Acht Mächte in Einem Teil 17

Avicus das Götterkind

Das Lächeln des schwarzhaarigen Jungen bleibt aufrecht.

„So sag doch endlich was! Harry, bitte!", fordert Draco und richtet sich auf.

Selbst die sonst so strenge McGonagall hat keine dem entsprechenden Züge aufgelegt. Eher besorgt, betrachtet sie den Jungen, der vor ihnen steht und aussieht, als wäre mit ihm alles in Ordnung. Nur die Tatsache, dass er, wenn man genau hinsieht, leicht transparent ist, macht die Sache skurril.

„Tot? Ich doch nicht!", lacht der junge Gott laut auf und sein Blick fällt auf das tränenüberströmte Gesicht seines Geliebten. Er macht einen Schritt auf diesen zu und lächelt ihn liebevoll an.

„Keine Angst, ich bin nicht tot! Und ich halte mein Versprechen: Ich hole dich zu mir, sobald alles vorbei ist!"

Am liebsten würde sich Draco in die Arme seines Gottes werfen, aber das ist sinnlos, er würde nur wieder den Boden küssen!

Diese Szene verdauend, bringt sich nun der Direktor wieder mit ins Gespräch.

„Harry, kannst du uns nun endlich sagen, was hier passiert ist? Und was ist an dem dran, was Mr. Weasley uns erzählt hat? Das Reich der Toten?"

Dem Tod und auch seinem Sohn kommt es so vor, als wäre die Halle noch nie so lange still gewesen. Liegt das nur an ihnen? Wohl schon..

„Was soll ich ihnen dazu sagen? Ich hab sie dahin geschickt, wo ich alle hinschicke, die es wagen mir in die Quere zu kommen! Im übrigen kann ich es nicht leiden, wenn jemand meinen Freund vergewaltigen will!"

Die Worte haben gesessen, denn die vier Betroffenen senken verschämt die Köpfe.

„Sie haben was!", schreit dafür aber ihre Hauslehrerin und Ekel begleitet ihre Stimme.

„Fast! Aber das ist schon genug. Niemand, ich wiederhole: Niemand rührt meinen Drachen an, sonst wird diese Person sich wünschen mich nie kennen gelernt zu haben!"

Die Eiseskälte in seiner Stimme übertrifft die des schwarzen Gottes bei weitem. Schluckend weichen die Meisten einen Schritt zurück.

„Und wie hast du das gemacht?", erklingt wieder der alte Mann. Avicus wendet seine Aufmerksamkeit ihm zu und hebt eine Braue.

„Na, ein Gedanke reicht ja wohl.. Oder glauben sie, dass ich als Gott einen Zauberstab und irgendwelche dummen Sprüche brauche?", entgegnet er leicht beleidigt.

„Ein Gott?", haucht einer der Lehrer.

„Allerdings, man nennt mich das Götterkind´!"

Mit diesen Worten wendet er sich wieder Draco zu und schaut ihm tief in die grauen Seen.

„Ich werde dich holen kommen, sobald ich Nenawisc besiegt habe! Dann werden wir zu deinen Eltern gehen und uns einen kleinen Urlaub gönnen."

Dracos Augen leuchten bei diesem Satz und er nickt heftig.

„Aber beeil dich, ich will endlich von hier weg!"

„Natürlich, Drache!", lächelt Harry ein letztes Mal, bevor er sich in Nichts auflöst.

Russland. Mittlerweile ist der Himmel über dem Schlachtfeld so schwarz, dass man die Hand vor Augen nicht sehen kann.

Die Dämonenarmee hat sich über das ganze Land verteilt, tötet und vernichtet, was im Weg steht. Blutgeruch ist nichts neues mehr, verstärkt sich nur noch. Trümmer, Ruinen und Leichen säumen den Weg über die Erde. Sie sind schnell, metzeln und lassen sich nicht aufhalten.

Nenawisc hat sich in der Mitte des Feldes einen Thron errichtet und residiert nun dort. Sein Blick schweift über das Land um ihn herum und bleibt an der toten Gestalt des Gegners haften.

Ein verachtender Ausdruck erscheint auf seinem Gesicht und er lacht hohl auf.

„Du bist selbst schuld, du dummer Gott!", raunt er und er schließt die Augen, um zu genießen.

Es entgeht dem Dämon, dass eine kleine Lichtkugel in den Körper des Totogeglaubten fährt.

Eine Energiewelle, fast unspürbar, breitet sich aus. Dennoch nimmt der Dämon sie wahr und reißt die Augen auf.

Ungläubig starrt er auf den Körper, der sich nun einer Marionette gleich, erhebt. Noch immer ist kein Leben in ihm, aber das dürfte nicht mehr lange dauern.

Vollkommen aufgerichtet, schwebt die Leiche über dem Boden, was doch sehr grotesk erscheint. Eine golden schimmernde Aura umgibt ihn und Hunderte goldfarbene, dünne Risse breiten sich über der Hülle aus – denn nichts anderes ist dieser Menschenkörper. Bei diesem Bild kommt man auf den Gedanken, dass die Haut jeden Moment in Scherben zu Boden fällt.

Und tatsächlich geschieht genau das: Die Hülle bricht auseinander und zerfällt letztendlich zu Staub.

Zurück bleibt eine Gestalt, die dem Dämon nur zu bekannt ist: AVICUS!

Eine unheilvolle Macht breitet sich in einer rasenden Geschwindigkeit über die Welt und verspricht Rettung. Die schwarzen Wolken werden durchbrochen und ein Lichtstrahl hüllt das Götterkind ein. Wie ein Messias steht er dort, seine weißen Schwingen ausgebreitet und ein Lächeln auf den Lippen.

„Ich bin ein Gott! Glaubst du das ich sterben kann, wenn meine Eltern der Tod und das Leben sind? Außerdem leidest du doch nicht an Gedächtnisschwund, oder? Mein Aussehen hat sich geändert und mein Körper war sterblich.. Und da dachtest du nicht daran, dass ich noch eine List habe!", höhnisch zieht er eine seiner elegant geschwungenen Augenbrauen hoch.

„Was denkst du, sollen wir nun noch einmal messen, wer der Stärkere ist?"

Ohne zu antworten, wirft sich der Dämon Avicus entgegen. Feuer speiend und Flüche schleudernd. Jeder der Dämonenarmee, der noch anwesend ist, flieht.

In Hogwarts hat der Tod die Leichen verschwinden lassen und hat nun seine Arme um sein blonden Patensohn gelegt.

„Ist alles in Ordnung?", fragt er leise und lächelt sanft.

„Ja, alles ok. Ich hoffe bloß, dass er bald wieder kommt.", erwidert er und lächelt zurück.

Erleichtert atmet der Gott aus und richtet sich auf. Dann wandert sein Blick durch die Halle.

Alle scheinen die Energiewelle wahr genommen zu haben, denn die Gesichter zeigen wieder etwas Hoffnung.

Der neu errichtete Schutzschild Severus´, sorgt dafür, dass niemand mehr hier eindringen kann und Schaden anrichtet.

Dumbledore steht am Lehrertisch und erhebt nun die Stimme.

„Liebe Schüler!", ruft er laut und alle sehen in an.

„Professor Snape... - äh.. Entschuldigung - der Tod, hat ein Schild um die Schule gelegt und so sind wir nun sicher. Ich bitte die Hauslehrer darum, ihre Häuser in die Türme zu bringen und sich um die Schüler zu kümmern!"

Wie befohlen verlassen die Schüler, angeführt von den Lehrern, die Halle. Mit der Ausnahme der Slytherins, da sie ja nun keinen Hauslehrer mehr haben.

Fragend bleiben sie zurück und sehen sich um. Was jetzt?

Severus ignoriert dies geflissentlich und kümmert sich ausschließlich um Draco, welcher nun gefolgt von Genanntem, auf dessen Gemächer zusteuert.

„Was ist mit den anderen?", will der aber wissen. Der Gott zuckt mit den Schultern.

„Was soll sein? Ich bin kein Lehrer, also?" So marschieren sie weiter und verschwinden letztendlich in den Privaträumen.

Dumbledore hingegen hat sich zur Aufgabe genommen, die Slytherins in ihr Haus zu bringen. Dann müsste er sich noch um einen neuen Lehrer kümmern, denn Severus hat sich wohl nun wirklich endgültig davon verabschiedet, Lehrer in Hogwarts zu sein.

Nun gut, er hat dabei wohl vergessen, dass er ihn gekündigt hat. Gut, aber dann bleibt noch immer die Frage, was aus den vier Gryffindors wird.

Ein großes Energiefeld umgibt Avicus und lässt nicht einen Angriff hindurch.

Nenawisc lässt sich davon aber nicht einschüchtern und greift immer weiter an. Schleudert Energiekugeln auf ihn und lässt Feuerbrünste auflodern, die alles verzehrend wüten.

„Ich werde dich vernichten!", schreit der Dämon und ein weiteres Mal zieht er sein Schwert.

Ein Hieb gegen das Schild und das Schwert zerbricht in seine Einzelteile, so, dass nur noch der Griff zurück bleibt.

Mehr Zorn, als je zuvor, lodert in den Augen des Dämons und im Jähzorn beginnt er unkontrolliert seine Attacken runter zu rasseln. Mittlerweile hat sich auch seine Augenfarbe geändert.. In eine tiefes Schwarz, ohne Augenweiß und Iris. Jeder normale Zauberer würde nun die Flucht ergreifen, aber nicht der Gott.

Avicus langweilt sich langsam und außerdem sollte er sich nun seiner Rache zuwenden. Nenawisc hat es sich erlaubt, ihm Schmerzen zuzufügen.

Und diese Schmerzen sind eines Gottes nicht würdig, schon gar nicht, wenn sie von einem Dämon verursacht werden.

So löst er den Schild nun endlich auf und geht zum Gegenangriff über. Nicht, das irgend einer der Angriffe ihn auch nur jucken würden, aber es muss ja nicht sein, dass seine Kleidung verschmutzt wird!

So schleudert auch er mit Lichtblitzen und Energiekugeln um sich und trifft mehrmals direkt den Körper des Dämons.

Natürlich wäre es schön, wenn Nenawisc jetzt einfach tot umfallen würde, aber leider geht das nicht.

Langsam, ganz unbemerkt, formt der Weltenmagier ein Symbol und ein Tor unter dem Dämon öffnet sich.

Erschrocken, in einer unmenschlichen Tonlage kreischend, fällt Nenawisc hinein.

„Was sollen wir mit den Vieren machen? Es ist doch wohl unumgänglich, sie zu bestrafen!"

Professor McGonagall läuft auf und ab, während der Schulleiter in seinem Schreibtischsessel sitzt und nur leicht lächelt.

„Aber aber, Minerva. Ich denke, die Jungs sind schon gestraft genug!", erwidert er und erhebt sich nun ebenfalls. Geht um den Schreibtisch und fasst die Frau am Arm, da sie immer noch auf und ab geht.

Vielleicht hat er auch nur Angst, dass sie ein Loch im Boden hinterlässt.

„Aber Albus! Sie wollten einen Mitschüler verge.. Sie wissen, das man das nicht ignorieren darf!", begehrt sie erneut auf und Dumbledore hebt die Hand, um sie zum schweigen zu bringen.

„Minerva, es reicht jetzt! Ich meine, dass Harry sie genügend bestraft hat. Du hast sie gesehen, wie sie ausgesehen haben, als sie zurück kamen."

Ergeben seufzt sie.

„Na gut, vielleicht hast du recht. Aber ich kann das nicht einfach ignorieren! So etwas ist nicht mehr witzig...!"

Und so verlässt sie das Büro des Schulleiters.

Nenawisc hat sich mittlerweile von dem Sturz erholt und schaut sich um.

„Wo verdammt bin ich hier!", brüllt er dann.

Nichts, kein gar nichts antwortet ihm. Die kalte Wut brennt wieder in ihm hoch und blitzschnell springt er auf die Beine.

„Wo bist du? Zeig dich, ich weiß das du da bist!", knurrt er in die Einöde.

„Na na, nicht so aufmüpfig.", lacht Avicus und löscht den Unsichtbarkeitszauber. Der schwarze Umhang des Gottes ist mittlerweile verschwunden. Nun trägt er nur noch seine übrigen Kleider, die aus einer schwarzen Lederhose und einem tiefroten Hemd besteht.

Elegant fällt er in eine sitzende Position und schlägt das linke Bein über. Nun schwebt er also sitzend in der Luft und mustert sein Gegenüber.

Dem gefällt das überhaupt nicht. Nervös begutachtet er seine Umgebung und versucht einen Fluchtweg für den Notfall zu finden. Wie Nenawisc feststellen muss, gibt es keinen. Dies ist das Gebiet des jungen Gottes, also werden hier auch nach dessen Regeln gespielt. Keine Fluchtwege, geschweige denn irgendeine Möglichkeit sich zu verstecken, oder in Deckung zu gehen.

Es behagt ihm überhaupt nicht, hier fest zu sitzen.

„Gefällt es dir hier? Ich habe diesen Ort extra für dich geschaffen.", erklärt Avicus und beobachtet genau, wie der Dämon sich verhält.

„Es gibt hier nichts, was dir die Langeweile vertreiben würde. Und ich dachte, ich gebe dir einen Vorgeschmack auf die Zukunft.."

Eine Handbewegung und sie sind zurück auf der Erde.

„Du wirst mich da nie wieder hin bekommen!", blafft er den anderen an.

Es scheint ihm zu dämmern, dass er vielleicht doch der Unterlegene sein könnte.

Aber kampflos aufgeben wird er nicht, niemals!

„Glaub mir, du wirst!", stachelt er den Dämon weiter an. Nenawisc aber bemerkt diese Provokation nicht und braust weiter auf.

Schwarzes Feuer scheint in den Augen zu lodern und die dunkle Aura umfängt ihn.

Narzissa und Lucius stehen am Fenster des Speisesaals und sehen hinaus. Noch immer ist der Himmel schwarz, aber ein klitzekleiner Lichtstrahl durchbricht irgendwo die Wolken.

„Schatz, glaubst du, es geht ihnen gut?", erklingt die Stimme der Blonden. Ihr Mann schluckt einmal, schüttelt dann den Kopf.

„Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe es!"

Das Knarren der Tür reißt die beiden aus den Gedanken. Der Elf, Gabriel, hat den Raum betreten. Er verbeugt sich kurz und tritt dann neben die beiden. Eine Weile schaut auch er hinaus, dann wendet er sich Lucius und Narzissa zu.

„Sie machen sich Sorgen?", fragt er.

Gleichzeitig nicken sie mit den Köpfen. Eine Träne bahnt sich über die blasse Wange der Frau und sie seufzt.

„Es geht ihnen gut. Der Herr kämpft mit dem Dämon und er wird gewinnen. Bald schon werden sie ihren Sohn wiedersehen!"

Dann entfernt sich der Elf wieder.

In der Zauberschule sitzt ein blonder Junge am Fenster und betrachtet die Sterne.

„Bals sehen wir uns wieder, Mum, Dad! Und dann machen wir zusammen Urlaub!",

flüstert er und geht dann zurück zum Sofa, wo sein Pate auf ihn wartet.

„Iß was, Draco.", sagt der Gott und deutet auf einen Teller. Etwas angewidert nimmt sich der Blonde etwas von diesem und schiebt es sich in den Mund.

„Muss ich noch mehr? Hab absolut keinen Hunger!" Ein flehender Blick unterstützt die Worte.

„Nein, aber das isst du auf!" Draco lächelt zustimmend.


Ende!

Bis zum nächsten Teil, bye Psycho-Puma