Kapitel 2
Aufatmen

Wie von selbst klammern sich meine Arme um seinen Hals. Ich merke, wie ich zittere. Mein ganzer Körper kribbelt. Oh, verdammt, ist mir auf einmal kalt! Was ist das nur?

Ich öffne die Augen, doch alles um mich herum ist schwarz. Brass' Stimme entfernt sich, vermengt sich mit Grissoms Stimme und der von Greg zu einem dumpfen Gemurmel, wird noch leiser, immer leiser und fliegt davon …

„Sie wacht auf", sagt ein Mann ganz dicht bei mir.

Moment. Das ist doch Hanks Stimme! Wie kommt dieser Mistkerl … Ich versuche, die Augen zu öffnen. Meine Lider sind wie zugeklebt. Langsam wird es heller. Ich blinzele. Schemen puzzeln sich über mir zu Hanks Gesicht zusammen. Na wundervoll. Im Himmel bin also nicht gelandet.

„Baby, wie geht's dir?", fragt Hank mit einem besorgten Blick und leuchtet in meine Augen.

Ich hab mich wohl verhört! Wie kann er es wagen, mich so zu nennen? Und überhaupt, wo bin ich?

Ich drehe leicht den Kopf, weg von diesem Gesicht, das zu berühren ich so geliebt habe und das zu sehen mir immer noch weh tut.

Hm, sieht wie das Innere eines Krankenwagens aus. Ich liege in einem Krankenwagen?

Ich spüre ein leichtes Drücken an meiner rechten Hand und schaue zur Seite. In dunkelblaue Augen.

„Sie haben mir einen riesigen Schrecken eingejagt", lächelt Brass und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn.

Ich merke, wie sich mein Atem in mir verfängt. Ich kriege keine Luft! Der Mann, der Schuss, was ist passiert? Ich versuche zu atmen, huste.

„Ganz ruhig, Sara, alles ist in Ordnung, das ist nur der Schock, ganz ruhig atmen", sagt Hank und fasst mich an den Schultern. Mir wird heiß und gleichzeitig kalt.

„Hände weg!", würge ich.

Hank lässt mich los und ich schließe die Augen. Ich sehe wieder das Gesicht mit den Narben, höre seine Worte, spüre seine Hände an mir herumtatschen und den Lauf seiner Pistole an meiner Schläfe. Dann das Auftauchen von Brass, der Schuss … Ich schaue den Captain an.

"Sind Sie okay?", frage ich zwischen zwei Atemzügen.

Er nickt.

„Ich konnte gerade noch abdrücken, bevor er auf mich schießen konnte."

Ich spüre, wie seine Hand meine noch fester umschließt, und mein Atem beruhigt sich.

„Und was ist mit …", frage ich.

„Er ist tot", sagt er sofort, als würde er meine Gedanken lesen.

„Tot?"

Er nickt und über sein Gesicht huscht ein Schatten. Für einen kurzen Moment schaut er beiseite, doch dann sucht sein Blick wieder mich.

„Was genau ist eigentlich passiert?", fragt er.

"Ich kam ins Schlafzimmer, und da war er auch schon hinter mir. Wir sind dann über den Flur in die Küche … Wo war eigentlich der Cop? Und wie konnte der Typ überhaupt da drin sein? Ich dachte, das Haus sei sauber?"

Meine Stimme klingt ärgerlicher als beabsichtigt. Brass atmet tief ein.

"Es tut mir leid, Sara. Ich werde mir Baker gleich vorknöpfen …"

Ich berühre ihn mit meiner linken Hand an der Schulter und lächle.

„Brass, das ging nicht gegen Sie. Außerdem haben Sie mich gerettet. Danke."

„Sara?", höre ich Grissoms Stimme.

Ich schaue zur offenen Tür und sehe, wie sein Blick kurz zu Hank schweift und dann auf mir und Brass ruhen bleibt.

Brass lässt mich los und ich richte mich auf.

„Darf ich?", frage ich Hank und schwinge meine Beine von der Liege.

"Ja, aber pass bitte auf. Es kann sein, dass dir noch schwindlig wird. Am besten, jemand bringt dich nach Hause. Soll ich dich vorbeifahren?"

Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Grissom ihn anstarrt.

„Nein danke, Mr. Pedigrew", sage ich spitz.

Brass vor mir steht auf, reicht mir die Hand. Seine Mundwinkel zucken, doch der Anflug seines Grinsens ist sofort wieder verschwunden.

„Ich kann Sie auch fahren", sagt er, während er mich hochzieht.

„Nicht nötig, Sara kommt mit uns. Wir sind hier fertig", sagt Grissom.

TBC