Kapitel 3: Wohin soll es den diesmal gehen?

Nach und nach, wurde auch der Rest der Truppe munter. Nur ein gewisser jemand, zog es vor noch auf seinem Zimmer zu bleiben. Zumindestens so lange, bis sich der Graf wieder etwas erholt hatte. Immerhin, hatte er ein paar blaue Flecken und eine Riesen Beule von seinem Sturz davongetragen. Von dem hübschen blauen Auge gar nicht erst zu reden. Und Chagall wusste ganz genau an wem er seine Zorn darüber auslassen würde. Bestimmt nicht an Kukol, obwohl er es ja war, der seine Spielsachen hat rumliegen lassen.

Doch Graf von Krolock lies es sich nicht nehmen, den Professor als erstes zu begrüßen. Weil Herbert wollte ja unbedingt Alfred übernehmen. Der Junge war ja soooo wild darauf. Also hatte er seinem Sohn die Erlaubnis erteilt, worauf dieser Freudesprünge machend davon hüpfte, um nach Alfi zu suchen.

Mein lieber Professor! Welch eine Freude euch hier zu sehen! Ich hoffe doch, die Reise war angenehm?

Nun angenehm vielleicht nicht gerade, sie wissen es ja selbst, kein Mensch würdigt noch die Logik von Professor Alibori. Und dabei wollte ich diesen ungebildeten Bauerntrampeln nur ein wenig Wissenschaft weitergeben!

Nachdem also der Professor dem Grafen sein Leid geklagt hatte, klingelte dieser kurz und trug Kukol – der auf das klingeln erschienen war – auf, den Kaffee und den Kuchen zu bringen. Immerhin lies es sich bei einem schönen heißen Käffchen besser reden.

Und es musste ja endlich beschlossen werden, wohin der urlaub dieses Jahr gehen sollte. Also wurde Kukol auch noch losgeschickt, um Chagall runterzuholen. Auch wenn das den meisten der Runde gar nicht passte. Aber er war eingeladen worden, und so musste er halt mitfahren.

Wie wäre es denn, wenn wir Paps einfach in einen Eimer stecken, den mit Zement auffüllen, und ihn dann damit in den tiefsten Keller stellen? So kann er toben wie er will, und keiner hört ihn.

Nein meine Liebe! Sonst weckt er noch die ganze Verwandtschaft auf! Und die können ganz schön sauer werden, wenn sie vor dem nächsten Ball geweckt werden.

Ok dann müssen wir ihn wohl doch mitnehmen. Hast du wenigstens den Katalog von der Nord- und Ostsee versteckt? Sonst macht er wieder so einen Riesen tamtam draus.

Ich hatte ihn bei mir, aber irgendwie hat er ihn doch erwischt. Leider!

Ach Paps! Warum hast du den Chagall auch erwischen lassen?

War doch gar keine Absicht! Der Oberdummdepp hat den Vorhang in Brand gesetzt!

Ja ja, dass kann ja jeder behaupten!

Während sich die drei über die Möglichkeiten stritten, wodurch ein Vorhang in Brand geraten konnte, Stopfte Alfred sich mit Kuchen voll, und der Professor löcherte Magda mit interessanten Fragen. Interessant vor allem für ihn selbst. Doch da Magda noch nicht so lange zu der Vampirgesellschaft gehörte, wie etwa der Graf selbst, oder Herbert, hatte sie nicht auf alle Fragen eine Antwort parat. Und so musste Graf von Krolock wieder einmal als wandelndes Lexikon herhalten.

Stimmt es wirklich, dass man Vampire aufgrund bestimmter körperlicher Merkmale ihrem Herkunftsland zuordnen kann?

Nun mein lieber Herr Professor, dass ist teilweise wirklich richtig. Ich kann zwar nicht behaupten, dass alle Länder ihr eigenes Merkmal haben, aber einige Besonderheiten gibt es doch.

Nur zu! Fahren sie fort!

Nehmen wir z.B. den Transsilvanischen Vampir als Ausgangsmodell. Nun im großen und ganzen unterscheiden wir uns kaum von Vampiren mit anderer geografischer Herkunft. Aber wenn sie sich nun einmal einen Bulgarischen Vampir ansehen würden, würde ihnen sofort ein Unterschied auffallen!

Und der wäre?

Nun, ein Bulgarischer Vampir, hat nur ein einziges Nasenloch! In der Mitte der Nase!

Nein! Ist es dehn die Möglichkeit?

Nun, dass ist wahrlich faszinierend nicht wahr? Aber es gibt noch andere Unterschiede: z.B. bei den Griechischen Vampiren. Sie haben spitze und gespaltene Zungen, wie eine Schlange!

Beide waren völlig abgelenkt und vertieften das Thema immer weiter. Was den anderen nur recht sein konnte. So blieben wenigstens sie von Professor Abronsius Ausführungen und seiner Fachsimpelei verschont. Es ging eine ganze weile gut, bis auf einmal lautes Gepolter von der Treppe her zu hören war.

Aber mein lieber Kukol! Was soll ich den machen? Ich bin nun mal müde und will schlafen und nicht einmal du mein lieber hast da das Recht mich aufzuwecken. Und schon gar nicht mich hier herunterzutragen. Ich bin doch kein Ausstellungsstück! Ach mensch! Kukol! Ich hab doch gesagt, ich will nicht und jetzt wirst du mich sofort wieder in mein Zimmmeee...

RUMPEL POLTER KRACH!

Und schon kam der gute Chagall die Treppe heruntergeschlittert. Mitsamt seines Sarges. Kukol hatte nicht lange gefackelt, sondern einfach alles mitgenommen. Und kurzerhand hatte er den lieben Chagall, der ja so müde war, einfach die Treppen runterschlittern lassen. Ging auf jeden Fall schneller als zu Fuß. Und schon stand - oder besser gesagt saß – Chagall inmitten des Zimmers auf den Boden, wie eben ein Vampir in seinem Sarg in dem er gerade ein Nickerchen halten wollte. Sehr zur Belustigung der restlichen Anwesenden.

Und nachdem sich alle wieder einigermaßen gefangen hatten, ergriff der Graf Höchstselbst das Wort, wobei er den Schabernacktreiber auf dem Fußboden ärgerlich musterte.

Meine lieben Freunde. Es freut mich außerordentlich, dass ihr alle erschienen seid. Wie ihr alle wisst, haben wir uns entschlossen wieder einmal zwei ganze Wochen (leider bedeutet das ja auch zwei Wochen Chagall aushalten!) zusammen in Urlaub zu fahren. Zu diesem Zweck...

Och Paps komm wieder runter! Wir sind doch unter uns. Warum also so höflich?

Allgemeine Zustimmung von den billigen Plätzen! Worauf der Graf nur verwundert die Stirn runzelte. Mit dem Ergebnis, dass ihm sein blaues Auge wieder schmerzhaft bewusst wurde. Aber er hörte auch nicht mit seiner Ansage auf.

Na schön also...

Aber immerhin lies er sich doch noch auf den nächstbesten Sessel fallen, und war schon wieder bei der Sache:

Ok wir wollen also urlaub machen, und ihr wisst ja was das heißt. Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht wohin?

FKK an der Ostsee! Da waren wir noch nie ...

Also wir Mädels haben uns gedacht, wir fahren mal in den Süden!

Sarah hatte das Wort ergriffen, weil sie beim Loseziehen gegen Magda und Herbert verloren hatte! Und die beiden stimmten ihr sofort zu.

Aber wir wollen auf gar keinen Fall nach Venedig! Da waren wir doch schon so oft! Und der Professor und Alfred sind auch jedes Jahr dort auf ihrem Kongress.

Ok, der Süden ist nicht schlecht! Und wohin genau?

Die Ostsee...

Wie währe es den mit Frankreich? Paris soll doch im Sommer wunderschön sein!

Magda rief einfach dazwischen, um Chagall das Wort abzuschneiden!

Und denkt doch nur mal an die ganzen Sehenswürdigkeiten! Kunst, Kultur, und das Essen soll auch nicht ohne sein!

Nee! Ich mag kein Französisches Essen! Bei denen gibt's Froschschenkel und son Zeugs! Und die ewigen Crossous oder wie das heißt zum Frühstück! Die sind ja schlimmer als die Engländer mit ihrem Tee!

Herbert konnte sich einfach nicht zurückhalten! Und auch Alfred hatte etwas daran auszusetzen.

Die Reden da auch so komisch! Ich versteh da immer kein Wort wen die mit ihrem Französisch loslegen!

Kein Problem mein Junge! Das lernst du schon noch!

Die Nordsee wär auch nicht zu...

Aber, aber Herr Professor!

Das fehlte ja gerade noch! Im Urlaub lernen! Das kam ja gar nicht in die Tüte. Schon gar nicht für Alfred.

Na gut, nächster Vorschlag! Wer hat noch nicht, wer will noch mal?

Wie währe es mit der Türkei? Das Tote Meer soll die Attraktion des Landes sein! Und es ist gesund darin zu Baden!

Sarah die den Vorschlag gemacht hatte, hatte nun gar keinen Hintergedanken was das Wort baden anging. Sie reizte natürlich ausschließlich die Tatsache, das es gesund sein soll!

Und da gibt's auch so viel zu sehen! Wunderschöne Landschaft! Und das Essen erst?

Was höre ich da? Türkei? Essen?

Chagall hatte aufgehört dazwischenzurufen und beteiligte sich nun nach den allgemein bekannten Gesprächsregeln.

Oh ja das ist wohl ein Gaumenschmaus nach meinem Geschmack! Döner mit vieeeel Knoblauch! Den gibt's in fast allen Gerichten da! Was meint ihr? Das währe das ideale Reiseziel!

Doch irgendwie sind alle (bis auf den Professor natürlich) plötzlich so blass geworden. Und wie aus einem Munde kam dann nur noch:

Nein, nein, nein, nein!

Noch irgendwelche Vorschläge? Alfred?

Nun! Wie währe es mit der Arktis? Wilde Tiere endlose Nächte, die Polarlichter! Skifahren oder mit dem Hundeschlitten über die Eisschollen jagen?

Keine Schlechte Idee! Was meint ihr? Herr Professor?

Nun, in der tat , aber was will man den mit endlosen Nächten? Die können wir uns hier auch machen! Die Vorhänge zuziehen und den ganzen Tag im Bett liegen! Und Schnee gibt's im Winter auch zuhause genug!

Und da ist es doch so kalt! Und ich hab doch meine Rosa Plüschohrschützer schon eingemottet bis zum nächsten Winter!

Und Baden kann man da auch nicht!

Genau! Fahren wir lieber an die Ostsee! Da kann man Baden auch ohne Badeanzug!

HALT DIE KLAPPE!

Er hatte die Gesprächsregeln wohl schon wieder vergessen. Und was sie auch vorschlugen, es ging einfach nicht vorwärts. Ägypten fiel flach, weil sich keiner in den Pyramiden verlaufen wollte, Australien auch, weil man da viel zu lange unterwegs war (von den Koalabären reden wir erst gar nicht!). Und erst recht ein Golfurlaub in Spanien. Doch irgendwann in dieser nicht enden wollenden Diskussion (warum sich auch abhetzen? Vampire haben schließlich alle Zeit der Welt und noch mehr davon!) fiel der entscheidende Satz:

Ich hab's!

Häääääääää?

Warum fahren wir nicht in die Berge?

Ja warum eigentlich nicht!

Das währe mal was neues!

An der Noooooordseeeeeküste am ...

Aber im welche Berge?

Kaukasus!

Ne in den Himalaja! Ich sage nur Mount Everest!

Die Alpen!

Welche? Frankreich? Deutschland? Schweiz? Österreich?

... sind die Fiiiiiische im Wasser, und selten an ...

Alle plapperten jetzt munter durcheinander. Und Alfred, der den Vorschlag gemacht hatte, war jetzt ganz stolz auf sich. Also einigte man sich schließlich darauf, in einer Berghütte die ganz in der Nähe von München lag Urlaub zu machen. Das bedeutete im Klartext: Zwei erholsame Wanderwochen und Landluft schnuppern.

Da sag ich nur noch folgendes dazu: Wovon träumen die eigentlich sonst noch? Schließlich ist ja auch Chagall mit von der Party!