Herzlich Willkommen zum Finale allen alten, treuen Lesern und den Neulingen, die hoffentlich hergefunden haben! Ignoriert einfach alles, was euch komisch vorkommt; Leute, die ihr nicht kennt; Fakten, die das letzte Mal noch anders waren. Das Duell versteht sich von selbst.
Diesmal ist es mir noch ein bisschen wichtiger, was ihr von meinem Geschreibsel haltet. Schließlich geht es hier um DEN Kampf! Ich möchte gern wissen, ob meine Idee Anklang findet. Ich freue mich über jede Kritik; also haltet euch nicht zurück!
Und jetzt kopfüber hinein ...
Kampf und Duell
Kampf
Sirius und Meta apparieren nach Hogsmeade, wo sie sofort von Kingsley in Empfang genommen werden. Er packt Sirius am Arm: „Hogwarts ist noch sicher. Dumbledore hat es geschafft, es erneut zu verstecken. Der Eberkopf ist vollkommen zerstört. Unsere Leute sind in den Drei Besen. Geh rüber und melde dich bei Dumbledore!"
Sirius nickt und wendet sich an Meta.
„Ich werde Tonks suchen! Pass auf dich auf!" Sie hält ihm unbeholfen die Hand entgegen.
„Ach, Unsinn!" sagt Sirius und nimmt sie einmal fest in die Arme, „Wir sehen uns später!"
Meta schluckt, nickt einmal und macht sich dann auf den Weg weiter nach Hogsmeade hinein. Sirius eilt zu den Drei Besen. Halb Hogsmeade steht in Flammen. Zonkos und die Post bestehen nur mehr aus verkohlten Brettern und eingestürzten Steinen. Die Posteulen ziehen ratlos ihre Kreise in sicherer Höhe über den Schutthaufen. Der Honigtopf steht noch, doch seine Fensterscheiben sind zerschlagen und innen schwelt ein kleiner Brandherd.
Sirius hetzt zu den Drei Besen und durch seine geöffnete Tür.
„Sirius, endlich! Severus hat draußen Lucius Malfoy gesehen. Ihr werdet jetzt sofort da raus gehen und diesen Widerling ein für allemal erledigen!" Dumbledore klingt kämpferisch und verdammt bitter. Sirius nickt nur und schließt sich dann Snape an, welcher die Tür öffnet: „Nach dir, Black! Vielleicht habe ich ja Glück und sie erwischen dich gleich!"
Sirius hört am Ton seiner Stimme, wie angespannt Snape ist und so schluckt er eine Bemerkung herunter.
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Meta erkennt in dem Rauch vage die Umrisse der Wohnsiedlung von Hogsmeade. Irgendwo knallt es. Die Erde bebt.
„Tonks?"
„Runter!"
Meta wirft sich auf die Erde und entgeht so dem nächsten Fluch. Gleich darauf landet Tonks neben ihr auf dem Boden: „Hey!"
„Hey! Alles klar bei dir?"
„Ja! Ich habe einen geschockt. River und Arthur duellieren dort drüben mit zwei von den Dreckssäcken. Noch zwei müssen hier irgendwo rumrennen! Die müssen wir erledigen!"
„Na, dann auf!" Die beiden springen hoch und biegen um die nächste Hausecke, hinter der Flitwick steht und sie mehr oder weniger aufhält. Sie stolpern fast über den kleinen Lehrer.
„Filius, was ...?"
Er deutet lachend in die Luft: „Da kommen sie endlich!"
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Bill wischt sich keuchend die Haare aus dem Gesicht und wirbelt herum. Charlie müsste hinter ihm stehen, doch er ist nicht da.
„Charlie!" brüllt er, doch er erhält keine Antwort.
Es ist finster. Der Himmel ist durch Rauch vernebelt. Die Luft, die Bill atmet, kratzt im Hals und brennt in den Augen.
„Charlie!"
Endlich vernimmt er die Stimme seines Bruders und folgt ihr, bis er neben ihm steht: „Wo ist Moody?"
„Ungefähr 15 Meter entfernt auf zwei Uhr."
„Gut!" Bill nickt und kneift die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können. Auf der anderen Straßenseite scheint sich etwas zu bewegen.
„Runter!" Beide lassen sich auf den Boden fallen.
„Er schon wieder! Ich dachte, ich hätte ihn erledigt!" knurrte Charlie.
„Dann lass ihn uns jetzt erledigen!" erwidert Bill und auf sein Kommando sind die zwei wieder auf den Beinen. Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönt und die beiden zucken zusammen. Rechts neben ihnen bröckelt das Dach eines Hauses ab, als bestehe es aus Sand. Eine Keule schwingt darüber hinweg.
„Trolle?" schreit Charlie fassungslos und im nächsten Moment stolpern ein ausgewachsener Höhlentroll und zwei halbwüchsige Bergtrolle um die Ecke. Sie gehen etwas geduckt und fixieren die zwei jungen Männer sofort.
„Oh, Mann! Weg hier!" brüllt Bill. Die beiden rennen die schmale Gasse entlang, während hinter ihnen die Häuser bersten. Steine fliegen umher wie Federn.
„Was ist los da hinten?" will Moody wissen, als die zwei bei ihm, Amber und Percy angekommen sind.
„Trolle! Wir haben drei gesehen!"
„Trolle? Wo sind die Leute?"
„Weg. In sieben Häusern waren noch Bewohner, aber die sind sofort appariert. Der Rest muss schon vorher abgehauen sein."
Moody nickt: „Gut. Wir brauchen ein paar Fallen für die Viecher! Auf geht´s!"
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Kingsley steht einem Todesser gegenüber, den er nur haarscharf entwaffnen kann, bevor diesen ihn angreift. Doch damit gibt der Mann nicht auf. Mit einem langen Messer in der Hand stürzt er Kingsley entgegen. Und er hätte ihn zumindest an der Seite erwischt, wenn ihn nicht ein Versteinerungszauber in den Rücken getroffen hätte. Steif kippt er zur Seite um und landet neben Kingsley.
Dieser lächelt grimmig: „Ah, Walter! Auch wieder da! Dann sind wir jetzt ja vollzählig! Wir sind fünf gegen vier Todesser und wenn ..."
Er verstummt entsetzt und starrt an Professor Walter vorbei die Straße entlang.
„Was?" Walter wirbelt herum, „Oh, Schande!"
„Fred, George, kommt sofort weg da!" brüllt Kingsley und spurtet los. Er kommt den Zwillingen gerade noch rechtzeitig zu Hilfe.
„Expecto Patronum!" brüllt Fred und fuchtelt mit dem Zauberstab vor sich durch die rauchige Luft.
„Dementoren!" schreit George zu Kingsley und dieser schickt den Umhangwesen seinen Patronus, einen riesigen, silbernen Tiger, entgegen.
„Verdammt, wo ist Walter? Er war gerade noch hinter mir?"
Die Zwillinge wenden sich mit leicht verzweifelten Gesichtern um und deuten auf den Ministeriumsabgeordneten. Er liegt auf dem Rücken im Staub und hat die Augen aufgerissen.
„Der fette Crabbe hat ihn erwischt!" ruft George und fixiert nervös die sich langsam entfernenden Dementoren.
„Wie viele von den Dingern schweben hier rum und seit wann?" fragt Kingsley, während er Walter Benjamin untersucht und ihm schließlich seufzend die Augen schließt.
„Die kamen gerade an und es sind ... keine Ahnung ... vielleicht sechs." antwortet Fred mit angespannter Stimme und wischt sich den Schweiß von der blassen Stirn.
„Seid ihr verletzt?"
„Noch nicht!" antworten beide Jungen im Chor.
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Die gewaltigen Stämme der Bäume bersten, als wären sie nur kleine Zahnstocher. Hestia Jones schreit ihren Leuten zu, sie sollen in Deckung gehen und versteckt sich selbst hinter einer knorrigen Eiche. Ein heiseres, tiefes Brüllen ist zu hören ebenso wie schwere Schritte.
„Riesen!" schreit Sturgis Podmore.
„Weg hier! Im Nahkampf gehen wir unter! Wir müssen sie aus sicherer Entfernung angreifen! Verwendet vor allem Feuerzauber!" Die Aurorin gibt scharfe Anweisungen, doch die Riesen sind schneller heran, als sie alle geahnt haben. Drei haushohe, sabbernde, grunzende Kerle schieben sich auf das Dickicht zu, das Elphias Doge und Dädalus Diggel als Unterschlupf nutzen. Sie schaffen es nur knapp, den willkürlichen, doch gewaltigen Schlägen auszuweichen.
Hestia Jones schießt so viele Versteinerungszauber auf die Riesen ab, bis deren Glieder langsam, doch eigentlich nur unwesentlich einrosten. Sie will den Rückzug antreten, als hinter ihr ein weiterer Riese durchs Unterholz bricht. Sie schreit auf, doch der Riese, der jünger zu sein scheint, als die anderen, greift nicht sie, sondern seine Artgenossen an. Aus seinem Gebrüll sind tatsächlich menschliche Worte zu vernehmen.
Hestia hilft Diggel beim Aufstehen und postiert sich mit ihren Kollegen auf der nächsten Lichtung.
„Wer ist das?" ruft sie, doch keiner kann ihr antworten. Der junge Riese hat inzwischen die Angriffe eingestellt und unterhält sich, wie es den Anschein hat, mit seinen neuen Freunden.
„Wer ist denn jetzt zu welcher Seite gewechselt?" pfeift Doge. Dann zuckt er zusammen, lässt den Zauberstab fallen und fällt steif nach vorn. Die anderen wirbeln herum.
„Rookwood, verdammt!" schreit die Aurorin und startet sofort den Gegenangriff auf die drei Todesser, von denen einer Diggel versteinert. Doch es soll ihr noch jemand zu Hilfe kommen. Lauter werdendes Hufgetrappel kündigt sie an. Von Bane geführt erscheinen die Zentrauern des Verbotenen Waldes.
„Es reicht!" schreit der Anführer und schlägt wild aus, „Wer es wagt, den Frieden unseres Waldes zu stören, der wird dies bitter bereuen!"
Auch Firenze ist wieder unter seiner Herde. Er galoppiert neben Magorian und schnaubt zornig.
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„Tom!"
Der Mann lächelt. Besser gesagt, verzieht sich sein schlangenartiges Gesicht zu einer grinsenden Grimasse. Langsam dreht er sich um: „Dumbledore! Das ist ja zu schön, um wahr zu sein! Und wie geht es euch jetzt? Jetzt, wo sich alle Geheimnisse offenbaren und euer Ende kurz bevorsteht?"
Dumbledore lächelt mild: „Es wird sich zeigen, wessen Ende bevorsteht, Tom!"
„Ist dein Schützling gerüstet?"
„Das ist er und er ist stärker, als du es dir vorstellen kannst!" Dumbledores so sicher klingende Worte schaffen es tatsächlich, Voldemort zu verunsichern.
„Fürchte dich, Tom! Hab Angst!"
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Sirius und Snape kämpfen verbissen gegen fünf Todesser. Hinter einer hüfthohen Mauer können sie immer wieder in Deckung gehen.
„Sieh mal, da kommen ein paar von deinen ehemaligen Kollegen!" wispert Sirius Snape zu.
„Witzig, Black!"
„Es geht. Aber jetzt denk mal nach! Welchen Spruch verwendet Malfoy senior besonders gern?"
Snape sieht ihn erst aufgebracht, dann irritiert und schließlich verstehend an.
„Er benutzt Feuer- und Erstickungszauber!"
„Wunderbar!" Sirius grinst Snape zum ersten und, wie er sich still schwört, letzten Mal in seinem Leben an und springt auf: „Icera!" Mit diesem Vereisungszauber belegt ist es Malfoys Zauberstab, den er perfekt getroffen hat, in nächster Zeit unmöglich, Feuerzauber auszuführen.
„Was machst du denn hier, Black? Ich dachte, du wärst tot?" ruft eine bekannte Stimme und Sirius´ Gesicht verzieht sich zu einer hasserfüllten Maske, als er seine Cousine Bellatrix erkennt.
„Falsch gedacht! Du hast wie so üblich versagt!" erwidert er und schleudert ihr sofort einen Lähmzauber entgegen, dem sie knapp ausweicht. Rasend vor Wut stürmt Sirius ihr entgegen und verlässt so die Deckung. Ein kurzes „Silencio!" bringt Bellatrix zum Schweigen. Der nächste Zauber gegen Sirius bleibt ihr im Hals stecken. Er schockt sie. Einmal, zweimal. Bellatrix strauchelt. Und Sirius braucht nicht den Todesfluch, um sie zu erledigen. Ein dritter Schockzauber genügt und sie fällt, noch immer stumm.
Von Malfoy kommt ein erstickter, zornerfüllte Schrei. Er geht neben ihr auf ein Knie und funkelt dann zu Sirius hinüber, der rasch in Deckung geht.
„Der Kleine ist Draco!" sagt Snape und seine Stimme klingt ganz komisch. Sirius starrt ihn an: „Tatsächlich?"
Snape nickt und steht im nächsten Augenblick aufrecht und schickt seinem ehemaligen Schüler und Schützling einen Schockzauber entgegen.
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Meta richtet den Kopf nach oben. Aus Richtung Hogwarts fliegen in bahnbrechender Geschwindigkeit die Geister heran. Geführt und angefeuert von Sir Nicolas ziehen sie einen Kreis über dem glühenden, qualmenden Wohngebiet und sinken auf Meta, Tonks und Flitwick herab.
„Melden uns zum Dienst, Professor!" Der Fette Mönch salutiert vor Flitwick.
„Hey, Gespensterchen, das hier ist meine Mission! Salutiert gefälligst vor mir, ihr Knalltüten!" ruft Tonks, „Apropos Knalltüten: Wo ist Peeves?"
„Hier, Missus!" Der Poltergeist schlängelt sich durch die bleichen, durchsichtigen Ritter, Burgdamen und Gelehrten hindurch.
„Habt ihr eure Waffen?"
„Ja, Missus!"
„Worauf wartet ihr dann noch? Verteidigt euer Zuhause!" Tonks deutet mit dem Arm auf die Straße und die Geister schweben heulend los. Sie schwingen verzauberte Schwerter und Speere, die im Gegensatz zu ihnen nicht körperlos sind. Die erste Lanze, von der Lady der Ravenclaws geführt, durchbohrt Dolohow.
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„Expecto ... expecto ... verdammt, ich kann es nicht!" jault Fred und ist nahe dran, den Zauberstab fallen zu lassen und auf die Knie zu gleiten.
„Reiß dich zusammen, Weasley!" brüllt Kingsley und versucht, die Dementoren zu vereisen. Es sind mittlerweile mehr als zwanzig und ihre verstörende Anwesenheit macht es ihnen unmöglich, einen klaren, geschweige denn einen glücklichen Gedanken zu fassen.
Kingsley schafft es, die Zwillinge in eine Nebenstraße zu ziehen: „Wo sind Crabbe und die anderen Todesser?"
„Genau hinter dir, einfältiger Trottel!" lacht eine grausame Stimme und die drei wirbeln herum.
Bevor allerdings Crabbe den Zauberstab heben kann, wird er von einem silbernen Pfeil durchbohrt. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck gleitet er zu Boden. Seine drei vermummten Kollegen zucken zusammen.
„Elbenpfeile." murmelt Kingsley.
„Hä?" George guckt ihn verwirrt an. Da brechen aus der Tür eines längst verlassenen Hauses vier der Elbenkrieger des Ministeriums. Die Todesser ergreifen die Flucht. Einer wird noch, bevor er auf die Hauptstraße gelangen kann, getötet. Die andere werden verfolgt.
Einer der Elben wendet sich zu Kingsley und den Zwillingen.
„Ähm, wir sind von den Guten!" versichert Fred.
„Das Ministerium wird angegriffen!" sagt der Elb in einem merkwürdigen Singsang, „Wir sind hier, um Dumbledore Bescheid zu sagen. Er muss helfen!"
„Ich weiß nicht, wo Dumbledore gerade ist, aber er kann hier unmöglich weg!"
„Im Ministerium sterben Menschen, die wir geschworen haben, zu beschützen!" sagt der Elb mit seiner emotionslosen Stimme, die keinen Schluss auf sein Geschlecht ziehen lässt, „Dumbledore muss kommen!"
„Ich suche ihn sofort und schicke ihn euch!" sagt Kingsley. Der Elb legt seinen bronzefarbenen, wie sie jetzt bemerken haarlosen Kopf schief und lässt ein leises „Oh!" vernehmen.
„Was?"
„Das Dunkle Mal!" George deutet auf den Himmel hinter sie.
„Noch lange nicht, verdammt!" ruft Kingsley und zückt den Zauberstab, „Ich bitte euch, steht uns in diesem Kampf weiterhin bei und ihr werdet nie wieder schwören müssen, jemandem zu Schutz und Willen zu sein!"
Der zarte Mund des Elben lächelt fast. Dann wendet er sich ab und verschwindet blitzschnell um die nächste Ecke.
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Moody und seinen Leuten sind zwei Trolle in die Falle gegangen, doch der letzte, der Höhlentroll, gebärdet sich wie wild. Seine Keule zerschmettert Dachstühle, Baumkronen und Laternenmasten. Scherben und Geröll regnen auf Bill und Percy herunter, die neben den fleischigen, rauhautigen Beinen des Trolls stehen und diese mit unzähligen Stichwunden versehen.
„Er kann sich unmöglich noch länger aufrecht halten!" brüllt Percy wütend. Da knickt der Troll auch schon ein.
„Weg hier!"
Von weiter weg schleudern Charlie und Amber Schockzauber und Fesseln auf den Troll.
Als es hinter ihnen knallt, fahren sie erschrocken herum.
„Todesser!" gellt Charlies warnender Ruf durch die Straße, doch Moody stolpert bereits.
„Stupor!" donnert Amber, doch ihr Zauber trifft lediglich auf den Schockzauber ihres Gegners und beide brechen in die Knie. Während sie und Charlie sich mühevoll gegen fünf Todesser wehren, bringen Bill und Percy endlich den Troll zu Fall. Sie springen zur Seite, unterschätzen jedoch die Reichweite des stürzenden Wesens und werden beide getroffen.
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In den Drei Besen treffen Hestia Jones und Sturgis Podmore ein. Sie lassen keuchend Doge und Diggel vor sich her schweben. Die beiden werden sofort von Madam Pomfrey und Emmeline Vance in Empfang genommen.
„Wie sieht es aus, Minerva? Wo sollen wir hin?" fragt Hestia atemlos.
„Ist der Wald sicher?"
„Die Riesen sind entweder zu uns übergelaufen oder haben vergessen, was sie hier zu suchen haben. Sie sind mit einem Kleineren mitgelaufen ... weiter in den Wald hinein."
„Grawp! Das ist Hagrids Halbbruder!" ruft Professor Sprout aus der Sitzecke, in der sie Binden und Heiltränke aufgebaut hat.
„Tatsächlich? Auf jeden Fall hat er uns unterstützt. Ebenso wie die Zentauren. Acht von ihnen sind uns gefolgt. Sie sind Richtung Wohnsiedlung unterwegs."
„Ihr müsst hier draußen nach dem Rechten sehen! Sirius und Severus verteidigen sich gegen vier Todesser! Und Kingsleys Gruppe muss auch auf der Hauptstraße unterwegs sein und wenn mich nicht alles täuscht, sind Dementoren unterwegs!" McGonagall öffnet ihnen die Tür und verriegelt sie wieder sorgfältig. Wer hier von außen eindringen will, muss schon mit einer ganzen Armee Riesen anrücken.
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Sirius trifft Malfoy mit einem Lähmzauber und hat einen Augenblick, um erschöpft auszuatmen. Als er neben sich blickt, sieht er Snape, der Dracos bewusstlosen Körper aus der Schusslinie zerrt. Er legt ihn neben Sirius ab.
„Sag mal, drehst du jetzt völlig durch!"
„Wenn du ihn anrührst, Black, bist du tot! Ich gebe ihn nicht so einfach auf!"
Sirius zieht entgeistert die Augenbrauen hoch, doch bevor er etwas erwidern kann, rast ein Blitz über ihre Köpfe hinweg und die beiden fahren auf, um den Angriff zu erwidern. Sirius misst dem schwachblauen Strahl, der ihn trifft nicht viel Bedeutung bei, bis er merkt, dass sein Blickfeld sich einschränkt. Er reibt sich erschrocken die plötzlich brennenden Augen und zuckt zusammen. Stöhnend presst er die Hände vors Gesicht.
„Was?" schnauft Snape unfreundlich. Sirius streckt eine Hand aus, um irgendwo Halt zu finden. Dann bricht er zusammen.
„Na, wunderbar!" Snape wendet sich an seine Gegner.
„Hier kommt Unterstützung!" schreit Podmore, bevor er neben Snape zum Stehen kommt, „Was ist mit Black?"
„Keine Ahnung! Bringt ihn hier weg, damit wir uns sinnvoll wehren können!"
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Meta und Tonks treffen in den Drei Besen ein. Sie stützen Madam Hooch und sehen selbst aus, als würden sie neben ihr zusammenbrechen.
„Wo ist Moody?" keucht Tonks, nachdem sie die Lehrerin abgelegt haben.
„Immer noch im Wohngebiet!"
„Da waren irgendwo Trolle, aber ob ihr´s glaubt oder nicht, nicht mal die haben wir sehen können! Alles voller Rauch da draußen!" sagt Meta mit belustigter Stimme.
Tonks sieht sie an: „Alles klar, Meta?"
„Ich kämpfe besser als die Kleine! Lass mich nur machen! Ich seh ein, warum es sich lohnt, hier ein bisschen mitzukämpfen!" erwidert diese mit schriller Stimme.
„Wo sind Jordan, Arthur Weasley und Filius?" fragt McGonagall, während sie Madam Pomfrey einen Kräuterwickel reicht.
„Draußen. Sie haben Dementoren auf der Straße gesehen und greifen an."
„Sehr gut!"
Tonks lässt den Blick durch den Raum gleiten und registriert erleichtert nur wenig Verletzte. Doch einer von ihnen bringt Josepha aus der Fassung: „Oh, Sirius!" Sie läuft zu seiner Liege, „Was hat er?"
„Wenn wir das wüssten?"
„Lupin rastet aus, wenn ihm was passiert!" murmelt Josepha und schüttelt Sirius grob.
„Meta, wir müssen wieder raus!" befiehlt Tonks in ungewohnt harschem Ton.
„Ich bin nicht ..."
„Es ist mir so egal, wie du dich momentan nennen möchtest! Komm mit!"
Duell
Als erstes ist es nur dunkel. Harry friert etwas, doch er verspürt weder Angst noch Zweifel. Ganz im Gegenteil: Er ist erfüllt von einer starken Geduld und Ruhe. Dieses Duell ist unabwendbar und dass er sich mit dieser Tatsache abgefunden hat, macht es leicht.
Er schließt seine kühlen Finger immer wieder zu Fäusten und öffnet sie wieder, um sie etwas zu wärmen. Er hat sich fast schon daran gewöhnt, keinen Zauberstab in der Hand zu halten. Sein Geist ist seine Waffe. Harry fühlt sich ohne seinen Stab sicher.
Er lauscht in die stille Dunkelheit.
In seinem Kopf schwirren zahlreiche Gedanken umher, die er mühsam zur Seite schiebt. Er sieht seine Freunde und Remus und Sirius, seine Eltern, Dumbledore und spürt, was sie alle von ihm erwarten. Ihre Hoffnungen lasten schwer auf ihm, doch er versucht, sich davon zu lösen.
Sein Kopf muss leer sein für das, was kommen wird.
Von fern sind schwere Schritte zu hören. Jeder zweite schlurft etwas, als würde der Fuß immer abgleiten. Ein trockenes Husten ist zu hören.
Lord Voldemort kommt.
Harry atmet tief durch und streckt den Rücken. Er steht ganz gerade. Wie ein Mensch, der nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen hat. Und der verdammt noch mal gewinnen wird!
„Harry! Du wartest ja schon! Hätte nicht gedacht, dass du einer von der ungeduldigen Sorte werden könntest. Du ranntest doch immer so gern weg." Er steht vor ihm. Der Abstand zwischen ihnen beträgt knappe zehn Meter. Der Lord sieht müde aus. Auf seiner schuppigen, schimmernden Stirn glänzen Schweißtropfen. Sein Atem geht unregelmäßig.
„Du musst verzeihen, Harry, aber ich habe mich gerade noch etwas duelliert. Deine Leute waren recht zäh." Voldemort lacht rau und Harry sieht auf seinen linken Fuß. Der schwarze, leicht staubige Schuh ist klitschnass. Durchtränkt von dunklem Blut.
Harry schweigt.
„Erwiderst du nichts, Bursche? Bist du so unhöflich geworden auf deine letzten Tage?" Er hustet und spuckt etwas Schleim.
Harry hebt den Kopf und blickt Voldemort direkt ins Gesicht: „Dann lass uns beginnen!"
Der Kampf des Blutes
(der Böse Mann)
Alles um sie herum beginnt zu wirbeln. Harry presst die Arme um seinen Körper und hält die Luft an. Als sie wieder still stehen und von irgendwoher ein Licht scheint, befinden sie sich in dem Haus, das Harry mittlerweile als „Zuhause" bezeichnet, obwohl er darin nur ein knappes Jahr seines Lebens verbracht hat. Er betrachtet den Flur mit der eigenwilligen Tapete, den geradezu verkorksten Teppich und riecht genießerisch die würzige, warme Luft.
In der Küche herrscht Leben. Harry will näher treten, doch dann wird ihm bewusst, dass er ja nicht allein hier angekommen ist.
„Nettes Heim, Harry! Wirklich! So schön kitschig!" sagt Voldemorts Stimme in seinem Rücken, was Harry die Nackenhaare aufstellt.
„Du gehörst hier nicht her!" faucht er wütend.
„Ein bisschen schon. Ich habe das hier schließlich zu Ende gebracht." Voldemort klingt regelrecht amüsiert und zufrieden über diese Tatsache. Er hebt lachend beide Arme und die Wände beginnen zu verschwimmen. Die Räume beben und zittern. Harry sucht Halt an der nächsten Wand.
Aus der Küche kommen mehrere Menschen, doch bei genauerem Hinsehen bemerkt er dass es immer dieselben sind: Seine Eltern, ein paar Mal Sirius, ein paar Mal Remus, auch Peter und einige Leute, die er nicht kennt. Ihre Körper haben verschwommene Konturen und sind nicht voll ausgefüllt. Sie bewegen sich schnell und trotzdem wie in Zeitlupe, ruckartig und vollkommen tonlos.
„Sie sind hier alle ein- und ausgegangen und eines Tages kam ich!" dröhnt Voldemorts Stimme durch das Chaos, das Harry schon Kopfschmerzen verursacht. Da birst die Haustür. Mehrere Figuren verschwinden ganz. Jetzt sind nur noch Lily und James da.
Auf ihren blassen Gesichtern breitet sich Panik aus und als sie sich nach oben bewegen, lassen sie Abdrücke von sich zurück, so dass es aussieht, als würden sie in mindestens zwanzigfacher Ausführung existieren. Jeder Gesichtsausdruck, jede einzelne Träne bleibt so schmerzlich dokumentiert.
Die tonlose Stille wird allmählich von einem leisen Rauschen erfüllt. Hinzu kommen Stimmen; Echos der Vergangenheit, die kaum zu verstehen sind. Schrille, gedämpfte Schreie, deren Worte inhaltsleer erscheinen.
Harry spürt, wie ihm die Tränen über das entsetzte Gesicht strömen angesichts dieser Grausamkeit. James Potter steht hinter, vor und neben ihm. Sein schwaches, farbloses Bild hängt tot in der sich erhitzenden Luft.
„Auftritt: ICH! Der größte, mächtigste Zauberer aller Zeiten!" lacht Voldemort und in dem grellen Licht, das durch die zersplitterte Türpfosten leuchtet, erscheint der Dunkle Lord, der den Zauberstab auf Harrys Vater richtet.
„NEIN! ICH WILL DAS NICHT SEHEN!" brüllt Harry, doch er ist außer Stande, seine Augen abzuwenden. James fällt, von einem grünen Blitz getroffen. Und er fällt viermal, fünfmal. Jede Station seines Todes wird festgehalten.
Plötzlich befindet Harry sich im Schlafzimmer. Doch er kauert nicht wie eben als Außenstehender an der Wand. Er erschrickt, als er sich in den Armen seiner Mutter wieder findet, die auf hin niederweint und ihn wiegt. Sein Körper ist nicht mehr länger der eines Teenagers. Er ist ein Jahr alt und er ist vollkommen hilflos. Er hört die schweren Schritte auf der Treppe und hört seine Mutter flehen. Harry kann förmlich ihren inneren Kampf spüren, denn sie weiß nicht, ob sie ihn loslassen kann, um sich gleich an der Tür ihrem Gegner zu stellen.
Harry bewegt zögernd alle seine Glieder und muss feststellen, dass er sie kaum unter Kontrolle hat.
Dann steht er in der Tür. Er scheint, zumindest aus Harrys beschränkter, leicht vernebelter Sicht, ein Riese zu sein. Er ist pechschwarz und allein seine Anwesenheit erfüllt das Kinderzimmer mit einer Grausamkeit, dass Harry die Ohren dröhnen. Lily drückt ihn fester an sich und nun kann Harry durch ihre wirren Haare hindurch den Blick auf ein Mobile werfen, das über seinem Gitterbettchen hängt. Lauter kleine Besen und Eulen klimpern hin und her und gehen im nächsten Augenblick in Flammen auf, da der Mann („Das Wesen!" schreit es in Harrys Kleinkindkopf.) das so wollte.
„Nicht! Bitte, ich flehe dich an! Lass meinen Sohn leben! Er hat dir nichts getan!" schreit Lily und Harry meint, sein Kopf müsste platzen, so laut ist sie.
„Noch nicht!" antwortet eine Stimme, die Harrys empfindliche Nerven reizt. Er beginnt zu weinen. Er weint um seine gesprengten Eulen, die er so gerne über seinem Bett beobachtet hat und weil seine Mutter so zittert und weil der Böse Mann noch immer da in der Tür steht.
„Geh mir aus dem Weg, du nutzloses Mädchen!" faucht die Stimme und Harry kann nicht anders als aufkreischen.
„Nein!" Lily kämpft sich hoch, doch bevor sie den Zauberstab auf den Mann richten kann, wird sie zurückgeworfen. Harry, den sie noch immer umklammert hält, fällt mit ihr und stößt sich die Rippen an. Er schließt für einen Moment die Augen und als er sie wieder öffnet, sieht er das Gesicht des Bösen Mannes direkt vor seinem.
„Du wirst nicht meinen Untergang besiegeln, du hässliches, kleines, vollkommen nutzloses Gör! Ich werde dich töten!"
Harry reißt die Augen auf und kämpft mit dieser Einjährigenmentalität, die ihn dazu zwingen will, sich heulend und strampelnd auf den Boden zu werfen. Mühsam hält er seinen Rücken gerade und die Beine ausgestreckt, damit er nicht umfällt.
„AVADA KEDAVRA!" sagt der Böse Mann und Harry beobachtet, wie sich ein grüner Strahl aus dem auf seine Stirn gerichteten Zauberstab windet. Er hat darüber ganz das Weinen vergessen oder die Frage, warum seine Mutter so plötzlich umgefallen ist. Er hat nur noch einen Gedanken und der ist, dass er nicht umfallen will. Nicht hier und nicht jetzt.
Und wie in Trance streckt er die Hand nach dem Strahl aus. Seine Handfläche reflektiert ihn und sie wird so heiß wie an dem Tag, an dem Harry nach dem Schürhaken griff, der neben dem Kamin lag. Er zuckt zurück und ein kleiner Splitter des Blitzes flitzt an seiner Hand vorbei und trifft seine Stirn. Er schreit auf, doch sein Schrei geht in dem Gebrüll unter, das der Böse Mann veranstaltet. Er glüht, windet sich, kreischt, dampft, zittert und alles, was an ihm einmal Fleisch war, fällt in sich zusammen auf den Boden. Etwas anderes, etwas Helles, entschwindet durch das auf Kipp stehende Fenster.
Harry beobachtet den toten Körper Voldemorts, der sich langsam aufzulösen beginnt. Und in dem Maße, wie sich der Körper auflöst, gelangt Harry wieder zu seiner richtigen Größe. Auf eine verstörende Art und Weise erleichtert rappelt er sich auf. Voldemort, sein Gegner, kommt die Treppe hinauf: „Du hast es nicht noch einmal geschafft, oder?"
„Oh, doch! Und ich würde es noch fünfzigtausend Mal schaffen!" bringt Harry keuchend heraus.
Da geht es schon weiter.
(eine Frage von Schuld)
Er sieht einen Raum, in dem er noch nie gewesen ist. Es ist düster und recht kühl und es scheinen über dreißig Betten in mehreren Reihen zu stehen. Alle Bettdecken und Überdecken haben das gleiche braune, langweilige Muster. Sie wirken alle abgenutzt. Der Geruch in diesem Raum wird beherrscht von schweißigen Füßen, den restlichen Düften der aus Kohl und Brot bestehender Abendmahlzeit und schmutzigen Windeln.
„Ah, willkommen Zuhause!" sagt Voldemort und Harry meint zum ersten Mal etwas Menschliches aus seine Stimme heraus zu hören.
Sie stehen sich gegenüber. Ein Bett trennt sie voneinander. Und in diesem Bett liegt, wie auch das schmuddelige, graue Schild am Fußende erinnert, Tom Riddle. Ein außergewöhnlich hübscher, momentan sehr zerzauster und mürrisch dreinblickender Junge, dessen Gedanke so offensichtlich ist, dass man keine Legilimentik braucht, um ihn zu erfahren: Er gehört nicht hierher.
Irgendwo weint eines der kleineren Kinder, drei andere ziehen in stereo die verrotzten Nasen hoch. Eines in der Ecke scheint Alpträume zu haben, denn es schlägt so wild um sich, dass es sich mittlerweile ganz abgedeckt hat.
„Hübsches Heim!" sagt Harry mit einer Genugtuung in der Stimme, die er von sich nicht kennt, „Etwas übertrieben, oder?""
„Mach dich nur lustig, du verwöhntes Balg!" zischt Voldemort und sieht auf den Jungen herab.
„Du meinst, er hat das nicht verdient, oder? Vielmehr, dass du das nicht verdient hast." sagt Harry, „Weißt du, wenn ich mir überlege, dass dieser Typ hier ein paar Jahre später seinen eigenen Vater und seine Großeltern umbringen wird, den Spitznamen, den er sich schon in der Schule zugelegt hat, zu einem Symbol für Angst und Schrecken macht, Hunderte Menschen, Muggel und Zauberer, quält und umbringt und noch schöner quälen und umbringen lässt, dann muss ich dir einfach widersprechen! Vielleicht hat das Schicksal ja schon damals gewusst, dass du mal ein ganz Übler wirst und hat beschlossen, dich so oft und so nachhaltig wie möglich zu bestrafen!"
Sein Gegner funkelt ihn aus wutentbrannten Augen an.
Der Junge im Bett dreht sich von der Seite auf den Rücken, verschränkt die Arme unter dem Kopf und starrt an die Decke.
Harry zuckt mit den Achseln: „Selbst Schuld, Tom!"
(der Junge im Schrank)
Das nächste Haus ist das der Dursleys und Harrys Magen zieht sich zusammen. Er sieht sich in dem Flur um. Tausende Bilder zeugen von Dudleys hervorragender Entwicklung in Richtung eines Sumo-Ringers, doch keines zeigt Harry. Oben in einem seiner zwei Zimmer spielt der Sohn des Hauses laut mit teuren Spielsachen und unter der Treppe kauert ein kleiner, magerer Junge. Sie können ihn beide sehen, obwohl die Tür geschlossen ist.
Harry muss schwer schlucken, als sich dort hocken sieht. Währenddessen verzieht Voldemort das Gesicht zu einem Grinsen.
Der kleine Harry hat die knubbeligen Knie an die schmale Brust gezogen und die dünnen Ärmchen darum geschlungen. Er sieht aus, als würde er tief in sich drinnen weinen, doch keine Träne dringt nach außen. Mit scheinbar ruhigem Gesicht beobachtet er, wie in einer von einem Lichtstrahl kaum erhellte Ecke eine Spinne einen Faden spinnt, an dem sie sich bis zur niedrigen Decke hochzwirbelt. Um den Kleinen herum liegen alte, zum Teil dreckige Kissen, staubiges Putzzeug wie Handfeger, Schaufel und Poliertücher und drei flache Schüsseln, in denen, wie man unschwer erkennen kann, sich eine Art Mittagessen befunden hat.
„Das sieht grässlich aus!" sagt Harry wütend, „Ich hatte ganz vergessen … wie hat es nur ausgesehen! Oh, wenn Sirius oder Remus mich nur einmal so hätten sehen müssen! Oder die Weasleys!"
„Tja, Harry, ich würde mal sagen, selbst Schuld!" Voldemort lacht hämisch.
„Schwachsinn! So etwas hätte mir nie passieren dürfen! Ich versteh gar nicht, wie ich so verdammt normal werden konnte!"
„So normal, dass du jetzt mit deinem ärgsten Feind wieder hier stehst, ja?"
(zu beiden Seiten des Glases)
Das nächste Gelände ist Hogwarts; ein Hogwarts, das Harry schon einmal kurz gesehen hat. Hagrid ging hier zur Schule. Professor Dumbledore unterrichtete hier in Verwandlung. Und Tom Riddle ging hier zur Schule.
„Ah, ein Ort, an dem ich mich wohl gefühlt habe!" Voldemort breitet die Arme aus und sieht dann Harry an, „Und du hattest auch zum ersten Mal den Eindruck, dass du irgendwo hingehörst, oder?"
„Vergleich mich gefälligst nicht mit dir! Wir mögen uns oberflächlich ähnlich gewesen sein, aber das war´s auch schon! Ich war immer stärker!"
„Tatsächlich?" Auf einen Wink Voldemorts hin teilt sich das Bild, das sich ihnen bietet, und auf der anderen Seite der Glasscheibe erscheint Harrys Hogwarts.
Tom Riddle stolziert durch den Slytherin-Turm, als wäre er dort König, während Harry auf der andern Seite eine Beleidigung nach der anderen von Malfoy einsteckt.
Tom Riddle wird gefeiert; Harry wird komisch angesehen.
Tom Riddle küsst ein wirklich hübsches Mädchen; Cho lässt Harry auf dem Flur stehen.
„Tja, Regiefehler, Tom!" ruft Harry dazwischen, „Ich habe sie später noch geküsst!"
Voldemort schnaubt: „Ja, und wie!"
Harry und Cho stehen sich im Raum der Wünsche gegenüber. Sie ist in Tränen aufgelöst und auch Harry macht nicht gerade den entspanntesten Eindruck; Tom Riddle auf der anderen Seite geleitet das hübsche Mädchen zu einem Bett.
Jetzt ist es an Harry ein verächtliches Schnauben hören zu lassen.
„Tut weh, nicht wahr?"
„Warum zeigst du nur solche Bilder?" fragt Harry zornig, „Wie wäre es mal mit Szenen aus unseren späteren Leben?"
Kaum hat er die eigentlich nur als Provokation gedachte Frage ausgesprochen, werden beide Bildflächen schwarz. Die nächsten Erscheinungen sind Harry, wie er, Hermine und Ron umklammernd, auf dem Boden hockt; und Tom, der einen Zauberer den Imperiusfluch auferlegt, damit dieser ihm folgt.
Harry, wie Dumbledore ihm gönnerhaft auf die Schulter klopft; und Tom, der von Dumbledore misstrauisch angesehen wird.
Harry, an dem die bewundernden Blicke seiner Mitschüler kleben; und Tom, dem einige Jungen angsterfüllte Blicke zuwerfen.
Harry, der losstürzt, um Sirius zu retten; und Voldemort, der inmitten blutiger, zerfetzter Leichen steht.
„Schön, Harry! Du weißt jetzt, wie das Spiel funktioniert!" sagt Voldemort mit mühsam beherrschter Stimme, „Dann wollen wir doch mal sehen!"
Und auf diese Worte hin, strömt eine wahre Flut von Bildern auf Harry ein: ein lachender Tom; einer, der sich erhebt, während die gesamte Schülerschaft Beifall klatscht; wie er auf seinem Besen über den Verbotenen Wald fliegt, mit mehreren Freunden im Schlepptau; der …
„Du bist nur stolz auf deine Schulzeit, oder? Hast anscheinend selbst eingesehen, dass Mord und Verrat keine wirklich schönen Eigenschaften sind!" höhnt Harry angespannt.
„Manche Menschen verdienen es nicht zu leben und ich bin stolz darauf, sie getötet zu haben!" schreit Voldemort und zur Bestätigung wird Harry umkreist von Bildern, die zerstörte Gesichter, aufgerissene Augen und zerfetzte Körper zeigen.
Er schließt die Augen, doch er sieht sie noch immer. Als ihm der Kopf zu dröhnen beginnt, beschließt er, dagegen zu halten, und zeichnet unzählige Bilder von Momenten, die ihn seiner Meinung nach auszeichnen und die ihn glücklich zeigen. Voldemort wird bestürmt von wilden Quidditchfeiern, lauten Mittagessen bei den Weasleys, stillen Momenten, in denen Ginny lächelt und Tausenden von Gesichtern: Hermine, Ron, Sirius, Remus …
„An deinen Händen klebt Blut, Voldemort!" schreit Harry, „Bei mir findest du so etwas nicht!"
Er kämpft gegen das nächste Bild von Tom Riddle, wie er eine Auszeichnung entgegen nimmt, doch plötzlich steht dieses Bild still. Der Junge dreht sich direkt zu Harry und sieht ihn fragend, ja fast entsetzt an. Harry entgegnet seinen Blick, bis der Junge zur Seite sieht auf Lord Voldemort; auf die Gestalt, die er einmal werden wird. Der hübsche Tom starrt das schlangenartige Gesicht und die kalten Augen völlig entgeistert an. In seinen dunklen Augen bilden sich Tränen, was Voldemort dazu zwingt, mit seinem Bildersturm für Harry aufzuhören.
Tom sieht ihn an. Langsam schüttelt er den Kopf. Sein Blick ist geprägt von Ekel und Unverständnis.
„Bursche!" sagt Voldemort teils lachend, teils tatsächlich unsicher.
„Das bin nicht ich!" bringt Tom Riddle hervor.
„Noch nicht!" sagt Harry, „Aber dass wirst du einmal werden!"
Eine schwere Träne bahnt sich den Weg über Toms Wange: „Das habe ich nicht gewollt!" Voldemort steht da wie angewurzelt und ist zu keiner Reaktion mehr fähig.
„Tja!" Harry verschränkt die Arme vor der Brust, „Jetzt verachtest du dich schon selbst! Das ist in meinen Augen aber mal wirklich ganz schlecht!"
Bevor Voldemort etwas erwidern kann, wird es wieder schwarz um sie und erneut werden sie fortgewirbelt.
Der Kampf der Schwerter
„Weißt du, wo wir sind, Harry? Erinnerst du dich?"
Harry sieht sich blinzelnd um und erkennt die Kammer des Schreckens. Sie ist genau so düster, klamm und kühl, wie er sie in Erinnerung hat. Der riesige, steinerne Kopf Salazar Slytherins liegt wie tot in einer Lache eisigen Wassers da.
„Oh, aber er wird wiederkehren! Er wird mir in diesem letzten Kampf beistehen!" sagt Voldemort. Er geht langsam auf und ab und seine Schritte verhallen dumpf in der mit Schlangenstatuen gesäumten Höhle.
Harry reibt sich die kalten Arme. Irgendwo tropft es unaufhörlich und die modernde, nur oberflächlich frisch erscheinende Kälte frisst sich erbarmungslos durch seine Glieder.
„Du fühlst dich nicht besonders wohl hier, oder?"
„Das hier ist ein ekliges Loch. Nur Schlangen und anderes niederes Getier würden sich hier wohl fühlen!" antwortet Harry bissig und wie auf Kommando ist ein scharfes Zischen zu hören, kaum, dass er seinen Satz beendet hat. Harry dreht sich um sich selbst: „Wo ist er?"
„Wer?"
„Der Basilisk?"
„Den hast du getötet, Dummkopf! Wen du hier hörst, ist Nangini, meine treue Gefährtin."
Harry schaudert, als ihm die vier Meter lange Schlange einfällt.
„Komm her, meine Schöne!" sagt Voldemort mit dunkler Stimme und Harrys Blick folgt seiner ausgestreckten Hand in eine düstere Ecke. Aus ihr windet sich kurz darauf der knochenlose, glatte Körper der Schlange. Sie gleitet ins schummrige Licht in die Mitte der Halle, wiegt den flachen, beschuppten Schädel und entblößt zwei spitze, lange Zähne.
„Siehst du ihn? Erkennst du ihn? Er ist der, der mir immer wieder geschadet hat über all die Jahre!" Voldemort geht neben dem Tier in die Knie und streicht ihm über den nackten Kopf. Nangini zischt zustimmend.
„Zu ihm, meine Schöne! Töte ihn!"
Im nächsten Augenblick sieht Harry entsetzt den vier Meter langen, schimmernden, glitschigen Muskel auf sich zu schlängeln. Fieberhaft überlegt er, was er dem Vieh entgegen stellen könnte und erinnert sich an Fawkes. Dem Phönix war es möglich, den Basilisken anzugreifen und zu verletzen, so dass Harry ihm den Garaus machen konnte. Doch Fawkes ist nicht hier und auch Harrys übermächtiger Wunsch, er möge kommen, schafft ihn nicht herbei.
Da kommt ihm ein anderer Gedanke. Ihm fällt ein anderes Tier ein, das er gegen die Schlange in den Kampf schicken kann. Seine Hand greift an seinen Hosenbund, doch er stellt fest, dass er ja keinen Zauberstab dabei hat. Dann muss es eben ohne gehen.
„Expecto Patronum!" schreit Harry heiser und aus seinen ausgestreckten Händen, die heiß zu glühen beginnen, brechen das Geweih, der Kopf und die Schultern eines Hirsches.
„Los! Komm raus!" Harry schüttelt seine Hände etwas und der gesamte Körper des Hirsches erscheint. Er richtet sich auf dem nassen Boden zu seiner ganzen prachtvollen, stolzen Größe auf und sieht sich mit irgendwie mildem Gesichtsausdruck um.
„Hey, Krone!" grüßt Harry, während Nangini innehält und ärgerlich zischt. Der Hirsch dreht sich zu Harry um und drückt für einen kurzen Moment seine körperlose, trotzdem weich erscheinende Schnauze an Harrys Hände.
„Hilfst du mir?"
Der Hirsch wiegt mit schmunzelnden Augen den Kopf, als wolle er sagen, es bleibe ihm nicht anderes übrig und baut sich dann vor Harry auf, als würde er ihn beschützen. Sein mächtiges Geweih richtet er gegen die Schlange, die sich etwas aufgebäumt hat, um größer zu erscheinen. Drohend röhrt der Hirsch, senkt den bewehrten Kopf und stößt ihn nach vorn, woraufhin Nangini zurückzuckt.
„Du kommst dir jetzt wohl sehr schlau vor, was, Bursche?" fragt Voldemorts gefährliche Stimme direkt in Harrys Ohr. Dieser fährt herum und sieht in das Gesicht seines Gegners, der keinen entfernt Meter bei ihm steht.
Der Hirsch lässt ein fragendes Schnauben hören, doch Harry winkt mit zitternder Hand nach hinten ab: „Mit dem kämpfe ich, Krone! Du musst das Schlangenvieh erledigen!"
Der Hirsch stampft mit den Vorderhufen auf, wendet sich wieder um und stakst mit funkelndem Blick auf die Schlange zu.
„Ich habe mittlerweile auch etwas Hilfe erhalten!" sagt Voldemort mit leisem Lachen in der Stimme und hebt die rechte Hand. Harry reißt entsetzt die Augen auf, als er eine riesige, mit Stacheln gespickte Keule erblickt.
„Von meinem väterlichen Freund!" Voldemort deutet hinter sich und Harry erkennt vage einen Mann, der an die Wand gelehnt mit verschränkten Armen dasteht.
„Wer ...?" setzt er an, wird aber von dem Mann unterbrochen.
„Salazar Slytherin!" sagt er fast leise, doch seine tiefe Stimme füllt den gesamten Raum mit einem merkwürdigen, unterschwelligen Dröhnen. Harry legt die Hände auf die Ohren, während Voldemort und der düstere Gründervater grausam lachen.
„O.K.!" murmelt Harry, „Dann muss ich eben auch noch ein bisschen Hilfe bekommen. Hey, Godric Gryffindor, wie wär´s, wenn du dich auch mal sehen lässt? Am besten mit dem Schwert vom letzten Mal!"
„Das lässt sich durchaus machen, Harry!" antwortet eine volle, ebenso leise, doch durchdringende Stimme und Harry zuckt zusammen. Zu seiner Rechten tritt eine Gestalt aus dem Schatten. Ein hoch gewachsener Mann mit breiter Brust, wildem, rotblondem Haarschopf und Bart und kleinen, blitzenden Augen. Er trägt einen bronzenen Harnisch, weinrote, ledernde Beinkleider und besagtes Schwert in den von Schwielen übersäten Händen.
„Hier, mein Kämpe!" Er reicht Harry die Waffe und erlaubt sich dann einen spöttischen Blick in Richtung ihrer Gegner. Salazar Slytherin hat ebenfalls einen Schritt ins Licht gewagt und Harry sieht einen schlanken, feingliedrigen Mann mit tiefschwarzem Haar und ebenso schwarzen Augen. Seine Brauen sind zusammengezogen, seine schmalen Hände zu Fäusten geballt. Auf dem in grün gehaltenem Gewand trägt er einen silbernen Brustpanzer und verzierte Armschienen.
Voldemort hebt den rechten Arm und damit die Keule, als wiege sie nicht mehr als ein Zauberstab, und deutet damit auf Harry: „Stell dich, wenn du dich traust, mit diesem mickrigen Schwert gegen mich anzutreten!"
„Muss ich wohl!" meint Harry und wiegt das Schwert prüfend in den Händen. Es ist lang, schmal, doch mit unglaublich scharfer Klinge.
„Wag es, Junge!" sagt Godric Gryffindor hinter ihm. Er hat sich mit beinahe belustigtem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen an die feuchte Wand gelehnt und nickt Harry aufmunternd zu.
Harry atmet tief durch und macht einige Schritte auf Voldemort zu. Dieser holt aus. Harry entweicht zu früh dem geführten Schlag gegen ihn, gerät ins Straucheln und bekommt beim nächsten, rasch folgenden Schlag den Stoß der abgerundeten Spitze zu spüren.
Er keucht auf, wirbelt herum und schleudert der Waffe sein Schwert entgegen. Die Klinge prallt auf die massige Keule und beide vibrieren. Einem ärgerlichen Ausruf lässt Voldemort noch einen Schlag folgen, doch dieses Mal ist Harry weniger hektisch, dafür berechnender. Er wartet einen Wimpernschlag ab, bis er ausweicht und zum Streich ausholt. Die Schneide des Schwertes trifft die Hand seines Gegners und dieser brüllt auf.
Es ist schwarzes Blut, das aus Voldemorts Wunde tropft.
Drachenblut. Schlangenblut.
Harry beobachtet ihn, wie er die zerschnittene Hand an den Körper presst und mit der anderen die Keule baumeln lässt. Harry selbst reckt den Rücken, um das taube Gefühl zu vertreiben, das sich allmählich ausbreitet. Er wurde von keinem Stachel getroffen, sondern von der glatten, abgerundeten Spitze der Waffe, doch die Wucht des Schlages legt langsam ein paar Nerven lahm. Harry spürt praktisch, wie ein großer Bluterguss entsteht.
„Und weiter!" ruft Voldemort und schmettert mit ganzer Kraft die Keule in Harrys Richtung. Er springt zur Seite. Die Keule kracht gegen die Wand und ein paar Steinchen bröckeln heraus. Harry versucht einen erneuten Angriff zu starten, doch damit rechnet sein Gegner. Harrys Schwertstreich wird von einem glänzenden Schild abgefangen.
„Moment mal!"
„Alles, was du brauchst, Harry!" ruft Godric Gfyffindor aus dem Hintergrund und sofort bildet sich in der flimmernden Luft um Harrys freier Hand ein goldener, starker Schild.
„Vielleicht noch ein Helm oder so was Nützliches?" murmelt er und wehrt prüfend ein paar Schläge Voldemorts ab.
Er entwickelt eine gute Taktik, in der er erst den Schild vorstößt und dann das Schwert an ihm vorbeizieht. Dummerweise lernt auch Voldemort schnell mit den ungewohnten Waffen umzugehen. Seine Schläge werden präziser und verlieren doch nicht ihre Wucht.
Harry taumelt zurück und versucht eine Weile, sich nur zu verteidigen. Damit ermüdet er vielleicht seinen Gegner, bis er selbst in einer günstigen Position ist, anzugreifen.
Sein Blick wandert vorsichtig zur Seite.
Der Hirsch steigt gerade wie ein wildes Pferd und seine harten, glänzenden Hufe schlagen nach der Schlange aus. Er trifft sie am Kopf und ganz leise ist das Knirschen ihres schwachen Panzers zu vernehmen. Sie zischt und schnappt nach den Beinen des Hirsches, weswegen er wieder steigt und zurücktritt. Er muss bereits einige Male zu langsam reagiert haben, denn mehrere Bisswunden prangen an den Fesseln, wo die Schlange ihre Zähne in sein Fleisch schlagen konnte. Er röhrt dumpf auf und stößt mit dem Geweih zu. Obwohl er damit unmöglich treffen kann, weicht die Schlange zurück.
Der Kampf sieht gut für ihn aus.
Harry wendet sich wieder nach vorn und bringt seinen Kopf gerade rechtzeitig in Deckung. Die Keule schwingt über ihn hinweg und das nutzt Harry aus, um die Klinge seines Schwertes in die Bewegung des Armes über ihm zu stechen.
Er trifft. Er sieht, wie das Fleisch bis auf den Kochen zerschnitten wird und das schwarze, giftige Blut tropft auf sein Gesicht hinunter.
„Elender Wurm!" heult Voldemort auf und in seiner rasenden Wut über die Verletzung schleudert er die Keule blind nach allen Seiten. Harry weicht den Hieben mit Leichtigkeit aus und vollführt selbst einige gekonnte Schläge. Das Schwert trifft Arme, Seite und Hals seines Gegners, bis dieser röchelnd niedersinkt.
Im Hintergrund schreit Salazar Slytherin auf. Wieder ist die Halle erfüllt von seiner Stimme und diesmal ist der Ton schmerzverzerrt und unglaublich wütend.
Der Hirsch vollführt einen letzten Tritt, mit dem er den Schädel der Schlange zerschmettert. Ihr grünlich schimmerndes, dunkles Blut breitet sich in einer Lache auf dem Boden aus und der Hirsch weicht vor ihm zurück.
Voldemort ist mit einem rasselnden Stöhnen in die Knie gegangen. Harry sieht ihn nachdenklich an.
„Wirst du deinen unterlegenen Gegner töten, Harry?" fragt Godric Gryffindor mit beinahe sanfter Stimme hinter ihm. Harry zuckt mit den Schultern. Erst einmal will er sich seinen Wunden widmen. Beide Hände bluten mittlerweile, da sie es nicht gewohnt sind, ein Schwert zu halten, geschweige denn damit zu kämpfen. Er hat einen Schlag in die Seite bekommen und an seiner von den Stacheln aufgerissenen Hüfte klebt Blut.
„Ich weiß nicht, was jetzt passieren soll!" sagt er leise.
Voldemort sieht zu ihm hoch. Harry fragt sich, ob der Dunkle Lord eigentlich schon einmal vor irgendjemandem gekniet hat.
„Ich weiß es auch nicht!"
Er hat kaum die schwachen Worte ausgesprochen, da wird die ganze Halle von einem seltsamen Licht erleuchtet, dass zugleich Wärme spendet, wo der Körper friert, wie auch Kälte, wo er erhitzt ist. Harry meint, eine lautlose Melodie zu hören. Er schenkt seinen letzten Blick dem Hirsch, der sich in einer trockenen Ecke niedergelassen hat und dort seine Wunden leckt. Harry winkt ihm zu und das stolze Tier nickt würdevoll mit dem Kopf.
Dann entschwinden Harry und Voldemort, wie sie es schon die ganze Zeit tun.
Voldemorts Sturm
„Wo sind wir denn jetzt schon wieder?" stöhnt Harry, als sie in einer weiteren Dunkelheit landen. Er stellt zwar erfreut fest, dass seine Wunden ausnahmslos verheilt sind und er sich sogar frisch und ausgeruht fühlt, doch langsam hat er keine Lust mehr.
Einfach keine Lust. Er würde jetzt gerne wieder zurück zu seinen Freunden. Wer weiß, wie der Kampf mit Voldemorts Todessern ausgegangen ist, wenn er denn überhaupt schon beendet ist. Harry macht sich Sorgen und die Tatsache, dass er das Gefühl hat, er könnte vielleicht schon eine Ewigkeit weg sein, macht diese Sorgen nicht unbedingt leichter zu ertragen.
Einen absurden Moment denkt er daran, dass bei seiner Rückkehr der Grimauldplatz verlassen und verfallen ist und alle seine Freunde schon so lange tot sind, dass sich niemand mehr an ihre Namen erinnert.
„Nein, Harry, so lange dauert es noch nicht!" hört er Voldemorts kratzige, doch vom Schmerz befreite Stimme.
„Woher willst du das eigentlich wissen? Die Zeit steht still."
„Aber ich bin derjenige, der sie angehalten, der ihr Einhalt geboten hat! Das bedeutet, ich bin der Einzige, der sie nach wie vor empfindet."
„Na, das muss ja ätzend sein!" entfährt es Harry und er muss lachen. Er hat fast vergessen, wie gut das tut.
„Du hast mich geschlagen, Harry! Ein mickriger Schuljunge, der einmal in seinem Leben Glück hatte, hat sich entweder zu einem ebenbürtigen und letztendlich überlegenen Gegner entwickelt oder ist ein mickriger Schuljunge geblieben, der noch immer Glück hat! Was wäre mir wohl lieber?"
Harry zuckt mit den Schultern, obwohl sie einander ja nicht sehen können. Er findet, dass mit Voldemorts Erkenntnis und dessen Annahme von Harrys Sieg das Duell endlich zu Ende sein könnte, aber anscheinend hat das Schicksal, die unendliche Macht des Universums oder auch das Büro für Super-Duelle noch ein paar weitere Überraschungen in Petto.
„Ganz richtig, Harry! Weder noch!" Voldemort lacht und dieses Lachen schickt Harry eine Gänsehaut über den Rücken.
Er denkt schon, dass er sich eigentlich an Voldemorts grausames Lachen und seine unmenschliche Stimme gewöhnt hat, als er merkt, dass es diesmal anders ist. Es ist nicht das Lachen der Kämpfe, die sie in der Vergangenheit, in ihren Köpfen, Erinnerungen und Wünschen gegeneinander auszustehen hatten. Es ist ein grauenerregendes Lachen, das etwas Endgültiges hat. Es ist nicht nur kalt, sondern vollkommen leblos. Dieses Lachen entfacht in Harrys Kopf Gedanken an etwas Verwesendes, Stinkendes, das sich, wenn man es gerade wegräumen will, aufbäumt, aus brennenden Augen blinzelt und dann zubeißt.
Harry schüttelt sich vor Angst und Ekel und dann ist wieder Voldemorts Stimme zu hören. Sie erfüllt den ganzen Raum und Harrys Kopf. Sie scheint nicht von einem Menschen zu stammen, sondern von einer Naturgewalt.
„Hey! Das ist nicht … wie zur Hölle hast du das hingekriegt?" ruft Harry. Obwohl es immer noch stockdunkel ist, hat er das verdammt beängstigende Gefühl, dass ein zehn Meter großer Voldemort vor ihm steht. Einer, der den Mund zu einem Flüstern öffnet und heraus kommt ein Schrei. Einer, der nur einen kleinen Atemzug macht und Harry dabei verschlingt.
Harry versucht, ebenfalls zu wachsen, was sich als ein sinnloses Unterfangen herausstellt. Er wächst nicht aus dem bloßen Wunsch heraus, dabei wäre das in der Reihe der schon erlebten Merkwürdigkeiten wirklich wenig seltsam.
„Versuch es nicht, Schuljunge! Das hier ist mein Trick!" sagt Voldemorts Stimme. Viel mehr braust sie es. Harry spürt den Wind, der ihn streift.
Die Luft um ihn herum scheint sich zu bewegen. Die Massen wälzen sich hör- und spürbar um. Ein Sturm entsteht. Binnen weniger Herzschläge, die schmerzhaft gegen Harrys mühsam nach Atem ringende Brust pochen, steht er inmitten eines Orkans, in dem er sich kaum auf den Füßen halten kann.
„Ich bin ein schlechter Verlierer, Harry! War ich schon immer! Es ist mir gleich, ob du mich geschlagen hast bei jedem verdammten dieser mickrigen Duelle! Diesen meinen Sturm wirst du nicht überleben! Ich werde dich zerfetzen und erst wenn dein blutiges Fleisch und deine zersplitterten Knochen in einem Umkreis von Tausend Meilen um mich herum liegen, will ich den Sturm zügeln und die Dunkelheit verbannen und dann will ich zufrieden sein!"
Harry presst die kalten Hände gegen seine schmerzenden Ohren. Seine Augen brennen vor heißen Tränen und er kann nicht atmen.
„Jetzt hast du alle deine Trümpfe ausgespielt, Harry! Philosophisches Einerlei, charakterliche Stärke, Mütter und Hirsche. Aber ich habe noch einen und der wird dich erledigen! Aber nimm´s nicht so tragisch, Harry! Ich hatte ein paar Lebensjahre mehr, um zu sammeln. Mein Repertoire ist schlichtweg größer!"
„Ich kann hier nicht sterben!" schafft Harry zu brüllen. Sein Hals schmerzt, doch sein Ruf klingt ab zu einem schwachen Flüstern. Er schnappt wieder verzweifelt nach Luft.
„Sei dir da nicht so sicher, Harry! Hättest du mich eben in der Kammer mit deinem Schwert durchbohrt, wäre ich gestorben. Ich kann dir nicht sagen, wo sich dann meine Leiche befunden hätte; ob es überhaupt eine gegeben hätte, doch ich wäre gestorben. Du hast es vorgezogen, zu warten, was als nächstes passiert. Das war natürlich dein gutes Recht, aber mittlerweile glaube ich, dass auch du es als Problem ansiehst, dass du dich immer an die Regeln gehalten hast. Zumal noch an Regeln, die du gar nicht kanntest. Ich nehme diesen Kampf selbst in die Hand! Ich reagiere nicht nur auf mein Gegenüber und deswegen werde ich dich vernichten!"
„Nein! Ich bin auch noch nicht fertig!" schreit Harry atemlos in das Brausen und Tosen des Sturms, „Ich habe eine Menge auf dem Kasten! Mir fällt noch etwas ein! Ich werde dich doch besiegen! Und, kriegst du langsam Angst …Tom?"
Er weiß nicht, was ihn reitet, aber es ist ihm auch egal. Etwas muss passieren. Irgendetwas und je länger er redet, desto größer ist vielleicht die Chance, dass ihm doch noch etwas einfällt.
„Sind wir jetzt also endlich auf du, Harry?" spottet Voldemort und das ist das Stichwort für Harry.
Etwas, das Dumbledore einmal gesagt hat, schießt ihm durch den Kopf. Eigentlich sind es tausende kleine Äußerungen seines Direktors. In jedem Schuljahr und zu jedem Ereignis, das Harry erlebte und das ihn vorantrieb; wie es schien bis hierher. Er kann den Gedanken nicht fassen, kann ihn nicht formulieren, doch er spürt, worum es geht. Es geht um Gefühle, um Liebe, um Vertrauen. Um etwas, das Voldemort nicht hat. Um etwas, das Harry in Mengen hat.
Das ist sein Trumpf!
Er muss ihn nur ausspielen!
„Wo sind deine Freunde? Wo ist sie, „deine wahre Familie", die du so gerne erwähnst? Hast du niemanden, der dir jetzt beistehen kann? ICH bin nicht allein! Ich lebe nicht allein. Zu meinem Leben gehören viele Menschen!"
„Hol sie und ich werde sie ebenso zerfetzen wie dich!" höhnt Voldemorts übermächtige Stimme.
Harry lacht auf, während er um seine schmerzende Augen und Ohren weint und während der Sturm an ihm zerrt und seinen Körper eiskalt werden lässt. Aufgrund dieser Aufforderung, die sein Gegner keinesfalls ernst gemeint hat, weiß er, was er tun muss. Schade, dass er nicht genug Kraft hat, ihm das zu sagen.
Stattdessen widerspricht er ihm und alles in ihm verkrampft sich bei dieser Anstrengung: „Das wirst du nicht!"
„Wer sind sie denn, deine Menschen, die mit dir leben und für die du lebst? Sie müssen große Kämpfer sein, wenn du glaubst, sie könnten dich jetzt noch retten! Also, wo sind sie?"
Harry holt so viel Luft, wie er kann und schreit: „Ein Freund, der mit mir lacht und der mich unterstützt!" In der wirbelnden Dunkelheit vor ihm erscheint eine Gestalt. Harry sieht sie nicht, sondern spürt sie. Außerdem weiß er, wer dort vor ihm steht.
„Ron?"
„Harry? Verdammt, was geht hier ab?" Aus seiner Stimme kann Harry hören, wie er um seine Fassung und sein Gleichgewicht ringt.
„Halt dich an mir fest!" ruft Harry und Ron packt seine Hände, „Lass nicht los!"
„Ich werd dich nicht loslassen, Harry!"
Durch den Sturm heult Voldemorts körperlos wirkende Stimme: „Das ist unfair, Potter! Das hier ist ein Zweikampf! Nur du und ich!"
„Es war nie die Rede von Fairness und du bist der Letzte, der davon anfangen sollte. Ron gehört zu meinem Leben wie mein rechter Arm! Er hat ein Recht hier zu sein!" brüllt Harry zurück.
„Nein, das hat er nicht!"
Die Körper der beiden Jungen werden beinahe umgerissen von der Wucht der Böe, die auf diesen Wutausbruch folgt. Harry klammert sich an Rons Händen fest und spürt erleichtert, dass ihm das tatsächlich Halt gibt. Je länger sie sich aneinander festhalten, desto mehr Kraft scheinen sie auf den Sturm auszuüben. Harry möchte nicht sagen, dass er schwächer wird, aber zumindest das Atmen fällt ihm nun leichter und er kann die Augen öffnen, ohne dass sie durch den scharfen Wind zu Tränen getrieben werden.
Als Harry vor sich blickt, sieht er wie von einem schwachen, flackernden Kerzenlicht beleuchtet Rons Gesicht. Er sieht leicht verstört aus, aber macht ebenso den Eindruck, dass er sich arg zusammenreißt.
Harry lächelt ihm zu: „Danke, mein Freund!"
„Keine Ursache!" meint Ron und versucht sich an einem Grinsen, „Für dich doch immer, Harry!"
„Ich lass dich dann jetzt mal wieder gehen, Ron!"
„O.K., schlag dich weiter so gut! Ich meine, es sieht doch gut aus, oder?" Ron sieht ihn fragend an.
„Aber sicher doch!" Harry drückt noch einmal Rons Hände und lässt ihn dann los. Daraufhin verblassen dessen Schemen in der wieder schwärzer werdenden Dunkelheit.
„Du Feigling!" tönt Voldemorts Sturm, „Du kannst nicht einmal alleine …"
„Das Ding ist, ich MUSS nicht alleine!" hält Harry dagegen, „Ich kann nichts dafür, dass es niemanden gibt, der für dich kämpfen will. Und weißt du was? Das waren noch lange nicht alle! Ich habe noch viel mehr!"
Er holt noch einmal tief Luft: „Eine Freundin, die mich antreibt und die immer hinter mir steht!"
Langsam bildet sich vor ihm die Silhouette von Hermine, deren körperliche Wärme sich deutlich von der sie umgebenden, rasenden Kälte abhebt. Hermine sieht sich verblüfft um.
„Hab keine Angst! Vertrau mir!" ruft Harry ihr zu.
„Aber ich weiß nicht, was ich machen soll!"
„Eigentlich nur eines: Du musst mir deine Freundschaft beweisen!"
Hermine sieht ihn durch ihre wild umherfliegenden Haare mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Dann tritt sie vor und küsst ihn auf die Wange.
„Das habe ich schon einmal gemacht. Erinnerst du dich?"
Harry nickt: „Klar! Damit hast du mich echt geschockt!"
Beide müssen leicht lachen und dann sieht Hermine überrascht auf: „Der Wind wird weniger!"
„Ja, weil du hier bist!" meint Harry und lächelt sie an.
„Halte durch, Harry!"
„Das werde ich!" verspricht er noch, bevor Hermines Konturen allmählich verblassen.
„Diese zwei stehen ganz oben auf meiner Liste!" schmettert Voldemorts Sturm, „Sobald meine Leute die Gefechte hinter sich gebracht haben, werden sie systematisch einen nach dem anderen erledigen! Wie überaus zuvorkommend, dass du sie mir alle schon einmal vorstellst!"
„Du wirst dir an ihnen die Zähne ausbeißen! Das schwöre ich dir!"
„Du hast zwar Freunde, Harry, aber wo ist deine Familie? Deine Eltern, die mit zitternden Knien vor mir standen? Die sich meiner Macht und meinem Willen nicht entziehen konnten? Wo sind sie heute? Wo sind sie jetzt?" Obwohl er triumphiert, vermag er nicht die Gewalt herbeizuführen, die der Wind anfangs mit sich brachte. Er schwächelt und Harry spürt das.
„Meine Eltern sind immer in Gedanken bei mir, aber ich habe jemanden gefunden, der genauso so gut ist, wenn nicht sogar besser!"
„Gibt es tatsächlich jemanden, der so sein kann, wie die Eltern, die ich in Stücke gerissen habe?" kreischt der Sturm.
„Ja! Weißt du, ein Vater liebt mich automatisch, weil er muss, doch SEINEN Respekt und SEINE Liebe habe ich mir selbst erarbeitet." Vor Harry flimmert etwas in dem Wüten des Windes. Sirius erscheint.
„Was …?" Er hält beide Arme vor sich gestreckt.
„Ich brauche kurz deine Hilfe! Du musst nur da sein!" ruft Harry ihm zu.
„Ist er hier irgendwo?"
„Sirius, das ist mein Kampf! Alles, was ich brauche, ist deine Unterstützung!"
Er dreht sich zu Harry: „Die hast du, Harry! Du hast sie immer gehabt!" Er legt eine Hand auf Harrys Schulter und lächelt ihn an.
„Zu erbärmlich! Dieser Mann ist doch ein Weichei! Er sollte herkommen und richtig kämpfen!" zischt es verächtlich durch den Orkan.
„Ich weiß schon, was richtig ist!" sagt Sirius ruhig und nickt Harry zu.
„Was ist mit deinen Augen?"
„Mach dir keine Sorgen um mich! Kämpf weiter, Harry! Wir haben so gut wie gewonnen! Lass du dich jetzt nur nicht schlagen!"
Harry nickt und als Sirius den Kontakt zu ihm unterbricht, verschwindet er. Der Sturm verliert beständig an Kraft und Kälte.
„Bist du noch da draußen, Tom?" ruft Harry. Seine absichtlich spöttische Stimme dringt tatsächlich durch das tönende Brausen.
„Keine Angst! So schnell wirst du mich nicht los!" Er klingt, wie Harry erfreut feststellt, schon wesentlich geschaffter als zuvor.
„Es gibt noch jemanden." schreit Harry, „Er ist mir ein guter Freund und Ratgeber geworden. Er passt auf mich auf!" Vor Harry erscheint Remus, der sich milde erschrocken umsieht.
„Ich wurde ja vorgewarnt, aber das schockt mich jetzt doch ein bisschen!"
Vor irgendwoher lacht es leise: „Feigling!"
„Komm her, Harry!" Remus zieht ihn an sich und legt einen Arm um seine Schultern, „Du schlägst dich ganz fantastisch! Alle tun das! Es sieht gut aus!"
„Tut gut, das zu wissen!" sagt Harry. Die Luft, die sie umwirbelt, beruhigt sich wieder ein Stückchen mehr. Harry spürt zwar, dass Voldemort sich auflehnen möchte, doch er vermag es nicht mehr.
„Du musst nur noch ein bisschen aushalten!" sagt Remus mit rauer Stimme.
„Das werde ich! Vielen Dank für alles!"
Remus drückt seine Schulter noch einmal, lächelt ihm zu und löst sich dann von ihm. Kurz darauf verschwindet auch er.
Harry will fortfahren, als jemand vor ihm erscheint, den er nicht gerufen hat. Jakob. Er lächelt Harry an, doch sein Gesicht sieht müde aus: „Hallo, Harry!"
„Was machst du denn hier?" fragt Harry einer düsteren Ahnung nachgebend.
„Ich habe ihn aufgehalten. Ich habe dir etwas Zeit verschafft, sonst hätte er dich gleich in der Schule angegriffen! Ich dachte mir, du musst doch noch etwas Zeit haben mit deinen Freunden." Er schafft es kaum, Harrys Blick standzuhalten.
„Aber du …" flüsterte Harry.
„Das ist in Ordnung, Harry! Das war meine Aufgabe. Natürlich war ich zu schwach für ihn, aber immerhin habe ich dir Zeit verschafft, damit du alle noch einmal sehen konntest, falls ihnen etwas passiert!" Jakob hustet kraftlos und Harry packt seine Arme. Er spürt, wie der Mann zittert.
„Du schaffst es, Harry, und das ist mehr, als ich zu träumen gewagt habe! Es ist in Ordnung, wenn ich jetzt gehe! Ich wollte mich nur verabschieden!"
Harry ist zu müde und zu leer, um zu weinen. Er drückt noch einmal Jakobs Hand und bringt es irgendwie fertig, ihm zuzulächeln, bevor er sich in Luft auflöst.
„Du musst weitermachen!" hallt die Stimme seines Lehrers in Harrys Kopf und er schlägt die Faust in die Hand; wild entschlossen, jetzt erst recht zu kämpfen.
„Hey, Tom!" ruft Harry und streicht sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht. In seiner Stimme schwingt Hysterie mit: „Das wird dich jetzt am meisten schocken! Er gehört zu meiner Geschichte und auch zu deiner! Aber: Er steht auf meiner Seite! Mein Mentor!"
Gerade, als es draußen in die aufgewühlte Luft heult „Das wagt du nicht, Harry!", erscheint Dumbledore.
„Oh! Vielen Dank, Harry!"
„Ohne Sie wäre ich ja nicht einmal hier! Ich dachte mir, das wäre nur fair!"
Dumbledore verzieht die Lippen zu einem breiten, zufriedenen Lächeln: „Es ist mir eine Ehre!"
Er bietet Harry seine Hand an und Harry ergreift sie. Er schüttelt sie fest und nickt seinem Schulleiter zu. Dieser zwinkert einmal und mit einer lockeren Drehung um sich selbst ist er verschwunden.
Der Sturm braust auf, was Harry erschreckt, doch dann flaut der Wind ab. Voldemorts Stimme ist schwach und kraftlos, als er droht: „Das wird dir Leid tun, Potter! Das wirst du vor dem Ende noch bereuen!"
„Das Ende ist nahe, da hast du Recht! Aber es kommt nicht für mich! Sondern für dich und deine dreckige Anhängerschaft!" lacht Harry zurück. Er schafft es tatsächlich zu lachen und das bringt ihn erneut dazu, heraus zu platzen: „Ich habe noch jemanden! Eine Frau, die mich beschützt wie eine Mutter … ob ich das will oder nicht!" Er muss grinsen und prompt erscheint Mrs. Weasley in dem sanften Wehen des einst so zornigen Sturmes.
„Oh! Was … ist denn hier los? Harry?"
„Hey, Mrs. Weasley. Ich brauchte Sie mal kurz, Entschuldigung!"
„Ach, mein Lieber!" Wie erwartet drückt Rons Mutter ihn fest an sich, hält ihn dann ein Stück von sich weg und fragt mit tadelndem Blick: „Waren wir nicht schon einmal bei „Molly"?"
Harry lacht: „Sie ja"
„Gib dir Mühe, mein Junge! Ich bin so stolz auf dich!"
„Danke!"
Sie lächelt ihm zu und tritt dann einen Schritt zurück. Harry winkt ihr zu, bevor sie in dem grauen Licht verblasst. Er lauscht in den Wind.
„Das war alles?" Voldemort versucht, bedrohlich und übermächtig zu klingen, doch er kann es nicht mehr.
Harry ist dabei zu gewinnen.
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Ginny sitzt auf einem Sessel und hat sich ganz klein gemacht. Harry hat mittlerweile Ron, Hermine, Remus und Mrs. Weasley zu Hilfe geholt, wobei sie alle in eine kurze Ohnmacht gesunken waren. Ginny rechnet nicht damit, dass ihr noch irgendetwas passiert und wohl auch keiner der anderen.
Harry liegt ganz ruhig auf seiner Liege. Er sieht weder blass noch abgekämpft aus. Eher so, als würde er friedlich schlafen. Remus sitzt neben ihm und beobachtet ihn unaufhörlich, ebenso wie Hermine und Ron.
Und in dem Augenblick, in dem Mrs. Weasley mit einer neuen Ladung wach haltendem Kaffee hereinkommt, verspürt Ginny einen stechenden Schmerz hinter der Stirn. Sie kann noch ein schwaches Stöhnen von sich geben, bevor sie, plötzlich schlapp geworden, vom Sessel auf den Boden gleitet.
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Sie findet sich in einer kalten, düsteren Umgebung wieder, die den Eindruck macht, als hätte sie gerade einen Sturm erlebt. Ginny atmet hektisch und schlägt die Arme um den Leib, doch sie traut sich nicht zu rufen oder auch nur den Mund auf zu machen.
Plötzlich bewegt sich etwas vor ihr. Ginny zuckt zusammen und spürt die Wärme eines anderen Körpers. Harrys Name liegt ihr auf den Lippen, doch sie schweigt weiter verbissen. Da berührt die Person kurz ihre Hand und in dem schwachen Licht, das kurz aufflackert, kann Ginny Harrys Gesicht erkennen.
Dann wird es wieder schwarz.
Ginny tritt einen Schritt vor. Harry tut das Gleiche und streckt die Hände aus, um ihre Wangen zu umfassen. Ohne ein Wort der Erklärung beugt er sich herab und küsst sie. Er ist nur leicht überrascht, dass Ginny ihm so rasch entgegenkommt und gar nicht erschrickt.
Ginny schlingt ihre Arme um seinen Hals und spürt, wie ihr langsam warm wird.
Irgendwo in der Ferne scheint plötzlich jemand zu schreien. Oder vielmehr etwas schreit. Etwas verendet, doch Harry zieht Ginny noch näher an sich, so dass sie ihre gesamte Aufmerksamkeit nur ihm widmen kann. Er vertieft den Kuss und muss in Gedanken fast lachen. Es ist so einfach, Ginny zu küssen. So viel einfacher, als es damals war, Cho zu küssen, denn es fühlte sich noch richtiger an. Er kann Ginnys aufgeregten Atem spüren und ihre Wärme, so dass auch er endlich nicht mehr friert.
Beide bedauern, sich voneinander lösen zu müssen, doch als der Schrei in der Ferne verebbt und eine endgültige Stille eintritt, bricht Harry den Kontakt ab.
Und Ginny wird sofort zurückgezogen. Sie kann kein Wort mit Harry sprechen, lediglich ein letzter Blick in sein lächelndes, jetzt leicht müdes Gesicht, ist ihr möglich.
