Über die Pflicht- und Crashkurse
Harry schloss sich bis zum Abendessen in Rons Zimmer ein. Ron stritt sich ganz schlimm mit Hermine, die meinte, sie müssten nach Harry sehen, während Ron darauf bestand, von Harry die Nase voll zu haben. Kaum hatte er das gesagt, guckten ihn alle dermaßen vorwurfsvoll an, dass Ron das Geschirrtuch auf den Boden schmiss und sich wiederum in Ginnys Zimmer verschanzte.
Hermine vergrub sich in die anderen Formulare, die mit den Schulbriefen gekommen waren, konnte sich aber nicht konzentrieren, da sie an Harry und an Ron denken musste. Genervt scheuchte sie Krummbein weg, woraufhin dieser sich zwei Tage nicht blicken ließ.
Bill und Charlie hatten ihre Eltern gebieterisch auf einen langen Spaziergang geschickt, räumten etwas auf und werkelten mit den Zwillingen sage und schreibe vier Stunden in der Küche, um einige Riesenpizzen herzustellen.
Als sie alle am Abend versammelt waren, schwiegen sie sich so lange an, bis Amber meinte, das würde sie ganz schön nerven. Daraufhin klärten Harry und Ron mit einem Blick, dass sie sich nach dem Essen oben besprechen wollten und Hermine fing eben diesen Blick auf und beschloss, sich dran zu hängen. In einem etwas gemütlicheren Schweigen aßen sie zu Ende (die Pizzen schmeckten sogar) und gingen alle früh zu Bett.
Hermine schlich sich zu den Jungs ins Zimmer. Als sie über den Flur huschte, hätte sie beinahe laut aufgelacht, da ihr eben dieser Satz im Kopf herum spukte: „Hermine schleicht sich zu den Jungs ins Zimmer!"
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kam sie bei Harry und Ron an, die sich gerade wie zwei niedergeschlagene Pudel gegenüber saßen.
„Hey, ihr zwei! Wo ist Dean?"
Ron grummelte und Harry erklärte desinteressiert, dass er vorhin rausgeschlichen war, um mit Ginny in den Garten zu gehen.
„Na, gut. Ist ja ihre Sache. Aber jetzt mal raus mit der Sprache!" Sie setzte sich zwischen sie und kuschelte sich in Rons Decke; „Wollt ihr euch nicht aussprechen!"
„Es tut mir Leid, Ron, aber es fällt mir wahnsinnig schwer, überhaupt mit euch allen zusammen zu sein und da muss ich nicht auch noch die ganze Zeit reden, verstehst du?" begann Harry ohne Umschweife.
„Zumindest verstehe ich, dass du ziemlich direkt bist!" schnappte Ron und Hermine hob die Arme wie ein Ringrichter: „Sachlich bleiben! Jetzt musst du sagen, was dir Leid tut, Ron!"
„Aber mir tut nichts Leid!" brauste Ron auf, „Ich hab nichts falsch gemacht! Ich kann mir nicht vorstellen, was! Ich tu doch alles ..."
Er brach ab und sah Harry an: „Aber Harry macht es mir nicht eben leicht! Du hast ja noch nicht mal richtig mit mir geredet!"
„Es ist nicht Harrys Aufgabe, es uns leicht zu machen!" sagte Hermine leise und Harry dachte, dass er sich fast darüber ärgern konnte, dass Hermine mal wieder alles so gut verstand. Es ließ den Kopf hängen, damit sie nicht sehen konnten, wie er die Augen verdrehte. Und auch nicht, wie er sich selbst für eben diese Reaktion schämte.
Ron seufzte und Hermine legte ihre Hand auf seinen Arm. Doch bevor sie etwas Beruhigendes sagen konnte, zog Ron den Arm weg, als hätte er sich verbrannt und stand hastig vom Bett auf, wobei er sein Kissen herunter warf.
Harry sah, überrascht von Rons heftiger Reaktion, auf und Hermine runzelte ärgerlich die Stirn: „Sagt mal, spinnt ihr jetzt alle? Was bitte hast du für einen Grund, hier rum zu zicken?"
Harry fiel auf, dass Hermine zwar ihn, aber bei weitem nicht Ron zu verstehen schien.
Ron schien ernsthaft über Hermins Frage nachzudenken, dann aber ließ er die Schultern resignierend fallen und fragte: „Wollen wir uns mal die Formulare ansehen? Ich bin da vorhin nicht durchgestiegen durch diese ganzen Wahl- und Pflichtdinger."
„Aber, Ron, es ist doch alles erläutert. Schau mal; setzt dich mal wieder! Hier, ich hab meine schon fast fertig und ..." Hermine erklärte eifrig weiter; sichtlich erleichtert, dass sie sich wieder auf gewohntem Terrain befanden.
Ron tauschte einen Blick mit Harry, der zeigte, dass er genau das hatte bewerkstelligen wollten. Harry lächelte leicht und sagte dann: „Ich hab das auch überhaupt nicht verstanden!"
„Aber, das ist doch ganz einfach! Also, es gibt für jeden von uns Pflichtkurse und die ..."
Ron grinste Harry breit an und dann sahen beide aufmerksam zu Hermine, die gerade verkündete, kurz ihre Unterlagen holen zu wollen. Als sie aus der Tür war, räusperte Harry sich: „Also, Ron, irgendwie wird das schon, O.K.? Ich versprech dir, ich geb mir Mühe, aber es fällt mir echt schwer!"
„O.K. Passt schon!"
„Also, Jungs, schaut mal ..." Hermine rauschte herein und mit ihr eine Flut Blätter, „Das ist echt ganz logisch!"
„Wie wär´s, wenn wir von ganz vorn anfangen?" schlug Harry vor und zückte den Zettel mit den Kursen für das nächste Schuljahr.
„O.K. Du liest vor und Hermine und ich stellen Zwischenfragen."
„Ich habe keine Fragen; ich verstehe das!"
„Jaha!"
Die beiden funkelten sich an und Harry begann hastig zu lesen, bevor es in einen ernsten Streit ausartete:
„Wahl- und Pflichtkurse für Schüler des sechsten Schuljahres
Pflichtkurse:
Zauberkunst (Flitwick)
Grundkurs Verwandlung (McGonagall)
Grundkurs Zaubertränke (Snape)
Grundkurs Verteidigung gegen die dunklen Künste (Lupin)
Wahlkurse:
Fliegen (Hooch)
Wahrsagen (Trelawney)
Zaubereigeschichte (Binns)
Heilen (Pomfrey)
Muggelkunde (Smythe)
Alte Runen (Green)
Arithmantik (Vektor)
Zaubereipolitik (Walter)
Pflege Magischer Geschöpfe (Hagrid, Firenze)
Zaubereiforschung (Lupin)
Zaubereischule (McGonagall)
Astronomie (Sinistra)
Unterkurse:
Wenn ein Unterkurs aus einem Fächerkomplex gewählt wurde, erfolgt eine Absprache mit den zuständigen Lehrkräften, inwiefern der entsprechende Grundkurs wöchentlich besucht werden muss oder ob gegebenenfalls eine andere Leistung (Hausarbeit etc.) erbracht werden kann.
Verwandlung:
Eigenverwandlung (McGonagall)
Fremdverwandlung (Jones)
... Ach, und jetzt suche ich mir einen von beiden aus und muss dann vielleicht nicht auch noch den Grundkurs machen sondern nur ´n Aufsatz über ein Verwandlungsthema schreiben, ja? Klingt ziemlich gut."
„Dann können wir uns die Sachen aussuchen, die uns am meisten interessieren?" fragte Ron, der dem Frieden nicht ganz zu trauen schien.
„Das oder vielmehr, wir wählen die Fächer, die uns empfohlen wurden. Da ist noch eine Liste mit Fächern, die nach dem persönlichen Gespräch am Ende des letzten Schuljahres extra für uns zusammengestellt wurde, damit wir uns nach unserem Abschluss für die Berufe bewerben können, die uns am meisten liegen." fügte Hermine hinzu.
„Was habt ihr angegeben?" wollte Harry wissen.
„Ich war mir noch nicht ganz sicher." meinte Hermine vage.
„Auror." sagte Ron schlicht und seine beiden Freunde sahen ihn erstaunt an: „Ehrlich?"
„Ja, ehrlich, auch wenn ihr das nicht glauben könnt!" Ron klang etwas kühl, doch schien sich zu besinnen und versuchte ein Grinsen: „Und wie geht´s weiter, Harry?"
„Äh, ja. Also, zuhören:
Zaubertränke:
Heiltränke (Pomfrey)
Trankforschung (Vance)
... Nein! NEIN! Heißt das, mit etwas Glück, müssen wir keinen Unterricht mehr bei Snape machen?" Harry wurde ganz aufgeregt und Ron fiepte: „Nie wieder Snape? Hermine, ist das wahr?"
Hermine hob beschwichtigend die Arme: „Jungs, freut euch nicht zu früh. Rein theoretisch könnte das so kommen, aber jetzt mal ehrlich: Lässt uns Snape aus seinen Klauen?"
Harrys Schultern sanken und gleichzeitig loderte Zorn in ihm auf. Sein Misstrauen gegenüber Snape war größer denn je. Er erinnerte sich an Sirius´ entsetzlichen Streit mit Snape gesagt hatte, als diese Ratte Snape ihm doch tatsächlich vorgeworfen hatte, er wäre faul und feige. Abgesehen davon, dass Sirius ein tapferer Mann gewesen war, der stets darunter gelitten hatte, dass er nur im Haus sitzen konnte, hatte sein Pate mehr Schrecken erlebt, als Snape es in fünf Leben je schaffen würde. Sirius war ihm ja so weit voraus! Und er hatte Snape gesagt, dass er ihm nicht traue; egal, was Dumbledore sagte! Er wisse es besser! Und tief in Harry manifestierte sich ein Hass gegen Snape, der über all die verachtenden Gefühle seiner bisherigen Schulzeit hinaus ging und eine Stimme flüsterte, er solle ihm nie, NIE vertrauen, da Sirius ihm nicht vertraut hatte!
Er war völlig weggetreten und schaute erst wieder auf, als Hermine ihn anstupste: „Alles klar?"
„Hm."
„Es wäre ja auch zu schön gewesen!" maulte Ron und glitt vom Bet auf den Boden. Er legte sich auf den Rücken und die Beine aufs Bett. Hermine warf ihm grinsend ein Kissen für den Kopf runter.
„Danke!" Rons Stimme klang rau.
Harry streckte seine eingeschlafenen Beine weit von sich und lehnte sich gegen die Wand. Hermine rückte neben ihn und deutete auf das Formular: „Liest du weiter?"
„Kräuterkunde:
allgemeine Kräuter (Sprout)
Heilkräuter (Pomfrey)
Kräuterforschung (Sprout)
Verteidigung gegen die dunklen Künste:
Angriffstaktiken:
Zauber (Moody)
Flüche (Rosenstein)
Verteidigungstaktiken:
Zauber (Lupin)
Flüche (Rosenstein)
Kampf gegen Magische Geschöpfe (C. Weasley)
Zauberutensilien:
Haushaltsutensilien (Creevey)...Das macht also Colins Mutter. Wenn sie das Temperament wie ihre Söhne hat, kann das ziemlich lustig werden! ...
Kampfutensilien (Shaklebolt)
... Also, Verteidigung gegen die dunklen Künste klingt ziemlich gut, oder? Ich wüsste nur gern, wer diese Rosenstein ist."
„Wir werden sie bald kennen lernen." meinte Hermine.
„Oder wir fragen Bill aus. Irgendwas scheint ja mit der nicht zu stimmen." kam es von Ron.
„Wieso? Nur, weil dein Bruder nichts mit ihr hatte? Was ist übrigens aus Fleur geworden?"
„Sie hat dem guten Billy das Herz gebrochen und ist mit einem Kobold vom Schalter durchgebrannt!"
„WAS?" Harry und Hermine beugten sich gleichzeitig nach vorn und sahen Ron auf dem Boden fassungslos an. Ron grinste breit: „Naja, nicht ganz. Aber ein Kollege geht jetzt mit ihr. Bill meint, sie hätten unüberwindbare Differenzen. Ich glaube, sie ging ihm tierisch auf die Nerven."
„Die ist auch echt unerträglich!" meinte Harry.
„Ach, tatsächlich? Also, im vierten Jahr fandet ihr sie noch beide ganz toll!" neckte Hermine die Jungen und bekam prompt von beiden jeweils ein Kissen an den Kopf geworfen: „Hey!"
Harry zuckte gleichmütig mit den Schultern und Ron bat: „Kann ich meins wiederhaben? Für meinen Kopf?"
„Vergiss es, Weasley!" fauchte Hermine und setzte sich auf das Kissen.
„Wollt ihr euch jetzt kabbeln oder noch was über diese ominösen Crashkurse hören?"
„Sowohl als auch?" fragte Ron scheinheilig, weswegen Hermine lachen musste und ihm doch das Kissen zurückgab.
Harry seufzte theatralisch und fuhr dann fort:
„Die Crashkurse werden im Laufe des Schuljahres an Nachmittagen oder Wochenenden angeboten ... Na, Prima! ... Aushang erfolgt und sie beziehen sich auf akute Gefahrensituationen, richtiges Verhalten in der Öffentlichkeit und Sicherheitsfragen. Jeder Schüler hat am Ende des Schuljahres aus jedem Crashkurs eine gültige Bescheinigung des jeweiligen Kursleiters vorzulegen. Wann Sie die einzelnen Termine wahrnehmen, liegt in Ihrem Ermessen. Jeder Crashkurs wird mindesten dreimal angeboten."
„Klasse, noch mehr Stress und noch mehr Verantwortung! Willkommen im richtigen Leben, meine Freunde!" sinnierte Ron düster.
Hermine rieb sich geschäftig die Hände: „Also, das ist genau nach meinem Geschmack!"
„Hätte ich mir denken können!"
„Was für Crashkurse gibt es also?"
„Duellieren (Shaklebolt, Doge)"
Flucht (Tonks, Rosenstein)
Abwehr (W. Weasley, Moody, Rosenstein)
Verstecken (A. Weasley, Moody)
Verletzungen (Vance, Pomfrey)
Transport (Tonks, Shaklebolt)
Reise (Lupin, Moody)"
„Jungs, wollen wir für heute Schluss machen? Ich bin voll müde!" fragte Hermine gähnend, sobald Harry geendet hatte.
„Ich dachte, wir basteln uns gleich ein paar Stundenpläne." sagte Harry.
„Was, jetzt? Es ist halb drei! Und wir müssen sie doch eh erst bis zum 10. August wegschicken!"
„Steht das da irgendwo drin?" Ron machte ein verwirrtes Gesicht.
„Ja!" Hermine schüttelte entrüstet den Kopf, „Ihr könnt echt froh sein, dass ich euch dabei helfe!"
„Wissen wir, Hermine!" Harry grinste sie schief von der Seite an.
„Na, dann!" Hermine stand vom Bett auf und hüpfte über Rons Beine Richtung Tür, „Gute Nacht!"
„Gute Nacht!"
„Schlaf gut!"
Auf dem Flur traf sie Ginny und Dean, die völlig in einen Kuss versunken waren. Hermine räusperte sich und grinste die beiden an: „Na?"
„Hey, Hermine." sagte Dean lahm.
„Wo kommst du denn her?" fragte Ginny ebenfalls breit grinsend und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Hermine deutete auf Rons Zimmer: „Wo soll ich denn sonst herkommen?"
„Verfänglich, meine Liebe!" lachte Ginny.
„Gar nicht!" meinte Hermine locker.
„Also, ich geh dann mal!"
„Gute Nacht, mein Schatz!" Ginny zog Dean noch einmal zu sich und küsste ihn. Dann gingen sie und Hermine, welche Dean zuwinkte, in ihr Zimmer. Amber saß im Bett, las und sah dann amüsiert hoch: „Na, ihr habt´s ja faustdick hinter den Ohren!"
Die beiden lachten und kuschelten sich dann in ihre Decken.
„Hi und gute Nacht!" Dean hatte versucht, sich, ohne Licht zu machen, auf seine Matratze zu trollen, doch Ron machte eine so heftige Bewegung zum Lichtschalter, dass er Harry am Kopf traf.
„Sag mal, Thomas, was denkst du dir eigentlich dabei? Meine Schwester ist noch viel zu jung für solche Aktionen! Reiß dich gefälligst zusammen!" fauchte Ron.
„Ach", Dean schüttelte sein Kissen aus, „Weißt du, so jung ist sie auch nicht mehr!"
Harry pustete erstaunt aus und da merkte auch Dean, dass er das etwas ungeschickt ausgedrückt hatte. Ron sprang aus dem Bett und stand wie ein Boxer mitten im Zimmer. Harry setzte sich auf und wollte einschreiten, doch Ron ließ ganz von selbst wieder die Arme sinken: „Reiß dich einfach ein bisschen zusammen, Thomas! Mehr verlang ich gar nicht!"
„Klar, Alter! Was meinst du denn, was ich mit ihr mach? Jetzt mal ehrlich, Ron! Und außerdem mag ich sie doch. Du tust ja so, als würde ich sie bei der nächsten Gelegenheit abservieren!" Dean klang etwas empört.
„Wenn du das machst ..." Rons Lippen umspielte ein gefährliches Lächeln, „ ... dann nehm ich dich auseinander!"
„Das glaube ich dir auf´s Wort!" sagte Dean ernst und Harry staunte, wie schnell sich diese doch recht explosive Situation entspannt hatte. Ron zoppelte sein Schlafshirt zurecht und krabbelte über Harry hinüber wieder ins Bett. Dean löschte das Licht und sagte gute Nacht.
Harry dachte noch kurz darüber nach, wann Ron beschlossen hatte, vernünftig und erwachsen zu werden und schlief darüber ein. Er erwachte ungefähr drei Stunden später, setzte sich auf und sah verwirrt um sich. Ron hatte ihn wach gerüttelt: „Hey!"
„Hey ... was ist denn?"
„Du hast mich getreten!"
„Tschuldige!" Harry sah ihn mit gerunzelter Stirn an und rieb sich die verschlafenen Augen.
„Und du hast geweint!" Rons Stimme klang belegt.
Harrys Blick fuhr automatisch zu Dean auf dem Boden, doch dieser grunzte friedlich und drehte sich auf die andere Seite. Verlegen wandte er sich wieder Ron zu: „Ehrlich?"
Ron nickte: „Ja. Weißt du, du weinst jede Nacht; ich weck dich nur nicht immer auf, weil du manchmal auch schnell wieder aufhörst."
„Aber warum? Ich träume nicht. Wirklich nicht! Ich kann mich an nichts erinnern!"
Ron hob die Schultern und wickelte sich in seine Decke ein: „Ich weiß auch nicht!"
Harry schwieg und dachte angestrengt nach, doch außer einen tiefen, dunklen Schlaf, der ihn warm umhüllte, konnte er nichts erinnern. Er seufzte.
Ron tippte ihn zaghaft an: „Wie sehr fehlt er dir?"
Harry schluckte und spürte Tränen in seinen Augen aufsteigen. Leise murmelte er: „Sehr! Ich vermisse ihn so doll, dass es manchmal richtig weh tut!"
Ron nickte verstehend und legte einen Arm um Harrys Schultern. Dieser lehnte sich nach einigem Zögern gegen Ron und ließ seinen schweren Kopf auf dessen Schulter sinken.
Wenigstens konnte er Ron von seiner Trauer erzählen. Nicht von dieser Prophezeiung. Nicht von Dumbledores unglaublichen Geständnissen. Nicht von seiner Wut auf den Direktor. Und nicht von seiner Hoffnung; dieser winzig kleinen Hoffnung; dass Sirius nicht wirklich tot war. Aber wenigstens konnte er mit ihm trauern.
„Weißt du, irgendwann hört es bestimmt auf, weh zu tun, meinst du nicht?"
„Vielleicht. Man sagt das ja."
„Ich bin mir ziemlich sicher! Und, na ja, weißt du: Du musst ja nicht nur traurig sein, weil du einen Menschen nicht mehr hast, sondern vielleicht auch ein bisschen froh, dass du noch ganz viele andere hast, die sich um dich kümmern wollen?" Rons Stimme klang furchtbar unsicher, als erwarte er einen erneuten Ausbruch Harrys, doch dieser blieb still.
