Am Abend erschien Legolas auch nicht zum gemeinsamen Essen. Arwen entschuldigte ihn und niemand fragte sie warum. Alle hatten an ihrem Blick erkannt, dass sie nicht gefragt werden wollte So beschränkte sich das Gespräch auf ihre Reise und ein paar familiäre Neuigkeiten.
Kurze Zeit nach dem Abendessen brachte Arwen ihre Kinder zu Bett und zog sich auch um. Die Reise war lange und anstrengend gewesen Vor allem für ihre Zwillinge und auch kleine Elbenkinder brauchten ihren Schlaf sehr.
Sie band ihre Haare zu einem Zopf zusammen und zog einen dunkelbraunen Umhang über ihr dunkelgrünes Kleid.
Er war noch immer nicht wieder aufgetaucht und so beschloss sie ihn zu suchen. Langsam ging sie durchs Tal, zog den Duft ein und genoss die warme, laue Abendluft. Sie überquerte die Brücke und ging langsam den kleinen Hügel zum Pavillion hoch. Ein paar Vögelchen zwitscherten fröhlich und am Flusslauf herrschte noch geschäftiges Treiben. Eine ganz Schar junger Elbinnen tummelte sich dort unten und es wurde gesungen und gelacht.
Es war fast so als wären sie in einer ganz anderen Zeit, als gäbe es die Bedrohung von außen nicht und als wären all die Übergriffe der letzten Wochen und Monate nie geschehen.
Seufzend betrat sie den Pavillion. Sie wollte sich etwas hinsetzen als sie im Glanz der letzten Sonnenstrahlen etwas goldenes aufblitzen sah. Sie ging zu der Stelle und hob es auf.
Sie biss sich auf die Lippe und steckte es ein, sah sich suchend um.
„Legolas!"
Er musste hier irgendwo sein. Ganz sicher hatte er sie kommen gesehen und sich zurückgezogen. Das tat er so oft in der letzten Zeit. Er war auf der Flucht vor allen, die ihm nahe standen und denen er wichtig war.
„Wo bist du, mein Herz?"
Ruhig blieb sie stehen und lauschte. Es dauerte nicht lange bis sie wusste, wo er war. Sie seufzte leise auf und entfernte sich vom Pavillion, schaute sich weiter suchend um bis sie unter einem alten, dicken Baum stand.
„Komm runter!"
Sie bekam keine Antwort.
„Ich weiß, dass du da oben bist. Also komm runter!"
Noch immer bekam sie keine Antwort.
„Liebster, komm hier her zu mir. Hör auf dich zu verstecken!"
Ihre Stimme war leise, sanft und doch sehr bestimmt.
Es dauerte eine kleine Weile und dann raschelte es im Baum und er landete neben ihr auf dem Boden.
„Zufrieden?"
Er starrte auf die Spitzen seiner Wildlederstiefel.
„Ja!"
Sie zog ihm ein paar Blätter aus den Haaren und streichelte seine Wange.
Er wisch ihr etwas aus und drehte ihr den Rücken zu.
„Habt ihr schön geplaudert?"
„Ja, über die Kinder und unsere Reise. Über die Geburt und wie sich die beiden machen. Und über Eirien, weil sie so still ist und vor ihrer Großmutter geflüchtet ist!"
„Schön!" Er klang fast abweisend.
„Oh Schatz!"
Sie trat hinter ihn und umarmte ihn sanft, nicht zu fest. Sie wollte ihn nicht wieder dazu animieren davon zu laufen.
„Wir haben nicht über dich geredet!"
Sie küsste zart seinen Nacken und zog ihn etwas sanfter an sich, legte ihr Kinn auf seine Schulter und schmiegte ihre Wange an seine. Liebevoll streichelte sie über seine Hände.
„Komm, mein Liebster" flüsterte sie leise in sein Ohr, schob ihn mit sanfter Gewalt zum Pavillion und ließ sich mit ihm auf einer der Liegen nieder.
Noch immer wisch er ihrem Blick aus, ließ sich aber gefallen, dass sie so über ihn bestimmte. Unschlüssig und bewegungslos blieb er sitzen, die Hände im Schoss, umschlossen von ihren Händen. Ihr Kinn ruhte wieder auf seiner Schulter, ihre Lippen ganz nahe an seinem Ohren, leise, liebevolle Worte flüsternd, die er kaum hörte oder wahr nahm. Allein der Klang ihrer Stimme beruhigte sein aufgewühltes Gemüt, lullte ihn ein, ließ ihn seine Sorgen vergessen.
In einer innigen Umarmung ….
Zärtliche Berührungen …..
Ein Gefühl von Sorglosigkeit und innerem Frieden ……
Für einen viel zu schnell endenten Moment.
Sein Kopf ruhte auf ihrer Brust, seine Hände in ihrem Haar. Die Augen hatte er geschlossen und sein Atem ging flach. Er spürte ihre Hände auf seinen nackten Schultern, ihre weichen Lippen auf seiner Stirn. Jede noch so zarte Berührung lullte ihn wieder ein, half ihm Ruhe zu finden vor all den Gedanken, die ihn jagten und quälten. Gerne hätte er bis in alle Ewigkeit einfach nur so mit ihr hier gelegen. Es war so still, ruhig und friedlich. Er fühlte sich sicher, behütet, verstanden und geliebt.
Aber da waren auch noch seine Kinder und seine beiden kleinen Söhnchen waren vollkommen verzweifelt, weil sie großen Hunger hatten und ihre Mutter nicht zu gleich zur Stelle gewesen war um ihn zu stillen.
Eirien war auf die Terrasse getreten und rief laut nach ihrer Mutter. In ihrer Stimme konnte man deutlich Unsicherheit mitschwingen hören. Sie war beunruhigt.
Seufzend erhob Legolas sich und griff nach seiner Tunika.
„Gehen wir ins Haus!"
Arwen lächelte und nickte, zog ihn wieder zu sich und küsste ihn sanft.
„Ich liebe dich!" flüsterte sie leise.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er küsste sie wieder.
„Ich liebe dich auch, mein Stern!"
Wieder schlossen sich ihre Lippen zu einem Kuss bis ein weiteres Rufen sie dazu drängte sich anzukleiden und zu ihren Kindern zu eilen.
