Der Angriff der Todesser

Am Abend der Vollmondnacht saßen Harry, Ron und Hermine bei Remus im Büro und schwiegen sich an. Remus kauerte hinter seinem Schreibtisch und knabbert nervös an den Fingernägeln. Er hatte in dieser Woche zum ersten Mal den neuen Wolfsbanntrank eingenommen und fühlte sich deswegen schon seit Tagen verkatert. Meta kam gerade zur Tür herein und trug einen dampfenden Becher. Sie hielt ihn etwas von sich gestreckt und atmete ganz offensichtlich angestrengt durch den Mund: „Hier, mein Lieber! Die letzte Ration für heute!"

„Oh, bitte nicht!" Remus stöhnte auf und sah sie flehend an, „Das Zeug ist furchtbar! Mir wird schlecht davon und ich habe Halluzinationen!"

„Wirklich?" Harry sah ihn an.

„Wolfsbann-Wurzeln enthalten halluzinationsfördernde Alkaloide und sind in der falschen Dosierung hochgiftig." erklärte Meta und drückte Remus den Becher in die Hand, „Trink! Du weißt, dass es zu deinem Besten ist!"

Remus nickte und setzte an. Er nahm einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht: „Verdammt! Es hilft doch nicht, wenn ich es gleich wieder ausspucke!"

„Du musst dich beherrschen! Hier, wenn du fertig bist, darfst du ein bisschen Pfefferminzzucker essen! Ich hab dir welchen mitgebracht!"

„Danke!" Remus konzentrierte sich wieder auf sein Getränk. Es klopfte und kurz darauf trat Jakob ein: „Hallo, alle zusammen!"

Harry und seine Freunde begrüßten ihn zurückhaltend, doch Meta schien hocherfreut: „Hi, da bist du ja! Remus ist auch gleich soweit!"

Jakob wandte sich Harry zu: „Und, wie hast du die letzten Nächte geschlafen?"

„Ja, gut!" sagte Harry ausweichend, „Bin schwer eingeschlafen, aber bis zum Morgen nicht mehr aufgewacht."

„Klingt doch gut!" sagte Jakob munter. Remus knallte den Becher auf die Schreibtischplatte und hielt sich mit beiden Händen daran fest: „O.K., lass uns gehen!" Schwankend stand er auf. Harry bemerkte, dass Blick ganz verklärt und abwesend war. Er schauderte. Es sah unheimlich aus. Als würde das Licht brennen, aber niemand zu Hause sein. Er stand ebenfalls auf und ging auf Remus zu: „Geht's dir gut?"

„Danke, Krone, geht schon! Ich lass mich jetzt nur von diesem netten Herren abführen und ... wer sind Sie eigentlich? Na, macht nichts! Wir könnten ja auch gleich die Hinkepanks mitnehmen, die da hinten in der Ecke herumtollen!" Remus lächelte verschwommen und musste im nächsten Moment von Harry und Ron festgehalten werden, da er umzufallen drohte. Harry biss die Zähne aufeinander und atmete schwer. Er spürte eine leicht zitternde Hand auf seiner Schulter und Metas Stimme hinter sich: „Sei nicht traurig, Harry!"

„Nein, bin ich nicht! Fast nicht!" Harry schluckte. Jakob nahm Remus fest am Arm und steuerte auf die offene Tür zu: „Komm, Remus! Einen Fuß vor den anderen!"

„Schon klar, Mister! Wir kommen schon heil nach ... wo wollen wir hin? Himmel, ich habe doch morgen Unterricht! Ich unterrichte den kleinen Harry und seine Freunde ... dass ich das noch erleben darf! Wissen Sie, wir schweben hier in ziemlicher Gefahr! Sirius Black ist aus dem Gefängnis geflohen und ich fürchte, er will uns alle umbringen! Ist nicht schön, wenn man das von seinem Freund denken muss!" Remus schüttelte den Kopf und Harry sah Tränen in seine Augen glitzern. Dann schob Jakob ihn auf den Flur und Meta begann ganz hektisch und laut aufzuräumen. „Er kommt wieder in Ordnung, Harry! Das dauert vielleicht etwas, aber spätestens ... übermorgen ist wieder alles O.K. mit ihm!"

Harry nickte. Er traute seiner Stimme nicht. Hermine und Ron saßen klein und blass auf ihren Stühlen und sagten kein Wort.

„Soll ich dir was helfen?" fragte Harry Meta nach ein paar Minuten. Meta ließ die Arme sinken und drehte sich zu ihm um: „Nein, danke, Harry! Geht ins Bett! Ich seh euch morgen!"

Harry zögerte, doch er hat keine Kraft, ihr zu widersprechen. Hermine und Ron folgten ihm aus Remus´ Büro auf den Flur.

„Wir müssen bald gehen!" sagte Harry mit entschlossener Stimme, als sie auf dem Flur waren, „Am besten gehen wir jetzt!"

„Hm?" fragte Hermine müde.

„Wir müssen Sirius zurückholen! Remus vermisst ihn und er braucht ihn! Wenn er Vollmond nur mit ihm verbringen könnte ..."

„Was meinst du mit jetzt?" fragte Ron, „Jetzt sofort?"

Harry blieb stehen: „Kommt ihr mit?"

„Wie willst du ins Ministerium kommen?" fragte Hermine zweifelnd.

„Ich weiß, dass Dumbledore in seinem Büro Ein-Weg-Flohpulver hat und sein Kamin muss ans Ministerium angeschlossen sein. Er steht doch mit Fudge in Kontakt. Wir brechen in sein Büro ein und gehen durchs Netzwerk!"

Hermine seufzte und Ron zog die Augenbrauen hoch: „Und wie willst du es bis in die Mysteriumsabteilung schaffen? Unbemerkt und ohne dich zu verlaufen?"

„Wir nehmen den Tarnumhang mit und hoffen einfach, dass wir den Raum finden!" Harry klang überzeugt, aber nicht überzeugend.

„Harry, hast du dir das gut überlegt?"

„Ja!"

„Gut, dann gehen wir morgen früh!" sagte Hermine fest.

„Warum nicht jetzt?" wollte Harry wissen.

„Ab Abend sind die Kamine im Ministerium gesperrt! Wer das nachts reinrasselt, wird bis zum nächsten Morgen in Gewahrsam genommen."

„Oh! O.K.! Aber morgen!"

„Hast du alles genau gelesen?"

Harry zögerte und sagte dann: „Ja."

„Hast du also nicht!" Hermine stemmte die Hände in die Hüften, „Dann wirst du morgen erst einmal lesen! Und du willst doch wohl sowieso nicht gehen, wenn Professor Lupin gerade aus einem Vollmond kommt, oder?" Harry ließ die Schultern sinken.

„Na, siehst du! Du erkundigst dich noch einmal genau über die möglichen Konsequenzen und erst, wenn wir sicher sind, dass wir nicht irgendein Monster zurückholen, führen wir das Ritual durch!" sagte Hermine bestimmt.

„Aber ... wir können wahrscheinlich nicht jede Kleinigkeit ausschließen!"

„Harry, ich habe Dinge gelesen, die ich nicht wiederholen möchte! Du WIRST jede Kleinigkeit ausschließen, sonst werde ich alles verraten!" Hermine ballte die Fäuste und versuchte sich nicht davon irritieren zu lassen, dass Harry erbost auf sie herunter sah, „Wenn er zurückkommt, könnte es sein, dass er alles vergessen hat! Alles; auch dich! Es kann sein, dass er irgendein Geschöpf geworden ist ... ein unmenschliches Wesen, das keine Gefühle mehr hat und das uns alle aus reiner Langeweile einen nach dem anderen umbringt! Wir müssen sicher gehen, dass kein solches Risiko besteht!"

„Der Vorhang ist einer der am weitesten entwickelten Experimente von Flamel!" ließ sich Ron leise vernehmen, „Er hat in seinen Kapiteln über ihn noch keine negativen Konsequenzen erwähnt!"

„Ihr müsst zwischen den Zeilen lesen! Ihr habt alles bisher zu rosig gesehen! Wenn ich die Seiten betrachte, sehe ich fast nur noch Warnungen! Gebt euch Mühe und sucht nach Hinweisen! Versucht es wenigstens! Vielleicht täusche ich mich ja diesmal!" Hermine sah sie bittend an.

Harry atmete tief durch: „In Ordnung! Statt Mittagsessen gehen wir in die Bücherei!"

Statt Mittagessen gingen sie am nächsten Tag allerdings erst einmal zu Remus, der von Jakob in den frühen Morgenstunden in die Krankenstation gebracht worden war. Ganz blass lag er in den Kissen. Sogar seine Lippen waren weiß, doch er hatte keine Verletzungen am Körper, wie ihnen Madam Pomfrey mitteilte.

Jakob, der auf einem Stuhl neben Remus´ Bett saß und ebenfalls ziemlich mitgenommen aussah, erzählte, dass der intensive Wolfsbanntrank ihren Lehrer so sehr geschwächt hatte, dass er sich nicht einmal vollständig verwandeln konnte. Das musste wahnsinnig schmerzhaft gewesen sein. Harry mochte sich das grauenhafte Bild gar nicht vorstellen. Etwas verschüchtert nahm er Remus´ Hand und drückte sie leicht. Erst einige Minute später bemerkten sie Meta, welche auf dem Nebenbett lag und ein Buch durchblätterte: „Hallo! Wollt ihr nichts essen?"

Harry schüttelte den Kopf: „Ich möchte hier bleiben, falls er aufwacht!"

Obwohl Ron bekräftigend nickte, konnte er nicht verhindern, dass sein Magen knurrte.

„Naja, vielleicht sollten wir uns doch eben was holen! Wir bringen dir was mit, ja, Harry?"

„Danke, Hermine!" Harry lächelte sie an und zog sich dann einen Stuhl an Remus´ Bett. Tatsächlich öffnete Remus die Augen, kaum, dass Hermine und Ron den Raum verlassen hatten.

„Harry?" Seine Stimme klang rau und brüchig. Harry beugte sich näher zu ihm: „Ja? Ich bin hier!"

„Was ... habe ich gestern ... gesagt? Zu dir?"

„Nicht viel! Du warst ziemlich fertig! Tut dir was weh?"

„Mein Kopf und mein ... eigentlich alles ein bisschen!" Remus brachte ein kleines Lächeln zustande. Harry drückte seine Hand noch fester und spürte, wie Remus ganz leicht den Druck erwiderte. Ein paar Meter weiter setzte sich Meta auf: „Hi, wie geht´s dir?"

„Ganz gut, danke!" Remus hustete trocken und Meta griff sofort nach dem Becher Wasser auf dem Nachttisch: „Möchtest du was trinken?"

„Ja!"

Vorsichtig flößte Meta ihm etwas Flüssigkeit ein und dann schloss Remus wieder erschöpft die Augen. Kaum hörbar sagte er: „Wenn nur Sirius jetzt da wäre ..."

Harry schluckte und Meta sah ihn mitleidig an. Da hatte Harry seinen Beweis: Remus brauchte ihn! Harry verbrachte den ganzen Tag in der Bücherei und am nächsten Tag saß er schon vor dem Frühstück dort. Hermine und Ron traf er beim Mittagessen.

„Na, wie siehts aus?" fragte Ron und reichte die Kartoffeln herum.

„Gut! Wirklich gut! Ich habe bis jetzt nur gefunden, dass der Betroffene etwas verwirrt und müde sein könnte, aber ich denke, damit können wir leben, oder?"

Hermine nickte: „Aber ..."

„Hermine, willst du es mir jetzt zerstören? Jetzt, auf den letzten Metern?" fuhr Harry sie an und Hermine zog den Kopf ein.

„Ruhig Blut!" murmelte Ron und legte Harry eine Hand auf den Arm.

„Darauf legst du es wirklich an, nicht wahr!"

„Harry, ich will ebenso wie du, dass er wieder kommt! Glaub mir! Er ... fehlt mir!" sagte Hermine leise, „Aber hast du denn gar keine Angst?"

„Noch mehr Angst habe ich vor einem Leben ohne ihn!" sagte Harry fest und staunte selbst ein bisschen über seine Worte.

„Ich gehe gleich mit in die Bücherei!" sagte Ron.

„Danke! Was ist mit dir, Hermine?"

„Ich muss zu einem Gespräch mit Professor Flitwick. Aber ich komme nach; versprochen!"

Sie trennten sich in der Eingangshalle. Die Jungen wanderten zur Krankenstation, um Remus abzuholen und in sein Zimmer zu bringen und dann möglichst unauffällig in die Bibliothek zu verschwinden. Hermine ging zu Professor Flitwicks Büro. Remus ging es schon besser. Er konnte selbstständig gehen, auch wenn er noch aussah, als würde ein Lüftchen ihn umwehen. Er wurde von Bill, Charlie, Hagrid, Meta und Jakob empfangen, die ihn alle ins Bett geleiteten; seinen Protest großzügig ignorierend.

„Wir müssen noch was arbeiten, aber wir kommen heute Abend wieder, O.K.?" fragte Harry, bevor er und Ron gehen wollten.

„Ja, ist denn alles in Ordnung bei euch?" Beide zögerten.

„Harry?" Remus klang alarmiert.

„Ja, klar! Alles in Ordnung!" sagte Harry fest, „Wir unterhalten uns heute Abend! Ruh dich jetzt noch ein bisschen aus!" Sie ließen Remus zurück mit dem unguten Gefühl, dass er etwas ahnte.

„Hier, Harry!" Ron zog ihn am Arm zu sich und deutete auf die Seite 65 im Buch „Unendlich sein – Ideen zur Verwirklichung eines uralten Traums".

„Hier steht es: „ ... blablabla ... der Zurückkehrende eventuell Veränderungen davon tragen kann ..." Ja, kann sich der Mann denn nicht einmal klar ausdrücken!"

Harry vertiefte sich in das Kapitel. Seine Augen rasten über das alte Papier. Sein Atem ging stoßweise.

„Harry, versprichst du mir was?" fragte Ron und Harry sah abwesend auf: „Hm?"

„Versprichst du mir, dass du nichts allein unternimmst, sondern mich einweihst? Ich will dir ja helfen! Aber schließ mich nicht aus, O.K.?"

„Wie kommst du jetzt darauf? Ich dachte, wir hätten das geklärt!"

„Versprich es mir einfach! Ich kriege ein bisschen Angst, weißt du!"

„Brauchst du nicht! Wir kriegen das schon hin! Allerdings ... Hermine wird nicht mitmachen, Ron! Das hast du auch gemerkt, oder?"

Ron nickte zögernd. Harry hob vorsichtig seinen Pullover hoch: „Ich habe den Tarnumhang hier und sicherheitshalber die Karte. Ich habe gestern Colin nach dem Passwort für Dumbledores Büro gefragt und zum Tausch gegen meine alten Hausaufgaben hat er es mir gesagt. Wir gehen gleich, Ron! Bevor Hermine herkommen kann!"

„Aber ..." Ron stand der Mund offen und vor Schreck konnte er nicht weiter sprechen. Da hörten sie eine bekannte Stimme an der Tür: „Harry? Bist du hier?"

„Hören Sie auf, so zu schreien, Professor Lupin!" schalt Madam Pince sofort.

Ron sah fast erleichtert aus, doch Harry verzog verzweifelt das Gesicht. Er würde ihn davon abhalten wollen. Er hatte nicht die Nerven für so etwas; nicht den Mut! Vielleicht hatte er ihn einmal gehabt, doch jetzt war davon nichts mehr übrig. Besonders nicht so kurz nach Vollmond.

Im gleichen Moment, als Ron „Hier sind wir!" schrie und Harry das Buch wie einen Schutzschild vor die Brust presste; als Remus Richtung Verbotene Abteilung ging, das Schlimmste ahnend; als Madam Pince energisch aufstand, um dem Lärm endlich Einhalt zu gebieten, da knallte es.

Alle Fenster in der Bibliothek zersprangen und die feinen Splitter ergossen sich wie Tränen auf den Boden. Die Regale erzitterten und die Bücher fielen heraus, als hätte man sie von hinten gestoßen. Sie prallten auf den bebenden, dröhnenden Boden und bleiben liegen, wie Vögel, denen man die Flügel gebrochen hatte.

Harry und Ron zuckten zusammen und duckten sich. Beide wurden von mehreren schweren Büchern getroffen und brachen stöhnend zusammen.

Remus wurde von der Druckwelle gegen die Wand geschleudert und rutschte daran herunter. Madam Pince lag ein paar Meter von ihm entfernt ohnmächtig auf dem Boden. Aus ihrem Ohr floss eine kleine Blutspur.

Im nächsten Moment drang ein gleißendes Licht von draußen herein und es waren Stimmen zu hören, die einander etwas zuriefen. Ron stöhnte und schirmte die Augen durch seine Hände ab. Neben ihm schob Harry die Bücher von seinen Beinen und keuchte: „Was war das?"

„Ich weiß nicht!" Rons Stimme klang zum Zerreißen gespannt. Es folgte eine erneute Explosion, die, da sie wesentlich schwächer war, weiter entfernt stattgefunden haben musste. Langsam nahm das Licht ab und die Luft schien leichter zu werden. Als Harry und Ron sich gegenseitig aufhalfen und hochblickten, erstarrten sie.

„Ah, die Herren Potter und Weasley! Mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort, obwohl es uns natürlich sehr gelegen kommt!" Harry lief es kalt den Rücken herunter, als er die Stimme der schwarzgewandeten Gestalt vor ihnen erkannte.

„Haltet die beiden fest! Ich sehe, wen ich hier noch so finde!"

„LAUF, MOONY! HAU AB!" schrie Harry so laut er konnte und bekam im nächsten Augenblick einen Kinnhaken von dem rechten der Todesser. Ron brüllte los, als die beiden linken ihn in die Mangel nahmen. Er trat um sich, kratzte und biss, doch nicht einmal mit seinem Zauberstab, den ihm der eine sofort abgenommen hatte, hätte er eine Chance gehabt. Die Todesser hielten ihn fest und zerrten ihn von Harry weg.

„Ron! RON!"

„HARRY!"

„LASS MICH LOS!" Harry kämpfte verbissen gegen die starken Arme, die ihn gefangen nehmen wollten. Ein Regal weiter hörte er Remus aufschreien und dann folgte ein dumpfer Aufprall. Harry schlug seinen Kopf nach hinten und krachte gegen die Stirn des Todessers, welcher stöhnend den Griff um seinen Rumpf lockerte. Harry wand sich, seinen dröhnenden Schädel ignorierend, und stob einen Schritt vor. So fest er konnte trat er nach hinten aus und kam tatsächlich frei. Nur für eine winzige Sekunde, doch sie reichte Harry. Er sprang ungeschickt zur Seite und riss den Tarnumhang unter seinem Pullover hervor. Er breitete ihn über sich aus und verschwand. Harry hastete an dem Todesser vorbei um das Regal herum. Ron hing bewusstlos in den Armen eines Todessers. Remus lag gefesselt und geknebelt am Boden. Der Todesser vor ihm hob die blasse Hand und streifte sich langsam die Kapuze vom Kopf.

„So sieht man sich wieder, Lupin!" sagte Lucius Malfoy und verzog die Lippen zu einem grausamen Lächeln, „Als wir uns das letzte Mal begegneten, standen Sie ziemlich dumpf auf einem Bahnsteig herum. Das war höchst amüsant, aber was ich Ihnen nicht so recht verzeihen kann, ist unser Treffen davor. Sie waren nicht unerheblich daran beteiligt, dass ich mich am Ende in Gewahrsam des Ministeriums befand und auf dem Weg nach Askaban war! Dafür habe ich mich noch gar nicht bedankt!"

Er lachte und richtete den Zauberstab auf Remus: „Crucio!"

Remus wand sich krampfhaft und der Knebel dämpfte seinen Schrei. Der Schweiß brach ihm aus und sein Körper zitterte verhalten, als versuchte der Schmerz aus ihm heraus zu brechen. Er wurde ganz weiß im Gesicht und hielt die Augen krampfhaft geöffnet, um seinem Gegner nicht das Gefühl des Sieges zu geben.

Harry schossen Tränen in die Augen, doch er hielt sich zurück. Er konnte hier und jetzt nichts ausrichten. Oder doch? Er zückte den Zauberstab, zielte auf Malfoys Rücken und flüsterte: „Incarcerus!"

Aus dem Nichts flossen Seile auf Malfoy zu und wanden sich fest um seinen Körper. Remus riss die Augen auf und schüttelte hektisch den Kopf.

„Was ist denn das?" Malfoy fuhr herum und befreite sich mit einer Bewegung von den Fesseln. Harry stolperte zurück und fiel beinahe. Remus gelang es durch wildes Umhergezucke den Knebel von seinem Mund zu streifen.

„HAU AB!" brüllte er, „VERSCHWINDE!"

Malfoy wandte sich um: „Vergiss es, Lupin! WIR sind noch lange nicht fertig!"

Harry wusste, dass er gemeint war, und rannte los. Vorbei an Madam Pince, die wie tot auf dem Boden lag und vorbei an Ron, der von dem Todesser gerade gefesselt wurde. Harry biss sich auf die Zunge, bis er Blut schmeckte und versuchte verzweifelt, nicht zu heulen. Er hetzte durch die Gänge zu Dumbledores Büro. Als er gerade davor stand, schwang die Tür auf. Harry sprang zur Seite und heraus trat – Snape. Harry keuchte und presste sich die Hand auf den Mund, als Snape sich misstrauisch umsah.

„Professor Snape!" Ginny hetzte durch den Gang auf Snape zu, „Wo ist Professor Dumbledore? Es gab mehrere Explosionen und ..."

„Der Direktor ist nicht da!" sagte Snape kühl und Ginnys Augen weiteten sich vor Entsetzen: „Aber ... WO ist er?" rief Ginny außer sich. Snape verzog das Gesicht und trat nun ganz aus der Tür: „Miss Weasley, ich darf Sie bitten, hier nicht so zu schreien! Solange der Direktor nicht an der Schule ist, werde ich ... Wo wollen Sie denn hin? Bleiben Sie gefälligst hier!"

„WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!" brüllte Ginny, „Tun Sie was! Geraten Sie endlich in Panik! Holen Sie die Schüler hier raus!"

„Wer ...?"

„Was weiß ich, aber ich tippe mal auf Voldemorts Todesser! So viele Feinde haben wir auch nicht!"

„Folgen Sie mir, Miss Weasley! Sie sind an dieser Schule nicht mehr sicher!"

„Ihnen ... folgen?" Harry konnte sehen, dass Ginny das nicht für eine gute Idee hielt.

„Kommen Sie!" Snape packte ihren Arm und zog sie mit sich fort. Bevor die Tür zur Treppe endgültig zuschwingen konnte, huschte Harry hindurch. Er nahm den Umhang ab, rollte ihm unter dem Arm zusammen und hastete die Stufen hoch. Im Büro angekommen blickte er hektisch suchend die Regale entlang. Endlich fand er den Sprechenden Hut.

„Wo ist Dumbledore?"

„Nicht so unfreundlich, junger Mann! Für ein „Guten Tag!" wird es wohl noch reichen!" brummte der Hut.

„DIE SCHULE WIRD VON TODESSERN ANGEGRIFFEN! ICH MUSS ALSO UNBEDINGT SOFORT MIT DUMBLEDORE SPRECHEN!"

„Du liebes bisschen! Dumbledore ist im Zaubereiministerium mit Professor McGonagall!"

„Im Ministerium?" keuchte Harry, „Der Kamin ... Wo zum Teufel ist das Flohpulver?" Er kramte auf Dumbledores unordentlichem Schreibtisch herum und fegte alle Papier zu Boden.

„Meine Güte, TODESSER! Wo sind sie, Junge? Kommen sie her?"

„Keine Ahnung!" Harry stand schließlich mitten in dem Chaos und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, „Was mache ich denn jetzt!"

„Hey, Potter! Beweg dich hier her!"

„Was?" Harry fuhr herum.

„Hier! Hier!" Ein bärtiger, runzliger Mann auf einem Gemälde winkte ihn zu sich heran, „Mach schon! Komm her!"

„Forbes, das dürfen Sie nicht!" protestierte ein anderes Gemälde.

„Klappe halten, Phineas! Komm, Potter! Steig ein!"

„Einsteigen?"

„In das Gemälde! Heiliger Hippogreif! Jetzt stell dich nicht so dumm an!"

Harry trat auf das Gemälde zu, da fiel sein Blick auf eine Tüte auf dem Boden, die halb unter einem Sessel lag. Er griff nach dem Flohpulver und stopfte es in seine Tasche. Dann stand er vor dem Gemälde und Forbes, der alte, knorrige Mann, streckte einen Arm aus und umschloss Harrys Handgelenk mit seinen welken, aber starken Fingern. Er ruckte einmal stark und zog Harry in das Gemälde hinein.

Harry fand sich in dem Raum wieder, in dem Forbes eben gesessen hatte. Es war ein spartanisch eingerichtetes, wie er jetzt merkte müffelndes Arbeitszimmer, das von wenigen Kerzen schwach beleuchtet wurde. Forbes stand neben ihm und hielt sein Handgelenk weiterhin fest umklammert.

„Wir gehen jetzt ins Ministerium! Wenn dir schwindelt, halt dich einfach an mir fest!"

Harry nickte und schrie einmal erschrocken auf, als es hart ruckte und um ihn herum alles zu wirbeln begann. Ihm wurde tatsächlich schwindelig und er krallte sich an dem dürren Arm von Forbes fest. Ein scharfer Wind umwehte ihn und zerrte schmerzhaft an seinen Haaren.

Endlich stand die Welt wieder still und Harry konnte wieder atmen, ohne das Gefühl haben zu müssen, die Luft würde seine Lunge verbrennen. Den Tarnumhang und die Karte hatte er in Dumbledores Büro verloren.

„So, da sind wir! Jetzt raus mit dir und weck die da draußen auf!" Forbes versetzte ihm einen groben Stoß und Harry stolperte aus dem Bild. Mit einem Aufschrei schlug er auf dem Boden auf und stieß sich ordentlich den Kopf und die Knie.

„Mr. Potter! Was machen Sie denn hier?" Professor McGonagall trat zu ihm und reichte ihm eine Hand zum Aufstehen. Harry sah sich um. Er stand in Fudges Büro und der Minister, Dumbledore und McGonagall starrten ihn vollkommen entgeistert an.

„Die Todesser greifen die Schule an!" stieß Harry hervor und Dumbledore stand auf: „Wie bitte?"

„Ich habe sie gesehen! Sie hätten mich fast in der Bibliothek eingefangen und sie haben Ron und Remus! Sie haben die halbe Bücherei gesprengt und ... und Snape war in Ihrem Büro ..."

Dumbledore zog seinen Zauberstab unter seiner Robe hervor: „Harry, du bleibst hier! Ich werde umgehend zur Schule zurückkehren!"

„Sie glauben doch nicht diesen Schwachsinn!" jaulte Fudge, „Sie haben zugesagt, mir hier behilflich zu sein!"

„Fudge, feuern Sie ihn einfach! Er wird schon was anderes finden! Damit wäre die Sache erledigt! Minerva, bitte gehen Sie vor und sehen Sie, welche Lehrkräfte Sie noch erreichen können! Ich werde unsere Mitstreiter alarmieren und nachkommen!" McGonagall nickte und schlüpfte in das Portrait.

„Professor, ich ..."

„Du bleibst hier, Harry! Ich kann es nicht riskieren, dass Voldemort dich in die Finger bekommt! Du bist noch nicht bereit dafür!"

„Aber ..."

„Du hast mich verstanden, Harry! Du bleibst hier und bewegst dich nicht von der Stelle!" Dumbledore schwang einmal den Zauberstab und murmelte: „Prisono persona!" Und Harry spürte, wie sich etwas Kühles, Unsichtbares um seinen Körper legte.

„Du kannst das Ministerium jetzt nicht mehr verlassen! Ich ..."

„NEIN!" Harry wollte auf Dumbledore losgehen, doch dieser hob die Handfläche gegen ihn und Harry musste stehen bleiben: „Vertrau mir, Harry!"

„NEIN! NEIN! Lassen Sie mich nicht hier! Meine Freunde sind in der Schule! Sie sind ... NEIN! Bleiben Sie hier! Ich hasse Sie! ICH HASSE SIE!" Dumbledore stieg in das Gemälde und war verschwunden. Harry stand fassungslos in Fudges Büro. Er konnte nicht glauben, dass Dumbledore ihn hier zurückließ. Er rannte zur Tür und riss sie auf. Keuchend raste er zu den Kaminen und stellte sich in einen hinein. Er warf etwas von dem Flohpulver auf den aschigen Boden und befahl mit zitternder Stimme: „Dumbledores Büro, Hogwarts!" Nichts passiert.

Er verstreute noch etwas Pulver: „Gryffindor-Gemeinschaftsraum, Hogwarts!" Nichts.

„Sie haben die Kamine gesperrt, du Idiot! Das muss es sein!" zischte er, sprang aus dem Kamin und hetzte zum Fahrstuhl.

„Wo soll es hingehen, junger Mann?" fragte eine Dame an der Schaltafel höflich.

„Na, zum Ausgang!" brüllte Harry, „Zu dieser Telefonzelle! Jetzt machen Sie schon!"

Sie verzog angewidert das Gesicht, drückte aber den Knopf. Harry spürte, wie etwas an ihm zog und eine unsichtbare Kraft, gegen die er sich nicht wehren konnte katapultierte Harry aus dem Fahrstuhl. Die Türen schlossen sich.

„Nein! NEIN! Verdammt noch mal!" Harry traktierte die Eisentür mit Fäusten und Füßen und wirbelte schließlich herum, als ihn jemand fest an der Schulter packte.

„Nun, junger Mann! Was soll der Aufstand?" Harry blickte in das affenartige Gesicht eines bulligen Türstehers, der abschätzig die buschigen Augenbrauen hochzog.

„Ich ... ach, was soll´s!" Harry ließ die Schulter sinken und wehrte sich nicht, als der riesige Kerl ihn zu einem Nebenraum schleifte und dabei unablässig schimpfte: „So ein Theater! Und Leute von der Arbeit abhalten! Das ist wirklich ..."

„Mr. Weasley!" schrie Harry plötzlich auf und löste sich aus dem Griff. Er lief nochmals zum Fahrstuhl und sprang hinein.

„Wohin?" fragte eine plumpe Frau gelangweilt.

„Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten!" stieß Harry keuchend hervor.

„Also zweiter Stock!" stichelte sie und drückte auf den Knopf. Dem Türsteher, der nicht schnell genug nachgekommen war, blieb nichts anderes übrig, als die sich schließende Tür anzustarren. Im zweiten Stock angekommen, stolperte Harry aus dem Fahrstuhl und rannte den Gang entlang: „Mr. Weasley? MR. WEASLEY!"

„Nicht schreien, nicht rennen!" wies ihn jemand zurecht, doch Harry lief weiter. Er kam an Kingsleys Büro vorbei und rief hinein: „Kingsley? Sind Sie noch da?"

„Nein, ist er nicht! Und wer zum Teufel bist du, Rotzbengel?" Ein unrasierter, grobschlächtiger Mann packte Harrys Arm und zog ihn durch die Tür.

„Wo ist Kingsley? Ich muss wirklich ..."

Da fiel sein Blick auf die vielen Bilder. Von jeder Wand und aus jeder Ecke guckte ihm Sirius entgegen: rechts von ihm lachte er, geradeaus verzog er das Gesicht auf seinem Häftlingsfoto. Mal müde, mal nachdenklich, mal ausgelassen. Überall Sirius.

Harry spürte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und sich alles um ihn herum drehte.

Hogwarts wurde von den Todessern eingenommen und er konnte nicht zurück.

Ron war verletzt.

Remus wurde gequält.

Wo war Hermine gewesen? Lebte sie noch?

Wo hatte Snape Ginny hingebracht? Hatte er von dem Angriff gewusst und auf wessen Seite stand er verdammt noch mal?

Wo war Neville gewesen, als die Todesser angriffen? Dean? Seamus?

Meta?

Hagrid?

Sirius lachte ihn an und dann hörte er wieder die Explosion.

Die Scheiben zersprangen.

Ron schrie. Wo war er jetzt?

„Was willst du hier, Rotzbengel?"

Sirius.

Dann umfing ihn pochende, übermächtige, stumpf machende Dunkelheit.

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„Wo kam das her?" wisperte Meta und strich sich die wirren Haare aus dem Gesicht. Neben ihr auf dem Boden kauerte Jakob. Er war ganz weiß im Gesicht und hatte die Augen weit aufgerissen. Sein Atem ging schwer. Meta selbst zitterte am ganzen Körper. Die Druckwelle durch die Fenster des Flures hatte beide auf den Boden geworfen.

„Wir müssen sofort herausfinden, was das war und die Schüler in Sicherheit bringen!" sagte Jakob mit schwacher Stimme, stand auf und reichte Meta die Hand. Er zog sie hoch und sie musste sich einen Augenblick an ihm festhalten.

„Alles in Ordnung? Bist du verletzt?"

„Nein. Komm schon!" Sie stob ans Fenster und zog Jakob hinter sich her. Draußen auf dem abfallenden Rasen war kein Mensch zu sehen.

„Warum ist denn da keiner?" zischte Meta und dann hörten beide in der Ferne noch eine Explosion. Sie zuckten zusammen, als auch gedämpfte Schreie zu hören waren.

„Schnell! Desillusionieren wir uns und suchen die Schüler! Sie müssen sofort hier raus!" keuchte Meta und zückte ihren Zauberstab.

„Ja, aber wohin? Ob Hogsmeade noch sicher ist?" fragte Jakob.

„Keine Ahnung! O.K., jetzt keine Panik! Du gehst ins Dorf und siehst nach, ob wir uns dort verstecken können! Versuch Hagrid zu erreichen und nimm ihn mit! Und begebt euch nicht in Gefahr! Gerade ihr beide könnt euch nicht wehren! Ich werde durch die Schule gehen und die Schüler zusammentreiben."

„Was ist mit den Lehrern? Wo sind die alle?"

„Ähm ... ich weiß nicht ... die Weasley-Jungen sind, glaube ich, bei Hagrid. Schick sie hoch ins Schloss, wenn du sie siehst. Sie sollen sich vorsehen! Los jetzt!" Jakob sah Meta unsicher an, doch einen anderen Plan hatten sie im Moment nicht. Meta desillusionierte sie beide, dann lief Jakob los. Meta atmete tief durch und tat es ihm nach. Sie überlegte fieberhaft.

Die jüngeren Schüler mussten ausnahmslos im Unterricht sitzen und so konnte sich die jeweilige Lehrkraft um sie kümmern. Aber wo waren die älteren? Es konnte gut möglich sein, dass die beiden höheren Jahrgänge nach dem Mittagessen frei hatten. Meta beschloss, sich zuerst in den Gemeinschaftsräumen nachzusehen.

Sie hastete durch die Gänge. Je weiter sie in die Mitte der Schule vordrang, desto größer wurde ihr Schrecken. Hier waren die Scheiben zersprungen. Die Scherben lagen weit verstreut auf den Fußböden. Von draußen drang eisige Luft herein. Im nächsten Gang war eindeutig Rauch auszumachen. Sie rannte weiter Richtung Gryffindor-Turm, als sie plötzlich erstarrte. Remus!

Sie schüttelte den Kopf und zwang sich weiter zu laufen. Remus konnte sich gut selbst helfen; die Schüler hatten ihre Unterstützung weitaus mehr nötig. Keuchend kam sie am Portrait der Fetten Dame an. Hier sahen die Flure noch einigermaßen normal aus. Die Scheiben waren heil geblieben und lediglich ein paar Bilder waren von der Erschütterung von den Wänden gefallen. Die Portraits beklagten sich lauthals darüber.

„Faszination!" schrie sie der Fetten Dame das Passwort entgegen.

„Oh, endlich kommt mal jemand! Wieso kann ich Sie nicht sehen? Und was zum Henker ist hier eigentlich los? Es hätte mich beinahe von der Wand gefegt! Ich ..."

„Seien Sie still und lassen Sie mich rein! Ich bin Professor Rosenstein! Die Schule wird anscheinend angegriffen!"

„Lieber Himmel!" Das Portrait schwang zur Seite und Meta hörte die Fette Dame noch weiter zetern, als sie schon im Gemeinschaftsraum stand. Sie wurde wieder sichtbar und erschreckte damit die anwesenden Schüler, die schon beim Öffnen der Tür zusammen gezuckt waren, zu Tode.

„Kein Panik, ich bins! Geht es euch gut? Ist jemand verletzt?"

„Wir haben eine Explosion gehört ..."

„ ... von der Bücherei her oder so ..."

„ ... irgendwo Feuer, glaub ich ..."

„ ... niemand, wo Dumbledore ist ..."

„RUHE!" schrie Meta, „Mund halten! Hinsetzen! Mir zuhören! Und jetzt antwortest du mir auf meine Fragen!" Sie wies auf einen blassen, schlaksigen Jungen aus dem siebten Jahrgang. Er nickte und schluckte.

„Ist hier jemand verletzt?"

„Nein, soweit ich weiß, nicht!"

„Wie viele Schüler seid ihr hier?"

Er sah sich um: „Ähm ... meine Klasse und ein paar aus der sechsten. Nicht viele."

Meta schluckte die Frage „Ist Harry hier?" erst einmal herunter: „Ist noch jemand in den Schlafsälen?"

„Keine Ahnung. Ich geh gucken!" Er sprang auf und rannte die Treppe hoch. Meta wandte sich an eines der Mädchen.

„Ja, ich auch!" Sie stieg die Treppe zu den Räumen der Mädchen hoch. Nur drei Schüler waren noch oben. Insgesamt standen nun 16 Schüler vor Meta und starrten sie mit großen Augen an. Harry war nicht dabei. Dafür Neville. Meta nahm ihn zur Seite: „Weißt du, wo Harry ist?"

Neville schüttelte den Kopf: „Tut mir Leid! Er war mit Ron und Hermine zusammen, als sie vom Mittag weggegangen sind!"

Meta seufzte: „O.K., Neville, ich übertrage dir jetzt die Verantwortung für diese Schüler! Du warst in meinem Crashkurs ganz fantastisch, erinnerst du dich?"

Neville nickte zitternd. Meta legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Ich möchte, dass ihr solange hier drin bleibt, bis ich euch ein Zeichen gebe."

„Was ...?" setzte Neville an, doch als einige Schüler aufschrieen, verstummte er. Meta spurtete zum Fenster, sah hinaus und erschrak. Auch alle Schüler wichen geschockt von der Scheibe zurück.

Über dem Gelände von Hogwarts leuchtete das Dunkle Mal. Ganz deutlich hob sich der Totenkopf, aus dessen Mund sich eine Schlange wand, von dem grauen, schneefallversprechenden Himmel ab. Meta schloss für eine Sekunde die Augen. Keine Panik! Wenn sie in Panik geriet, würde Josepha auftauchen und die Schüler wären verloren.

Sie öffnete die Augen wieder und spähte Richtung Hogsmeade. Dort war der Himmel leer. Keine Anzeichen für eine Übernahme. Konnte sie es riskieren?

Ja!" sagte plötzlich Jakobs Stimme in ihrem Kopf, „Das Dorf ist sicher!"

„Oh, danke!" flüsterte sie und drehte sich dann um, „Neville! Komm her! Du wirst die Schüler hier raus bringen!" Während Neville hektisch den Kopf schüttelte, wandte sich Meta an die restlichen Schüler: „Holt eure Zauberstäbe und zieht euch warm an! Feste Schuhe, ansonsten nehmt ihr nichts mit! Neville hier wird euch hier raus bringen! Haltet euch an ihn! Wer hat noch am Crashkurs Flucht teilgenommen?" Zwei Schüler meldeten sich.

„Kommt her! Ihr helft Neville! Ich werde euch bis nach draußen bringen und den Gemeinschaftsraum verschließen. Neville wird euch nach Hogsmeade bringen."

„Ist das denn sicher?" fragte Neville mit schwacher Stimme.

„Ja!" sagte Meta fest, „Vertrau mir! Und jetzt kommt!"

Mit einer Gruppe ängstlich zitternder Schüler im Schlepptau verließ Meta den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Das Portrait der Fetten Dame hängte sie ab.

„Was machen Sie denn? Ich glaube nicht, dass der Direktor das erlaubt hat!" schimpfte diese.

„Ich hänge Sie hier an die Wand! Vielleicht tun Sie gut daran, sich zu verstecken! Es halten sich Todesser in der Schule auf!"

Die Fette Dame kreischte auf und konnte es nun gar nicht mehr erwarten, abgestellt zu werden. Kaum, dass ihr Rahmen die Wand berührte, war sie auf und davon und versetzte die anderen Gemälde in Panik. Meta wandte sich an einen Herren in einem Holzstich, der gerade aufgewacht war und sich verwirrt umsah: „Schlagen Sie im ganzen Schloss Alarm! Sagen Sie den Schülern, das Dorf ist sicher! Sie sollen dorthin flüchten! Gehen Sie in jeden Gemeinschaftsraum und in jedes Klassenzimmer!"

„Sofort, Mylady!" Der Greis krauchte aus dem Bett und machte sich in Pyjama und Schlafmütze auf den Weg durch die Rahmen.

„Folgt mir!" Meta führte die Schüler die nächstgelegene Treppe herunter. Wieder stob Rauch durch die Flure und verqualmte die Luft. Schwer atmend und mühsam beherrscht gingen sie weiter.

„Hier raus!" Meta öffnete die Tür und spähte auf das Gelände, „Alles frei! Neville, jetzt liegt es an dir! Du wirst es schaffen!"

„Aber ich habe Angst!" Neville hatte jetzt Mühe, die Tränen zurück zu halten. Meta legte einen Arm um seine Schulter und sagte leise: „Ich auch, aber wenn wir beide hier nicht weitermachen, dann kommt keiner hier lebend raus!"

Neville sah sie an und nickte dann: „O.K.! Vielen Dank und ... passen Sie auf sich auf!"

„Das werde ich! Ab jetzt!" Meta sah den Schülern hinterher, wie sie sich in drei Gruppen teilten und auf verschiedenen Waldwegen verschwanden.

„Du hast sie gut unterrichtet! Für genau diesen Fall! Sie werden es schaffen!" flüsterte sie und sah sich dann um. Die Gewächshäuser standen in Flammen. Schwarzer Rauch stob aus den gesprengten Fenstern und vernebelte den Himmel. Hagrids Hütte war dem Erdboden gleichgemacht. Eine Spur versengten Grases zog sich von dort Richtung Schule. Noch immer war kein Mensch zu sehen oder zu hören.

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Dumbledore verharrte in dem Bild. Forbes stand neben ihm und sah entsetzt in das Büro des Schulleiters.

„Direktor, wenn ich gewusst hätte ..." sagte er mit brüchiger Stimme, doch Dumbledore schüttelte den Kopf: „Wie konnten Sie denn? Sie haben genau das richtige getan! Harry ist in Sicherheit und ich werde schon einen Weg hier herausfinden!"

„Oh, Professor McGonagall!" Forbes deutete mit zitternden Fingern auf die leblose Gestalt der Lehrerin. Sie lag auf dem Boden wie eine hingeworfene Puppe. Durch den gesamten Raum zogen giftige, dunkle Schwaden.

„Hoffentlich überlebt sie das!" murmelte Forbes.

Dumbledores Blick verfinsterte sich. Er sah sich zum wiederholten Mal in Forbes´ Bild um. Die Wände wirkten kalt und wie aus Eis. Als er hier ankam, brauchte er allerdings nicht erst einen Blick auf die Wände oder auf Forbes´ entsetztes Gesicht werfen. Allein die erdrückende Luft, die ihm das Atmen erschwerte, und das düstere Licht hatten ihm deutlich gemacht, dass er gefangen war. Gefangen in einem Portrait, während seine Schule angegriffen wurde.

Professor McGonagall lag betäubt (Hoffentlich betäubt und nicht tot!) inmitten seines vergasten Büros. Wie hatten sie das nur geschafft? Wie waren die Todesser in sein Büro gekommen?

Dumbledore nahm auf dem einzigen Stuhl im Gemälde Platz und legte für einen kurzen Augenblick erschöpft den Kopf in die Hände. Er dankte Merlin, dass er die Mitglieder des Ordens, die sich gerade im Ministerium aufhielten, angewiesen hatte, auf jede andere erdenkliche Art und Weise zur Schule zu gelangen. Sie mussten inzwischen hier sein. Hoffentlich konnten sie alles zum Guten wenden. Auch erst einmal ohne ihn.

Er erhob sich: „Ich werde einen Weg hier heraus finden, Forbes! Helfen Sie mir! In welcher Richtung liegt das Gemälde in Severus´ Büro?"

Forbes deutete müde auf die von Dumbledores links gelegene Wand. Dumbledore trat drauf zu und legte tastend seine Hände darauf. Dann schloss er die Augen.

Ich bin verdammt noch mal nicht einer der mächtigsten Zauberer dieser Welt, um hier tatenlos in einem Gemälde herum zu hängen!´ Er ging durch die Wand.

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Als Ron seine Augen wieder öffnete, sah er als erstes Remus´ kalkweißes Gesicht, das von ein paar unförmigen, violetten Flecken verunstaltet war.

„Ron? Bist du wach?"

„Leider!" Er versuchte, sich aufzusetzen, doch es gestaltete sich wegen der Fesseln, die ihm in Hand- und Fußgelenke schnitten, als recht schwierig. Als er endlich saß, sah er, warum Remus ihm nicht hatte helfen können. Er hockte ebenfalls fest verschnürt an ein Bücherregal gelehnt. Sie blickten auf die gesprengten Scheiben, unter denen wundersamerweise unbeschädigt die Arbeitstische standen. An den Fenstern entlang lagen überall Glassplitter und Bücher auf dem Boden, doch es war keines der schweren Regale umgefallen.

„Bist du verletzt, Ron?" Remus´ Stimme klang rau und erschreckend leblos.

„Ich glaube nicht." Ron sah an sich herunter, konnte aber glücklicherweise kein Blut ausmachen, „Mir tut der Kopf weh, aber sonst ist alles heil!"

„Gut!" Remus klang gelinde erleichtert.

„Was ist mit dir ... Ihnen?"

Remus schüttelte den Kopf und Ron sah entsetzt, wie ihm Tränen in die Augen schossen. Sein Lehrer biss fest die Lippen aufeinander und lehnte den Kopf gegen das Holz. Ron verzog erschrocken das Gesicht: „Kann ich irgendwas tun?"

„Nein." sagte Remus schwach und beide zuckten zusammen, als die Tür aufschwang.

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Ginny keuchte hinter Professor Snape her und hatte den Zauberstab fest in der Hand: „Wo laufen Sie denn hin?"

„Ich bringe Sie aus der Schule und dann werde ich versuchen, die anderen Lehrer zu erreichen! Was glauben Sie, wo halten sich Ihre Mitschüler zurzeit auf?"

„Ähm ... keine Ahnung! Im Gemeinschaftsraum oder ... ein paar wollten raus aufs Quidditchfeld."

„Ich werde dort nachsehen! Beeilen Sie sich!" Snape hastete weiter und Ginny stolperte hinterher. Sie stellte fest, dass die Klassenräume, an denen sie vorbeikamen, leer waren.

„Wo sind die Schüler?" herrschte Snape ein Portrait an, das an der Tür zum Klassenzimmer von Professor Walter hing.

„Weg, Herr Oberlehrer!" Der Mann im Rahmen salutierte zackig, „Es wurde Alarm gegeben! Die Schüler sind auf dem Weg nach Hogsmeade! Das Dorf ist sicher"

Snape atmete aus: „Gut! Woher kam dieser Alarm?"

„Von der Fetten Dame, Sir! Sie hat direkten Befehl von Professor Rosenstein erhalten!"

„Wissen Sie, wo Harry Potter sich aufhält?" stieß Snape hervor.

„Jawohl, Sir! Forbes berichtete, dass er ihn zum Direktor ins Ministerium gebracht hat! Er ist nicht wieder zurückgekommen! Er wird dort wohl in Sicherheit sein!"

Aus Ginny brach ein wildes Lachen heraus, das erschreckend schnell in ein hemmungsloses Schluchzen überging. Sie hielt sich krampfhaft an der Wand fest. Auch Snape schien erleichtert: „Na, dann müssen wir uns um den schon mal keine Sorgen machen! Er hätte es garantiert wieder geschafft, sein und unser aller Leben in Gefahr zu bringen!"

Ginny sah ihn verständnislos an: „Wie können Sie ...?" Doch mit einem Aufschrei brach sie ab. Snape hatte sich mit einem Stöhnen gegen die Tür geworfen und hielt sich den rechten Arm. Wie von Sinnen zerriss er den Stoff seines Umhangs und zum Vorschein kam das Mal, das auf seiner Haut brannte wie Feuer.

„Verflucht!" stieß er hervor, „Ich hatte mich schon gewundert, wann sie mich rufen! Das hat verdammt lange gedauert!"

Ginny starrte wie hypnotisiert auf das glühende Zeichen und sie konnte erkennen, wie es siedendheiß die umliegende Haut und die darunterliegenden Adern verbrannte.

„Verschwinden Sie, Miss Weasley! Ich kann Sie nicht länger begleiten!"

„Sie ... wollen Sie jetzt ... zu denen gehen?" fragte Ginny fassungslos.

„Ich habe gerade Bescheid bekommen! Wenn ich mich nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten melde ..."

„Ja, was dann Severus?" erklang eine kalte, unmenschliche Stimme.

Snape und Ginny wirbelten herum und sahen sich Lord Voldemort gegenüber.

Sein schlangenartiges, mageres Gesicht und der kalte, höhnische Blick ließen Ginny scharf die Luft einziehen. Er war groß und erschien ihr ganz unwirklich. Sie konnte noch so viel von ihm gelesen haben, seine bloße Anwesenheit raubte ihr den Atem und vernebelte ihr den Verstand. Sie erstarrte und riss die Augen so weit auf, dass sie zu tränen begannen.

Wie in Trance hob sie den Zauberstab gegen Voldemort, doch dieser lächelte nur müde und fegte ihn ihr mit einer Bewegung aus der Hand. Ginny hörte, wie er gegen die Wand prallte und zerbrach. Sie begann zu zittern.

Snape hatte sich offensichtlich von dem Schock erholt und trat einen Schritt vor, um sich zwischen Voldemort und Ginny zu bringen: „Mein Herr! Was kann ich ...?"

„Nichts!" sagte Voldemort erzürnt. „Und eine ganze Menge!" fügte er wieder beherrschter hinzu, „Du verrätst mir jetzt, wann du mich verlassen hast!" Snape schwieg.

„Dumm, Severus! Wirklich dumm! Ich hielt so große Stücke auf dich!" Voldemort klang gleichgültig.

„Mein Herr und Meister! Ich habe Euch nie verlassen! Ich habe stets ...!"

„Lüg mich nicht an!" donnerte Voldemort und richtete den Zauberstab auf Snape, „Du hast dich ständig von einer Seite auf die andere geschlagen und momentan scheinst du gegen mich zu arbeiten, Severus! Du hast gelebt als Verräter ... nun wirst du als solcher sterben!"

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Die Tür der Bibliothek flog auf und zwei Todesser ließen zwei schlappe Gestalten hereinschweben. Sie ließen sie achtlos neben die an ein Bücherregal gekauerten Schüler fallen.

„Professor Rosenstein!" schrie ein Mädchen auf und erreicht damit, dass Remus wieder die Augen öffnete.

„Herm ... oh, nein!" Ron stiegen Tränen in die Augen und robbte ein Stückchen auf Hermine zu, die wie tot auf dem Boden lag, „Was haben die mit dir gemacht?"

„Die ist echt krass drauf! Sieh dir an, wie sie Nott zugerichtet hat!" Zwei Todesser unterhielten sich flüsternd und der eine deutete zuerst auf Hermine und schließlich auf einen ihren Kumpanen, der stöhnend auf einem Stuhl fiel. Er sah übel angegriffen aus. Seine Augen schienen zu bluten und er atmete röchelnd.

„Die zaubert erst mal nicht mehr so schnell!"

„Malfoy!" rief jemand.

„Was ist?"

Dracos Vater, der sich nicht die Mühe gemacht hatte, seine Kapuze wieder aufzusetzen, kam in gemäßigtem Schritt um das Regal herum. Einer der Todesser schnaufte und deutete auf Meta: „Wir haben Mcnair vielleicht verloren! Die hat ihn erwischt!"

Malfoy kam näher und ging neben Meta in die Knie. Er packte ihr Kinn mit festem Griff und sah ihr in das blasse Gesicht. Sie blutete an der rechten Augenbraue und an der Unterlippe.

„Wer hätte das gedacht!" In dem Augenblick schlug Metas Kopf nach vorn und krachte mit voller Wucht gegen Malfoys Stirn. Er fiel mit einem Aufschrei nach hinten und Meta oder Josepha, die sich nicht aufrichten konnte, verwandte ihre Kraft darauf, nach ihm zu treten und dabei furchtbar zu fluchen: „Du legst nicht noch einmal deine Drecksfinger an mich, du widerliche, schwarzer ..."

Malfoy stöhnte und rutschte aus ihrer Reichweite: „Legt sie um! Die ist ja ..."

Josepha schrie auf, als sich ihr ein Todesser näherte und als würde ihre Wut aus ihr heraus explodieren, brach ein scharfer Wind los, der ihren Gegner für gute zwei Minuten davon abhielt, weiter auf sie zuzugehen.

„MALFOY! Ich habe dich nie vergessen! Du wirst büßen, was du mir angetan hast! Was du uns angetan hast!" Ron hielt erstaunt die Luft an.

„Meta, beruhige dich! Bitte!" mahnte Remus. Josepha sah ihn mit funkelnden Augen an: „Du hast keine Ahnung, Lupin!"

„Sie töten dich! Reiß dich jetzt zusammen! Behalte deine Kraft, vielleicht für später."

„Ich wusste doch, dass ich dich kenne!" meinte Malfoy bemüht lässig, nachdem er es geschafft hatte, sich aufzurichten. Josepha spuckte nach ihm: „Das will ich dir auch nur geraten haben, dass du noch weißt, wer ich bin!"

Einer der Todesser ging auf sie zu, doch Malfoy hielt ihn zurück: „Wartet! Lasst die Finger von ihr! Das zahle ich ihr lieber persönlich heim! Später." Er entfernte sich leicht humpelnd und Josepha ließ sich nun widerspruchslos fesseln.

Ron sah nun zu Hermine, die langsam und zögernd die Augen öffnete. Mit einem Blick erkannte sie Ron: „Oh, du lebst noch!" Ron nickte und rückte etwas an sie heran.

„Wo ist Harry?" flüsterte Hermine.

„Ich weiß es nicht! Ich hoffe, er ist unter dem Umhang entkommen!" gab Ron ebenso leise zurück und protestierte erschrocken, als ein Todesser Hermine von ihm wegzog, um sie zu fesseln.

„Wann kommen endlich die nächsten Anweisungen?" schnaubte einer der Todesser, „Ich bin nicht hier, um in einer Schülerbücherei rumzuhocken! Wo ist der Dunkle Lord?"

„Er ist hier?" schrie Remus und die Todesser begannen zu lachen: „Ja, was denkst du denn?"

„Er war schon immer etwas langsam, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge ging!" sagte eine Stimme, die Remus, Hermine und Ron sehr bekannt vorkam.

Und um das Regal herum in ihr Blickfeld trat - Pettigrew.

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Ginny sah entgeistert, wie Voldemort Snapes Zauberstab in dessen Hand explodieren ließ. Ihr Lehrer zuckte zusammen, sagte aber keinen Ton.

„Hinterhältiger, stinkender Verräter!" stieß Voldemort hervor, „Du hast dich auf die Seite von verachtenswertem Getier geschlagen! Du hast die einzige Wahrheit verleugnet ... nein, du hast sie regelrecht mit Füßen getreten!" Snape senkte den Kopf und breitete langsam die Arme aus.

„Nein!" keuchte Ginny und streckte unsicher eine Hand nach ihm aus.

„Du wirst gleich an die Reihe kommen, Kind!" sagte eine weibliche Stimme und Voldemorts Lippen verzogen sich zu einem hässlichen Lächeln.

Hinter ihm aus einem der Klassenzimmer trat eine Frau. Ihre tiefschwarzen Haare umgaben ihren mageren Schädel wie ein glänzendes Tuch und ihre Augen schienen zu brennen. Als Ginny sie erkannte, stürzte sie ohne nachzudenken auf sie los.