Danke an Mohnblume!
Und danke für die nicht erhaltenen Reviews! schmollend in die ecke setz
Nachtengel
Das letzte halbe Jahr war schnell vergangen in meiner neuen Heimat. Und es gab noch viel zu lernen. Neben Arabisch, Englisch und anderen Fächern wurde ich nun auch noch in Querflöte unterrichtet. Seit geschlagenen zwei Wochen musste ich täglich eine Stunde spielen. Nun sollte ich das 12. Menuett spielen von irgendso einem super tollen, abgefahrenen und genialen Komponist! Am liebsten hätte ich gerade gestöhnt, aber dann hätte sie wieder was zum meckern gehabt. Miss Finster. Wie ich sie getauft habe. „So ich denke das reicht für heute! Morgen habe ich eine Vorlesung, also fällt der Unterricht aus! Aber damit du nicht aus der Übung kommst!", sie legte mir ein paar Notenblätter hin. „Wie bitte? Vivaldi? Die vier Jahreszeiten mit dem Frühling, Allegro? Entschuldigen Sie, aber ich spiele erst seit zwei Wochen?", „Na und?", antwortete sie schnippisch und stolzierte aus der Villa meines Stiefvaters.
Wütend sah ich ihr nach und streckte dabei meine Zunge raus. „Dumme Kuh! Hab ich hier irgendwo eine Aufschrift mit „Wunderkind" oder „Genie"?", redete ich mich in Rage.
„Nein, so weit ich weiß nicht! Aber viele Menschen erwarten das von dir!", antwortete eine sanfte Stimme hinter mir. Seufzend drehte ich mich um sah meine Tante ein wenig genervt an. „Ich weiß was von mir erwartet wird, aber ich will das nicht!"
„Hör mal Amy, man kann sich nicht alles aussuchen! Ich wünsche mir auch oft das Cornelia noch leben würde! Aber es geht nun mal nicht!", nun seufzte sie.
„Mama ...", kurz starrte ich auf den Boden, fasste mich aber so gleich wieder.
Mitfühlend sah mich an: „Hey, das wird schon! Zufällig weiß ich das du mal gerne auf die Cheopspyramide hinauf willst!", sie wedelte mit einem Blatt vor den Augen. Voller Freude quietschte ich auf. „Jaaaa!", ich griff nach dem Blatt doch Lillian war schneller und zog es schnell wieder zurück. „Nicht so hastig meine Dame! Es hat mich viel Überredungskunst gekostet Ramid zu überreden das er mir eine Genehmigung für dich gibt!". Meine rechte Augenbraue wanderte ein paar Millimeter nach oben. Meine Tante jedoch grinste nur. „Bist du fies!", gab ich empört von mir. „Ach echt?", sie sah mich total unschuldig an.
„Okay, was ist die Bedingung?", „Du musst jemanden mitnehmen! Ramid möchte nicht das du allein hinaufkletterst! Du kennst ihn ja! Such dir jemanden aus!", „Und wen? Ich habe keine Freunde hier?". Lillian drehte sich um und ging aus dem Wohnzimmer. „Draußen laufen genügen Menschen rum!", rief sie mir noch zu. Stöhnend wandte ich mich meinen Notenblättern zu. Mit ein paar Handgriffen waren sie in meiner Mappe verstaut die Flöte jedoch lies ich noch liegen. Schnell sprang ich in mein Zimmer hoch und schmiss die Mappe auf den Schreibtisch, holte zwei Bücher aus meinen Schrank, steckte sie in eine Tasche und rannte dann so schnell wie möglich runter. Holte meine Flöte, lief weiter an die Garderobe schnappte mir meine dünne Seidenjacke, schlüpfte in meine beigen Sandalen und rief beim rausgehen: „Ich bin draußen! Bis zum Abendessen bin ich wieder da!". Kurz darauf knallte ich die Haustür zu und wanderte durch die Straßen. Inzwischen dämmerte es und viele Menschen liefen durch die Gassen. Ein paar Händler verkauften Souvenirs für die Touristen, andere Lebensmittel und Kleidung. Dabei riefen sie durch die Gegend und versuchten sich gegenseitig zu übertönen. Ja und natürlich auch mit dem Preis zu unterbieten. Ein paar Autos versuchten durch die Gassen von Gisa zu fahren, aber zu dieser Tageszeit war dies ganz und gar unmöglich. An manchen Stellen musste ich mich regelrecht durch die Menschenmenge quetschen.
Ziemlich zerknautscht erreichte ich das Café Amande. Das Café lag am Nil und hatte einen langen Steg auf dem Tische und Stühle stand. „Hey, Amy! Schaust du auch mal wieder vorbei?", begrüßte mich Ann-Kathrin, eine Bedienung. „Hi! Stimmt ich war schon lang nicht mehr hier! Hatte einfach zu viel um die Ohren? Wie geht's dir den so?", „Gut! Aber du siehst etwas mitgenommen aus? Ist was schlimmes passiert?", „Liegt wohl eher daran das ich mir den Weg bis hierher freikämpfen musste!". Anki, so ihr Spitzname, fing an zu lachen. „Woran das wohl liegt?", meinte sie grinsend, „Wie immer?". Lächelnd nickte ich. Dabei setzte ich mich an einem Tisch auf den Steg. Der Wind rauschte durchs Schilf, die Halme stießen aneinander und spielten dabei eine eigene Melodie. Allmählich wurde es kälter und ich fröstelte ein wenig. Mit einem verärgerten Blick zog ich mein Buch aus der Tasche. Eigentlich lese ich gern, aber nicht auf arabisch. Meine arabisch Lehrerin lässt mich dieses Buch lesen und dann soll ich es zusammenfassen. Bäh ...
„So hier! Ein Cappuccino für die Leseratte!", hörte ich eine Stimme von hinten, kurz darauf stellte Anki eine Tasse vor mir auf den Tisch. „Was liest du den da?", fragte sie. „ ‚Der vierte Engel' aber auf arabisch! Hausaufgabe ...", stöhnte ich. „Na dann viel Spaß!", winkte sie mir zu bevor sie wieder rein ging und sich um andere Gäste kümmerte.
Ann-Kathrin und ich kennen uns schon eine Weile. Kurz nach meiner Ankunft hier hab ich sie kennen gelernt. Eigentlich bin ich in sie hinein gerannt. Darauf lud sie mich zu einen Kaffee ein und wir plauderten ein wenig. Sie erzählte mir das sie aus Essen kommt und hier studiert. Damit sie sich das leisten kann arbeitet sie nebenher. Seit dem besuche ich sie fast jeden Abend. Leider hat sie nicht immer Zeit mit mir zu plaudern, da dieses Café meistens überfüllt ist. Mein Blick schweifte über die Tische, aber im Moment war nicht viel los. Also schlug ich mein Buch auf und fing an zu lesen.
„Ist da noch frei? Hallo?", fragte eine männliche Stimme neben mir. „Oh Entschuldigung!", stammelte ich auf arabisch, „Ich war ganz vertieft in mein Buch! Natürlich!", ich deutete auf den freien Platz gegenüber. Der Mann stetzte sich und packte ein paar alte Rollen aus so wie auch ein paar Bücher. Ein wenig argwöhnisch beobachtete ich ihn. „Was darf ich Ihnen bringen?", fragte Anki die kurz darauf wie aus dem nichts auftauchte. „Einen Kaffee. Schwarz bitte.", antwortete er. Oh, der ganz harte Bursche dachte ich mir. „Wie Sie wünschen!", Anki wollte sich gerade umdrehen als ich sie aufhielt. „Wart mal!", rief ich auf Deutsch hinterher. Sie drehte sie um: „Noch einen?", „Jup!". Sie schmunzelte ein wenig und verschwand dann. Nun war es der Mann der mich argwöhnisch ansah. „Was?", fragte ich ihn, vergaß aber dabei ins arabische zu wechseln. „Nichts, nichts!", antwortete er mit Akzent auf Deutsch und wandte sich seinen Rollen zu. Oh, er scheint wohl ein paar Sprachen zu beherrschen.
Seufzend richtete ich mein Aufmerksamkeit wieder meiner Lektüre zu. Nach ein paar Zeilen hatte ich mal wieder nen Hänger drin. Trotz längerem Grübeln und Zusammenhänge rausfinden fiel mir das Wort nicht ein. Stöhnend kramte ich in meiner Tasche und zog dann das zweite Buch raus. Ein Wörterbuch. Der Mann sah auf und beobachtete mich wie ich im Buch umher blätterte. „Ich konnte den Duden schon nicht leiden, aber das hier ist noch mehr Chaos!", grummelte ich vor mich hin. Nach einer Weile fragte er: „Was suchen Sie den?". „Ein Wort.", antwortete ich gereizt. „Das ist mir durchaus klar aber welches?", „Ich kann es nicht mal aussprechen!", „Zeig es mir einfach!". Ich stand auf und zeigte ihm die Stelle. „Das bedeutet: Gedächtnistag!", „Ähm, Danke!", „Gern geschehen! Ich bin übrigens Dr. Daniel Jackson und Sie sind?", „Amy El Ramid!", antwortete ich leise und hoffte inständig er würde mich nicht kennen. „Die Tochter des ...", weiter kam er nicht. „PSSSSST! Ich hab keine Lust das eine Horde Reporter über mich herfällt! Bitte!", unterbrach ich ihn. Er nickte verständnisvoll und wechselte das Thema: „Was liest du den da?", „ ‚Der vierte Engel' Und Sie?", „Das sind ein paar Rollen die ich übersetzte!", „Arbeiten Sie für ein Museum?", „Nein, nein! Ich arbeite fürs Militär!"
Ein wenig seltsam sah ich ihn an. „Fürs Militär?", „Ja!". Darauf verstaute er die Rolle ungewöhnlich schnell in seine Tasche. „Und du verbessert sicherlich dein arabisch?", „Wohl oder übel.", „So schlimm?", „Bei den Lehrern was ich habe ...", „Ahja, die gute alte Schule!". Missmutig sah ich ihn an worauf er anfing zu lachen. „Haha ... wirklich witzig! Ständig erwartet man von mir das ich alles perfekt beherrsche und alles sofort versteh!", „Das erwartet man von mir auch! Und die Welt geht unter wenn ich mal etwas nicht weiß!", antwortete er seufzend. „Wir sind aber nicht verwandt oder?", er grinste sie an. „Nein ich glaube nicht! Aber da scheinen wir uns zu ähneln!". „Pass auf sonst wird er dir noch irgendwelche Geschichten erzählen, die dich mehr als langweilen!", neckte ihn ein grauhaariger Mann, der hinter Dr. Jackson stand. Kurz darauf verfinsterte sich Jacksons Blick, schien aber die Neckerei ansonsten zu ignorieren. „Sag mal Jack verfolgt ihr mich eigentlich?", „Nein, aber General Hammond meinte wir sollen nach dir schauen!", antwortete eine tonlose Stimme neben dem grauhaarigen Mann. Der andere hatte einen Matrosenhut auf und war dunkelhäutig. Man konnte auch keine Emotionen auf seinem Gesicht erkennen.
Ich zog die Augenbraue hoch. Anscheinend hatte er auch so etwas wie ‚Aufpasser'. „Amaunet?", rief jemand. „Amaunet! Da bist seid Ihr ja!". Genervt drehte ich mich um. „Thorn! Was machst du den hier?", spielte ich gaaaanz unschuldig und setzte mein liebstes Lächeln dabei auf. „Es ist 9 Uhr Mrs. El Ramid macht sich große Sorgen um Sie!". „Ach nein ...", flüsterte ich. „Ich komme gleich!", sprach ich dann laut zu ihm. „Nun, ja Dr. Jackson so wie es aussieht muss ich nun gehen!", „Amaunet? Ich dachte Amy?", „Also eigentlich heiße ich ja Amaunet El Ramid, aber ich mag Amaunet nicht, also hat mich meine Freundin Amy getauft!", „Ach so!", nickte er ein wenig nachdenklich. Ich packte meine Bücher in die Tasche, legte das Geld unter die leer Tasse. Daniel reichte mir die Hand: „ Auf Wiedersehen!". Ich ergriff sie und dabei fiel sein Blick auf Nenya. Lächelnd bemerkte ich seinen Blick und erwiderte: „Namarie!".
Darauf drehte ich mich zu meinen Bodyguard um. Thron war eigentlich der „Wächter" meiner Tante, aber ab und zu auch meiner. Er ist ein wandelnder Kleiderschrank und so wurde es leicht nach Hause zu kommen. Den es machte ihm jeder freiwillig Platz.
Daheim angekommen kam auch gleich die Standpauke von Lillian. Irgendwann bemerkte sie dass ich ihr gar nicht mehr zuhörte und schickte sie mich ins Bett. Schlurfend machte ich mich auf den Weg und schmiss mich dann grummelnd aufs Bett.
Auch diese Nacht blieb ich nicht von meinen Träumen verschont.
(gespr.: Amond)
Falls das Sternchen an dem Satz "... Café Amande" nicht sichtbar ist. Hier unten(oder eher drüber) ist die korrekte Aussprache aufgeschrieben!
So und nun hat Amy Bekanntschaft mit Dr. Daniel Jackson, einem grauhaarigen Typen und einen dunkelhäutigen Typen gemacht! Wer die wohl sind?
