Eine neue Zeit bricht an

Am Abendessen zwei Tage später nahm jeder teil, der aufrecht sitzen konnte.

Amber saß da und versuchte ihr Brot mit nur einer Hand zu schmieren. Sirius, dessen Bein so sehr genesen war, dass er herumhumpeln konnte, saß neben Remus, ließ sich von diesem mitteilen, was wo auf seinem Teller lag und hielt den Kopf ungewöhnlich hoch und schief in die Luft. Auch Mrs. Weasley aß mit ihnen, lobte die Kochkünste von Remus und ihrem Sohn Bill und packte, bevor sie sich selbst auftat, von allen Köstlichkeiten etwas für ihren Mann zur Seite. Mr. Weasley hatte es vorgezogen, noch etwas liegen zu bleiben. Das war das erste und einzige, was er bisher gesagt hatte, aber Mrs. Weasley war wieder so weit auf dem Damm, dass sie Hoffnung und Zuversicht versprühen konnte.

Und Zurechtweisungen.

„Ron, du musst nun wirklich nicht kleckern! Bei Sirius ist das etwas anderes. Er ist schließlich blind."

Ron und Sirius zogen synchron die Köpfe ein und Mrs. Weasley attackierte den Braten, um das beste Stück für ihren Mann herauszusäbeln.

Die gute Nachricht des Tages war, dass Madam Pomfrey mit einigen schwierigen Hexereien das Leben von Dädalus Diggel hatte retten können. Ihm fehlte nun tatsächlich die rechte Hand, aber er war bereits eifrig dabei, seine Linke zu trainieren.

In das Essen platzte Dumbledore, der seit nun mehr zwei Tagen ununterbrochen unterwegs war.

„Setz dich, Albus! Du musst etwas essen und du brauchst Schlaf!" rief Mrs. Weasley sofort.

„Keine Frage brauche ich den, aber die Welt bracht etwas anderes!" entgegnete Dumbledore ungerührt und schnappte sich einen Apfel, in den er herzhaft hinein biss.

Kauend berichtete er: „Fudge wird immer noch gesucht. Vaughn ist dabei den ganzen Laden zu übernehmen und will sich mit jedem von uns noch einmal unterhalten, bevor die Ehrung stattfindet. Sie wird übrigens nach Hogwarts verlegt, ist das nicht nett? Hunderttausend Leute auf meinem Schulgelände. Ich möchte Filch´ Gesicht sehen, wenn er danach den Rasen begutachtet! Aber wir dürfen wohl alle damit rechnen, einen Orden und eine Menge Galleonen abzustauben. Nun, ich habe nichts dagegen. Ich muss mal wieder dringend in den Urlaub! Molly, du musst gleich nach dem Essen einmal mit mir kommen und … hm? Arthur wird noch nicht fit genug sein."

„Bill kann mich begleiten." sagte Mrs. Weasley und sah Dumbledore fragend an, „Aber worum geht es?"

„Das werde ich dir nachher erzählen. Harry, habe ich dich eigentlich schon dazu angehalten, keinem Reporter ein Interview zu geben?"

„Sie haben es beiläufig erwähnt!"

„Sehr gut. Auch von euch anderen sollte keiner zu viel erzählen. Am besten gar nichts, bis wir mit Vaughn gesprochen haben. Das St.-Mungo steht wieder. Sie werden morgen den Betrieb aufnehmen. Dann können wir unsere Sorgenkinder dort hinbringen. Wir genießen bevorzugte Behandlung. Sie werden sich um uns reißen! Ach, und Hermine! Ich habe ja noch eine Überraschung für dich!"

„Was denn?"

Dumbledore hob den Zeigefinger in die Luft und lauschte. Draußen im Flur knallte es.

„Ah, jetzt ist sie da, die Überraschung! Komm doch bitte mit!"

Hermine stand auf, legte mit sichtlichem Bedauern ihre Hühnerkeule zur Seite und folgte Dumbledore nach draußen. Augenblicklich schrie sie auf: „Mummy! Daddy!"

Harry, Ron und Ginny tauschten einen Blick und stürmten dann in den Flur. Dort stand Familie Granger, endlich wieder vereint. Hermines Eltern sahen ziemlich müde, doch ungeheuer glücklich aus. Sie begrüßten auch Harry, Ron und Ginny herzlich und nahmen dankend die Einladung zum Mitessen an.

Sie erzählten von ihrem Versteck in Australien und wie sie vor zwei Tagen das Gefühl gehabt hatten, irgendetwas vergessen zu haben. Dann hatten sie sich nicht weiter darum gekümmert, bis Dumbledore vor der Tür stand und erzählte, die Zeit hätte still gestanden.

„Wir haben das gar nicht gemerkt!" sagte Hermines Vater und schien noch immer völlig fasziniert von dieser Erkenntnis.

„Was für ein Haus ist das hier eigentlich?" wollte Hermines Mutter wissen, „Es ist ja wirklich geradezu prachtvoll."

„Hm." machte Harry und sah Sirius und Remus an, die auch etwas ratlos wirkten.

„Naja, das gehört mir und Remus, würde ich sagen. Oder was meinst du?"

Remus zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, wie sich das jetzt verhält. Entscheide du ruhig. Einziehen werde ich hier eh nicht."

„Ich auch nicht!" Sirius machte ein entschlossenes Gesicht.

„Ach, sie wohnen hier gar nicht?" fragte Mrs. Granger erstaunt.

„Nein. Wir essen hier … manchmal … und naja, ab und an schlafen wir auch hier." sagte Sirius und musste dann selbst über seine wirren Worte lachen.

„Möchten Sie denn demnächst wegziehen?" erkundigte sich Mr. Granger.

„So schnell wie möglich!" sagte Sirius und Harry betrachtete ihn nachdenklich. Sie hatten noch gar nicht darüber gesprochen, wo sie weiterhin leben wollten. Seine Freunde starrten auch abwechselnd ihn und Sirius an.

„Sie gucken mich an, oder?" raunte er zu Remus.

„Wer?"

„Die ganzen Rotzlöffel?"

„Jap!"

„Tja!" Sirius richtete sich auf und hob den Kopf noch etwas höher, „Ich habe mir schon ein Haus ausgesucht, das ich demnächst mit Harry besichtigen wollte."

„Ach, tatsächlich?" rutschte es Harry heraus.

„Ja." Jetzt klang Sirius etwas unsicher, „Ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird. Aber es steht noch nichts fest. Ich dachte nur, wenn der ganze Trubel vorbei ist, könnten wir es uns mal ansehen. Oder vielmehr du siehst es dir an." Harry nickte langsam.

„Und warum wollen die zwei zusammen wohnen, Hermine?" fragte ihr Vater sie flüsternd.

„Daddy, das weißt du doch. Sirius ist Harrys Pate. Oh, und mittlerweile auch sein Adoptivvater."

„Ach, die sind das!"

„Ja."

Mr. Granger lächelte etwas verlegen: „Sie müssen entschuldigen. Ich bin noch etwas verwirrt. Es sind mir einfach zu viele neue Leute und … Moment mal! Ich will ja keineswegs unhöflich erscheinen, aber sind Sie nicht letztes Frühjahr gestorben?"

Sirius lächelte: „Das ist nicht unhöflich, sondern wahr. Wenn Sie mögen, erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte bei einem Feuerwhiskey."

„Oh, das ist eine gute Idee!" sagte Mr. Granger erfreut und da die Tafel sowieso aufgehoben wurde, stellte er sich gleich neben Sirius: „Sie können nichts sehen, nicht wahr? Wenn es Ihnen nichts ausmacht, führe ich Sie, wenn Sie mir sagen, wo es hingehen soll. Ihr Freund scheint sich noch mit dem Abwasch beschäftigen zu wollen."

Sirius hielt ihm Aufstehen inne. Hermine schlug die Hand vor die Stirn. Harry und Ron begannen breit zu grinsen. Ginny gluckste.

„Ähm." machte Remus nur und kümmerte sich nicht weiter darum.

„Ja, wenn Sie möchten, erzählen ich Ihnen diese Geschichte auch noch!" sagte Sirius beherrscht, „Und dann erkläre ich Ihnen, was Sie anscheinend einmal falsch verstanden haben."

„Oh, wirklich?" Mr. Granger zeigte ich betroffen und geleitete Sirius dann in den Flur. Remus rollte einmal mit den Augen und widmete sich dann den schmutzigen Töpfen.

„Ihr fallt auf!" sagte Harry.

„Ja, eure Tarnung ist echt mies!" grinste Ron. Allerdings bekamen sie nur einen abschätzigen Blick von Remus.

„Dein Vater ist noch etwas durcheinander, Hermine. Mr. Dumbledore sagt, das sind nur Nachwirkungen dieser verrückten Aktion." sagte Mrs. Granger.

„Geht es dir denn gut, Mum?" fragte Hermine sofort.

„Wunderbar, wenn ich mich vielleicht irgendwo hinlegen könnte. Dieser Mann von eben; dieser große, schwarze Kerl; hat uns appariert. Ich habe zwar keine Ahnung, was das ist, aber es ist sehr anstrengend."

„Klar. Komm, du kannst in Ginnys und meinem Zimmer schlafen." Hermine hakte ihrer Mutter unter und führte sie nach oben.

„Du hast hier ein Zimmer, Schatz?" fragte Mrs. Granger noch, dann waren die beiden verschwunden. Harry, Ron und Ginny standen etwas ratlos im Flur herum.

„Und was machen wir jetzt?"

Harry zuckte mit den Schultern: „Wir können gucken, ob die Zwillinge schon wach sind."

Sie waren es nicht, wie sie drei Minuten später feststellten, allerdings schien dies nur mehr eine Frage der Zeit zu sein, denn aus dem Kaminzimmer kam ein erschütterter Schrei.

„Das ist Mum!" sagte Ginny.

„Das ist nicht gut!" sagte Ron und die drei liefen rüber und wollten gerade die Tür öffnen, als etwas hindurch schwebte. Etwas Helles, Durchsichtiges.

Etwas, das stark aussah wie ein Geist.

Und wie …

„PERCY!" schrie Ginny auf und benutzte damit den Namen, der eigentlich vor kurzem offiziell verboten worden war. Harry und Ron fielen die Kinnladen herunter und mit aufgerissenen Agen folgten sie dem Geist. Er trug gesetzte Kleidung, Hemd und Kragen, eine Taschenuhr und sorgfältig gekämmte Haare.

„Ach, ist das schön wieder hier zu sein!" seufzte er und zog weite Kreise durch die Halle.

„Weasley-Familienrat!" kreischte Mrs. Weasleys Stimme aus dem Kaminzimmer und Ron und Ginny zogen die Köpfe ein.

„Sorry, Harry!" meinte Ron, als er mit seiner Schwester in die Tür trat.

„Hey, da bin ich bestimmt nicht scharf drauf." gab Harry lachend zurück, „Viel Glück, was auch immer das jetzt wird!"

Ron verzog das Gesicht: „Es gab immer Familienrat, wenn die Zwillinge was angestellt hatten. Wir mussten alle büßen und leiden! So leiden!"

„Ron!"

„Ja, Mum!" Er schloss die Tür, nachdem auch Charlie drin war. Harry zuckte mit den Schultern und schüttelte leicht verwirrt den Kopf.

„Na, Harry! Ausgesperrt?" fragte Remus lächelnd.

„Du doch auch." meinte Harry und sah Remus dann aufmerksam an, „Wie geht es dir?"

„Gut."

„Ja, an sich vielleicht gut, aber wie fühlst du dich? Wie traurig bist du?"

Remus verschränkte die Arme vor der Brust und atmete lange aus. Harry könnte Wetten darauf abschließen, was jetzt kommen würde.

„Ich bin nicht traurig. Es ist alles in Ordnung mit mir. Entschuldige mich, Harry, ich werde nach Arthur sehen." Wette gewonnen.

Remus ließ ihn stehen und Harry machte sich nach einem Seufzer auf die Suche nach Sirius und Mr. Granger. Schließlich fand er sie in einem der Arbeitszimmer bei gemütlichem Kaminfeuer und einer fast leeren Flasche Feuerwhiskey.

„Hey, Harry. Setz dich zu uns!"

„Gerne. Remus ist blöd!" Harry nahm neben Sirius Platz. Ihnen gegenüber saß Hermines Vater und begutachtete mit Kennerblick den Whiskey in seinem eisgekühlten Glas.

„Ist das die neue Losung?" lachte Sirius und bot Harry ein selbst gezaubertes Käseplätzchen an, indem er weit neben den Tisch deutete, auf dem die Platte stand.

„Nein, er macht schon wieder total dicht."

„Weil Meta jetzt weg ist." mutmaßte Sirius.

„Meta?" Mr. Granger horchte auf, „Was ist denn das?"

„Wer, Jonathan!" verbesserte Sirius, „Das ist übrigens Jonathan, Harry. Wir sind beim Du angekommen."

„Schön!" sagt Harry.

„Meta ist Remus´ Partnerin." erklärte Sirius und Mr. Jonathan Granger sah erstaunt auf: „Ach, du bist gar nicht mit ihm zusammen?"

Sirius wandte Harry den Kopf zu und an seinem perfekten Minenspiel konnte Harry den Blick herauslesen, den er ihm gerne zugeworfen hätte.

„Ach, nein, das erwähntest du ja. Und Remus ist doch der Werwolf, nicht wahr?"

„Das erwähnte ich auch." sagte Sirius und faltete die Hände vor der Brust, als hätte er irgendetwas vollbracht.

„Ja, ja." meinte Mr. Granger nur nachdenklich und nippte an seinem Whiskey.

„Wird er nichts unternehmen? Sie suchen zum Beispiel?" wollte Harry wissen.

„Weißt du, ich kenne Meta ja noch nicht lange, aber ich habe so den Eindruck; vor allem nach dem, was in ihrer Vergangenheit passiert ist; dass sie der Mensch ist, der wegläuft. Das ist durchaus nicht böse gemeint. Dummerweise ist Remus nicht der Mensch, der nachläuft und kämpft. Also kommt sie entweder von allein wieder zurück oder das war´s."

„Oder Remus hat sich mal ganz grundlegend geändert." sagte Harry leicht zornig, „Schließlich hat er sich getraut, was mit ihr anzufangen. Kann ja sein, dass er jetzt genug Mumm hat, das durchzuziehen!"

„Möglich!" sagte Sirius, „Aber sag nicht „Mumm", dann klingt er feige, wenn er bleibt."

„Er IST feige, wenn er bleibt." rief Harry, „Und das werde ich ihm auch sagen!"

„Da will ich dabei sein. Ich bin wirklich gespannt, ob du Remus´ Panzer kaputt kriegst. Das ist das Fieseste an ihm; war es schon in der Schulzeit. Wenn Remus Lupin beschließt, bei irgendetwas abzublocken, dann tut er das auch und wenn er daran zu Grunde geht." Sirius seufzte einmal.

„Das klingt aber tragisch!" meinte Mr. Granger.

„Das ist es." sagte Harry, „Aber jetzt mal was anderes: Du hast ein Haus im Auge?"

Sirius drehte sich wieder zu ihm und erwiderte nichts, verzog nicht einmal einen Muskel. Während Mr. Granger leicht lachen musste, machte Harry ein zerknirschtes Gesicht: „Oh, das tut mir Leid! Das war nicht so gemeint! Die Formulierung war ein bisschen blöd!"

„Ein bisschen!" stimmte Sirius unbeeindruckt zu, „Und das Haus ist klasse! Genau richtig für uns zwei und jemanden, der einmal im Monat zu Besuch kommt."

Harry grinste: „Klingt super! Wann fahren wir mal hin?"

„Wie gesagt, nach dem ganzen Theater hier. Albus meint, dass die Ehrung in spätestens drei Tagen stattfinden soll nach den Gesprächen mit Vaughn."

„Kennst du den?" wollte Harry wissen.

„Er soll ein ziemlicher Mistkerl sein. Hab ihn nie kennen gelernt, aber wenn Moody ihn mag; und das tut er, die beiden trinken nämlich zusammen; dann mag ich ihn auch!" sagte Sirius fest und hob sein Glas an, „Auf den guten, alten Mad-Eye! Er ist übrigens wieder zu Hause und geht den ganzen Wiederaufbau-Kommandos auf die Nerven! Er ist schon wieder auf der Jagd nach den entkommenen Todessern! Der Mann gönnt sich auch nie eine Pause."

Er trank einen großen Schluck und zog einmal die Nase hoch. Da drangen aus dem Flur erneut aufgebrachte Stimmen.

„Lasst uns doch mal gucken, was da los ist!" sagte Sirius, stand auf, hielt inne und meinte dann kopfschüttelnd: „Es geht nicht. Man kann da keine Rücksicht drauf nehmen. Alles, was man sagt, hat irgendwas mit Augen, gucken, schauen oder Alkohol zu tun!"

Harry runzelte die Stirn: „Wieso Alkohol?"

„Weil ich hier Wasser trinke, mein Freund, was du hoffentlich bemerkt hast. Da müssen wir zwei noch drüber sprechen. Remus sagte, ich … naja, später davon."

„O.K. Hat denn Mr. Granger die Flasche allein geleert?"

„Er hat sie geleert?"

„So gut wie."

„Es schmeckt ganz fantastisch!" lachte Mr. Granger, hickste einmal und meinte dann: „Und jetzt wäre ich auch ganz froh über ein Bett!" Harry wiederum war froh, dass er Hermines Vater an sie weitergeben konnte, als die drei in die Halle traten. Dort standen die Weasleys zusammen. Percy schwebte über ihren Köpfen wie ein nebliges Omen, fand Harry. Er stellte sich und Sirius neben Ron und Ginny, die teils verwirrt, teils glücklich und teils absolut ablehnend aussahen.

„Was ist also los?" wollte Harry wissen. Ron schnaubte: „Das ist das Krasseste, das ich je erlebt habe! Das ist nicht wahr!"

„Ist es, Ron! Wir sollten uns freuen!" sagte Ginny, deren Augen leicht gerötet waren.

„Hast du geweint?" fragt Harry vorsichtig.

„Ein bisschen. Schließlich war mein Bruder tot und jetzt ist er wieder da. Und fliegt hier rum!" Ginny wusste offenbar nicht, was sie davon halten sollte.

„Und das ist nicht mal der Punkt!" sagte Ron, „Der Punkt ist; und jetzt halte dich gut fest; dass Percy ein so genannter Familiengeist ist! Und jetzt fragst du dich, was das ist und ich erkläre es dir gerne! Manche Geister sind an einen bestimmten Ort gebunden, den sie nicht oder nur eingeschränkt verlassen können; wie unsere Hogwarts-Geister, die ja auch das Dorf verteidigen konnten. Manche Geister stecken in Flaschen und reisen durch ferne Lände und wieder andere sind Familiengeister. Sie sind an eine Familie gebunden. An ihre Familie, um genau zu sein. Überall, wo wir jetzt sein werden, wird Percy sein. Und überall, wo unsere Kinder sein werden und deren Kinder und verdammt noch mal deren Kinder, da wird Percy sein!" Ron holte tief Luft und Harry sah ihn perplex an.

„Na, das ist doch mal was!" meinte Sirius, der ebenfalls ein recht geschocktes Gesicht machte.

„Sei du nur froh, dass du kein Blutsverwandter bist, Harry. Obwohl, wenn du Ginny heiratest, hast du ihn auch am Hals. Wir wechseln uns nämlich monatlich ab, ist das nicht wundevoll! Sag mal, Sirius, du bist auch um hundertfünfzig Ecken mit uns verwandt, oder? Das ist wichtig, wir versuchen jetzt so viele Angehörige wie möglich zu finden, damit möglichst viele Leute in den Genuss Percys, des Besserwissers, kommen!"

„Ron, du solltest ihn nicht so nennen. Er ist tot und er ist dein Bruder!" ermahnte Sirius, obwohl auch er fand, dass das etwas komisch klang.

„Ich nenne ihn gar nicht so! Er heißt jetzt so. Anscheinend braucht jeder Geist einen lustigen Beinamen und er ist eben Percy, der Besserwisser. Stellt euch eine Karikatur von Percy vor; ein übertriebener Percy; ein Percy, der alles sieht und der immer da ist und der zu allem etwas zu sagen hat!" Ron warf die Hände in die Luft und stöhnte.

„Und er kann überall durchkommen: Türen, Wände." flüsterte Ginny und fühlte sich offensichtlich unbehaglich.

„Naja, vielleicht wird er gar nicht so schlimm!" meinte Harry.

„Ronald, steck dein Hemd in die Hose! Du siehst schlampig aus!" sagte Percy und Ron deutete eine Ohnmacht an.

„Ab in die Küche." sagte Ginny und nahm ihren Bruder am Arm. Harry folgte den beiden.

„Hey … Harry!" Sirius streckte einen Arm nach ihm aus und sah alles in allem recht hilflos aus.

„Oh, Entschuldigung! Ich hab dich vergessen!" Harry lief zurück und hakte Sirius unter.

„Hab ich gemerkt!"

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Schon am nächsten Tag hatten sie einen Termin beim neuen Zaubereiminister Hector Vaughn. Harry stellte anerkennend fest, dass das Ministerium sehr gut aussah. Auch hier war nach Angabe dieser Elben gekämpft worden, doch entweder war kaum etwas zu Bruch gegangen oder der Wiederaufbau hatte glänzend funktioniert.

Der Brunnen der Magischen Geschwister war verschwunden, an seiner Stelle stand ein Sockel, auf dem wiederum geschrieben stand: „Dieser Brunnen wird erst wieder aufgebaut, wenn seine Aussage der Wahrheit entspricht."

Harry war beeindruckt. Die Kamine in der Einganshalle waren ausnahmslos in Betrieb. An jedem stand ein Sekretär oder eine Sekretärin, um den Ankommenden zu empfangen und in die richtige Abteilung oder gegebenenfalls wieder nach Hause zu schicken.

„Heute nur das Wichtigste!" verkündete ein riesiges Schild, das von der Decke baumelte.

„Mann, ist hier was los!" meinte Ron.

Da kam ein Mann auf sie zugestiefelt. Im ersten Moment erinnerte er Harry an Moody, obwohl er größer und schwarz war und bei Weitem nicht so zerstückelt aussah. Sein Gesicht war wettergegerbt, seine dünnen, schwarzen Haare hatte er streng zurückgekämmt und er war fast ebenso breit wie hoch. Es war Vaughn.

„Ah, Dumbledores Leute. Kommen Sie alle mit! Keine Extrawürste!" Er ging zügig voran und schob sie alle in ein Büro.

„So, wer ist alles hier? Wollen wir mal sehen?" Vaughn blätterte in einem sehr dicken Ordner und sah prüfend in die Runde, „Harry Potter?"

Harry trat nach vorne: „Ja, Sir!" Remus hatte ihm eingebläut, ja höflich zu sein.

„Mit Ihnen werde ich mich als erstes beschäftigen! Setzen Sie sich dort drüben hin und verhalten Sie sich ruhig!" Sein Ton war so befehlend, dass Harry nur nickte und auf dem ihm zugewiesenen Stuhl Platz nahm.

„Sirius Black?"

„Ja." Sirius hob die Hand.

„Wieso gucken sie so komisch?"

„Mit Verlaub, ich gucke gar nicht. Im bin in Moment noch blind. Wir hoffen aber, dass sich das mit der Zeit legt."

„Tatsächlich? Nun, Sie waren ziemlich lange in Askaban."

„Dafür gibt es eine gute Erklärung!" warf Sirius ein, doch Vaughn unterbrach ihn: „Ruhe! Ich habe mich mit Dumbledore unterhalten, aber er konnte mir noch nicht jede spannende Einzelheit Ihrer Geschichte erzählen, also werde ich Sie bis heute Abend in Gewahrsam nehmen. Dann können Sie mir gerne alles erzählen!"

„Aber …"

„Nichts aber! Ich werde mir über alles selbst ein Bild machen, da vor mir ein verdammter Stümper diesen Job gemacht hat! Ich habe ja nicht vor, Sie einzusperren. Ich würde es nur vorziehen, wenn Sie sich in meiner Nähe aufhalten!" Sirius schnaubte, erwiderte aber nichts mehr.

„Remus Lupin?"

„Ja."

Vaughn sah auf: „Der wohl berühmteste Werwolf unserer Zeit!"

„Danke sehr."

„Nur nicht so bescheiden. Sie können Ihrem Kumpel Gesellschaft leisten. Niemand, nicht einmal Dumbledore, konnte mir bis jetzt begreiflich machen, wie man einem Werwolf trauen kann, aber ich habe auch noch keinen kennen gelernt, also will ich mal ganz offen sein. Ronald Weasley?"

Remus klappte den Mund wieder zu und Ron meldete sich etwas verschüchtert.

„Sie haben eine wirklich lustige Familie. Ist Ginevra Weasley auch hier?"

„Ja."

„Wunderbar. Sie sind die nächsten nach Potter. Hermine Granger?"

„Ja, Sir!"

„Mit Ihnen spreche ich nach den Weasleys. Und dann, Mr. Black, habe ich höchstwahrscheinlich Lust auf Ihre Geschichte."

„Meine wird eine ziemlich lange Geschichte!" sagte Sirius.

„Ich mag lange Geschichten, wenn sie gut sind!" entgegnete Vaughn.

„Dann machen Sie sich auf die beste Geschichte Ihres Lebens gefasst!"

Vaughn sah ihn an und zum ersten Mal machte er nicht den Eindruck, als würde er ihnen allen misstrauen, sondern als bestünde durchaus die klitzekleine Möglichkeit, dass er ihnen irgendwann einmal so etwas wie Respekt entgegenbringen könnte. Nachdem die gesamte Welt sie ja sowieso schon vergötterte.

Dann grinste Vaughn und schmiss sie alle, bis auf Harry, raus.

„So, Mr. Potter, erzählen Sie mal!" Vaughn lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

Da sprang eine Nebentür auf und niemand anders als Rita Kimmkorn stöckelte herein: „Harry, wie schön! Wie unglaublich schön, dass wir uns einmal wieder sehen! Und dass du noch lebst! Und jetzt leg los: Wie hast du es geschafft gegen den bösesten aller Bösewichte zu bestehen? Wie hast du ihn-dessen-Name-wir-immer-noch-nicht-nennen besiegt?"

Harry sah Vaughn an. Dessen Gesicht zierte ein fettes Grinsen.

„Harry?"

„Professor Dumbledore!" Harry war sichtlich erleichtert.

„Das hat schon alles seine Richtigkeit, Harry. Rita Kimmkorn ist hier, um unsere Geschichte mal wieder aufzuschreiben. Ich finde, sie hat es das letzte Mal wirklich gut hinbekommen." Lächelnd setzte sich Dumbledore neben Harry und sah ihn ebenso erwartungsvoll an wie Vaughn und die Kimmkorn.

„Erzähl, was du möchtest, Harry!" sagte er laut und in Harrys Kopf: „Und nur so viel du möchtest!"

Harry und Ron trafen sich auf dem Flur vor Vaughns Büro wieder.

„Der Kerl ist nicht ganz dicht, oder?" fragte Ron sofort.

„Geht. Ich finde, er hat´s drauf!" meinte Harry. Da flog Vaughns Tür auf und er schrie irgendetwas in einer seltsamen Sprache an Harry und Ron vorbei.

„Ah, Sie beide! Gut, dass ich Sie noch sehe. Sie hatten doch vor, sich zu Auroren ausbilden zu lassen, nicht wahr?" Sein Kopf ruckte zwischen den beiden hin und her.

„Ja, Sir!" sagen sie brav und im Chor.

„Gut, ich werde …"

„Minister!" unterbrach ihn eine bekannte Stimme und Harry und Ron verzogen automatisch die Gesichter. Snape kam den Gang entlang.

„Minister, ich muss mit Ihnen reden!"

„Sir irren, Snape! ICH muss mit IHNEN reden!" sagte Vaughn mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme, „Begeben Sie sich in mein Büro! Ich komme nach, wenn ich mit den beiden jungen Herren fertig bin."

„Ich denke, wir sollten jetzt …" wagte Snape zu widersprechen, was Vaughn wild mit den Augen funkeln ließ: „Ich führe grundsätzlich keine so wichtigen Gespräche auf dem Flur. In mein Büro!"

„Minister, was ich Ihnen zu sagen habe, ist …" bestand Snape.

„Er ist verrückt!" wisperte Ron Harry zu und dieser nickte fasziniert.

„Ärgern Sie mich nicht, Snape, denn was ICH IHNEN zu sagen habe, sollte uns länger beschäftigen!"

„Ich habe gehört, Sie haben vor …"

„Verdammt noch mal, Snape! Sie wollen also tatsächlich, dass ich Sie hier auf dem Flur aus dem Schuldienst entlasse!"

Snape brauste auf, während Harry und Ron vor Aufregung vergaßen, Luft zu holen: „Das kann nicht Ihr Ernst sein, Minister! Ich denke doch, dass ich mich durch die Arbeit für den Orden ausgezeichnet habe und …"

„Das vielleicht, Snape, aber Sie sind eine pädagogische Null! Sie wissen wohl eine Menge über Zaubertränke, aber Sie können überhaupt nicht mit Kindern! Sie können es nicht und sie werden es auch nie lernen! Und jetzt gehen Sie in mein Büro, ehe ich Sie hinauswerfen lasse und mich einen feuchten Dreck um Ihre weitere Zukunft schere!"

Snape schnappte nach Luft. Vaughn, obwohl er derjenige war, der angefangen hatte zu schreien, nicht.

Harry und Ron hatten sich bereits gegenseitig in den Arm gekniffen.

Schließlich schob sich Snape irgendwie unter Aufbringung aller Kraft und sichtlich gegen seinen Willen in Vaughns Büro und dieser wirbelte zu Harry und Ron herum: „Also!"

Die beiden zuckten etwas zusammen.

„Das ist wunderbar! Darüber werden wir noch reden! Ich will Sie unbedingt in meiner Mannschaft! Das wird hart für Sie, aber das interessiert mich nicht! Wenn sie auch nur die Hälfte eines winzigen Gedankens daran verschwenden, auszuwandern oder draufzugehen, bevor Sie Ihren Abschluss machen, werde ich Ihnen im Nachhinein den Hals umdrehen. Danach gehören Sie beide mir und der Auroreneinheit dieses Ministeriums, habe ich mich klar ausgedrückt!" Harry und Ron nickten mit steifern Hälsen.

„Wunderbar! Und jetzt bewegen Sie sich, sonst könnte noch jemand auf den Verdacht kommen, Sie hecken hier etwas aus!" Mit einem Knall schlug er die Tür zu seinem Büro zu und vorher konnten Harry und Ron noch deutlich hören, wie er Luft holte, um Snape anzuschreien. Beide hasteten hinunter zur Eingangshalle, wo sie die Mädchen trafen.

„Der Typ ist krass!"

„Der Typ ist klasse! Er ist das reinste Klischee! Er will, dass Harry und ich für ihn arbeiten!" Ron reckte die Brust.

„Was? Jetzt?" fragte Hermine kritisch.

„Nein, nach unserem Abschluss."

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Harry betrachtete sich im Spiegel. Wieder ein neuer Festumhang. Auch Ron hatte einen neuen bekommen und diesmal hatte nicht einmal Mrs. Weasley auf die Preise geschaut. Es war egal.

Mit einer Grimasse zupfte Harry die Krawatte zurecht.

„Mach nicht so ein Gesicht! So schlimm ist das Ding auch nicht!" sagte Ron grinsend und stellte sich neben ihn, „Sehen wir nicht klasse aus? Wie Helden!"

Harry zog die Augenbrauen hoch: „Naja, geht so!"

„Jungs, seid ihr fertig?" Remus steckte den Kopf zur Tür herein, „Beeilt euch bitte etwas! Die Halle füllt sich langsam und es wollen euch noch tausend Leute Hallo sagen, bevor dieser offizielle Kram anfängt."

Ergeben folgten ihm Harry und Ron nach draußen und liefen dort ihren Schulkameraden in die Arme.

„Krasse Sache, Harry!"

„Herzlichen Glückwunsch, Harry! Das ist ja wirklich Wahnsinn!"

„Das hast du wirklich sauber hingekriegt!"

Harry kam sich vor, als würden sie ihm zu einem gewonnen Quidditchmatch und nicht zur Rettung der Welt gratulieren. Er lächelte gutmütig und schüttelte ein gutes Dutzend Hände. Durch die Menge hindurch sah er Remus, der Sirius zu seinem Platz führte.

„Entschuldigt mich bitte!" Harry wand sich aus der Schülertraube und ging zu den beiden: „Hey, wie läuft´s?"

„Fantastisch!" knurrte Sirius, „Ich werde diese Stufen nicht erklimmen können ohne hinzufliegen."

„Ich halte dich doch!" sagte Remus und nach seinem leicht genervten Gesichtsausdruck zu urteilen sagte er dies nicht zum ersten Mal. Harry grinste: „Du hättest ihm mal beim Anziehen helfen sollen. Diese Klamotten sehen grässlich aus!"

„Ja, wirklich! Grün-braun und Schottenmuster. Entsetzlich, Sirius!" sagte Ron und Sirius zuckte zusammen: „Was?"

Remus stöhnte: „Vielen Dank, ihr Verräter! Sirius, du siehst gut aus und hast ganz normale Sachen an!"

Sirius machte nicht den Eindruck, als wäre er überzeugt und tastete halbherzig an seiner Brust herum: „Ich kenne dieses Hemd nicht."

„Weil es ein neues Hemd ist!" Remus ließ sich auf seinen Stuhl neben Sirius fallen und funkelte Harry und Ron böse an.

„Ich bin ihm vollkommen ausgeliefert!" stellte Sirius schließlich fest, setzte sich gerade hin und richtet den Kopf nach vorn in Richtung Bühne.

„Etwas mehr nach rechts, Tatze." korrigierte Remus seine Kopfhaltung, „Sonst sieht es aus, als würdest du die hübsche Assistentin anstarren." Sirius grinste breit.

„Sind Bill und Charlie schon angekommen?" fragte Ron.

„Sie sind bei deinen Eltern. Amber ist auch da." antwortete Remus.

„Wir gehen mal Hallo sagen!" Harry und Ron verschwanden und Remus wandte sich wieder Sirius zu: „Du siehst wirklich nichts, oder?"

„Wieso?"

„Weil du jetzt die Kleine mit dem Häppchentablett anstarrst!"

Sirius lachte und bemühte sich um einen unschuldigen Tonfall: „Hier gibt es Häppchen?"

Harry und Ron waren währenddessen bei Rons Brüdern angekommen. Beide sahen ausgeruht und beinahe gut gelaunt aus. Sie trugen neue Anzüge. Amber kümmerte sich nicht um ihren Arm, sondern begrüßte Harry und Ron herzlich.

„Geht´s euch gut?" wollte Harry wissen.

„Ziemlich." antwortete Bill noch, bevor eine magisch verstärkte Stimme rief: „Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!"

Alle, die nicht mittlerweile saßen, suchten sich eilig einen Platz. Harry setzte sich neben Sirius und sah gespannt nach vorne.

„Das ist ja jetzt schon langweilig!" beschwerte sich Sirius halblaut, „Ich kann gar nichts sehen!"

Remus schloss für eine Sekunde die Augen: „Hoffentlich kommt das bald wieder in Ordnung!"

Harry lachte leise und begann dann Sirius flüsternd zu beschreiben, wer gerade vorne stand, was er anhatte und warum er das Recht hatte, sie mit einer Rede zu langweilen.

Es wurde tatsächlich erst etwas spannender, wie sogar Remus zugeben musste, als Dumbledore nach vorne trat. Er ließ sich Zeit, wie er es gerne tat, breitete seine Arme aus und begrüßte sie schließlich: „Meine Freunde!"

„Aha!" Sirius richtete sich auf.

„Dass wir heute hier zusammen sitzen können, haben wir einigen Menschen zu verdanken!"

„Einigen!" schmollte Harry spaßeshalber und Sirius sprang sofort darauf an: „Er unterschlägt deine Heldentat. Ich sollte ihm mal ordentlich die Leviten lesen!"

„Seid ruhig, ihr zwei, oder ihr habt viel ärgere Probleme als die Unterschlagung einer Heldentat!" zischte Remus.

„Ja, nämlich Moonys Zorn!" wisperte Sirius und tat dann wieder so, als würde er nach vorn sehen.

„Einige Menschen haben sich nicht vom dem einschüchtern lassen, was uns die Zeitungen jeden Tag schilderten! Sie haben gekämpft für ihre Freiheit und für die Freiheit aller Zauberer und Muggel! Sie haben verhindert, dass wir alle in einem Land der Sklaverei und der Diktatur leben! Sie haben unser Leben erneut lebenswert gemacht!"

Die Menge applaudierte und Sirius konnte sich nicht verkneifen, zu flüstern: „Sieh mal an: SO viel haben wir getan!"

Remus, der ebenfalls klatschte, verbiss sich ein Lächeln und schickte Sirius einen tadelnden Blick. Gerade, als Harry ihn darauf hinweisen wollte, dass das nicht funktionierte, tat Sirius es triumphierend: „So was zieht nicht mehr, Remus!"

„Und einer ist aus diesen Menschen hervorzuheben … obwohl er selbst das wahrscheinlich als lästig empfinden wird!" Dumbledore zwinkerte in Harrys Richtung, „Einst war er „der Junge, der lebt"! So betitelten ihn die Zeitungen. Er ist aufgewachsen und hat sich entwickelt. Laut einer Prophezeiung sollte er der Einzige sein, der in der Lage wäre, unseren ärgsten Feind zu vernichten. Er sollte gegen das Monster kämpfen, das uns in Angst und Schrecken versetzt und das uns und unseren Lieben Schmerzen zugefügt hat. Und genau das hat er getan. Nicht, weil er es wollte oder weil es davon überzeugt war, es zu schaffen, sondern weil er wusste, dass er unsere einzige Chance war. Unser „Junge, der lebt". Und jetzt ist er unser Retter geworden. Sie werden sich wundern, dass gerade ich in solch eine rührende Stimmung verfalle, aber lassen Sie sich diesen Satz für einen Moment durch den Kopf gehen. Er ist gar nicht so rührend oder übertrieben oder schmalzig, wie wir erst dachten. Er wird ihm noch immer nicht gerecht. Meinem Schüler: …"

„Na, siehst du, Kleiner! Dein Auftritt!" murmelte Sirius, während er wild applaudierte.

„ … Harry Potter!"

Harry stand auf und ging nach vorn auf die Tribune. Als er oben stand, hatte er uneingeschränkten Blick auf alle, die vor ihm saßen. Vorne rechts saßen Remus und Sirius und eine Reihe hinter ihnen Snape mit dem säuerlichsten Gesicht, das er je bei ihm gesehen hatte und das wollte wirklich etwas heißen.

Links saßen die Weasleys. Am Rand stand der Rollstuhl, den Hermines Eltern für George besorgt hatten. Fred saß neben ihm und hatte glücklicherweise wieder etwas Farbe im Gesicht. Dann kamen Ron und Ginny, neben ihnen Bill und Mr. Weasley. Letzterer sah Harry durchaus interessiert an, doch um seine Augen lagen tiefe Ringe. Er schlief schlecht, wenn er überhaupt schlief. Neben ihm saß seine Frau und hielt bereits ein völlig durchgeweintes Taschentuch in den Fingern. Dann kamen Charlie und Amber. Und über ihnen, Seite an Seite mit dem Fast Kopflosen Nick, schwebte Percy.

Harry schmunzelte und wandte sich dann Dumbledore und Vaughn zu, die ihm beide die Hand schüttelten. Dann bekam er tatsächlich einen kleinen, glitzernden Orden an die Brust gesteckt und, wie Vaughn nach einigen Dankesworten verkündete, 100.000 Galleonen (!) direkt auf sein Bankkonto.

Harry klappte der Unterkiefer herunter, doch er fing sich schnell wieder, bedankte sich höflich und schaffte es sogar wieder zurück auf seinen Platz.

„Hat er 100.000 Galleonen gesagt?" fiepte Sirius. Harry nickte noch vollkommen sprachlos.

„Was willst du denn mit soviel Geld anfangen?"

„Keine Ahnung. Hey, unser Haus kaufen!"

„Davon kannst du das ganze Dorf kaufen. Noch mehr." Sirius schüttelte den Kopf und musste sich arg zusammenreißen, um konzentriert weiter zu zuhören, wie Dumbledore die Rolle der Familie Weasley in diesem Kampf beleuchtete und sie als mutige, unerschrockene, opferbereite Menschen darstellte.

Harry klatschte bis ihm die Hände schmerzten, als Fred seinen Bruder auf die Tribune schob über eine kleine Rampe, die extra für sie angelegt worden war. Mrs. Weasley erklärte ihrem Mann, was Dumbledore und der fremde Mann von ihm wollten. Sie bekamen alle einen Orden und Geld. Ginny wurde knallrot im Gesicht und Ron bekam zumindest rote Ohren. Ansonsten sah er geradezu majestätisch in die Runde, fand Harry.

Auch Hermine wurde nach vorne gerufen und sie nahm ihren Orden mit sichtlichem Stolz entgegen. Ihre Eltern saßen hinter den Weasleys und applaudierten gerührt.

Als nächstes wurden Sirius und Remus geehrt und schafften ihren Weg zur Bühne und wieder zurück ohne zu Stolpern oder gar Hinzufallen, wie Sirius es düster angekündigt hatte. Harry musste arg schlucken, als er die beiden dort oben stehen sah. Remus tatsächlich in einem neuen Umhang, den Sirius und Harry ihm fast hatten aufzwingen müssen und mit einem schlichtweg glücklichen Gesicht. Daneben Sirius, in einen sehr eleganten Umhang gekleidet und trotz seiner offensichtlichen Blindheit Selbstsicherheit ausstrahlend.

Nach ihnen wurden zahlreiche Lehrer geehrt. Professor Flitwick bekam einen Orden und quietschte vor Stolz. Einige Minuten später klatschte Harry für Snape, der anscheinend ernsthaft versuchte, freundlich auszusehen.

„So ein Affenkopf!" grummelte Sirius und schlug dreimal die Hände zusammen.

„Er kann den Wolfsbanntrank und wenn Emmeline Vance erst einmal weg ist, müssen wir ihn anhauen!" sagte Harry bestimmt.

„Wieso weg? Wo will sie hin?"

„Zu irgendwelchen Verwandten auf irgendeine tropische Insel. Ich habe nicht genau zugehört. Sieh es mal so, Sirius: Wir kommen nicht von Snape los. Unsere Schicksale sind eng miteinander verknüpft!" Harry schüttelte sich und Sirius streckte einmal die Zunge heraus: „Ja, toll!"

Remus sagte nichts dazu, sondern applaudierte für Dumbledore, der jetzt von Vaughn seinen Orden bekam.

„Yeah!" machte Sirius nur

Harry betrachtete etwas später die Schlange am Buffet und war froh, dass Dumbledore dafür gesorgt hatte, dass die ganzen Presseleute hier nicht verköstigt wurden. Er setzte sich erst einmal neben die Zwillinge und wartete.

„Diese Schlange wird sich nicht lichten, Harry! Da kannst du lange drauf warten!" sagte Fred ohne ihn anzusehen, während er das Fleisch schnitt, dass er vom Buffet geholt hatte. Konzentriert und mit ruhiger Hand fütterte er George.

„Keine Besserung?" fragte Harry, der die beiden beobachtete.

„Nein. Wir sollten uns daran gewöhnen, dass er so den Rest seines Lebens verbringen wird. Er hat keinerlei Erinnerungen. Er weiß nicht mal, wer ich bin und es erstaunt ihn auch nicht, mir ins Gesicht zu sehen. Er fragt nicht, warum wir gleich aussehen. Genauer gesagt hat er noch kein Wort gesprochen. Seine Wahrnehmung ist gestört. Ich weiß nicht, ob oder wie er Schmerzen fühlt, aber er hat kein gutes Gleichgewicht. Aber er schläft gut und vor allem die ganze Nacht. Ihn werden nie Alpträume quälen, nicht wahr, Kleiner?" Er tätschelte Georges Wange. George reagierte nicht.

„Ich bin froh, dass ich ihn nicht ganz verloren habe, Harry!" sagte Fred und griff nach dem Kürbissaft. Harry nickte.

Da kam Angelina an ihren Tisch: „Ich habe das beste Stück Pastete ergattern können und hier sind ganz viele Kuchen. Er mag die Rosinen."

„Das weiß ich doch!" sagte Fred lächelnd und bedankte sich mit einem Kuss.

„Ich stürze mich gleich wieder in die Schlacht. Harry, willst du auch was? Ich werde sehen, was ich tun kann! Du bist schließlich der Held!" Sie zwinkerte ihm zu und mischte sich wieder in die schubsende Menge am Buffet. Fred sah ihr versonnen nach: „Ich werde sie heiraten!"

Harry grinste: „Echt?"

„Ja!" Fred wurde jetzt ernst; ernster, als Harry ihn je erlebt hatte, „Hier, sieh mal!"

Er zog eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche, klappte sie auf und präsentierte Harry einen schmalen Silberring. Harry staunte.

„Ich habe ihn heute Morgen gekauft. Weißt du, Angelina ist großartig! Sie ist DIE Frau für mich und sie kümmert sich um George, ohne, dass ich sie mal darum gebeten habe. Es stand für sie von Anfang an fest, dass das jetzt auch zu ihr gehört, verstehst du? Von dem Geld, dass wir bekommen, werden wir unseren Laden wieder aufbauen und dann werden wir in eine Wohnung darüber ziehen: Angelina, George und ich. Das ist praktisch, denn man kann schnell in den Laden runter und muss George nicht allein lassen. Außerdem wird Lee unser Partner. Er geht jetzt nach seinem Abschluss auf die Wirtschaftsakademie und lernt allen möglichen Kram über Buchhaltung und so und steigt dann voll mit ein. Solange er noch studiert, werden Angelina und ich den Laden führen. Sie hatte ursprünglich mal eine Quidditchkarriere angestrebt, aber die will sie erst einmal auf Eis legen." Fred nickte und widmete sich wieder seinem Bruder. Harry sah ihn an und meinte nach längerem Nachdenken: „Das hört sich fast perfekt an, Fred!"

„Ja, fast. Aber weißt du, wo der Haken an der Sache ist?"

„Eure Mutter!"

„Exakt. Mum wird uns beziehungsweise George nicht so einfach gehen lassen. Aber ich werde sie schon überzeugen. Sie wird mit Dad genug zu tun haben und Percy wird sich auch die meiste Zeit bei ihr aufhalten, Merlin sei Dank!"

„Wenn du ihr die Geschichte so erzählst wie mir eben, dann kann es vielleicht sogar gut gehen!" meinte Harry und besah sich noch einmal den Ring, den Fred auf dem Tisch hatte stehen gelassen.

„Oh, schnell weg damit. Ich werde Angelina nachher damit überraschen!" Fred griff danach.

„Vergiss es, Fred Weasley! Ich werde es zu verhindern wissen, dass du Harry heiratest!" sagte Remus streng und Harry zog ein Gesicht: „Witzig, Remus!"

„Gewöhn dich dran! Das war erst der Anfang meiner Rache! Ihr werdet alles zurückbekommen!" Er setzte sich, stellte die zwei Teller ab, die er getragen hatte, sah sich dann prüfend um und erschrak: „Sirius!" Er sprang auf und lief zum Buffet zurück.

Harry und Fred mussten lachen, als die beiden wieder kamen; Remus sehr zerknirscht und Sirius leicht empört.

„Ich hatte ihn bei den gefüllten Eiern vergessen!" sagte Remus leise.

„Na, immerhin!" meinte Harry, „Ich hole mir jetzt auch etwas."

„Oh, guckt mal!" sagte Sirius plötzlich und blinzelte hektisch.

„Was denn? Siehst du etwas? Oh, bitte sag mir, dass du etwas siehst!" Remus sah ihn aufgeregt an.

„Helligkeit!" sagte Sirius und hob die Arme, als hätte er ein Wunder verkündet, „Hier, auf dem rechten Auge wird es ein bisschen hell. Und irgendetwas bewegt sich."

„Harry nimm die Hand da weg!" schimpfte Remus und wedelt dann seinerseits mit den Fingern vor Sirius´ Gesicht herum.

„Ach, Leute, ich werde wieder sehen!" sagte Sirius und an seiner leicht belegten Stimme merkte Harry, dass er sich doch langsam Sorgen gemacht hatte.

Remus schlug seinem Freund gutmütig auf die Schulter und beschrieb ihm dann seinen Teller.

"Remus, zum Teufel, das ist viel zu viel Gemüse!"

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Harry las nicht wirklich all die tausend Artikel, die die Verlage ihm zuschickten, aber er konnte guten Gewissens sagen, dass er sich alle Bilder anschaute. Es waren ein paar hübsche dabei. Der absolute Favorit war das Photo, das Harry umringt von seinen Freunden zeigte mit Dumbledore, Sirius und Remus im Hintergrund. Harry gefiel es so gut, dass er es sich ausschnitt und es in sein Album klebte.

„So!" rief Sirius und lief ziemlich schnell; zu schnell für einen Mann mit nur einem Viertel Sehkraft und einem noch immer angeknacksten Knöchel; die Treppe herunter, „So, wir können los!"

„Kommt Remus nicht mit?" wollte Harry wissen, „Ich dachte, er wollte sich das Haus mit uns zusammen ansehen."

„Das wollte er ursprünglich, aber es ist ihm etwas dazwischen gekommen." Sirius grinste.

„Und zwar? Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!"

„Meta."

„Meta ist ihm dazwischen gekommen? Wie soll ich das verstehen?"

„Nun, sie hat sich bei ihm per Eule gemeldet. Ein echt mieser Brief! Ich hab ihn teilweise gelesen und sie muss richtig mit den Nerven am Ende sein. Sie ist kaum noch da. Josepha regelt alles und macht nebenbei die Leute blöd an. Jakob ist wieder in Deutschland und schon beerdigt worden. Und, naja, Meta wollte mal hören, wie es uns allen geht und wie sauer Remus auf sie ist. Sie hängt echt an ihm!" Sirius machte den Eindruck, als wunderte ihn das.

„Und, was antwortet er ihr?"

„Ich habe keine Ahnung! Er schwankt noch zwischen vernünftig sein und machen, was er eigentlich will. Ich kann nur auf ihn einreden und hoffen, dass er es nicht verbockt. Aber ich denke mal, es kommt wieder in Ordnung. Irgendwie. Jetzt lass uns aber los. Der Portschlüssel ist nur zwei Stunden am Tag auf. Das Dorf ist eigentlich ein Muggeldorf. Nur der Besitzer vom Pub macht ab und an Ausnahmen.

Sie nahmen also den Portschlüssel zu dem Pub des Dorfes, in dem das Haus lag.

„Wir wohnen etwas außerhalb." erklärte Sirius. Sie gingen den Rest des Weges zu Fuß und Harry genoss die Frühlingsstimmung und das milde Wetter. Nach etwa einer Viertelstunde waren sie am Ziel.

„Voilá!" sagte Sirius.

„Wow, ein See!" Harry riss die Augen auf. Vor ihm breitete sich ein Weiher aus, auf dem locker acht Quidditchfelder Platz gefunden hätten. Das Wasser war klar und hell und die Sonnenstrahlen glitzerten darauf.

„Lass den Blick ruhig schweifen. Der Rest gehört auch noch uns!"

„Sagst du mir gerade, dass uns dieser See gehört?"

„Und was darum liegt!"

„Und was darum liegt." Harry drehte sich einmal um sich selbst und vor ihm öffnete sich eine wunderschöne Landschaft mit hügeligen Feldern, einem dichten Tannenwald und viel versprechenden grünen Wiesen.

„Die Felder werden von den Muggeln bestellt. Sie haben sie irgendwie gepachert und …"

„Gepachtet!" verbesserte Harry.

„Ja und das schon seit Ewigkeiten. Wir bekommen ein bisschen Geld dafür, was ganz gut ist, dann können wir unten im Dorf einkaufen. Mit dem See verhält es sich so: Auf dem Papier gehört er uns, aber alle aus dem Dorf benutzen ihn. Die Kinder gehen schwimmen und Schlittschuhlaufen und die alten Männer kommen her zum Fischen. Falls wir was Extravagantes planen, stellen wie halt ein Schild auf, so dass der See an dem Tag nur uns gehört."

„Wenn du ein Schild aufstellst, werden die Neugierigen in Scharen kommen!" versprach Harry lachend.

„Mag sein. Die sind eh ziemlich klatschsüchtig im Dorf. Wollten tausend Sachen von mir wissen, aber zum Glück habe ich eine gute Geschichte zu erzählen."

„Du bist der Held da unten, oder? Der den Sohn seines bestens Freundes adoptiert hat?" fragte Harry und freute sich, dass sich die Worte so warm anfühlten.

„Kann gut sein!" meint Sirius, „Aber ich habe das Gefängnis ausgelassen. Schien mir besser so!"

„Das denke ich auch!" sagte Harry.

„Also, der Wald gehört wirklich nur uns und ich habe darum gebeten, dass es auch so bleibt. Er ist eh uninteressant; kaum Wild zum Jagen und so. Aber ich denke wir könnten ihn einmal im Monat gut nutzen, wenn Remus uns besuchen kommt."

„Du meinst echt, er kommt jeden Vollmond?" fragte Harry.

„Klar. Ich werde ihn einfach von mir abhängig machen, wenn er das nicht eh schon ist!" Sirius klang sehr zuversichtlich.

„Vielleicht geht er zu Meta nach Schweden." überlegte Harry und merkte, wie sehr ihm das missfallen würde.

„Selbst wenn, bei Vollmond hat er sich einen Kamin zu suchen und herzukommen. Das passt schon."

„Wir ziehen am besten bei Vollmond einen Hexenring um den Wald. Sicher ist sicher." sagte Harry, „Kinder können tierisch nervig sein und sie setzen sich nur zu gerne über Verbote hinweg."

„Ist das so?" schmunzelte Sirius, „Na, dann haben wir hier eben noch einen Verbotenen Wald. Und jetzt komm, wir sehen uns das Haus an. Es ist dort durch die Bäume ein bisschen versteckt." Harry nahm Sirius´ Arm und umwanderte mit ihm die hohen Birken.

Dann stand er vor dem Haus. Es sah klein aus, fast unscheinbar, hatte rote Ziegel und ein dunkelrotes Dach.

„Los, rein! Hier ist der Schlüssel." Sirius ließ Harry aufschließen. Dann traten beide ein.

„Und? Gefällt´s dir?" fragte Sirius sofort und schob ihn weiter in den Flur.

Harry trat näher und begutachtete den Flur, von dem links und rechts je eine Tür abging.

„Hier rechts ist unser Badezimmer. Wir haben nur eine Dusche, aber ich denke, mit einem See direkt vor der Haustür ist eine Badewanne nur Platzverschwendung. Und ich dachte, das linke könnte mein Zimmer werden." erzählte Sirius und schob Harry ungeduldig weiter, „Hier rechts unter der Treppe haben wir eine kleine Arbeitsecke mit Schreibtisch und Regalen. Die Wendeltreppe ist stark, oder?"

Harry nickte. Die Wendeltreppe, die sich rechts von ihm nach oben wand, war in einem kräftigen Blauton gestrichen und hatte ein fast zierliches, bronzenes Geländer. Gegenüber von ihr lag der offene Küchenbereich mit einem riesige Ofen, einem alten rustikalen Eichentisch und einer bequem aussehenden Sitzbank. Hinter der Wendeltreppe, fast versteckt, lagen der Reisekamin und gleich daneben die Tür, die in den kleinen, verwilderten Garten führte.

„Ich dachte mir, den Tisch müssten wir noch mal abschmirgeln und neu streichen, sonst holen wir uns Splitter. Aber der Ofen ist cool, oder? Schau dir den Riesenabzug an! Willst du mal dein Zimmer sehen? Geh doch schon mal die Treppe hoch. Die Klappe musst du nach oben drücken und …Harry, warum sagst du denn nichts? Sag doch mal was!"

Sirius sah ihn, so weit er das hinbekam, verunsichert an. Er sah noch immer etwas links an Harry vorbei.

Dieser stand schweigend in der Küche. Er atmete tief, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Endlich wandte er sich um: „Es ist perfekt! Es ist …wie Zuhause!"

Sirius lachte laut auf und fasste ihn am Arm: „Nicht „wie"! Es ist Zuhause! Los, ab nach oben jetzt!" Harry stieg die Wendeltreppe empor, klappte die Türplatte um und warf den ersten Blick in sein neues Zimmer.

Sein Zimmer!
Sein Zimmer in seinem und Sirius´ Haus!

Der Raum war viereckig und komplett leer. Er hatte einen kleinen Balkon Richtung Westen.

„Abendsonne!" verkündete Sirius, der nun den Kopf durch die Falltür steckte.

Harry ging zum Balkon, öffnete die Glastür und trat hinaus. Was er sehen konnte, waren ihr Wald und die Muggelfelder und der See und …

„Der Fuchsbau!" rief Harry und lachte, „Ich wusste gar nicht genau, wo wir hier sind!"

„Das war auch mein größtes Geheimnis! Das Dorf ist Ottery St. Catchpole."

„Tatsächlich?" meinte Harry. Dann beugte er sich etwas nach vorne und kniff die Augen zusammen: „Winkt da drüben jemand?"

„Was fragst du mich? Aber bestimmt! Sie wissen ja, dass wir das Haus heute besichtigen!"

Die beiden winkten zurück, bis ihnen die Arme wehtaten.

„So! Dann wollen wir jetzt mal dein Zimmer einrichten! Hat der Herr irgendwelche speziellen Wünsche?"