Der Brief
In den zwei folgenden Wochen tat Lily ihr bestes niemandem ihr Geheimnis zu
verraten.
Und es gelang ihr auch recht gut.
Petunia hatte die ganze Zeit über eh kaum ein Wort mit ihr gewechselt und
wenn sie es doch mal tat, handelte es sich nur um kurze, schnippische
Kommentare, die Lily nicht vergessen ließen wie wütend sie noch immer war.
Lilys Eltern stellten ebenfalls kein besonders großes Problem dar, da Lily
die Ferienzeit über sowieso meistens draußen herum stromerte.
Und wenn sie sich beim Essen sahen, sprach sie nicht besonders viel mit
ihnen.
Zum einen lag das daran, dass sie sich noch immer Sorgen darüber machte,
was die Beiden mit ihr vor hatten und zum anderen kreisten ihre Gedanken
immerzu um den Tag, an dem ihre Eltern erfahren würden, dass sie eine Hexe
war.
Wie würden sie wohl darauf reagieren?
Glücklicherweise schienen Mr. und Mrs.Evans Lilys Schweigsamkeit auf den
Streit zwischen ihr und Petunia zurück zu führen und konzentrierten sich
daher jedes Mal aufs Neue darauf die Schwestern zu versöhnen.
Die einzige Person, die Lily wirklich Schwierigkeiten machte war Aisling.
Sie schien zu spüren, dass sich irgendetwas geändert hatte.
Ständig warf sie Lily seltsame Blicke zu, ganz so, als wolle sie
irgendetwas sagen, traue sich aber nicht.
Die Tatsache, das Aisling wohl etwas bemerkt hatte, machte es ihr nicht
gerade leichter ihren Mund zu halten, denn im Grunde hätte sie nichts
lieber getan, als mit ihr darüber zu sprechen, dass sie eine Hexe war.
Überdies kam es ihr so vor, als würde sie ihre Freundin hintergehen, weil
sie ihr nicht alles über sich erzählen konnte.
Das größte Problem war jedoch Aisling davon abzulenken, dass Lily kein
weiteres Interesse mehr daran hatte, das Gelände des Herrenhauses zu
betreten.
Schließlich spazierte sie so gut wie jeden Abend einfach durch das Haupttor
hinein.
Lily wusste, dass es Aisling früher oder später auffallen würde, wenn sie
nicht mehr versuchte die Mauer zum Herrenhaus zu überwinden, also überlegte
sie sich immer wieder neue Aktivitäten und Ausflüge, um Aisling gar keine
Gelegenheit zu geben über Lilys mangelndes Interesse am Herrenhaus
nachzudenken.
Zwei Wochen lang durchstreiften Lily und Aisling mit ihren Fahrrädern die
Gegend.
Lily hatte zwar ihren Spaß, aber es schien doch immer eine Art dunkle Wolke
über ihrem Kopf zu schweben.
Der einzige Mensch, bei dem sie sich in diesen Tagen wirklich wohl fühlte
war Brown.
Sie verbrachte so viel Zeit wie möglich bei ihm, durchstreifte sein Haus,
las eine Unmenge an Zauberbüchern und half ihm dabei seine Eulen zu
versorgen, die er, wie sie nun wusste, im Gewächshaus hielt.
Die Stunden dort waren wie ein Erholungsurlaub von all den Anstrengungen
Aisling von Lilys Geheimnis abzulenken oder sich den Kopf über die
Reaktionen der Familie zu zerbrechen.
„Vielleicht spiele ich morgen krank", sagte Lily am Sonntag der zweiten
Woche.
Sie saß wieder einmal im Schneidersitz auf dem Boden des Gewächshauses und
beobachtet wie Brown kleine Fleischstreifen an seine Eulen verteilte.
Abwechselnd flogen sie heran, wenn Brown ihre Namen rief und schnappten
sich ihre Häppchen.
Danach verschwanden sie wieder im Dschungel der Pflanzen, die im
Gewächshaus wucherten.
Lily stützte ihr Kinn in die Hand und streichelte Mays Kopf, die sich
erneut auf einem ihrer angewinkelten Knie nieder gelassen hatte.
„Du willst also kneifen, wie?"sagte Brown mit einem Schmunzeln, als die
nächste Eule ihren Happen abholte.
„Kneifen? Du hast gut reden...versuch mal selbst Aisling etwas zu
verheimlichen...sie ist einfach zu schlau für Tricks. Ich weiß genau, dass
sie verdacht schöpft."
„Ich habe ja nie behauptet, dass es einfach ist Leuten etwas vorzumachen",
murmelte Brown und wandte den Kopf der nächsten Eule zu.
„Wie lange wird es wohl noch dauern, bis der Brief kommt?", fragte Lily
etwas ungeduldig, „Wenn er erst mal da ist, wissen wenigstens meine Eltern
bescheid..."
Lily beobachtet May beim Federn putzen.
„Ach ich denke, es kann jetzt jeden Tag soweit sein, immerhin fängt die
Schule am ersten September an und du musst ja noch einiges besorgen bis
dahin", antwortete Brown fröhlich.
Lilys Kopf ruckte hoch.
Ein schrecklicher Gedanke war ihr gekommen.
Was sollte sie Aisling bitte erzählen. Es würde ihr ja wohl kaum entgehen,
wenn sie nicht mehr gemeinsam zu Schule gingen.
„Oh Gott, was erzähl ich denn dann Aisling?!"Lily legte sich die Hand auf
die Stirn.
Brown sah sie mitfühlend an.
„Dir wird sicher etwas einfallen, denke ich..."
Er stellte die leere Schüssel auf den Boden und kam zu ihr herüber.
„Hör mal", er beugte sich zu ihr herab, „Ich weiß ja, dass diese ganze
Heimlichtuerei nicht schön ist, aber wir können nichts daran ändern. Also
versuch doch einfach dich auf die Schule und alles Neue zu freuen.
Das Problem mit Aisling kann warten."
Er richtete sich auf.
„Ehrlich gesagt würde ich Aisling ja schon gern mal kennen lernen, sie
scheint ja ein sehr nettes Mädchen zu sein, so wie du an ihr hängst."
Lily nickte.
„Sie wäre sicher davon begeistert das alles zu sehen." Sie machte eine
umfassende Bewegung.
May flatterte etwas zur Seite und gurrte Lily an.
„Ich schätze ich gehe besser. Es ist schon spät und ich muss die Bücher
noch vor dem Essen rein schmuggeln."
Lily schob May vorsichtig von ihrem Knie und stand auf.
Sie griff nach dem kleinen Stapel Zauberbücher und klemmte ihn unter den
Arm.
Sie hatte sich in den letzten Wochen oft aus Browns Bibliothek bedient und
verschlang ein Buch nach dem anderen. (Einmal war sie sogar die ganze Nacht
aufgeblieben, um ein Buch über Flüche und Gegenflüche durchzulesen.)
Sie hob die freie Hand zum Abschied und marschierte, von May begleitet, zum
Tor.
Lily hatte schlecht geschlafen, die halbe Nacht hatte sie von Aisling und
Petunia geträumt, die sie beide anschrieen, sie wäre eine Fehltritt der
Natur, dazwischen hatte sie einen merkwürdigen nebulösen Kerl gesehen, der
sie unheimlich in Rage gebracht hatte und den Lily am Liebsten ebenfalls
die Windpocken an den Hals gehext hätte. Aber leider hatte sie im Traum
keinen Zauberstab finden können.
Sie schüttelte den Kopf, als sie ihre Turnschuhe anzog, als ob sie je
irgendjemand absichtlich eine Krankheit anhexen wöllte.
Das war bestimmt die ganze Anstrengung und egal was Brown sagte, sie würde
heute doch krank spielen, dann hatte sie wenigstens einen Tag lang ruhe.
Als Lily die Treppe hinunter stieg hörte sie ihre Eltern und Petunia in der
Küche reden.
Im Hintergrund ertönte Musik aus dem Radio.
„Petunia, du solltest wirklich etwas nachgiebiger sein...", erklang Mr.
Evans ermahnende Stimme, er unterbrach sich jedoch, als er Lily herein
kommen sah.
Lily warf Petunia einen kurzen Blick zu, als sie sich auf ihren Stuhl
setzte.
Petunia starrte ihr eisig entgegen, ehe sie sich ihrem Toast widmete.
„Guten Morgen, Spatz."Mr. Evans versuchte offenbar die Stimmung im Raum
aufzulockern, indem er besonders fröhlich klang.
Lily ihrerseits gab sich Mühe erschöpft und elend auszusehen, denn sie
hatte ihren Plan krank zu spielen nicht vergessen.
Mrs.Evans, die am Herd stand und Speck in der Pfanne wendete drehte sich
halb zu ihr um.
„Guten Morgen! Kerri (Talbot, Aislings Mutter) hat angerufen: Ich soll dir ausrichten, dass Aisling
krank ist und deshalb nicht mit dir herumstromern kann. " Sie lächelte
etwas, offenbar schien sie die vielen Ausflüge amüsant zu finden.
Lily setzte sich kerzengerade auf, ihre „Krankheit"war vergessen.
„Was hat sie denn?", fragte sie erschrocken.
Gestern hatte Aisling noch kerngesund gewirkt.
Mrs.Evans beobachtete wieder ihren Speck.
„Scheint so etwas wie eine Magen-Darm-Grippe zu sein. Deswegen werden die
Talbots wohl auch am Wochenende nicht zu unserem Grillfest kommen. Der Arzt
meint, es würde mindestens eine Woche dauern, bis Aisling wieder gesund
ist."
Lily saß einen Augenblick stumm da.
Es tat ihr leid, dass Aisling krank war, auch wenn sie froh war, dass sie
sie keinen weiteren Tag anlügen musste.
„Mach doch nicht so ein Gesicht...sie ist bald wieder auf dem Damm." Mr.
Evans nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und blinzelte Lily zu.
„Eine Woche Langeweile ist zwar hart, aber du wirst es überstehen."
Petunia schnaufte und Mr. Evans schien siedend heiß einzufallen, dass er
für sie kein Wort des Mitleids übrig gehabt hatte, als ihr Freund Terence
krank geworden war.
Lily bemühte sich vom Thema abzulenken.
„Schon gut, ich werde schon eine Beschäftigung finden."Sie dachte an die
Bücher, die sie ganz hinten im Bücherregal versteckt hatte.
Scheinbar unbekümmert griff Lily nach einem Toast und bestrich ihn mit
Marmelade.
Mrs. Evans war mit dem Speck fertig und schaufelte Mr. Evans nun eine
riesige Portion auf den Teller, ehe sie sich ebenfalls an den Tisch setzte.
Lily kaute abwesend an ihrem Brot herum, während sie Petunia beobachtete.
Sie schaute Lily kaum an und sie fragte sich allmählich, ob sie sich nicht
bei ihr entschuldigen sollte.
Schließlich hatte sie ihr ihren großen Abend verdorben.
Lily war sich nicht mal sicher, ob Petty überhaupt zum Ball gegangen war,
da sie ja den besagten Abend verschlafen hatte.
Lily seufzte. Sie sollte sich wirklich entschuldigen, auch wenn Terence
sicher eine Lektion verdient hatte.
Sie atmete einmal tief durch und brach dann das Schweigen:
„Petty, ich wollte dir noch..."
Die Klappe des Briefkastens schnappte zu.
Petunia sprang auf und Lily ließ sich frustriert zurücksinken.
Es war klar, dass Petunia keine Entschuldigungen hören wollte, also blieb
Lily wohl nichts anderes übrig, als ihre üble Laune zu ertragen, bis sie es
verkraftet hatte.
Ich werde mich trotzdem entschuldigen, vielleicht verraucht ihre Wut ja
dann schneller.
Etwas wurde vor ihr auf den Tisch geknallt und Lily fuhr erschrocken
zusammen.
Petunia war mit der Post in die Küche gekommen und hatte einen dicken,
schweren Brief auf ihren Teller geschmissen.
Lilys Atem stockte.
Auf dem blassgelben Pergamentumschlag stand in grünen Buchstaben ihr Name
und ihre Adresse geschrieben:
Die Küche
Nobel Aveneu 6
Cribyn
Ceredigion / WalesLily warf einen verstohlenen Blick in die Runde und stellte fest, dass ihre
Eltern sie aufmerksam beobachteten.
Innerhalb einer Sekunde beschloss Lily sich dumm zu stellen.
Sie hob den Brief umständlich hoch.
„Für mich?"Sie wendete ihn in der Hand und begutachtete die Rückseite.
Ein rotes Wachssiegel verschloss den Brief.
Lily erkannte das Emblem von Hogwarts, dass sie inzwischen schon in einem
Buch gesehen hatte.
Ein Dachs, ein Adler, ein Löwe und eine Schlange, die ein großes H
umrahmten.
„Wer sollte mir denn schreiben?"spielte Lily weiter die unwissende.
„Vielleicht öffnest du den Brief einfach, dann weißt du´s!" knartzte
Petunia.
„Petunia hat Recht, mach ihn doch einfach auf."Mr. Evans lehnte sich vor
und blickte Lily auffordernd an.
Lily nickte, es blieb ihr wohl nichts anderes übrig.
Vorsichtig brach sie das rote Siegel und zog zwei Blätter Pergament hervor.
Atemlos las sie den obersten Zettel durch.
Lily hätte beinah gelächelt.
Sie war angenommen.
Vor lauter Freude, vergaß sie einen Augenblick, dass sie ihren Eltern und
Petunia jetzt klar machen musste, dass sie eine Hexe war.
„Und? Was steht drin?", fragte ihr Vater drängend.
Lily wusste nicht genau, was sie sagen sollte, also reichte sie ihrem Vater
einfach das Blatt.
Er nahm ihn zur Hand und las ihn laut vor.
Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei
Schulleiter: Albus Dumbledore
(Orden der Merlin, Zweiter Klasse, Großz., Hexenmst. Ganz hohes Tier,
Internationale Vereinig. D. Zauberer)
Sehr geehrte Ms. Evans,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule
für Hexerei und Zaubererei angenommen sind.
Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und
Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September.
Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31.Juli.
Mit freundlichen Grüßen,
Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin.
Als er geendet hatte herrschte einen Augenblick lang schweigen, dann brach
der Tumult los.
Petunia sprang auf und schrie.
„ICH WUSSTE ES!!!! ICH WUSSTE..."
Mrs. Evans legte die Hände vor die Augen und seufzte.
Mr.Evans grinste und schrie mindestens genauso laut wie Petunia:
„ICH GRATULIERE! ICH WUSSTE JA, DASS ES KLAPPEN WÜRDE!"
Mrs.Evans nahm die Hände vom Gesicht und lächelte Lily von der Seite an.
Und Lily konnte nicht anders als erstarrt da zu sitzen.
Nur langsam dämmerte ihr, dass ihre Eltern davon gewusst haben mussten.
Das erleichterte sie so sehr, dass sie nicht weiter auf Petunia achtetet,
die sie lauthals als „garstige Hexe"beschimpfte.
„Ihr wusstet davon? Ihr wusstet es und habt mir nichts gesagt?" Lily
schüttelte verwirrt den Kopf.
Mrs.Evans wollte etwas sagen, aber wurde von einem Kreischen unterbrochen.
Wütend sprang sie auf und fuhr zu Petunia herum.
„Jetzt ist es aber gut! Mir reicht es mit deinen Anfällen!"
Petunia blieb der Mund offen stehen. Mr.Evans blickte stirnrunzelnd drein.
„Deine Mutter hat recht. Du schmollst bereits seit Tagen und jetzt schreist
du rum wie ein Furie! Ich schlage vor, du beruhigst dich in deinem Zimmer."
Lily fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut.
Es kam ihr so vor, als hätten diese Worte die Atmosphäre unerträglich
aufgeheizt.
Lily warf Petunia einen entschuldigenden Blick zu, allerdings schien sie
das nicht zu kümmern.
Sie war ganz bleich im Gesicht und Lily bemerkte, dass sie Tränen in den
Augen hatte.
Lily wünschte sich, sie hätte vorhin die Gelegenheit gehabt sich bei
Petunia zu entschuldigen, war sich aber nicht sicher, warum ihr das so
wichtig war.
Petunia gab einen merkwürdigen Laut von sich, als sie wie zwei Wochen
zuvor auf dem Absatz kehrt machte und mit fliegendem, blonden Haar aus dem
Zimmer hastete.
Man hörte ihre Schritte auf der Treppe.
Mrs.Evans stieß ein erleichtertes Seufzen aus.
„Na schön... achte einfach nicht auf sie. Sie meint es nicht so", schloss
sie, als sie sich wieder auf ihren Platz setzte.
Lily war sich da nicht so sicher, beschloss aber das Problem Petunia auf
später zu verschieben.
Im Moment wollte sie endlich wissen, woher ihre Eltern wussten, dass sie
eine Hexe war und warum sie ihr nie etwas erzählt hatten.
Mr.Evans räusperte sich.
„Es ist so... wir wissen es schon seit einer ganzen Weile, die ganzen
Vorfälle und so... wir wollten dir nur nichts sagen, weil du dir sicher die
Schuld an allem gegeben hättest."
„Du hattest es auch so schon schwer genug", fuhr Mrs.Evans fort.
Lily war baff.
Egal was ihre Eltern für Gründe hatten, es wäre ihr lieber gewesen, sie
hätte früher erfahren, dass sie wirklich für all die seltsamen Ereignisse
verantwortlich war.
Jahrelang hatte sie sich ungerecht behandelt gefühlt, weil alle zu
engstirnig waren einzusehen, dass Lily unmöglich irgendwelche seltsamen
Dinge geschehen lassen konnte...
Hätte sie es gewusst, hätte sie sich darauf einstellen können, was
passierte, wenn sie sich aufregte. Dann hätte sie sich bestimmt besser
beherrschen können, und dann wäre den Leuten gar nicht erst aufgefallen,
was Lily bewirken konnte..
Und Petty wäre jetzt nicht so wütend auf dich! setzte sie in Gedanken
hinzu.
Sie lauschte ihren Eltern und spürte wirklich einen Anflug von Zorn auf
sie, jedoch bemerkte sie auch, dass sie sich wirklich Sorgen gemacht
hatten.
„Als die Sache mit Peacock passierte, haben wir uns ernsthaft überlegt, ob
wir es dir jetzt sagen sollen."Hörte Lily ihre Mutter sagen.
Sie setzte sich interessiert auf. Ihr war ein Gedanke gekommen
„War das noch am selben Abend?"
„Ja. Aber ich hielt es für besser noch auf den Brief zu warten und..."
Mr.Evans wurde unterbrochen, als Lily erleichtert auflachte.
Mr.Evans konnte es nicht wissen, aber Lily war bei diesen Worten ein Stein
vom Herzen gefallen.
Es war um den Brief aus Hogwarts gegangen und nicht um irgendeine Anstalt,
Lily hatte gar nicht bemerkt wie sehr sie das belastete hatte.
Und plötzlich schien es völlig egal zu sein, dass ihre Eltern ihr nicht
früher alles erzählt hatten.
St.Brutus war aus dem Rennen und Lily begann zu lächeln, als sie wieder auf
ihren Brief hinunter schaute.
„Ich darf also nach Hogwarts?"Lily blickte ihre Eltern fragend an.
„Natürlich!", rief Mr.Evans und Mrs.Evans nickte mit fröhlicher Miene.
„Nicht umsonst sparen wir seit Ewigkeiten für dein Schulgeld." Kicherte
Mr.Evans.
Und Lily konnte ihre Begeisterung nicht mehr zügeln, sie sprang auf und
fiel ihren Eltern jubelnd um den Hals.
„Wir sind ja so stolz auf dich...", sagte Mrs.Evans
„...es ist schon etwas besonderes eine Hexe in der Familie zu haben",
ergänzte Mr.Evans und drückte Lilys Schultern.
Lily war so froh, dass sich die meisten ihrer Probleme in Luft aufgelöst
hatten.
Sie lachte, als sie erneut nach ihrem Brief griff und ihn überflog.
„Wir müssen eine Eule schicken, dass ich komme."
Mr. und Mrs.Evans runzelten kurz die Stirn, doch Lily hatte da überhaupt
keine Sorgen, Brown würde ihr sicher eine leihen. Ansonsten würde die
Schule bestimmt früher oder später eine vorbei schicken, schließlich konnte
sich ja nicht jedes muggelgeborene Kind irgendwo eine Eule leihen.
„Ich mach das schon. Macht euch keine Gedanken", erklärte Lily ihren
Eltern.
Sie war sich nicht sicher, ob Brown es mögen würde, wenn sie verriet, dass
er im Herrenhaus lebte.
Sie beschloss ihn später zu fragen.
Jetzt würde sie erst mal zu ihm gehen und um eine Eule bitten.
„Kann ich gehen und das erledigen?"Lily strahlte über das ganze Gesicht,
als ihre Eltern zustimmten.
Beschwingt ging sie aus der Küche, den Brief fest umklammert.
Im Flur hörte sie ein leises Knarren. Sie blickte die Treppe hinauf und
bemerkte, dass Petunia auf der obersten Treppenstufe saß, dass Gesicht an
die Stäbe des Geländers gepresst.
Offenbar hatte sie dem Gespräch in der Küche gelauscht.
Lily wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
Petunia starrte sie einen Augenblick an und ihre blauen Augen blickten so
kalt wie Eis.
Bevor Lily irgendetwas sagen oder tun konnte, erhob sich Petunia
leichtfüßig und ging leise in ihr Zimmer.
Die Tür schloss sich mit einem Klicken.
Es war komisch, aber Lily hatte das Gefühl, dass gerade etwas
entscheidendes schief gegangen war.
