-Hier das nächste Kapitel, es ist mal wieder länger geworden als geplant kopfschüttel (ich hoffe das bekomme ich irgendwann noch in der Griff ;) ) und es hat auch etwas länger gedauert, nachdem ich Brchen (danke nochmal für die Email) gesagt habe, ich würde es am Sonntag online stellen. Sorry! Es ist jetzt nämlich schon Montag, 0.38Uhr. Wie ihr seht es geht jetzt in die Winkelgasse und ich hoffe mal ihr lest trotz der enormen Länge weiter. Viel Spaß. Ich hab das Kapitel jedenfalls gerne geschrieben :) .-

In der Winkelgasse

Brown hatte ihr May geliehen, um ihre Bestätigung nach Hogwarts zu
schicken.
Kaum zwei Tage später kam ein spezielles Merkblatt für Muggelgeborene an,
auf dem geschrieben stand, wie man in die sogenannte Winkelgasse
gelangte, wo man sein Geld in Zaubererwährung umtauschen konnte.
In der Winkelgasse, so hieß es würde man alle Gegenstände bekommen, die auf
der Besorgungsliste für Hogwarts standen.
Des weiteren gab es einen Vermerk zur Anreise nach Hogwarts.
Es wurde genaustens beschrieben, wie man in Kings Cross auf das Gleis 9 ¾
gelangte, von wo der Hogwarts-Express abfuhr.
Lily musste grinsen, als dreimal versichert wurde, dass man wirklich,
„einfach"durch eine der Wände zwischen Gleis 9 und 10 laufen konnte.
Sie war schon jetzt gespannt darauf, wie es sein würde durch eine Wand zu
gehen.

Allerdings kam diese Neugierde weit hinter der auf die Winkelgasse.
Am Freitag sollte es dort hingehen.
Ihr Vater und ihre Mutter waren mindestens genauso aufgeregt darüber, wie
Lily selbst.
Einzig Petunia schien sich nicht weiter darum zu kümmern und als Mr.Evans
am Donnerstagabend
fragte, ob sie auch mit wolle, wehrte sie mit der Begründung ab, sie sei
mit einer Freundin verabredet.
Lily musste zugeben, dass sie etwas erleichtert war, dass Petty nicht
mitkommen wollte.
Seit der Brief angekommen war, fühlte sich Lily in Pettys Nähe sehr, sehr
unbehaglich.

Die Evans waren früh aufgebrochen, da die Fahrt nach London etwa zwei
Stunden dauerte.
Lily saß allein auf der Rückbank des roten Fords und konnte vor Aufregung kaum
still sitzen.
Sie hatte Brown zwar mit Fragen über die Winkelgasse gelöchert, aber er
hatte nur gegrinst und erklärt, sie solle sich doch einfach überraschen
lassen.
Im Moment hielt sie es jedoch kaum mehr aus.
Die Evans parkten ihren Wagen etwas außerhalb von London und fuhren dann
das letzte Stück mit der U-Bahn.

Schließlich erreichten sie anhand der Beschreibung eine unauffällige dunkle
Tür, die zu einem Pub gehörte.
Lily war fast etwas enttäuscht, so unscheinbar wirkte sie.
Über dem Eingang stand in abblätternder, goldener Schrift der Name: „Zum
Tropfenden Kessel"
„Naja, der Name passt würde ich sagen", sagte Mrs.Evans, als sie zum Schild
aufblickte.
Mr.Evans zuckte mit den Schultern und steckte den Brief in seine
Hosentasche.
„Ich würde sagen wir versuchen es."
Darauf hatte Lily gewartet.

Sie griff nach dem Türknauf drückte ihn und betrat den Pub.
Im inneren war es so laut, dass Lily einen Augenblick erschrak.
Vor der Tür hatte man keinen Ton von diesem Lärmen gehört.
Das Licht im Raum war fahl und Lily sah erstaunt von einer Person zur
Anderen.
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber dennoch erstaunte sie der
Anblick der Hexen und Zauberer, die in bunten Roben an den zerkratzten
Tischen saßen und sich unterhielten.

Als Mr.Evans Lily vorwärts schob, konnte Lily ihren Blick kaum von einer
dunkelhaarigen Hexe mit einem Geierhut abwenden, die sich mit einem Mann,
in einem schillernden bunten Umhangen, stritt.
Lily konnte sich erst wieder von dem Anblick losreißen, als ihr Vater mit
einem kahlköpfigen Mann sprach.
„Guten Tag! Wir suchen den Weg zur Winkelgasse", erklärte er.
Der kahle Mann blickte auf Lily hinab und lächelte.
„Eine neue Hogwartsschülerin, nehme ich an."
Lily lächelte unsicher zurück.
Mrs.Evans griff nach Lilys Hand und drückte sie, während Mr.Evans in
geradezu euphorischem Ton antwortete: „Da haben sie recht."
Er reichte dem Mann die Hand und stellte sich und seine Familie vor.
Lily dachte bei sich, dass sie ihren Vater noch nie so aufgedreht gesehen
hatte.
„Schön sie kennen zu lernen. Ich bin Tom, der Wirt des Tropfenden Kessels",
erwiderte der kahle Mann.

Er musterte die Familie mit einem Grinsen.
„Am Besten sie kommen mit, ich bringe sie in die Winkelgasse."Tom kam
hinter der Theke hervor und ging auf eine Tür am anderen Ende des Raums zu.
Lily bemerkte erstaunt, dass eine ganze Menge Leute in diesem Zimmer ein
und aus gingen, darunter befanden sich auch einige Leute, die wie Lily und
ihre Eltern Muggelkleider trugen. Meistens hatten sie auch Kinder dabei,
die wiederum mit Stapeln von Päckchen und Büchern beladen waren.
Tom schien Lilys neugierige Blicke zu bemerken.
„Es gibt eine ganze Menge muggelstämmiger Kinder in Hogwarts, daher sind
hier kurz vor Schulanfang auch eine Menge Muggel zu sehen,"erklärte er
„Besonders da vor wenigen Tagen die Bücherlisten angekommen sind."
Tom trat dicht gefolgt von den Evans in einen kleinen Raum und winkte sie
zu sich. Lily hätte schwören können, dass gerade eben noch einige andere
Leute in diesen Raum gegangen waren.
Doch von ihnen war nun weit und breit nichts mehr zu sehen.

Während Tom seinen Zauberstab aus dem Ärmel zog, erläuterte er Mr.Evans den
Weg nach Gringotts und erklärte außerdem, dass sie die Umhänge am besten
bei Madam Malkins kauften und den Zauberstab bei Ollivanders, weil er der
Beste seines Fachs sei.
Mr. und Mrs.Evans schienen geradezu an Toms Lippen zu hängen, während Lily
eher gespannt war, was er mit seinem Zauberstab tun würde.
Er zählte die Steine an der Wand ab und klopfte dann mit dem Stab dagegen.
In sekundenschnelle hatte sich an dieser Stelle ein Torbogen gebildet und
die Evans standen mit großen Augen vor der Winkelgasse.
Wenn es nach Lily gegangen wäre, dann wäre sie den halben Tag dort
gestanden und hätte das Treiben auf der Straße beobachtet.
War ihr gerade eben noch der Schankraum des Tropfenden Kessels ungewöhnlich
vorgekommen, die Winkelgasse war noch hundertmal ungewöhnlicher.
Windschiefe Häuser, seltsame Läden und noch seltsamere Leute.
Mr.Evans schien es ähnlich wie Lily zu gehen, seine Augen wanderten
erstaunt hin und her und schienen jedes Detail der Winkelgasse in sich
aufzusaugen.
Mrs.Evans war die Erste, die sich von dem atemberaubenden Anblick erholt
hatte.
Mit einem Seufzer, griff sie nach Lilys Hand.
„Vielen Dank, Tom. Sie haben uns sehr geholfen."
Tom verbeugte sich galant.
„War mir ein Vergnügen. Ich wünsche ihnen viel Spaß in der Winkelgasse."
Er grinste Lily an und ging dann zurück in seinen Pub.

Mrs.Evans stupste ihren Mann an.
„Na dann los, wir haben noch einiges zu tun."
Auf der Winkelgasse war so viel los, das Lily sich sehr bemühen musste ihre
Eltern nicht zu verlieren, zumal sie ständig von etwas neuem abgelenkt
wurde.
Mrs.Evans scheuchte ihre Familie jedoch resolut in Richtung Gringotts und
ließ Lily keine Zeit die Schaufenster, mit den Besen, den seltsamen Geräten
und den merkwürdigen Tieren, zu betrachten.
In Gringotts ging es dann gerade so weiter, als Lily die Kobolde sah, wäre
sie vor Schreck beinahe in Ohnmacht gefallen.
Sie hatte zwar schon von den verschiedenen Rassen der Zaubererwelt gelesen,
aber es war doch noch mal etwas anderes sie zu sehen.
Mrs.Evans schien wie Lily eher erschrocken zu sein über die kleinen
Gestalten mit den spitzen, langen Fingern.
Mr.Evans hingegen schien das ganze ungemein lustig zu finden.
Breit grinsend schob er einem Kobold sein Muggelgeld zu und bekam dafür so
genannte Galleon.
Als sie das Geld erst mal in der Tasche hatten, konnte Lily es kaum
abwarten damit in einen Laden zu stürmen.
Mrs.Evans zügelte ihren Mann und ihre Tochter jedoch.
„Ich würde sagen wir fangen mit den Schuluniformen an."

Sie hielten sich an Toms Rat und gingen zu Madam Malkins.
Es war nicht nötig, der stämmigen Hexe irgendetwas zu erklären, als sie
Lily und ihre Eltern sah, schien sie zu wissen, was sie wollten.
„Hogwarts?", fragte sie schlicht und als Mrs.Evans bejahte, wurde Lily
kurzerhand in ein Hinterzimmer geschoben und auf einen Schemel gestellt.
Eine junge, rotwangige Hexe, streifte ihr einen schwarzen Umhang über und
begann ihn dann abzustecken.
„Du bist ziemlich klein", murmelte sie Lily zu, ehe sie ihren Zauberstab
zog und den Umhang mit einer Handbewegung kürzte.

Nachdem die Kleidung abgehakt war, zogen die Evans weiter in einen
Buchladen namens Flourish & Blotts, wo sie dem Händler einfach die
Bücherliste überreichten und dann staunend mit ansahen, wie er all die
Bücher heran holte, ohne auch nur ein einziges Mal von der Theke zu
verschwinden. (Mr.Evans kaufte sogar noch ein weiteres Buch mit dem Titel
„Wales wunderliche Geschichte")

Dann ging es weiter. Sie kauften ein Teleskop, einen Kessel, Kräuter und
eine Messingwaage.
Als das erledigt war stand nur noch der Zauberstab auf der Liste.
Mrs.Evans sah auf ihre Uhr.
„Kurz nach Drei. Ich schlage vor, wir gehen jetzt erst mal etwas essen,
bevor wir nach deinem Zauberstab schauen."
Mr.Evans und Lily konnten nur zustimmen, so sehr knurrte beiden der Magen.
Sie setzten sich in ein Cafe am Straßenrand und bestellten Sandwichs und
Kürbissaft.
Lily langte kräftig zu und war deshalb auch schon bald fertig.
„Darf ich schon aufstehen und mir die Schaufenster ansehen?", fragte sie
hoffnungsvoll, als sich die Eltern noch einen Tee bestellten.
Mrs.Evans schien von der Idee nicht besonders begeistert zu sein, nachdem
Lily jedoch versprach wirklich nicht weit weg zu gehen, bekam sie die
Erlaubnis.

Beglückt, endlich all die Auslagen betrachten zu können, die sie schon die
ganze Zeit über interessiert hatten, ging sie nun auf die nahegelegene
Magische Menagerie zu.
Begeistert betrachtete sie, die seltsamen Tiere.
Frösche, die bei jedem Quaken die Farbe wechselte, Schildkröten, die wie
Vögel zwitscherten und einige kleine Kätzchen, in deren Augen Sterne zu
funkeln schienen.
Natürlich gab es auch Eulen und Lily stellte fest, dass Browns Tiere
wesentlich hübscher waren als die, die hier verkauf wurden. Und gegen May
hatte nun wirklich keine auch nur die geringste Chance.
Ich frage mich, ob ich Mum und Dad überreden könnte mir ein Tier zu kaufen,
auf der Liste steht ja, dass es erlaubt ist.

Neugierig trat Lily an einen hohen, zylinderförmigen Bottich, der mit
Wasser gefüllt zu sein schien. Sie stellte sich auf die Zehnspitzen und
spähte hinein.
Lily befand sich mit der Nase nur wenige Zentimeter über der
Wasseroberfläche, als plötzlich ein lautes Plätschern zu hören war und ein
silbriggrüner Fisch aus dem Wasser hüpfte, und laut bellte.
Mit einem erschrocken „HUCH!"sprang Lily zurück und brachte so ihre Nase
gerade rechtzeitig aus der Reichweite des Tiers.
Bei ihrem Satz stolperte sie über ihre Schlaghose und taumelte mit den
Armen rudernd nach hinten.
Es gab ein ratschendes Geräusch, als Lily mit dem Fuß auf die Robe eines
vorbeieilenden Zauberer trat.
Lily knallte auf den Hintern und der Mann blieb stehen.

Das Erste was Lily nach ihrem Sturz registrierte war der lange Riss im
Umhang des Mannes.
„Oh... Entschuldigung... das wollte ich nicht."Entsetzt blickte Lily in
das hübsche Gesicht des Zauberers.
Er lächelte höflich und schüttelte den dunklen Kopf.
„Kein Problem", sagte er lässig, zog seinen Zauberstab und murmelte,
„Reparo."
Der Riss schloss sich ohne das geringste Anzeichen dafür, dass er je
existiert hatte.
„Pass in Zukunft besser auf", ermahnte der Zauberer ehe er geschäftig in
die schmale Gasse zwischen der Menagerie und einem Laden für Besen eilte.
Lily blieb erstaunt sitzen und wunderte sich, dass sie keinen Ärger
bekommen hatte.
Sie blickte sich um und entdeckte vor dem Besengeschäft, das sie sich als
nächstes hatte vornehmen wollen, einen kleinen, dunkelhaarigen Jungen, der
sie grinsend beobachtete.
Lily lächelte ihn an, weil es wirklich albern ausgesehen haben musste, wie
sie vor dem Fisch erschrocken war.
Als sie sich aufrappeln wollte, bohrte sich irgendetwas schmerzhaft in ihre
Hand.

Neugierig beugte sie sich vor und entdeckte einen weißschimmernden,
tropfenförmigen Stein, er sah fast wie eine Perle aus.
Am dickeren Ende befand sich ein kleines Loch, wie geschaffen um eine Kette
hindurch zu fädeln.
Vermutlich hat sich die Kette geöffnet und der Stein ist schließlich runter
gefallen, überlegte Lily.
Als sie aufstand und sich die Jeans abklopfte, entschied sie, dass sie den
Stein behalten würde. Schließlich war es so gut wie hoffnungslos, den
Besitzer zu finden.

Sie schob, den Stein in ihre Hosentasche und schaute dann wieder zum
Besengeschäft.
Der Junge war weg, aber Lily ging trotzdem hinüber und sah sich das
Schaufenster an.
Es war erstaunlich, aber die Besen, die dort verkauft wurden, konnten
offenbar fliegen und nicht nur das, es schien sogar eine Art Sport zu
geben, der auf Besen gespielt wurde.
Erstaunt begutachtete sie Umhänge, Bein- und Handschoner, Holzschläger und
bunte Bälle in verschiedenen Größen.


James hatte mit seinen Eltern die meisten Einkäufe für Hogwarts erledigt
und war nun eigentlich auf dem Weg zu Ollivanders, wo sie nur noch den
Zauberstab kaufen mussten.
Zu seinem Leidwesen, hatten seine Eltern eine Bekannte getroffen und war
nun in ein Gespräch mit ihr vertieft, so dass er nur die Wahl hatte
gelangweilt daneben zu stehen oder sich in der Nähe etwas umzusehen.
Als er die Rennbesen im Schaufenster von Qualität für Quidditch entdeckte, war klar was er tun
würde.

Während er noch begeistert den neuen Komet betrachtet, bemerkte er ein
Schaufenster weiter ein Mädchen, das sich die Tiere ansah.
Sie gehörte zu den wenigen Leuten auf der Winkelgasse, die Muggelkleider
trugen.
Zwischen all den Umhängen fielen ihre Jeans und ihr hellgrünes T-Shirt
einfach besonders auf , ganz zu schweigen von ihren langen, roten Haaren.
Als sie dann erschrocken zurück hüpfte und wie ein aufgescheuchtes Huhn mit
den Armen ruderte, musste James ein Gelächter unterdrücken. Es sah zu
komisch aus. Und als sie dann noch auf den Mantel eines Zauberes trat, wäre
es beinah um ihn geschehen gewesen.
Selten hatte er jemanden so belämmert aus der Wäsche gucken sehen, wie
diese Beiden.
Als der Zauberer verschwunden war, schaute das Mädchen hoch und bemerkte
ihn offenbar.
Er konnte nicht anders als sie anzugrinsen. Sie schien keinen besonders
großen Ärger bekommen zu haben, weil sie einfach zurück lächelte.
Während sie ihre Hand begutachtete (vermutlich war sie aufgerieben)
überlegte er noch, ob er rüber gehen sollte, um ihr zu helfen, allerdings
tauchte in diesem Moment sein Vater neben ihm auf.
Mr.Potter war groß und schlank und hatte wie James dunkles, zerzaustes
Haar.
Er wuschelte kurz über James Kopf.
„Komm schon, wir können weiter gehen."Er grinste, als er zu seiner Frau
und deren Freundin hinüber sah.
„Ich habe ihr einfach gesagt, sie soll Susan zum Tee einladen, damit wir
heute noch weiter kommen."
James grinste.

Seine Eltern waren vor einer Woche von einer diplomatischen Reise aus
Deutschland zurückgekommen und seine Mutter hatte es innerhalb dieser
sieben Tage wieder mal geschafft sieben Leute einzuladen.
Wenn das Haus der Potters nicht gerade leer war, war es propenvoll.
„Ich würde sagen es wird Zeit für deinen Zauberstab", sagte Mr.Potter und
blickte auf die Uhr, die an seinem Umhang festgesteckt war.
Der Zauberstab.
Plötzlich war James wieder ungeduldig und konnte es kaum erwarten ihn in
Händen zu halten.
Der Laden von Mr.Ollivander war dunkel und staubig und abgesehen von einem
alten Stuhl und den schmalen, feinsäuberlich gestapelten Schachteln völlig
leer.
Als die Potters eintraten und die Tür scheppernd hinter ihnen zufiel, hörte
man weiter hinten im Laden ein Glöckchen läuten.
Mrs.Potter lächelte, als sie James skeptischen Blick bemerkte.
Im Vergleich zur Straße, war es hier drin atemberaubend still.
James fand diese Ruhe irgendwie unbehaglich.
Es war fast, als hätte man die Zeit in diesem Raum verlangsamt.
Als einen Moment später die Tür hinter ihm klickte und das Glöckchen erneut
zu hören war, zuckte er erschrocken zusammen.
Er blickte über die Schulter und entdeckte das rothaarige Mädchen, dicht
gefolgt von einem blonden Mann und einer Frau mit braunen Locken.

Lily erkannte den Jungen sofort wieder.
Er stand mit zwei Erwachsenen, die offenbar seinen Eltern waren in der
Mitte des kleinen Ladens und blickte sie neugierig an.
Lily erinnerte sich erneut wie dümmlich sie vorhin ausgesehen haben musste
und lächelte den Jungen deshalb fröhlich an.
Er blinzelte hinter den Gläsern seiner Brille und murmelte ein kleines,
aber doch fröhliches „Hallo."
„Gut Tag", sagte Mr.Evans und lächelte freundlich in die Runde.
„Brauchen sie auch einen Zauberstab für ihren Nachwuchs hier?", fragte er
und deutet flüchtig auf den Jungen.
„Ganz recht", antwortete der Mann gut gelaunt und klopfte seinem Sohn auf
die Schulter.
Sie sehen fast gleich aus, dachte Lily, als sie die beiden betrachtete, nur
die Augen sind anders.
Während die Augen des Vaters beinahe schwarz waren, waren die des Jungen
eher hell und goldbraun.

Mit seiner Mutter schien der Junge hingegen kaum etwas gemeinsam zu haben.
Sie war fast so groß wie ihr Mann und hatte rotblondes, aufgestecktes Haar,
ihre Augen waren blau und ihre Haut war genauso hell und sommersprossige
wie Lilys eigene.
Mr.Evans und der fremde Mann waren bereits ins Gespräch gekommen, während
Mrs.Evans sich mit einem entschuldigenden Lächeln an die Frau wandte.
„Entschuldigen sie vielmals. Mein Mann hat offenbar seine Manieren Zuhause
gelassen. Ich bin Caron Evans,"sie deutete auf Mr.Evans, „Mein Mann
William und unsere Tochter Lily", sie berührte kurz Lilys Kopf.
„Freut mich sehr", sagte die Frau mit einem freundlichen Schmunzeln.
„Ich bin Rhian Potter. Das Plappermaul da ist mein Mann Duncan und das ist
James."
Mrs.Evans lächelte James an und wollte gerade etwas sagen, als eine sanfte
Stimme ertönte.

„Guten Tag."
Ein alter Mann war beinah lautlos ins Zimmer getreten und blickte nun mit
blassen Augen auf die dort versammelte Menge.
Einen Moment lang fixierte er Lily und James, ehe er wieder zu den
Erwachsenen aufsah.
Lily fand ihn irgendwie schaurig.
In dem dunklen Laden waren seine Augen deutlich zu erkennen, ganz wie bei
einem Tier, dass einen Nachts aus einem Gebüsch heraus beobachtet.
Lily warf einen unsicheren Blick zu James und stellte fest, dass er sich
ebenfalls etwas unbehaglich zu fühlen schien.
Zumindest, konnte Lily sehen, dass er eine Gänsehaut auf den Armen hatte.

„Guten Tag Mr.Ollivander. Wir brauchen Zauberstäbe für die zwei Knirpse
hier", sagte Mr.Potter heiter.
„Mr.Potter, es freut mich sie wieder zu sehen", antwortete Mr.Ollivander
bedächtig.
„Wie geht es ihrem Stab? Lindenholz, elfeinhalb Zoll, kraftvoller Stab,
wenn ich mich nicht Irre."Er sah keinesfalls so aus, als würde er auch nur
in Erwägung ziehen, dass er sich irrte, als er Mr.Potter eindringlich
musterte.
Mr.Potter tippte auf seinen Mantel und es war klar, dass er an dieser
Stelle seinen Stab aufbewahrte.
„Oh, es geht ihm ganz hervorragend."
Mrs.Potter lachte leise und blinzelte Mrs.Evans verschwörerisch zu.
„Er behandelt ihn wie ein rohes Ei. Er poliert ihn sogar jeden Abend."
Mr.Ollivanders Blick schweifte nun zu Mrs.Potter.
„Es schadet ihm gewiss nicht. Ich hoffe ihr Stab ist ebenfalls noch in
tadellosem Zustand. Ahorn, elf Zoll, mit einer besonders zarten
Phönixfeder. Es war nicht leicht sie zu verarbeiten."
Mrs.Potter lächelte Mr.Ollivander beruhigend an.
„Ich habe wirklich gut auf ihn aufgepasst, es ist wirklich ein sehr schöner
Stab."
Mr.Ollivander nickte, als schien er keinen Moment daran gezweifelt zu
haben, dass der Stab ein Meisterstück gewesen war.

Lily war wirklich erstaunt, dass Mr.Ollivander sich jeden Zauberstab
gemerkt hatte, vielleicht führt er ja Buch darüber, überlegte sie, als
James neben ihr zu reden anfing.
„Haben sie etwa jeden Stab, denn sie verkauft haben im Kopf?"
Mr. Ollivander beugte sich herab und kam ganz nah an James Kopf heran.
„In der Tat Mr.Potter, und ich werde ihren Stab und denn von Miss...,"er
stockte und sah Lily auffordernd an.
„Evans", sagte Lily schüchtern und lächelte krampfhaft.
„Miss Evans, ebenfalls im Kopf behalten."Als Mr.Ollivander sich
aufrichtete, schien James ziemlich erleichtert zu sein.
Er sah Lily von der Seite an und zog eine Grimasse.
Obwohl ihr immer noch mulmig war, konnte sie kaum ein Kichern unterdrücken
und so entrang sich ihrer Kehle ein seltsam schnaubendes Geräusch.
„Evans und Potter", sagte Mr.Ollivander schließlich und tippte sich mit dem
Zeigefinger an die Unterlippe, als denke er über etwas bestimmtes nach.
Dann ging ein Leuchten über sein Gesicht, als wäre ihm etwas bedeutsames
eingefallen.

„Ah, jetzt weiß ich es wieder."Er griff in seine Tasche und zog zwei
Maßbänder hervor.
Lily warf James einen fragenden Blick zu, doch dieser zuckte nur die
Schultern.
Wovon redete Mr.Ollivander da? Was war ihm wieder eingefallen.
„Welche sind Ihre Zauberhände?"fragte Mr.Ollivander.
Nach kurzer Überlegung streckten Lily und James gleichzeitig ihre rechten
Hände aus.
„Ah, ausgezeichnet."
Mr.Ollivander gab dem einen Maßband einen Stups mit dem Finger und sofort
rollte es sich aus.
Es vermaß James Arm von der Fingerspitze bis zur Schulter.
Bei Lily übernahm Mr.Ollivander das selbst.
Er beugte sich hinunter und vermaß die gleiche Strecke.
„Entschuldigung... aber was ist ihnen wieder eingefallen?", fragte Lily
nun, doch zu Neugierig, um diesen Kommentar einfach zu übergehen.
James, der damit beschäftigt gewesen war das Maßband genau zu beobachten,
fuhr mit dem Kopf herum und sein Gesichtsausdruck war mehr als gespannt.
„Ja, was ist ihnen eingefallen?", hakte er mit einer Unschuldsmiene nach.
Lily musste erneut ein Kichern unterdrücken. Es war erstaunlich wie
scheinheilig dieser Junge schauen konnte und dabei hätte ein Blinder
bemerkt, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte.

„Nun hört mal, lasst Mr.Ollivander doch einfach sein Arbeit tun und
schwatzt nicht ständig", sagte Mrs.Potter mit leichtem Tadel in der Stimme.
„Schon gut, ist doch keine große Sache."Mr.Ollivander vermaß Lily nun von
den Schultern bis zu den Füßen.
„Mir ist nur wieder der Zeitungsartikel über sie beide eingefallen."
James runzelte die Stirn.
„Was für ein Artikel denn?"
Mr.Ollivander hielt in seiner Vermessung inne und warf einen Blick auf die
Eltern der beiden Kinder, die sich nun etwas unbehaglich zu fühlen
schienen.
Ollivander schien einen Augenblick nachzudenken, dann zuckte er mit den
Achseln.
„Wie ich sehe, wussten sie nichts davon." Er wandte sich um, und Lily
bemerkte, dass das Maßband bei ihr jetzt auch die Arbeit von allein Tat.
James sah derweil zu seinen Eltern hinüber, als warte er auf eine
Erklärung.
Doch Mr.Ollivander schien sich für das Thema zu erwärmen.
„Immerhin haben es ihre Zauberkräfte auf die Titelseite des Tagespropheten
geschafft, nachdem sie beide am gleichen Tag, einen enormen Magieausbruch
hatten. Ich muss sagen es war sehr erstaunlich, die Bilder von den
fliegenden und den zu Fröschen verwandelten Menschen zu sehen."
Mr.Ollivander zog einiger Schachteln aus den Regalen.
„Es waren wohl die kräftigsten Zauber, von denen ich bisher bei
Zweijährigen gehört habe."

Er drückte James einen Stab in die Hand.
„Na los schwingen sie ihn. Eichenholz, dreizehneinviertel Zoll, sehr
elastisch."
James stockte und dann wedelte er mit dem langen Stab durch die Luft.
Lily beobachtet ihn aufmerksam, doch eigentlich geschah nichts besonders
aufregendes.
Mr.Ollivander zuckte mit den Schultern und nahm James den Stab ab.
„Es wird besonders interessant ihre Laufbahn zu beobachten, bei derlei
Fähigkeiten."
Er reichte Lily einen Stab.
„Kastanie, neundreiviertel Zoll lang, vibriert vor Energie."
Lily hob den zierlichen Stab und sofort wurde er ihr wieder weg genommen.
Mr.Ollivander huschte so schnell hin und her, dass Lily schon ganz
schummrig im Kopf wurde.
„Stimmt es wirklich, dass wir jemanden verzaubert haben, als wie noch ganz
klein waren?", fragte James seine Eltern.
Mr. und Mrs.Potter warfen sich kurze Blicke zu, konnten aber erneut nicht
antworten.
„Oh... nicht nur ein paar Leute, es waren bei jedem von ihnen mindestens
Fünfzig", ereiferte sich Mr.Ollivander.
James bekam einen anderen Stab zugeschoben.
„Teak, zehn Zoll, enormer Verteidigungsmechanismus."

In James kroch die Wut hoch.
Wie konnte es sein, dass er von den meisten Zaubererkindern „Squib"genannt
wurde, wo er doch offenbar über ziemlich gute magische Kräfte verfügte.
Er beobachtet Lily, die jedoch von der Sache mit der Zeitung etwas
überrascht schien, aber es offenbar nicht all zu seltsam fand, dass sie so
früh schon Magie gewirkt hatte.
„Hast du noch öfter gezaubert?", fragte er Lily.
Lily sah ihn vorsichtig an.
„Ähm... ja etwas..."
Man konnte ihr von der Nasenspitze ablesen, dass sie untertrieb.
Warum hatte er also nicht mehr so oft gezaubert, nachdem die Sache mit den
fünfzig Leuten, oder wie viele es auch gewesen waren, geschehen war?
Mr.Ollivander gab Lily einen anderen Stab, welchen sie anhob, während sie
James musterte.
Er nahm ihn ihr wieder weg, ohne zu erläutern, um was für einen Stab es
sich handelte.

„Ich glaube mich zu erinnern, dass das Ministerium versicherte, das
zumindest eines der beiden Kinder nicht mehr unrechtmäßig, zu solchen
Zaubern greifen würde. Es wurde wohl der Oppressio-Zauber erwähnt."
James Gesicht verfinsterte sich und er presste die Lippen zusammen.
„Was ist der Oppressio-Zauber?", fragte Lily interessiert.
Irgendetwas an diesem Zauber schien James sehr aufzuregen.
Mr.Potter räusperte sich.
„Damit kann man die Zauberkräfte eines Zauberers unterdrücken", erklärte
James mit tonloser Stimme.
Lily verstand und blickte James betreten an.
„Schade, dass man das mit mir nicht gemacht hat!", sagte sie schließlich so
heiter wie möglich und grinste ihre Eltern an.
Mr. und Mrs.Evans lachten kurz auf.
„Das kannst du aber laut sagen!", meinte Mr.Evans.
„Was wir alles für Ärger hatten", ergänzte Mrs.Evans.
Beide Elternteile schienen gemerkt zu haben, dass Ärger in der Luft lag und
bemühten sich nun wie Lily, die Situation aufzulockern.
James schien derweil über die Worte der Evans nachzugrübeln und schien
ziemlich überrascht zu hören, dass man manchmal gerne auf Magie verzichten
würde.
„Es wäre sicher besser gewesen, wenn man mich auch verzaubert hätte", Lily
wiederholte das absichtlich noch mal, weil James einen Augenblick lang kurz
vor einer Explosion gestanden zu haben schien.
Und tatsächlich schien es zu klappen, James sah jetzt mehr nachdenklich,
als wütend aus.

Im ersten Moment hätte er seine Eltern am liebsten zerfetzt.
Sie hatten ihn verzaubert und nichts davon gesagt.
Was hatte er gelitten, weil sich die Magie so selten gezeigt hatte.
Andererseits schien Lily eher unglücklich gewesen zu sein, weil sie
gezaubert hatte.
Vielleicht wäre es ihm auch so ergangen... er glaubte es zwar nicht
wirklich, da er ja auch nicht wie sie, permanent mit Muggeln zu tun hatte.
Dennoch half es, dass es jemand gab, der annähernd verstand, wie James sich
fühlte.
Überdies würde er jetzt seine Zauberkräfte wieder bekommen und es würde
sicher interessant werden heraus zu finden, wie stark sie waren.
„Wann habt ihr den Zauber den gelöst?", fragte er neugierig und seine
Eltern, die offenbar froh waren, dass er so ruhig geblieben war.
„Gestern Nacht", antwortete Mrs.Potter dennoch etwas unsicher.
James nickte und lächelte.
Na wenigstens etwas.

Mr.Ollivander hatte die ganze Szene schweigend beobachtet und die Maßbänder
der beiden Kinder genau angesehen.
„Ah, ich habe eine Idee", sagte er nun fröhlich, als hätte es in diesem
Zimmer nie eine Spannung gegeben.
Er zog zwei Schachteln aus einem Regal ganz links an der Wand.
Aus dem einen nahm er einen rötlichen Zauberstab und aus dem anderen einen
etwas kürzeren, gelbbraunen.
Er reichte jedem der Kinder einen davon.
„Mahagoni, elf Zoll, elastisch."James bekam den rötlichen Stab.
„Weidenholz, zehneinviertel Zoll, schön geschmeidig."Lily griff nach dem
Stab und als sie ihn zwischen die Finger nahm, spürte sie Wärme daran hoch
prickeln und als sie ihn schwang, sprühten Funken aus der Spitze hervor.
Lily hörte James begeistert auflachen und bemerkte nun, dass auch sein Stab
Funken hervorbrachte.
Es war wirklich schön einen eigenen Zauberstab zu haben.


„Ah ausgezeichnet. Ich wusste doch, dass ich etwas für sie finden würde."
Während Mr.Ollivander zu Kasse wuselte, hielt er einen Vortrag über die
Herstellung seiner Stäbe.
Jeder Stab habe einen Kern aus einem Einhornhaar, einer Phönixfeder oder
aus Drachenherzfaser, erklärte er.
Als er die Stäbe wieder in ihre Schachteln packte, erzählte er James und
Lily etwas über ihre Zauberstäbe.
„Ihrer Mr.Potter besitzt einen Kern aus Drachenherzfaser. Der Drachen ist
ein recht interessanter Zeitgenosse und sehr bewandert was Verwandlungen
angeht."
Er reichte Lily ihre Schachtel und ein kleines lächeln spielt um seine
Lippen..
„Ihr Stab wiederum ist mit Einhornhaar ausgestattet. Mit dem Haar einer
Einhornstute um genau zu sein. Ein sehr schöner Stab für magische
Ergebnisse."
Lily nahm die Schachtel und hielt sie fest umklammert.
Einhornhaar hörte sich einfach wunderbar an.
Sie lächelte, als Mr.Ollivander in einem Ton, den man beinah geheimnisvoll
nennen konnte darauf hinwies, dass die Schachteln in den Ferien oder Nachts
einen wunderbaren Aufbewahrungsort abgäben.
Die perlmutfarbene Schachtel war wirklich hübsch und Lily würde sich
Mr.Ollivanders Tipp auf jeden Fall zu Herzen nehmen.
James betrachtete seine dunkelrote Schachtel und schien ähnlich zu denken.
Die Potters und die Evans bezahlten Mr.Ollivander, der sie daraufhin zur
Tür geleitete.
„Ich bin überzeugt sie werden mit ihren Stäben äußerst zufrieden sein", er
redete in bedächtigem Ton und schloss schließlich mit einem Schmunzeln die
Tür.

Mrs.Potter wandte sich an die Evans.
„Es hat mich wirklich sehr gefreut, sie kennen zu lernen."Sie reichte
jedem der Evans die Hand und Mr.Potter tat es ihr nach.
„Uns hat es auch sehr gefreut", erwiderten Mr. und Mrs.Evans.
„Man wird sich sicher wieder begegnen, wenn unsere Kinder zusammen in die
Schule gehen", meinte Mr.Evans zu Mr.Potter.
Als die Familien in zwei unterschiedliche Richtungen ausseinander gingen,
warf Lily einen Blick über die Schulter zurück auf James.
„Tschau", sagte sie.
„Wir sehen uns in der Schule", sagte James.
Lily musste zugeben, dass sie sich darauf freute ihn wieder zu treffen.
Es war nett, schon jemand anderes aus der Schule zu kennen.