Oh – gleich 5 Reviews! Für einen FF-Neuling ist das natürlich ein Grund zum Freuen rumspring und jubel

Dann wollen wir doch gleich mal sehen …

A Kiosk Prologue: Danke für das Lob! Freut mich, dass dich die Geschichte trotz alles Skepsis angesprochen hat!

Kasseopeia: Ebenfalls danke! Nun, Severus kann (denke ich) manchmal ganz zivil sein. Allerdings profitiert er ja auch davon, wenn er nicht auf dieser stinklangweiligen Party rumhängen muss … wer steht denn schon auf Partyspielchen im Keller? gg

nina: Danke für den Vorschlag … werde ich vielleicht aufgreifen, auch wenn ich denke, dass die Todesser mit den Begriffen Foltern und Quälen kein Problem haben. Sympathisch erscheinen wollen sie bestimmt nicht.

HermyBookworm: Doch, doch – das soll schon lustig sein. Immerhin sind ja selbst die dramatischsten Szenen in den HP-Büchern immer wieder mit Humor aufgelockert, warum sollte man das also in FFs nicht genauso machen? Und die Situation, in der sich die beiden befinden, ist doch zugegebenermaßen recht absurd – oder?

Rubinonyx: Über die Wendung sag ich hier noch nix – aber ich denke nicht, dass du enttäuscht sein wirst evil grin

So – und jetzt geht's weiter!

Viel Spaß und Reviews nicht vergessen!

Eure Snapeo

Kapitel 2 – Die Nacht hat blaue Augen

„Hör mal, Narcissa. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich darüber sprechen will." Noch im gleichen Moment wusste Severus, dass er genau das Falsche gesagt hatte.

„Etwa, weil es da nicht viel gibt, über das man sprechen könnte?" Narcissa legte den Kopf schief und lächelte ihn herausfordernd an.

Er wollte bereits etwas erwidern, als ihm einfiel, dass ihn Halbwahrheiten und Prahlereien um keinen Deut besser als Lucius erscheinen lassen würden. Und das war er ohne Zweifel. Erhaben über all diese Reinblüter, die sich einbildeten, sie wären besser im Bett, weil sie von magischem Geblüt waren.

Also beschloss er, weiterhin ausweichend zu bleiben. Und bei der Wahrheit – so weit es eben ging.

„Vielleicht das. Und vor allem, weil ich keine Lust dazu habe. Wie du ja schon gesagt hast: Sex ist etwas sehr Privates und ich habe ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass wir bisher ein Verhältnis gepflegt hätten, das Dialoge dieser Art rechtfertigen würde."

„Du traust mir also nicht?" Sie setzte wieder ihr Kleinmädchen-Schmollen auf. Nun ja, sollte sie doch!

„Ich traue generell niemandem. Aber das tut hier auch gar nichts zur Sache. Ich habe eingewilligt, mit dir hier heraufzukommen und nach außen hin den Eindruck zu erwecken, ich hätte mit dir geschlafen. Sonst nichts. Mein Liebesleben geht dich – tut mir leid, wenn das jetzt unfreundlich klingt – nichts an."

„Gut, wenn du meinst. Allerdings wäre ich dir dankbar, wenn du mir trotz allem zuhören würdest. Es gibt da ein paar Dinge, über die ich …" Zu Severus' Überraschung wurde Narcissa plötzlich rot im Gesicht. „ … über die ich noch nie mit einem Mann gesprochen habe."

Oh nein! Hoffentlich erwartete sie nicht von ihm, dass er sich benahm wie einer dieser Muggel-Psychologen, mit denen sein Vater seiner Mutter von Zeit zu Zeit gedroht hatte.

„Weißt du, es wäre mir einfach wichtig, mal eine andere Meinung als die von Bella zu hören. Bella ist so – so anders als ich. Sie versteht mich nicht."

„Aber meinst du nicht, es wäre besser, mit Lucius darüber zu reden? Immerhin ist er … ähem … direkt betroffen." Ein letzter verzweifelter Rettungsversuch.

„Lucius versteht mich noch viel weniger." Gescheitert.

Severus seufzte, dann sagte er langsam: „Also gut – wenn du unbedingt möchtest. Aber nur unter der Bedingung, dass das hier unter uns bleibt. Du wirst niemandem davon erzählen, dass du mit mir … DARÜBER … gesprochen hast. Und ich werde so tun, als hätte ich es nie gehört. Einverstanden?"

„Einverstanden!" Mit einem Mal sah sie ganz glücklich aus. Oh nein, warum hatte sie sich nicht einen Frauenversteher suchen können? Vielleicht Wilkes, der hatte das in der Schule immer ganz gut gekonnt.

„Also gut, dann fange ich einfach mal an. Oder?"

Erwartete sie wirklich von ihm, dass er sich benahm, wie bei einer Psychotherapie? „Bitte." Er machte eine einladende Handbewegung und hoffte inständig, dass seine Beteiligung an diesem Gespräch nicht sonderlich hoch ausfallen würde."

„Auch wenn du mir vielleicht nicht glauben wirst: Lucius ist wirklich der einzige Mann, mit dem ich bisher geschlafen habe. In der Schule gab es zwar ein paar nette Jungs, aber ich habe immer einen Rückzieher gemacht, wenn sie mich … na ja, anfassen wollten. Küssen war ja noch ganz in Ordnung, aber ich habe mich nie wohl gefühlt, wenn ich an der Brust oder … anderswo berührt wurde."

Wie interessant. Wenn es so weiterging, konnte er wenigstens abschalten, ohne etwas verpasst zu haben.

„Einmal - ich hatte mich gerade von einem Jungen getrennt, weil er mehr wollte, als ich - habe ich versucht, mit Bella darüber zu reden. Und weißt du, was sie gesagt hat?"

„Nein." ‚Und ich will es eigentlich auch gar nicht wissen.' Aber das sagte er natürlich nicht.

„Selbst schuld, Cissy. Du hättest dich von ihm ficken lassen sollen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schockiert ich war. Ich meine – schon das Wort ‚ficken' ist doch einfach nur entwürdigend, oder?"

Leider machte sie an dieser Stelle eine Pause. Offensichtlich erwartete sie, dass er nun seine Meinung kundtat. Dabei hatte er noch nie im Leben darüber nachgedacht, ob er das Wort „ficken" nun entwürdigend fand oder nicht. Genau genommen konnte er sich nicht einmal daran erinnern, wann er es zum letzten mal benutzt hatte. Aber vielleicht war ja auch genau das die richtige Antwort.

„Ehrlich gesagt – ich glaube nicht, dass ich jemals ‚ficken' gesagt habe."

„Aber du sprichst ja auch nie darüber. Das zählt nicht."

Aha. Und warum hatte sie dann überhaupt den Eindruck erweckt, sie würde sich für seine Meinung interessieren?

„Als ich dann bei dieser Party vor zwei Jahren Lucius vorgestellt wurde, hat er mich gefragt, ob ich noch Jungfrau wäre. Ich glaube, ihm war das sehr wichtig. In manchen Dingen ist er sehr traditionsbewusst, musst du wissen …"

Falsch! Der große Lucius Malfoy hätte es nur nicht ertragen, sein Eigentum bereits von einem anderen beschmutzt zu sehen. Aber es war wohl besser, seine junge Frau in dem Glauben zu belassen, ihr Gatte hätte lediglich die besten Absichten gehabt.

„Manchmal allerdings …" Sie stockte. „Du versprichst mir doch, dass du niemandem von diesem Gespräch erzählen wirst, nicht wahr?"

„Das hatten wir doch schon! Also zum wiederholten Male: Nein, ich habe kein Interesse daran, dieses Thema mit anderen Personen zu erörtern. Bist du jetzt zufrieden?" Er wusste, dass das nicht besonders freundlich klang, aber sein Geduldsfaden war schon aufs Ärgste strapaziert und er hoffte noch immer, Narcissas Erzähldrang zumindest ein wenig dämpfen zu können, indem er aktives Desinteresse zur Schau trug.

„Okay." Narcissa schluckte. „Ich hab verstanden. Du willst, dass ich meine Klappe halte! Dabei dachte ich immer, du wärst anders als die anderen. Eben weil du nicht so viel redest. Aber ich habe mich getäuscht. Du bist genauso, wenn nicht noch schlimmer! Ein Eisblock, der einzige noch lebende Herzspender oder was weiß ich noch alles – aber ein Mensch bist du nicht, Severus Snape! In diesem Haus gibt es keine Menschen, die Hauselfen sind wahrscheinlich das Menschlichste, was ich in meinem Leben jemals zu Gesicht bekommen werde!" Und dann tat sie etwas, was Severus vollends aus der Fassung brachte: Sie begann zu weinen.

Oh nein. Was tut „Mann" in einem solchen Augenblick? ‚Sitzen bleiben', ermahnte sich Severus selbst. Ihr nur nicht das Gefühl geben, ein paar Tränen könnten ihn plötzlich milde machen. Ganz sicher gehörte er nicht zu den Männern, bei denen weibliche Gefühlsausbrüche einen natürlichen Beschützerinstinkt wachriefen. Ganz im Gegenteil, er war hart und gefühllos – ein Eisklotz eben! Daran würden auch die großen blauen Augen von Narcissa Malfoy nichts ändern …

Noch während er all diese Punkte im Geiste an sich vorüberziehen ließ, stand er (ohne dass er es eigentlich bemerkte) auf und ging zu Narcissa hinüber, die einem Häuflein Elend gleich in ihrem Sessel zusammengesunken war. Erst als er vor ihr stand, begann sein Verstand wieder zu arbeiten. ‚Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich aus dem Staub zu machen', dachte er. Und blieb trotzdem stehen. Mit den hängenden Armen und den schwarzen, unförmigen Todesserroben, die an seiner mageren Gestalt seltsam fehlplaziert wirkten sah er aus, wie ein Schuljunge, der an der Tafel stand und vergeblich nach der richtigen Antwort suchte.

Narcissa hatte den Kopf in ihre beiden Hände gestützt und schluchzte leise. Severus starrte unbeholfen auf ihre bebenden Schultern, als sie plötzlich das Gesicht hob und ihn direkt anblickte. Ihre Augen waren wirklich unnatürlich blau … nicht, dass ihn das sonderlich beeindruckt hätte, aber er hatte noch nie so blaue Augen gesehen. Vielleicht gab es ja einen Spruch, um eine solche Augenfarbe zu erzeugen – natürlich erschien sie ihm jedenfalls nicht. Er wollte etwas sagen, doch kein Wort kam über seine Lippen. Seine Kehle war wie ausgedörrt, als er in die Hocke ging und ihre Hände in seine nahm.

„Narcissa, bitte …", krächzte er, seine Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern.

Ihr Gesicht war seinem jetzt ganz nahe. So nahe, dass ihre Tränen auf seine Brust fielen und sich im schwarzen Samt seines Umhangs kleinen Perlen gleich festsetzten. Sie weinte noch immer. Und ihre Augen waren blau. So unendlich blau. Er kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Ihre Hände waren klein und zart. Hände, die nie hart gearbeitet hatten. Aber schöne Hände. Und blaue Augen. Der Raum begann sich um Severus zu drehen, als hätte er zu viel Feuerwhiskey getrunken. Verdammt, er musste wieder Herr seiner Sinne werden. Das hier war absurd. Vollkommen absurd!

„Warum weinst du?" Er wusste, warum sie weinte. Plötzlich wurde er sich dessen bewusst, dass er selbst gerne geweint hätte. Aus dem gleichen Grund wie sie. Aber er wollte es aus ihrem Mund hören, wollte es hören, bevor … ja, bevor das geschehen würde, wovor er sich von jeher am meisten gefürchtet hatte. Nähe – sie war ihm jetzt schon viel zu nahe. Bei Merlin …

„Ich habe solche Angst, dass ich es nie kennen lernen werde. Dieses Gefühl. Wie es ist, wenn man … wenn man liebt. Wenn man geliebt wird. Liebe machen … nicht ‚ficken'. Lucius hat mich nie geliebt."

„Nein", sagte Severus leise, obwohl er eigentlich gar nicht wusste, dass er überhaupt etwas sagte.

„Gibt es jemanden, der dich liebt, Severus Snape?"

Er wusste, dass ihn seine Mutter geliebt hatte. Doch um diese Art von Liebe ging es hier nicht. Das verstand er instinktiv und erwiderte, ohne den Blick von ihren blauen Augen zu nehmen: „Nein. Da ist niemand."

„Hast du dir einmal vorgestellt, wie es wäre?"

„Ja. Ich habe es versucht. Aber manchmal … manchmal denke ich, ich kann es nicht." Severus war erstaunt über sich selbst. So ehrlich war er in seinem ganzen Leben noch nie gewesen. Am Allerwenigsten zu sich selbst.

Narcissa, das Gesicht noch immer nass von Tränen, packte ihn an den Handgelenken. Ihre Nägel gruben sich in sein Fleisch, so fest, dass es wehtat. Doch er spürte den Schmerz nicht. Er spürte überhaupt nichts mehr.

„Dann lass es uns tun", rief sie mit erhitzter Stimme. „Lass uns lieben. Ich werde dir zeigen, wie es ist und du wirst es mir zeigen."

„Narcissa, das ist Unsinn. Wir können nicht …"

„Nein." Sie schüttelte traurig den Kopf. „Wir können nicht. Aber heute Nacht … weder Lucius noch Voldemort sind in diesem Raum. Niemand ist bei uns, nur wir beide. Oh Severus, ich bitte dich! Ein einziges Mal."

„Und dann?"

„Dann werden wir es wissen."

Severus sah sie an. Ihr Gesicht so nah an seinem. Er glaubte ein Stück ihrer Seele sehen zu können, viel reiner und schöner als alles, was er jemals in seinem Leben gesehen hatte. Sie hatte Recht. Hier gab es keinen Dunklen Lord, keine Todesser, kein Leid und keinen Schmerz – nur sie beide.

Das Zimmer war hässlich. Er selbst war hässlich. Und seine Seele war schwarz.

Doch die Nacht war lang. Und ihre Augen waren blau.