Snape schrie kurz auf, wie alle anderen noch lebenden Todesser auch. Der Schmerz im linken Unterarm war schneidend und viele schrieen vor Pein qualvoll und ungläubig auf. Wenn sie dazu noch in der Lage waren. Snape blickte auf die Stelle, wo einst das dunkle Mal geleuchtet hat. Die gerötete aber unversehrte Haut sagte ihm eins: „Es war vorbei!".

Auch den anderen Todessern musste dies klar geworden sein, denn viele ergaben sich den eintreffenden Auroren. Kaum jemand hatte etwas vom Duell der zwei mächtigen Zauberer mitbekommen, denn auf einmal waren Mitglieder des ehemaligen Phönixordens eingetroffen.

Sie waren einfach in die Halle appariert. Nicht nur Remus, Tonks, Mundungus und Moody waren dabei, sondern auch Hermine, die Weasley-Kinder, Luna und Neville.

Der Kampf hatte begonnen, sobald die ersten Todesser erkannten, um was es geht. Draco war wie erstarrt gewesen, als er die Kämpfer der weißen Seite sah. Eins erkannte er schnell, sie waren nicht dumm und selbst Lomngbottom zeigte erstaunliche Fähigkeiten und sie verwendeten auch mal schwarzmagische Flüche. Wie konnten sie dann für die weiße Seite kämpfen?

Und dann schockte Snape Dolohov, der gerade sich von hinten an Remus Lupin heranschleichen wollte. Snape konnte nicht so viel Flüche schicken, da er seine Kraft und Magie auf das Schild konzentrieren musste, und mit einemmal war Draco klar, warum Snape das Schild aufbauen sollte. Harry Potter hatte das Vertrauen in den fiesen Lehrer noch nicht aufgegeben, auch nicht nach dem Mord an Dumbledore.

Lucius sprang zu Snape und schrie ihn an. „Halt dich aus dem Gefecht raus, Severus. Sonst werden sie das Duell noch stören und Potter zur Flucht verhelfen. Außerdem warum schockst du unsere Leute?" Lucius war total aus der Fassung, als sein langjähriger Freund ihn fest und überraschend kalt ansah. Severus stand jetzt direkt vor Lucius. Beide waren gleich groß und guckten sich herausfordernd an.

„Denk nach Lucius! Willst du Draco wirklich an den dunklen Lord verlieren? Noch ist es nicht so weit, aber bist du bereit Draco zu einem Mörder zu machen? Immer auf der Flucht, ohne Schulabschluss und ohne Zukunft? Immer Gefahr, dass der nächste Einsatz der letzte sein könnte? Wie kommst du zur Meinung, dass du das Recht hast über Tod und Leben zu entscheiden. Über das Leben von Kinder, von Babys? Niemand erwartet von dir, dass du Muggel liebst oder eine heiratest, aber dadurch erhältst du nicht das Recht ihr Leben zu nehmen. Sowenig, wie sie das Recht haben unser Leben zu nehmen.

„Die schwarze Magie ist verpönt, weil sie nur noch zum foltern und töten benutz wird. Reinblüter sind böse, Slytherin zu sein ist böse. Lucius, ich will frei sein. Und ich will, dass Draco frei sein kann. Einen Abschluss machen und glücklich werden. Ohne Angst um seine Familie oder seine Freunde, die jeden Moment sterben könnten!" schrie Snape Lucius ins blasse Gesicht.

Draco stand kreidebleich daneben und blickte nun seinen Vater an. Wie würde er reagieren? Denn eins sah er ein, Severus hatte nicht ganz Unrecht. Die letzten Monate waren schon schlimm genug gewesen, wie sollte man da ein Leben aufbauen? Eine Familie gründen? Denn wenn Draco ehrlich war, hatte er sich darüber nie wirklich Gedanken gemacht. Und eine Frau an seiner Seite, konnte er sich überhaupt nicht vorstellen.

„Du bist ein Doppelspion für die weiße Seite!" schrie Lucius entsetzt. „Nein Lucius", schnarrte Snape, „ich stehe auf meiner Seite. Und leider ist heute die Chance um frei zu sein. Sei ehrlich Lucius, auch du hast die letzten 13 Jahre genossen. Genossen deinen Sohn aufwachsen zu sehen und nicht Angst um seine Sicherheit haben zu müssen."

Ein Fluch traf das Schild von Innen und Snape erschauderte. Aber er blickte wieder zu seinem langjährigen Freund. „Gesteh es dir ein, Lucius! Nicht alles war so toll, wie wir es damals gedacht hatten. Wie wir es von unseren Eltern gelernt hatten. Das ist der Grund, warum kaum Gryffindors oder Ravenclaws in unseren Reihen sind, sie haben nämlich den Mut oder die Weisheit Fehler einzugestehen. Kämpfe für dich und deinen Sohn, Lucius! Für Narcissa ist es schon zu spät."

Draco starrte seinen Vater an, dann Snape, der sich wieder um das Schild kümmerte. Er wusste nicht, was er denken sollte, geschweige denn, wie er handeln sollte. Als er von einem Cruciatus-Fluch getroffen wurde, schrie er vor Überraschung und Schmerz spitz auf.

Lucius und Snape sahen sofort zu Draco, der am Boden kniete und sich verkrampfte. Lucius suchte sofort nach dem Übeltäter, als er erstarrte. Er hatte gedacht, dass es jemand von der weißen Seite war, oder vielleicht ein verirrter Zauber. Aber als er den frohlockenden Blick sah, wusste er, auf welcher Seite er kämpfen würde. Schon schickte er einen roten Blitz auf Bellatrix los, die den Fluch von Draco nehmen musste.

Sie hatte das Gespräch mit Snape und Lucius beobachtet und schnell die Position Snapes richtig eingeschätzt. Sie hatte schon immer an Snapes Treue gezweifelt. Hier war der Beweis und Lucius würde sich ihm anschließen. Das war ihr sofort klar.

Snape half Draco aufzustehen und wollte ihn am liebsten von hier wegschicken, aber ein wütendes Glimmen war in den grauen Augen des Jungen erwacht und er wendete sich an den nächst stehenden Todesser. Es war Dolohov, der wiedererwacht gerade einen der Weasley-Zwillinge tötete. Draco hatte die beiden immer gemocht und es tat weh, den Leblosen Köper von Fred zu Boden sinken zu sehen. Schon schockte Draco den überrumpelten Mann und nahm ihm den Zauberstab ab. Fesselungszauber waren doch etwas Tolles.

Schnell zog er die Todesserrobe aus und entfernte auch die Maske, sie war nur hinderlich, wenn man gegen andere Todesser kämpfte. Die Gefahr verwechselt zu werden war einfach zu groß. Schnell fuhr Draco sich durch die silberblonden Haare, damit sie ihm nicht in die grauen böse funkelnden Augen fallen konnten.

Draco nahm wieder an Snapes Seite Stellung, denn der hatte gerade Probleme mit den anderen Todessern bekommen, die von ihm verlangten, das Schild fallen zu lassen. Die Flüche von Voldemort und Harry waren auch nicht ohne und so musste Snape sich mächtig konzentrieren, um diesen Zauber aufrecht zu erhalten.

Am Ende wurde Draco in ein Duell mit Rudolfus Lestrange verwickelt. Er schien schon geschwächt zu sein, aber viele Querschläger machten die Duelle nur gefährlicher. Auch für Ihn. Ein Fluch traf ihn am linken Arm und er spürte den starken Schmerz. Erzog zischend Luft in seine Lungen und blickte an seinen Arm hinab. Er war gebrochen und dann hörte er die schrille Stimme seiner Tante: „Oh, hat mein süßer kleiner Neffe etwa Schmerzen?". Ihr Lachen war schrill und schadenfroh. Schon hatte sie ihren Zauberstab an Dracos Stirn angesetzt. „Leb wohl mein Süßer. Grüß mir meine uneinsichtige Narcissa! Avada…"

Weiter kam sie nicht, denn sie sackte leblos in sich zusammen. Ihr Umhang verbarg ihren Körper. Am Ende konnte Draco nur eine weiße Todessermaske zwischen den schwarzen Stoffmassen der Robe erkennen. Draco dachte erst an Snape, aber er konnte es nicht gewesen sein, denn das Schild brauchte jetzt all seine Kraft. Snape hatte nur entsetzt zu seinem Patenkind gesehen und nun starrte er jemand anders an. Auch Draco sah langsam zu dem Mann, der eine schwer blutende Schramme im Gesicht hatte und unglaublich müde wirkte.

Remus Lupin hatte gerade Draco Malfoy das Leben gerettet. Aber keiner hatte Zeit, darüber nachzudenken oder Worte des Danks zu sagen, denn die Duelle gingen weiter. Und sie waren weder Übung noch Spaß. Sie waren Ernst, bitterer Ernst. Jetzt wollte Dracos extrem wütender Onkel das nachholen, was Bellatrix nicht geschafft hatte. Und Draco musste sein Leben verteidigen.

Snape war wohl der Einzige, der etwas von dem so entscheidenden Duell mitbekam. Insgeheim bewunderte er Potter sogar, denn er hatte gelernt. Non-Verbale Zauber und auch schwierige Zauber bekam er leicht zustande.

Ab und zu musste Snape den Zaubern der Todesser oder Querschlägern ausweichen. Einer durchbrach das Schild. Im Nachhinein fragte sich Snape, ob Potters Macht schlicht das Glück sei, denn ohne diesen Fluch wäre er schon längst tot.

Schon folgte ein Cruciatus-Fluch von Rudolfus Lestrange, der die Chance der Schutzlosigkeit Harrys nutzte. Schnell versuchte Snape das Schild wieder hochzuziehen und unterbrach den Zauber, der Harry gefoltert hatte. Mehr als einen bösen Blick konnte er allerdings nicht zu Rudolfus schicken, der sogleich wieder von Draco attackiert wurde.

Dies war die Hölle und Snape wusste es. Er kannte fast alle Anwesenden seit Jahren oder Jahrzehnten und als Neville Longbottom von einem grünen Strahl getroffen wurde, tat es ihm unglaublich leid, wie er ihn im Unterricht immer behandelt hatte. Der Junge war gerade mal 18 Jahre alt gewesen. Viele der Anwesenden waren noch Schüler und würden wohl ihren Abschluss nie erreichen. Eine unsagbare Kälte durchflutete den Mann, der sonst selbst immer ein Synonym für Kälte gewesen war.

Langsam wurden es weniger Duelle und noch weniger Todesser die aufrecht standen. Als ein scharfer Schmerz durch seinen Arm ging. Ein kurzer Schrei entkam ihm und er blickte seinen Unterarm genauer und skeptisch an.

Dann ruckte sein Kopf zu den zwei Duellanten. Aber außer einer riesigen Staubwolke war nichts zu erkennen. Auroren trafen ein. Sie waren viel zu spät. Wie immer. Kurze Zeit später erschienen auch ein paar Heiler.

Und mit einem Blick in die Runde wusste Snape, es hatte zu viele Opfer gegeben. Nicht nur heute Nacht! Aber Potter hatte es tatsächlich geschafft. Das, was alle von ihm erwartet hatten, hatte Potter wirklich geschafft. Müde schloss Severus seine Augen und lies sich einfach an der kalten Wand hinab gleiten. Hinab auf den schmierigen und feuchten Boden. Er konnte es nicht glauben, dass wirklich alles vorbei sein sollte. Alles Vorbei!

Auroren sortierten die Überlebenden. Askaban oder Sankt Mungos. Der Werwolf half dabei und sorgte so für Gerechtigkeit. Snape hatte das magische Schild schon fallen gelassen, aber noch war niemand zu dem Steinhaufen gelaufen um nach ihrem Helden zu suchen. Und Snape fühlte sich einfach zu schwach für diese Tat. Aber vermutlich war es ohnehin zu spät dafür. Wofür auch immer.

Remus trat zu ihm hin und kniete sich neben ihm. „Wo ist Harry?", flüsterte er zögernd mit dem Blick auf den Boden. Er schien Angst vor der Antwort zu haben. Severus öffnete die Augen und blickte nun in die braunen unsicheren des letzten Rumtreibers. „Du weißt es nicht?" fragte Snape genauso leise. Dann wanderte sein Blick zu dem Steinhaufen und der Staubwolke, die sich nur langsam beruhigte.

„Oh mein Gott", stammelte Remus und war kreidebleich geworden. Schon sprang er auf und lief humpelnd auf das Trümmerfeld zu. Severus fragte sich, woher dieser Mann immer seine Energie nahm, aber auch er raffte sich auf, um nach Lucius und Draco zu suchen. Es durfte nicht alles umsonst gewesen sein!