Liebe Leser!
Ich war verdammt lange ohne Internet, aber irgenwie lebe ich noch.
Hir ist nun das letzte Kapitel meiner Geschichte! Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich für alle Kommentare und für eure Treue bedanken! Ich hoffe, ihr haltet sie mir auch weiterhin und schaut mal in die "neue" Geschichte, die ich ins Netz stelle. Diese beinhaltet alle angekündigten Extras. Ich wollte sie nicht mit in diese Geschichte packen, um nicht alles durcheinander zu bringen.
Also noch einmal vielen Dank und viel Spaß! Eure Sara-Kim
- für Jo -
Leben lernen
Endlich ausschlafen!´ dachte Harry grinsend und drehte sich im Bett noch einmal um. Es waren Ferien, draußen schien die Sonne, es war tierisch gemütlich in seinem kuscheligen Bett, es war ganz still im Haus ...
RUMMS!
Es
knallte. Diesem Knallen folgte ein nicht wirklich jugendfreier Fluch
und schließlich ...
"Harry!"
Harry zuckte
zusammen. Für eine Sekunde durchfuhr ihn der Gedanke, dass er
geträumt hatte. Alles einfach geträumt. Er lag im Schrank
unter der Treppe und hatte sich eingeredet, sein altes Gartenpolster
wäre ein gemütliches Bett. Da schienen keine Sonnenstrahlen
durch die Jalousien, sondern Licht vom Flur durch die kleine Öffnung
in der Schranktür. Es hatte nie eine Zauberschule gegeben, er
hatte keine Freunde, keine neue Familie gefunden, die Welt nicht
gerettet, sondern lediglich verschlafen. Und im Flur war Onkel Vernon
gegen irgendetwas gelaufen, das Dudley hatte herumstehen lassen. Aber
Harry würde die Schuld dafür bekommen.
Er zog eine
Grimasse.
"Harry, wenn dieses ...dieses Ding in fünf Minuten noch im Flur seht, dann nehme ich es auseinander und schicke es in all seinen Einzelteilen mit mindestens 100 Eulen zurück zu Ron!"
Harry begann zu grinsen. Doch kein Traum. Er lag
wirklich in einem Bett, sogar seinem Bett, und die Sonne schien und
es war nicht Onkel Vernon, der da unten herum schrie, sondern
Sirius.
Harry sprang aus dem Bett und hastete zur Klappe über
der Wendeltreppe. Sirius würde vielleicht ernst machen und sein
neues Tischspikoskop auseinander nehmen. Er öffnete die Klappe,
hängte sich kopfüber hinunter und sah verschlafen in den
Flur. Sirius stand dort und rieb sich das rechte Knie.
"Du
weißt doch, dass ich es gestern Abend da stehen gelassen habe.
Und es ist so groß, dass sogar du es registrieren und drum
herum gehen kannst!" rief er und prompt wurde ihm mit der Faust
gedroht: "Du stellst tatsächlich einem Blinden Hindernisse
in den Weg? Dem Blinden, der dich aufgenommen und dir ein Zuhause
geschenkt hat?"
"Dem Dussel, der mich aufgenommen hat!"
widersprach Harry, "Ich wollte doch nur einmal
ausschlafen!"
"Ich habe dich schlafen lassen!"
Sie
sahen sich an, was viel mehr hieß, Harry sah Sirius an und
Sirius hielt seinen Kopf so um und bei in Harry Richtung.
Gleichzeitig begannen sie zu grinsen.
"Irgendwie hat mir das
gefehlt!" sagte Sirius.
"Mir auch!"
"Kommst
du runter zum Frühstücken?"
"Ja. Gib mir fünf
Minuten!"
Harry krabbelte zurück in sein Zimmer, um
sich umzuziehen und Sirius schob sich an dem Tischspikoskop vorbei in
die Küche.
"Wo kommt dieses Riesending überhaupt
her? Und wofür ist es gut?" fragte er, als Harry am Tisch
saß und sich Orangensaft einschenkte.
"Ron hat es mit
Charlie aus dem Ministerium abgeholt. Es gehört eigentlich
Moody, aber er wollte, dass ich es kriege. Ron hat einen Feindspiegel
bekommen." erzählte Harry.
"Wow, nicht
schlecht!"
"Man kann Zeugenbefragungen damit machen und
es bei Verhandlungen ganz unauffällig herumstehen lassen. Es
summt, sobald jemand was Böses plant."
"Und der
Spiegel?"
"Wie ein Feindglas, nur größer. Er
zeigt die wahre Persönlichkeit. Das Ding ist ziemlich krass. Ron
und ich wollen selber mal rein sehen, aber es ist echt kein
Spielzeug. Man sieht vielleicht Sachen von sich, die man nie erwartet
hätte."
Sirius nahm sich Kaffee und reichte Harry dann
die Brötchen: "Dann sollte Remus wohl besser nicht
reinsehen."
"Besser nicht, nein. Wie geht es deinen
Augen?"
"Geht. Das rechte macht Fortschritte, aber die
aus dem St.-Mungo sagen, dass das linke wohl nie wieder heilen wird.
Ich denke, ich kann damit leben, aber ich frage mich, was Moody sagt,
wenn ich als halbblinder Auror arbeiten will."
"Ihm wird
schon was Witziges für dich einfallen!" meinte Harry.
"Das
befürchte ich auch."
"Darf ich übrigens
eine Übernachtungsparty geben?" Sirius hielt im
Aufschneiden seines Brötchens inne: "Eine was?"
Harry
lachte: "Davon hat Ginny mal erzählt. Ich dachte, das wäre
gut zur Einweihung meines Zimmers und gleich für meinen
Geburtstag. Ron, Hermine und Ginny kommen vorbei und wir feiern ein
bisschen, essen was Leckeres und dann übernachten sie bei
mir."
Sirius runzelte die Stirn: "Ist so was
legal?"
"Klar. Das wird bestimmt witzig! Und wenn du
willst, kannst du dir auch jemanden einladen. Molly und Arthur und
Remus natürlich."
"Und die schlafen dann bei
mir?"
"Sei nicht so doof! Also, was sagst du?"
"Ich
werde den Teufel tun und euch vier ohne Aufsicht lassen! Ihr stellt
garantiert was an, sprengt irgendwas in die Luft oder küsst
rum!" Sirius hob triumphierend den Kopf, während Harry
empört schnaubte: "Wir küssen nicht rum!"
"Natürlich!
Mit kannst du nichts vormachen!" Sirius grinste überlegen,
"Aber die Idee finde ich trotzdem irgendwie cool. Ich lasse mir
noch etwas einfallen, dass euch die ganze Nacht wach hält und
dann kann die Party steigen."
"Ehrlich?"
"Ehrlich!"
000
Hermine
und Ginny standen in Ginnys Zimmer im Fuchsbau und während Ginny
sich ganz lässig umzog, versuchte Hermine ein ernsthaftes
Gespräch zu führen: "Jetzt sag mir noch mal, wo du
hinwillst und mit wem?"
"Zu einer Lesung bei Flourish &
Blotts und ich gehe mit Lee da hin."
"Aber wieso?"
"Wieso nicht?"
Hermine stöhnte. Es war nicht
so, dass Ginny sie nicht verstand. Es war viel eher so, dass Ginny
zickig war und keinen Bock hatte, Hermine zu verstehen.
"Hast
du nicht mal wieder mit Harry gesprochen?"
"Du meinst,
seit der Feier bei ihm und Sirius? Nein!" Ginny trat vor den
Spiegel und hob prüfend ihre Haare hoch.
"Aber ... wollt
ihr nicht vielleicht ... ich meine ..."
"Was?"
Ginny wirbelte herum, "Was wollen wir? Und bedenke, dass es
überhaupt kein "wir" gibt!"
"Ihr habt
euch geküsst!" sagte Hermine laut und spielte damit einen
kleinen Trumpf aus. Ginny hatte nur ihr davon erzählt.
"Wir
haben uns geistig geküsst! Das hört sich erstens blöd
an und zweitens weiß er es nicht mehr!" fauchte
Ginny.
"O.K., das hört sich blöd an, aber ich meine
... irgendwie gehört ihr doch zusammen, oder?" fragte
Hermine, zog aber gleich darauf den Kopf ein, als Ginny heftig
erwiderte: "Ich warte nicht auf ihn, verdammt noch
mal!"
000
Harry sah Ron nun seit geschlagenen
zehn Minuten an. Als Ron nach mehrmaligem, aufforderndem Räuspern
seitens Harry noch immer nicht den Mund öffnete, stöhnte
dieser genervt: "Ron, spuck´s aus! So schlimm wird es
schon nicht sein!"
Ron sah ihn an: "Oh, doch!"
"Ich
werde dich raus schmeißen, Ron. Ganz ehrlich! Ich werf dich
raus, wenn du mir nicht sofort sagst, was ..."
"Ich hab
Hermine geküsst!" sagte Ron sehr schnell und sehr leise.
Harry lehnte sich auf seinem Bett etwas weiter nach vorne in Rons
Richtung, der auf Harrys Sessel saß und seine Hände
verknotete: "Was?"
"Ja, das hast du schon
richtig verstanden!" knurrte Ron, "Ich habe Hermine
geküsst!"
"Wann denn?" war Harrys nächste
Frage.
"Im Denkarium."
"Oh." Eine Weile
schwiegen sie, dann platzte Harry heraus: "Und war´s
gut?"
Ron, der eigentlich vorgehabt hatte, nichts zu
sagen, musste grinsen, so dass auch Harry lachte: "Na, siehst
du? Wird ja doch noch was!"
"Das glaube ich eher nicht.
Sie hat das seitdem nicht angesprochen. Mit keinem Wort."
"Du
denn?"
"Nein." Ron sah verlegen auf seine
Fußspitzen.
"Tja, dann muss wohl einer von euch den ersten Schritt machen." sagte Harry und kam sich sehr weise vor. Ron schüttelte den Kopf: "Ich glaube lieber nicht. Überleg mal, sie wird nächstes Jahr garantiert wieder Schulsprecherin, dann macht sie den besten Abschluss, den Hogwarts je gesehen hat und geht irgendwohin und studiert was Superschlaues, mit dem sie sie ganze Welt verbessern kann und was mache ich? Wenn ich Glück habe, überhaupt einen Schulabschluss und wer weiß, wo ich mich mit dem bewerben kann?" Ron klang tatsächlich, als würde er das ernst meinen, also bemühte Harry sich, ihm ebenso ernst zu antworten: "Also, du bist nicht schlecht in der Schule, du hast den Auroren-Ausbildungsvertrag beim Ministerium schon so gut wie unterschrieben und sie mag dich! Wieso versuchst du dein Glück nicht einfach?"
"Zu feige." meinte
Ron kurz und griff nach der Flasche, die auf dem Beistelltisch stand,
"Willst du auch noch?"
"Ja, bitte. Aber, Ron, du
kannst doch nicht so einfach aufgeben! Doch nicht jetzt, wo du sie
schon geküsst hast!" fand Harry, trank einen Schluck und
sah Ron leicht aufgebracht an, als dieser die Flasche wieder
zuschraubte.
"Du solltest mir wirklich keine Predigten
halten, mein Freund. Du unternimmst ja selber nichts!" sagte
Ron.
"In welcher Richtung?" fragte
Harry.
"Ginny."
Harry verschluckt sich an seiner
Cola und prustete nach einminütigem Husten: "Was?"
"Ist
doch so! Ihr habt euch auch geküsst. Zumindest hat Ginny dich
geküsst, damit du aufwachst nach dem Duell. Mal abgesehen davon,
dass das echt ziemlich kitschig war, habt ihr euch bestimmt geküsst,
während ihr da in diesem Sturm herum gestanden habt. So viel
Phantasie habe ich auch noch!" Ron sah recht zufrieden aus, als
Harry erneut begann, sich zu räusperte.
"Ja, kann sein."
meinte er verlegen.
"Mal ernsthaft, Harry. Entweder oder! Und
das Schicksal hat anscheinend ..."
Harry sprang auf:
"Komm mir nicht mit diesem dämlichen Schicksal, Ron! Da
habe ich ehrlich keine Lust mehr darauf! Ich habe genug von
irgendwelche Bestimmungen und Prophezeiungen! Ich will nur das
machen, was ich will!"
"Und jetzt erzähl mir mal,
dass du meine Schwester nicht willst, Potter! Und das, nachdem du
sein schon geküsst hast!" Ron stand nun ebenfalls auf und
ein paar Minuten funkelten sie sich aufgebracht an. Dann kam von
unten ein Ruf: "Jungs, essen!"
"Perfekt!"
Harry ging zur Türklappe.
"Harry! Denk noch mal drüber
nach!" sagte Ron in einem schon etwas freundlicherem Ton,
weswegen Harry einlenkend nickte. Unten in der Küche saßen
Sirius und Remus schon am Tisch.
"Hey, das riecht
gut!"
"Danke! Setzt euch und füllt euch auf!"
Remus reichte eine Platte herum.
"Und, was gibt es bei dir
Neues?" fragte Ron ihn, während er sich einen Berg
Kartoffeln auf den Teller schaufelte.
"Ich habe übermorgen
einen Termin." sagte Remus fast ruhig.
"Warum?"
fragte Harry kauend.
"Genauer gesagt haben Meta und ich
gemeinsam einen Termin!" Remus konnte ein Lächeln nicht
länger unterdrücken.
"Man könnte das auch
Verabredung nennen!" stichelte Sirius. Harry lachte: "Hey,
klasse! Dann wird das ja doch noch was mit euch beiden!"
"Sieht
ganz so aus!" pflichtete ihm Remus bei.
"Der Anbau kommt
trotzdem, Remus. Nirgendwo hast du es an Vollmond so gut wie hier!"
meinte Sirius und Remus nickte: "Danke, mein Freund!"
Nach
dem Essen verzogen sich Harry und Ron auf die Terrasse, auf der seit
kurzem neue Gartenmöbel und ein großer Tisch
standen.
"Wollt ihr nicht mal dieses ganze Unkraut
beseitigen?" fragte Ron, während sie Platz nahmen.
"Nein.
Wir laden Neville irgendwann mal ein. Er muss für die Bewerbung
beim St.-Mungo ein paar Aufsätze und so beilegen und wir
dachten, dass er sich hier perfekt dem Studium der Muggelpflanzen
widmen könnte."
"Ich glaube nicht, dass hier
irgendetwas Sinnvolles wächst." meinte Ron
abschätzig.
"Beleidige sie nicht, Ron. Das hören
sie. So viel weiß ich auch schon!" schalt Sirius, als
Remus und er sich zu den beiden setzten,
"Butterbier?"
"Gerne!"
Sirius verteilte
die gekühlten Flaschen und nahm in der Hollywoodschaukel Platz,
die er sich letztens unbedingt bei der Gartenausstellung im Dorf
hatte kaufen müssen.
Die letzten Sonnenstrahlen verloren sich
zwischen den Bäumen und der Weiher glitzerte geheimnisvoll. Ein
lauer Wind strich durch den Garten, die letzten Vögel in den
Birken zwitscherten und von Ottery St. Catchpole drang das stetige
Summen des Jahrmarktes zu ihnen herauf.
Harry schloss lächelnd
die Augen und verlor sich in der sanften Geräuschkulisse.
"Ich
trinke übrigens nicht mehr!" unterbrach Sirius die Ruhe und
Harry sah ihn an.
Sirius nickte ernsthaft und drehte die Flasche
in seinen Händen: "Remus hat mich überzeugt, dass ich
auch darunter einen Schlussstrich ziehen sollte."
"Das
hört sich gut an!" sagte Harry ernst, "Und, vermisst
du´s?"
"Nicht wirklich. Es gehört ja auch
eher in eine Zeit meines Lebens, in der ich nicht wirklich glücklich
war. Deswegen habe ich ja getrunken."
"Und da du jetzt
geradezu unbeschreiblich glücklich bist, brauchst du das nicht
mehr!" sagte Remus sehr theatralisch und Sirius lachte: "So
ist es!"
Nach ein paar stillen Minuten sagte Harry:
"Gleich kommt das Feuerwerk!"
Sie sahen in Richtung Dort
und als die Kirchturmuhr zehn schlug, schossen und sprudelten und
krachten bunte Funken vom Marktplatz in den Himmel.
"Die
Muggel!" sagte Ron milde, "Sie müssten Freds und
Georges Sortiment kennen lernen."
"Das da ist doch schon
ganz ordentlich!" meinte Remus gutmütig.
"Wie
geht es den beiden?" wollte Sirius wissen, "Hat sich eure
Mutter mittlerweile wieder beruhigt?"
"Es geht. Sie hat
ordentlich getobt, als die beiden gegangen sind, aber Fred hat das
durchgezogen. Ihr hättet ihn sehen müssen, wie er da im
Flur stand, Georges Rollstuhl vor sich, eine Tasche über der
Schulter und mit entschlossenem Gesicht! Angelina hat draußen
gewartet mit dem ganzen Koffern und so. Mum war so laut, dass sogar
Dad ankam und wissen wollte, was los ist. Er hat es, glaube ich,
nicht ganz verstanden, aber er hat Fred viel Glück gewünscht.
Es ist jetzt also neun Tage her, dass sie weg sind und seitdem war
Mum jeden Abend bei ihnen in der Winkelgasse. Sie glaubt, die beiden
essen nicht richtig und so Zeugs. Angelina ist schon leicht
genervt."
"Steht schon ein Termin für die
Hochzeit?"
"Wohl erst nächstes Jahr. Sie müssen
erstmal den Laden wieder aufbauen und Geld scheffeln. Oh, Charlies
und Ambers Haus ist jetzt fast fertig. Ihr seid zur Einweihung
eingeladen. Sie haben einen Kranz ans Dach gehängt und zum Essen
gibt es irgendwie nur Gulasch. Ich habe den Zweck nicht ganz
verstanden."
"Sie wohnen in einem Muggeldorf, Ron. Und
Muggel feiern so. Das nennt man Richtfest." erklärte Remus
geduldig.
"Wie auch immer." meinte Ron, "Was
hast du immer mit Charlie zu besprechen, Sirius?"
Sirius
lächelte geheimnisvoll: "Das werdet ihr morgen
erfahren."
"Nein, sag´s uns jetzt" bat Harry,
"Ron und ich mögen es, wenn wir den anderen etwas
voraushaben!"
"Das habe ich auch schon gemerkt. Nun,
gut. Ich werde den Grimauldplatz vermieten. Mittlerweile sind die
ganzen Besichtigungstouren und Fototermine durch und was sollen wir
also mit dem Riesenhaus machen. Remus hatte die Idee. Charlie möchte
nämlich ein Tier-und-Magische-Wesen-Asyl eröffnen."
"Und
das soll er in eurem alten Haus aufziehen?" fragte Harry
ungläubig.
"Ja. Es ist groß genug, hat einen
Garten und ist nicht zu weit vom St.-Mungo weg, falls mal jemandem
irgendetwas abgebissen wird." antwortete Remus, "Die
Vorbereitungen sind übrigens schon in vollem Gange. Norbert soll
nächste Woche ankommen."
"Norbert!" riefen
Harry und Ron gleichzeitig aus und bekamen erinnerungsselige
Gesichter, "Dass wir den noch mal wieder sehen!"
"Ihr
lernt gleich seine ganze Familie kennen. Er hat, so weit ich das
verstanden habe, zwei Weibchen und fünf Babies."
"Krass!"
"Oh, und Fluffy wird auch
aufgenommen. Hagrid hat ihn bei einem Bekannten untergebracht nach
dem Theater an der Schule. Seidenschnabel ist auch bei diesem
Bekannten untergekommen, als Sirius kurzzeitig tot war."
"Dann
fehlt nur noch Aragog." meinte Harry fröhlich und Ron
schüttelte sich vor Ekel.
"Aragog wird vielleicht auch
eines Tages kommen, wenn es mit ihm zu Ende geht." sagte Sirius,
"Er kann dann in Hagrids Gesellschaft sein Leben
aushauchen."
"Toll." machte Ron und stand auf,
"Will noch jemand ein Bier? Ich gehe welches holen."
Als
Ron wiederkam und die Flaschen verteilt hatte, fragte Sirius ihn:
"Jetzt erzähl doch mal was bei dem letzten Termin im
Krankenhaus heraus gekommen ist! Was sagen die Heiler über
Arthurs Zustand?"
"Dad ist immer noch verwirrt. Er muss
jeden Morgen erklärt bekommen, wer wir alle sind und warum wir
mit ihm frühstücken wollen. Naja, letztens hat er Ginny von
ganz alleine erkannt, aber er ist noch super empfindlich. Er schläft
auch noch ganz schlecht. Keiner weiß, was er für einen
Fluch abbekommen hat, aber so weit ich weiß, ist Meta an der
Sache dran und Bill hilft ihr tatkräftig. Naja, sie schreibt aus
Schweden von ihren Nachforschungen und so. Ich rede jetzt nicht mit
ihr oder so."
Ron sah Remus vorsichtig an, doch Remus
lächelte: "Das weiß ich doch alles, Ron!"
"Auf
jeden Fall wird Dad sich so sicher bald erholen!" sagte Ron
zuversichtlich.
"Das denke ich auch." sagte Harry
überzeugt, "Er hat mich letztens ganz freundlich
begrüßt."
"Dein Gesicht kennt er. Er hat sich
alle Zeitungen angesehen und mit alle meine ich wirklich alle!"
Ron schüttelte den Kopf, "Die haben aber auch wieder einen
Mist geschrieben."
"Kimmkorns Artikel war gut!"
einte Remus nachdenklich, "Sie zieht das Ganze immer etwas in
die Länge und schmalzt sehr herum, aber sie verdreht keine
Fakten mehr. Wenn ich lese, was sie über mich geschrieben hat,
könnte ich manchmal echt vor Mitleid heulen!" Sirius
lachte: "Erinnere dich an meinen Rehabilitationsartikel! Ich
kriege feuchte Augen, wenn ich nur daran denke!"
"Ihr
beide seid unmöglich!" Harry grinste.
"Müssen
wir, sonst überleben wir nicht! Apropos überleben: Du
kannst auch in Charlies Viecher-Ayl kommen, Moony, wenn das St.-Mungo
mal wieder seine Anti-Werwolf-Phase hat!" Remus zog ein Gesicht:
"Ja, klasse!"
"Hey, du müsstest doch jetzt
eigentlich der absolute Held sein, oder?" wollte Ron von Remus
wissen, "Erlauben Sie dir nicht alles im Voraus?"
"Nicht
wirklich, aber wenn ich Glück habe, wird mein Buch-Antrag
bewilligt."
"Buch-Antrag?" fragte Harry,
"Tschuldige, aber das klingt irgendwie blöd!" Sirius
schmunzelte und klopfte ihm auf die Schulter.
"Das ist nicht
blöd! Ich habe vor, ein Buch zu schreiben. Eigentlich habe ich
sogar vor, Hundert Bücher zu schreiben und dann diese ganze
verlogene Gesellschaft zu unterwandern, aber ich dachte, ich fange
mit einem Buch an!"
"Cool!" machte Ron, "Ich
kenne keinen, der Bücher geschrieben hat!"
"Kennst
du wohl!" widersprach Harry, "Lockhart!"
"Die
Bücher hat eh Remus geschrieben!" verkündete Sirius
und Harry und Ron starrten Remus verblüfft an.
"Naja,
zum Teil."
"Und was wird dein erstes Buch? Wenigstens
irgendetwas Cooles?" fragte Ron und Sirius schüttelte
lachend den Kopf: "Nein. Ein Lehrbuch!" Harry und Ron
verzogen die Gesichter.
"Ihr seid echt unmöglich! Es
wird ein gutes Lehrbuch."
"Titel?"
"Von der
Nachhaltigkeit und Notwendigkeit des Zauberns."
Es
kehrte Stille ein. Dann erbarmte sich Ron zu einem "Hä?"
Remus
seufzte: "Ich werde über all die Kleinigkeiten schreiben,
die den Alltag besonders junger Hexen und Zauberer beeinflussen,
beispielsweise: Warum darf oder kann man sich nicht jeden Morgen in
seine Klamotten zaubern? Wie lange halten gezauberte Dinge? Welche
Regeln und Grenzen gibt es beim Geld und Essen hexen? In wie weit
kann ein Zauberer unter bestimmten Voraussetzungen und mit gewissen
Fähigkeiten sein Aussehen verändern? Ich werde die ganze
Magie-Konto-Sache beleuchten und nebenbei aufdecken, dass sie
ziemliche Lücken hat. Ich schreibe ein bisschen über die
ganze Heilkunst."
Harry hörte ihm mit wachsendem
Interesse und offenem Mund zu: "Das klingt echt gut! Ich werde
es lesen!"
"Danke, Harry! Wirst du wahrscheinlich
auch müssen. Wenn die Bewilligung am Freitag durch ist, schicke
ich das Buch gleich zu Obscurus Books und wenn die schnell machen,
steht es im September auf der Liste für die
Schulbücher."
"Fach?" fragte Ron
zweifelnd.
"Kein bestimmtes. Einfach nur so." sagte
Remus gut gelaunt, während Ron die Augenbrauen kritisch hochzog.
Dann verfielen sie in gemütliches, schläfriges Schweigen.
Das Feuerwerk war längst zu Ende und wie es sich für
anständige Bürger gehörte, machten sich die Dörfler
nach einem kurzen Plausch auf den Weg in ihre Häuser und
Betten.
Ron gähnte. Er gähnte dreimal, bis Remus
verkündete: "Ab ins Bett, Leute! Ich bring dich noch rüber,
Ron. Ich will noch mit Bill sprechen. Er hat irgendetwas
ausgebrütet."
"Alles klar." gähnte Ron
noch einmal und dann machten sich die beiden auf den Weg zum
Fuchsbau, immer querfeldein.
"Wer geht zuerst ins Bad?"
fragte Sirius, während er sich streckte. Als statt einer Antwort
die Hintertür zuklappte, sprang er auf: "Hey, das war
unfair!"
Harry lachte hinter der geschlossenen Badezimmertür
und putzte sich seelenruhig weiter die Zähne. Als er fertig war,
taperte er die Treppe hoch: "Gute Nacht, denn!"
"Gute
Nacht!"
000
"Was steht heute noch an?"
fragte Sirius und kippte die Heiltropfen für seine Augen in den
Kaffee.
"Du sollst die nicht mit Kaffee nehmen, sondern mit
Wasser!" schalt Harry von seinem Zimmer aus, was Sirius
erstaunte, konnte Harry ihn doch schließlich gar nicht sehen,
"Und Bill eröffnet heute das Café! Es gibt ein
großes Essen und Ballons und Musik und Ron, Hermine, Ginny und
ich haben versprochen, zu kellnern und deswegen bin ich verdammt spät
dran!" Harry flitzte die Treppe herunter, an der Küche und
Sirius vorbei und ins Badezimmer.
"Flohst du zu Ron oder
nimmst du den Besen?"
"Ich appariere!"
Sirius
schlug sich an die Stirn: "Ach, ja! Weißt du, irgendwie
verdränge ich die Tatsache, dass ihr letzte Woche eure Prüfung
bestanden habt!"
"Ron verdrängt auch, dass er
einmal durchgefallen ist!" rief Harry gurgelnd aus dem Bad,
"Aber er war halt einfach zu aufgeregt."
"Nicht so
tragisch. Ich bin auch das erste Mal durchgefallen."
"Echt?"
"Hatte
keine der theoretischen Fragen vorbereitet. Remus war echt sauer."
Sirius grinste und träufelte dann seine Tropfen brav in ein Glas
Wasser.
"Stell dir mal vor, ich müsste den Kamin
nehmen! Dann würde ich den Leuten Ruß im Kuchen
servieren!" rief Harry, stürmte wieder aus dem Badezimmer
und die Treppe hoch.
"Stell dir mal vor, du fällst hin
und brichst dir den Hals. Dann servierst du niemandem etwas und ich
darf mich damit rumschlagen, dich ins Krankenhaus zu bringen."
warf Sirius ein, trank das Glas aus und schüttelte sich.
"Gehst
du gleich rüber zu Molly?"
"Ja, ich habe ihr
versprochen, sie und Arthur abzuholen. Ich wusste nur nicht mehr,
dass es heute war." Kopfschüttelnd setzte er sich und
schmierte ein Brot mit Kirschmarmelade.
"Wieso bist du so
schusselig in letzter Zeit?" fragte Harry, als er keuchend auf
einen Stuhl fiel und sich das Brot schnappte.
"Bedien dich!"
Sirius sah ihn gespielt tadelnd an, "Und ich bin eben
aufgeregt."
"Wieso? Remus hat das Zeug doch geschrieben
und dem Verlag auf den Tisch geknallt. Ist sein Bier."
"Ich
bin eben sehr feinfühlig. Dass sie die Lehrbücher genommen
haben, heißt nicht, dass sie jetzt alles nehmen. Stell dir mal
vor: Es hat noch nie ein Werwolf ein Buch über Werwölfe
geschrieben. Das Ding revolutioniert alles oder es bricht Remus den
Hals. Sie waren gerade alle so glücklich über seine
harmlosen Schulbücher und jetzt das!" Sirius strich sich
nervös durch die Haare und machte sich ein zweites
Brot.
"Aukogiogahich?" fragte Harry durch sein Brot
hindurch.
"Was?"
Harry schluckte und wiederholte:
"Autobiographisch?"
"Das ließ sich nicht
vermeiden. Aber nicht allzu sehr. Das will er in ein paar Jahren noch
mal aufarbeiten. Nett, oder?"
"Wann sprichst du ihn
denn wieder?" fragte Harry und schielte auf das nächste
Brot.
"Er kommt heute Nachmittag wahrscheinlich auch und
hoffentlich ist er noch in einem Stück. Der neue Verleger bei
Obscurus ist ein kleiner Fanatiker."
"Das klappt schon!"
sagte Harry, schnappte sich das zweite Brot und machte sich dann auf
die Suche nach seinen Schuhen. Sirius protestierte nicht einmal,
sondern begann gedankenverloren noch ein Brot zu schmieren.
"Du
bist ja echt runter mit den Nerven!" meinte Harry mitleidig. Er
steckte die Hand in den Schuhschrank im Flur und schrie auf.
"Was
ist denn?"
"Dieses Mistvieh! Ich bring es um!"
brüllte Harry und Sirius kam aus der Küche, um den Streit
Harrys mit dem Wegnehmerich, welcher seinen Schuh nicht herausrücken,
sondern ihn abermals in den Finger beißen wollte, zu
beobachten.
"Irgendwann, du ... Drecksvieh!" schrie
Harry, als er den Schuh endlich erkämpft hatte und drohte dem
Tier mit der Faust.
"Damit wäre Charlie aber gar nicht
einverstanden. Außerdem ist es doch nicht mehr für lange.
Die Renovierung der Klein-Tier-Abteilung geht schnell voran. Er kann
bald zurück ins Asyl." tröstete Sirius ihn.
"Das
dauert mir zu lange!" schimpfte Harry, während er auf dem
Boden kauerte und seinen Schuh zuschnürte, "Charlie hätte
seine Liefertermine mal besser legen sollen. Dauernd kommen Viecher
an, für die noch kein Platz ist. Wenn er demnächst ein
Graphorn bei uns unterbringen will, was sagst du dann?"
"Ich
lehne ab! Versprochen!"
"Schwöre es!"
Keuchend stand Harry auf und strich sich Hose und Jackett glatt, "Wie
sehe ich aus?"
"Gut!" sagte Sirius, "Wie James
am Tag seiner Hochzeit. Sag mal, du siehst Ginny heute noch,
oder?"
"Ärgere mich nicht! Ich bin geladen!"
Harry schnappte sich ein Glas und eine Flasche Saft von der Anrichte.
Er füllte das Glas, trank es in einem Zug aus und stellte sich
dann mitten in die Küche.
"Alles klar?" fragte
Sirius, "Du solltest es nicht darauf anlegen, dich in kleinen
Stückchen in die Winkelgasse zu apparieren."
"Ich
weiß!" sagte Harry und atmete tief durch. Dann ließ
er locker die Arme hängen.
"Schick eine Eule, wenn du
heil angekommen bist!" sagte Sirius.
"Mach ich. Bis
nachher!" Harry schloss die Augen und mit einem lauten Knall war
er verschwunden.
Im Café wurde er sofort von Bill
begrüßt und nach draußen geschickt: "Auf
geht´s! Stühle und Tische aufbauen und Tischdecken drauf!
Servietten sind dort drüben!"
"Jawohl, Sir!"
Harry machte sich den Weg nach draußen, wo sich Hermine und Ron
bereits mit ein paar Stühlen herumschlugen, die nicht so ganz
wollten wie sie.
"Hi, ihr zwei!"
"Hallo, Harry!
Könntest du mal?" Hermine sah ihn hilfesuchend an und Harry
schnappte sich die zwei halb ausgeklappten Stühle, die ihr
herunter zu fallen drohten.
"Es reicht! Lasst uns zaubern. Es
bringt alles nichts!" sagte Ron und zückte den Stab. Ein
paar Minuten später zauberten sie lachend durch die Gegend und
stellten alle Stühle an ihre Tische. Danach verteilten sie die
Tischdecken.
Als sie gerade fertig waren, kam Bill aus der
Küche. Er war mit Mehl bestäubt, trug eine riesige Schürze
und lachte über das ganze Gesicht: "So, alle Torten sind
fertig. Der Kaffee läuft durch. Oh, und hier sieht es ja ganz
fantastisch aus! Danke, Leute!" Er schüttelte reihum ihre
Hände. Da kam Ginny heraus, eine wirklich große
Kuchenplatte vor sich schwebend und die Zungenspitze zwischen die
Lippen geklemmt.
"Da kommt mein Meisterwerk!" rief Bill,
"Stell es dort drüben ab, Ginny!"
Sie steuerte den
Tisch an und platzierte die Platte mit der gigantischen
Obst-Sahne-Torte darauf.
"Können wir probieren?"
fragte Ron und bekam einen strafenden Blick von seinem Bruder:
"Versuch es, Ronnie, und du bist tot!" Bill mühte sich
noch etwas damit ab, seine Torte im besten Licht zu präsentieren.
Ginny stellte sich zu ihren Freunden: "Hi!"
"Hallo,
Ginny!" Harry lächelte sie leicht verlegen an, war aber
erleichtert, als sie ein Lächeln erwiderte.
Im Laufe des
Nachmittags trudelten dann alle ein. Charlie und Amber kamen zusammen
mit den Zwillingen an. Angelina hatte auch Alicia und Katie im
Schlepptau.
Tonks und River waren aus dem Urlaub zurück und
Tonks war braungebrannt und furchtbar aufgedreht. Sie umarmte alle
und schenkte ihnen gefährlich aussehende Bonbons, die sie von
ihrer Reise mitgebracht hatte.
Kingsley war da und hatte eine
"Kollegin" mitgebracht.
Kurz vor der offiziellen
Eröffnung, für die Bill extra eine Rede verfasst hatte,
kamen auch endlich Sirius und Mr. und Mrs. Weasley. Rons Vater sah
sehr gut gelaunt aus und begrüßte sie mit einem fröhlichen
"Hallo, Kinder!"
"Meine lieben Gäste! Ich
freue mich, Sie hier begrüßen zu können in dem neuen
Frühstückscafé in der Winkelgasse: "Dem
Magischen Pfannkuchen"!" rief Bill.
Alle applaudierten
und wer sich nicht sowieso schon auf den einladenden Stühlen
niedergelassen hatte, kam jetzt angeschlendert, um zumindest zu
sehen, was da neben "Auf, auf und davon" los war.
"Heute
ist alles gratis: der wunderbare Kaffee, jede Teesorte, die Sie auf
der Karte finden und die atemberaubenden Torten!" Bill verbeugte
sich und die Gäste jubelten.
Auch Harry und seine Freunde
klatschten, bis ihm einfiel: "Leute, unser Einsatz!"
Eilig
machten sie sich daran, die Bestellungen aufzunehmen. Hermine und
Ginny liefen mit Kaffeekannen durch die Gäste und Harry und Ron
trugen kunstvoll aufeinander gestapelte Teller auf ihren Armen
herum.
"Ihr macht euch gut! Das bedeutet ganz viele
Gratis-Essen!" flüsterte Bill Harry zu, als er gerade
wieder an der Ausgabetheke stand, um frischen Marzipankuchen zu
holen.
"Diese Muggelkuchen sind ganz ausgezeichnet!"
rief eine füllige Frau, "Verraten Sie das Rezept?"
"Nein,
tut mir Leid!" Bill zwinkerte Hermine zu. Von ihren Eltern hatte
er die meisten Tipps bekommen. Sie schufteten den ganzen Nachmittag
und als endlich der kühle Abend dämmerte, lichtete sich die
hungrige Menge. Harry fiel irgendwann völlig fertig neben Sirius
und Remus an den Tisch.
"Hey. Wann bist du
angekommen?"
"Nachdem du zum zweiten Mal dein Tablett
fallen gelassen hast." antwortete Remus freundlich.
"Was
ist aus dem Buch geworden?"
"Nichts. Der Verlag hat mich
rausgeworfen."
"Mist!" Harry sah ihn an, "Und
was machst du jetzt?"
"Jetzt haut er sie alle in die
Pfanne!" rief Bill aufgelassen, als er zu ihnen an den Tisch
trat, "Er verlegt das Buch selbst!"
"Klasse!"
freute sich Harry, "Aber selbst mit dem Geld, das du vom
Ministerium bekommen hast und von dem nicht mehr so wahnsinnig viel
übrig ist, weil du so viele Bücher gekauft hast ... äh,
Faden verloren. Also, hast du denn genug Geld? Ich meine, diese
Forschungsreise wird ja auch noch mal was kosten!"
Sirius
schüttelte den Kopf: "Ich frage mich auch immer noch, was
die wohl in den Staaten über Werwölfe wissen sollen, das
wir hier noch nicht wissen!"
"Ich werde es dir erzählen,
wenn ich zurück bin. Und, Harry, ich habe vor, mir ein wenig
Geld zu verdienen!"
"Als was?" rutschte es
Harry heraus und Sirius lachte.
"Entschuldigung!"
"Macht
nichts, Harry! Er wird für mich kochen!" sagte Bill,
"Besser gesagt für den "Magischen Pfannkuchen".
Wir öffnen ihn wochentags noch mal nachmittags um fünf für
ein spätes, zünftiges Mittagessen. Jeden Tag ein neues
Gericht."
"Klingt gut." meinte Harry.
"Das
ist gut! Und ratet mal, wer jeden Tag zum Essen kommt?" Sirius
lehnte sich grinsend in seinem Stuhl zurück.
"Ihr
zwei!"
"Exakt!"
Hermine, Ron und Ginny
gesellten sich zu ihnen. Sie hatten sich Reste aus der Küche
geholt und verteilten übrig gebliebene Kekse. Sirius widmete
seine Aufmerksamkeit allerdings etwas anderem und zwar einer jungen
Frau mit einem Schwung dunkler Locken, die gerade aus dem
Blumengeschäft gegenüber kam. Sie schickte ihm ein
übermütiges Lächeln und hob dann auf ihrem Besen
ab.
"Hey, die saß doch hier vorhin bei euch am Tisch,
oder?" fragte Ron mit vollem Mund.
"Ja." Sirius
verrenkte etwas den Hals, um ihr so lange wie möglich
nachzusehen.
"Und, hast du ihre Nummer?" wollte
Hermine wissen. Sirius sah sie verwirrt an: "Was denn? Die sind
jetzt schon nummeriert?"
Hermine sperrte den Mund auf und
schüttelte den Kopf: "Ihre Telefonnummer!"
"Ihre
was?"
"Ach, vergiss es!" Grummelnd aß sie
weiter ihren Kuchen, während Harry und Remus vor Lachen beinahe
von den Stühlen fielen und Sirius wirklich völlig
unschuldig und verdutzt aussah.
"Macht nichts, Sirius!"
sagte Bill, "Den hab ich auch nicht verstanden!"
000
"Die
Schulbriefe sind da!" verkündete Percy und schwebte durch
die Außenwand ins Wohnzimmer, wo Harry und ein paar Weasleys
beim Abendessen saßen.
"Danke, Percy!" Mrs.
Weasley fing die vier Briefe auf und verteilte sie an die
Adressaten.
"Ich bin mal echt auf das neue Schuljahr
gespannt! Superviele neue Lehrer, Filch geht in den Ruhestand und
vielleicht wird Hagrid der neue Hausmeister." überlegte
Ron.
"Glaubst du?" fragte Hermine kritisch.
"Ich
glaube das nicht, Hermine. Hagrid ist ein zu unsteter Bursche. Er
gehört nach draußen in die ..."
"Überleg
dir, was du sagst, Spuki, oder du findest dich in einer Flasche
wieder!" drohte Ron.
" ... in die Natur, wollte ich
sagen!" vollendete Percy würdevoll seinen Satz.
"Sag
mal, bist du nicht diese Woche bei Charlie? Zisch endlich ab!"
"Ron,
wir sollten dankbar sein, dass uns dein Bruder erhalten geblieben
ist!" schimpfte Mrs. Weasley sofort und Harry stellte seine
Ohren auf Durchzug, um in Ruhe seinen Brief lesen zu können.
"Hey,
WOW!" rief Hermine und sprang auf, eine goldene Plakette in der
Hand haltend.
"Schulsprecher?" fragte Ginny.
"Ja!"
Hermine strahlte, "Was ist mit dir?"
"Ich bin
wieder Vertrauensschülerin, keine Panik!" Ginny grinste
überlegen und ließ ich von ihrer begeisterten Muter
küssen. Harry friemelte aus seinem Umschlag ebenfalls eine
Plakette. Als er sich umdrehte, hielt Ron auch eine in der Hand.
"Wie
geht das denn?"
"Lies deinen Brief, Ronald!" sagte
Percy unfreundlich, "Da steht alles drin!" Ron warf ihm
einen bösen Blick zu und zog dann den Zettel aus dem
Umschlag.
"Drei Schulsprecher aus dem siebten Jahr, was noch
nie vorgekommen ist!" las Hermine laut und grinste, "Wir
haben´s voll drauf!" Harry musste lachen.
"Hey,
wartet mal! Moment mal!" rief Ron und erhob sich, den Brief vor
sich her wedelnd, "Was ist das denn? Blablabla ... Schulleiterin
M. McGonagall und stellvertretender Schulleiter F. Flitwick. Seit
wann das denn? Und wo ist Dumbledore? Und warum wussten wir das
nicht?"
"Genau!" pflichtete ihm Harry verwirrt bei,
"Wir haben uns daran, gewöhnt alles zu wissen!"
"Soweit
ich unterrichtet bin, macht Dumbledore immer noch Urlaub!" sagte
Mrs. Weasley.
"Wo denn?"
"Auf den
Bermudas!"
"Das tut er tatsächlich!" ließ
sich Percy vernehmen, "Hier ist seine Postkarte an uns!"
Er reichte die Karte herum. Sie zeigte Albus Dumbledore,
ehemaliger Schulleiter von Hogwarts, ehemaliger Leiter des legendären
Phönixordens, Vernichter des bösen Zauberers Grindelwald
und erbitterter Gegner des noch böseren Zauberers Voldemort, am
Strand, in bunte Shorts und ein wild gemustertes Hawaiihemd
gekleidet, einen rosa Drink mit Schirmchen haltend und fröhlich
winkend.
Harry zog die Augenbrauen hoch.
"Na, das hat er
sich doch wirklich verdient!" sagte Ginny gutmütig.
000
Harry stand wartend zwischen den Gleisen 9 und 10 am Bahnhof King´s Cross, während Sirius draußen sein Motorrad parkte. Nachdem der Heiler verkündet hatte, er hätte auf dem rechten Auge wieder Hundert Prozent Sehkraft, ließ Sirius es sich nicht nehmen, Harry auf seiner geliebten Kiste nach London zu fahren. Das Motorrad hatte Bill von einem ehemaligen Kollegen bekommen und es Sirius geschenkt. Seitdem hatte das arme Ding fliegen, schwimmen, Salto und "Platz!" gelernt.
Hedwigs Käfig thronte auf Harrys Koffer. Die
Eule sah sich aufgeregt um und fiepte.
"Tja, Hedwig. Heute
zum letzten Mal!" sagte Harry und fühlte sich ganz komisch
dabei. Sein Blick wanderte zu der Barriere zwischen den Gleisen. Er
wusste, dass die Backsteinmauer nur so tat.
"Na, brauchst
du Hilfe?" hörte er eine bekannte Stimme hinter sich.
Lächelnd drehte sich Harry um. Ron schob mit einem breiten
Grinsen einen Kofferwagen auf ihn zu.
"Du weißt sicher
nicht, wie du zum Gleis kommen sollst, oder?" fragte er in einem
bemüht kindlichen Tonfall und mit funkelnden Augen. Harry
schüttelte den Kopf und verbiss sich mit Mühe das Lachen.
"Ich bin auch neu, weißt du? Also, du läufst
einfach schnurstracks auf die Absperrung zwischen den Gleisen 9 und
10 zu. Nicht anhalten! Und hab keine Angst, dass du dagegen
knallst."
"Vielleicht sollte ich ein bisschen rennen."
überlegt Harry.
Ron nickte: "Das ist ´ne gute
Idee!" Sie nahmen nebeneinander Aufstellung und fixierten die
Mauer.
"Ich könnte echt heulen!" sagte
Ron.
"Ich auch!" sagte Harry. Nachdem er sich eine Weile
nicht mehr bewegt hatte, stieß Ron ihn an: "Du gehst
zuerst, weißt du nicht mehr?"
Harry nickte und rannte
dann los. Er sprang geradezu durch die Absperrung und fand sich auf
einem überfüllten Bahnsteig wieder.
"Harry,
mein Lieber!" Harry winkte Mrs. Weasley zu, die mit einer Tasche
in der einen und Ginny an der anderen Hand auf ihn zukam: "Wo
ist Sirius? Kommt er noch? Er ist nicht wirklich dieses Motorrad
gefahren, oder? Es ist so gefährlich auf den Straßen!
Immer dasselbe mit diesen Muggeln!"
Harry nickte und grinste
Ginny an. Sie grinste zurück und ließ sich von Harry ihren
Koffer zum Zug tragen.
"Na, wird das doch noch was
Vernünftiges?" fragte Ron in sein Ohr, als er wieder neben
ihm stand. Harry deutete mit dem Kopf in Richtung Absperrung:
"Dito!"
Hermine hatte es nach dem dritten Anlauf
geschafft, ihre Eltern durch die Mauer zu bringen und da diese nun
nur noch Augen für den Hogwarts-Express hatten, mühte sie
sich allein mit den Koffern ab.
Ron brubbelte irgendetwas und ging
zu ihr.
"Das da muss er doch sein, oder?"
"Ich
glaube auch. Er sieht aus wie in der Zeitung." Zwei kleine
Jungen tuschelten miteinander und ihre Blicke klebten an Harry und
seinen Freunden. Harry setzte schon ein mildes Lächeln auf, als
sie sich endlich trauten, zu ihnen zu kommen. Seltsamerweise starrten
sie Ron mit aufgerissenen Augen an.
"Was? Hab ich was an
mir?"
"Du ... du bist doch ... Ron Weasley ...oder?"
fragte der Kleinere mit einem dünnen, unsicheren Stimmchen.
"Äh
... ja." sagte Ron etwas verwirrt und die zwei Jungs schlugen
sich die Hände vor den Mund, um ihre Überraschung und
Ehrfurcht in den Griff zu kriegen. Harry wandte sich eilig ab, da er
meinte, losplatzen zu müssen.
"Du ... du hast jemanden
aus einem Denkarium gerettet, als die Zeit still stand!" stellte
der Große der beiden fest und der Kleine nickte eifrig: "Das
war so gefährlich! Mein Daddy hat uns erzählt, dass du
beinahe ..."
"Na?" Hermine und Ginny stellten sich
neben Harry, "Das ist doch mal hübsch, oder?"
Harry
nickte: "Das ist das absolut Beste!"
"Na,
dann!" Hermine klatschte in die Hände, "Wollen wir mal
zur Sache kommen! Alle Erstklässler zu mir!"
"Zu
uns!" verbesserte Harry sie und Hermine grinste entschuldigend:
"Stimmt ja! Also, kommt her, ihr Würmer, und hört mir
gut zu! Ich bin Hermine Granger, die Schulsprecherin, und das sind
unsere Schulsprecher Harry Potter und Ron Weasley. Wir haben das
absolute Sagen, bis wir an der Schule sind und wir legen keinen Wert
darauf, irgendwelche Leute zu verarzten, zusammenzuflicken, wieder
sichtbar zu machen oder auf Normalgröße zu schrumpfen,
also haltet euch zurück!"
"Was erzählst du
da?" fragte Ron.
"Ist alles schon vorgekommen!"
meinte Hermine wichtig und verabschiedete sich von ihren Eltern und
Mrs. Weasley, als der Zug ein aufforderndes Pfeifen hören ließ.
Sirius kam um die Ecke gekeucht: "Hey, ich weiß
jetzt, was ein Strafzettel ist!"
"Toll!" lachte
Harry, "Das hätte ich dir auch erzählen können!"
"So!"
Sirius baute sich vor ihm auf, "Ähm, ermutigende,
erzieherische Worte! Also, sei lieb und mach keine freakigen Sachen
wie Zentauren ärgern, Schulregeln missachten, verbotene Tränke
kochen und trinken, nachts durch die Gänge schleichen oder
geheime Kampftruppen gründen!"
"Zu spät!"
grinste Harry.
"O.K, dann hab einfach nur viel Spaß und
schreib mir und gib dir Mühe im Unterricht! Ich hab dich lieb!"
Sirius nahm ihn fest in den Arm und Harry drückte ihn: "Ich
dich auch!"
"Los, ab jetzt! Und pass auf Hermine auf.
Mit scheint, die hat es faustdick hinter den Ohren!"
Hermine
streckte Sirius die Zunge raus. Ginny und sie hingen aus ihrem
Abteilfenster und winkten wild. Harry kletterte in den Zug und
stellte sich neben Ron ans Fenster.
"Macht keinen Ärger,
Kinder! Ein einziges Mal, ich bitte euch!" rief Mrs. Weasley und
ließ ihr Taschentuch flattern.
"Wir versuchen es!"
schrie Ginny gegen das Rumpeln der anfahrenden Räder.
"Bis
zu den Weihnachtsferien, Mum!" rief Ron.
"Ja, da kommen
wir alle nach Hause!" Harry winkte und hielt den Kopf so lange
aus dem Fenster, bis der Bahnhof hinter einer Biegung verschwand. Das
komische Gefühl im Bauch hatte einem euphorischen Platz gemacht.
Er setzte sich zu Hermine, Ron und Ginny ins Abteil und eine Weile
sahen sie sich nur an und lachten, will sie nicht anders
konnten.
"Hey, Leute! Habt ihr gut gemacht!"
Plötzlich standen Neville, Dean und Seamus in der Tür.
"Na,
habt ihr noch ein bisschen Patz für uns?" Sie quetschten
sich mit auf die Sitzbank.
"Witzig!" sagte Neville,
"Und ich hätte wetten können, dass es zum ganz großen
Showdown erst am Ende unseres siebten Schuljahres kommt!"
Seamus
grummelte: "Ja, toll! Und ich hab gewettet!"
Dean
grinste: "Genau! Und dank der superhohen Quoten und Einsätze
bin ich jetzt steinreich. Es haben nämlich alle auf das siebte
Schuljahr getippt! Außer mir versteht sich! Danke,
Harry!"
"Kein Ding, Dean!" sagte Harry etwas
verblüfft.
"Deine Eule, Ron!" sagte Ginny und
zeigte auf´s Fenster.
"Das wird für dich sein,
Harry! Ich hatte sie Remus geliehen. Er hat echt einen Narren an ihr
gefressen!"
Harry fing Pig auf und schaffte es nach einem
kurzen Kampf ihr den Brief zu entwenden. Pig quietschte auf,
flatterte wild durch das Abteil und stürzte sich auf Trevor, der
Nevilles Tasche entflohen war. Ganz offensichtlich wollte Pig ihn
fressen, was geradezu lächerlich war, denn Trevor war fast
doppelt so groß wie er.
"Pig, nein!" rief
Ginny.
"Hau ab, Trevor! Rette dein Leben!" schrie
Seamus. Neville hopste hinter seiner Kröte her, die die Flucht
auf den Flur angetreten hatte. Hedwig schuhute einmal genervt in
ihrem Käfig und Hermine, die gerade ein Buch aus ihrer Tasche
geholt hatte, pflichtete ihr bei. Von dem ganzen Tumult unbeeindruckt
las Harry seinen Brief.
"Und?" fragte Ron.
"Wir
sehen ihn in Hogwarts. Er hat noch sehr viele Termine, aber er kommt,
um sich verabschieden, bevor er nach Amerika geht! Und das absolut
Beste ist: Meta begleitet ihn!"
"Klasse!" sagte
Ginny.
"Ja!" sagte Harry, "Das ist es!" Sein
Blick verlor sich langsam in der vorbeirasenden Landschaft. Er hörte
nicht, wie Lavender Brown und die Patil-Zwillinge Hallo sagten, wie
ein Erstklässler ganz panisch nach "Schulsprecherin
Hermine" brüllte oder wie Ron auf einmal völlig
fassungslos schrie: "Leute, von uns gibt es
Schokofroschkarten!"
Sein einziger Gedanke war, dass sie
jetzt nach Hogwarts fuhren, ihrem siebten und letzten Schuljahr
entgegen.
