"Erstklässler zu mir!"
Das war das Erste was Lily hörte, als sie den Hogwarts-Express verließ und den warm erleuchteten Bahnsteig betrat.
Die Schüler um sie herum strömten aus den Wagons und strebten in Richtung des Ausgangs.
Doch für die Erstklässer schien etwas besonderes vorgesehen zu sein.
Ein riesiger Mann, mit einer genauso riesigen Laterne bestückt, stand inmitten der Menschenmasse und rief mit tiefer, dröhnender Stimme: "Erstklässler hier rüber!"
Lily war sofort Feuer und Flamme, das war ohne Zweifel der größte Mensch, den sie je gesehen hatte.
Obwohl sie zusammen mit Remus ausgestiegen war, war sie sich seiner Anwesenheit kaum mehr bewusst, als sie auf den Giganten zulief, neugierig zu erfahren, wer er war.
Als sie ihn erreichte, konnte sie gerade Alices Stimme hören.
"Sie sind aber groß!", sagte sie mit so ehrfürchtiger und begeisterter Stimme, dass kein Mensch der Welt sich davon beleidigt gefühlt hätte.
Der Mann schien das ähnlich zu sehen, denn in seinem wirren, dichten Bart entstand eine Lücke mit einer Reihe weißer Zähne, die auf Alice herabstrahlten.
"Is manchmal schon ganz praktisch", brummelte er verlegen und kratzte sich den Bart.
Lily stellte sich neben Alice.
"Ich wär manchmal auch gern so groß, da nimmt sich keiner mehr was raus... " fügte sie hinzu und lächelte zu dem Mann empor.
Der Mann ließ ein knurriges Kichern hören.
"Stimm schon..."
"Wie heißen sie denn?", platzte Lily heraus, deren Neugierde sich nicht mehr zurückhalten ließ.
"Ja, wie heißen sie?", setzte Alice sofort nach, die Lily, was die Neugierde anging, offenbar sehr ähnlich war.
Erneut schien der Riese etwas verlegen.
"Rubeus Hagrid heiß ich, bin der Wildhüter von Hogwarts."
"Wow!"
Erklang ein einstimmiger Chor hinter Lily und Alice.
Eine Stimme erkannte Lily sofort.
Es waren James, Sirius und Frank.
Lily hatte kaum bemerkt, dass Alice nicht im Doppelpack vor Hagrid gestanden hatte.
"Das ist Hagrid", erklärte Alice gewichtig, und blickte Frank an.
"Hi", murmelten die Jungs ehrfürchtig.
"Hallo", sagte Hagrid und zeigte erneut seine Zähne.
"Err...ich sollte ma die andren Erstklässler zusammen rufen."
Offenbar ist er schüchtern, dachte Lily.
Als Hagrid erneut nach den Erstklässlern rief wandte sich Alice Frank zu.
"Ich hab dich verloren", meinte sie schlicht und blickte dann auf Sirius und James.
"Und wer ist das?"
"Das sind die beiden Jungs, die die Rauchshow abgezogen haben. James und Sirius."
"Ehrlich?", rief Alice begeistert.
"Wir haben nur ein bisschen was gesehen, aber es war total cool."
Lily beobachtet, wie sich ein leicht aufgeblasenes Lächeln auf James Gesicht ausbreitete. Er warf Lily einen kurzen Blick zu und die Wut, die Lily in der ganzen Hektik vergessen hatte, begann wieder hoch zu kochen.
Schnell wandte sie sich von der Gruppe ab und blickte sich in der Schülermenge um.
Ihr fiel die Vertrauensschülerin McGonagall auf, die ein Stück entfernt mit einem anderen Erstklässler sprach.
Der Junge hatte schwarzes, fettiges Haar und wirkte erschöpft.
Sein Gesicht war gerötet, als hätte er es sehr heftig geschruppt.
McGonagall redete heftig auf ihn ein, doch er schüttelte vehement den Kopf und kniff die Lippen zusammen.
Schließlich gab die Vertrauensschülerin mit einem Schulterzucken auf.
Lily beobachtete den Jungen mit steigendem Interesse und kaum war die Vertrauensschülerin McGonagall weg wanderte sein Blick in ihre Richtung, und seine Miene wurde mörderisch.
Lily brauchte einen Augenblick um zu registieren, dass nicht sie gemeint war.
Der Blick des Jungen ruhte auf James.
Einen Moment lang, dachte Lily der Junge würde auf James zuspurten und ihm eine verpassen, doch dann wandte er den Kopf ab und lief an den Rand der immer größer werdenden Erstklässlergruppe.
Immer mehr Leute scharrten sich um James und Sirius und Lily kam der Gedanke, dass die beiden Jungs eine Begabung haben mussten Freunde zu finden, wenn man bedachte wie viele Fans sie in gerade mal einem Tage gewonnen hatten.
Alice und Frank schlängelten sich durch die Erstklässlergruppe auf Lily zu.
Im Schlepptau hatten sie einen Jungen, der Alice ähnlich sah.
Wenngleich er sie um gut zwei Köpfe überragte und wesentlich dunkleres Haar hatte, konnte man deutlich erkennen dass diese Beiden verwandt waren.
"Das ist Fabian, mein Cousin", sagte Alice und deutete auf den Jungen.
"Sie hat mir die ganze Zeit das Ohr vollgequatscht wie sie und Frank in dein und Remuss Abteil geraten sind", sagte der Junge grinsend und Alice gab ihm einem Rippenstoß.
"Apropos Remus, wo ist der eigentlich?", fragte Frank und Lily sah sich plötzlich um, als hätte sie ihr Gepäck verloren.
"Oh...", sagte sie total überrascht, „Ich hab ihn wohl verloren."
Der Tumult auf dem Bahnsteig hatte sie Remus ganz vergessen lassen, sie wusste nur, dass sie gemeinsam aus dem Zug gestiegen waren, doch dann hatte sie gar nicht mehr darauf geachtet, ob er noch bei ihr war.
"Na ja, mir passiert es andauend, dass ich Leute verliere. Ich schätze, das ist normal", sagte Alice tröstend.
Frank schüttelte grinsend den Kopf.
"Hm, vielleicht hat er ja jemand getroffen, den er kannte", überlegte Lily laut, stellte sich jedoch im gleichen Moment auf die Zehnspitzen, um ihn zu suchen.
Bei ihrer Körpergröße war das jedoch vergebens.
"Sind alle da?", rief Hagrid in diesem Augenblick, und beendete damit Lilys Versuch Remus in der Menschenmasse zu finden.
Zwar waren es nicht so viele Erstklässler, doch tummelten sich immer noch eine ganze Masse Schüler aus oberen Klassen auf dem Bahnsteig.
"Wenn alle da sin, kann´s los gehn", brummte Hagrid und hob seine Laterne höher.
"Mir nach und passt auf wo ihr hintretet!"
In einer breiten Schlange zogen die Erstklässler durch den Bahnhofstumult, hinaus in die Dunkelheit.
James sah Lily etwa hundert Meter vor sich neben Alice und Frank hergehen.
Er selbst hatte sich mit Sirius recht weit hinten in der Schlange eingeordnet.
Hagrid führte sie auf einen Waldweg, der kurz nach dem Bahnhof ziemlich steil abwärts ging.
Die Schüler stolperten kichernd den Hang hinunter.
Sirius war tatsächlich recht schweigsam geworden, seit sie am Bahnhof angekommen waren.
Am Ende der Schlange ging eine Gruppe Schüler, die sich besonders laut kichernd unterhielt.
James konnte nur Bruchstücke verstehen.
"Immer schön aufpassen", sagte ein Mädchen.
Die Leute um sie herum lachten.
"Vorsicht!", wiederholte das Mädchen überfreundlich.
Erneut wurde gekichert.
"Du musst auf den Weg achten", erteilte das Mädchen weiter Ratschläge.
James wandte den Kopf und blickte nach hinten.
Durch eine Lücke zwischen anderen Mitschülern erkannte er die kleine Gruppe, in deren Mitte ein Mädchen mit hellem Haar ging, die immer wieder von hinten einen ziemlich kleinen, rundlichen Jungen schubste, wobei dieser auf dem steilen Pfad aus dem Tritt kam, aber sich immer wieder fing.
"Mensch Peter", sagte nun ein Junge, „ achte doch auf deine Füße!"
Dem Mädchen nacheifernd, gab er dem Jungen nun ebenfalls einen Schubs, doch offenbar, war dieser zu heftig gewesen, denn Peter, wie er wohl hieß, schaffte es nicht mehr sich aufzurichten.
Sein vorderer Fuß rutschte weg und er geriet hoffnungslos ins Schliddern
"Ups", kicherte das hellhaarige Mädchen, als Peter kopfüber den Weg hinunterstürzte.
Ein Junge etwas hinter James schien ebenfalls gemerkt zu haben, was am Ende der Schlange vor sich gegangen war, denn sobald Peter das Gleichgewicht verloren hatte, rief er eine Laute Warnung.
"Vorsicht!"
Die Schüler, die zwischen James und der Gruppe gelaufen waren sprangen erschrocken zur Seite, als Peter in rasanter Geschwindigkeit den Hang herunterpurzelte.
Der Junge, der die Warnung gerufen hatte, sprang nicht aus dem Weg, stattdessen versuchte er Peter zu stoppen, indem er sich ihm in den Weg stellte, doch ohne Erfolg.
Er wurde von Peter umgerissen und rollte nun gemeinsam mit Peter den Hang herunter.
Gefangen von diesem Schauspiel hatten sowohl James, als auch Sirius ihre Chance verpasst aus dem Weg zu springen.
Als die zwei Jungen gefährlich nahe waren, besann sich James und griff nach seinem Zauberstab.
Doch zu spät.
Wie von einer Bowlingkugel getroffen wurden Sirius und James umgestoßen und verhedderten sich in dem menschlichen Knäull.
Eine Lawine von vier Personen war indes nicht besonders schwer zu übersehen, zumal die Lawine laut schreiend den Hang hinunterstürzte.
Lily war gerade mit Alice in ein Gespräch über sich bewegende Bilder vertieft gewesen, als sie die Schreie hörte.
Hinter ihr wichen die Schüler nach links und rechts vom Weg zurück.
„Wuah!", riefen Frank und Alice wie aus einem Mund und genauso gleichzeitig versuchten sie vom Weg herunter zu kommen.
Lily versuchte nach links zu springen, doch leider hatte Frank Alice irgendwie den Fuß weg gezogen, als diese ebenfalls nach Links laufen wollte, so stolperte sie Lily direkt vor die Füße.
Als Lily versuchte ihren Fuß unter Alices Körper hervorzuziehen, wurde sie mit voller Wucht von hintern getroffen.
Alice hatte sich gerade halbwegs aufgerichtet, als sie sich ebenfalls in einem Wirrwarr von Armen, Beinen und Köpfen wiederfand.
Lily kam der Gedanke, dass eine menschliche Kugel, die einen Hang hinabraste zwar von außen lustig aussah, aber wenn man ein Teil von ihr war, wünschte man sich nur noch, man hätte nie in seinem Leben etwas von einer menschlichen Kugel gehört.
Während man mit wahnsinniger Geschwindigkeit den Berg hinunterstürzten, stießen man sich seinen Körper nicht nur an jedem noch so winzigen Stein, sondern auch an jeder Person, die mit einem hinunterkugelte.
Bis man sich vorkam wie ein Boxsack.
Man wusste nicht mehr zu sagen, wo oben und wo unten war und ganz sicher erkannte man auch nicht, dass man gerade im Begriff war direkt in einen See zu stürzen.
Hingegen spürte man sehr deutlich wie es war gestoppt zu werden bevor es zu einem Bad im See kam.
Es war als würde man Kopf voraus gegen eine Mauer rennen.
Das letzte was Lily hörte, bevor es um sie herum dunkel wurde war Hagrids Stimme.
„Schluckende Wasserspeier!"
Als Lily erwachte, tat ihr so ziemlich alles weh.
Neben sich hörte sie ein leises Stöhnen und als sie sich umwandte um nach der Ursache zu suchen, stieß sie ein ähnliches Geräusch aus.
Sie befand sich in einem großen Saal mit einer ganzen Reihe weißer Betten und sie musste feststellen, dass ganze sieben sogar in Gebrauch waren.
Das Stöhnen war von James Potter gekommen, der zwei Betten weiter lag und sich gerade langsam aufrichtete.
„Schön liegen bleiben, junger Mann."
Erklang eine energische weibliche Stimme.
Eine Frau mit einem großen Tablett trat durch die Tür.
Offensichtlich war sie eine Krankenschwester.
„Sie alle sehen aus wie Quidditchspieler nach einem harten Match, was glauben sie... würde ich diesen erlauben aufzustehen?"
James ließ sich wieder zurückfallen, wobei er erneut stöhnte.
„Was ist denn passiert?", fragte Lily und stellte fest, dass ihre Lippe aufgeplatzt war.
James sah erstaunt in Lilys Richtung und auch die Krankenschwester drehte sich nach ihr um.
Als sie gerade zu einer Antwort ansetzte wurde sie von einer fröhliche Stimme unterbrochen.
„Ah Poppy, wie ich sehe regen sich die Patienten allmählich."
Ein großer, hagerer Mann in hellblauem Umhang war in den Saal getreten und grinste breit, als er seinen Blick über die Bettreihe schweifen ließ.
Er hatte einen langen grau-weißen Bart und trug eine silbergeränderte Brille auf der krummen Nase.
Er sah wirklich sehr nett aus.
„Es kommt nicht oft vor, dass sich der Krankenflügel noch vor der Hutauswahl füllt."
Er sah Lily lächelnd an.
„Um ehrlich zu sein, glaube ich sogar, dass es das erste Mal ist."
„Dann können wir uns wohl was darauf einbilden", murmelte James etwas matt.
„In der Tat", antwortete der Mann leise kichernd.
„Was ist mit der Hutauswahl", fragte nun Sirius, der wohl ebenfalls gerade erwacht war.
„Ah ja, eine gute Frage", sagte der Mann.
„Wie sieht es aus Poppy?"
Die Krankenschwester schüttelte energisch den Kopf.
„Diese Kinder werden heute nicht zum Festmahl hinunter gehen können, Prof. Dumbledore!"
„Sie sind Albus Dumbledore?", fragte James plötzlich.
Prof. Dumbledore drehte sich wieder zu den Kindern um.
Lily bemerkte nun, dass sich auch in den anderen Betten etwas regte.
Offensichtlich schlief nun keiner mehr.
„Aber ja...ach wie unaufmerksam, man sollte sich wirklich vorstellen, wenn man sich mit Leuten unterhält, die vor kurzem noch bewusstlos waren. Diese gute Frau ist Madam Pomfrey, die beste Krankenschwester weit und breit."
Er deutete auf die Krankenschwester, deren Wangen sich röteten.
„Also wirklich...", murmelte sie.
„Und ich bin euer allseits geschätzter, etwas wirrer Schulleiter Albus Dumbledore. Manche halten mich für verrückt..."
„Sie sind genial!", entfuhr es Lily.
Als Prof. Dumbledore sie daraufhin anlächelte spürte sie wie sie rot wurde.
„Äh... ich meine die Anwendungen von Drachenmilch und..."
„Das hat tatsächlich jemand gelesen! Ich bin sehr geschmeichelt."
Er sah so erfreut aus, dass Lily ihre Verlegenheit verlor.
„Nun, lasst uns überlegen. Sie wollten wissen, wie sie an der Hutauswahl teilnehmen sollen."
Er sah Sirius an, der mit ernster Miene zu ihm aufblickte.
Sirius Wangen leuchteten in mehreren Blautönen und Lily fragte sich unwillkürlich, wie sie wohl aussah.
Wenn man bedachte, dass alle Patienten in diesem Zimmer wie Preisboxer aussahen, musste sie wohl starke Ähnlichkeit mit ihnen haben.
„Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Prophet kommen. Nach der offiziellen Hutauswahl werden wir eben eine Krankenflügel-Hutauswahl veranstalten. Prof. McGonagall und ich werden in etwa einer halben Stunde wieder hier sein. Bis dahin... schon mal gute Besserung."
Prof. Dumbledore verließ den Krankenflügel.
Die Kinder blickten ihm fasziniert hinterher, bis Madam Pomfrey sie dazu antrieb einen Becher voll merkwürdigem Gebräu zu trinken.
„Was ist das denn?", fragte Alice vorsichtig daran schnüffelnd.
Lily hielt ihre Nase ebenfalls über den Becher.
„Ich würde sagen es ist auf jeden Fall etwas mit Arnika drin", sagte Lily, die den Geruch aus dem Garten ihrer Mutter kannte.
„Ist die nicht giftig, wenn man die isst!", entfuhr es ihr plötzlich.
Madam Pomfrey hob die Augenbrauen.
„Wenn man weiß, wie man sie zubereiten muss, ist sie es nicht."
Lily nickte, sie glaubte Madam Pomfrey auf´s Wort.
„Und gegen was hilft Arnika?", fragte der Junge, den Lily bisher noch nicht kannte, etwas ängstlich.
Er hatte bisher noch kein einziges Wort gesagt.
„Gegen Prellungen", sagten Frank, Alice, Lily, James, Sirius und Remus wie aus einem Mund.
Der Junge verstummte daraufhin abrupt, als wäre es ihm peinlich überhaupt gefragt zu haben.
Er war sicher am schlimmsten zugerichtet im Krankenflügel und wirkte nun völlig zerknirscht.
Lily warf Alice einen Blick zu, die es ebenfalls bemerkt zu haben schien.
„Man sind wir Streber!", sagte sie mit zutiefst entsetzter Miene und Lily war erstaunt wie gut sich Alice verstellen konnte.
Remus schien den Wink verstanden zu haben.
„Ja, das ist echt eklig."
Madam Pomfrey starrte die Kinder verständnislos an, die nun damit begannen über Streber herzuziehen, als wären sie üble Insekten, doch tatsächlich begann der Junge, James hatte ihn Peter genannt, sich etwas wohler zu fühlen, er kicherte sogar ein wenig.
Mit jedem Trank, den Madam Pomfrey ihnen verabreichte begannen sie sich etwas besser zu fühlen.
Und im gleichen Maße nahm ihre Gesprächigkeit zu.
Sie unterhielten sich ausgiebig über den Sturz und entlockten Madam Pomfrey die Geschichte wie Hagrid sie gestoppt hatte bevor sie in den See fielen, indem er sich einfach vor sie geworfen hatte. Dabei hatte er sich sogar die Nase gebrochen, allerdings hatte Madam Pomfrey das sofort behoben, ebenso wie die Knochenbrüche der Kinder.
Als Prof. Dumbledore und eine große schlanke Frau mit Spitzhut den Krankenflügel betraten, war die Stimmung unerwartet gut.
„So wie ich sehe, fühlt ihr euch bereits besser. Habe ich nicht gesagt, dass Poppy Bewundernswertes leistet?"
Er grinste in die Runde.
Madam Pomfrey wurde erneut rot.
Lily fiel auf, dass die Frau, es musste Prof. McGonagall sein, einen alten, verbeulten Spitzhut in der Hand hielt. Unter ihrem Arm klemmte eine Schriftrolle.
Sirius schien es ebenfalls bemerkt zu haben, denn er starrte plötzlich wieder ernstgeworden auf den Hut.
„So, darf ich euch Prof. McGonagall vorstellen, sie ist Leiterin des Gryffindorhauses und sie wird euch nun diesen Hut der Reihe nach aufsetzten, damit wir wissen wo ihr hingehört. Ich habe den Hut sogar überreden können, nochmals sein Lied zu singen."
Prof. Dumbledore rieb sich zufrieden die Hände.
„Ach ja, es gibt noch jemand, der gerne bei der Auswahl dabei wäre. Sie haben doch nichts dagegen Poppy"
Er sah Madam Pomfrey bittend an und sie schenkte ihm ein Nicken.
„Großartig. Du kannst reinkommen Hagrid!"
Als Hagrid in den Krankenflügel trat, begannen die Kinder spontan zu jubeln und Hagrid wurde so rot wie eine Tomate.
Er räusperte sich.
„Schoon gut."
„Also dann. Sollen wir?"
Prof. McGonagall legte den Hut auf einen Stuhl, den sie herangezogen hatte.
Die Kinder beäugten den Hut, als sich plötzliche ein Riss an der Krempe öffnete und eine hohe, aber melodische Stimme zu singen begann.
„Ein alter Hut das mag ich sein,
doch ist mein Können nicht nur Schein.
Ganz anders als so viele Mützen,
bin ich von ganz besondrem Nützen.
Den Gründern selbst bin ich entsprungen,
zu tun was vorher nur Ihnen gelungen.
Ich erkenn mit unfehlbarem Sinn,
wessen Häusergeist euch wohnt in.
In Slytherin fließt edelstes Blut,
auf listige Pläne versteht man sich gut.
In Gryffindor schlagen die tapfersten Herzen,
ihr Mut sinkt nicht mal unter größten Schmerzen.
In Ravenclaw denkt man geschwind,
Wissen und Weisheit das größte Bestreben sind.
In Hufflepuff ist jeder Gleich,
an der Gabenvielfalt ist man hier reich.
Ob listig, ob tapfer, gerecht oder schlau,
was in Euch wohnt, ich weiß es genau.
Ihr müsst mich nur auf eurem Haupte tragen,
und ich werd das passende Haus euch sagen."
Als der letzte Ton verhallte, schloss sich der Riss und die Anwesenden gaben lauten Beifall.
Prof. Dumbledore ließ sogar ein „Bravo!" hören.
Professor McGonagall nahm die Pergamentrolle zur Hand.
"Ich lese eure Namen dem Alphabet nach vor, ihr meldet euch und dann werde ich euch den Hut reichen. Wenn ihr ihn auf den Kopf setzt werdet ihr vom Hut in euer Haus eingeteilt.
Prof. McGonagall sah auf die Liste.
„Also dann, Black, Sirius!", sagte Professor McGonagall.
Sirius hob etwas zögerlich, wie es James schien, die Hand.
Sein Blick war inzwischen grimmig zu nennen.
Prof. McGonagall reichte ihm den Hut
Er schloss die Augen und setzte sich den Hut auf.
Der Hut war zu groß, sodass er ihm über die Augen rutschte.
Die Kinder waren sehr still geworden.
James und Lily warfen sich einen angespannten Blick zu.
Prof. Dumbledore indes schien völlig entspannt und ließ sich auf ein leeres Bett gegenüber von Lily nieder.
„Ob Lily Sirius nett findet?", schoss es James durch den Kopf.
Es dauerte ein paar Minuten. Ehe der Hut laut und deutlich "GRYFFINDOR!" rief.
Beinahe erschrocken nahm Sirius den Hut ab.
Tatsächlich schüttelte er sogar leicht den Kopf, allerdings wirkte er eher verwirrt oder erstaunt, als enttäuscht.
„Fabelhaft!", sagte Prof. Dumbledore und applaudierte.
Auch die anderen Stimmten mit ein.
Prof. McGonagall lächelte Sirius kurz an, ehe sie wieder auf ihre Liste sah, den Hut bereits wieder in der Hand.
"So, als nächstes haben wir Evans, Lily"
Lilys Herz begann heftig zu klopfen, als sie ihre Hand hob und Prof. McGonagall ihr den Hut ans Bett brachte.
Aufgeregt setzte sie ihn auf den Kopf und die Außenwelt wich der Dunkelheit im Inneren des Hutes.
"Was haben wir denn da!", piepste es in Lilys Ohr und Lily hielt den Atem an.
Innerhalb der letzten Monate hatte sie so viel Fantastisches erlebt, doch die Vorstellung, dass ein Hut ihr Inneres ausleuchten konnte war irgendwie dennoch seltsam. Seltsam und unglaublich.
"Aha, ich sehe viel Intelligenz, eine gerechte Seele würde ich sagen. Hufflepuff oder vielleicht Ravenclaw. Hmm, was ist denn das?"
Der Hut verstummte einen Moment.
Lily rutsche unruhig umher.
Es erfüllte sie mit merkwürdigen Stolz, dass der Hut meinte, sie sei Intelligent, wo sie bisher in der Schule nie eine Leuchte gewesen war.
"Nein, nein...", sagte der Hut entschieden.
Lilys Herz sank.
War sie nicht Schlau genug für Ravenclaw oder ihre Gaben zu gering für Hufflepuff?
"Ich bin mir sicher... GRYFFINDOR!"
Lilys Kopf ruckte hoch.
Mutig sollte sie sein?
Aisling nannte sie eher verrückt.
Grinsend nahm sie den Hut vom Kopf und reichte ihn Prof. McGonagall.
Die Anderen klatschten.
„Vortrefflich."
Prof. Dumbledore lächelte Lily zu.
Lily war Glückselig.
Brown hatte ihr immer von Gryffindor vorgeschwärmt und war selbst einer gewesen und wie sie wusste war auch Prof. Dumbledore ein Gryffindor gewesen.
Sie war wirklich stolz darauf nach Gryffindor zu gehören.
Dannach war "Longbottom, Frank" an der Reihe.
Frank schien sehr gelassen zu sein, als er sich den Hut aufsetzte.
Und der Hut brauchte tatsächlich kaum eine Sekunde, bevor er "GRYFFINDOR" rief und Frank nahm lächelnd den Applaus der anderen entgegen.
"Man war das Schwein", grinste er.
„Das entwickelt sich hier zu einer echten Gryffindor-Runde", meinte Prof. Dumbledore freudestrahlend.
"Lupin, Remus" war der nächste Name auf der Liste.
Remus schien aufgeregt zu sein, stellte Lily erstaunt fest. Eigentlich schien er nicht der Typ zu sein, der leicht unruhig wurde.
Remus zog den Hut auf und dann musste man wieder warten.
Diesmal schien der Hut wieder überlegen zu müssen.
Und Lily fragte sich, was er wohl in Remus Ohr flüsterte.
"GRYFFINDOR" ertönte es erneut und der gesamte Krankenflügel applaudierte
Remus Wangen waren gerötet, als er sich in die Kissen zurücksinken ließ.
Er grinste Lily fröhlich an, als sie ihm einen nach oben gereckten Daumen zeigte.
Als nächstes kam Peter Pettigrew dran.
Peter nahm den Hut beinahe ehrfürchtig entgegen und setzte ihn sehr, sehr vorsichtig auf den Kopf.
Sein rundes Gesicht verschwand beinah ganz im Inneren des Hutes.
Erneut dauerte es eine Weile, eher er vom Hut zu einen Gryffindor erklärt wurde.
Peter schien geradezu geschockt zu sein, als McGonagall ihm den Hut abnahm.
Die anderen schenkten ihm den bisher größten Applaus, da man Peter direkt ansah, wie unglaublich ihm die Tatsache erschien ebenfalls nach Gryffindor gewählt worden zu sein.
Als James an die Reihe kam, wurde es erneut sehr still.
Sirius schien besonders nervös zu sein und Lily musste zugeben, dass sie selbst gerne mit James im selben Haus wäre.
Neugierig beugte sich Lily also aus ihren Kissen hervor und auch Sirius konnte nicht mehr lässig bleiben.
James war etwas nervös, inzwischen war er von dem Wunsch beseelt ebenfalls nach Gryffindor zu kommen, besonders da jeder, den er bisher kannte und mochte (also alle im Krankenflügel) dort hingewählt worden war.
Er griff sich den Hut und sein Wunsch wurde ihm sofort erfüllt.
"Ah ja, das ist eine absolute klare Sache. Erstaunlich wie sich das hier zusammenfindet", piepste der Hut gerade noch in James Ohr, als er auch schon "GRYFFINDOR" rief.
Lily bemerkte, dass sie die Luft angehalten hatte und stimmte schließlich etwas verspätet in den Applaus ein.
Sirius hüpfte auf seiner Matratze etwas herum, bis ihn Madam Pomfrey streng ansah.
„Das ist großartig!", jubelte Sirius.
James war selten so froh gewesen.
Nun war nur noch Alice (Prewett) dran.
Lily drückte die Daumen.
Der Hut brauchte auch bei ihr nicht lange.
"GRYFFINDOR!"
Alice riss sich den Hut vom Kopf und rief begeistert: "Der Hut hat gesagt, ich hätte mehr Mut als den meisten gut tut!"
Lily grinste.
Sie war sich nicht sicher, ob das wirklich positiv war, aber ihr kam dieser Satz durchaus vertraut vor.
Prof. McGonagall rollte das Pergament zusammen.
„Und ich hatte schon Angst, wir hätten dieses Jahr zu wenig Gryffindors", sagte sie mit einem leichtem Lächeln um den Mund.
„Nun Minerva ich würde sagen, der Krankenflügel IST momentan der Gryffindorturm."
Er kratzte sich lächelnd am Bart.
„Ich würde sagen, wir überlassen die frischgebackenen Gryffindors jetzt ihrem eigenen Festmahl und kehren zu den Schülern im großen Saal zurück, sonst tanzen die Schüler noch auf den Tischen."
Prof. Dumbledore klatschte zweimal in die Hände und auf den Beistelltischen jedes Bettes erschienen so viele Speisen, wie nur darauf passten.
„Lasst es euch schmecken."
„Gott sei Dank, ich dachte schon, ich muss vor Hunger sterben", jauchzte Alice und zog sich ihren Tisch heran.
„Ach ja, ihr werdet die Nacht hier verbringen und dann morgen früh in den großen Saal begleitet. Ihr findet was ihr braucht in den Kommoden am Fußende eurer Betten. Also dann, herzlich willkommen in Hogwarts!"
„Bis dann", grinste Hagrid und verließ mit Prof. Dumbledore und Prof. McGonagall den Krankenflügel.
Die Kinder stürzten sich wie hungrige Wölfe auf ihr Essen, was sie jedoch so erschöpfte, dass sie kaum, dass sie ihre Portionen mehr oder weniger aufgegessen hatten, einschliefen.
Lily bekam gerade noch mit wie Madam Pomfrey sie selbst und Alice durch eine Trennwand von den Jungen teilte, ehe sie in einen tiefen erholsamen Schlaf fiel.
