sie ist heute Nach gestorben…."

"Ich… es tut mir so leid…." Antwortete Colin schockiert, jetzt definitiv sicher, dass es Ryan überhaupt nicht gut ging. Verzweifelt suchte er nach einem Weg, den Erwachsenen an seiner Seite zu behalten, weshalb er sagte:

"Ich möchte dich wirklich nicht belasten… aber ich habe Angst vor meiner Mum… Würdest du… würdest du bei mir warten bis sie kommt?"

Ryan seufzte tief, immer noch auf der Such nach einer Ausrede, aber er konnte dem bittenden Blick des Jungen einfach nicht widerstehen.

"Ok, du rufst deine Mum an und ich sehe zu, dass ich irgendwo Kaffee auftreiben kann."


Marissa fuhr gerade die Strassen entlang, immer nach ihrem Sohn Ausschau haltend, als ihr Handy zu klingeln begann.

"Cooper?"

"Mum? Hier ist Colin…"

"Colin! Gott sei Dank dir geht es gut, wo bist du?"

"Flipp nicht gleich aus Mum…. Ich bin im Krankenhaus…"

"Was! Oh mein Gott! Geht es dir gut?"

"Ja, mir geht's toll, sie haben meinen Schnitt verarztet… könntest du mich bitten abholen?"

"Natürlich Schatz, ich werde in ein paar Minuten da sein!" antwortete Marissa, bevor sie das Gespräch beendete, ihren Wagen kehrte und Richtung Newport County Hospital fuhr.

Ein paar Minuten später erreichte sie das Gebäude, rannte hinein und ging auf die Empfangsdame zu, welche sie fragte:

"Ich suche meinen Sohn, Colin Cooper?"

"Tut mir leid, ich kann keinen Patienten mit dem Namen Colin Cooper finden" antwortete die Schwester, nachdem sie die Akten durchgesehen hatte.

"Er hat mich gerade angerufen, er ist 12… er hatte einen Schnitt in der Hand?" versuchte es Marissa nochmals.

"Oh, natürlich, der Junge ohne Identifikation…. Ihr Ehemann ist bereits bei ihm."

"Wer?" fragte das Model überrascht, keine Ahnung über wen die Schwester sprach.

"Ihr Ehemann. Es ist die zweite Türe auf der rechten Seite, den Gang runter."

Die Schwester drehte sich weg und begann, einige Papiere auszufüllen, vollständig das Model ignorierend, das sprachlos vor ihr stand.

Marissa begann langsam den Gang hinunterzugehen und nach dem Zimmer Ausschau zu halten, das ihr die Schwester genannt hatte. Als sie um die nächste Ecke lief erkannte sie sofort Ryan's Gestalt bei der Kaffeemaschine. Sie hatte ihn noch nie in solch schlechtem Zustand gesehen. Sein ganzer Körper schrie nach Schlaf, seine Kleider schauten aus, als ob er sie seit Tagen tragen würde. Marissa konnte genau sehen, dass er grosse seelische Schmerzen litt.

Ihre erste Reaktion war Panik. Wusste er etwas von Colin? Konnte sie an ihm vorbei schleichen, ohne dass er es merkte? Aber dann wurde ihr klar, dass er wahrscheinlich wegen seiner Frau oder seinem Sohn hier war. Obwohl sie wusste, dass Colin auf sie wartete und sie neugierig war, wer dieser „Ehemann" von ihr sein sollte, wusste sie sofort, dass Ryan sie im Moment mehr brauchte. Sie wusste, dass ihr Sohn ok war, er hatte es ihr am Telefon gesagt, weshalb sie sich entschied, sich zuerst um seinen Vater zu kümmern. .

Sie trat einen Schritt zurück, um sich hinter der Ecke zu verstecken, während sie nach ihrem Handy griff und die letzte Nummer wählte.

"Cohen?"

"Seth, ich habe Ryan gefunden. Er ist im Krankenhaus, er sieht schrecklich aus…" erzählte Marissa Ryan's Bruder in leiser Stimme.

"Ok, wir sind auf der anderen Seite der Stadt, aber wir werden in ca. 30 Minuten da sein, versuch, ihn da zu behalten, ok bye – oh, und Marissa, Danke…."

"Kein Problem" antwortete das Model und beendete das Gespräch.

Nach einem tiefen Atemzug ging sie wieder um die Ecke herum und versuchte herauszufinden, was sie Ryan sagen sollte.

Sie näherte sich dem Erwachsenen, der seinen Rücken gegen sie gewendet hatte und sie deshalb nicht kommen sah. Seine ganze Postur sah nach Niederlage aus und das Herz des Models überfloss mit Liebe für den Mann, den sie einst besser gekannt hatte als sich selbst.

Sanft berührte sie seine Schulter und begrüsste ihn:

"Hey"

Ryan zuckte durch die unerwartete Berührung zusammen und verschüttete beinahe seinen Kaffee über die Kaffeemaschine, bevor er die Tasse auf den Tisch stellte und sich zu Marissa umdrehte.

"Hey…"

Sie schauten sich wortlos einige Sekunden an. Marissa musste sich enorm zusammenreissen, um nicht auf der Stelle in Tränen auszubrechen. Der dunkelblonde Mann vor ihr war völlig von der Rolle. Sie hatte noch nie solchen Schmerz in seinen Augen gesehen, so viel Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit. Tränen stiegen in ihre Augen während sie sich vorstellte, wie sehr er seine Frau geliebt haben muss und wie einsam er sich jetzt fühlen musste.

Instinktiv streckte sie ihre Arme aus und zog ihn an sich, sanft seinen Rücken streichelnd.

"Es tut mir so leid… so unendlich leid… alles wird wieder gut… eines Tages, wird alles wieder gut sein" beruhigte sie ihn und versuchte, all ihr Unterstützung und Liebe für ihn auszudrücken.

Ryan war offensichtlich dankbar für ihre Anwesenheit, er legte seine Arme um ihre Taille, hielt sie dicht an sich gepresst, sein Kopf ruhte auf ihrer Schulter. Sie blieben eine Weile in dieser Position, wortlos Kräfte sammelnd.

Schliesslich liess Ryan sie gehen und murmelte: "Mein Kaffee wird kalt…"

Er setzte sich mit einem Seufzer auf den Stuhl neben der Maschine und nahm einen Schluck von seinen Kaffee, während er versuchte, ihr nicht zu zeigen wie glücklich und erleichtert er war, dass sie hier war.

Marissa setzte sich neben ihn, nicht sicher, ob er bereit war, über seine Gefühle zu sprechen.

"Du hast es gehört?"

"Ja, Seth hat es mir gesagt… es tut mir so leid… Kann ich irgendetwas tun?"

"Die Zeit zurück drehen…" lächelte er traurig, ihrem Blick ausweichend, besorgt, dass sie vielleicht herausfinden würde, was er am Nachmittag tun wollte.

"Ich vermisse sie so sehr… sie ist immer für mich da gewesen… und mein Sohn… du weißt, wie sehr ich mir immer einen Sohn gewünschte habe und jetzt… sind die Chancen zu Nichte… für immer…"

Marissa schluckte leicht, ihr Herzschlag beschleunigte sich, während ihr Kopf die Möglichkeiten abwog. Sollte sie ihm erzählten, dass er bereits einen Sohn hatte? Würde es zu viel für ihn sein? Würde er sie selbst und seinen Sohn abweisen, weil sie es ihm nicht früher gesagt hatte? Er musste zuerst trauern, entschied sie, es war noch genug Zeit, es ihm zu sagen, jetzt, da sie zurück war.

"Wenn du reden möchtest…. Du weißt wo du mich finden kannst…." Sagte sie stattdessen.

"Ja… Ich meine… nein… weiss ich nicht… wirst du da sein?"

"Tut mir leid… was?" entgegnete Marissa verwirrte, keine Ahnung worüber er sprach.

"Es gab Zeiten, wo ich dich gebraucht hätte… dringend gebraucht… aber du warst nicht da…."

"Oh… das…." Antwortete das Model unbehaglich.

Sie drehte sich herum, um ihrer Teenage-Liebe direkt in die Augen zu sehen, bevor sie sagte:

"Ich verspreche Ryan, ich werde immer für dich da sein… die Zeit des Versteckens und des dich aus meinem Leben Ausschliessens ist vorbei, ich will…. Dass es zwischen uns funktioniert…. Wenigstens als Freunde…."

Ryan's Augen drückten Dankbarkeit aus und eine verzweifelte Hoffnung, dass er ihr dieses Mal glauben konnte, dass sie wirklich wieder hier war. Er konnte es jetzt noch nicht zugeben, aber er wusste, dass wenn es in seiner Zukunft eine Frau geben würde, würde das Marissa sein oder keine. Er wusste, dass er niemals wieder eine Frau so lieben konnte, nie wieder eine solche Verbindung zu einer Frau spüren konnte, wie zum Model neben ihm, das ihm versprach, dass sie ihn niemals wieder verlassen würde. Aber konnte er ihr vertrauen? Konnte er wirklich wieder einer Frau vertrauen, nach dem, was er durchgemacht hatte mit den Frauen, die er in sein Leben, sein Herz gelassen hatte?

Ryan wusste es nicht, aber was er im Moment wusste war, dass er glücklich war, neben seiner Teenager-Liebe zu sitzen und die gleichen Gefühle zu erfahren, die er von damals kannte, als er sie das erste Mal getroffen hatte, die Schmetterlinge im Bauch, der beschleunigte Herzschlag... Zwar fühlte er sich ein bisschen schuldig, dass er bereits an Liebe denken konnte, nachdem seine Frau noch keinen Tag lang tot war, aber er wusste, dass Bernadette es verstanden hätte, dass sie es sowieso gewusste hatte. Sie hatte es ihm nie gesagt, aber in seinem Herzen war er sicher, dass sie nicht von ihm erwartet hatte, für immer Wittwer zu bleiben, nicht für ihn und definitiv nicht für Alyssa. Indem sie Marissa in ihr Heim eingeladen hatte, als sie wusste, dass sie sterben würde, hatte sie die geschlossene Türe zwischen ihnen zwei geöffnet und ihnen die Chance gegeben, sich auszusprechen, sich zu entschuldigen für die Dinge, die sie gesagt und getan hatten, sich wieder zu versöhnen. Vielleicht war dies nicht das Ende, sondern der Beginn eines Lebens, das vor 12 Jahren hätte beginnen sollen…

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