Cure for the itch

Von den Schmerzen ihrer gebrochenen Rippe betäubt, nahm sie kaum die wütenden Worte wahr, die um sie herum fielen. Blinzelnd sah sie hinab auf den Boden, während sie bemerkte, wie man immer wieder um sie herumschritt. Sie spürte diese gaffenden Blicke im Genick und sie wünschte sich nur noch ein Ende dieser Pein hervor. Plötzlich wurde sie mit enormer Kraft auf die Knie gezogen. Schmerzend kam sie auf den Kniescheiben auf und ein zischender Laut entfloh ihrer Kehle. Sie konnte förmlich spüren, wie sich der Knochen verletzt hatte, doch niemanden hier interessierte diese Tatsache. Mit einem zweiten Ruck wurde sie nach oben gezogen. Wankend blieb sie stehen und ihr verletztes Bein drohte erneut zu versagen. Doch noch bevor sie der Erlösung des schmerzenden Stehens erfahren konnte, hielt sie jemand an der Schulter fest. Unbarmherzig wurde sie hinter den Elben gefesselt hergezogen.

Schon lange waren sie unterwegs. Delu vermochte nicht mehr die Zeit zu schätzen. Waren es zwei Stunden? Drei? Sie hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Geschwächt konnte sie nicht einmal die Augen öffnen um nach dem Stand der Sonne zu schauen. Obwohl sie nun in Gefangenschaft war, hatte man sich nicht die Mühe gemacht ihr Nahrung oder Wasser zu geben. Sie wurde nur stetig hinter ihnen hergerissen. Wenn sie nicht spurte, musste sie eben die schmerzhafte Bekanntschaft mit einem der Elben machen. Nach Ewigkeiten, jedoch noch am selben Tag, an dem sie gefasst worden war, verpasste einer der Wachmänner ihr einen kräftigen Stoß in den Rücken, wodurch sie zu Fall kam. Sie hatte keinerlei Möglichkeit sich vor den Aufprall zu schützen, sodass sie mit dem Gesicht direkt auf den harten Boden stieß. Ein breiter Schatten legte sich über sie und plötzlich wurde ihr Gesicht herumgerissen. Eine kräftige Hand hatte sich um ihr schmales Kinn gelegt um ihren Kopf nach oben zu ziehen. Ihr war es nur möglich, ihre Augen einen Spalt zu öffnen, doch das genügte schon vollkommen um das hasserfüllte Gesicht des Prinzen vor sich zu sehen. „Ist das Mädchen etwa schon müde?"

„Mein Herr, ich denke, wir sollten ihr etwas Wasser geben.", meldete sich ein Elb kleinlaut zu Wort. Erst sah Legolas erbost über diese Frechheit hinter sich, doch dann lächelte er die Frau vor sich an. „Er hat recht, wir wollen doch nicht, dass du uns vorher noch wegstirbst." Erschöpft schloss Delu wieder die Augen und war innerlich erfüllt von Glück, denn endlich würde sie etwas trinken können. „Obwohl du es verdient hättest.", fügte Legolas dann schnell hinzu.

Man brachte ihr tatsächlich noch Wasser und später auch etwas Verpflegung. Langsam sammelten sich wieder Kräfte in ihr, auch wenn es bisher niemand für nötig gehalten hatte, ihre Verletzungen zu verarzten. Sie liefen noch sehr weit an diesem Tag, immer auf einem kleinen Weg entlang, der sich durch den dichten Wald schlängelte. In dieser Nacht hatte Delu großes Glück, denn sie konnte erneut Schlaf finden, auch wenn man sie mit den Armen nach oben an einem Ast gebunden hatte und sie somit nur aufrecht stehen konnte. Laut berieten sich die Elben neben ihr, ab und zu wurde sie angeschrieen, doch nichts konnte sie noch daran hindern in einen tiefen Schlaf zu fallen. Denn hätte sie dies nicht gekonnt, hätte sie die Bewusstlosigkeit erlöst.

Noch während sie schlief, ging am nächsten Morgen ein Mann auf sie zu und band sie vom Ast los. Sofort fiel sie in sich zusammen und erst, nachdem sie zu Boden gefallen war, wurde sie wach. Erschrocken sah sie sich um und sie konnte ein prickelndes Gefühl in ihren Armen spüren, das immer stärker wurde und letztlich zu einen grausamen Schmerz wurde. Erst jetzt konnte das Blut wieder seinen gewohnten Lauf nehmen und sie spürte, wie sich ihre Adern mit der wertvollen Flüssigkeit füllten. Sofort wurde sie wieder auf die Beine gerissen und zu der Gruppe geführt. Als sie schon wieder normal laufen konnte und die Schmerzen in ihren Beinen und an den Rippen unter Kontrolle hatte, riss ihr ein Elb den Mantel von den Schultern. Wütend fixierte sie ihn, doch wagte sie es nicht sich gegen ihn zu wehren. „Den brauchst du wohl nicht mehr.", sagte er noch grinsend. Sofort umfing Delu Kälte, doch wagte sie es nicht mehr nach der Pein des Vortages sich Schwäche ansehen zu lassen.

Vor dem Prinzen wurde sie zum Stehen gebracht. Dieser drehte sich sofort zu ihr um und musterte sie ausgiebig. „Gut geschlafen?", fragte er beiläufig. „So gut, wie er werte Herr persönlich. Habt ihr etwas schönes geträumt?", fragte sie ihn gefährlich grinsend, wobei sie nur auf eines hinauswollte – den Tod seiner Verlobten. Legolas' Gesichtzüge wandelten sich sofort in den puren Zorn und ohne zu antworten schlug er die kleine Frau vor sich zu Boden. „Ja, davon wie ich dich töten werde.", sagte er erst jetzt. Blut lief über Delus Kinn hinab, doch grinste sie noch immer. „Was für ein Zufall. Genau das war auch mein Traum." Gerade wollte Legolas ihr noch einen Schlag verpassen, doch hielt er in der Bewegung inne. Abwertend fixierte er ihren verletzten Körper und drehte sich dann zum Gehen um.

Als sie weitergingen, wurde Delu direkt hinter dem Prinzen hergeführt, doch nun war sie wacher, munterer und risikobereiter. Nach einiger Zeit wurde sie plötzlich schneller und lief dicht hinter Legolas her und begutachtete dessen Kleidung. „Oh. Ist das ein Blutfleck? Von eurer Verlobten?", fragte sie wie ein naives Kind. Ehe sie sich versah, hatte sich der Prinz zu ihr herumgedreht und schlug ihr mit dem Griff seines langes Messers gegen das Gesicht. Der Kraft dieses Schlags folgend fiel Delu zur Seite, doch noch immer hatte man ihre Stricke fest umfasst, sodass sie nicht auf den Boden aufschlug, sondern umknickte und in sich zusammenfiel. „Pass auf, was du sagst, Mädchen.", drohte Legolas ihr.

Die nächsten Tage verliefen wie die letzten. Delu konnte sich es nicht unterdrücken, ihn immer wieder auf das Geschehene anzuspielen. Mit der Weile war ihr Tod beschlossene Sache, weshalb sich das entgehen lassen? Ihr bereitete es Vergnügen immer wieder von neuem den Schmerz in seinen Augen aufkeimen zu sehen. Selbst die eingefangenen Schläge, die sie immer wieder erwateten waren ihr schon vollkommen gleichgültig. Inzwischen hatte sie zwar schon mindestens zwei gebrochene Rippen und zwei verletzte Beine. Sich das Blut aus dem Gesicht zu wischen konnte sie noch gar nicht, da man ihr bisher noch keine Möglichkeit hierzu bat. Doch nun nach schon drei Tagen, in denen sie immer weiter Richtung Heimat liefen, wurde der Hass auf diese vorlaute Frau immer größer, sodass das einfache Vergnügen sie grundlos zu schlagen immer größer wurde. Immer häufiger griffen die Männer zu den Mittel, sie durch Schläge und anderen Misshandlungen zum Schweigen zu bringen, auch wenn Delu sich noch immer nicht beeindrucken ließ. Erst als man ihr die Nahrungsaufnahme und den Schlaf in der Nacht missgönnte, wurde sie wieder ruhiger.

Am einen darauffolgenden Tag war Delu durch die ständigen Misshandlungen so erschöpft, dass sie erneut Ohnmacht ergriff. Wie aus dem nichts fiel sie einfach während des Laufens in sich zusammen. Legolas war darüber so wütend, da er dachte, sie wolle ihnen etwas vorspielen, dass er mehrmals in ihren Körper eintrat, doch sie rührte sich nicht. Er gab sich entgültig geschlagen und beschloss einfach zu rasten und zu warten, dass sie zu sich kommen würde, doch er war so wütend, dass er schon wusste, was sie erwarten würde, wenn sie wieder erwachte.