Kapitel 3 – Erinnerungen

Dieser Tag begann eigentlich wie immer. Hand in Hand betraten Ginny und Draco die Große Halle. Wie erwartet blickten Harry und Hermine auf. Bevor Ron es sehen konnte, ließ Ginny schnell los. Hermine lächelte Ginny an, die sich zum Gryffindor-Tisch begab. Es war Ginnys sechstes Jahr in der Zauberschule Hogwarts. Draco würde dieses Jahr von der Schule abgehen, es würde schwer werden, sich zu sehen, denn sein Vater hasste die Weasleys und hasste somit auch Ginny. „Guten Morgen Ginny", sagte Ron und lächelte. Doch sie antwortete nicht. „Was machst du heute Mittag?", fragte Hermine und kaute auf einem Stück Brötchen herum. „Ich gehe mit Draco heute Mittag zu den Drei Besen. Ihr wisst doch, es ist Hogsmeade-Wochenende." Sie sah, wie Ron mit den Augen rollte und Harry betroffen zu Boden blickte. Hermine nickte nur genervt und wandte sich dann wieder ihren Brötchen zu. „Ihr müsst es sagen, wenn euch was nicht passt", sagte Ginny und gab wie üblich sich die Schuld. „Nein, Nein es ist alles okay", warf Harry ein und stand auf, „nun, es ist Samstag. Wir haben Quidditch Training. Ron komm wir müssen!" Ron nickte und sah zu Hermine. „Moment Harry, Herm mein Schatz was machst du heute?", wisperte er verführerisch. „Netter Versuch Süsser", erwiderte sie und küsste ihn, „aber ich muss lernen!" - „Aber mit Ginny hättest du etwas unternommen!" Beleidigt lehnte er sich zurück und sah sie stur an. „Ja, weil sie immer bei Draco ist und wir uns deswegen lange nicht mehr Mittags gesehen haben". Ginny schmiss ihr Brötchen auf den Teller und ging aus der Halle.

Draco und Ginny gingen langsam Hand in Hand durch den Schnee. „Draco, weißt du... was wird aus uns wenn du von der Schule gehst? Ich meine dein Vater-" - „Überlass das mir, ich werde mich um ihn kümmern, wir werden uns sehen, versprochen!" Er küsste sie. Ein beruhigendes Gefühl stieg in ihr hoch. „Ginny mein Schatz, tut mir furchtbar leid aber ich muss jetzt los", sagte Draco und gab ihr abermals einen Abschiedskuss. „Wo musst du denn hin?", fragte sie und sah ihn an. Er war in letzter Zeit oft weg gewesen ohne ihr zu sagen, wohin er musste. „Erklär ich dir später!" Er bog mit schnellen Schritten um die nächste Ecke und sah zu Boden. „Verdammt, warum tue ich das?", sagte er zu sich selbst und griff sich bedrückt an den Kopf. Schritte kamen auf ihn zu und eine kalte Hand packte ihn an der Schulter. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr! Los, wir müssen weg", sagte Lucius Malfoy und zog Draco mit sich. „Vater, ich will nicht wieder dort hin!" - „Du warst wohl wieder bei dieser Weasley, oder! Die hat dir diese Flausen in den Kopf gesetzt. Draco, du bist mein Sohn, wieso gibst du dich mit diesem Abschaum ab!" Er schnaubte und gab Draco einen Ruck, der hieß, dass er schneller laufen sollte. „Ich liebe sie!" Doch Lucius antwortete nicht. Als sie wieder in Hogwarts angekommen waren stiegen sie eine ewig langen Treppen hinauf, die zum Nordflügel führten, wo sich ein verstecktes Zimmer befand. Lucius schloss die Tür auf und verbeugte sich vor dem Meister, vor dem er sich noch viele Male verbeugen würde. Vor Lord Voldemort. „Lucius, beginnen wir gleich", sagte Voldemort und zog seinen Zauberstab aus dem Umhang. „Jawohl Meister!" Lucius trat bei Seite und ließ Draco alleine stehen. Dieser riss die Augen auf und erstarrte. Er wusste nicht was hier vorging, doch eines war sicher: Es hatte nichts Gutes zu heissen. „Amentum Idane!" Ein gelber Lichtstrahl strömte aus dem Zauberstab von Voldemort und traf Draco, der ohnmächtig zu Boden fiel.

Am Abend saß Ginny, über Magische Runen gebeugt, auf einem Sofa im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. „Ginny, wir gehen spazieren", sagte Hermine und nahm Ron bei der Hand. „Ist okay, wo geht ihr denn hin?", erwiderte sie und schaute von ihrem Buch auf. „Ehm…" Hermine zögerte. „Nicht weit weg, nur... nur, na ja. Bis gleich! Übrigens, Harry ist auch weg." Mit diesen Worten verschwanden sie aus dem Gemeinschaftsraum. Ginny zog die Augebrauen hoch, sah sich um, ob niemand sonst im Gemeinschaftsraum war, stand dann auf und machte sich auf den Weg in den Jungenschlafsaal. Ginny drückte die Klinke herunter und suchte nach Harrys Bett, das sie sofort an der kleinen Schnatzfigur auf dem Nachttisch erkannte. Sie ging an seinen Kleiderschrank und suchte darin nach dem Tarnumhang. Als Ginny ihn gefunden hatte zog sie ihn aus dem Schrank und zog ihn sich über.

Weit entfernt hörte sie die Schritte von Ron und Hermine, die den Kerker hinabstiegen. Doch was wollten sie dort! „Hermine, was tun wir hier?", fragte Ron und sah sie erwartungsvoll an. „Ron, Draco hat sich heute als er zum Abendessen kam sehr merkwürdig verhalten. Ich habe dabei kein gutes Gefühl", erwiderte sie, verschnaufte und fuhr dann fort: „Ist dir aufgefallen, dass er eine Zeitlang schwarze Augen hatte? Ich meine richtig Schwarz!" - „Ach du spinnst doch!" - „Nein ehrlich." Ein lauter Schlag unterbrach ihr Gespräch. Sie spähten um die Ecke und sahen Draco, der gemein lächelte. Sie blieben sofort stehen. „Au, Ron mein Fuss!" Draco wandte sich um. „Wer ist da?", zischte er und ging auf Ron und Hermine zu. Ginny trat ein paar Schritte zurück, so dass sie um die Ecke trat, aber dennoch sehen konnte, was sich abspielte. „Na sieh mal an, Wiesel und Schlammblut!" Draco grinste schelmisch. Hermine erstarrte. „Wie kannst du so was sagen, wir sind deine Freunde!" Hermine schossen Tränen in die Augen. „Freunde? So nennt man das Gefolge, seine Untertanen, oder? Na ja, wie auch immer…" Er zog seinen Zauberstab aus der Tasche. „Nun, rothaariger Junge, hast du deinen letzten Tag gelebt!" Ginny hielt den Atem an. „Ja ja, wie sehr habe ich auf diesen Tag gewartet, ein unschuldiger Körper, und meine Macht wir davon zehren!" Hermine schaute skeptisch. „Ron, das ist nicht Draco!" Doch er achtete nicht auf sie. „Oh du bist noch in Hermine verknallt, und jetzt willst du mich aus dem Weg räumen, um an sie ran zu kommen, oh Draco du bist so link", sagte Ron und stellte sich vor Hermine. Draco hob den Zauberstab. Seine Augen färbten sich schwarz. „Avada Kedavra!" - „Roon!" Hermine schmiss sich vor Ron und der Todesfluch traf sie. Leblos fiel sie zu Boden. Ginny schluchzte. Draco stürzte zu Boden. Als er aufstand wurden seine Augen wieder so wunderschön mausgrau, wie es Ginny von ihm kannte. Ron hatte Hermine im Arm und weinte. Er ließ sie los und ging auf Draco zu. „Du", schrie er. „Was hast du getan, du widerliches Scheusal!" Draco schubste ihn bei Seite, zog eine kleine Flasche aus seinem Umhang und kippte sie Hermine in den Mund aus. Sie schlug die Augen auf. Ron stürzte auf sie zu und umarmte sie. Draco lief eine Träne die Wange hinunter. Er schmiss die Flasche auf den Boden und ging auf Ginny zu. „Ich kann dich sehen." Er lächelte betroffen. „Kannst du mir sagen, was passiert ist?" Ginny schnaubte. „Draco, du hast sie umgebracht!" - „Ich habe meine beste Freundin umgebracht und gleichzeitig wieder zum Leben erweckt, was für eine Ironie!" Er weinte. Im Moment wusste sie nicht warum, aber sie empfand Mitgefühl.

Draco?"

Ginny?"

Ich glaube es ist zu viel passiert!"

Was?"

Es ist zu viel passiert, als dass es so weiter gehen könnte!"

Ginny"

Und mit Hermine…"

Du weißt genau, dass da nichts mit uns beiden war!"

Draco!" Sie sah zu Boden. Als sie wieder aufsah, weinte sie. „Es ist vorbei!" Sie drehte sich um und ging den endlos scheinenden Gang entlang ohne noch einmal zurück zu blicken.