Kapitel 2: Ganz normaler Wahnsinn!
Schloss von Krolock, Freitag Abend nach dem (Früh-)Abendessen:
Chagall! Aus, Pfui! Gib das sofort wieder her!
Graf von Krolock, war nach nur drei Stunden schon völlig mit den Nerven runter. Schließlich durfte er sich seit der Ankunft von Chagall und Magda die meiste Zeit mit ersteren beschäftigen. Und das war ein Full – Time – Job. Selbst für einen Vampirgrafen. Bis zum Abendessen war alles gut gegangen. Die Neuankömmlinge wurden in ihre Zimmer verfrachtet, und gaben auch Ruhe.
So lange, bis das (Früh-)Abendessen auf dem Tisch stand.
Serviert wurden natürlich ausschließlich Vampirtaugliche Speisen. Also: Kein Knovi, kein geweihtes Osterbrot (das wollte eh keiner anrühren, weil es aus Chagalls Gasthof stammte, und niemand wusste wie lange es schon da gewesen war!) und solche Sachen, keine Speisen in denen man sich spiegeln konnte usw. . Und niemand hatte etwas daran auszusetzen.
Es wurde auch kaum gesprochen, weil niemand scharf auf Chagalls blöde Scherze war, die eigentlich immer unter die berühmte Gürtellinie gingen. Und keiner wollte ihm einen Anlass geben, damit anzufangen. Also saßen alle ruhig und zufrieden vor ihren Tellern, bis zu diesem bestimmten Moment, der alles veränderte:
Chagall holte aus seiner Tasche (die er komischerweise nie ablegen wollte) eine große Knoblauchwurst. Dazu noch ein Stück Käse mit extra viel Knoblauchspänen drin. Und als Beilage: Eingelegte Knoblauchzehen in Olivenöl.
Und dies war dann auch der Zeitpunkt, in dem alle Anwesenden – also der Graf selbst, Herbert, Sarah und auch Magda – sich von ihren Tellern verabschiedeten und schleunigst das Weite suchten. Wie konnte ein Vampir auch nur so viel Knoblauch fressen? Das verträgt doch kein „normaler" Magen!
Nur blöd, dass man die Einladung nicht mehr zurücknehmen konnte. Obwohl alle damit einverstanden gewesen währen. Sogar Sarah war von den Angewohnheiten ihres lieben Papis mehr oder weniger ähhhhhh - abgeschreckt. Und auch sie fragte sich in der Zwischenzeit ob es so eine gute Idee war ihn einzuladen.
Nach dem Essen verschwanden alle in unterschiedliche Richtungen. Schließlich gab es heute Abend nichts wichtiges mehr zu tun, und morgen sollte ein wichtiger Tag für alle werden. Den morgen würde, sobald Alfred und der Professor angekommen waren, das diesjährige Urlaubsziel ausgewählt werden. Und alle sollten sich nun in Ruhe Gedanken darüber machen, wo man hinfahren könnte. Auch die Reisekataloge, die Kukol aus dem Reisebüro besorgen sollte, reichten hinten und vorne nicht aus.
Also, die zwei Mädels saßen gemeinsam mit Herbert in dessen Zimmer, und beratschlagten sich gerade darüber, ob nun die Karibik besser wäre als die Südsee. Und auch über den richtigen Sonnenschutz wollten sie diskutieren. War nun einer mit hohem Lichtschutzfaktor besser, oder so einer mit weniger Lichtschutz und dafür mit reflektierenden Partikeln, Wasserfest oder nicht... ! Alle wichtigen Sachen halt.
Und der Graf saß allein mit einem Eisbeutel im Kaminzimmer und versuchte gerade seinen Kopfschmerzen Herr zu werden, die Chagalls Knoblauch bei ihm verursacht hatte. Und dabei bemerkte er nicht einmal, das dieser gerade still und heimlich ins Zimmer schlich.
Als unser Knoblauchvampir aber bemerkte, dass Graf von Krolock ihm keine Aufmerksamkeit schenkte (er hatte Chagall ja noch nicht einmal bemerkt.) wagte er sich noch ein paar Schritte näher ran. Da auf dem Tisch lag nämlich etwas, was er unbedingt haben musste. Ein Reisekatalog über die Nord- und Ostseestrände. Er wollte ein paar schöne Ziele raussuchen, und dann würde ihm niemand seinen Vorschlag mehr ausreden können.
Aber warum hatte der Graf so Felsenfest darauf bestanden, das er gerade diesen Katalog haben durfte. Immerhin, war er es doch, der Reisen zu diesem Fleckchen Erde immer als erstes und auch am energischsten ablehnte. Und dann so was.
Und Chagall näherte sich immer mehr dem gewünschten Objekt.
Als er den Tisch endlich erreicht hatte, musterte er den Grafen noch kurz, um sich zu vergewissern, dass dieser auch bestimmt nichts bemerkte. Gleichzeitig, streckte er seine Hand nach dem Katalog aus, und bemerkte dabei aber nicht, dass er zur selben Zeit schnurstracks auf den Kerzenständer zuhielt, der neben dem Heft auf dem Tisch stand. Er hatte ja nur Augen für seine Exzellenz.
Und schon war es passiert.
KLIRRRRRR - SCHEPPER! OH JE!
Kaum hatte er das Objekt der Begierde in der Hand, streifte er mit seinem Ärmel den Kerzenständer, der daraufhin bedrohlich anfing zu schwanken. Als Chagall dies bemerkte, reagierte er blitzschnell, in dem er versuchte nach dem Fuß des Ständers zu greifen. Aber dadurch, das er das Heft auch noch in der selben Hand hatte, hatte das Manöver nicht gerade den gewünschten Erfolg.
Anstatt das gute Stück wieder ruhig auf den Tisch zu stellen, fegte er ihn mit einer Bewegung – natürlich versehentlich – auf den Boden.
Er hatte damit ganze Arbeit geleistet. Zum ersten, sprang der Graf erschrocken aus seinem Sessel hoch, und verlor dabei sogar seinen Eisbeutel. Und zum zweiten, hatte Chagall nebenbei auch noch einen Vorhang des großen Fensters in Brand gesetzt. Zwar war er schon damit beschäftigt zu löschen, indem er auf dem brennenden Stoff herumhüpfte, schaffte es aber erst, als der Graf selbst nach einer von Sarahs Vasen griff - die überall auf dem Fensterbrett rumstanden weil sie ja so hübsch aussahen, und deren flüssigen Inhalt über dem Brand und auch über Chagall ausleerte.
Chagall, der wie ein begossener Pudel inmitten des zu Boden gerissenen Vorhang´s stand, schnallte gerade noch rechtzeitig, dass es wohl an der Zeit wäre sich zu verkrümeln.
Graf von Krolock raste unterdessen wutschnaubend hinter ihm her. Und als er auch noch bemerkte, dass Chagall den Katalog in der Hand hatte, war er nicht mehr zu bremsen. Er rannte hinter dem gackernden Wirt her, und deckte ihn mit Flüchen ein, die hier wiederzugeben mir mein Anstand verbietet.
Doch Chagall dachte gar nicht mal daran sich von dem vor Wut schäumenden Grafen erwischen zu lassen. Er konnte sich gar nicht vorstellen warum der sich so aufregte. Immerhin hatte er sich doch erst letztes Jahr lauthals bei ihm über diese hässlichen Dinger beschwert, die da am Fenster hingen. Und jetzt war er sie doch los! Oder etwa doch nicht?
Auf jeden Fall, rannte er als ob der Teufel persönlich hinter ihm her war. Und in gewisser Weise war er das ja auch. Flucht war und blieb also der einzige Weg hier mit einigermaßen heiler Haut davonzukommen.
Das Kaminzimmer hatten sie ebenso wie die Küche und das Badezimmer schon hinter sich gelassen, als Chagall noch schnell einen Haken schlug, und dabei fast auf die Nase gefallen wäre, weil auf dem Boden lauter Murmeln verstreut lagen. Das Kukol aber überall sein Spielzeug liegen lassen musste! Und kaum hatte er sich wieder einigermaßen eingesammelt und die nächsten Meter hinter sich gebracht, hörte er auch schon einen gewaltigen schlag.
Autsch! Was ist den das schon wie... ! KUKOL! Schwing deinen Hintern hier rauf und räum gefälligst dein Glump auf die Seite! Und zwar ein wenig zackig!
Der Graf hatte anscheinend nicht so viel Glück wie Chagall. Denn er war aller Bemühungen zum Trotz auf den Murmeln ausgerutscht, und kämpfte sich nun unter lautem Fluchen wieder auf die Beine, bevor er sich wieder an die Verfolgung seines Opfers machte.
Doch auch Chagall stand gerade mal nicht auf der Leitung, und nutzte die kurze Zeitspanne, um sich und seinen Katalog nun endlich in Sicherheit zu bringen. Schnell noch die Zimmertüre abgeschlossen, und schon konnte er sich in Ruhe seinem Wunschreiseziel widmen. Den tobenden Graf vor seiner Türe ignorierte er einfach.
&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&&
Am nächsten Morgen:
Die leichte Reisekutsche rumpelte mit viel Getöse über das unebene Kopfsteinpflaster, und kam schließlich mit quietschenden Rädern im Hof des Schlosses zum stehen. Der Kutscher selbst, war noch nicht einmal vom Kutschbock herabgeklettert, als die Wagentüre bereits mit viel Schwung geöffnet wurde.
Zwei Personen landeten kurz darauf – gefolgt von einem gutem Dutzend Koffern und Taschen - unsanft auf dem Boden. Kaum war alles ausgeladen, wurde die Türe auch schon wieder mit ebensoviel Schwung zugezogen. Und kaum war sie zu ,setzte sich die Kutsche auch schon wieder in Bewegung, und verschwand durch das Tor um eine Kurve. Kaum hatte sich der ältere von beiden wieder einigermaßen zusammengesammelt, fing er auch schon wieder damit an, womit er schon die ganze Reise über beschäftigt war:
Also nein so was! Da sieht man es einmal wieder! Kein Mensch würdigt heutzutage noch die Logik. Das ist etwas was du unbedingt noch lernen musst Junge!
Aber, aber Herr Professor!
Bei den beiden Personen, die so eben unsanft aus der Kutsche „geflogen" sind, handelt es sich um niemand anderes als um Professor Abronsius und seinem Vampir – Assistenten Alfred. Ersterer war wieder einmal der Auslöser für gewisse Streitigkeiten gewesen, die mit dem Rauswurf endeten. Aber wie konnte man auch erwarten, dass normale Leute mit ihrem begrenzten Wissen etwas mit Professor Aliboris Theorien was übernatürliches angeht anfangen konnten. Doch so etwas schreckte Professor Abronsius eigentlich nie ab. Nur gut, dass die Fahrt zu ende gewesen ist, bevor er mit Van Helsing anfangen konnte.
Alfred mochte sich gar nicht vorstellen, was die Leute dann mit ihnen gemacht hätten. Den wie durch ein Wunder hatte es der Kutscher doch geschafft, dass noch vier weitere Personen in der Kutsche Platz gefunden hatten.
Doch nun hieß es erste einmal das Gepäck ins Schloss schaffen. Also stiefelten die beiden Richtung Tor los, um zu läuten. Und kaum war dies geschehen, wurde das Tor auch schon geöffnet. Kukol betrachtete die beiden abschätzend, kam aber zu dem Schluss das sie immer noch ungefährlich waren, und lies sie darauf hin eintreten. Doch weigerte er sich strikt das Gepäck alleine hoch zu tragen, nachdem er den Haufen erblickt hatte. Also musste der arme Alfred wieder einmal als Kofferträger agieren. Was diesem ja gar nicht passte.
Den ihr Zimmer war wieder einmal in der obersten Etage des Schlosses. Aber eine gute Stunde später, war auch dieses Kunststück vollbracht, und alles verstaut. Doch hieß es nun erst einmal für beide nur warten. Denn es war heller Tag, und die anderen hatten sich zum Mittagsschlaf aufs Ohr gelegt. Und so vertrieb sich jeder auf seine Art und weise die Zeit.
Da Alfred sichtlich unter der holprigen Fahrt litt, zog es ebenfalls vor sich aufs Ohr zu hauen, und den Professor zog es natürlich schnurstracks in die Bibliothek. Dort ließ er sich natürlich gleich auf „seinen" Lesesessel fallen, und fing an in den unzähligen Büchern zu schmökern. Eines davon war z.B. Die Unterscheidungsmerkmale von Vampiren mit verschiedener geografischer Herkunft :
Vorwort:
Ich weis genau, dass sie dieses Buch für Schwachsinn halten, und über Vampire lachen. Glauben sie nicht das ich dies nicht wüsste. Aber dies ist überhaupt nicht zum Lachen da. Es ist eine ernste Angelegenheit.
Ein Vampir ist ein Monster.
Aber halt mal, jetzt weis ich was ich machen werde. Ich beschreibe ihnen auf den folgenden Seiten einfach wie so etwas aussieht. Den auf der einen Seite, sind es faszinierende Geschöpfe, die einfach hinreißend sind.
Sie sehen nicht so aus als währen sie tot. Aber das sind sie ja eigentlich auch gar nicht, und auf der anderen Seite aber doch irgendwie. Tagsüber, wenn die Sonne scheint, geben sie vor Tot zu sein. Aber des Nachts, sieht das schon ganz anders aus. Da werden sie ganz schnell wieder munter, und begeben sich auf die Suche nach lebenden Menschen, so wie sie und ich einer sind. Oder ich hoffe dies zumindestens für sie. Du genau an diesem Punkt, beginnt das ganze Beißgeschäft... .
Doch die Ruhe währte nicht sehr lange. Kaum hatte er das erste Kapitel durch, wurde er von lautem Getöse unterbrochen.
Oh Alfred! Komm doch mal her und lass dich knuddeln. Wir haben uns doch schon so lange nicht mehr gesehen, freust du dich den gar nicht?
Nein, ich will aber nicht!
Och komm schon, sei doch nicht so gemein zu deinem Herbi. Ich tu dir doch nix!
Das erste Familienmitglied war also aufgestanden. Tagsüber vorgeben tot zu sein! So ein Blödsinn dachte sich der Professor. Immerhin, hatten seine Feldforschungen schon zu der Erkenntnis geführt, dass nicht alle Vampire den Tag verschliefen, sondern auch da mal ganz putzmunter waren.
Hilfe, Herr Professor! Zu Hilfeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!
Alfred war über die Tatsache, das Herbert schon auf war ganz und gar nicht erfreut. Den kaum wurde er von dem Grafensohn entdeckt, musste er sich auch schon wieder dessen Annäherungsversuche gefallen lassen. Und dabei liebte er doch immer noch seine Sarah. Das Leben konnte schon sehr grausam sein. Und die hielt es nicht einmal für nötig ihm zu helfen. Nein sie brauchte ja ihren Schönheitsschlaf. Und das konnte dauern. Pech für Alfred eben.
Und so musste Alfred eben bis zum Abendessen durchhalten. Und auch der Professor hatte sich vorgenommen, mal ein kleines Pläuschchen mit dem Grafen selbst zu halten. Immerhin war er die führende Fachkraft, was Vampire anging. Und bis es so weit war, konnte er ja noch ganz in Ruhe weiterlesen. Und er lies sich auch nicht von den anderen beiden stören, die nun schon zum zweiten mal durch die Bibliothek rasten.
Herr Professoooooooooooooorrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
Etz warte doch du Dummkopf! Hihihi!
Und weg waren sie!
