Nachrichten aus der Zaubererwelt

Beim Mittagessen brach alles über ihnen zusammen.
Die Todesser hatten sich, wie es schien, während der Sommerferien und in der ersten Hälfte des Schuljahres auf den Angriff auf Hogwarts konzentriert. Jetzt, da dieser nicht geglückt war und sie ihre Kräfte wieder einigermaßen wieder beisammen hatten, starteten sie eine Welle von Anschlägen.

Harry mochte gar nicht mehr den Tagespropheten aufschlagen. Eigentlich tat er das selbst sowieso nicht, aber Hermine hielt ihm die Schlagzeile immer direkt vor die Nase.

Harry sehnte sich schmerzlich nach den Zeiten, in denen die Aufhänger des Tages die Eröffnung eines Forschungslabors oder die Schließung einer Zaubererapotheke waren. Nun bekam er Bilder präsentiert von brennenden Häusern, deren Bildunterschrift als gute Nachricht verkauft wurde, denn „es wurden lediglich zwei Muggle bei dem Brand getötet, während die restlichen fünf von der so genannten Feuerwehr gerettet werden konnten".

Ron las gerade die neuesten Entschuldigungen des Zaubereiministers und Hermine und Ginny waren in die sich ständig aktualisierenden Listen der offiziellen Todesser vertieft, als Harry aufschrie. Er warf die Seite auf den Tisch und schlug mit beiden Fäusten darauf.

„Was? Was ist denn, Harry?"

„Zacharias Smith!" stieß Harry hervor.

„Was ist denn mit dem?" rief Hermine ungeduldig und griff mit zitternden Fingern nach dem Blatt. Schweigend las sie, dann schlug sie die Hände vor den Mund: „Oh, nein!"

Ginny, Ron und Neville rissen die Zeitung an sich.

„Umgebracht … Eltern unauffindbar … höchstwahrscheinlich auch tot … oh, nein!" keuchte Neville. Harry sprang auf und stürmte aus der Halle.

Jetzt geht es los!´ hämmerte es in seinem Kopf, Jetzt fängt es erst so richtig an! Jeden Tag werden jetzt neue Nachrichten kommen und wir werden richtig dezimiert! Und wer hat Schuld daran?´

„Was habt ihr hier?" fragte Remus, der an ihrem Tisch getreten war, alarmiert und ließ sich den Tagespropheten geben. Er überflog die Zeilen und verließ dann ebenfalls rasch die Halle.

„Harry?"

„Nein! Lass mich mal fünf Minuten in Ruhe!" brüllte Harry, als er Remus´ Stimme hörte und bevor er die Tür ins schloss schmiss. Er flüchtete raus aufs Gelände und an den See.

In der Großen Halle berichteten Hermine und Ron Dumbledore, was geschehen war. Er machte ein Gesicht, dessen Ausdruck sie unmöglich deuten konnten und legte beiden die Hand auf die Schulter: „Lasst euch davon nicht zu sehr runterziehen! Es wird noch schlimmer kommen!" Damit ging er und ließ sie recht verwirrt zurück.

Sirius kam vom Lehrertisch her, wo er bis jetzt heiß mit Hagrid diskutiert hatte und setzte sich zu ihnen: „So hat es damals auch angefangen. Das ist sozusagen ihre Alternative zu den ganz großen Anschlägen."

„Und was machen wir jetzt?" fragte Ginny schwach.

„Uns vorbereiten für morgen! Die Schüler kommen morgen. Ich werde ab heute Abend nur noch als Hund durch die Gegend laufen und ihr habt, wenn ich euch daran erinnern darf, McGonagall angeboten, die Betten zu beziehen. Der letzte Hauself ist heute Morgen nach dem Frühstück gegangen."

„Was ist mit Dobby und Winky?" wollte Ron wissen.

„Die sind noch da, aber alleine schaffen sie das alles nicht. Wir werden wohl einen Küchendienst einrichten."

„Bestens!" sagte Hermine tonlos, „Sind sie befreit oder …?"

Sirius schüttelte den Kopf: „Die wenigsten. Aber Dumbledore hat ihnen ein sicheres Versteck beschafft. Nach der Sache mit Kreacher haben die meisten Angst bekommen, dass auch sie so missbraucht werden könnten und auch wenn es ihnen das Herz gebrochen hat, die Schule zu verlassen, sind sie gegangen. Ich denke mal, sie werden ausnahmslos wieder kommen."

„Wenn es dann noch ein Hogwarts gibt, zu dem sie zurückkommen können!" sagte Neville düster.

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Eine Nachricht:

„An die Zauberergemeinschaft!

Ich, der Zaubereiminister Cornelius Fudge, bin zutiefst erschüttert und betrübt, folgende Maßnahmen mitteilen zu müssen:

Es wird eine Überprüfung und Katalogisierung aller offiziell verkauften Zauberstäbe durchgeführt werden. Sollten Sie sich weigern, an dieser teilzunehmen, wird Ihnen der Prozess gemacht!

(Sirius: „Na, immerhin ein Prozess! Da sollte man sich nicht beschweren!")

Alle Konten bei der Gringotts-Zaubererbank werden der Verantwortung der Kobolde enthoben und dem Ministerium unterstellt, so dass wir über jegliche Bewegung informiert sind.

(Bill: „Diese Idioten! Jetzt können sie sicher gehen, dass die Kobolde zu Voldemort überlaufen! Die haben doch bestimmt noch nicht mal eine Entschädigung bekommen!")

Allen magischen Wesen (genaue Definitionen finden Sie im Anhang) wird die Erlaubnis zur öffentlichen Rede, zur Führung eines Geschäftes und zu jeglicher gesellschaftlicher Aktivität (genaue Definitionen und so weiter) entzogen!

(Remus: „Jegliche gesellschaftliche Aktivität! Hermine, schlag sofort diesen Anhang auf! Was zum Henker meinen die damit?")

Anhang: 1) magische Wesen: Kobolde, Halbkobolde, zivilisierte Gnome, Riesen, Halbriesen, jegliche Art von Elfen und Feen, Trolle, Zentauren, Geister, Gespenster, Poltergeister, Werwölfe, Wendigos, Meermenschen, Vampire, Zwerge.

2) gesellschaftliche Aktivitäten: Versammlungen des Ministeriums und jeder offiziellen Einrichtung, Reisen durch das Kaminnetzwerk, Betreten öffentlicher Zauberergebäude (Zaubereiministerium, St. Mungo), offizielle Feierlichkeiten des Ministeriums

(Remus schüttelt stumm den Kopf.)

Der Fahrende Ritter stellt die Beförderung von Personen und Gütern vorübergehend ein!

Folgenden Zauberern werden die Besen und, wenn vorhanden, die Appariererlaubnis entzogen: minderjährigen Zauberern, das heißt Zauberern unter siebzehn Jahren,

(Harry, Ron, Ginny: „NEIN!")

vorbestraften Zauberern, die einen Eintrag in den Akten des Ministeriums haben,

Zauberern über 70 Jahren

Es wird verstärkt nach Animagi, Metamorphmagi und anderen Verwandlungskünstlern gesucht und sollten welche entdeckt werden, die sich bisher nicht ordnungsgemäß angemeldet haben, steht diesen eine mindestens einjährige Haftstrafe in Askaban bevor!

(Sirius: „Schock mich! Ein Jahr! Das gibt´s ja nicht! Wetten, sie schaffen es, mir das anzuhängen, sobald sie festgestellt haben, dass sie damals einen Fehler gemacht haben?")

Folgende Einrichtungen stehen ab sofort nicht mehr unter dem Schutz des Ministeriums: das Zauberer-Einkaufszentrum in London, die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei

(Sirius: „Was hat Dumbledore denn jetzt schon wieder angestellt, dass die ihn nicht mehr mögen?")

(Harry: „Nicht mehr unter dem Schutz des Ministeriums? Hieße ja, sie hätten uns schon mal beschützt und da kann ich doch nur müde lachen!")

folgende Zaubererapotheken und –geschäftshäuser …

(Ron: „Langweilig! Kommt da noch was Wichtiges?")

Jeder von Ihnen sollte sich auf eine plötzlich stattfindende, nicht nochmalig angekündigte Befragung durch das Ministerium vorbereiten. Dieser Artikel hier ist die erste und einzige Ankündigung!

Es tut mir Leid, Ihnen und uns diese Schranken aufzuerlegen, doch ich sehe für die Zaubererwelt nur eine Zukunft, wenn wir uns vorsichtig und vor allem kooperativ verhalten.

Ich danke Ihnen!"

„Für was, Affenkopf?" stieß Ginny hervor und sah zu Remus, der schon seit Längerem nichts mehr gesagt hatte und trüb vor sich hinstarrte. Meta hatte sich in seinen Arm gekuschelt und überlegte fieberhaft, was sie sagen könnte.

„Na, dann!" sagte Sirius und schlug auf die Armlehnen seines Sessels, „Kopf hoch, Moony! Immerhin haben sie noch nicht die Jagd auf Werwölfe legalisiert wie letztes Mal!"

„Ähm …" machte Hermine und alle starrten sie an.

„WAS?"

„Das steht auf der nächsten Seite. Das Töten folgender Geschöpfe ist unter den genannten Umständen erlaubt: Vampire zu jeder Tages- und Nachtzeit, Riesen, Meermenschen, Zwerge, Trolle, Kobolde und Zentauren nach konkreten Angriffen oder Bedrohungen, Werwölfe bei Vollmond, das Bannen von Geistern bei konkreten Angriffen oder Bedrohungen."

Harry sah Hermine so aufgebracht an, als könnte sie etwas dafür. Hermine ließ die Zeitung sinken und biss ich auf die Unterlippe: „Tut mir Leid!"

„Das heißt jetzt also, dass der Unterricht für Hagrid, Firenze und mich gelaufen ist!" sagte Remus leise.

„Aber du kannst doch hier bleiben, oder?" fragte Meta und in ihrer Stimme schwang leichte Panik mit.

„Und wenn ich ihn selbst hier festbinden muss: Er bleibt!" sagte eine feste Stimme von der Tür des Gemeinschaftsraumes her.

„Albus!" Sirius stand auf, „Hast du das alles gelesen?"

Dumbledore nickte grimmig: „Ja, und wir sollten uns einreden, dass Fudge damit wirklich nur unser Bestes will! Und jetzt folgt mir bitte! Die Schüler kommen an und wir müssen sie überprüfen und in das Geheimnis einweihen, damit sie da Schulgelände betreten können. Immer zu dritt; ihr kennt das Spiel!"

Alle nickten. Sie hatten es oft genug geübt. Harry machte sich mit Hermine und Remus auf den Weg, während Ron und Ginny mit Meta gingen.

„Hoffentlich laufen sie nicht gleich vor mir davon!" meinte Remus, als sie in Hogsmeade am Bahnhof die ersten Schüler in Empfang nahmen.

Es dachte allerdings niemand daran, fortzulaufen. Alle waren froh, dass sie endlich angekommen waren. Die Creevey-Brüder stürmten als erstes auf Harry und Hermine zu und begrüßten sie wild. Nun galt es, sie eine Stunde lang zu beobachten, damit eventuell eingesetzter Vielsaftrank seine Wirkung verlor und sie davon zu überzeugen, verschiedene Tränke einzunehmen, die Anzeichen einer Gehirnwäsche, Spuren von Abhörzaubern oder Ähnlichem aufzeigten.

Schließlich konnte Harry Colin und Dennis zur Seite nehmen, während Remus die nächsten Schüler in Augenschein nahm.

„Also, hört gut zu, ihr zwei! Hogwarts ist in ein Geheimnis gehüllt! Ihr müsst euch diesen Spruch hier durchlesen und dort hinüber sehen. Dann kommt ihr hin. Immer dem Weg folgen. In der Schule wartet Dumledore."

Die zwei nickten und starrten auf den Zettel. Harry kannte den Text inzwischen schon auswendig.

„Die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei leistet weiterhin erbitterten Widerstand!"

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Dumbledore hielt vor dem Abendessen eine kleine Rede. Eine kleine Rede für eine kleine Gemeinschaft.

Dean und Seamus saßen neben Harry und Ron und sahen müde und irgendwie grimmig aus. Besonders Seamus hatte harte Kämpfe mit seiner Mutter ausfechten müssen und letztendlich drohen müssen, ihr davon zu laufen, wenn sie ihn nicht freiwillig zurück zur Schule gehen ließ. Padma und Parvati waren wieder da; ebenso Lavender. Luna hatte beinahe den Termin verpasst und konnte von Meta gerade noch so aufgelesen werden.

Aus dem Slytherin-Turm waren lediglich fünf Erst- und vier Zweitklässler wieder gekommen. Sie saßen an ihrem Tisch wie Aussätzige und guckten ausnahmslos traurig. Der Tisch der Gryffindors war am vollsten besetzt. Die Ravenclaw-Schüler, unter ihnen auch Michael Corner, Terry Boot und Cho Chang, waren gleich nach ihrer Ankunft in Tränen ausgebrochen, da Orla Quirke, ebenfalls komplett aufgelöst, erzählte, dass Stewart Ackerly, ein guter, unauffälliger Schüler und nebenbei Orlas Freund, am Vortag verschwunden war. Es war beinahe sicher, dass er tot war, denn keine Stunde nach seinem Verschwinden erschien das Dunkle Mal über seinem Haus. Seine Eltern waren Muggel.

Harry versuchte verzweifelt, sich davon nicht zu sehr ergreifen zu lassen, doch es ging nicht. Nach dem Essen flüchtete er mit dem Tarnumhang aus dem Gemeinschaftsraum und suchte sich ein ruhiges Eckchen in einem verlassen Korridor. Er durfte das Schloss nicht mehr verlassen, obwohl auch das Gelände im Zauber inbegriffen war. Das Portal hätte ihn wieder zurückgeschleudert.

Der Raum der Wünsche war dummerweise besetzt, wie er eben festgestellt hatte.

Also kauerte er auf dem Fußboden und haderte mit sich und der Welt. Vor allem mit der Welt. Wenn sie doch noch ein bisschen warten könnten! Wenn sie doch alle nur noch ein wenig länger kämpfen und widerstehen und standhalten könnten, dann wäre er bereit!

Er machte Fortschritt, das wusste er. Aber was brachten Fortschritte, wenn Voldemort Morde beging? Harrys größte Leistung war bisher per Gedankenkraft Sirius dazu zu bringen, Remus ein paar fiese Flüche auf den Hals zu hetzen, was an sich schon ganz gut war. Dummerweise entlockte das Voldemort noch nicht einmal ein müdes Lächeln. Das war nicht fair!

Andererseits war es auch nicht fair, dass Zacharias und wahrscheinlich auch Stewart sterben mussten! Und es würde nicht fair sein, alle im Stich zu lassen.

„Mir bleibt eben keine Wahl!" murmelte Harry, „Wie so üblich!"

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In Remus´ Büro:

„Das Kollegium ist reichlich dezimiert!" stellte Meta fest. Sirius, der vor dem Kamin lag und seinen Pelz wärmte, schnaubte.

„Sag ihm, er soll mich nicht ärgern!" sagte Meta zu Remus.

„Er ärgert dich nicht! Er ist ein Hund!"

„Er schnaubt so verächtlich!" beharrte Meta trotzig und Remus nahm lächelnd ihre Hand: „Lass ihn schnauben! Das ist die einzige Freude, die er noch hat!" Jetzt knurrte Sirius einmal.

„Wenn du mich beißt, schmeiße ich dich raus! Da kenne ich nichts!" drohte Remus und der Hund legte seinen Kopf zurück auf den Boden.

„Moody ist beschäftigt mit seiner Arbeit im Ministerium, Green und Sinistra sind weg, Hagrid ist nach Frankreich abgehauen." zählte Meta auf und trank noch einen Schluck Muggelbier.

„Betrink dich nicht!" warnte Remus lächelnd, der sich wieder seinem Buch gewidmet hatte.

„Das Schloss ist total leer und verlassen. Die Zwillinge sind wieder in ihrem Laden, Bill und Charlie bewachen die Todesser."

„„Nimm´s dir nicht so zu Herzen!" sagte Remus warm und Sirius bellte zustimmend.

„Das ist irritierend! Er behauptet doch immer, uns nicht zu verstehen, aber irgendwie traue ich ihm nicht!" bemerkte Meta mit einem misstrauischen Blick auf Sirius, der unschuldig mit dem Schwanz wedelte.

„Sirius Black nicht zu trauen ist grundsätzlich erst einmal gut." meinte Remus ohne von seinem Buch aufzusehen.

„Na, ich hoffe nicht, dass das zu deiner Ansprach im Ministerium gehört!" grinste Meta, bevor sie ernster fortfuhr, „Tonks ist in London, Kingsley und Arthur haben ihre Crashkurse weg und kommen auch erstmal nicht wieder, Emmeline Vance treibt sich irgendwo in Irland herum. Wir sind wirklich ziemlich verlassen. Ach, was heißt hier „wir"? „Ich" bin verlassen! Du liest lieber statt dich ein wenig mit mir zu unterhalten!"

Remus sah mit gerunzelter Stirn von seinem Buch hoch und Sirius rollte sich auf den Rücken.

„Da, er lacht! Er ist ein ziemlich böser Hund!" rief Meta.

„Vorschlag: Ich lege das Buch weg und du hörst auf, dieses arme Tier zu beleidigen!" Meta überlegte kurz, streckte Sirius noch einmal kurz die Zunge raus und nickte dann.

„Unverbesserlich!" stellte Remus fest und hob dann den Kopf, als lauschte er.

„Was?" fragte Meta.

„Ich glaube …warte mal!" Er stand auf und Meta rollte theatralisch mit den Augen: „So viel zum Thema ich bekomme mehr Aufmerksamkeit!" Sie ließ sich neben Sirius auf die Knie und begann, ihn mit einem kleinen Stock aus dem Reisigvorrat zu pieken.

„Hallo, Harry! Komm rein!" sagte Remus, der gerade die Tür geöffnet hatte

„Kannst du jetzt auch schon durch Türen und Tarnumhänge gucken wie Moody?" fragte Harry leicht mürrisch.

„Er hat dich gerochen!" rief Meta vom Teppich.

„Echt?" Harry sah Remus interessiert an.

„Nein. Setz dich! Gibt es etwas Wichtiges?"

„Ach, nur ein paar tote Mitschüler und die Last der Welt auf meinen Schultern, die immer größer wird und mich bald erdrückt und bei euch?" sagte Harry tonlos und ließ sich auf die Couch fallen. Meta blieb der Mund offen stehen und sie verharrte in der Bewegung, Sirius zu kitzeln, was dieser nutzte, um sie um zu werfen. Remus räusperte sich mehrmals und wusste danach noch immer nicht, was er sagen sollte.

„Also, Harry!" sagte Sirius und setzte sich auf.

„Hey, kündige deine Verwandlung gefälligst an!" zischte Meta, „Ich will nicht irgendwann die Hand auf deinem Bauch haben, während du mir ein fettes Grinsen präsentierst!"

Sirius sah sich erst verwirrt, dann belustigt an und setzte sich dann neben Harry.

„Du solltest dich davon nicht allzu sehr runterziehen lassen! Du machst große Fortschritte und wenn du dich besser fühlst, können wir gleich noch ein bisschen üben. Jakob hat uns sogar freies Schussfeld auf Remus gegeben. Was meinst du?"

„Ich weiß nicht, ob das reicht." murmelte Harry.

„Wenn nicht, bist du immer noch „der Junge, der lebt" und der bekommt bekanntlich vom Schicksal eine ordentliche Portion Glück spendiert!" sagte Meta fest, stand auf und setzte sich auf die Sofakante neben Remus.

Harry schielte zu ihr: „Meinst du?"

„Klar! Wäre doch ziemlich unfair, oder? Weißt du, Prophezeiungen werden auch nicht einfach so gemacht. Ein tieferer Sinn steckt immer dahinter. Irgendwer hat sich was dabei gedacht. Leute werden nicht von Stümpern auserkoren, sondern von Dingern, die so wichtig sind, dass wir sie weder sehen noch verstehen. Du bist nicht aus irgendeiner Laune heraus auserwählt worden, sondern weil du es schlicht und ergreifend drauf hast. Und was du nicht drauf hast, wird dir zugespielt. Das Schicksal gleicht schließlich beide Seiten aus."

Meta sagte das alles mit einer Selbstverständlichkeit, dass Harry das Herz ganz leicht wurde.

„Das ist ein Naturgesetz. Genauso wie die Tatsache, dass du es tierisch unfair findest, derjenige zu sein, der den ganzen Mist ausbaden muss. Und man kann dir noch so oft erzählen, dass es eine Gabe oder eine wunderbare, glückliche Fügung ist: Für dich bleibt es Mist! Tatsache ist, dass auch Mist getan werden muss. Einer muss den Dreck wegmachen und diesmal bist das halt du. Aber du bist ja nicht alleine und ich für meinen Teil brenne förmlich darauf, die Welt mit dir zu retten! Ehrlich! Das kann doch nur die super Gaudi werden! Wenn man mich fragen würde: Ich wäre bereit! Und ich denke, du bist es auch! Du hast alles getan und der Rest ist ja wie gesagt Glück. Ich sage ja nicht, dass du jetzt gleich losziehen und ihn suchen sollst, aber du solltest dir nicht den Kopf darüber zerbrechen. Es passiert, wenn es passiert."

Mittlerweile standen nicht nur Harry, sondern auch Sirius und Remus die Münder offen.

„Und jedes Opfer unterstand vielleicht deiner Verantwortung, aber doch nicht deiner Schuld! Es gibt einen Unterschied zwischen verursachen und … naja, herumsitzen und trainieren und abwarten. Und du hast den Tod deiner Mitschüler nicht verursacht. Du konntest das weder wissen noch ahnen noch verhindern. Alles, was du tun kannst und was du ja auch tust, ist, dich vorzubereiten und zu warten. Und jetzt fragst du dich sicher worauf genau! Ich würde sagen: Entweder auf den Moment, in dem Voldemort plötzlich vor dir steht und so was sagt wie „Stirb, Potter!" oder auf den Moment, in dem Dumbledore vor dir steht und so was sagt wie „Kämpf und rette unser aller Leben … und mach schnell!" oder so! Alles klar? Wunderbar! Ich habe jetzt noch eine Verabredung in meinem Kamin! Keine Sorge, Schatz, es ist nur Tonks! Gute Nacht dann die Herren!"

Sie küsste Remus zum Abschied leicht auf die Wange, zerwuschelte Harrys Haare und nach kurzer Überlegung auch Sirius´ und verschwand dann im Flur.

Nach fünf Minuten machte Harry unsicher: „Ähm …?"

Sirius nickte bekräftigend und beide sahen Remus an, als könnte er etwas dafür.

„Naja, sie hat ein bisschen getrunken und ich glaube, sie macht sich auch wirklich Gedanken darüber!" sagte Remus lahm.

„Schockierend, Moony!" war Sirius Kommentar und Harry grinste: „Aber das tat echt gut! Sie hat euch eine Menge Arbeit abgenommen!"

„Pft! Ich hatte nicht vor, mich länger mit deinen Problemchen zu beschäftigen!" Sirius sah Harry herausfordernd an, doch bevor dieser entsprechend reagieren konnte, hatte Remus ihm einmal mit der flachen Hand über den Hinterkopf gezogen: „Sei ein verantwortungsvoller Pate!"

„Von dir lass ich mir gar nichts sagen! Deine Frau denkt mehr als du!"

„Sirius!" Harry und Remus waren gleichermaßen empört und sahen es als ihre Pflicht, ihn zurecht zu weisen, doch in diesem Moment klopfte es an der Tür.

„Tatze, ab!" befahl Remus und Sirius verwandelte sich. Er hatte sich gerade vor dem Kamin zusammengerollt, als Remus die Tür öffnete. Snape stand vor ihm.

„Es wird Sie vielleicht interessieren, Lupin, dass wir die Leichen der beiden Slytherin-Schüler gefunden haben." sagte er glatt und Harry auf der Couch erstarrte.

„Dumbledore bat mich, Sie zu unterrichten. Außerdem sollten Sie wissen, dass ich nach Professor Vance Abreise wieder für ihren Wolfsbanntrank zuständig bin. Sie hat mich eingewiesen." Er sagte das, als wäre er nie im Leben schlimmer beleidigt worden.

„Und schließlich wollte …" Er verstummte und zuckte zusammen.

„Severus, was ist?" fragte Remus eindringlich und viel zu freundlich, wie Harry fand.

Snape hatte die Lippen aufeinander gebissen und die linke Hand auf den Arm gepresst, auf dem sich, wie Harry wusste, das Dunkle Mal befand. Doch seit Voldemorts Auftritt hier in den Gängen der Schule, während welchem er Snape hatte töten wollen, da er ihn als Verräter entlarven konnte, war Snape natürlich nicht wieder in den Kreisen der Todesser aufgetaucht. Offenbar verloren das Mal und Voldemorts Ruf danach nicht ihre Wirkung.

„Komm herein und setz dich!" sagte Remus, weswegen Harry von der Couch zu Sirius auf den Teppich flüchtete. Snape zögerte, doch als die nächste Welle kam und er sich kaum noch aufrecht halten konnte, folgte er Remus´ Einladung, berat das Zimmer und sackte auf dem nun leeren Sofa zusammen.

„Wie oft ruft er sie in letzter Zeit zusammen?" fragte Remus.

„Zu oft für meinen Geschmack!" knurrte Snape und bedachte Harry mit einem unwilligen Blick, welcher sich zu einem hasserfüllten entwickelte, als er weiter zu Sirius wanderte.

„Ich weiß, dass du es bist, Black, und ich finde, es zeugt von Respekt, wenn du dich in meiner Gegenwart als Mensch präsentierst!" bemerkte er. Harry konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, da Sirius jetzt natürlich schon mal gar nicht daran dachte, sich zu verwandeln. Snape schnaubte.

„Harry, könntest du so nett sein und Professor Snapes Arm vereisen, damit er nicht so starke Schmerzen hat?" fragte Remus dermaßen freundlich, dass Harry beinahe schlecht geworden wäre. Er starrte Snape an und dieser starrte zurück. Es war nicht zu sagen, welcher von beiden diese Idee als schlechter empfand. Doch Harry gab Remus´ Blick nach. Mit ihm wollte er sich am allerwenigsten anlegen.

„Wenn es überhaupt nötig ist, würde ich es vorziehen, wenn Lupin …" sagte Snape, als Harry sich zögernd in seine Richtung bewegte.

„Geht nicht!" sagte Remus kurz und zog sich einen Stuhl heran, „Magiekonto!"

„Magiekonto?" fragte Harry verwirrt, doch Remus deutete auf Snape.

Harry stöhnte und richtete seinen Zauberstab auf den verhassten Lehrer. Was könnte er ihm jetzt nicht alles Schönes anhexen? Aber er riss sich zusammen, vereiste Snapes Arm, wie Remus ihn gebeten hatte und setzte sich wieder zu Sirius, welcher in Wachstellung und mit aufgerichteten Ohren alles beobachtet hatte.

„Sie sind ja letztendlich doch zu etwas nütze, Potter!" stichelte Snape, doch fügte hinzu, als ihn Remus´ Blick traf, „Vielen Dank also!" Er erhob sich: „Der letzte Punkt betraf lediglich ihren zukünftigen Tagesablauf, da Sie ja mal wieder nicht in der Lage sind, Ihren Unterrichtspflichten nachzukommen."

Harry holte schon Luft, doch Snape fuhr fort: „Richten Sie Professor Rosenstein aus, dass sie Ihre sämtlichen Stunden übernehmen wird. Man hört ja, Sie verbringen viel Zeit mit ihr!"

Remus´ Lächeln ähnelte immer mehr dem Grinsen eines Krokodils, was wohl auch der Grund dafür war, dass Snape es nun vorzog, sich zurück zu ziehen.

Als er draußen war, sprudelte Harry los: „Also, warum musste ich dem denn jetzt bitteschön helfen! Und wird er noch oft gerufen? Woher wisst ihr, dass er nicht hingeht? Wieso traut ihr diesem Affen eigentlich? Was ist ein Magiekonto und wieso darfst du nicht mehr zaubern? Wozu siezt er dich eigentlich? Und vor allem, warum kann Dumbledore nicht jemand anderen schicken und er bleibt in seinem verrotteten Kerker, wo er hingehört?"

„Harry." sagte Remus einmal leicht tadelnd und kniete sich dann erst einmal vor den Kamin, Harry und Sirius sacht, aber bestimmt zur Seite schubsend.

„Albus?"

„Einen Moment, Remus!"

Nach zwei Minuten erschien Dumbledores Kopf im Kamin: „Entschuldige, ich habe eine Menge zu tun. Ja, wir haben die Leichen von Mr. Crabbe und Mr. Goyle, aber wir wissen noch nicht, was wir damit machen wollen! Sag Meta bitte, wenn du sie das nächste Mal siehst, sie soll sich auf deine Stunden vorbereiten. Du wirst in deinem Büro bleiben und nicht auffallen. Denk an dein Magiekonto! Apropos Konto: Dein Konto bei Gringotts ist gesperrt und endlich auch einmal Sirius´. Ihr habt nichts zu tun, als euch Gesellschaft zu leisten und euch auf den Termin im Ministerium vorzubereiten. Sprich: Ihr übt, keine Wutausbrüche zu bekommen und Sirius sollte an seiner Ausdrucksweise arbeiten! Das wäre es erst einmal. Gute Nacht!" Er verschwand, ohne dass Remus nur einmal den Mund hatte aufmachen können.

„Tja." sagte er und lehnte sich gegen die Couch, „So schnell kann man abgefertigt werden!"

Harry zerwuschelte Sirius´ Fell und sah Remus an: „Noch mal: Magiekonto?"

„Einige Zauberer haben Magiekonten, die das Ministerium überprüft. Alle minderjährigen Zauberer haben eins. Daher wusste das Ministerium auch Bescheid, welche Zauber du in den Ferien angewandt hast. Diesen Tortenschwebezauber und den für die Dementoren."

„Das mit der Torte war Dobby! Wie oft soll ich das eigentlich noch sagen?" knurrte Harry, während Remus fortfuhr: „Werwölfe und Vorbestrafte haben auch so ein Konto. Die Leute sehen, was und wie oft ich zaubere. Und jetzt ist es mal wieder eingeschränkt worden. Ich will also meine verbleibenden Sprüche nicht auf Snapes Wehwehchen verschwenden."

„Vorbestrafte? Doch wohl auch verurteilte Verbrecher?" wollte Harry wissen. Er erschrak, als Sirius sich wieder plötzlich verwandelte und bemerkte: „Die Betonung liegt hier auf „verurteilt"! Ich wurde nie verurteilt und somit auch nicht erfasst. Ich kann zaubern, was ich will und keinen interessiert es. Der einzige Vorteil dieser „Methode"."

„Für das Ministerium ist das ganz und gar kein Vorteil. Aber selbst wenn sie dich erfasst hätten, könnten sie dich wahrscheinlich nicht finden. Bellatrix zaubert schließlich auch und ihr sind noch nicht auf die Spur gekommen." meinte Remus.

„Und jetzt haben sie unser Geld eingefroren?" fragte Sirius mit leicht unwilliger Miene. Remus nickte: „Ja. Bei mir gab´s da nicht viel einzufrieren. Oh, und ich glaub nicht, dass sie dein Konto einfrieren. Ich denke, sie geben dein Geld aus!"
„Diese Ratten! Ich werde es wieder verlangen, wenn ich erst einmal rehabilitiert, herzlich begrüßt, um Verzeihung gebeten und mit Handkuss in die Welt entlassen wurde!" wetterte Sirius.

„Und ihr traut Snape immer noch?" fragte Harry jetzt.

„Wir haben Snape noch nie getraut, das heißt, wir haben kein größeres Problem mit ihm als üblich!" erklärte Sirius und Remus nickte: „Das trifft es. Das trifft es wirklich! Aber, Harry: Dumbledore vertraut ihm und wir vertrauen Dumbledore!"

„Außerdem ist Dumbledore so viel mächtiger als wir! Wir haben schlicht und ergreifend Schiss davor, uns mit ihm anzulegen!" sagte Sirius ernst und Harry sah ihn belustigt an.

„Sirius, ich finde, du solltest dich in diesem Zimmer ausschließlich in deiner Hundegestalt aufhalten!" sagte Remus plötzlich streng und als hätten sie nie über etwas anderes gesprochen. Sirius wollte widersprechen, doch er zog unter dem tödlichen Blick von Remus die Schultern ein.

„Und vor Moony hatte ich schon immer gewissen Respekt!" raunte er Harry zu, bevor er sich verwandelte.

„Und du, willst du nicht bald ins Bett?" fragte Remus an Harry gewandt.

„Dann hast du ja keinen mehr, den du rumkommandieren kannst!" lachte Harry.

„Meta kommt gleich wieder!" sagte Remus ungerührt und Sirius schnaufte, als wollte er sagen, dass er sich das eh nicht trauen würde.

„Und sie hat Recht: Der Hund ist frech und ärgert!" Remus lachte und stand auf, „Also, Harry! Ich wollte mich gern noch ein bisschen auf die bevorstehende Befragung vorbereiten. Dumbledore sagte, dass der Termin nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen kann."

„O.K., das ist gut!" sagte Harry schnell und erhob sich ebenfalls. Er tätschelte noch einmal Sirius´ Kopf und ging dann zur Tür: „Gute Nacht, dann!"

„Gute Nacht, Harry! Und, ehrlich: Ein Hauself verzaubert eine Torte in deinem Haus? Das klingt fast nach James!"

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Jeden Tag kamen neue Meldungen, beispielsweise von Geschäften in der Winkelgasse, die schlossen, da die Eigentümer sich so weit wie möglich aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollten. Jeder, der Muggelverwandtschaft hatte, konnte die Hilfe der neu eingerichteten Abteilung des Zaubereiministeriums für Schutz von gefährdeten Nicht-Magiern in Anspruch nehmen. Auch Hermine machte einen Termin und flohte mit Professor McGonagall und einigen weiteren Schülern ins Ministerium. Am Abend war sie wieder da und sie sah aus, als hätte sie eine Menge geweint. Harry und Ron stürmten sofort zu ihr, drückten sie in den gemütlichsten Sessel vor dem Kamin und schoben ihr heißen Kakao zu.

„Erzähl mal. Wie ist es gelaufen?" fragte Ron sanft.

Hermine trank erst einmal einen großen Schluck und berichtete dann mit müder Stimme: „Also, da herrscht das absolute Chaos! Es ist supervoll und überall sind neue Warteräume. Ich habe jemanden getroffen, der seit drei Wochen neben dem Büro für Lächerliche Patente wohnt, weil er glaubt, er ist da in Sicherheit und es hat noch keiner bemerkt. Naja, Fudge ist immer noch da, aber der bringt gar nichts zustande. Ich habe Moody getroffen und seinen neuen Chef, diesen Vaughn. Ich könnte nicht sagen, wer von beiden misstrauischer guckt, aber immerhin haben sie freundlich gegrüßt. Und dann nach vier Stunden Wartezeit sind wir endlich drangekommen. McGonagall hat mich begleitet. Sie war echt toll!"

„Und was haben sie beschlossen? Helfen sie deinen Eltern?" fragte Harry hektisch.

„Mum und Dad sind schon weg!"

„Was?"

„Sie sind auf dem Weg nach Australien. Den genauen Ort kenne ich nicht. Nach dem Gespräch haben sie befunden, dass Mum und Dad zum gefährdetsten Kreis gehören … weil ich doch mit dir befreundet bin, Harry."

Harry zuckte zusammen, doch Hermine fuhr fort: „Wir haben sie von dort aus gleich über den Kamin geholt und dann haben wir uns verabschiedet." Ihre Stimme klang belegt und sie trank hastig noch einen Schluck. Ron klopfte ihr mitleidig den Rücken.

„Und … meinen Tanten haben sie auch Bescheid gesagt. Die werden nicht weggebracht, aber ihnen wird nahe gelegt, das Land zu verlassen. Sie haben sie tatsächlich in alles eingeweiht. Zwei haben´s auch geglaubt und weil sie selber Kinder haben, sind sie in dieser Minute am Koffer packen. Aber Dads Schwester wollte davon nichts wissen. Sie hat nur geschimpft. Da haben sie ihr einen Vergiss-mich geschickt und gesagt, sie bekommt zumindest ein Notfall-Warnsystem. Aber damit kann es dauern. Das will so ziemlich jeder. Mindestens das."

Hermine schwieg und starrte in das Kaminfeuer. Harry wusste absolut nicht, was er ihr sagen sollte. Er wusste, er musste nicht sagen, dass es ihm Leid tat. Das wusste Hermine. Doch er fühlte sich grässlich bei dem Gedanken, dass ihre Eltern fliehen mussten, da ihre Tochter mit ihm, Harry Potter, befreundet war.

Ron hatte anscheinend ganz anderes im Kopf.

„Na, das ist doch fantastisch!" sagte er und klopfte auf seine Sessellehne, „Wirklich! Du brauchst dir keine Sorgen um deine Eltern zu machen, Hermine! Sie sind vollkommen in Sicherheit und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihr euch wieder seht!"

Hermine sah ihn an, als würde sie ernsthaft über seine Worte nachdenken. Dann lächelte sie leicht: „Danke, Ron! Ich gehe jetzt ins Bett! Gute Nacht!" Sie stand auf, winkte den beiden noch einmal zu und ging dann. Auf der Treppe traf sie Ginny.

„Hey!"

„Hey!"

„Hast du es ihnen erzählt?"

„Ja, dass meine Eltern abgereist und somit in Sicherheit sind!" Hermine sah Ginny fest an. Diese schüttelte den Kopf: „Das meine ich nicht! Ich möchte wissen, ob du ihnen gesagt hast, dass du die Chance hattest, mitzugehen und dass sie es dir sogar eindringlichst geraten haben!"

Hermine schüttelte den Kopf: „Nein, und du wirst es ihnen bitte auch nicht sagen!" Damit ließ sie Ginny stehen. Diese blickte ihrer Freundin nach und ging dann mit einem leisen Seufzer in den Gemeinschaftsraum.

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Es konnte nicht wirklich ein normaler Schulalltag einkehren. Die Schüler waren verängstigt und das nicht zuletzt wegen der Schlagzeilen des Tagespropheten, der sich die Einschüchterung der gesamten Zaubererwelt anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht hatte. Wenn es keine neuen Meldungen über Gräueltaten seitens der Todesser gab, holten sie die alten Geschichten wieder heraus und traten sie schlimmer breit als je zuvor.

„Als ob wir es nicht ernst nehmen würden! ALS OB WIR ES VERDAMMT NOCHMAL NICHT ERNST NEHMEN WÜRDEN!" brüllte Neville und schmiss das Blatt auf den Frühstückstisch, bevor er hochrot und schon laut schluchzend aus der Halle rannte. Hermine war auch schon den Tränen nahe und so schnappten sich Harry und Ron Nevilles Exemplar.

„Auroren des Ministeriums bis zum Wahnsinn gequält!

Frank und Alice Longbottom leisteten bis zur völligen Selbstaufgabe Widerstand!

Und bis heute haben wir das Andenken an sie erhalten.

Die Eltern eines Sohnes, mittlerweile 16 Jahre alt und Schüler der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, haben sich vor 20 Jahren nach ihrem Schulabschluss für eine Ausbildung an der Aurorenschule des Ministeriums entschieden und schlossen diese mit Auszeichnung ab. Sie leisteten in den wenigen Jahren, die sie in ihrem Beruf tätig sein konnten, großartige Arbeit, wurden mehrfach geehrt und wurden schließlich Opfer eines der grausamsten Verbrechen unserer Zeit.

Lesen Sie:

auf Seite 3 den Lebenslauf von Alice und Frank Longbottom

auf Seite 4 die erschütternde Geschichte ihres letzten Kampfes mit mehreren ihnen letztendlich überlegenen Todessern

auf Seite 6 die TOP 5 der schrecklichsten Verbrechen des vergangenen Krieges …"

„Die TOP 5?" rief Harry völlig fassungslos und blätterte mit fliegenden Fingern auf Seite sechs, Rons zaghaften Protest, es besser zu unterlassen, mühsam ignorierend.

Und da stand es! Natürlich stand es da. Er hatte es erwartet. Er interessierte sich nur ein kleines bisschen dafür, wie sie es aufbereiten würden. Welche Schlagzeile würden sie ihm und seinen Eltern verpassen? Was würden sie als das schlimmste Detail dieser Geschichte erachten und hervorheben?

Er las. Ron sah ihm nervös über die Schulter.

„Die TOP 5 der schrecklichsten Verbrechen des vergangenen Krieges; eine Auflistung von Jarry McCoy, der tiefe Ehrfurcht und Trauer beim Verfassen dieses Artikels verspürte.

TOP 1: Der grausame Verrat an Lily und James Potter, den Eltern des Jungen, der lebt,

und der Mord an Peter Pettigrew und zwölf Muggeln

Schwer zu sagen, was uns damals am meisten betraf, weswegen wir die meisten Tränen vergossen haben. Doch zuerst erinnern wir uns natürlich an den grässlichen Verrat, der dieser abscheulichen Tat voraus gegangen ist!

James Potter und Sirius Black, seit ihrer Einschulung beste Freunde, wurden von allen, die sie kannten geachtet, bewundert und geliebt. Sie waren wie Brüder füreinander. James machte Black zu seinem Trauzeugen, als er seine über alles geliebte Lily heiratete und er machte ihn zum Paten seines Sohnes Harry.

Diese Tatsachen, diese zahlreichen Beweise James´ Zuneigung und seines bedingungslosen Vertrauens gegenüber Black sind es, die uns sofort einfielen, als wir an einem verregneten Novembermorgen lesen mussten, dass Black den Tod dieses wunderbaren Menschen, James Potter, und den seiner Frau herbeigeführt hatte! Dieses Monster hatte den Menschen verraten, der ihn in sein Haus und in seine Familie aufnahm und der ihn immer unterstützte; selbst dann noch, als schon renommierte Schwarzmagie-Forscher und Auroren des Ministeriums ihre Bedenken gegenüber Black, der aus einer der dunkelsten Familie unserer Welt stammt, äußerten.

Black, ein kalter, gefühlsunfähiger, blutrünstiger Abklatsch von einem menschlichen Wesen, hat die Frau seines Freundes und ihr kleines Baby, seinen eigenen Patensohn, einem schmerzhaften und unwürdigen Tod ausgeliefert und nur der Junge hat auf unerklärliche Weise überlebt.

Die Grausamkeit dieses Verbrechens erschüttert uns noch heute. Man mag sich nicht die Qualen ausmalen, die James und Lily in ihren letzten Minuten gefühlt haben müssen, als ihnen bewusst wurde, dass sie, verraten von einem Menschen, den sie liebten, einander nicht mehr retten konnten. Und vor allem, dass sie ihr geliebtes Kind nicht beschützen konnten, obwohl sie es versuchten. Sie waren Kämpfer! Sie waren nicht dazu geboren, aufzugeben!

James stellte sich gleich auf der Türschwelle dem … jaha! … Lord Voldemort und wurde regelrecht zerfetzt, sein gütiges Gesicht zerstört, sein warmes, liebendes Herz für immer getötet.

Oben im Kinderschlafzimmer stellte sich Lily tapfer vor ihren einjährigen Sohn und empfing wie ihr Mann stolz und ungebrochen einen entsetzlichen Tod!

Und als wäre dies nicht genug: In der darauf folgenden Morgendämmerung befand sich Black noch auf der Straße vor dem Haus der Getöteten und wartete, was passieren würde. Da nun sein Herr und Meister verschwunden war, handelte er auf eigene Verantwortung, als er den ankommenden Peter Pettigrew, einen zurückhaltenden, herzensguten, jungen Mann, den er ebenfalls in der Schulzeit zu seinen Freunden zählte, umbrachte. Black hat den ihm unterlegenen Mann buchstäblich in Fetzen gerissen und dabei gelacht, als wäre es ihm eine Freude!

Peter wusste in dem Moment, als er seinem ehemaligen Freund in die Augen sah, was dieser getan hatte.

Lily und James konnten es nur ahnen. Wir sagen, sie wären ungebrochen, doch waren sie dies wirklich? Oder mussten sie ihre letzten Gedanken, bevor sie ihre Augen für immer schlossen, einer brennenden, schmerzenden Frage widmen:

WIE KONNTE ER UNS VERRATEN?"

Harry war vollkommen erstarrt. Für den kurzen Bruchteil einer Sekunde konnte er sich noch fragen, wie jemand nur so einen Artikel schreiben konnte, dann wurden seine Ohren mit einem Rauschen angefüllt und es wurde schwarz vor seinen Augen.

Er nahm nicht wahr, dass Ron ihn an der Schulter rüttelte und Remus vom Lehrertisch herüber gehetzt kam, als wäre er auf der Flucht, und den Zeitungsartikel an sich riss, folgende Worte rufend: „Harry, leg das Ding weg! Lies es einfach nicht, O.K.? … Ja, ich sehe auch, dass es zu spät ist! Harry?"

Harry wusste nicht, wie er es schaffte, wieder aufzutauchen aus dieser absoluten Fassungslosigkeit und dieser Taubheit, doch irgendwann sah er Ron und Hermine wieder.

Alle Schüler starrten zum Gryffindor-Tisch herüber. Nachdem Neville die Aufmerksamkeit auf sie gezogen hatte, konzentrierten sie sich nach seinen dramatischen Abgang nun auf Harry. Dieser fühlte sich immer noch wie in Watte gepackt. Ron kniff ihn kurz: „Hey! Remus will was!"

„Harry, komm mit! Du musst nicht … ich meine, wenn du willst, kannst du dich hinlegen oder so. Oder wir gehen kurz an die Luft. Ist das eine gute Idee?"

Als Harry nicht reagierte; er konnte einfach noch nicht; explodierte Remus: „Himmel noch mal, wie kommen diese Unmenschen überhaupt dazu, so etwas zu schreiben? Wie kann man nur so wenig Interesse an den Gefühlen anderer Leute haben?"

Da Remus als ruhender Pol ausfiel und Meta, der sicher etwas Auflockerndes zur allgemeinen Wiederherstellung eingefallen wäre, seit dem Vorabend in London war, sahen sich alle hilflos an. Schließlich trat Jakob zu ihnen. Er sagte kein Wort, dennoch sprach er zu Harry. Die beiden hatten sich anfangs einen Spaß daraus gemacht, sich nur noch über Legilimentik zu unterhalten, doch bald war daraus ein kleiner Tick geworden, den sie nicht so schnell wieder ablegen konnten. Für diese Situation war er natürlich perfekt.

Harry? Bleib ruhig! Tu jetzt genau das, was ich dir sage! Atme tief ein und aus! Noch mal! Tief einatmen und wieder ausatmen! Du wirst gleich aufstehen, die Füße fest auf den Boden stellen und die Knie durch drücken. Bleib kurz etwas stehen und dann geh. Mache einen Schritt nach dem anderen. Setzte einen Fuß vor den anderen, bis du die Tür erreicht hast. Dann lege deine Hand auf die Klinke und öffne sie. Geh hinaus in die Halle. Geh zur Treppe und warte dort auf mich!"

Harry erhob sich wie in Trance. Er hatte Jakob keine Antwort gegeben.

„Gehst du … Wohin gehst du?" fragte Ron leicht panisch und er, Hermine und Ginny sprangen praktisch von ihren Stühlen. Sie folgten Harry, während Jakob Remus am Ellenbogen nahm und ihn mit sanfter Bestimmtheit aus der Halle dirigierte. Draußen trafen sie einander wieder.

Jakob sprach Harry diesmal laut an: „Kriegst du Luft?" Harry nickte.

„Ihr geht mal besser alle einmal nach draußen und nehmt euch dann frei für heute. Kümmert euch ein bisschen um Harry, aber nervt ihn nicht!" Harrys Freunde nickten und bewegten sich mit Harry in ihrer Mitte, so dass er unweigerlich folgen musste, nach draußen.

„Remus, wir werden Tatze suchen." sagte Jakob leise, „Bevor er diese vermaledeite Zeitung in die Finger bekommt."

Wie sie bald feststellten, war es bereits zu spät. Sirius hatte, nachdem er sich gegen fünf Uhr morgens mit Meta über den Kamin unterhalten hatte, kurz am Grimauldplatz vorbeigeschaut, da Mrs. Weasley seine Erlaubnis für das Entfernen von ein paar alten Erbstücken einholen wollte. Auf dem Rückweg hatte er sich in der Küche die Morgenausgabe mit einem Kaffee geschnappt.

Als Remus und Jakob ihn suchten, war er bereits seit Stunden unauffindbar. Meta hatte schon den Grimauldplatz durchkämmt, ohne ihn zu finden. Als Jakob in Panik geraten wollte, winkte Remus jedoch ab: „Ich glaube, ich weiß, wo er ist. Aber wir sollten ihn ein bisschen in Ruhe lassen. Wenn er nicht in meinem Zimmer sitzt und mit mir reden beziehungsweise mich anschreien will, weil ich der einzige bin, der noch da ist, dann braucht er Zeit für sich."

„Meinst du? Und wo ist er hin? Er weiß doch, dass er sich hier nicht einfach frei bewegen kann!" zischte Jakob.

„Severus, wie gerufen!" sagte Remus milde, ohne auf Jakob einzugehen, als Snape um die Ecke bog. Er hatte sich offenbar vor kurzem dafür entschieden, dass Kontakt zu den Schülern außerhalb seiner Unterrichtsstunden unter seiner Würde und schlecht für seine Nerven war und so hielt er sich meistens in seinen Kerkern auf. Wenn er, wie Sirius spöttelte, ans Licht kroch, dann nur, weil Dumbledore es verlangte.

„Was denn?" fragte er unwirsch. Auf seinen Armen trug er mehrere Körbe voller frischer Kräuter und neuen, noch ungefüllten Fläschchen.

„Könntest du für mich in deinem Vorrat nachsehen, ob dir zufällig etwas Kiemenkraut fehlt?" bat Remus.

Snape schüttelte den Kopf: „Da brauche ich nicht nachsehen, das weiß ich auch so. Aber warum fragen Sie? Haben Sie es mir vielleicht gestohlen?"

„Nein." sagte Remus und drehte sich zu Jakob um, „Er ist im See."

Jakob riss die Augen auf: „IM See?"

Sie ließen einen lamentierenden Snape stehen und gingen in Remus´ Büro.

„Ja, im See. Er schwimmt dort und wahrscheinlich besucht er die Wassermenschen. Die werden sich freuen, ihn wieder zu sehen. In unserer Schulzeit hat er seine halbe Freizeit dort unten verbracht. Das heißt, wenn sie überhaupt noch da sind. Vielleicht sind ja auch sie schon geflohen. Ich frage mich nur, wohin."

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Harry saß mit seinen Freunden in Hagrids Hütte, die nach dessen Weggang furchtbar leer und verwaist aussah. Ihr großer Freund hatte fast sämtliche Käfige mitgenommen und auch sein Geschirr war größtenteils verschwunden.

Der Ofen, über dessen Feuer er Norbert ausgebrütet hatte, lag genauso tot da wie der neue Reisekamin. Die Ecke, in der der Eimer gestanden hatte, in den Ron seine Schnecken gespuckt hatte, war leer. Fangs Korb war weg.

Harry hatte gedacht, dass er sich in der heimelnden Atmosphäre von Hagrids Besitztümern vielleicht wohl und warm und sicher und nicht mehr ganz so entsetzt fühlen würde, aber hier in dieser öden, geräumten Hütte wartete er vergeblich auf Heilung.

Hermine und Ginny hockten aneinandergelehnt auf dem einzigen Möbelstück, dem riesigen Sessel, in den sie zu Beginn ihrer Schulzeit zu dritt gepasst hatten. Er stand ebenso einsam da wie Hagrids rustikales Holzbett. Harry und Ron hatten sich auf einem Fetzen wollenden Teppichs niedergelassen und starrten dumpf vor sich hin.

Es war merkwürdig, ja geradezu beängstigend in Hagrids Hütte zu sein und gleichzeitig nicht seinen übel schmeckenden Tee zu riechen, vom Geräusch irgendeines wilden, garantiert verbotenen Tierwesens unterbrochen zu werden oder Hagrids grummelnde Stimme zu hören, wie sie kindlich begeistert von der neuesten, ebenfalls verbotenen Idee zur Aufzucht eines Viechs erzählte.

„Er kommt ja bald wieder." sagte Ginny in die Stille hinein, als sie es nicht mehr ertragen konnte, „Er sagte, es sei nicht für immer!"

Hermine nickte: „Er muss ja auch Grawp besuchen."

Nach Hagrids Weggang hatte Hermine dafür gesorgt, dass Grawp, der sich so gut wie allein verpflegen konnte, ab und an Unterhaltung bekam. Sie hatte ihm Muggelhörspiele und einen Rekorder mitgebracht und kümmerte sich darum, dass er neben Fleisch auch etwas Gemüse aß. Ansonsten war er pflegeleicht wie ein Flubberwurm und gedieh ebenso prächtig.

„Wie geht's ihm?" fragte Ron.

„Gut!"

„Und hat Hagrid mal geschrieben, wie Fang das französische Hundefutter bekommt? Ich habe gehört, dass französisches Essen der absolute Fraß ist!"

„Wo hast du das denn her?" Empört sah Hermine Ron an, bereit, ihr Lieblingsurlaubsland zu verteidigen.

„Bill." sagte Ron nur. Hermine schnaubte.

„Wisst ihr, bald ist es vorbei!" sagte Harry plötzlich, „Ich bin bald so weit und dann kann man mich in den Kampf meines Lebens schicken!"

Ron, Hermine und Ginny verzogen die Gesichter und Hermine schaffte es, zu sagen: „Du musst dich doch nicht rechtfertigen, Harry! Oder entschuldigen!"

Ron schüttelte bestätigend den Kopf.

„Wirklich nicht! Wir würden bis in die Ewigkeit an deiner Seite warten!"

Alle sahen Ginny an und Harry musste daran denken, dass sie eigentlich knallrot werden müsste. Wurde sie aber nicht. Stattdessen sah sie Harry fest in die Augen und er nickte unwillkürlich.

„Danke!" krächzte er. Ginny winkte ab und stand auf: „Wir sollten zurück. Wenn jemand rauskriegt, dass wir ohne Begleitperson auf dem Gelände herum wandern, sperren sie uns ein!"

„Jakob und Remus haben gesagt, wir dürfen." sagte Ron halbherzig und noch immer ehrlich erstaunt über die Worte seiner Schwester.

„Dann sperren sie die beiden auch ein!" entfuhr es Harry und Ginny gleichzeitig und sie lachten sich leise an. Harry hielt ihr die Tür auf und schlüpfte hinter Ginny hindurch.

„O.K." sagte Ron lahm und in einem Tonfall, als wäre das alles andere als O.K., doch Hermine zog ihn weiter.