Hallo ihr Lieben hier, also das versprochene neue kapitel, es ist relativ kurz ausgefallen, was daher kommt, dass es nur so eine Art Zwischenspiel ist, es passte einfach nicht in das vorige Kapitel und in das nächste auch nicht, da musste es eben ein eigenes werden, wenn es auch kurz ist. :)

Ich hoffe es gefällt euch trotzdem.

Fynn


Abschiede

Etwa eine Woche vor dem ersten September hatte Lily endlich entschieden,
was sie Aisling sagen wollte.
Sie würde so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben und ihr einfach
erzählen, dass sie auf ein weiter entferntes Internat gehen würde, weil
ihre Eltern wollten, dass sie eine möglichst gute Ausbildung erhielt.
Die gleiche Geschichte würde auch jeder Andere zu hören bekommen, der nach
Lilys Verbleib fragten sollte, so hatten es die Evans vereinbart. Aislings Krankheit hatte leider länger angehalten als vermutet und so kam
es, dass Lily sie wirklich erst in dieser letzten Woche vor ihrer Abfahrt
nach Hogwarts zu Gesicht bekam.
Sie hatten sich an ihrer üblichen Stelle im Park verabredet, direkt unter
ihrem Lieblingskletterbaum.

Als Lily ihr Fahrrad auf die Wiese fallen ließ, war Aisling bereits da.
Sie saß auf dem Rasen, die Beine angezogen und den Kopf auf den Knien.
Als sie Lily kommen hörte, blickte sie auf und lächelte sie an.
Lily fand, dass sie noch blasser aussah als sonst, doch sie ließ sich nicht
anmerken, dass sie fast etwas erschrocken über Aislings aussehen war.
„Hallo. Wie geht es dir?" fragte sie stattdessen munter und ließ sich neben
Aisling aufs Gras sinken.
„Ganz gut," antwortete sie leise, aber dennoch fröhlich, „Und selbst?"
Lily runzelte kurz die Stirn, als sie nachdachte was sie jetzt erzählen
sollte.

„Es war sooo öde, die ganze Zeit allein durch die Gegend zu ziehen."
Antwortete sie schließlich und war sich sehr bewusst, dass das nur die
halbe Wahrheit war, denn obwohl sie Aisling schrecklich vermisst hatte,
hatte sie sich dennoch kaum gelangweilt.
„Das kannst du laut sagen," murmelte Aisling und seufzte,
„Und was hast du so getrieben, nachdem ich ans Bett gefesselt war?" Fragte
sie schließlich und ließ ihren Blick durch den Park schweifen.
Es gefiel Lily zwar nicht, aber auch dieses mal fehlte mindestens die
Hälfte in ihrem Bericht.
Sie erzählte kein Wort über Brown, den Brief aus Hogwarts oder dass sie
eine Hexe war.

Brown hatte ihr erst vor einigen Tagen erneut eingeschärft möglichst wenig
Leuten etwas über ihre Fähigkeiten zu erzählen und besonders wichtig war es
ihm, dass niemand außer ihr davon wusste, dass er im Herrenhaus lebte.
„Ich will nicht riskieren, dass deine Eltern sich versehentlich verplappern
und schließlich das ganze Städtchen weiß, dass ich hier bin. Mir reicht
deine Gesellschaft vollkommen."
Lily hielt das nur für eine faule Ausrede, ihre Eltern hatten immerhin
Jahre lang vor Lily verheimlichen können, dass sie ein Hexe war...
Brown wollte schlicht und einfach nicht, dass noch mehr Leute von ihm
wussten und Lily musste das wohl respektieren, denn immerhin betrachtete
sie ihn inzwischen schon als einen Freund. Nachdem Lily ihren lückenhaften Bericht beendet hatte, saßen sie und
Aisling einen Moment schweigend da.
Es ist wohl an der Zeit Aisling meine Geschichte aufzutischen.
Überlegte Lily und holte tief Luft.
„Aisling... ich muss dir was erzählen."Sagte sie ernst.
Aisling starrte Lily einen Augenblick lang an, ehe sie „Ich dir auch."
murmelte.
Lily war etwas überrascht, immerhin war Aisling fast drei Wochen krank
gewesen.
Was sollte sie ihr also erzählen müssen, zumal ihre Stimme so geklungen
hatte, als wäre es nichts gutes.
Lily wusste nicht wieso, aber irgendwie stieg Panik in ihr hoch.
Hatte es vielleicht mit Aislings Krankheit zu tun?
War sie vielleicht kränker, als man Lily erzählt hatte.
Lily betrachtete Aisling aufmerksam.
Sie sah wirklich ziemlich mitgenommen aus, ihr blasses Gesicht, war noch
heller als an dem Tag, als Peacock die Windpocken bekam und unter ihren
Augen entdeckte Lily bläuliche Schatten.
Lily hoffte, dass Aisling nichts von ihrer Beunruhigung bemerkte, als sie
„Du zuerst."sagte. Aisling sah Lily zerknirscht an.
„Wir können nicht zusammen in die Schule gehen."Sagte sie schließlich,
„Meine Eltern wollen, dass ich auf eine Privatschule irgendwo in
Schottland gehe."
Lily war so erstaunt, dass ihr der Mund einen Moment lang offen stehen
blieb.
Das ist exakt meine Geschichte!

Einen Augenblick lang fragte Lily , ob Aisling vielleicht auch eine Hexe
sein könnte, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder.
Aisling waren nie solche Dinge passiert wie Lily.
Und Brown hatte erklärt, dass jeder Hexe und jedem Zauberer so etwas
irgendwann geschah.
Wenn man nicht gerade mit diesem Oppressio-Zauber belegt ist.
Und Lily hätte ihr Leben darauf verwettet, dass die Talbots keine Magier
waren.
Lily schüttelte über sich selbst den Kopf. Aisling war keinesfalls eine
Hexe. Nachdem Lily sich dies verdeutlicht hatte, hoffte sie nur, dass Aisling
nicht gerade auf die Dallam School gehen würde, denn diese hatten Lily und
ihre Eltern als ihre angebliche, neue Schule ausgewählt.
„Es ist nicht zufällig die Dallam School?"fragte sie vorsichtig.
Aisling sah sie durchdringend an.
„Nein, wieso?"
Lily war erleichtert.
Sie senkte den Kopf, damit Aisling ihr Gesicht nicht sehen konnte, während
sie ihr erneut eine Lüge auftischte.
„Weil meine Eltern wollen, dass ich da hin gehe."antwortete sie.
„Sie sagen, dort hätte man viel bessere Möglichkeit."
Es war, als würde ihr das schlechte Gewissen die Kehle zudrücken und sie
konnte Aisling kaum ins Gesicht schauen, als diese nur ein „Oh."von sich
gab. Schweigend vor sich hin starrend, saßen die Freundinnen nebeneinander.
Lily fühlte sich sehr deprimiert, sie wünschte sich von Herzen, dass
Aisling und sie weiterhin zusammen in die Schule gehen könnten.
Schließlich durchbrach Aisling die Stille.
„Ich schätze wir können uns schreiben."Sie zuckte mir den Schultern und
lächelte Lily aufmunternd an.
Und tatsächlich fühlte sie sich wieder etwas fröhlicher.
„Ja natürlich."Sagte sie beinahe begeistert, ehe ihr einfiel., dass der
Briefverkehr unter den Zauberern mit Eulen funktionierte und Aisling würde
sich sicher wundern, wenn eine Eule Lilys Brief brachte.
Rasch überlegte sie sich einen Ausweg aus diesem Dilemma.

„Du kannst deine Briefe an meine Eltern schicken und die schicken sie dann
weiter. Ich weiß nämlich leider die Adresse meiner neuen Schule nicht."
Es war ein lausiger plan, denn eigentlich bräuchte Lily ihre Eltern ja nur
nach der Adresse zu fragen, aber Lily hoffte einfach mal darauf, dass
Aisling nicht genauer nachfragen würde.
„Okay."Sagte Aisling gerade in dem Moment, als Lily schon überzeugt war,
ihre Idee wäre der reinste Müll.
„Und du schreibst an mein Zuhause, okay? Ich weiß nämlich die Adresse von
meiner Schule auch nicht", gestand Aisling kichernd.
Lily unterdrückte ein Lachen und griff zu einem gespielt geschäftsmäßigen
Ton.
„Dann wäre das also geklärt."
Lily und Aisling grinsten sich an, ehe sie entschieden, dass das Wetter
absolut perfekt war, um ein Eis essen zu gehen.

- - - - - - - - - - -

Als Lily am frühen Abend nach Hause kam und die Treppe zu ihrem Zimmer
hinauf lief, war sie bester Laune.
Sie würde weiterhin Kontakt zu Aisling haben und sie würde in wenigen Tagen
nach Hogwarts fahren.
Sie grübelte gerade nach, welches von Browns Büchern sie nach dem
Abendessen lesen sollte, als sich die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und
Petunia heraus gehuscht kam.
Als sie Lily sah hielt sie inne.

Lily fragte sich ernsthaft, was Petunia in ihrem Zimmer gesucht hatte.
Petunia räusperte sich.
„Ich habe nach meinem blauen Rock gesucht", sagte sie unwirsch, ehe Lily
überhaupt fragen konnte.
Lily glaubte ihr nicht wirklich.
Sie trug nur selten Röcke, außerhalb der Schule und dann bestimmt keinen von
Petunia, also war es mehr als unwahrscheinlich, dass sich einer von
Petunias Röcken in ihr Zimmer verirrt hatte, sie sagte jedoch nichts, denn
sie wollte weiteren Ärger mit ihrer Schwester vermeiden.
Lily nickte also stumm und ging an Petunia vorbei, um in ihr Zimmer zu
gelangen.

Gerade als sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte hielt Petunia sie mit
einer hochmütigklingender Bemerkung auf.
„Da drin wartet etwas auf dich", sagte sie und verschwand dann in ihrem
Zimmer.
Lily zögerte einen Moment ehe sie ihr eigenes Zimmer betrat.
Vielleicht hatte Petunia ihr eine Art Falle gestellt.
Eigentlich hatte sie nicht so gewirkt, aber man konnte ja nie wissen.
Lily entschloss sich einfach nachzuschauen.

Als sie die Tür öffnete, erklang ein bekanntes „Schuhu".
Lily lächelte unwillkürlich, denn auf ihrem Tisch saß May und schien auf
sie zu warten.
Sie streckte den Arm aus und May kam sofort herangeflattert.
„Was machst du denn hier?", fragte Lily und strich über ihr Gefieder.
May streckte eines ihrer Beine aus und präsentierte einen Brief, der daran
baumelte.
Vorsichtig nahm Lily ihn ab und entfaltete ihn.

„Liebe Lily,
ich schicke diesen Brief, weil ich für einige Wochen geschäftlich verreisen
muss und ich mich deshalb nicht von Dir verabschieden kann ehe Du nach
Hogwarts fährst. Ich hoffe, dass es Dir dort gefällt und Du mir recht
häufig schreibst. Aus diesem, rein egoistischen, Grund möchte ich Dir May
zum Geschenk machen."


Lily stockte. Sie hörte Brown förmlich kichern, als sie die Zeile nochmals
las.

„Mit dieser Eule ist eh nichts mehr anzufangen seit ihr euch begegnet seid.
Ich weiß bei Dir wird sie es gut haben.
Ich möchte Dich jedoch bitten Deinen Eltern nicht zu erzählen von wem du
sie hast. Ich denke, es wird genügen, wenn du erklärst, die Schule hätte
sie Dir zu Verfügung gestellt.
Alles Gute,

Brown
PS: Ich erwarte ausführliche Berichte aus Hogwarts."

Freudestrahlend ließ Lily den Brief sinken und sah May an.
„Brown ist verrückt", sagte sie grinsend und zauste Mays Federn.
Er hatte ihr das wunderbarste Abschiedsgeschenk gemacht, das sie sich vorstellen konnte.


Das war´s auch schon, im nächsten Kapitel geht es nach Hogwarts. Ich freu mich schon darauf, wenn es fertig ist, denn diese Szene hab ich im Kopf schon vor Ewigkeiten kreiert. Ihr werdet ja sehen, was im Hogwarts-Express so vor sicht ging.

Bis dann...