A/N: Vielen, vielen Dank an alle, die jetzt noch da sind und mir "die Treue" gehalten haben, auch wenn ich wirklich immer EWIG brauche, um ein neues Kapitel online zu stellen. Es tut mir ehrlich leid, aber diese Story hat leider ihr eigenes Tempo und ich habe festgestellt, wenn ich etwas erzwingen will, wird es meistens nur grottenschlecht. Es kann also gut sein, daß ich wieder ein halbes Jahr brauche, um das nächste Kapitel zu Ende zu bringen, aber diese Geschichte wird auf jeden Fall fortgesetzt, das verspreche ich.
Besonderer Dank geht an Megchen, dank der auch in meiner Story endlich die neue Rechtschreibung Einzug gehalten hat (alle noch verbleibenden Fehler gehen ganz allein auf meine Kappe), und Anja, Lena und Sunny, meine "neuen" Leser, die dieses Kapitel ein bißchen "beschleunigt" haben. :)
5. Kapitel: (Vielleicht nicht ganz so) Latente Aggressionen
"Wie: Das wäre doch ein Auto für mich?"
Laney hatte sich ihr Handy zwischen Ohr und linke Schulter geklemmt als sie den Aufenthaltsraum betrat, weil sie in der linken Hand ein Buch und in der rechten Hand ihre allgegenwärtige Teetasse hielt.
"Kim, das ist ein Lotus! Ich bin eine Frau! Ich brauche keine Schwanzverlängerung. Außerdem habe ich bereits ein Auto."
Greg, Gil und Catherine sahen überrascht auf. So drastisch drückte sich die junge Frau normalerweise nicht aus. Nun, zumindest nicht in ihrer Gegenwart.
"Nein, es ist keine Rostschüssel, es ist ein Mini! Und was spielt es überhaupt für eine Rolle, dass es am Tank rostet? Es fährt! Von A nach B. Ohne Zicken. Mehr erwarte ich nicht von einem Auto. Und hast du dir eigentlich schonmal überlegt, woher ich das Geld für einen Lotus nehmen soll?"
Laney stellte ihre Tasse so vehement auf dem langen Tisch ab, dass etwas Tee herausschwappte.
"Das tue ich nicht, und das weißt du auch. Von dir nehme ich kein Geld, weil bei Geld bekanntlich die Freundschaft aufhört und von Matty nehme ich kein Geld, weil er mein Bruder ist. Und wenn er der König von England wäre! Nein. Ich komme klar. Herrgott, warum wollen mir heute alle irgendwas Großes schenken? Mein Geburtstag ist erst im Oktober. Warte, ich weiß es! Ellie, richtig? Ihr wisst alle, dass sie am Wochenende in Las Vegas sein wird. Fein. Ich weiß es auch. Sie hat mich nämlich angerufen. Und wisst ihr nochwas? Wir werden uns nicht treffen! Ich habe ihr gleich gesagt, dass ich keine Zeit habe und arbeiten muss, also hört bitte auf, euch Sorgen zu machen. Ich werde es überleben, okay? Himmel, sie ist nur meine Schwester. Wir haben jahrelang in einer Wohnung zusammengelebt und ich habe weder sie noch mich selbst umgebracht. Es geht mir gut."
Greg nahm ein Taschentuch und wischte damit den ausgeschütteten Tee weg, was Laney nichtmal ansatzweise bemerkte, da sie immer noch mit Kim diskutierte.
"Kim..." Laney fuhr sich genervt mit einer Hand über die Augen und versuchte es erneut: "Kim!" Offensichtlich erhielt sie nicht die gewünschte Reaktion, denn sie schwieg einen Moment, bevor sie beinahe explodierte: "KIM! Verdammt nochmal, halt' endlich die Klappe! Nein, ich muss nicht mit Tony telefonieren, ich brauche keinen Psychiater! Es ist nur dieses verdammte Wochenende! Sie hat ein Shooting für...irgendwas und dann fliegt sie nach Mailand, oder was weiß ich wohin. Das müsstest du doch besser wissen als ich, schließlich seid ihr ja sowas wie Kollegen. Jaja, ich weiß. Jetzt komm wieder runter von der Palme..."
Laney griff nach der Zuckerdose, die auf dem Tisch stand, verfehlte sie allerdings zweimal, da sie gar nicht hinsah, sondern sich noch immer auf ihr Telefonat konzentrierte. Greg schob die Dose behutsam unter ihre Hand.
"Du willst was tun?" fragte die junge Frau, während sie zwei Löffel Zucker in ihre Teetasse gab. "Snookern? Heute? Willst du wieder ne Runde verlieren? Oh, ha ha! Da stand Matty genau neben mir und hat ständig an mir rumgenörgelt. Wie sollte ich denn da in Ruhe mein Spiel planen?" Sie nahm die Tasse wieder auf und lief zur Tür. "Ach, sei still! Ich bin einfach besser als du..."
Gil und Catherine sahen sich an.
"Wer war das?" fragte Gil schließlich.
"Und was hat sie mit der echten Laney gemacht?" schloß Catherine sich an.
Greg zog die Brauen zusammen.
"Zucker im Tee? Laney trinkt das Zeug doch grundsätzlich ohne. Außer...Oh. Klar. UVA Blairlomond Highgrown."
Zwei Augenpaare starrten ihn an.
"Was? Das ist schwarzer Tee. Den kann man nicht ohne Zucker trinken. Laney zumindest nicht." Er stand auf. "Meine Pause ist rum. Ich geh' dann mal wieder. Schadensbegrenzung, ihr wisst schon."
Catherine sah ihm verwundert hinterher.
"Schadensbegrenzung. Autsch! Für einen Moment hatte ich doch wirklich geglaubt, er hätte angefangen, die Kleine zu mögen."
Gil trank einen Schluck von seinem Kaffee und erwiderte: "Ja. Ich auch."
xxx
Als Greg ins Labor kam, war von dem "Ramones" im CD-Player kaum noch etwas zu hören. Offensichtlich hatte Laney leiser gemacht und entweder vergessen wieder lauter zu drehen, oder sich absichtlich dagegen entschieden, ihre Trommelfelle akuter "Lebensgefahr" auszusetzen. Die junge Frau hatte ihr Handy bereits wieder weg gelegt und starrte konzentriert in ein Mikroskop. Oder zumindest sah sie aus, als würde sie das tun. Wenn man sie etwas länger ansah, bemerkte man allerdings, dass sie zwar in das Mikroskop starrte, aber bestimmt nicht viel sah. Höchstens Licht.
Greg legte den Kopf schief und sagte: "Falls du den Objektträger suchst, der liegt übrigens links von dir auf dem Tisch."
"Hm?" murmelte Laney und blickte auf.
Greg wiederholte nicht, was er gesagt hatte, aber das war auch gar nicht nötig, denn mit einiger Verzögerung kamen seine Worte doch noch bei ihr an.
"Oh. Ja. Sicher. Hab' ich glatt vergessen."
Sie starrte den Objektträger einen Moment an als wäre er ein Feind, den man auf Distanz halten mußte, bevor sie lustlos danach griff. Greg spürte den unbändigen Drang laut zu lachen. Eine schlecht gelaunte Laney hatte was niedliches. Er lief zum CD-Player und drehte ihn zumindest ein bisschen lauter, sodass man wieder etwas hören konnte, und setzte sich dann auf seinen Platz. Die junge Frau hatte sich keinen Millimeter bewegt und spielte noch immer gedankenverloren mit dem kleinen Glasplättchen zwischen ihren Fingern.
"Du...magst deine Schwester nicht sehr, oder?" fragte Greg schließlich und Laney seufzte leise.
Sie legte den Objektträger unter ihr Mikroskop und antwortete: "Es ist nicht so, daß ich sie hasse. Sie ist schließlich meine Schwester. Ich bin nur...Es ist..." Laney suchte nach den richtigen Worten. "Außer meiner Mutter und meinem Bruder, haben wir einfach keine Gemeinsamkeiten", sagte sie schließlich und wünschte sich, es wäre wirklich so einfach gewesen.
Leider war das Verhältnis zu ihrer jüngeren Schwester wesentlich komplizierter. Ellie machte sie wütend. Eigentlich ohne besonderen Grund. Es reichte, wenn sie sie nur sah. Ellie war jung, energiegeladen, hinreißend schön, für jeden Blödsinn zu haben, sorg- und verantwortungslos und egal, was für Mist sie baute, sie kam immer mit einem blauen Auge davon. Sie konnte andere Menschen begeistern wie keine andere. Was sie auch tat, sie wurde von allen geliebt. Das war schon in der Schule so gewesen und jetzt, im Berufsleben, ging es genauso weiter.
Laney war nicht neidisch. Naja...Vielleicht doch...Ein bisschen...Aber darum ging es eigentlich gar nicht. Es ging eher darum, dass sie sich in Ellie's Nähe immer wie ein kompletter Versager fühlte, obwohl sie gar nichts falsch gemacht hatte. Sie hatte einen Beruf – zumindest im Augenblick noch – konnte für sich selber sorgen und hatte weder Probleme mit Drogen, noch mit Alkohol, noch mit dem Gesetz, noch sonst irgendwie. Für kein Geld der Welt hätte sie Model sein wollen. Durch Kim wusste sie, wie es da zuging und hatte schon früh begriffen, dass das sicher nie in ihre engere Berufswahl kommen würde. Natürlich hatte Ellie sofort gesagt, dass sie sich das eh' hätte abschminken können, weil die Verantwortlichen dort nur schöne Leute engagieren würden, aber Kim hatte gemeint, dass die Top-Models auch nicht anders aussahen als jede andere Frau, wenn sie morgens ungeschminkt und unfrisiert aus dem Bett fielen. Laney hatte ihr kein Wort geglaubt, hatte es aber nett gefunden, dass Kim sie aufbauen wollte.
Laney hatte keine Ahnung, was eigentlich mit ihr und Ellie falsch gelaufen war, und wann das eigentlich angefangen hatte. Alles, was sie wusste, war, dass sie sich in Gegenwart ihres älteren Bruders Matthew niemals so fühlte – so...unzulänglich und unnormal – und der war auch reich, erfolgreich, beliebt, absolut anbetungswürdig (zumindest in ihren Augen) und hatte zudem noch die Liebe seines Lebens gefunden. Etwas, das Laney schon früh zu hoffen aufgegeben hatte. Mit einer Schwester wie Ellie war es absolut unmöglich, männliche Wesen länger für sich selbst zu interessieren. Das Interesse erlosch spätestens dann, wenn Ellie ihre "hilfloses Weibchen" Nummer abzog. Es war unglaublich, bei wie vielen, eigentlich intelligenten Männern das immer noch funktionierte.
Laney wollte es sich nicht eingestehen, aber eigentlich war sie im Moment nur deswegen so wütend, weil sie Angst hatte. Angst davor, dass Ellie hier auftauchen und einfach alle vorsichtigen Freundschaften, die Laney bis jetzt geknüpft hatte, übernehmen würde. Dass sie Laney verdrängen würde, wie sie es ihr ganzes Leben lang getan hatte. Und Angst war etwas, mit dem Laney nie gelernt hatte richtig umzugehen. Angst machte sie aggressiv. Das war nicht gut.
"Aber sie kommt nicht her", sagte Greg und Laney zuckte leicht zusammen.
Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihn glatt vergessen hatte. "Äh, was?"
"Sie kommt nicht her", wiederholte der junge Mann und sah sie aufmunternd an. "Deswegen musst du dir auch keine Sorgen machen, richtig?"
Unwillkürlich musste sie lächeln. Sowas sagte wirklich nur jemand, der Ellie nicht persönlich kannte.
"Doch, sie wird herkommen", erklärte sie Greg. "Ich habe gesagt, ich hätte keine Zeit. Das ist umso mehr ein Grund, mich zu besuchen. Hätte ich gesagt, ich habe Zeit, dann wäre sie natürlich auch gekommen. Ellie tut grundsätzlich nur das, was sie will. Warum? Weil die Neugier sie umbringt. Sie war noch nie hier und will unbedingt wissen, wo ich arbeite, mit welchen Leuten, wie ich zurecht komme." Und sich dann an meinem Elend erfreuen, fügte sie lautlos hinzu. "Das ist meine Schwester."
Zu ihrer Überraschung nickte Greg nur und meinte: "Ich bin schon sehr gespannt."
Damit wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Etwas verwirrt sah Laney ihn an. Von allen möglichen Reaktionen, hatte sie mit dieser überhaupt nicht gerechnet.
"Wenn du Hilfe brauchst, sag' mir einfach bescheid, okay?" murmelte er noch, bevor er endgültig in konzentrierte Stille verfiel.
"Ähm...klar", erwiderte Laney zögernd, aber er reagierte nicht.
Tja. Nun blieb ihr keine andere Wahl mehr.
"Objektträger, versteck' dich! Ich komme", brummte sie missmutig und griff nach dem dünnen Glasplättchen, das sich natürlich für alle gut sichtbar auf dem Labortisch aufhielt. "War ja klar", knurrte sie es an. "Du bist schlimmer als Ellie, weißt du?"
Leise seufzend legte sie den Objektträger unter das Mikroskop und beugte sich darüber. Dadurch entging ihr Greg's breites Grinsen.
xxx
Als Greg Dienstschluss hatte und zur Ausgangstür lief, sah er ein paar Meter vor sich Laney, die offensichtlich das gleiche Ziel hatte. Er wollte ihr gerade ein "Tschüß, bis morgen!" zurufen, als die junge Frau von Teri, dem Mädchen am Empfang, aufgehalten wurde.
"Laney! Da möchte dich jemand sprechen!"
Sie drehte sich überrascht um und ein hochgewachsener Junge, Greg schätzte ihn auf vielleicht dreizehn, vierzehn Jahre, nickte ihr grüßend zu. Er hatte kurze, schwarze Haare, die ihm zottelig ins Gesicht fielen, und trug eine runde Brille. Er war etwas größer als Laney, aber das war nicht schwer. Laney war nicht besonders groß.
"Hallo", sagte Laney freundlich und lächelte. "Ich bin Laney Stevens. Und du bist...?"
"Daniel. Daniel Watson."
"Freut mich, dich kennenzulernen, Daniel. Was kann ich für dich tun?"
"Also...ich..." Der Junge sah sich nervös um. "Könnten wir vielleicht...woanders reden?"
"Tut mir leid, ich habe hier kein Büro oder sowas, aber wenn du möchtest, kannst du mit zu mir kommen. Ich habe gerade Feierabend."
"Nein, das geht nicht", sagte Daniel. "Da könnte sie mich sehen."
"Wer?"
"Sam."
Sam? Greg zog die Brauen zusammen. Wer zum Henker war Sam? Laney schien es zu wissen, denn sie lächelte wieder.
"Verstehe. Es geht also um Samantha?"
"In...gewisser Weise."
Laney lief mit dem Jungen in eine ruhigere Ecke. Es war früh am Morgen und in dem für Besucher vorgesehenen Sitzbereich hielten sich noch kaum Leute auf. Wenn Greg wissen wollte, wie es weiterging, musste er wieder näher ran. Andererseits ging ihn die ganze Sache rein gar nichts an, nicht wahr? Greg rang mit sich, allerdings nur für einen Moment. Dann setzte er seinen Weg zur Ausgangstür fort, lief ein kurzes Stück über den neonlichtdurchfluteten Gang und ging zur nächsten Tür wieder in den CSI-Bereich. Nur diesmal näherte er sich der Besucher-Ecke von der entgegengesetzten Seite.
"Ja, sie hat mit davon erzählt", hörte er Laney gerade sagen. "Ich hatte vermutet, es käme von ihrem Vater, aber sie meinte, es wäre einer der älteren Jungs gewesen."
Greg konnte die beiden nicht sehen, denn hätte er seine "Deckung" aufgegeben, hätten sie ihn ja bemerkt, aber die Stimme des Jungen klang angespannt, als er antwortete: "Es war Mr. Phillips. Ihr Mathelehrer."
Einen Moment herrschte Stille, dann fragte Laney: "Bist du da ganz sicher?"
Greg hörte, wie Daniel Luft holte – vermutlich, um sich empört zu verteidigen – aber Laney ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
"Ich frage dich das nicht, weil ich dir nicht glaube", fuhr sie ruhig fort, "aber das ist keine Spielerei. Das ist eine ernstzunehmende Anschuldigung und man sollte sowas nicht leichtfertig sagen."
"Das weiß ich selber!" fauchte Daniel. "Glauben Sie, wenn ich nur so eine vage Ahnung hätte, wäre ich hier? Ich habe es gesehen!"
"Okay", sagte Laney so sanft, dass es fast wie ein Streicheln klang. "Okay."
Wieder sagte lange keiner von beiden ein Wort.
"Dann habe ich eine andere Frage", meinte Laney schließlich. "Wieso kommst du damit zu mir? Wir kennen uns nicht und ich kenne Mr. Phillips nicht. Ich war noch nie an eurer Schule."
"Aber sie kennen Sam. Und Sam...Ich glaube, sie mag Sie ziemlich gern. Jedenfalls redet sie oft von Ihnen und erzählt Ihnen Sachen, die sie sonst keinem erzählt. Nichtmal mir."
"Und doch hat es nicht dazu gereicht, mir zu sagen, dass ihr Mathelehrer sie misshandelt."
"Mir hat sie es auch nicht gesagt. Außerdem, hätten Sie ihr denn geglaubt?"
"Ja, denn sie hätte keinen Grund gehabt, mich anzulügen. Jedenfalls keinen, von dem ich wüsste. Aber auf mich kommt es dabei auch gar nicht an. Warum hat sie es nicht ihren Eltern gesagt? Oder dem Vertrauenslehrer. Ihr habt doch sicher einen."
Daniel schnaubte verächtlich. "Kennen Sie den Spruch: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus?"
"Ja. Aber das hier ist etwas anderes. Oder sollte es zumindest sein."
"Mr. Phillips ist einer unserer fünf Vertrauenslehrer."
"Oh."
"Alle würden uns für verrückt erklären!"
Stille. Greg war sicher, dass Laney jedes ihrer nächsten Worte jetzt gut abwägte.
"Daniel, ich will ehrlich sein", sagte sie schließlich ernst. "Nach allem, was du mir gerade erzählt hast, kann ich nicht viel tun."
"Aber ich..."
"Ich habe gesagt, ich glaube dir, und das tue ich auch. Aber du kannst nicht abstreiten, dass ich definitiv kein Lehrer an eurer Schule bin, und ich bin auch kein Elternteil von einem von euch. Ich bin nichtmal mit euch verwandt. Solange keine weiteren Fälle von Misshandlung durch Mr. Phillips auftauchen, ich meine, solange kein anderer Schüler zugibt, von diesem Mr. Phillips misshandelt worden zu sein, habe ich nichts in der Hand. Ohne einen begründeten Verdacht oder handfeste Beweise, kann ich nicht einfach in eure Schule stürmen und euren Mathelehrer beschuldigen."
"Dann lassen Sie uns also hängen."
"Das habe ich nicht gesagt." Greg konnte das Lächeln in Laney's Worten praktisch hören. "Ich habe nur noch nicht genug, womit ich arbeiten kann. Wann habt ihr das nächstemal Mathe?"
"Morgen."
"In welcher Stunde?"
"In der letzten."
"Das trifft sich gut. Lass' Sam nicht alleine bei Mr. Phillips und wartet nicht auf mich. Ich möchte mit ihm reden und zwar allein. Und ich möchte nicht, dass er weiß, dass ihr mich kennt, okay? Je weniger Wind wir erstmal machen, desto besser. Dann sehen wir weiter. Ist das erstmal annehmbar für dich?"
"Ich...Ich denke schon, ja."
"Gut."
Greg hörte, wie die beiden aufstanden.
"Ich würde dir anbieten, dich nach Hause zu fahren, aber ich bin nicht mit dem Auto da."
"Ist schon okay, Miss Stevens, ich nehme den Bus. Außerdem muss ich sowieso zur Schule."
"Ach...Ach ja. So ein verdammter Mist! Ich habe mich irgendwie immer noch nicht daran gewöhnt, dass es ja Morgen ist, wenn ich Dienstschluss habe." Sie seufzte. "Ich werde langsam wohl wirklich alt. – Na komm, gehen wir! Du musst zur Schule und ich...", sie seufzte einmal mehr, "ich muss einer Freundin noch beweisen, dass ich einfach besser Snooker spiele als sie."
Die Stimmen wurden leiser als Laney und Daniel langsam zur Tür liefen. Greg lugte vorsichtig um die Ecke und sah die beiden im Treppenhaus verschwinden.
Es war sehr dünnes Eis, auf dem Laney sich da bewegte. Wenn der Junge recht hatte, dann mussten sie etwas unternehmen. Wenn der Junge unrecht hatte und sich irrte, dann zerstörten sie das Leben eines Unschuldigen. Denn so ein Makel blieb immer an einem haften, egal, ob man wirklich etwas getan hatte oder nicht. Die Menschen waren da komisch. Auch wenn die Unschuld zweifelsfrei bewiesen war, irgendwie musste es ja zur Anklageerhebung gekommen sein, nicht wahr? Greg beneidete Laney nicht um die Entscheidung, die sie zu treffen hatte, aber es sprach für sie, dass sie nicht sofort mit fliegenden Fahnen und Captain Brass in die Schule gestürmt war, um diesen Phillips verhaften zu lassen.
Greg schüttelte den Kopf. Nein, er beneidete Laney wirklich nicht.
AN: Ich weiß übrigens nicht, ob das, was die da haben, wirklich "Empfang" heißt, aber "Rezeption" wäre ja schon dreimal verkehrt. Jedenfalls meinte ich diese "Theke", an der sich immer alle möglichen Besucher oder Zeugen oder weiß-der-Himmel-wer-noch melden. :) Und ich weiß auch nicht, ob die Lady da "Teri" heißt. Das war nur "dichterische Freiheit" meinerseits. Sollte jemand den richtigen Namen wissen, bitte ansagen, dann ändere ich das.
Habe ich irgendwas übersehen? Logische Lücken? Denkfehler? Ist jemand plötzlich total OOC? Anregungen? Ideen? Wünsche? I.
