A/N: Vielen Dank für die lieben Reviews! :) Tut mir echt leid, daß die Updates immer so lange dauern, aber ich habe einfach keine Zeit. :( Egal! Hier ist jedefalls mal ein neues Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch allen. I.


2. Kapitel: Kaffee

Kaum im CSI-Gebäude angekommen, machte er sich sofort auf den Weg zu den Umkleideräumen. Er wollte endlich was tun!

Nachdem er damals etwas mehr als vier Wochen in einer Art Koma verbracht und dort mehr gelitten hatte als er sich je hätte vorstellen können, hatte er sich wie ein Wahnsinniger in seine Arbeit gestürzt, sobald er wieder einigermaßen stehen konnte.

Es war das einzige gewesen, das ihm ein vages Gefühl von Sicherheit gegeben hatte, in seiner aus den Fugen geratenen Welt. Am liebsten hätte er rund um die Uhr nur noch gearbeitet.

Aber Grissom – natürlich Grissom, wer sonst – hielt das für keine gute Idee. Und natürlich setzte er sich durch. Greg wurde fast wahnsinnig, aber sein Boss sorgte dafür, daß er die normalen Arbeitszeiten einhielt und sich den Rest der verbleibenden "Wachzeit" seinen Dämonen stellen mußte.

Greg zog seine leichte Jacke aus und ersetzte sie durch seinen weißen Laborkittel.

Grissom war immer da gewesen, wenn er ihn gebraucht hatte, obwohl er alles andere als ein einfacher Patient gewesen war. Greg hatte seine ganze Wut auf sich selbst und die Welt im allgemeinen an ihm ausgelassen und vieles gesagt, das er noch heute bereute und wahrscheinlich für den Rest seines Lebens. Wochen und Monate lang hatten sie gemeinsam immer einen Schritt vorwärts gemacht und drei wieder zurück, bis Greg soweit war, wenigstens einigermaßen normal zu funktionieren. Noch immer weit ab von seiner alten Form, aber auch nicht mehr gefangen in einem Kreislauf von Angst, Depressionen, Wut und Schuldgefühlen.

Greg machte sich auf den Weg ins Labor.

xxx

Laney blickte auf, als er den rundum verglasten Raum betrat. Sie nickte ihm kurz zu und widmete sich dann wieder den Proben unter ihrem Mikroskop.

Greg setzte sich an seinen Platz und griff nach dem erstbesten Fall.

Laney...

Nie würde er den Tag vergessen als er sie das erstemal gesehen hatte. Hier. Im Labor. Auf seinem Platz. Dem Platz, den er so schmerzlich vermißt und nachdem er sich gesehnt hatte, wenn er nachts aufgewacht war von seinen eigenen panischen Schreien. Und da saß sie. Eine Frau, die er nicht kannte, und sah aus als gehörte sie dorthin. Auf ihr "Guten Tag" hin, war er wutentbrannt in Grissom's Büro gestürmt und hatte ihn gefragt, was zum Teufel er sich eigentlich dabei gedacht hatte. Kaum war er, Greg, ein paar Wochen nicht da, suchten sie schon Ersatz für ihn!

Grissom war gar nicht weiter darauf eingegangen und hatte ihm erklärt, Laney wäre nur übergangsweise da und bald wieder verschwunden. Greg hatte ihm geglaubt.

Inzwischen war Laney schon an die vier Wochen hier, aber Greg hatte längst aufgehört, sie als Eindringling zu sehen. Schon bald war klar geworden, daß sie nicht besser oder schneller war als er. Sie war keinen Konkurrenz. Genau wie Jackie und Hodges war sie einfach nur eine neue Mitarbeiterin der Abteilung. Sobald ihm das bewußt geworden war, hatte er sich beruhigt. Er lächelte. Und die strahlenden Lächeln von Sara, Catherine und Nick machten ihm immer wieder klar, daß sie sich wirklich freuten, ihn wieder um sich zu haben. Jeden Tag.

Nein, Laney war keine Gefahr. Sie war nicht scharf auf seinen Posten oder auf eine Beförderung zur CSI Stufe 1. – So wie Melissa.

Unwilkürlich kehrten Greg's Gedanken zurück zu der zierlichen Person, der er sein Vertrauen geschenkt und seine Liebe gestanden hatte. Melissa Sharpe, die schönste Frau, die ihm seit Jahren begegnet war. Genau wie er arbeitete sie bei der CSI und genau wie er, stand auch für sie eine Beförderung an, was bedeutete, einer von ihnen konnte das Labor verlassen und endlich "richtige" Ermittlerarbeit leisten: Tatorte aufsuchen, Beweise vor Ort sichern, Zeugen vernehmen und alles, was noch so dazu gehörte.

Schon seit Monaten war Greg damit jedem auf die Nerven gefallen. Klar, es bedeutete auch, weniger zu verdienen, aber es ging Greg nicht um's Geld. Das war es nie. Er wollte auf die Straße und helfen, Mörder und andere Verbrecher zur Strecke zu bringen.

Melissa hatte das leider anders gesehen. Ihr war wichtig gewesen, woran Greg nie einen Gedanken verschwendet hatte: Nur einer von ihnen konnte befördert werden. Nicht sie beide zusammen. So waren die Regeln. Der jeweils andere würde ein oder zwei weitere Jahre im Labor, am Schreibtisch verbringen müssen.

Und deswegen hatte sie ihren Ex-Freund Trey gebeten, ihn, Greg, umzubringen. Und das hatte Trey getan. – Oder zumindest versucht. In dieser dunklen, leeren Gasse neben dem Las Vegas Strip...

Klirrend fiel der Objektträger, den Greg bis eben in der Hand gehalten hatte, zu Boden und zersprang in tausend Teile.

Greg fluchte.

Laney war aufgesprungen und kam auf ihn zu, um ihm zu helfen.

"Nein!" fauchte Greg. "Ich kann das alleine!"

Er war schließlich kein Krüppel, dem man alle Nase lang hinterher räumen mußte! Ihm war ein verdammter Objektträger runtergefallen, na und?! Das passierte schonmal.

Hartnäckig ignorierte er die leise Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm zuflüsterte, daß das schon das mindestens zehntemal in dieser Woche gewesen war, daß er irgendetwas zerbrochen hatte, weil seine Hände nicht so wollten wie er.

Laney kehrte stumm an ihren Arbeitsplatz zurück und Greg wußte, sie würde ihm nie wieder ihre Hilfe anbieten. In den letzten vier Wochen hatte er sie so oft angeschrien, daß er langsam das Gefühl von Jekyll und Hyde bekam. Er sah keine Konkurrenz mehr in Laney, aber immer wenn sie versuchte, mit ihm zu reden, wurde er schnippisch und ungeduldig. Warum? Mit Sara und Catherine konnte er doch auch ganz normal reden.

Er wandte sich gerade um, um sich bei Laney zu entschuldigen, da betrat Nick das Labor.

"Hey, G."

Nick lächelte. Nick lächelte eigentlich fast immer, wenn man ihn sah und es war ein verdammt gutaussehendes Lächeln. Das fiel sogar Männern auf.

"Hey, Nick."

Greg erwiederte das Lächeln.

"Und? Wie war dein freier Tag?"

"Gut, danke. Was führt dich her?"

"Carolyn Bryson."

Greg griff hinter sich und reichte Nick ein Blatt Papier.

"Phenobarbital", sagte er. "Nicht viel, aber immerhin."

"Ohne Witz? Mann, auf die Ergebnisse habe ich die ganze Woche ge..." Er wurde sich Laney's Gegenwart bewußt und verstummte. "Ich...meine...Naja, es war etwas hektisch in letzter Zeit und..."

Laney stand auf, schenkte ihnen ein halbherziges Lächeln, murmelte irgendwas von "Tee holen" und verließ das Labor.

Nick ließ den Kopf hängen und seufzte.

"Verdammt. Das wollte ich nicht."

"Ich weiß. Und sie weiß es sicher auch. Wenn jemand sowas mit Absicht sagt, dann Sara."

"Autsch."

"Entschuldige. Ich bin...etwas zynisch heute."

"Heute?"

"Na schön, schon den ganzen letzten Monat. Ich arbeite dran. Ehrlich."

"Du...verbitterst nicht, oder?"

"Wieso? Weil die Frau, die ich geliebt habe mich ermorden lassen wollte und ich seitdem solche Panikattacken kriege, daß ich mich übergeben muß vor lauter Angst, immer wenn ich eine Frau treffe, die irgendwie attraktiv für mich ist? Nein."

Nick sah ihn nur an und Greg hob kapitulierend die Hände. Aber bevor er etwas erwidern konnte, kam Laney zurück. Sie hielt drei Tassen in den Händen; zwei rechts, eine links.

"Ich...dachte, ihr wollt vielleicht Kaffee", meinte sie.

Nick und Greg wechselten einen Blick.

"Danke", sagte Nick schließlich sanft und nahm ihr eine der Tassen ab. "Lieb von dir."

"Ah..."

Greg wußte nicht so genau, was er sagen wollte. Er hatte heute schon genug Mist gebaut – und das gerademal eine Stunde nach Dienstbeginn – aber er konnte sich einfach nicht dazu durchringen, den normalen Aufenthaltsraum-Kaffee zu trinken. Die Brühe war widerlich.

"Tut mir leid, aber ich...trinke nur meinen eigenen Kaffee. Das...Gesöff da ist echt...furchtbar."

"La' das Grissom nicht hören", schmunzelte Nick. "Heute ist er dran mit Kaffee kochen."

"Es liegt ja nicht an dem, der den Kaffee macht", verteidigte sich Greg. "Es liegt am Kaffee!" Er drehte seinen Stuhl so, daß er an den CD-Player kam. Gleich darauf ertönte Greg's Lieblingsband "Black Flag", die er gnädigerweise auf Zimmerlautstärke reduzierte. "Davon mal abgesehen weiß Grissom, daß ich seinen Kaffee nicht leiden kann. Aber es gibt Hoffnung. Er hat angefangen, besseren Kaffee in besseren Kaffeeläden zu kaufen."

"Du mußt es ja wissen."

Nick nippte an der Tasse.

"Ist doch gar nicht so schlecht."

Greg verzog das Gesicht.

"Oh, bitte!"

Nick lachte leise.

"Wir gehen nach der Schicht frühstücken, wir alle. Kommst du mit, G?"

"Ah...nein, lieber nicht. Ich...habe nicht so gut geschlafen heute Nacht. Ich denke, ich lege mich ein bißchen auf's Ohr."

Nick schenkte seinem besten Freund einen dieser Spezialblicke, die er normalerweise für die Angehörigen einder Leiche reserviert hatte, oder für die überlebenden Opfer eines Gewaltverbrechens. Aber Moment, dachte Greg sarkastisch. Ich bin ja ein überlebendes Opfer eines Gewaltverbrechens.

"Es wird nicht wieder schlimmer, oder?"

Nick sprach leise, damit Laney ihn nicht hören konnte, und Greg war ihm und dem ganzen Team wirklich dankbar für ihre Sorge und nicht zuletzt FÜRsorge, aber er konnte es einfach nicht leiden, wenn man ihn in Watte packte. Er war nicht krank, verdammt! Nicht mehr. So mußte sich eine Schwangere fühlen, die immer dann, wenn sie etwas unternehmen wollte, zu hören bekam: Das geht nicht, du bist schwanger. Und dann wuselten alle um sie herum und brachten ihr irgendwas, das sie sich bequem selbst hätte holen können oder gaben ihr gute Ratschläge, die sie gar nicht hören wollte.

"Nein, es wird nicht wieder schlimmer", sagte Greg mit sehr viel Nachdruck. "Ich...möchte nur einfach...alleine sein, okay? Beim nächstenmal gehe ich mit, in Ordnung? Nur heute nicht."

"Klar", sagte Nick. "In Ordnung. Wie du möchtest. Beim nächstenmal also. Dann...bringe ich die Ergebnisse jetzt mal zu Sara. Manche Leute arbeiten hier für ihr Geld."

"Hey, Sie! Nun werden Sie mal nicht komisch!"

Nick lachte und verließ das Labor. Greg sah zu Laney. Sie saß wieder an ihrem Platz, blickte konzentriert in das Mikroskop und machte sich gelegentlich Notizen.

Er mußte sich immer noch entschuldigen.

Greg holte tief Luft, aber bevor er auch nur "piep" sagen konnte, stand Laney auf lief mit ihren Notizen hinaus auf den Gang. Greg sah, wie sie gedankenversunken den Weg zu Jackie einschlug. Er blinzelte. Dann eben nicht.


A/N: Trends? Meinungen? Gerüchte? I.