Wie die Dinge diesmal stehen
„O.K., Schluss damit!"
„Hm?" Ron sah verwirrt auf, als Harry einen Tag später seine Zahnbürste schwungvoll ins Waschbecken schmiss und sich grimmig im Spiegel betrachtete.
„Du meinst, Schluss mit dem Zähneputzen? Mum wird davon gar nicht begeistert sein!"
„Quatsch! Ich meine, es sollte langsam damit Schluss sein, dass ich oder vielmehr wir so viel in der Vergangenheit herumtingeln! Ich meine, die Prophezeiung, von der ich euch erzählt habe ..."
Ron verschluckte sich so übel, dass Harry ihm kräftig auf den Rücken schlagen musste, bis er durch den ganzen Schaum wieder Luft bekam. Dann richtete er sich auf: „Hör mal, wie wär´s, wenn wir uns hier friedlich fertig waschen und du mit deinen Herzanfallschockern nach dem Frühstück kommst, ja? Das ist zu viel für meine Nerven!"
„Entschuldige!"
„Schon gut!"
Harry schrubbte sich kräftig das Gesicht mit Wasser und Seife und Ron sah ungehalten auf seinen Rücken. Sie hatten das Thema so schön verdrängt. Und jetzt, wo Ron wusste, worum es ging, verfluchte er sich beinahe, dass er es überhaupt hatte wissen wollen. Er ahnte schon, dass das wieder nur Tränen und Geschrei nach sich ziehen würde.
Auf dem Weg in die Küche kamen ihnen die Zwillinge entgegen: „Morgen geht es in die Winkelgasse, damit ihr am 1. September auch alle eure Schulsachen habt."
„Und ihr?"
„Wir öffnen das Geschäft nach dieser kleinen Durststrecke. Unsere Kunden werden schon ungeduldig, wenn wir nur alle drei Tage mal auf haben!" Zu viert betraten sie die warme, nach Brötchen duftende Küche. Hermine und Ginny saßen schon am Tisch und aßen Cornflakes.
„Wer möchte Croissants?" Bill, mal wieder in der Rolle des Kochs, verteilte warme Croissants und schenkte Kakao aus.
„Guten Morgen, Jungs! Alles klar bei euch?" erkundigte sich Hermine bei Harry und Ron.
Harry nickte. Ron schüttelte den Kopf.
„Was ist denn?"
„Später, Hermine! Erst mal essen wir!"
Immer mehr hungrige Mäuler fanden sich ein. Mr. Weasley, der in letzter Zeit durch Abwesenheit geglänzt hatte, trat ein und freute sich über die gebackenen Bananen, die sein Ältester eigens für ihn gemacht hatte. Auch die Professoren McGonagall und Sprout frühstückten mit und unterhielten sich angeregt mit Hermine und Ginny.
Kingsley und Jakob stießen zu ihnen, tranken aber nur eine Menge schwarzen Kaffee und blieben in einer Ecke für sich. Tonks taperte herein, murrte etwas, das niemand verstand und verzog sich mit einer trockenen Brötchen auf die Anrichte, von der aus sie alle verschlafen beäugte. Meta kam herein, blieb einen Moment stehen und sah sich suchend um. Hermine hob den Arm. Meta lächelte und ging auf die vier zu: „Guten Morgen!"
„Guten Morgen! Setz dich zu uns, dann siehst du nicht so verloren aus!" sagte Hermine freundlich. Meta lachte: „War das so offensichtlich?"
Sie nahm neben Harry Platz und griff nach den Brötchen.
„Morgen gehen wir in die Winkelgasse; einkaufen. Kommst du auch mit?" erkundigte er sich.
„Na, klar! Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr da! Ich brauche auch ein paar neue Klamotten. Lehrerumhänge und so."
Da schwang die Tür auf und Remus kam herein. Er sahschrecklich aus. Er hatte die gestrige Vollmondnacht, wie er ihnen erzählt hatte, im Garten in einem Schuppen verbracht, den er sich etwas mit Matratzen und Polstern hergerichtet und von den anderen abgeschirmt hatte. Obwohl Harry mehrere Male gefragt hatte, wollte er auf keinen Fall, dass sich jemand in seiner Nähe aufhielt. Nicht einmal Kingsley kam gegen seinen Sturkopf und den Hexenring an, den Remus um den Schuppen gelegt hatte.
Harry sah ihn als erster und bemerkte, dass er humpelte. Er hatte zwar schon am Morgen die Kleider gewechselt, doch das graue Hosenbein hatte sich bereits wieder mit dunklem Blut voll gesogen. Sein Gesicht war fast weiß und wies mehrere sich blau verfärbende Beulen auf. Remus´ Hände zitterten und seine Fingernägel waren ausnahmslos abgebrochen.
Harry riss sich sehr zusammen. Er konnte sich vorstellen, was es Remus für eine Überwindung kostete, in diesem Zustand vor sie alle zu treten und er wollte es nicht noch schlimmer machen, indem er einen Aufstand veranstaltete. Er verfluchte sich, dass er nicht über Remus´ ausdrücklichem Verbot hinweggegangen war und nach dem Aufstehen sofort nach ihm gesehen hatte.
So ruhig er konnte stand Harry auf und ging auf Remus zu. Dieser sah ihm kurz in die Augen und ließ sich dann widerspruchslos von ihm zum Tisch führen. Harry stützte ihn so unauffällig wie möglich und Remus ließ sich vorsichtig auf einen Stuhl sinken.
„Tee?" fragte Hermine mit zittriger Stimme.
„Bitte!"
„Mit oder ohne Schuss?" kam es beinahe ebenso zittrig, doch eindeutig scherzhaft von Meta und Remus verzog die trockenen Lippen zu einem Lächeln: „Erst einmal ohne, danke!"
„Wieso bist du so zugerichtet?" fragte Harry fast lautlos, als er, Remus´ Protest ignorierend, ein Brötchen für ihn schmierte, „Ich denke, du nimmst den Wolfsbanntrank von Snape?"
„Tu ich auch, aber ..."
„Aber was? Wirkt er etwa nicht mehr?" Harry versuchte krampfhaft seiner Stimme diesen panischen Unterton zu nehmen, der sich einschleichen wollte.
„Doch, natürlich! Aber manchmal ist der Wolf selbst für diesen Trank zu wild und ich habe mich ein bisschen gestoßen."
„Ein bisschen gestoßen?" mischte sich Meta kurzerhand ein und besah sich Remus´ Bein, „Du untertreibst maßlos! Iss dein Brötchen und trink deinen Tee und dann verarzte ich dich erst mal. Dann steckt Harry dich ins Bett und wehe dir, wenn ich dich vor drei Uhr nachmittags hier irgendwo herumgeistern sehe!"
Remus wollte etwas erwidern, doch Metas Blick ließ ihn verstummen. Ergeben kaute er sein Brötchen und nippte an einem starken, ungesüßten Tee.
Als Harry Remus zu Bett gebracht hatte; diesen Spaß hatte er sich nicht nehmen lassen; ging er nach nebenan zu Ron und Hermine, die auf dem wuschligen Läufer vor Harrys und Rons Hochbett saßen und ihn mehr oder weniger angsterfüllt erwarteten. Ron hatte Hermine schon eingeweiht, dass Harry ernsthaft mit ihnen sprechen wollte und Hermines Augen füllten sich mit Tränen, sobald Harry das Zimmer betrat.
„Also, Leute!" Harry ließ sich neben ihnen auf den Vorleger fallen und sah sie an, „Ihr könnt euch jetzt ein bisschen mehr unter Dumbledores Gerede vorstellen, oder?"
„Ein bisschen!" antwortete Ron ausweichend.
„Der Eine kann nicht leben, wenn der Andere überlebt!" flüsterte Hermine tonlos und allen dreien jagte ein Schauer über den Rücken, „Das habe ich nicht mehr aus meinem Kopf bekommen! Das heißt, dass du ihn töten musst oder er dich tötet!"
„Ja!" sagte Harry schlicht, „Es ist wohl so, dass wirklich nur ich ihn erledigen kann, wenn es endlich zu einem Ende kommen soll!"
„Oder aber er erledigt dich und dann sind wir alle verloren?" Ron runzelte die Stirn, „Ehrlich, Harry, nichts gegen dich, aber meinst du nicht, dass Dumbledore als älterer und weiserer Zauberer da etwas mehr Chancen hat als du?"
Harry nickte: „Klar, das wäre nur logisch, aber diese Prophezeiung wurde vor meiner Geburt gemacht. Von Professor Trelawney."
„Das war die Kugel, die wir im Ministerium gesehen und die die Todesser gesucht haben!" fiel Hermine ein.
„Ja, Voldemort wollte sie hören, denn er kannte nur ihren Anfang. Ein Kind von den Leuten, die es bereits dreimal geschafft haben, ihn erfolgreich zu bekämpfen, würde ihn eines Tages vernichten und er schloss, dass es sich dabei um mich handeln könnte. Also ging er hin und wollte mich töten, bevor ich alt genug werden könnte, um ihm zu schaden."
„Vielleicht warst du es ja gar nicht!" sagte Hermine hoffnungsvoll, doch Harry winkte ab: „Vielleicht war ich es nicht, aber jetzt bin ich es! Es hieß, Voldemort würde dieses Kind als ebenbürtig zeichnen und auch wenn er damals das falsche Kind erwischt hat; jetzt steck ich da drin! Er hat mich gezeichnet und so trifft diese Vorhersage jetzt auf mich zu!"
Seine Freunde richteten seit langem einmal wieder bewusst ihre Blicke auf seine Narbe, die ihnen dreien mittlerweile so selbstverständlich vorkam und die sie in diesem Moment alle schlimmer hassten als Voldemort selbst.
„Aber ... wie kannst du gegen ihn gewinnen?" fragte Ron matt, „Er kann dich anfassen, denn er hat diesen Schutzzauber von deiner Mutter längst aufgehoben! Er kann dich angreifen und verfluchen! Er ist so viel mächtiger als du!"
„Vielleicht ist er das ja nicht!" sagte Harry, doch Hermine fuhr ihm hart über den Mund: „Er ist ein ausgebildeter Zauberer und du hast gerade mal sechs ZAG´s! Das sind unabwendbare Tatsachen, Harry! Ebenso wie die, dass du noch niemals einen Unverzeihlichen Fluch angewendet hast, der auch funktioniert hat und er die Leute per Gedanken töten kann! Er beherrscht Legilimentik und du fällst noch immer auf den Boden, wenn Dumbledore mit dir trainiert! Er ist der grausamste und mitleidsloseste Magier, den es gibt und du ... bist du!" Sie atmete schwer und es schien ihr selbst Leid zu tun, dass sie so viele negative Dinge sagte.
„Voldemort hat eine ganze Menge gefährlicher, skrupelloser Todesser auf seiner Seite." meinte Ron unbestimmt und Harry nahm erleichtert den Faden auf: „Und wir haben den Orden! Wir haben Dumbledore, den Einzigen, den er je fürchtete! Wir haben Moody, den Meister aller Flüche! Wir haben einen Haufen ausgebildete Auroren wie Kingsley und Tonks! Wir haben so starke Leute wie deine Eltern, Ron, die alles zusammenhalten und wir haben tapfere Kämpfer wie Remus, die den Tod auf sich nehmen, wenn es darum geht, diese Welt zu retten! Der Orden besteht aus Leuten wie unseren Lehrern und den Auroren, die vor etlichen Jahren schon einmal derselben Gefahr gegenüber standen und aus Leuten wie deinen Brüdern, Ron, die jung und begabt sind! Unsere Chancen stehen ziemlich gut, würde ich sagen!"
Ron nickte. Er hatte sich mitreißen lassen und richtig rote Wangen bekommen. Im Gegensatz zu Hermine, welche blass und traurig den Kopf schüttelte: „Damals wie heute besteht der Orden des Phönix aus guten Zauberern und starken Kämpfern, doch Harry: Damals war es ein Baby, das Voldemort stürzte, obwohl keiner wusste, warum. Und heute wirst es wieder du sein, an dem alles hängen bleibt!"
Harry nickte: „Ja, aber ich habe viele Leute, die mir helfen!"
„Uns, zum Beispiel!" rief Ron, „O.K., wir können dir nicht viel beibringen, aber wir werden dich bei der Stange halten und dir Mut machen! Jedenfalls, sobald Hermine bald damit aufhört, dich runter zu ziehen!"
Hermine verzog das Gesicht: „Ich habe nun mal Recht, Ron! Und wie so oft möchte ich gar nicht Recht haben!"
„Hermine", Harry beugte sich vor, „Wir müssen zuversichtlich sein! Dumbledore sagt, unser Training läuft ganz fantastisch und ich habe vor, mich im kommenden Schuljahr in diesen Crashkursen und in Verteidigung gegen die dunklen Künste so sehr anzustrengen, dass selbst du blass vor Neid wirst! Ich werde Remus bitten, mich zusätzlich zu trainieren und ich werde versuchen, auf alles zu hören, was irgendein Erwachsener, der meint, es besser zu wissen, mir vorschlägt!"
Hermine sah ihn von unten herauf an: „Du meinst also ernsthaft, dass du gar nicht so schlecht da stehst?"
Harry nickte: „Ich meine ernsthaft, dass WIR gar nicht so schlecht da stehen!"
„Aber", Hermine konnte ein paar Tränen nicht länger zurückhalten, „Ich habe trotzdem Angst! Verstehst du das nicht? Du hast schon öfter schlimme Sachen durch gestanden und meistens waren Ron und ich nicht dabei. Zumindest nicht, wenn es dann zum Ende kam. Ich ... habe Angst, dass du das nächste Mal einfach nicht wiederkommst oder dass wir dich wie Cedric verabschieden müssen ... in der Großen Halle in Hogwarts! Ich will nicht um dich weinen müssen, Harry! Ich will nicht in naher Zukunft an deinem Grab stehen müssen! Ich will dich nicht vermissen!"
Sie schluchzte und Harry nahm sie so fest er konnte in den Arm. Ron rückte an die beiden heran und legte auch beide Arme um sie. Er blinzelte ein paar Tränen weg und Harry biss die Lippen fest aufeinander.
„Ich habe davon geträumt!" flüsterte Hermine an seiner Brust, „In der Nacht, in der du uns davon erzähltest, habe ich geträumt, wie Ron und ich hier stehen. Hier am Grimauldplatz. Und Rons Eltern sind da und Professor Lupin und sie weinen und ... weißt du, wir stehen nur da, weil wir nicht wissen, wohin wir gehen sollen. Und wir schweigen, weil wir nicht wissen, was wir einander sagen sollen. Und wir wissen alle, du bist weg und abgesehen davon, dass jetzt eine Schreckensherrschaft über uns hereinbrechen wird, bist du weg! Einfach weg! Vielleicht können wir dich ja nicht mal beerdigen, weil nichts mehr von dir übrig ist, das wir beerdigen könnten!"
„Oh, jetzt ist aber Schluss, Hermine!" rief Ron heftig und rückte ein Stück von den beiden weg, „Wir werden Harry weder beerdigen noch werden wir ihn betrauern müssen! Ich meine, irgendwann müssen wir das vielleicht. Einer von und oder beide oder auch keiner. Aber erst in vielen, vielen Jahren, wenn wir alt und klapprig sind! So wird es jetzt nicht enden! Vorbereiten, gut und schön, aber wir werden uns jetzt nicht von diesen Schreckgespenstern verrückt machen lassen! Da lache ich doch!"
Er stand auf und zog sein T-Shirt glatt: „Ja, lieber lache ich Voldemort persönlich ins Gesicht und schau dann, was mit mir passiert, als dass ich jetzt hier hocke und heule, weil es mit Harry vorbei sein könnte!"
Er verließ fluchtartig das Zimmer und Harry holte tief Luft. Er sagte nichts und auch Hermine, welche sich erschöpft gegen ihn lehnte, brachte zuerst keinen Ton heraus.
Dann hob Harry ihr Gesicht hoch, um ihr in die Augen sehen zu können: „Hermine? Und selbst, wenn ich vielleicht dabei umkomme, was ja noch lange nicht gesagt ist; selbst, wenn das geschieht und du am Ende um mich weinen musst, dann denk bitte daran, dass ich furchtbar glücklich darüber bin, mit dir befreundet zu sein! Deine Freundschaft und die Freundschaft zu Ron sind das Schönste, das mir je passiert ist und ohne euch wäre ich noch nicht einmal bis hierher gekommen!"
Hermine starrte ihn an, dann lächelte sie leicht und drückte sich noch einmal fest an ihn.
Harry hielt sie noch eine Weile und war erleichtert, dass er noch einige Worte gefunden hatte, die sie beruhigten. Zugegeben, etwas schmalzig klang es, doch Harry hatte das Gefühl, dass es so etwas war, was Hermine jetzt hören wollte. Jetzt allerdings überlegte er, was er Ron sagen sollte, der ja nun, wie es offensichtlich schien, mit diesem Thema gar nicht umgehen konnte.
Beim Mittagessen, das die drei nur mit Ginny und Tonks in der Küche einnahmen, sah Ron aus, als hätte er mehrere Stunden am Stück geweint. Aber auch, als wäre er wild entschlossen, weder das zu zeigen, noch sich von den so genannten Schreckgespenstern unterkriegen zu lassen. Er nahm Harry nach dem Essen zur Seite: „Hey, du stirbst einfach noch nicht, O.K.? Dann haben wir diese Probleme gar nicht!"
Und Harry entgegnete ernsthaft: „Ich gebe mir alle Mühe, nicht allzu bald zu sterben!"
Am späten Nachmittag, als Remus ganz offiziell seine Mittagstunde beendet hatte, trafen sich alle zur Zeit Anwesenden in der Eingangshalle und schenkten ihre feierliche Aufmerksamkeit Meta, die sich vor dem verdeckten Portrait von Sirius´ Mutter platziert hatte. Dieses war das letzte Mal am Morgen nach dem Frühstück losgegangen, als Kingsley ein paar schwere Ordner hatte fallen lassen.
Meta holte tief Luft und richtete ihren Zauberstab auf die schweren Vorhänge: „Alle bereit? Haltet euch die Ohren zu!"
Nach einer kurzen Handbewegung schwangen die Vorhänge zur Seite und das grässliche, verzerrte Gesicht von Mrs. Black kam zum Vorschein.
„SCHANDE! SCHANDE ÜBER IHN, DEN BLUTSVERRÄTER, DER DIESE MISSGEBURTEN IN MEIN HAUS GESCHLEPPT HAT! SCHLAMMBLÜTER, HALBMENSCHEN, MONSTER! GEGNER DER EINZIGEN WAHRHEIT, DIE SIE DENKEN, SIE KÖNNTEN ... WAS?"
Sie schien erstmals Meta zu bemerken, welche mit halbgeschlossenen Augen lautlos die Lippen bewegte.
„WAS TUT ES DA?" kreischte das Portrait, doch Meta ließ sich nicht ablenken. Sie hielt weiter den Zauberstab fest und begann dann, immer größer werdende Kreise zu beschreiben.
Die Ränder des Bildes nahe dem Rahmen begannen zu glühen und sich aufzukrempeln.
„LASS DAS! LASS DAS! MIR GEHÖRT DIESES HAUS! ES IST MEIN BESITZ! ICH WERDE ES NOCH VON DIESEN KREATURENN ZU REINIGEN WISSEN; LASS MIR NUR ZEIT!"
An allen Ecken fing das alte, verzauberte Papier Feuer und die Alte spuckte fauchend: „NEIN! NEIN! MEIN HAUS! DAS HAUS MEINER VÄTER! ES DARF NICHT IN DEN BESITZ DIESES MONSTERS ÜBERGEHEN! ICH HABE DIE PAPIERE GESEHEN! ICH WEIß, WAS ER VORHATTE, DIESER BASTARD! DOCH DAS MONSTER SOLL DIESES HAUS NICHT BEKOMMEN!"
Während sich die kleinen Flammen weiter tapfer zur Mitte des Bildes schwelten, erzitterte der gesamte Rahmen und mit ihm die Wand dahinter. Die gläsernen Lampen zersprangen und der Teppich in der Halle und auf der Treppe begann zu beben.
„Nur die Ruhe! Das hört auf, sobald sie weg ist!" rief Meta nach hinten und konzentrierte sich weiter auf die geifernde Alte in dem kokelnden Rahmen.
„OH, NEIN! ES WIRD DIESES HAUS NICHT BEKOMMEN! KREACHER? KREACHER! WO IST ER, WENN ICH IHN BRAUCHE?"
Remus lachte triumphierend: „Den gibt es schon lange nicht mehr!"
„ES HAT MEINEN HAUSELFEN GETÖTET! UND JETZT SOLL ES MEIN HAUS BEKOMMEN? NIEMALS!"
Unter einem lauten, dumpfen Dröhnen erzitterte der ganze Boden und das Portrait schleuderte einen Lichtblitz auf Remus, welcher mit einem Aufschrei zu Boden ging.
Meta bemerkte es, ohne sich umdrehen zu müssen und mit einem letzten Ruck ihres Zauberstabes explodierte das Bild. Das brennende Papier wurde in Stückchen zerfetzt und segelte rauchend auf ihre Köpfe nieder. Augenblicklich kehrte Stille ein. Nur Remus´ leichtes Stöhnen war zu hören. Harry und Ron halfen ihm vorsichtig auf.
Charlie fing ein Blatt Pergament auf, welches unbeschädigt schien: „Da steht etwas drauf! „Ich, Sirius Black, ordne in meiner Eigenschaft als letzter noch lebender Nachfahre dieser Familie an, dass nach meinem Tod dieses Haus so wie mein verbleibendes Hab und Gut in den Besitz von Remus Lupin übergehen!" Sag mal, hast du davon gewusst? Und wo kommt das Ding jetzt her, dass es jetzt so verheißungsvoll auf uns herunter regnen kann?"
Remus nahm das Schriftstück an sich und betrachtete es grimmig: „Natürlich habe ich davon gewusst! Ich habe es auch unterschrieben. Sirius und ich haben es kurz nach unserem Einzug verfasst, doch seine Mutter ... das Portrait seiner Mutter hat es mit Kreachers Hilfe verschwinden lassen. Ich vermute mal, es steckte irgendwo im Rahmen."
„Tja, nun gehört dir ein Haus! Herzlichen Glückwunsch!" ließ Meta sich vernehmen. Sie sah etwas blass und verschwitzt aus, aber sie lächelte.
„Nicht ein Haus. Dieses Haus!" meinte Remus und betrachtete den riesigen, schwarzen, verbrannten Fleck, an dem das Bild gehangen hatte. Dann lachte er.
