Something left to say - Klarstellung mit Folgen

Die Sache kam Hermine immer merkwürdiger vor. Neben Ernie ging sie aus dem Schloss und schließlich hinaus auf die Ländereien. Sie hatten fast schon den halben See umrundet, als er endlich den Mund aufmachte: „Hermine... wir sind zwar erst seit einer Woche offiziell Schülersprecher, aber…" er war stehen geblieben und sah sie jetzt an „es kommt mir irgendwie so vor, als würden wir uns schon ewig kennen." „Na wir kennen uns ja auch schon ewig!", erwiderte Hermine verdutzt, sie hatte keine Ahnung worauf er hinaus wollte
„Ich meine so richtig."
„War das damals in der DA nicht richtig?"
„Ich meine alleine, als einzelne Person."
„Oh…", sie rückte den Schulterträger ihrer Tasche zurecht
„Ich meins ernst. Ich würd dich wirklich gern noch besser kennen lernen und…"
Hermine sah ihn traurig an, nun begriff sie worauf es hinauslief „Ernie…es tut mir wahnsinnig Leid, das kommt alles so plötzlich…ich-"
„Du musst dich nicht sofort entscheiden.", sagte er schnell
„Das ist es nicht, ich…es gibt da jemand anderen." Was hatte sie da gesagt! Entsetzt schlug sich Hermine die Hand auf den Mund
„Ist nicht so tragisch", entgegnete Ernie, der glaubte die Geste sei auf ihn bezogen. Er versuchte ruhig zu klingen, doch in ihm tobte ein Kampf zwischen Hass und Vernunft. „Wen?", forschte er nach „Bitte sags mir, ich müsste mir sonst ständig einreden, dass derjenige keine Lüge war um…" er sprach nicht weiter
Hermine wurde das Ganze immer unangenehmer. Sie wollte es nicht sagen.
„Ist es dieser Quidditchspieler, aus Durmstrang?"
„Krum?…nein, er ist, er ist…", Hermine stockte, als sie merkte, dass sie ihn Krum genannt hatte. Die Jungs nannten ihn so, aber sie…
„Etwa Harry, oder Ron?", bohrte Ernie weiter
Sie schwieg und sah zu Boden.
„Hermine", er ging auf sie zu und drückte ihr Kinn mit seiner Hand hoch. Sie musste ihn jetzt ansehen. „es ist Ron, nicht wahr?"
Ihre Augen wurden feucht „Sag es niemandem", flüsterte sie und kniff einen Moment lang die Lieder zu, um ihre Tränen zurückzuhalten „Bitte! Sag es Niemandem!"
„Schon okay. Aber ihr zwei seit nicht…"
„Nein. -Ernie bitte…", sie sah ihn flehend an „versprich es."
„In Ordnung. Versprochen, ich seh ja wie's dir zusetzt.", er gab sie frei und sie lächelte dankbar. Dann drehte sie sich um, um den See jetzt doch vollends zu umrunden. Er sah ihr nach und lief dann in die andere Richtung zurück zum Schloss.

Hermines Füße lenkten sie zweimal um den See. Warum war sie so aus der Fassung geraten? Und wie sollte es jetzt weitergehen? So konnte sie doch nicht mit Ernie verbleiben, wie sollten sie ihre Ämter vertretbar rüberbringen, wenn sie sich gegenseitig aus dem Weg gingen und das mussten sie jetzt zwangsläufig eine Weile. Es wäre nicht richtig, sich trotzdem weiterhin so häufig mit ihm zu treffen, dass wusste Hermine. Sie hatte nicht die Absicht Ernie dazu zu bringen sich weiterhin Chancen auszurechnen, es wäre einfach nicht fair. Und es wäre nicht die Wahrheit.
Sie sah auf ihre Uhr und beschloss zum Quidditchfeld rüber zu gehen, um Harry und Ron vom Training abzuholen. Sie kamen ihr schon entgegen, doch sie redeten nicht wie sonst darüber wie es gelaufen war, sie schwiegen sich an. Harry war einfach nur erschöpft, vielleicht auch traurig darüber, dass sich Ginny aus ‚schulischen Gründen´ eine Auszeit vom Training genommen hatte, wobei er keine Ahnung hatte was das eigentlich heißen sollte, denn Ginny war nicht schlecht und hatte jede Menge ZAG's geschafft.

Aber im Vergleich zu Ron ging es ihm blendend. Dieser wurde durchs Fliegen immer wieder schmerzlich daran erinnert, wie viel besser Victor Krum doch war und dieses Wissen, gemischt mit seinem Zeitdruck machte ihn wahnsinniger und zu Gleich verzweifelter als jemals irgendwas zuvor. Ginny hatte versucht mit ihm zu reden, vorm Training schließlich auch Harry, doch er war weder in der Lage es seiner Schwester, noch seinem besten Freund zu erzählen. Ziemlich niedergeschlagen folgte er Harry und Hermine in die große Halle, wo jetzt nur noch wenige Schüler ein verspätetes Abendessen einnahmen und vereinzelt aufgeschobene Hausaufgaben gemacht wurden. Er setzte sich seinen Freunden gegenüber an den Gryffindortisch, stützte den Kopf auf und begann traurig in einem Teller Suppe zu rühren, den Harry ihm zugeschoben hatte. Hin und wieder hob er einen Löffel voll in die Luft und ließ dann den Inhalt aus geringer Höhe zurück in den Teller tropfen. „Ron, du musst doch was essen.", ermunterte Hermine ihn ständig „Ja.", sagte er dann jedes Mal, -und rührte weiter.
Als sich die Halle immer stärker leerte und schließlich nur noch sie und einige Fünftklässler aus Ravenclaw übrig waren, beschlossen Harry und Hermine, dass es keinen Sinn mehr hatte. Gemeinsam mit Ron gingen sie hoch zum Gemeinschaftsraum und noch einmal versuchte Harry herauszufinden was ihn bedrückte, mit demselben Ergebnis wie etwa zwei Stunden vorher auf dem Quidditchfeld.

Ron erklärte ihnen, dass er schrecklich müde sei und ging zu Bett. Auf halber Höhe der Treppe drehte er sich allerdings noch einmal um, und warf einen letzten Blick zum Kamin, wo Harry und Hermine sich eindringlich unterhielten. Er wusste, dass sie über ihn redeten. Er hatte sich die ganze Woche über viel zu auffällig verhalten und er wusste, dass er etwas ändern musste. Im Schlafsaal war alles ruhig. Leise zog er sich um und versuchte, wie schon so oft in den letzten Nächten, in seiner Decke vergraben eine Lösung für sein Problem zu finden. Doch in Wirklichkeit war nicht die Lösung, sondern der Weg sie Hermine zu erklären das Problem. Ron wusste das, er würde noch platzen wenn er es nicht bald schaffte. Nach stundenlanger Grübelei, wie es ihm vorkam, hörte wie die Schlafsaaltür erneut aufging. Das musste Harry sein. Er stellte sich schlafend, so konnte es nicht weitergehen, jetzt verstellte er sich schon vor seinem besten Freund. Er würde noch durch seine UTZ Prüfung fallen, wenn er nicht bald reinen Tisch machte. Die Noten, die er in der ersten Woche auf seine Hausaufgaben bekommen hatte waren auch nicht gerade berauschend gewesen.

Am nächsten morgen wollte er es Hermine eröffnen, er lag noch lange wach und malte sich ihr Gespräch aus, dann schloss er die Augen, und öffnete sie gleich wieder. Seine Gedanken schienen sich nicht verändert zu haben, doch er stand jetzt am See und schaute auf das sich kräuselnde Wasser und nicht mehr hoch zu seinem Baldachin. Es war früher Nachmittag und sie hatten Pause, entschlossen sein Vorhaben, das ihn auch noch jetzt in seinem Traum begleitete in die Tat umzusetzen wollte er sich umdrehen, als ihm jemand die Hände auf die Augen legte. Er hielt inne und umfasste die fremden Handgelenke, am linken spürte er das feine Lederarmband einer Uhr.
„Hermine!", rief er überrascht
Sie nahm die Hände von seinen Augen und er drehte sich um. Sie lächelte ihn an und blickte gleich wieder zu Boden,
„Du hast dein Tintenfass vergessen.", sie klang nicht tadelnd wie sonst „Hier.", umständlich zog sie es aus ihrer Tasche und hielt es ihm hin.
„Danke." Er schien ganz woanders zu sein, mit unsicherem Blick legte seine Hand auf ihre, die keine Anstalten machte das Tintenfass loszulassen.
„Hermine, ich…", er holte tief Luft „…du weißt ja, ich bin mir nie so klar über das was ich tue, im Unterricht oder bei Hausaufgaben…", er sprach viel schneller als sonst „…aber ich glaube… ich bin in dich verliebt…"
Hermine ließ das Tintenfass fallen, mit einem dumpfen Aufprall fiel es ins Gras, doch keiner von beiden wandte den Blick nach unten, um zu sehen ob es zerbrochen war.
Ron wusste, dass er nun nicht mehr zurück konnte, - ich glaube, ich bin in dich verliebt, weniger überzeugend konnte man ja gar nicht klingen, er selbst wusste wie ernst er es meinte, aber jetzt wo es raus war kam es ihm vor als könne man es nur missverstehen. Es klang so, als wäre es eine weithergeholte Vermutung, er hatte lange gebraucht um es sich selbst einzugestehen, anfangs hatte er sie nur bewundert, wie entschlossen und klug sie an Dinge heranging und auch wie sie sich zur Wehr setzten konnte, wenn ihr etwas nicht passte. In ihrem dritten Jahr hatte er bemerkt, wie sein Puls in die Höhe schnellte, wenn sie sich berührten, in ihrem vierten Jahr wäre er vor Eifersucht auf Krum fast gestorben, und in ihrem fünften Jahr waren sie beide zu Vertrauensschülern ernannt worden, wobei sie hier, um ihren Pflichten nachzukommen viel Zeit zusammen verbracht hatten. Doch über all die Jahre hatte Ron geschwiegen. Er hätte es weiterhin tun und seine Gefühle für sich behalten sollen, er glaubte zu wissen was jetzt kommen würde, selbst ihr freundschaftliches Verhältnis würde zerstört sein, Harry würde nicht verstehen warum und Hermine würde ihn einweihen, früher oder später gäbe es niemanden mehr der es nicht wüsste. Draco Malfoy würde ihn noch mehr verspotten, er würde…. Ron dachte nicht weiter er schaute verzweifelt in ihr lächelndes Gesicht. Halt! Sie lächelte! Keineswegs spöttisch, sondern verständnisvoll. Es ergab überhaupt keinen Sinn, dennoch lächelte sie. Und ohne jede Vorwarnung, schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn.
Ron wusste nicht was passierte, es ging alles so schnell. Von jetzt auf gleich wurde der wolkenlose Himmel dunkel. Hermine brach den Kuss ab, trat von ihm weg und sah ihn verzweifelt an. Er guckte besorgt, wollte etwas sagen, doch entsetzt sah er wie Hermine vor seinen Augen zusammenbrach. „Neeeeiiiin!"

Ron saß kerzengerade im Bett, sein eigener Schrei hatte ihm aus dem Traum gerissen. Seine Ohren rauschten. Er atmete schnell und seine Hände hatten sich in die Bettdecke gekrallt. - Nur ein Traum, sagte er sich, doch sein Herz raste, so als wäre er gerade vom See bis zu seinem Bett gerannt. Bewusst atmete er aus und ließ sich zurück in die Kissen fallen. - Nur ein Traum…
Er schlief wieder ein und die Situation wiederholte sich, er wusste, dass er schweißgebadet im Bett lag, schaffte es aber nicht sich aus dem Traum zu lösen. Der Ablauf war immer der Gleiche.