ZAG-Ergebnisse und Sicherheitsmaßnahmen
In Rons Zimmer angekommen warf Hermine sich auf sein Bett und japste: „Gib mir jetzt meinen Brief, Ron, oder ich verhex dich!"
„Dann werfen sie dich von der Schule; das weißt du!" meinte Ron und er und Harry setzten sich ebenfalls. Hermine war ganz weiß geworden, zog dann eine Schnute und riss Ron den Umschlag aus der Hand. Harry und Ron öffneten jetzt ebenfalls gespannt ihre Briefe.
Hermine quiekte auf und sprang mit einem Satz vom Bett, während Rons Miene immer ungläubiger wurde. Harry hielt sich den Zettel vor´s Gesicht und las:
„Sehr geehrter Mr. Potter,
Herzlichen Glückwunsch zu den von Ihnen erreichten Zauberergraden! Hier sind Ihre Ergebnisse:
Zauberkunst: G
Zaubereigeschichte: A
Zaubertränke: A
Kräuterkunde: G
Verwandlung: G
Verteidigung gegen die dunklen Künste: O
Wahrsagen: M
Pflege Magischer Geschöpfe: E
Astronomie: G
abschließende Note im Fach Fliegen: O
Diese Noten entsprechen nach folgender Bewertung:
O – Ohnegleichen
E – Erwartungen übertroffen
G – Geschafft
A – Annehmbar
Z – Zweifelhaft
M – Mies
T – Troll
exakt sechs erreichten Zauberergraden.
In den Fächern Zaubereigeschichte, Zaubertränke und Wahrsagen sind auf Ihren Wunsch eine Nachprüfung oder Nachhilfeunterricht möglich. Berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Fächerauswahl und besprechen Sie sich mit Ihrem Hauslehrer. Die Prüfungskommission wünscht Ihnen noch geruhsame Ferien und ein erfolgreiches 6. Schuljahr!
i.A. Professor Tofty und M. McGonagall"
Harrys Grinsen wurde immer breiter. Sechs ZAG´s! Er konnte stolz auf sich sein! Allerdings; das Grinsen verschwand; Nachhilfe in Zaubertränke?
„Verdammt!" fluchte Ron, während Hermine mit tränenfeuchten Augen am Fenster stand und mit beiden Händen den Zettel auf die Brust presste. Sie war besorgniserregend rot im Gesicht, doch Harry wandte sich erst einmal fürsorglich seinem besten Freund zu. Hermine würde sich die Aufmerksamkeit der beiden in den nächsten Sekunden ohnehin sichern. Das hieß, wenn sie jemals wieder anfing, zu atmen.
„Na, Ron? Wie sieht´s aus?"
„Oh, nicht schlecht! Gar nicht schlecht! Zauberkunst: A, Zaubereigeschichte: G ..."
„Bei mir ist´s genau andersrum."
„Zaubertränke: A. Das ist Mist! Nachprüfung oder Nachhilfe!"
Harry zeigte ihm seinen Zettel.
„Du auch? Na, immerhin!"
Hermine räusperte sich einmal in einem fast unhörbaren, hohen Hundeton, doch die Jungen ignorierten sie geflissentlich.
„Du hast ein M?" Ron lachte, „In Wahrsagen? Natürlich! Hey, ich hab zumindest ein Z!"
„Schön für dich!" sagte Harry gespielt beleidigt, „Und, sollen wir es noch mal belegen?"
Als Ron alle Gesichtszüge entglitten, prustete Harry heraus.
„Witzig, Potter, echt!" Ron schubste ihn halbherzig, „Ich hab in Fliegen ein E; das ist krass! Charlie wird voll gucken!"
„Sonst haben wir die gleichen Noten, nicht?" fragte Harry. Ron nickte und ergeben drehten sie sich zu Hermine um, deren Gesicht mittlerweile einen hübschen, ausgeglichenen Violettton angenommen hatte.
„Hier! Schaut mal!" Wieder sprach sie so hoch, dass Ron meinte, der Nachbarshund, der eigentlich 50 Kilometer entfernt wohnte, müsste vorbeikommen.
„WOW!" entfuhr es Harry, als er Hermines Brief zur Hand nahm, „Hör dir das an, Ron!
„Sehr geehrte Miss Granger,
wir möchten Ihnen herzlich gratulieren und Sie mit der beiliegenden Urkunde auszeichnen, da seit nun mehr 21 Jahren kein so gutes ZAG-Ergebnis erreicht wurde wie von Ihnen im letzten Jahr! Hier sind Ihre Ergebnisse:
Zauberkunst: O
Zaubereigeschichte: O
Zaubertränke: E
Kräuterkunde: O
Verwandlung: O
Verteidigung gegen die dunklen Künste: O
Alte Runen: O
Arithmantik: O
Pflege Magischer Geschöpfe: O
Astronomie: E
abschließende Note im Fach Fliegen: G
Diese Noten entsprechen bei folgender ... blablabla ... exakt ZEHN! Zauberergraden."
„Hermine, ich bin platt! Ich meine, wirklich platt! Ich weiß ja, dass du gut bist, aber ich dachte, ein solches Ergebnis wäre sogar bei dir Klischee!" Ron sah sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Skepsis an, „Hast du dich sehr geärgert über die beiden E´s und das G?"
Er klang sehr vorsichtig, doch Hermine winkte ab: „Ihr wisst doch, warum wir bei der Astronomie-Prüfung schlechter abgeschnitten haben, als es eigentlich der Fall gewesen sein müsste!"
„Äh, ja, klar!" sagte Harry matt und dachte, dass er garantiert nicht besser gewesen wäre, wenn sie nicht vom Schuldach aus diesen feigen Angriff auf Hagrid und McGongagall beobachtet hätten.
„Nun, das E in Zaubertränke ist etwas ärgerlich, aber es war zu erwarten. Schließlich haben die Lehrer bei den ZAG-Noten auch noch ein winziges bisschen mitzureden."
„Echt? Das wusste ich nicht!" Ron besah sich noch einmal seine Noten auf der Suche nach Ausreden.
„Und Fliegen ... na ja. Ich werd´s nächstes Jahr belegen. Das kann ich schließlich nicht so stehen lassen!"
„Natürlich nicht!" Harry schüttelte nickend den Kopf und guckte verwirrt von Hermine auf ihren Zettel.
„Aber jetzt dreh doch mal um, Harry!" Hermine hüpfte wie ein Flummi auf und ab.
„Liebe Miss Granger,
Professor Dumbledore und ich freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie im folgenden Schuljahr zur Schulsprecherin ernannt werden!"
„Nein!" kam es von Ron, dann wurde er von einem Haufen Haare erstickt. Hermine hatte sich jubelnd auf ihn geworfen, ihn dabei umgekippt und nun lagen die beiden nebeneinander wie zwei Käfer auf dem Rücken.
„Ist das nicht ... das ist doch ..." Hermine konnte sich nicht fassen und Harry las schnell weiter, solange sie noch nach Worten suchte:
„Bitte erfüllen Sie diese Aufgabe so gewissenhaft, wie Sie allen Ihren bisherigen Pflichten nachkamen. Wir sind sehr stolz auf Sie und Ihre Leistungen und erwarten, dass wir dies auch weiterhin sein können.
Herzliche Grüße, Minerva McGonagall
Das ist echt krass!" Harry zog Hermine mit der rechten Hand hoch und sie strahlte ihn an: „Ja, nicht? Das MUSS ich meinen Eltern erzählen! Die werden platzen vor Stolz! Überlegt mal: seit 21 Jahren ... und Schulsprecherin! Ich kann es noch gar nicht glauben! Ich freu mich so!"
Sie lachte auf, doch dann wurde ihr Gesicht ernst: „Ich freu mich ehrlich, Harry! Glaub jetzt nicht, dass ich hier Theater spiele!"
Harry schüttelte abwehrend den Kopf: „Das hab ich nie geglaubt! Ich weiß doch, dass du dich freust! Und ich find´s auch total klasse!"
Er umarmte Hermine kurz, dann sprang sie vom Bett: „Ich muss mal Rons Eltern fragen, wie ich mit Mum und Dad Kontakt aufnehmen kann!"
Harry nickte, als sie schon längst aus der Tür war und guckte dann zu Ron, welcher noch immer etwas erschlagen und mit einem unbeschreiblichen Gesichtsausdruck auf dem Bett lag.
„Sie ist ´ne ganze Nummer zu groß für mich, oder?"
„Was?" Harry hatte halb nicht hingehört und den Rest nicht wirklich verstanden, doch Ron schüttelte den Kopf, stand auf und hob seinen Brief vom Boden auf: „Mal schauen, was hier noch so drin ist. Der ist ja ziemlich dick!"
„O.K." Harry sah ihn noch ein paar Sekunden verwundert an, vertiefte sich dann aber ebenfalls in die restlichen Zettel.
„Hier, das ist eigentlich der erste!" Harry zog ein offizielles Schreiben mit dem Siegel von Hogwarts und den Unterschriften der Professoren Dumbledore und McGonagall hervor.
„Liebe Schülerinnen und Schüler,
das neue Schuljahr in Hogwarts beginnt am 1. September. Der Hogwarts-Express fährt wie üblich pünktlich vom Gleis 9 ¾ vom Bahnhof King´s Cross in London ab. Anbei finden Sie Ihre Zauberergrad-Bescheinigungen, eine Übersicht über die Pflicht-, Wahl- und Crashkurse im nächsten Jahr, eine Liste mit empfohlenen Kursen, eine von Ihnen auszufüllende Liste mit Ihren gewählten Fächern, die Bücherlisten und einen offiziellen Brief von der Schulleitung. Letzterer muss von Ihnen und Ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten unterschrieben werden, damit wir versichert sind, dass Sie diese Informationen erhalten haben. Wir bitten Sie, jedes Schreiben sorgfältig durchzulesen und bei der Wahl Ihrer Fächer alle Hinweise zu beachten sowie alle angegebenen Termine einzuhalten. Die Schulleitung und das Kollegium freuen sich, Sie im neuen Schuljahr wieder in Hogwarts zu begrüßen!
Albus Dumbledore und Minerva McGonagall
P.S.: Wir freuen uns, den neuen Sechstklässlern mitteilen zu können, dass Ihnen vom Beginn dieses Schuljahres an das Freizeit-Zaubern erlaubt ist. Genaue Definition können Sie in der „Geschichte Hogwarts" nachlesen."
„Freizeit-Zaubern, oh, Mann!" jubelte Ron und boxte mit den Fäusten in die Luft.
„Was heißt das?" fragte Harry.
„Wir dürfen Kleinigkeiten zaubern wie ´n Glas Saft oder Klamotten zusammenlegen oder so. Wir müssen nur aufpassen, dass wir´s nicht übertreiben, sonst gibt´s Ärger mit dem Ministerium. Fred und George mussten das natürlich ausreizen."
„Gehen wir doch mit dem Brief gleich mal runter." schlug Harry vor. Beide standen auf und gingen die Treppe herunter.
Hermine hing wie ein schlapper Teddy in Mrs. Weasleys Armen und die Zwillinge sahen doch tatsächlich sprachlos und mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Abscheu auf Hermines Brief. Ron zog fragend die Augenbrauen hoch und Bill sagte grinsend: „Mum ist hin und weg! Und auf Ginny lastet jetzt ein ganz schöner Druck!"
Ginny zog eine Schnute und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich glaub, ich geh lieber wieder! So doll sind meine Noten dann doch nicht!"
„Quatsch!" Harry hielt Ron am Arm fest und da ließ Mrs. Weasley Hermine endlich los: „Ach, ich bin ja so furchtbar stolz auf dich, meine Liebe!" Sie drückte ihr noch einen dicken Kuss auf die Stirn und schob die schwankende Hermine weiter zu ihrem Mann. Mr. Weasley schüttelte Hermine die Hand und ging dann mit ihr zum Fenster.
„Amber leiht dir ihre Eule, Hermine. Dann kannst du deinen Eltern von deinen Noten schreiben und wenn du magst, kannst du sie auch einladen. Sie könnten in zwei Tagen vorbeikommen. Bis dahin sollten wir diese Hütte etwas auf Vordermann gebracht haben und dann geben wir ein kleines Fest."
„Oh, Mr. Weasley, ehrlich?" Hermine hüpfte hoch vor Freude, fiel Rons Vater, als er lächelnd nickte, um den Hals und setzte sich sofort hin, um einen Brief an ihre Eltern zu schreiben.
„Dann müssen wir ihnen noch Zugverbindungen raussuchen!" sagte Hermine und grinste, als Bill schon mit einem Plan neben ihr stand.
„Na, Jungs, wie sieht´s aus?" Dean stellte sich neben Harry und Ron.
„Ganz gut. Und bei dir?"
„Ebenso." Harry und er tauschten ihre Listen aus, während Ron sich wappnete, seiner Mutter gegenüber zu treten.
„Oh, Ron! Lass doch mal sehen!" Schon hatte sie ihm den Zettel weggeschnappt, ohne dass der arme Ron auch nur ein erklärendes Wort hervorbringen konnte. Mrs. Weasley brauchte beunruhigend lange für den kurzen Zettel, fand Ron. Er war so nervös, dass er Hermine, die sich neben ihn stellte, nicht beachtete. Langsam, ganz langsam breitete sich auf Mrs. Weasleys Gesicht ein Lächeln aus und Ron sackte seufzend in sich zusammen.
„Schau mal, Arthur! Ein O und zwei E´s! Sechs ZAG´s!" Während ihr Mann über ihre Schulter in Rons Noten guckte, fielen den Zwillingen die Kinnladen herunter.
„Na, hattet ihr zusammen sechs?" fragte Hermine frech; offensichtlich stolzer auf Rons sechs, als auf ihre zehn ZAG´s.
„Harry, wie sehen denn deine Noten aus?" erklang da Mrs. Weasleys Stimme und Harry ging ihr entgegen: „Och, so ziemlich so wie Rons."
„Ein O in Fliegen! Phantastisch! Ich muss dich unbedingt mal sehen!" sagte Mr. Weasley und klopfte Harry auf die Schulter. Dieser lächelte unsicher. Dies war so ein „Eltern-und-ihre-Kinder-begucken-die-Noten-und-freuen-sich-Ding" und er fühlte sich etwas fehl am Platze.
Er wusste, dass sich die Dursleys einen feuchten Dreck um seine ZAG´s scheren würden. Und er wusste auch, dass er sie Sirius nicht würde zeigen können. Harry biss sich auf die Lippe, konnte aber die aufsteigenden Tränen nicht unterdrücken und flüchtete nach draußen gerade in dem Moment, in dem Mrs. Weasley ihn ebenfalls einmal umarmen wollte.
Er verkroch sich in die hinterste Ecke des Gartens und weinte sich einmal richtig aus. Es war so unfair! So wahnsinnig unfair! Hermine konnte ihren Eltern schreiben und sie sogar einladen! Bei Ron freuten sich neben den Eltern auch gleich eine Handvoll Brüder und eine Schwester mit! Er wurde sogar von zweien seiner Brüder beneidet und ungläubig angesehen! Wahrscheinlich war sogar Pig begeistert, denn so aufgedreht konnte nicht einmal diese Eule ohne Grund sein!
Harry vergrub sein Gesicht in den Armen und schluchzte. Natürlich freuten sich Mrs. und Mr. Weasley auch mit ihm, doch es war nicht dasselbe! Harry war sich sicher, dass Sirius stolz auf ihn gewesen wäre. Harry wünschte sich so sehr, dass Sirius jetzt bei ihm sein könnte, dass er aufschluchzte und mit der Faust auf den Boden schlug. Außer, dass nun seine Finger wehtaten, hatte er damit nichts erreicht.
Alle Weasleys, Hermine, Amber und Dean machten bedrückte Gesichter und Hermine und Ron wollten Harry sofort nachgehen, doch Bill hielt sie zurück: „Lasst ihm mal ein paar Minuten! Der kommt spätesten zum Mittagessen wieder!"
Ron schluckte, fügte sich aber und forderte dann alle auf, sich mal zu setzen, damit er den Brief von Dumbledore vorlesen konnte.
„Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,
Sie haben alle die Nachrichten über die Geschehnisse in den letzten Wochen verfolgt. Daher teile ich Ihnen nichts Neues mit, wenn ich sage: Lord Voldemort, der dunkelste Zauberer unserer Zeit, ist zurückgekehrt. Die Schüler haben Ende des vorletzten Schuljahres bereits davon erfahren, doch angesichts der Bemühungen des meiner Meinung nach inkompetenten Ministeriums, eben dies zu verleugnen, ist das Ganze etwas in Vergessenheit geraten. Was ich Ihnen in diesem Schreiben nun aber mitteilen möchte, ist, dass wir, die Lehrer der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, bereits auf dieses Ereignis reagiert haben. Ich möchte Ihnen einige Fakten nennen, die im folgenden Schuljahr die Schule und ihre Schüler sichern werden.
Wir begrüßen in unserem Kollegium neben den geschulten, zuverlässigen Kräften der letzten Jahre zahlreiche Neuzugänge:
Aurorin Hestia Melissa Jones, Orden der Merlin 3. Klasse, Spezialistin für Fremd- und Rückverwandlungen und Tarnung
Aurorin und Forscherin Emmeline T. Vance, Spezialistin auf dem Gebiet der Trankforschung, - herstellung und Heilung
Auror Elphias Doge, Orden der Merlin 2. Klasse, Meister im Duellieren
Auror Kingsley I. Shaklebolt, Leiter der Aurorenzentrale des Zaubereiministeriums, Meister im Duellieren ... Na, das ist ja klasse! ...
Aurorin N. Phyllis Tonks, Spezialistin für Verwandlung und Tarnung, ausgezeichnet vom Zaubereiministerium für ihre Verdienste während eines Gnomaufstandes in Finnland ... Und das wird immer besser! Bald wimmelt Hogwarts vor Auroren! Dann kann uns wohl so ziemlich gar nichts passieren! ...
Auror Alastor W. Moody, Orden der Merlin 1. Klasse, zahlreiche Auszeichnungen durch das Zaubereiministerium für seine Verdienste im ersten Kampf gegen Voldemort, Meister im Duellieren
Drachenpfleger Charles Robert Weasley ... Moment mal! Das habt ihr mir ja gar nicht erzählt!" Ron sah empört auf seine Eltern und seinen Bruder. Dieser grinste: „Lies erst mal weiter, Ronnie! Das wird noch viel lustiger!"
Ron runzelte die Stirn, fuhr aber fort: „ ... ehemaliger Hogwarts-Schüler, ausgezeichnet vom Büro für Tierwesen für seine Arbeit mit Drachen in Rumänien
Fluchbrecher William Paul Weasley ... das kann doch nicht euer Ernst sein!"
„Lies weiter!"
„ ... ehemaliger Hogwarts- Schüler, ausgezeichnet von der Gringotts-Bank und dem ägyptischen Zaubererverein „Sphin-X" für seine Erfolge in der Fluchbrechung
Ministeriumsabgeordneter Walter Benjamin, Leiter der Abteilung für innere Organisation
Ministeriumsabgeordneter Arthur M. Weasley ..." Ron nahm langsam den Zettel runter und starrte fassungslos in die Runde. Hermine, Ginny und Dean staunten ebenfalls mit offenem Mund und Harry, der sich leise schniefend angeschlichen, zog überrascht die Stirn kraus.
„Was kommt als nächstes? Unterrichtest du im nächsten Jahr auch, Mum?"
Mrs. Weasley kicherte geschmeichelt, winkte aber ab.
Ron, der das weniger als Kompliment, sondern eher als verdammt ernst gemeinte, angstvolle Frage meinte, machte kurz „Ah!" und räusperte sich dann, um weiter zu lesen:
„... Leiter der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten
Alice Minora Creevey, ausgebildet bei Olivander´s"
„Creevey? Die Mutter von Colin und Dennis Creevey?" fragte Hermine zweifelnd und Mr. Weasley nickte: „Ihr werdet bald merken, was das alles für einen Sinn hat."
„Hoffen wir´s!" meinte Ron wenig überzeugt, „Dann also mutig weiter. Vielleicht dürfen ja auch die Malfoys und oder Nevilles Grandma unterrichten ... ich wüsste nicht, wen ich schlimmer fände!
Meta J. Rosenstein, Spezialistin auf dem Gebiet der Fluchbrechung, -aufhebung, -abwehr, -abschwächung und –umkehrung ... was denn, da gibt´s so viele Unterschiede?"
Bill nickte: „Und eben deswegen kommt sie nach Hogwarts. Um eure unwissenden Köpfe mit nützlichen Fakten zu füllen. Sie eine Koryphäe auf dem Gebiet!"
„Hast du was mit ihr?" fragte Charlie skeptisch und Bill schüttelte lachend den Kopf:
„Meine Güte, nein!"
„Wieso „meine Güte"?" hakte George nach.
„Ihr werdet es erfahren! Lies weiter!"
Ron zuckte die Schultern: „Was ich nicht alles erfahren werde in diesem Schuljahr!
Professor Remus John Lupin, Spezialist für Zaubereiforschung, Meister im Duellieren ..."
„John?" kam es von Ginny.
„Zaubereiforschung?" von Hermine.
„Ist „Meister im Duellieren" ein richtiger Titel?" von Dean.
„Er hat einen echten, einen richtigen Professorentitel?" noch einmal von Hermine.
„Spezialist?" von Fred und George.
„Leute, haltet die Luft an! Das nächste ist viel interessanter: Unsere Lehrkräfte werden neben den üblichen Unterrichtsfächern so genannte Crashkurse anbieten, die die Schüler auf Gefahrensituationen vorbereiten und sich auf folgende Gebiete erstrecken:
Duellieren
Verstecken
Abwehr
Flucht
Transport
Verletzungen
Reise. ... Das ist ja echt ein Hammer!"
„ „Verstecken" mache ich!" verkündete Mr. Weasley stolz und hob die Brust. Seine vor ihm sitzende Frau klopfte ihm gutmütig den Bauch.
„Ich mache „Abwehr" zusammen mit Meta und Moody!" sagte Bill und als sich alle Blicke nun Charlie zuwandten, lachte dieser gespielt überheblich: „Ich kriege ein richtiges Fach!"
Amber guckte etwas ungläubig und Hermine fragte behutsam: „Was denn?"
„ „Kampf gegen Magische Geschöpfe". Ist neu!"
„Klingt interessant!"
„War das alles, Ron?"
„Nein! Neben der bisherigen Tarnung der Hogwarts-Schule werden mehrere Frühwarnsysteme außerhalb und neue Schutzzauber auf dem Schulgelände und im Schulgebäude zum Einsatz kommen. Zum garantiert sicheren Transport von Briefen stellt die Schule ihren Schülern eigens dafür ausgebildete Brieftauben und –eulen zur Verfügung. Die Appariersperre um die Schule herum wurde erneuert, verbessert und auch auf das nahe liegende Dorf Hogsmeade ausgeweitet. Sämtliche Kamine der Schule sind gesperrt und ausschließlich im Notfall mit einer von der Schulleitung zu erteilenden Sondererlaubnis nutzbar. Der Hogwarts-Express wurde desillusioniert und mit verschiedenen Schutzzaubern versehen. Mehrere Lehrkräfte werden die Schüler auf ihrem Weg zur Schule begleiten.
Nun liegt es also an Ihnen, liebe Eltern und Erziehungsberechtigten, zu entscheiden, ob Sie Ihre Kinder zurück zur Schule schicken. Ich meine, Sie können dies ohne Bedenken tun, da wir alle in unserer Macht Stehende taten und tun, um Hogwarts zu einem sicheren Ort zu machen, an dem die Schüler geschützt sind und außerdem im Hinblick auf ihren späteren Berufsweg wie auch auf einen eventuellen erneuten Krieg unterrichtet und vorbereitet werden. Ich stehe Ihnen für Fragen und Anregungen immer zur Verfügung, wie auch die stellvertretende Schulleitung Minerva McGonagall und der Auror Kingsley Shaklebolt. Sollten Sie den Wunsch verspüren, sich vor Ort von den Sicherheitsmaßnahmen zu überzeugen, werde ich Sie gerne zu Beginn des Schuljahres nach Hogwarts einladen!
Ich entsende Ihnen meine herzlichsten Grüße und freue mich, Sie am 1. September persönlich auf dem King´s Cross Bahnhof in London pünktlich um 11 Uhr am Gleis 9 ¾ zu begrüßen!
Albus Dumbledore"
Einen Augenblick herrschte Stille, dann sagte Fred mit ungewöhnlich leiser Stimme: „Dumbledore macht das gute Hogwarts zu einer Festung! Zu einer uneinnehmbaren Festung, voll gestopft mit Auroren ..."
„ ... und Koryphäen, nicht wahr, Bill?" vollendete George unsicher und Bill nickte: „Die Schüler, die in diesem Jahr nach Hogwarts gehen, werden die am intensivsten ausgebildetsten und die am besten geschützten Leute auf der ganzen Insel sein!"
Mrs. Weasley seufzte schwer: „Das ist doch wirklich nicht zu glauben, was der Mann alles getan hat!"
Harry schnaubte leise und lenkte damit unfreiwillig die Aufmerksamkeit auf sich.
„Harry!" Hermine erhob sich halb aus dem Sessel, verharrte aber in der Bewegung, „Wieso schnaubst du so abfällig?"
Harry wusste, dass sie ihm damit die Gelegenheit bot, etwas über sein Gespräch mit Dumbledore am Ende des letzten Schuljahres zu erzählen. Von seiner Wut und Trauer und Verzweiflung, von Dumbledores Geständnissen und seinen zahlreichen Fehlern, die sie alle miteinander immer wieder in Gefahr gebracht hatten. Harry verbesserte sich hier in Gedanken, da ER sich und seine Freunde ständig in Gefahr gebracht hatte, doch Dumbledore hatte einen geradezu verlockend einladenden Rahmen dafür geschaffen. Er könnte jetzt den Mund aufmachen und von der Prophezeiung erzählen, die ...
Harry wunderte sich ein bisschen. Er hatte sie komplett vergessen in den ersten Ferienwochen. Es war erstaunlich, wie er sie verdrängt hatte. Doch jetzt stürzten die Gedanken wie schrille Schreie auf ihn ein: Einer kann nicht leben, wenn der Andere überlebt! Einer von uns wird sterben!
Einer kann nicht leben, wenn er andere überlebt! Einer von uns wird sterben! Er stöhnte.
Fred fragte frech, ob da wohl heute noch eine Antwort käme, woraufhin ihn Ginny aufs Knie haute. Sie stand auf, ging auf Harry zu und fragte: „Möchtest du ein Glas Saft?"
Harry sah auf: „Was für Saft?"
„Apfelsaft. Hat Dean mitgebracht."
„Gerne!"
Die beiden gingen in die Küche; Dean mit alarmiertem Gesicht hinterher. Ron sah Hermines Hinterkopf an, als stünde die Antwort für Harrys seltsames Verhalten in ihren Haaren geschrieben.
„Gab es nicht noch mehr Briefe, Ron?" erkundigte sich Mr. Weasley.
„Hm? Äh, ja, klar! Könntet ihr den erst mal unterschreiben und wir besprechen die anderen nachher? Ich muss mal an die Luft! Ich hab Kopfschmerzen!" Ron stand auf und verließ schnellen Schrittes den Kopf. Durch die Küche ging er nach draußen, nicht, ohne Harry mit einem eindeutigen Nicken zu verdeutlichen, dass er ihm folgen sollte.
„Was hast du?" fragte Ron direkt und fügte hinzu, als er merkte, dass das nicht besonders freundlich klang, „Kann ich dir helfen?"
„Nein!"
„Wirklich nicht? Ich meine ..."
„Nein, Ron! Tut mir leid, aber ..."
„Aber was? Du kannst mir doch alles erzählen! Ich hör dir zu und ich geb mir Mühe, dich zu trösten, O.K.?"
Harry ließ den Kopf hängen. Er konnte es Ron nicht sagen. Er konnte es niemandem sagen. Denn wenn er es ausspräche, würde es Wirklichkeit werden. Solange es sich nur in dem kleinen, verhunzten Kopf vom kleinen, verhunzten Harry Potter befand, konnte er leicht alles wegleugnen und sich einbilden, tatsächlich nicht ganz dicht zu sein.
Besser, nicht ganz dicht sein, als sicher sein, dass man mit einem Bein im Grab steht; dass alle Hoffnung auf einem liegen; dass man der Einzige ist, der alle retten kann ... oder vielleicht derjenige, der alle ins Verderben stürzt, weil er sich würde töten lassen.
Er sah hoch und möglichst fest in Rons fragende Augen: „Dabei kannst du mir nicht helfen, Ron! Niemand kann das!"
„Aber ... mir tut´s auch leid, dass Sirius tot ist! Ehrlich! Und ich vermiss ihn irgendwie, weil ... er war ziemlich cool und witzig und er hatte gute Sprüche drauf, aber ... weißt du ... du bist nicht Schuld!"
Überrascht blieb Harry, der sich schon konsequenterweise zum Gehen wenden wollte, stehen: „Was?"
„Naja ... ich meine ..." Ron wurde unsicher, „Ich meine, dass es mir wirklich wahnsinnig Leid tut, aber noch mehr Leid würd´s mir tun, wenn unsere Freundschaft deshalb kaputt geht! Und ich würde dir ja helfen, du sagst ja aber nicht, wie!"
Harry tat jedes Wort, das Ron sagte, weh. Einerseits wollte er zu ihm gehen und ihn umarmen und sagen, dass nichts ihre Freundschaft würde kaputt machen können. Andererseits kochte in ihm eine unbeschreibliche Wut hoch. Er hatte das Gefühl, dass er sich entschuldigen musste bei dem armen Ron, der ja so viel für ihn tat! Auch noch dafür entschuldigen musste, wie für schon so vieles! Und dabei hatte er verdammt noch mal das Recht zu trauern und zu wüten und alle vor den Kopf zu stoßen! Das war so unfair, dass er sich wegdrehte und die Augen schloss, um nicht schon wieder zu heulen.
„Also?" fragte Ron zittrig.
Harry schüttelte langsam den Kopf und ging ins Haus. Als er fast die Tür hinter sich geschlossen hatte, hörte er, wie Ron wütend gegen einen der hölzernen Gartenstühle trat.
