Flucht
Harry machte sich mit Hermine, Ron, Ginny und Neville auf den Weg zum Klassenraum, in dem Tonks und Meta ihren Crashkurs abhalten würde. Es war am Freitag, später Nachmittag und es dämmerte bereits.
„Hallo, ihr!" Susan Bones trat neben sie.
„Hi!" Harry nickte ihr zu, „Wie laufen deine Hausaufgaben für Heiltränke?"
Susan zog einen Flunsch: „Nicht besonders. Ich schaff diesen Aufsatz nicht. Der Stil gefällt mir nicht."
Ron hob zustimmend die Hände: „Genau, was ich auch sagte. Der Typ kann sich nicht ausdrücken!"
„Also, ich habe ihn schon durch. Wenn du magst, kannst du dir ja meine Notizen anschauen. Die wirst du besser verstehen ... denke ich ... vielleicht ... ." sagte Neville unsicher und Susan strahlte ihn an: „Oh, wirklich? Danke, Neville, das ist echt nett von dir!"
Neville errötete und wiegte verlegen den Kopf. Ginny grinste und stieß Hermine an: „Na, die beiden mögen sich, was?"
Hermine sah von ihrem Buch auf: „Ja, natürlich. Im Grundkurs Zaubertränke sitzen sie seit neustem nebeneinander!"
Ron schnaubte empört, als Neville und Susan ein paar Schritt vor waren: „Und das erzählst du nicht? Du bist so eine Spielverderberin! Es interessiert uns schließlich, wenn Neville eine kleine Romanze hat!"
„Eine Romanze?" Harry lachte, „Wie wäre es mit einem Stelldichein?"
„Oder einem Techtelmechtel?" fiel Ginny ein und Ron verschränkte die Arme vor der Brust: „Ihr beide seid mal ganz still!"
Harry schoss ihm einen bösen Blick zu und Ginny streckte ihrem Bruder kurzerhand die Zunge raus. Da erschienen auch schon Tonks und Meta in der Tür. Tonks ruderte mit den Armen, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen: „Herzlich Willkommen zu unserem Crashkurs! Ich bin Tonks, möchte auch so und nicht anders angeredet werden und das hier ist Meta! Ich gehe einmal die Liste durch, um zu sehen, ob alle da sind. Bitte laut und deutlich schreien! Lovegood, Luna?" „Ja!"
„Granger, Hermine?" „Ja!"
„Potter, Harry?" „Ja!"
„Weasley, Ron?" „Ja!"
„Weasley, Ginny?" „Ja!"
„Äh ... das hier kann ich nicht wirklich lesen. Hm, vielleicht ... ." Sie beriet sich mit Meta und Harry und Ron steckten die Köpfe zusammen: „Wie Luna wohl geht? Sie sieht irgendwie gerupft aus!"
„Naja, aber wann sieht sie normal aus? Wir fragen sie nachher mal!"
„Hey!" Hermine stellte sich neben die beiden, „Guckt mal, Meta sieht heute echt hübsch aus!"
„Das finde ich auch und ich weiß sogar, warum!" Ginny grinste sie breit und wissend an.
„Und warum? Erzähl!"
„Ich habe zufällig gehört, wie Dumbledore mit McGonagall und Flitwick gesprochen hat und er meinte ... und jetzt seid aber bloß still! ... dass wir, wo an diesem Wochenende so viele Auroren in Hogwarts sind, ruhig einen Ausflug nach Hogsmeade machen können! Pscht, Ron!" Sie boxte ihrem Bruder leicht in den Bauch, um seinen Jubelruf zu ersticken.
Harry und Hermine quiekten freudig und Ginny nickte begeistert: „Ja, und da natürlich alles, was auch nur im Entferntesten so etwas wie ein Lehrer ist, dann ebenfalls im Dorf unterwegs sein wird, um die Schüler zu beschützen, heißt das, dass auch Meta geht!"
„Und Remus Lupin!" vollendete Ron mit einem leuchtenden Gesicht und rieb sich erwartungsvoll die Hände. Er hatte mittlerweile für sich einen Kompromiss gefunden, in dem er Remus´ ganzen Namen nannte, während Hermine weiterhin auf „Professor Lupin" bestand.
Da ergriff Meta das Wort: „Von mir auch noch einmal herzlich Willkommen! Wenn ich jetzt um Aufmerksamkeit bitten dürfte ... danke! Wir wissen alle, warum wir hier sind. Nehmen wir also an, wir werden angegriffen ..."
„Seht ihr mal; so schnell geht das!" entfuhr es Ron und er erntete neben ein wenig Gelächter einen gespielt tadelnden Blick von Meta.
„ ... und ihr seht euch gezwungen, abzuhauen. Was tut ihr?"
„Wo genau sind wir denn?" fragte Hermine, „Befinden wir uns hier im Schulgebäude?"
„Ja, hier in diesem Klassenraum. Wir stellen uns vor, dass ihr gerade eine spannende, lehrreiche Schulstunde hinter euch habt; vielleicht Zaubertränke; ..." Die Schüler stöhnten und verdrehten die Augen, während Meta schadenfroh grinste: „ ... und jetzt läutet es zur Pause. Kein Lehrer mehr anwesend oder auch nur in Reichweite und daran dürft ihr auch gar nicht denken. Die Lehrer kommen schon klar; die retten ihre Haut alleine. Aber was tut ihr jetzt?"
„Wo sollen wir denn hin?" fragte Ernie MacMillan, doch Meta schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung! Werft mal ein paar Ideen auf!"
Erst einmal guckten sie verdutzt, dann meldete sich Ginny zu Wort: „Also, hier in der Schule schleichen irgendwelche Bösewichte rum, ja? O.K.! Dann würde ich sagen, müssen wir raus hier. Ähm, vielleicht nach Hogsmeade oder erst einmal in Hagrids Hütte, die ist näher und dann kann man sich da ausführlich besprechen."
„Wenn Hagrids Hütte nicht schon eingenommen ist, ja!" sagte Tonks und Ginny machte eine enttäuschte Schnute.
„Das war eine gute Idee, Ginny! Was ist mit euch anderen?"
„Also, wir müssen uns erstmal Gedanken darüber machen, wie wir unbeschadet über das Schulgelände kommen." sagte Justin Finch-Fletchley abwägend, „Und wir sollten uns mit irgendetwas bewaffnen, falls wir in ein Duell geraten!"
„Gut, bewaffnen. Und weiter?"
Harry fiel etwas ein: „Wir könnten versuchen, vom Gelände zu fliegen; wir müssten nur an unsere Besen gelangen."
„Oder wir schnappen uns einen Thestral und fliegen auf dem!" warf Ron ein und einige lachten.
„O.K., fassen wir zusammen: Wir haben rausschleichen, bewaffnen und wegfliegen; worauf auch immer. Teilt euch jetzt bitte eigenständig in Gruppen zu etwa vier, fünf Leuten ein und versucht es. Ich lösche gleich das Licht und dann geht es los. Dann seid ihr vollkommen auf euch allein gestellt. Auf jedem Flur, hinter jeder Tür könnte jemand lauern, der euch an den Kragen will und glaubt mir: Überall wird jemand lauern! Ich sage jetzt nicht allzu viel, nur noch: Das Ziel ist tatsächlich Hagrids Hütte und wer dort nicht in spätestens einer Stunde angekommen ist, der hat verspielt. Alles klar?" Meta sah sich um.
„Wir ... besprechen jetzt gar nicht, wie wir das anfangen sollen?" fragte Hermine unsicher.
„Nein!" Tonks grinste sie an, „Das versucht ihr alles schön selbst und morgen früh besprechen wir, was ihr alles falsch gemacht habt!"
„Oh, prima!" Hermine sah etwas verängstigt aus.
„Also, habt ihr eure Gruppen?"
Harry, Ron und Hermine stellten sich automatisch zusammen. Ginny guckte fragend, bis Hermine sie zu sich winkte.
„Habt ihr eure Zauberstäbe?"
Sie hielten die Stäbe hoch. So mancher sah jetzt leicht beunruhigt aus.
„O.K., dann wünsche ich euch viel Glück! Seid vorsichtig! Und denkt daran: Jeder, der euch ab jetzt begegnet, ist euer Feind! Und ab geht die Post!" Meta klatschte in die Hände und das Licht verlosch. Zeitgleich hörten sie draußen auf dem Flur etwas, das stark nach einer Explosion klang. Instinktiv duckten sie sich und Harry, Ron, Hermine und Ginny krabbelten nahe aneinander.
„Was machen wir jetzt?" Ginnys Stimme klang zum Zerreißen gespannt. Harry konnte es ihr nicht verdenken, denn außer dem keuchenden Atem um sie herum, war gerade nichts anderes zu hören und das war mehr als verdächtig.
„Erst einmal raus hier! Hier im Klassenraum sitzen wir in der Falle!" sagte Ron fest.
„Aber wohin? Wenn wir auf den
Flur laufen, werden wir gesehen!" wisperte Hermine und presste die Arme um den Leib. Um sie herum wurde ebenfalls hektisch geflüstert und dann waren Schritte auf dem Gang zu hören.
„Zum Fenster!" sagte Harry und ging voran.
„Wir können da nicht raus! Wir sind im dritten Stock!" fiepte Ginny.
„Harry, bist du das? Wollt ihr auch aus dem Fenster?" Harry erkannte Justins Stimme.
„Ja! Was sollen wir sonst machen?"
„Dann macht aber mal hinne!"
Auf dem Flur knallte es und Harry öffnete blitzschnell das Fenster und spähte hinaus in die Dämmerung. Auf dem Schulgelände bewegte sich nichts, aber vielleicht waren ihre Gegner ja desillusioniert. Vielleicht hockte auch jemand unsichtbar auf dem Fenstersims, den Ron gerade mutig bestieg. Je länger Harry darüber nachdachte, desto fieser fand er die Angelegenheit. Doch es saß niemand auf dem Fenstersims und Harry, Hermine und Ginny folgten Ron. Sie krabbelten durch den Nieselregen auf allen vieren die kalten Steine entlang, bis Ron stoppte: „Wo wollen wir ganz hin?"
„In welchem Flügel sind wir eigentlich?" fragte Harry und wischte sich über das bereits klitschnasse Gesicht.
„Westflügel!" kam es sofort von Hermine und Ginny stöhnte: „Hagrids Hütte liegt im Osten! Wir müssen die halbe Burg umrunden!"
„Aber nicht auf dem Fenstersims!" stellte Harry fest und schob sich vorsichtig an Ron vorbei, „Folgt mir!" Sie krochen noch ein paar Meter weiter, dann ließ sich Harry sich in einer Nische gleiten, die sich links von ihnen auftat.
„So," Er rückte, damit die drei Platz fanden, „Von ihr aus kommen wir ins Verwandlungsklassenzimmer. Ich denke, dass wir von dort aus in den Flur und zur Treppe kommen. Wir nehmen den Seitenausgang, der zu den Gewächshäusern führt und laufen von dort zum Waldrand. Dann können wir uns im Schutz der Bäume bis zu Hagrids Hütte bewegen."
„Meinst du nicht, dass die im Wald schon auf uns warten?" fragte Ron.
„Lasst uns erstmal rein; mir wird kalt!" Hermine krabbelte vor zum Fenster, öffnete es mit einem leisen „Alohomora!" und schlüpfte hindurch. Kaum war sie im Raum, schoss ein greller Blitz in ihre Richtung und sie konnte ihm nur ausweichen, indem sie sich sofort auf den Boden warf.
„Achtung! Der Raum ist besetzt!"
„Gebt mir Rückendeckung!" rief Harry und Ron und Ginny schleuderten in dem Moment ihre Lähmzauber los, als Harry ins Zimmer sprang.
„Impedimenta!" Harry traf einen, der an der Tür stand und duckte sich neben Hermine hinter einem Pult, „Alles klar?"
„Ja! Da hätte ich aber auch dran denken können!"
Harry nickte und hob den Kopf: „Ron, bei drei springt ihr rein! Hermine und ich halten die beiden in Schach! Wir müssen sie dann irgendwie hier raus treiben!"
„Geht klar!" Hermine nickte ebenfalls und visierte den linken an, während Harry seinen Stab auf den rechten richtete.
„Eins ... Zwei ... Drei!"
„Petrificus Totalus!" schrie Hermine und traf die in einen dunklen, langen Mantel gekleidete Gestalt direkt in die Brust, so dass sie zu Boden fiel. Harry verfehlte seinen Gegner knapp, doch als dieser sah, dass sein Komplize zu Boden ging, zog er sich zurück auf den Flur.
„Locato!" rief Hermine und die Tür knallte hinter ihm ins Schloss. Ron und Ginny waren währenddessen in das Klassenzimmer gepurzelt und hatten das Fenster geschlossen.
„O.K., was jetzt? Der Kerl wartet bestimmt auf dem Flur!"
„Und was machen wir mit dem anderen?" Ginny deutete auf die versteinerte Gestalt am Boden.
„Fesseln und liegen lassen!" meinte Ron und ging langsam auf sie zu. Er betrachtete sie mit gerunzelter Stirn: „Wen haben wir denn hier?" Er grinste und zog die Kapuze vom Kopf des Versteinerten.
„Professor Sinistra!" Hermine schlug sich die Hände vor den Mund: „Du lieber Himmel!"
Harry lachte: „Sie wird es dir nicht übel nehmen! Sie macht hier schließlich freiwillig mit ... denke ich!"
„Also, dann fesseln wir sie! Incarcerus!" Aus Ginnys Zauberstab sprossen Seile auf die Lehrerin und wickelten sie straff ein. Hermine war noch immer ganz blass und machte keine Anstalten, sich zu setzen. Harry, Ron und Ginny hingegen nahmen Platz und dachten angestrengt nach. Schließlich ergriff Harry das Wort: „Wir gehen am besten gleich auf den Flur." Alle sahen ihn einigermaßen verdutzt an.
„Ich glaube nicht, dass wir unbehelligt hier rauskommen." Meinte Ron.
„Ich denke schon. Gut, dass wir im Verwandlungszimmer gelandet sind. Hier stehen noch unsere Proben vom letzten Unterricht in McGonagalls Schreibtisch." Während Hermine und Ron zu grinsen begannen, sah Ginny etwas ratlos aus: „Was habt ihr denn in der letzten Stunde gemacht?"
„Tarntränke. Die lassen dich aussehen wie deine Umgebung und halten ungefähr 10 Minuten. Damit müssten wir bis nach unten kommen." erklärte Ron, doch Ginny zog skeptisch die Augenbrauen hoch: „Und die wirken? Ich meine, habt ihr sie schon mal ausprobiert?"
„Nein!" sagte Harry, „Aber dafür haben wir jetzt keine Zeit."
Hermine öffnete den Schrank und reichte jedem eine Flasche: „Na, dann prost!"
Während die anderen die Fläschchen entkorkten und an die Lippen setzten, öffnete sie noch schnell mit einem Spruch die Tür, bevor auch sie ihren Trank schluckte. Allen war ziemlich schwummerig zumute, doch ihre Konturen verschwammen tatsächlich. Harry nahm die Musterung der Tapete hinter sich an und Ron die der Vorhänge. Ginny war zur Hälfte braun wie das Holz des Tisches und schwarz wie die Nacht hinter der Fensterscheibe, vor der sie stand. Hermine, die sich bereits auf den Weg zur Tür machte, wechselte wie ein Chamäleon die Farbe und wurde von braun über grau zu grün, während sie an den verschiedenen Schränken vorbeiging.
„Der Raum ist leer! Wo sind sie? Und wer hat die Tür aufgemacht?" Zwei vermummte Gestalten traten ein und Harry konnte nur knapp verhindern, dass er in eine hineinlief.
Sie drückten sich an den Wänden weiter hinaus auf den Flur und sprinteten dann den Gang herunter in Richtung Treppe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend hetzten sie hinunter. Sobald Harry unten angekommen war, warf er sich gegen die Seitentür, von der er wusste, dass sie immer klemmte und stolperte ins Freie. Er ließ sich auf den Boden fallen und trat die Tür mit dem Fuß wieder zu, als ein heller Strahl aus einem Gebüsch auf ihn zusaute, der ihn am Oberarm streifte. Harry fluchte und besah sich seinen Pullover, auf dessen grasgrünen Stoff sich ein blauer Fleck ausbreitete.
Er drückte sich ins feuchte Gras und starrte den Busch an. Zum Glück hatten die anderen verstanden und blieben erst einmal drin, was aber auch bedeutete, dass Harry den Kerl im Strauch ganz allein erledigen musste. Er spürte, dass langsam die Tarnfarbe von ihm wich und er kroch näher an die fast schwarzen Steine der Außenmauer heran. Er zermarterte sein Hirn, wie er die Person angreifen sollte und sie tat ganz offensichtlich das Gleiche, denn beide lagen sie still und bewegungslos da.
Dann hatte Harry einen Geistesblitz. Er tastete die Mauer nach losen Steinen ab und konnte bald einen herausschälen. Er hob ihn auf und schleuderte ihn mit aller Kraft auf eine Stelle etwa 20 Meter von dem belagerten Busch entfernt in ein Kräuterbeet. Wie beabsichtigt schlug er dumpf und leise auf, aber die Pflanzen raschelten, als würde jemand hindurch kriechen und dann plötzlich verharren. Und wie erhofft, huschte die Gestalt aus dem Strauch aus ihrer Deckung und auf das Beet zu. Als hätte sie ihren Fehler bemerkt, stoppte sie in der Bewegung, befand sich aber nun zwischen Busch und Beet, so dass Harry problemlos einen Lähmzauber auf sie abschießen konnte. Die Gestalt ging zu Boden und Harry schickte sicherheitshalber ein „Petrificus Totalus!" hinter her.
Dann wartete er, ob noch jemand in der Nähe war. Als sich zwei Minuten lang nichts bewegte, lief er zurück zur Tür und öffnete sie für Hermine, Ron und Ginny, die gewartet hatten.
„In zwei Minuten wären wir raus gekommen!" sagte Ron.
„Gut! Also ..." Harry war etwas außer Atem und deutete auf die Gestalt auf dem Rasen, „Ich würde sagen, fesseln und rein schieben. Und dann laufen wir an der Mauer weiter, bis wir einigermaßen sicher zum Waldrand aufschließen können."
„O.K.!" Ron ging zu der versteinerten Person und richtete den Zauberstab auf sie, „Incarcerus!" Er schleifte sie in den Flur und verriegelte die Tür.
„Bist du hier getroffen worden?" fragte Ginny und deutete auf den blauen Fleck auf Harrys Schulter.
„Ja, ich hoffe mal, dass ich jetzt nicht tot bin!" meinte Harry grimmig und wischte vergeblich an dem Fleck herum.
„Los weiter, Leute! Sonst kommen wir zu spät! 20 Minuten haben wir schon rum!" drängte Hermine und sie huschten im Schutz der Mauer Richtung Hagrids Hütte. Die Zauberstäbe hielten sie angriffsbereit vor sich und jeder atmete so leise wie möglich und lauschte auf irgendwelche Geräusche. Vorsichtig schielten sie um jede Ecke und Ron, der als Letzter lief, wandte sich immer wieder um, um etwaige Verfolger auszumachen.
„So!" Harry stoppte, „Der Wald ist jetzt ungefähr 15 Meter entfernt. Ich würde sagen, wir laufen. Langsam rüberkriechen bringt hier nichts."
„Und wir sollten Schutzschilde aktivieren.!" fiel Ron ein.
„Ich kann aber noch gar kein Schutzschild!" sagte Ginny leise und zog den Kopf ein. „Verdammt! Und jetzt? Können wir sie nicht einhüllen?"
Hermine schüttelte den Kopf: „Unsere Schilde kriegen wir gerade so hin, dass sie uns für eine kurze Minute schützen."
„Aber wenn Ginny sich ganz dicht neben mich stellt, kriegt sie dann nicht vielleicht was von meinem Schild ab?" fragte Harry.
„Könnte gut sein!"
„Dann versuchen wir´s! Wir sollten jetzt eh los! Nie lange an einem Ort stehen!" befahl Ron und Harry lachte leise: „Du klingst schon wie Moody!"
„Danke! Also, los! Bei drei sprechen wir die Zauber und laufen los!" Sie stellten sich in Startposition und Harry zog Ginny an sich heran: „Am besten legen wir die Arme umeinander!" Ginny nickte und drückte sich an Harry, während er den Zauberstab hob. Ron zählte leise, aber deutlich: „Eins ... Zwei ... Drei!"
„Protecturus!" riefen Harry, Ron und Hermine gleichzeitig und aktivierten damit das Schutzschild, dass sie in der letzten Stunde Verteidigungstaktiken gelernt hatten. Dann rannten sie los. Um alle vier hing ein leicht grünlicher Schimmer in der Luft.
In der nächsten Sekunde hatte Ron den Waldrand erreicht und warf sich in einen Busch.
Hermine stolperte kurz nach ihm hinein. Harry und Ginny waren langsamer, da sie sich aneinander festhielten. Und da flammte an der Mauer auch schon ein Licht auf und drei Gestalten schritten über den Rasen auf sie zu. Sie riefen etwas und hinter Ron und Hermine knackte es.
„Verdammt!" zischte Ron, „Da lag unser Fehler! Wir haben nicht geguckt, ob der Wald sicher ist!"
„Sehr richtig! Und jetzt stehen Sie bitte auf!" erklang eine Stimme hinter ihnen und Ron und Hermine zuckten synchron zusammen.
Harry und Ginny hatten, als sie die Gestalten bemerkten, einen Bogen geschlagen. Sie hasteten zu einem der Alraunenbeet, während Harry unablässig ihren Schild erneuerte, was auch bitter nötig war. Mehrere Zauber wurden auf sie geschleudert und noch gerade so abgeblockt. Keuchend warfen sie sich zwischen die ungefähr einen halben Meter hohen Pflanzen und pressten sich auf den Boden. Ginny zitterte und deutete auf ihr Bein: „Da hat mich was getroffen!" Kurz unter ihrem Knie leuchtete tatsächlich ein grüner Fleck.
Harry nickte und legte den Finger auf die Lippen. Er überlegte panisch, was sie jetzt tun konnten. Die Schritte kamen näher und etwas entfernt im Wald hörten sie Rons Stimme. Er klang verärgert. Es folgten zwei helle Lichtblitze, die Harry aber im Moment nicht deuten konnte. Harry schielte zwischen den Blättern der Alraunen hoch und sah entsetzt, dass zwei Gestalten sich bereits durch die ersten Pflanzen des Beetes wühlten.
Hektisch blickte er umher. Ginny hatte den Zauberstab gezückt und hielt ihn vor sich, um im Falle einer Gefangennahme vielleicht noch einen Zauber loslassen zu können. Unter ihm war nur kalte Erde. Und dann kam ihm eine Idee. Ohne lange darüber nachzudenken, packte er den nächstgelegenen Strunk, schrie noch „Ginny, halt dir die Ohren zu!" und riss dann die Pflanze aus der Erde. Er ließ sie fallen und presste die dreckigen Hände auf die Ohren, da sofort, als sie die schützende Erde verließ, die Alraune entsetzlich zu schreien begann.
Ihre zwei Verfolger zuckten zusammen, gingen in die Knie und drückten ebenfalls schützend die Hände auf die Ohren, doch sie reagierten zu spät und fielen der Länge nach auf den Boden. Harry trat auf der Seite liegend gegen den weiteren Stängel einer Alraune und Ginny tat es ihm nach. Sie war leichenblass, doch noch bei Bewusstsein. Sie trieben zwei weitere Pflanzen aus der Erde und das Geschrei wurde beinahe unerträglich. Die hohen Töne drangen bis an den Waldrand und dort gingen ebenfalls vier Personen zu Boden.
Harry mühte sich ab um, ohne die Hände von den Ohren zu nehmen, aufzustehen. Sobald er schwankend auf den Füßen stand, begann er, auf eine der Alraunen einzutreten und mit lockerer Erde zu bedecken und schließlich verebbte ihr Geschrei und sie kuschelte sich wieder in den nassen Acker. So verfuhr Harry auch mit den anderen beiden Alraunen und dann half er Ginny vom Boden auf. Sie fesselten ihre beiden Angreifer und liefen dann zu Hermine und Ron.
Sie waren neben ihrem Busch zu Boden gegangen und konnten glücklicherweise mit einem energischen „Enervate!" wieder aufgeweckt werden.
„War das deine Idee, du Freak?" zischte Ron Harry zu und klopfte sich den Dreck vom Umhang, „Dir ist manchmal auch nicht mehr zu helfen!"
Hermine machte ein Gesicht, als wäre ihr ernsthaft übel und nickte halbherzig.
„Also, laufen wir weiter in den Wald rein oder halten wir uns hier am Rand?"
„Wir bleiben am Rand! Und zwar gehen wir Rücken an Rücken; zwei gucken aufs Gelände, zwei in den Wald. Ich kann auf weitere Überraschungen verzichten!" Ron war etwas mitgenommen und Harry sah, dass auch er mittlerweile einen blauen Fleck an der Schulter aufwies.
Harry und Hermine wandten sich in Richtung der Bäume, Ginny und Ron zur Wiese hin und dann schritten sie sorgfältig und zügig aus. Sie beobachteten wie auf offenem Gelände eine Gruppe Schüler unter Beschuss genommen wurde, der offensichtlich aus Richtung Schule kam. Mehrer Schreie waren zu hören und die Angriffe wurden nur schwach erwidert. Schließlich gingen mehrer Schatten zu Boden und Hermine sog zischend die Luft: „Das war´s dann wohl!"
„Und dabei waren sie fast da!" flüsterte Ginny.
„Jetzt dürfen wir nur nicht die Aufmerksamkeit auf uns ziehen und die Deckung des Waldes verlassen!" sagte Harry bestimmt, doch Ron schnaubte: „Das letzte Stück werden wir wohl oder übel über den Rasen laufen müssen. Das lässt sich nicht vermeiden!"
Sie warteten, bis die Gestalten die Schüler aufgesammelt und zur Schule zurück getragen hatten und schlichen dann weiter. Schließlich verharrten sie, als sie den direkten Blick auf Hagrids Hütte hatten. Harry ging in die Knie und die anderen taten es ihm nach.
„Und jetzt?" fragte Ginny und rieb sich die kalten Hände, „Wenn wir einfach loslaufen, schocken sie uns! Sie stehen schon da drüben im Schatten bereit!"
„Ja, toll! Weil sie wissen, wo wir hin wollen! Das ist nicht wirklich fair, oder?" murrte Ron und Hermine grinste: „Hast du nicht mal zu mir gesagt, dass das Leben nun mal nicht fair ist, Ron!"
Ron streckte ihr die Zunge raus und blickte dann mit düsterem Blick zur Hütte. Harry tippte sich mit dem Zauberstab gegen die Schläfe: „Irgendwas müssen wir doch unternehmen können!" Dann verstummte er und horchte. Ihm war, als hätte hinter ihm jemand geatmet. Er hob die Hand, so dass alle still waren und tatsächlich hörte er eindeutig einen verhaltenen Atem in seinem Rücken.
Er sprang auf und stürzte sich auf gut Glück nach hinten und traf auch irgendetwas. Mit einem Aufschrei gingen er und das unsichtbare Etwas zu Boden.
„Fesselt ihn! Da liegt jemand! Er ist desillusioniert!"
Bis die anderen begriffen, was er meinte, balgte Harry sich mit dem Unsichtbaren auf dem nassen, blätterbedeckten Waldboden. Schließlich schleuderte Ron ein paar Seile auf ihn und den Angreifer.
„Danke, Ron! Mach mich wieder los!" Harry schnaubte und die Mädchen starrten fasziniert auf die Fesseln, die unverkennbar eine nicht sichtbare, menschliche Gestalt umhüllten.
„Wer das wohl ist?" fragte Ginny.
„Mich interessiert eher, ob das noch mehr sind!" sagte Hermine und spähte angestrengt in den Wald.
„Bill!" keuchte das gefesselte Ding, „Und da ist keiner mehr! Respekt, Leute! Jetzt macht mich los!"
„Ha, vergiss es! Du bist ein Feind und kannst nur hoffen, dass dich deine Kameraden finden! Wir müssen weiter!" lachte Ron.
„Keine Gnade mit Gefangenen!" meinte auch Ginny. Den beiden machte es ganz offensichtlich Spaß, ihren großen Bruder etwas zu quälen.
„Leute, wir haben nicht mehr viel Zeit! Wir müssen rüber!" erinnerte Hermine ungeduldig.
„Und wir wissen noch immer nicht, wie!" sagte Harry und wickelte sich mühsam aus seinen Bandagen.
„Wenn wir jetzt Schach spielen würden, würde ich sagen, wir opfern einen Bauern, der uns die Dame vom Hals hält, damit zumindest einer von uns freien Zugang zum König hat!" flüsterte Ginny gedankenverloren und Harry, Ron und Hermine fuhren auf: „Was hast du gesagt!"
„Das ist die Idee!"
„Denkt an das Schachspiel!" befahl Harry, „Ron lenkt die Dame ab, ich setze den König matt und ihr beide lauft durch die Mitte! Passt auf, dass euch keiner in den Rücken trifft und gebt uns Deckung, damit wir in die Hütte kommen! Bei drei geht es los!"
Ron und Hermine nickten während Ginny ein verständnisloses Geicht machte: „Häh?"
„Lauf mir einfach hinterher!" Hermine zog sie an ihre Seite.
„Alles klar?" fragte Harry noch einmal. Ron nickte und machte sich zum Start bereit.
„Eins ... Zwei ... Drei!"
Ron rannte los und feuerte im Laufen einen Lähmzauber auf die Gestalt, die ganz links etwas im Licht des aufgehenden Mondes stand. Sie duckte sich, erwiderte, aber da war Harry schon aus der Deckung gestürmt und hatte eine zweite Person angegriffen, die aus dem schützenden Schatten trat. Ron ließ sich fallen, als hätte der Zauber ihn getroffen und Harry gelang es, die von ihm anvisierte Gestalt zu versteinern.
Hinter ihm brachen Hermine und Ginny aus dem Wald, in einen schwachen Schutzschild gehüllt und unermüdlich Angriffszauber abfeuernd, die nicht alle trafen, aber die Gegner dazu brachten, sich in ihre Deckung zurück zu ziehen.
Ron kauerte immer noch am Boden und Harry stürmte an ihm vorbei auf ihre Gegner zu: „Denk an das, was wir letztens bei Moody gelernt haben!" Ron verstand sofort und ging in die Knie. Mit einem herausgebrüllten „Wingardium Leviosa!" katapultierte er Harry in die Luft, so dass dieser über ihren Gegnern schwebte.
„Hermine!" schrie Ron, während er mühsam den zitternden Stab auf Harry gerichtet hielt.
Auch Hermine schaltete sofort und sie und Ginny erhellten die anbrechende Nacht. Harry machte die vier Gestalten aus und schleuderte aus der Luft Seile und heißes Wasser auf sie. Sie hatten so schnell gehandelt, dass ihre Gegner tatsächlich überrascht waren und nicht sofort reagierten. Hermine und Ginny kamen Harry gleich zur Hilfe und feuerten ebenfalls wild auf die Gruppe an der Mauer. Die setzten sich jetzt zur Wehr, waren aber schon sehr angeschlagen. Sie landeten noch einige Treffer, bevor ihre mühsame Deckung völlig zusammenbrach und sie gelähmt, gefesselt und versteinert da lagen.
Ron ließ Harry so sanft herunter, wie er konnte und kippte dann keuchend rücklings ins Gras.
„Packt ihn! Wir müssen rein!" rief Harry und Hermine und Ginny, die Ron am nächsten waren, hoben ihn an den Armen hoch und hetzten zur Hütte. Harry brach durch die Tür und hielt sie für seine drei Freunde offen. Sie waren kaum in den erleuchteten, warmen Raum gestolpert, da warf Harry die Tür zu und brach neben den dreien zusammen. Keuchend lagen sie auf dem Boden und schreckten auf, als lauter Applaus ertönte. Harry erblickte Meta und Tonks, welche bei Hagrid standen und Professor Dumbledore und Professor McGonagall, die wild klatschten.
„Ich wusste doch, dass es eine Gruppe schafft! Und ich wusste auch, wer!" feixte Tonks und Hagrid trat zu ihnen, um sie aufzusammeln. Harry stöhnte: „Sachte, Hagrid! Ich bin ganz schön angeschlagen!"
„Lass mal deine Verletzungen zählen, Harry!" Meta betrachtete seine gefleckte Kleidung, „Zwei schwere und eine leichte Verletzung! Das ist nicht schlecht!"
„Häh?" machte Harry und wischte sich über das verschwitzte Gesicht.
„Grün ist leicht, blau schwer verletzt. Rot wäre tot, aber wie ich sehe, lebt ihr alle noch!"
„Ja, prima!" sagte Ginny matt und ließ sich neben Hermine in einen Sessel plumpsen. Ron rang noch immer um Luft und schielte in der Hütte umher: „Sind wir die einzigen hier?"
„Ja. Justins Gruppe ist gleich im Flur erwischt worden, Dennis und die anderen haben wir im Wald geschnappt und die Gruppe von Neville auf dem Gelände!"
„Wir haben sie gesehen! Haben tapfer gekämpft!" sagte Harry müde.
„Allerdings! Dann lasst uns mal zurück zur Schule, damit ihr euch duschen und dann schlafen legen könnt!"
„Ach, gehört die Schule wieder uns?" fragte Ron spöttisch.
„Ja!" sagte Meta fröhlich, „Wir haben sie gerade zurückerobert!"
Nach dem Duschen gab es allerdings erst einmal ein kleines Nachtmahl in der großen Halle, denn Dumbledore hatte beschlossen, sie würden alle sonst umkommen vor Hunger, womit er gar nicht mal falsch lag. Harry traf Neville, Susan und die anderen Schüler des Kurses wieder.
„Wir sind tot!" sagte Neville etwas betrübt und Harry nickte mitleidig: „Ich weiß!"
Alle erzählten aufgeregt und blickten neugierig auf, als ihre Lehrer die Halle betraten.
Sie waren ebenfalls geduscht, aber manche sahen noch ziemlich mitgenommen aus. Remus rubbelte sich die ganze Zeit die Ohren und schimpfte leise vor sich hin: „Wer kommt auf so eine Idee? Welcher Freak kommt nur auf so eine Idee? Pubertierende Alraunen aus der Erde reißen ... ich glaube, ich spinne!" Er kam gerade an Harry, Ron, Hermine und Ginny vorbei, als er stoppte: „Sagt mal, wart ihr das, ihr armen Irren? Garantiert! Ihr seid auch nicht mehr ganz dicht!"
„Wir mussten uns doch verteidigen, Professor Lupin!" grinste Ginny und Remus legte den Kopf schief: „Wie bitte? Ah, vergiss es! Ich hör noch nichts! Sprich mich morgen wieder an!"
Leise schimpfend ging er weiter: „Und das mir! In meinem Alter! Aber ich lass mich ja auch immer überreden! Wie bitte, Filius? Ich höre leider im Moment überhaupt nichts!"
Dass der Gryffindortisch in Gelächter ausbrach, hörte er dann doch und verzog beleidigt das Gesicht. Meta empfing ihn lachend am Lehrertisch und reichte ihm einen heißen Tee: „Hier, bitte schön!"
„Das ist auch das Mindeste, meine Liebe! Du hast schließlich gesagt, das sind nur Schüler und die könnten mir nichts tun und jetzt schau mich an!"
Meta tätschelte gutmütig seine Schulter.
„Aber ich muss ja natürlich an Harrys Truppe geraten! Diese Verrückten haben pubertierende Alraunen auf mich losgelassen; stell dir das mal vor!" Er schüttelte den Kopf und schlürfte seinen Tee, während Meta damit beschäftig war, Harry und seinen Freunden nicht allzu amüsiert zuzuzwinkern.
Madam Pomfrey verteilte Stärkungssäfte und murmelte: „Heute mache ich eine Ausnahme, aber wenn das nächste Mal jemand mit Alraunen wirft, geb ich dem aber Kontra!"
Bill und Charlie traten ein und Bill warf seinen jüngeren Geschwistern einen ungnädigen Blick zu, während Charlie sich köstlich amüsierte: „Nicht schlecht, meine Lieben! Gut, dass ihr mich nicht in die Finger gekriegt habt! Bill war ordentlich mitgenommen!"
Ron nickte stolz: „Ja, natürlich!"
„So, liebe Schüler!" Dumbledore stand auf und sah sie alle fröhlich an, „Ihr habt nun an eurem ersten Crashkurs mehr oder weniger erfolgreich teilgenommen! Wer ehrlich sagen kann, dass er heute was gelernt hat, der darf jetzt tüchtig zugreifen!"
„ICH habe was gelernt!" brummte Remus, der Dumbledore teilweise verstanden hatte, „Nie wieder von dir zu irgendetwas überreden lassen und bei einer Verfolgungsjagd nie in die Nähe eines Alraunenbeetes laufen!"
„Na, siehst du!" sagte Meta freundlich, „Dann darfst du jetzt zugreifen!"
„Wie bitte?"
Obwohl der nächste Tag ein Samstag war, wurden die Schüler gegen acht Uhr mit lauter Musik geweckt.
„Was zur Hölle ... !" Harry fuhr aus seinen Kissen hoch und presste die Hände an die Ohren.
Ron setzte sich so heftig aus, dass er sich selbst aus dem Bett schleuderte und Neville sah sich ganz panisch um: „Was ... was ... ?"
Dean, der in letzter Zeit etwas angeschlagen war wegen seiner Trennung von Ginny und seiner neuen, anstrengenden Beziehung zu Padma, schlüpfte murrend zurück unter seine Decke, während Seamus erschrocken aufsprang und den Zauberstab schon in der Hand hielt: „Was soll denn ... wart ihr das?"
„Nein!" motzte Harry und kletterte aus dem Bett, um Ron zu helfen, welcher mit seinem Bettzeug kämpfte, das ihn hartnäckig gefesselt hielt.
„Oh, das soll aufhören!" erklang er dumpf aus Deans Bett.
„Wir sind doch wach! Ist doch gut jetzt!" Neville hatte das Gesicht leidend verzogen und gestikulierte hilflos herum. Endlich wurden die durchdringenden Klänge leiser und sanfter und eine freundliche Stimme scholl durch die Räume der Schule: „Guten Morgen, meine Lieben!"
„Meta!" knurrte Ron und schubste den letzten Zipfel seiner Decke weg, „Ich erkenn ihre Stimme!"
„Die kann sich auf was gefasst machen!" schimpfte Harry und setzte sich auf Rons Bett.
„Ich darf euch zu einem leckeren Frühstück einladen! Danach treffen sich alle, die an einem der Crashkurse teilnehmen, in den Unterrichtsräumen von gestern Abend. Da wir an diesem Wochenende viele Auroren an unserer Schule beherbergen, hat sich das Kollegium dazu entschieden, einen Ausflug für die älteren Schüler nach Hogsmeade ..."
Zumindest in Harrys Schlafsaal wurde sie nun von einem übermächtigen Jubel übertönt, der mehrere Minuten anhielt.
„ ... um fünf Uhr. Da ihr mir gerade nicht wirklich zugehört habt, wiederhole ich mich gerne noch mal: Heute findet ein Ausflug nach Hogsmeade statt. Alle Schüler ab der dritten Klasse sind herzlich eingeladen. Treffpunkt ist der Innenhof um fünf Uhr. Wir sehen uns gleich beim Frühstück!"
Harry grinste und zog Ron vom Boden hoch. Nach dem Duschen und Umziehen machten sich die beiden auf den Weg zur Halle und trafen Hermine im Flur. Sie sah frisch und ausgeschlafen aus im Gegensatz zu den Jungs, die noch etwas muffelig wirkten. Sie hatten die Nacht beinahe durchgeschnackt, da Neville von seiner Flucht und Dean und Seamus von ihrem Crashkurs Verletzungen erzählt hatten.
Am Haustisch saßen allerdings noch viel unausgeschlafenere, mürrischere Schüler und Remus am Lehrertisch sah blasser aus als selbst für ihn üblich.
„In ein paar Tagen ist Vollmond." sagte Harry leise, „Ich habe mich schon gewundert, dass er beim Crashkurs hilft."
Die Besprechung nach dem Frühstück mit Meta und Tonks zeigte ihnen schließlich noch einmal alle Fehler auf, die sie gemacht hatten. Hauptsächlich war es Unaufmerksamkeit und die Tatsache, dass sie die Situation nicht richtig einschätzen konnten. Anschließend übten sie ein bisschen schnell um die Ecken gucken und wanderten gemütlich über das ganze Schulgelände, wobei sie alle gefährlichen, uneinsichtigen Stelle besprachen. Bei Hagrid wurden sie mit einem ausnahmsweise mal leckeren Tee empfangen und er erheiterte sie, indem er die abenteuerlichen Geschichten, die sich gestern Abend zu getragen hatten, aus seiner Sicht erzählte.
Nach dem Tee „flüchteten" sie dann in den alten Gruppen zurück in die Schule. Sie konnten jetzt am helllichten Tag zwar schneller laufen, wurden aber auch sehr viel leichter gesehen. Da sie aber auf alle Ecken achteten und auch, weil nur etwa die Hälfte der Lehrer von gestern Abend auf der Jagd nach ihnen war, kamen alle lebend in der Schule an.
Nach dem Mittagessen ging es weiter.
„Haben alle vor, ins Dorf zu gehen?" erkundigte sich Meta und alle nickten, „Schön! Ihr werdet nämlich ungesehen dort hinflüchten!"
„Wie soll das denn funktionieren?"
„Das klappt nicht!"
„Da glaube ich auch nicht dran!"
Tonks hob beschwichtigend die Hände: „Nicht so mutlos, Leute! Ihr kennt jetzt die Tücken des Schulgeländes, den Weg nach Hogsmeade und habt noch ein paar mehr nützliche Zauber drauf. Da schafft ihr schon! Eure Gegner sind euch jetzt auch ... na, sagen wir mal, ebenbürtig!"
„Wer ist es denn?" fragte Ron skeptisch.
„Vielleicht die Erstklässler!" murrte Harry und vergrub seinen müden Kopf in den Armen.
„Der Kurs Angriffstaktiken der siebten Klasse! Von denen ist keiner hier vertreten." sagte Meta und alle horchten auf.
„Das könnte interessant werden!" meinte Hermine, „Also, müssen wir irgendetwas bedenken?"
„Ihr habt jetzt Zeit, euch zu besprechen und Fragen zu stellen. Wir erwarten euch um halb sechs in den Drei Besen. Wer nicht da ist, ..."
„Ist tot."
„Das auch. Aber den müssen wir auch suchen und ich hätte auch gern mal wieder einen freien Nachmittag. Also, strengt euch gefälligst an!" Meta grinste in die Runde und dann trat Tonks vor: „Ich teile jetzt die Gruppen ein. Ganz willkürlich. Schließlich kann man sich im Notfall auch nicht aussuchen, mit wem man wegrennt. Stellt euch zu den Farben zusammen, in denen gleich eure Zauberstäbe leuchten."
„Darfst du mit, Harry?" fragte Hermine sehr schnell und sehr unauffällig. Harry sah sie an.
„Harry." Meta trat zu ihnen.
„Und? Darf ich?" fragte Harry und versuchte, nicht allzu angriffslustig zu klingen.
„Du darfst! Als die Angelegenheit in der Lehrerkonferenz besprochen wurde, ist Remus aufgestanden und hat gesagt, dass du darfst und als Snape diskutieren wollte, hat er ihn einmal furchtbar böse angeguckt und damit war die Sache erledigt!" Harry lächelte.
„Cool!" sagte Ron und Meta grinste: „Allerdings!"
„Also, guckt auf eure Stäbe!" tönte Tonks und Harry stellte erfreut fest, dass sowohl sein als auch Rons Zauberstab in einem saftigen Grün leuchteten, doch Hermine und Ginny gehörten diesmal nicht zu ihnen. Dafür aber Susan Bones, Colin Creevey und eine Viertklässlerin aus Ravenclaw namens Hailie Winkle.
„Also," Harry beschloss kurzerhand die Besprechung zu leiten, „Ich würde sagen, wir fliegen auf unseren Besen. Mit den Tarntränken können wir uns desillusionieren und aus der Luft haben wir einen guten Überblick. Das Gelände ist flach; da sehen wir gleich jeden, der uns ans Leder will. Landen können wir in der Nähe der Heulenden Hütte."
„Aber da spukt es!" quiekte Susan und Harry und Ron sahen sich verwundert an.
„Äh, na gut. Wir landen außerhalb des Geländes der Hütte im Wald." Damit schienen alle einverstanden.
„Wir sollten uns jetzt schon ein paar Kniffe ausdenken, wie wir die abhängen, die uns im Dorf erwarten. Ich hab gehört, dass einige fiese Slytherins in dem Kurs sind." gab Colin zu bedenken.
„Ich denke, wir machen jetzt schon aus, dass einer den Köder spielt, damit die anderen ein Stück Strecke gut machen können. Zu viert werden wir wohl genug Feuerschutz geben können, um den dann wieder rauszuhauen." schlug Harry vor und Susan nickte: „Am besten gleich zwei Leute und zwar du und Ron. Was das Kämpfen angeht macht euch keiner so leicht was vor!" Ron versuchte, nicht allzu breit zu grinsen und Harry willigte für ihn und sich ein.
„Die Flucht beginnt bereits hier im Klassenraum. Wie kommen wir also an unsere Besen?" fragte Hailie.
„Mit „Accio!" von der Eingangshalle aus. Erinnert euch an die Show, die meine Brüder letztes Jahr abgezogen haben ... meine Güte, so lang ist das schon her!" Ron wurde etwas erinnerungsselig, „Naja. Den Spruch können alle, ja? Wir sollten noch klären, welche Sprüche ihr am besten beherrscht, damit wir darauf aufbauen können."
„Ich kann Abwehrzauber ganz gut. Professor Lupin hat mir letztens einen stärkeren Schutzschild beigebracht, weil er meinte, ich wäre wirklich talentiert ... ." Jetzt wurde Susan etwas rot, doch die anderen guckten beeindruckt, „Naja, und „Petrificus" kann ich gut!"
„Und ich kann Schwebe- und Flieg- und Schleuderzauber." verkündete Colin stolz, „Die einzigen, bei denen ich nicht Gefahr laufe, etwas in die Luft zu sprengen!"
„Apropos sprengen: Ich bin gut in Feuerzaubern. Also, Feinde umzingeln und so. Aber ich greife keine Leute direkt an!" Hailie sah fest in die Runde.
„Das ist auch gut so!" meinte Ron.
„Was ist mit euch?" fragte Susan und Harry konnte sich gerade noch verkneifen, zu sagen: „Ron und ich sind in allem gut!" Stattdessen antwortete Ron höflich: „Duellieren, Fliegen und merkwürdige, lebensrettende Ideen haben!"
„Wir könnten auf unserer Flucht auch noch einen Abstecher zu den Gewächshäusern machen." schlug Colin vor, „Die Klasse von Dennis hat letztens Teufelsschlingen gezogen, die sie demnächst an den Ufern des Sees anpflanzen wollen. Wir leihen uns ein paar aus und können so eine Falle für unsere Verfolger bauen."
„Geniale Idee!" sagte Hailie eifrig, „Und dann nehmen wir auch gleich ein paar Säckchen „Friss-mich-nicht" mit. Die haben wir gestern erst umgetopft und sie sind echt ätzend! Haben solche Angst davor, gegessen zu werden, dass sie ständig selber beißen. Wenn wir die von unseren Besen aus werfen, hat der, der getroffen wird, wenig zu lachen!"
Harry grinste erstaunt. Die waren ja echt einfallsreich. Vor allem war ihre Planung besser. Ron, aber vor allem er selbst waren dafür bekannt, eher einfach drauf los zu zaubern und dann eben zu improvisieren. Hatte ja bis jetzt auch bestens funktioniert. Bis auf einmal.
Harry bekam beinahe auf Kommando Kopfschmerzen vor Wut und Enttäuschung, dass ihn dieser Gedanke noch immer so leicht überrennen konnte. Er konnte noch immer Sirius lachen hören und sah vor seinem geistigen Auge, wie er fiel. Das Gesicht noch völlig unberührt, nur etwas überrascht. Und dann hörte er sich selbst schreien.
Stöhnend schüttelte er den Kopf und Ron tippte ihn zaghaft an: „Alles klar?"
„Ja!" sagte Harry ruppig und störte sich arg daran, dass ihn Colin, Susan und Hailie so fragend ansahen. Die hatten ja keine Ahnung.
„Sollen wir also los oder müssen wir noch was bedenken?" Er stand auf.
„Hey!" Meta trat zu ihnen, „Habt ihr noch Fragen?"
„Nein!" Harrys Antwort kam zu schnell und zu energisch, um noch freundlich zu sein und genervt von sich selbst drehte er sich kurz um. Ron zuckte an Meta gewandt mit den Schultern und sagte leise: „So eine Art kleiner Anfall! Es erinnert immer noch zu viel!"
Meta nickte und legte Harry die Hand auf die Schulter: „Willst du eine Pause?"
„Nein, danke!" Harry sah sie an und versuchte ein Lächeln.
„O.K., dann auf!" Meta schob ihn zu seiner Gruppe und klatschte in die Hände, „Die Jagd ist eröffnet! An eurer Stelle würde ich machen, dass ich hier rauskomme!"
Harry ging voran; froh, dass er sich bewegen und so seinem Ärger Luft machen konnte.
Ihre Pläne gingen ausnahmslos auf und eine knappe Stunde später beobachteten sie von den Besen aus lachend, wie zwei Slytherins, die sich gerade mühsam aus ihrer Teufelsschlingengrube befreit hatten, aufgebracht mit ein paar „Friss-mich-nicht"-Pflänzchen kämpften.
Sie schlugen den direkten Weg nach Hogsmeade ein, da sie für ihre Verfolger am Boden so gut wie unsichtbar waren und kamen gut voran. Susan war eine überdurchschnittlich gute Fliegerin und Colin und Hailie hielten sich ebenfalls gut. Harry und Ron flogen vorneweg und gingen des Öfteren in den Sturzflug, um die Lage zu peilen und ein paar Pflanzen auf ihre Gegner zu werfen.
Unbehelligt landeten sie im Wald und huschten im Schutz der Bäume Richtung Hogsmeade.
Obwohl die Tarntränke mittlerweile nachließen und sie ihren Vorrat daran aufgebraucht hatten, kamen sie gut voran. Harry und Ron spionierten sich unter dem Tarnumhang vor und die anderen kamen nach, sobald der Weg gesichert war. Schließlich standen sie an der angeschlagenen Ecke eines ziemlich schäbigen Hauses kaum ein paar Schritte von den Drei Besen entfernt; nicht ahnend, dass sie bereits ins Visier genommen worden waren.
„Sieh mal, unsere Favoriten!" Meta stupste Remus an, der ihr am Tisch gegenüber saß, und dieser drehte sich um und schaute aus dem Fenster: „Na, also! Das wurde auch Zeit!" Er wandte sich wieder seinem heißen Tee zu und wärmte seine Finger an der Tasse.
„Dass dir immer kalt ist!" schimpfte Meta lachend, doch Remus zog den Kopf ein: „Ich hab nur noch ein paar Tage. Mein Immunsystem existiert praktisch nicht mehr!"
Meta zuckte zusammen: „Tschuldigung! Ich wollt nicht ... ."
„Schon gut!" Remus trank einen Schluck und sah sich wieder kurz um, „Nun macht mal, Leute! Es ist schon Viertel nach fünf!"
Meta beobachtete ihn und verfluchte sich innerlich, dass sie mal wieder ins Fettnäpfchen getreten war.
„Sie kommen!" Remus lachte, „Harry hat gerade drei Schüler auf einmal gelähmt und Ron ist irgendwo aufs Dach verschwunden! Colin und Susan locken die anderen weg und da kommt unsere Hailie!" Die Tür flog auf und keuchend schleuderte sich das Mädchen in die Gaststätte: „Die anderen kommen gleich!"
„Tür zu, Kind! Es weht ja rein!" Madam Rosmerta zog Hailie zum Tresen und schloss die Tür.
Dann hörten sie etwas rumpeln.
„Läuft da etwa jemand auf meinem Dach herum!" Die Wirtin klang etwas schrill. Meta grinste und sah nach oben, in der Hoffnung, Ron könnte vielleicht durch die Decke brechen, was Madam Rosmerta den Rest geben würde. Draußen auf der Straße duellierten sich Harry, Colin und Susan mit einigen Slytherins und erhielten tatkräftige Unterstützung von Ginny und Neville, die ihre Gruppe verloren, aber noch lange nicht aufgegeben hatten.
Aus Richtung der Hauptstraße kamen plötzlich Hermine, Luna, Justin und zwei weitere Schüler und mischten sich eilig ins Geschehen ein. Gegen eine solche Übermacht hatten die Siebtklässler keine Chance und sie ließen sich fesseln und im Triumphzug in die Gaststube schleppen.
„Wo ist Ron?" Harry war mit einem Satz wieder draußen in der Kälte und nachdem er die Situation erfasst hatte, katapultierte er sich kurzerhand aufs Dach.
„Hey!" schrie Madam Rosmerta und rannte zur Tür hinaus, „Komm sofort wieder runter!"
„Komm, das müssen wir uns ansehen!" Meta sprang eifrig auf und Remus folgte ihr. Alle anwesenden Schüler und Lehrer versammelten sich vor der Schenke und starrten aufs Dach, auf welchem sich Harry und Ron ein nervenaufreibendes Duell mit vier Siebtklässlern lieferten.
Harry wich gerade geschickt dem Schockzauber von Lee aus und schleuderte noch im Ducken ein paar Fesseln auf Katie, die ihm den Rücken zugewandt hatte. Mit einem Aufschrei ging sie zu Boden und gab Ron so den Blick auf Alicia frei.
„Expelliarmus!" schrie er und schon hatte er ihren Zauberstab in der Hand, was Alicia nicht daran hinderte, sich mutig auf Harry zu stürzen, welcher hinter Katies gefesselten Rücken in Deckung gegangen war.
Ron nahm Harrys Duell mit Lee auf und wehrte gleichzeitig keuchend die Lähmzauber ab, die ein blonder, riesenhafter Junge auf ihn schleuderte. Ron schickte den beiden Entwaffnungs- und Versteinerungszauber so schnell entgegen, dass die Konturen seines Zauberstabes verschwammen. Harry kämpfte die erschöpfte Alicia problemlos zu Boden, fesselte sie und sprang Ron bei, der mittlerweile ziemlich fertig war. Harry aktivierte einen Schutzschild nach dem anderen für ihn und feuerte keuchend Entwaffnungszauber auf Lee und seinen Kumpel. Die beiden waren dummerweise verdammt geschickt, wenn es darum ging, auszuweichen und erwiderten seine Angriffe beinahe ohne Probleme. Schließlich warfen sich Harry und Ron nebeneinander auf den Boden und versteckten sich hinter einem Schornstein.
„Was machen wir jetzt?" Ron schnappte noch immer nach Luft und auch Harry war ganz rot im Gesicht: „Keine Ahnung! Du könntest mich wieder hochschleudern ... ."
Ron schüttelte den Kopf: „Bin zu schwach! Das schaffe ich nicht!"
Einige Minuten kauerten sie da, erschöpft und frustriert, während ihre Gegner sich die Mühe machten, den Schornstein anzugreifen. Dieser begann tatsächlich langsam abzubröckeln, doch da kam Harry eine Idee. Bevor er allerdings den Mund aufmachen konnte, sprudelte es aus Ron heraus: „Die Falle, von der Moody letztens erzählt hat!"
„Du nimmst mir die Worte aus dem Mund! Kennst du noch den Spruch?"
„Klar! Zusammen?"
Harry nickte und die beiden hoben die Zauberstäbe und flüsterten: „Prisona!" Ein rötlicher Schimmer floss durch die Luft in einem Umkreis von etwa fünf Metern.
„Jetzt müssen wir sie hier rüber locken!" Die beiden sprangen auf die Füße und schossen zwei Schockzauber auf Lee und seinen Freund.
„Ach, da seid ihr ja wieder!" lachte Lee und duckte sich zur Seite weg. Doch er reagierte nicht mehr so elegant wie noch vor einigen Minuten.
„Zurück!" wisperte Harry Ron zu und die beiden wichen nach hinten und ließen sich angreifen. Sie parierten nur noch mit Schutzschilden und lockten ihre Gegner so immer näher an ihre Falle heran.
„Oh, jetzt brechen sie ein!" stellte Meta betrübt fest, doch Remus schüttelte den Kopf: „Warten wir es ab! Ich glaube, da kommt noch was!"
Lee und sein Freund waren sichtlich erfreut, dass ihre Angriffe nicht mehr erwidert wurden und traten mutig immer weiter vor.
„Jetzt!" flüsterte Ron und machte einen letzten Schritt nach hinten. Und im nächsten Moment schrieen ihre beiden Gegner auf und stolperten zu Boden. Wie in einer geleeartigen Blase gefangen waberten sie in der Luft und die sich immer rötlicher färbende Masse umschloss sie unnachgiebig. Kein Zauber wich mehr nach außen und sie mussten sich geschlagen geben.
Schwer atmend standen sich Harry und Ron gegenüber. Harry blutete an der Lippe und sah aus, als hätte er sich im Staub gewälzt, während Ron eine hübsche Beule am Kopf und ein paar Kratzer an den Armen aufweisen konnte. Doch beide grinsten sich an und zuckten synchron zusammen, als von der Straße plötzlich Applaus und Jubel losbrachen.
Ein paar Minuten später saßen alle in den Drei Besen und taten sich an Butterbier und Knusperkeksen, die Meta und Tonks spendiert hatten, gütlich. Auch Moody war da und lobte Harry und Ron vor der versammelten Mannschaft. Dann zog er sie in eine Ecke und erzählte ihnen von den derzeitigen Anforderungen der Aurorenzentrale an neue Auszubildende.
Ginny und Hermine saßen bei Lee und Tonks und plauderten in einer Lautstärke, die den gesamten Laden unterhielt. Dieser war so voller Schüler, dass kurzerhand an allen Ecken und Enden Tische und Bänke heraufbeschworen wurden, damit alle einigermaßen Platz fanden.
Irgendwann kämpfte sich Hermine zu Harry und Ron durch. Sie kletterte mühsam über mehrere Mitschüler und plumpste schließlich keuchend auf Harrys Schoß: „Hey!"
„Hey!" Harry grinste breit, „Willst du einen eigenen Stuhl?"
„Ja, bitte!"
Harry zauberte ihr einen und Hermine ließ sich zwischen ihn und Ron fallen: „Schaut mal, ist das nicht klasse?"
Die beiden folgten ihrem ausgestreckten Arm und ihre Blicke fanden Remus und Meta. Letztere unterhielt sich lebhaft mit Madam Rosmerta, welche den Betrieb schon vor gut einer Stunde auf Selbstbedienung umgestellt und sich zu ihnen gesetzt hatte. Remus beobachtete sie mehr oder weniger auffällig und schlürfte an einem Tee. Im Eifer des Gefechts hatte Meta gerade seine Hand ergriffen, so die Tasse umgeworfen und seinen Tee verschüttet. Sie grinste verlegen und Remus sagte etwas, das sie und die Wirtin laut lachen ließ. Während Remus die Teepfütze auf der Theke wegzauberte, ruhte Metas Blick auf ihm und sie verkniff sich mühsam ein seliges Lächeln. Auf eine Bemerkung Madam Rosmertas hin wurde sie feuerrot und wedelte mit den Armen, als wollte sie irgendetwas abwehren.
Harry nickte: „Sieht sehr viel versprechend aus!"
„Sie hat vorhin gefragt, ob bei uns alles klar ist und ob wir den Schock überwunden haben."
„Haben wir." meinte Ron, „Ich jedenfalls. Jeder hat sein Säckchen zu tragen, oder? Und, ich meine, sie scheint ja ganz gut damit zurecht zu kommen."
„Ja, alle beide!" sagte Harry und sie mussten kurz lachen.
„Und dass Jakob nicht zaubern kann ist mir völlig egal." sagte Hermine und runzelte die Stirn, „Das hat er uns ins Hirn gepflanzt, oder? Dass es uns egal ist?"
Harry nickte: „Ich denke schon!"
„Nun, wenn er meint. Wir müssen uns ja auch nicht überall einmischen!" erklärte Hermine würdevoll.
Gegen acht mussten dann alle aufbrechen. Von der Schule waren extra die Kutschen herunter gekommen und Ron staunte einmal mehr über die Thestrale. Vom Fenster ihrer Kutsche aus sahen sie, wie Remus Meta die Tür aufhielt. Hermine, die nach den Jungen allein in den Wagen geklettert war, seufzte: „Ach, er weiß wenigstens noch, was sich gehört!"
„Häh?" kam es von den beiden gleichzeitig und Hermine winkte ärgerlich ab: „Vergesst es!"
